Reinhard Mumm

Theologe, Verbandsfunktionär und Politiker (1873-1932)

Jürgen Frölich (Gummersbach/Bonn)

Reinhard Mumm, ca. 1930. (Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch 1930, V. Wahlperiode, Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1930)

Der aus Düs­sel­dorf stam­men­de und lan­ge Jah­re in West­fa­len wir­ken­de Rein­hard Mumm war am En­de des Kai­ser­rei­ches und in der Wei­ma­rer Re­pu­blik ei­ner der be­kann­tes­ten Ver­tre­ter ei­nes na­tio­nal-kon­ser­va­ti­ven, aber zu­gleich so­zi­al-en­ga­gier­ten Pro­tes­tan­tis­mus.

Ge­bo­ren wur­de Rein­hard Mumm am 25.7.1873 in Düs­sel­dorf als äl­tes­ter Sohn des Hut­fa­bri­kan­ten Rein­hard Mumm (1839-1891), des­sen Fa­mi­lie seit län­ge­rem am Nie­der­rhein an­säs­sig und des­sen gleich­na­mi­ger Va­ter (1794-1854) Rats­herr in Ruhr­ort (heu­te Stadt Duis­burg) ge­we­sen war. Die Mut­ter Su­san­ne Ma­rie, ge­bo­re­ne Kay­ser (1843-1926), war ei­ne Kauf­mann­s­toch­ter aus Bad Kreuz­nach. In sei­ner Ge­burts­stadt Düs­sel­dorf be­such­te Mumm von 1883 bis 1893 das Kö­nig­li­che Gym­na­si­um. Ent­schei­dend für den Le­bens­lauf wur­de schon in der Schul­zeit die Be­geg­nung mit dem Ber­li­ner Hof­pre­di­ger und kon­ser­va­ti­ven Po­li­ti­ker Adolf Stoecker (1835-1909). Als ers­ter in sei­ner Fa­mi­lie stu­dier­te Mumm Theo­lo­gie, zu­nächst in Bonn, spä­ter in Hal­le, da­zu auch Volks­wirt­schaft, un­ter an­de­rem bei dem Bon­ner Na­tio­nal­öko­no­men Hein­rich Diet­zel (1857-1935). Sei­ne theo­lo­gi­sche Welt­sicht wur­de ge­prägt durch den Hal­len­ser kon­ser­va­ti­ven Neu­tes­ta­ment­ler Mar­tin Käh­ler (1835-1912), des­sen Nich­te Eli­sa­beth (1890-1967) er 1909 ehe­lich­te. Die­se war zu­gleich die Pfle­ge­toch­ter Stoeckers, den er im an­ti­se­mi­ti­schen Ver­ein Deut­scher Stu­den­ten wie­der­traf und dem nach Ber­lin an die Uni­ver­si­tät folg­te. Nach dem ers­ten theo­lo­gi­schen Staats­ex­amen in Bonn 1897 ab­sol­vier­te er ein Auf­bau­stu­di­um in Ut­recht, aus dem ei­ne Li­zensia­ten­ar­beit über den Re­for­ma­tor Mar­tin Chem­nitz (1522-1586) her­vor­ging. Zeit­gleich mit dem zwei­ten Staats­ex­amen wur­de Mumm im Jahr 1900 Ge­ne­ral­se­kre­tär der „Frei­en Kirch­lich-So­zia­len Kon­fe­ren­z“, ei­ner kon­ser­va­ti­ven Ab­spal­tung der von Stoecker ur­sprüng­lich ge­grün­de­ten „Evan­ge­lisch-so­zia­len Kon­fe­ren­z“, in der nun die li­be­ra­len Kräf­te um Fried­rich Nau­mann (1860-1919) und Max We­ber (1864-1920) do­mi­nier­ten.

In den fol­gen­den Jah­ren stieg Mumm, der sich für ei­ne Funk­tio­närs- und ge­gen ei­ne Theo­lo­gen­lauf­bahn ent­schie­den hat­te, in der brei­ten evan­ge­lisch-so­zia­len Be­we­gung auf, zu der un­ter an­de­rem die „In­ne­re Mis­si­on“, die „Christ­li­chen Ge­werk­schaf­ten“ und die „Christ­lich-so­zia­le Par­tei“ (CSP) ge­hör­ten, für die Stoecker von 1898 bis 1909 im Reichs­tag saß und de­ren Hoch­bur­gen im süd­li­chen West­fa­len, im Ruhr­ge­biet und im Re­gie­rungs­be­zirk Düs­sel­dorf la­gen. Ge­mein­sa­me Grund­la­ge wa­ren Be­mü­hun­gen um die so­zia­le In­te­gra­ti­on der – pro­tes­tan­ti­schen – Ar­bei­ter­schaft, die sich mit An­ti­li­be­ra­lis­mus und An­ti­so­zia­lis­mus so­wie – bei der CSP - mit ei­nem star­ken An­ti­se­mi­tis­mus ver­ban­den. Mumm nahm in­ner­halb die­ser Be­we­gung ver­schie­de­ne Po­si­tio­nen wahr und ver­such­te beim Tod Stoeckers des­sen po­li­ti­sches Er­be an­zu­tre­ten. Al­ler­dings ge­lang ihm erst 1912 in des­sen Wahl­kreis Sie­gen-Witt­gen­stein, den 1909 ver­lo­re­nen Reichs­tag­sitz im ers­ten Wahl­gang von den Na­tio­nal­li­be­ra­len für die CSP zu­rück­zu­er­obern.

Sein Leit­mo­tiv, das sein ge­sell­schaft­li­ches und po­li­ti­sches En­ga­ge­ment da­mals und auch spä­ter be­stimm­te, hat Mumm in sei­nen pos­tum er­schie­ne­nen Er­in­ne­run­gen so ver­dich­tet: Fest auf christ­li­chem Grund in evan­ge­li­scher Klar­heit! Ge­treu in so­zia­lem Op­fer­sinn im Blick auf un­ser wun­des Volk! Straff ste­hen zum Volk und zum völ­ki­schen, zum na­tio­na­len Ge­dan­ken! Ent­spre­chend ver­stand sich Mumm als Teil des kon­ser­va­ti­ven La­gers, al­ler­dings in ge­wis­ser Dis­tanz zu den agra­risch aus­ge­rich­te­ten Deutsch­kon­ser­va­ti­ven, wäh­rend er sich der 1916 aus CSP, Frei­kon­ser­va­ti­ven und an­de­ren kon­ser­va­ti­ven Split­ter­grup­pen ge­bil­de­ten „Deut­schen Frak­ti­on“ um­ge­hend an­schloss.

Den Kriegs­aus­bruch 1914 er­leb­te er auf dem Weg nach Ost­afri­ka im Mit­tel­meer und schlug sich dann durch Ita­li­en und die Habs­bur­ger­mon­ar­chie nach Deutsch­land durch. Bei den Kriegs­zie­len lag Mumm auf der an­ne­xio­nis­ti­schen Li­nie der All­deut­schen, such­te aber durch­aus ei­ge­ne Ak­zen­te zu set­zen, un­ter an­de­rem in­dem er ei­nen Aus­gleich mit Russ­land un­ter Op­fe­rung des deut­schen Ver­bün­de­ten Tür­kei emp­fahl, des­sen Ar­me­ni­er-Mas­sa­ker er kri­ti­sier­te. 1917 wur­de er Feld­pre­di­ger an der Ost­front und er­hielt ei­nen theo­lo­gi­schen Eh­ren­dok­tor der Ber­li­ner Uni­ver­si­tät. Nach­dem er Mit­te 1917 ge­gen die mehr­heit­lich vom Reichs­tag an­ge­nom­me­ne Frie­dens­re­so­lu­ti­on ge­stimmt hat­te, woll­te Mumm bis Kriegs­en­de die ab­seh­ba­re Nie­der­la­ge Deutsch­lands nicht wahr­ha­ben und or­ga­ni­sier­te noch im Ok­to­ber 1918 an der Ber­li­ner Sie­ges­säu­le ei­ne De­mons­tra­ti­on mit Durch­hal­te-Pa­ro­len.

Auf den Sturz der Mon­ar­chie re­agier­te er we­nig spä­ter mit ei­nem Zei­tungs­ar­ti­kel, wo er sich zum Haus Ho­hen­zol­lern be­kann­te: Mein Kai­ser hei­ßt Wil­helm III. Den neu­en po­li­ti­schen Um­stän­den woll­te Mumm mit der Grün­dung ei­ner kon­ser­va­ti­ven Volks­par­tei Rech­nung tra­gen und un­ter­stütz­te des­halb den Zu­sam­men­schluss der ver­schie­de­nen kon­ser­va­ti­ven Grup­pie­run­gen zur „Deutsch-Na­tio­na­len Volks­par­tei“  (DNVP). Für die­se wur­de er in sei­nem al­ten, nun­mehr zu „West­fa­len-Süd“ er­wei­ter­ten Wahl­kreis auf ei­ner ge­mein­sa­men Lis­te von DVNP und na­tio­nal-li­be­ra­ler Deut­scher Volks­par­tei An­fang 1919 in die Wei­ma­rer Na­tio­nal­ver­samm­lung ge­wählt.

Trotz sei­ner An­häng­lich­keit an die Mon­ar­chie ver­wei­ger­te sich Mumm aber nicht völ­lig der kon­struk­ti­ven Mit­ar­beit am neu­en Ver­fas­sungs­sys­tem, wo­bei sein Haupt­au­gen­merk kir­chen- und kul­tur­po­li­ti­schen Fra­gen galt. Als Mul­ti­funk­tio­när et­li­cher kirch­li­cher Vor­feld­or­ga­ni­sa­tio­nen und be­kann­ter evan­ge­lisch-so­zia­ler Pu­bli­zist ge­noss er das be­son­de­re Ver­trau­en kirch­li­cher In­stan­zen, ins­be­son­de­re des preu­ßi­schen Ober­kir­chen­ra­tes. De­ren In­ter­es­sen ver­trat er ganz of­fen­siv: „Sei­ne Loya­li­tät ge­hör­te in Wei­mar stär­ker der Kir­che als der Par­tei.“ (Nor­bert Fried­rich) Bei der Neu­ge­stal­tung des Ver­hält­nis­ses von Kir­chen und Staat, die spä­ter auch ins Grund­ge­setz über­nom­men wur­de, ar­bei­te­te er auch mit Li­be­ra­len wie Fried­rich Nau­mann und Wil­helm Kahl (1849-1932) zu­sam­men und sah im Er­geb­nis die Um­set­zung des al­ten Ziels sei­nes Lehr­meis­ters Stoecker ei­ner „frei­en Volks­kir­che“ weit­ge­hend er­reicht. Auch den zwi­schen der Zen­trums­par­tei und der SPD ge­schlos­se­nen „Wei­ma­rer Schul­kom­pro­mis­s“ trug er mit. Ob­wohl er schlie­ß­lich mit sei­ner Frak­ti­on ge­gen die Ver­fas­sung stimm­te, ak­zep­tier­te er die­se doch als vor­läu­fi­ge Grund­la­ge und lehn­te dem­entspre­chend den Ver­such ei­nes ge­walt­sa­men Um­stur­zes durch den Kapp-Putsch ab. Im Rück­blick emp­fand Mumm die Zeit in der Na­tio­nal­ver­samm­lung als Hö­he­punkt mei­ner Ar­beit.

Beim Wahl­er­folg der Deutsch­na­tio­na­len im Ju­ni 1920 zog Mumm – wie bei den fol­gen­den drei Wah­len bis 1928 auch – über den Wahl­kreis West­fa­len-Süd er­neut in den Reichs­tag ein. Hier kon­zen­trier­te er sich auf die Kul­tur­po­li­tik und stand vie­le Jah­re dem Reichs­tags-Aus­schuss für Bil­dungs­we­sen vor. Ana­log zu sei­nen Über­zeu­gun­gen woll­te er ge­ra­de auf die­sem Feld ei­ne „Rechris­tia­ni­sie­run­g“ der Be­völ­ke­rung vor­an­trei­ben, wo­bei sein Haupt­in­ter­es­se der Li­te­ra­tur und dem Film galt. In letz­te­rem er­blick­te er schon im Ers­ten Welt­krieg ei­nen Volks­ver­wüs­ter ers­ten Ran­ges, den es ei­ner stren­gen Zen­sur zu un­ter­wer­fen galt. Als lang­jäh­ri­ges Mit­glied der „Film-Ober­prüf­stel­le“ ver­such­te er selbst in die­se Rich­tung zu wir­ken. Aber auch hin­sicht­lich der Li­te­ra­tur ver­schrieb sich Mumm dem Kampf ge­gen „Schmutz und Schun­d“, so dass er in den Au­gen vie­ler als der ei­gent­li­che „Va­ter“ des be­rüch­tig­ten „Ge­set­zes zur Be­wah­rung der Ju­gend vor Schund- und Schmutz­schrif­ten“ galt, das der Reichs­tag durch ei­ne Mit­te-Rechts-Mehr­heit En­de 1926 ver­ab­schie­de­te.

In­ner­halb sei­ner Frak­ti­on ge­hör­te Mumm zu­gleich zu den­je­ni­gen, die al­len Vor­be­hal­ten ge­gen­über der Re­pu­blik zum Trotz kei­ne fun­da­men­ta­le Op­po­si­ti­on be­trei­ben woll­ten und ei­ner Mit­wir­kung an der Re­gie­rung nicht ab­ge­neigt wa­ren. So stimm­te er 1924 der Ver­ab­schie­dung des Da­wes-Pla­nes zu, mit dem die Re­pa­ra­ti­ons­fra­ge neu­ge­re­gelt wur­de, und half da­mit, die not­we­ni­ge Zwei-Drit­tel-Mehr­heit zu si­chern. Die in­ner­par­tei­lich nicht un­um­strit­te­ne Be­tei­li­gung der DNVP am ers­ten Ka­bi­nett von Reich­kanz­ler Hans Lu­ther (1879-1962) und am drit­ten und vier­ten von Wil­helm Marx (1863-1946) hat Mumm grund­sätz­lich be­grü­ßt. Auch aus die­sem Grund war er bei al­ler Kri­tik am rech­ten Flü­gel sei­ner ei­ge­nen Par­tei nicht be­reit, die Ein­heit der DNVP durch Ab­spal­tung der Christ­lich-So­zia­len aufs Spiel zu set­zen. Noch im Wahl­kampf 1928 be­kämpf­te er den von Würt­tem­berg aus­ge­hen­den Ver­such, die Christ­lich-So­zia­le Par­tei wie­der­zu­be­le­ben.

Zwi­schen­durch hat­te Mumm auch aus fi­nan­zi­el­len Grün­den ver­sucht, ne­ben der Po­li­tik ein zwei­tes be­ruf­li­ches Stand­bein zu be­kom­men. Der Ver­such, ei­ne Pfar­rerstel­le an der Ber­lin Ni­co­lai-Kir­che zu er­hal­ten, schei­ter­te am Wi­der­spruch des dor­ti­gen Pres­by­te­ri­ums. 1922 wur­de er Pfar­rer in Sy­burg bei Iser­lohn, oh­ne dort al­ler­dings zu re­si­die­ren. Vie­le sa­hen dar­in des­halb nur ei­ne Si­ne­ku­re zur Ver­bes­se­rung der ei­ge­nen Po­si­ti­on auf dem Hö­he­punkt der In­fla­ti­ons­zeit. Zu­gleich en­ga­gier­te sich Mumm aber als „west­fä­li­scher So­zi­al­pfar­rer im Ne­ben­am­t“, was auch die An­er­ken­nung des Pro­vin­zi­al­kir­chen­ra­tes fand, der lan­ge Jah­re ver­geb­lich auf ei­ne neue haupt­amt­li­che Stel­le dräng­te, wes­halb Mumm die Po­si­ti­on erst 1931 auf­ge­ben konn­te.

Zu die­sem Zeit­punkt ging sei­ne po­li­ti­sche Kar­rie­re dem En­de ent­ge­gen, da sei­ne Stel­lung in der DNVP, wo er sich vor al­lem auf den Evan­ge­li­schen Reichs­aus­schuss ge­stützt hat­te, seit 1928 im­mer mehr un­ter Druck ge­ra­ten war. Mit der Wahl Al­fred Hu­gen­bergs (1865-1951) zum Par­tei­vor­sit­zen­den schwand der christ­lich-so­zia­le Ein­fluss und ging die Par­tei zur Fun­da­men­tal-Op­po­si­ti­on zu. Mumms Schwie­rig­kei­ten mit Hu­gen­berg rühr­ten auch da­her, dass des­sen Me­di­en­kon­zern Pro­duk­te ver­trieb, die für ihn un­ter die Ru­brik „Schmutz und Schun­d“ fie­len. Dass die Par­tei da­von pro­fier­te, lehn­te er ab: Ei­ne na­tio­na­le Be­we­gung von Sün­den­geld ge­speist, hat kei­ne Ver­heis­sung. Eben­so be­fürch­te­te er nicht zu Un­recht, dass un­ter dem Gro­ß­in­dus­tri­el­len Hu­gen­berg die christ­lich-so­zia­len Ele­men­te in der Par­tei zu­guns­ten ei­nes un­ter­neh­mer-freund­li­chen Kur­ses zu­rück­ge­drängt wür­den.

Zum Bruch kam es dann über das so­ge­nann­te „Volks­be­geh­ren ge­gen den Young-Plan“. Mumm teil­te zwar die In­ten­ti­on, ei­ne wei­te­re, auf lan­ge Zeit bin­den­de Re­ge­lung der Re­pa­ra­ti­ons­fra­ge zu ver­hin­dern, woll­te aber nicht ei­ne mög­li­che Un­ter­zeich­nung un­ter Stra­fe stel­len. Auch sah er ein Zu­sam­men­ge­hen mit der NS­DAP kri­tisch. Weil er letzt­lich doch im Zwei­fel den „christ­li­chen“ über den „na­tio­na­len Ge­dan­ken“ stell­te, trat er En­de 1929 aus Par­tei und Frak­ti­on aus und kam da­mit sei­nem Aus­schluss be­vor. Kur­ze Zeit spä­ter schloss er sich dem „Christ­lich-So­zia­len Volks­diens­t“ (CVSD), ei­ner Fu­si­on ver­schie­de­ner christ­lich-so­zia­ler Kräf­te, an.

Für die­sen kan­di­dier­te Mumm bei der vor­ge­zo­ge­nen Reichs­tags­wahl vom Sep­tem­ber 1930 und wur­de auf Platz vier der Reichs­lis­te als ei­ner von ins­ge­samt 14 Ab­ge­ord­ne­ten ge­wählt. Mit sei­ner neu­en Par­tei un­ter­stütz­te er das oh­ne Mehr­heit re­gie­ren­de Prä­si­di­al­ka­bi­nett von Hein­rich Brü­ning (1885-1970), oh­ne an die­sem di­rekt be­tei­ligt zu sein. Auch im CVSD sah sich Mumm zu­neh­mend iso­liert, da er als Re­likt ei­ner un­ter­ge­gan­ge­nen Zeit galt und sich auch mit sei­nem Kampf ge­gen den Al­ko­ho­lis­mus we­nig Freun­de mach­te. Sein lau­te­rer, un­an­tast­ba­rer Cha­rak­ter wur­de je­doch auch von par­tei­po­li­ti­schen Op­po­nen­ten wie dem lang­jäh­ri­gen so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Reichs­tags­prä­si­den­ten Paul Lö­be (1875-1967) nicht in Zwei­fel ge­zo­gen. 

Aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den hat­te sich Mumm, der zeit sei­nes Le­bens herz­krank war, für die Reichs­tags­wahl im Ju­li 1932, bei der der CS­VD star­ke Ver­lus­te er­litt, nicht mehr auf­stel­len las­sen. Er starb am 25.8.1932 in Ber­lin, ehe er sei­ne Er­in­ne­run­gen ab­schlie­ßen konn­te, die dann pos­tum er­schie­nen. Sein heu­te ver­schwun­de­nes Grab fand er auf dem Fried­hof im bran­den­bur­gi­schen Stahns­dorf. Von sei­nen vier Kin­dern setz­te sein Sohn Rein­hard (1916-1986) als Pfar­rer sein christ­lich-so­zia­les Werk in ge­wis­ser Wei­se fort.

Werke (Auswahl)

Die Po­le­mik des Mar­tin Chem­nitz ge­gen das Kon­zil von Tri­ent, Leip­zig 1905.
(Hg.), Adolf Stoecker – Re­den im Reichs­tag, Schwe­rin 1914.
Der Christ und der Krieg, Leip­zig 1916.
Das Reichs­schul­ge­setz zur Aus­füh­rung von Ar­ti­kel 146, Ab­satz 2 der Reichs­ver­fas­sung, Lan­gen­sal­za 1922.
Die christ­lich-so­zia­le Fah­ne em­por! Ein Wort zur ge­gen­wär­ti­gen La­ge, Sie­gen 1930.
Der christ­lich-so­zia­le Ge­dan­ke. Be­richt über ei­ne Le­bens­ar­beit in schwe­rer Zeit, Ber­lin 1933. 

Quellen

D. Rein­hard Mumm †. In: Vos­si­sche Zei­tung 408 v. 25.8.1932. [on­line]  

Literatur

Brink­mann, Ernst, Der ers­te west­fä­li­sche So­zi­al­pfar­rer. Zur 100. Wie­der­kehr des Ge­burts­ta­ges von Rein­hard Mumm, in: Jahr­buch des Ver­eins für west­fä­li­sche Kir­chen­ge­schich­te 65 (1973), S. 177-188.
Busch, Hel­mut, Rein­hard Mumm als Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ter, in: Jahr­buch des Ver­eins für west­fä­li­sche Kir­chen­ge­schich­te 65 (1973), S. 189-217.
Busch, Hel­mut, Mumm, Rein­hard. in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 18 (1997), S. 582-583 [On­line-Ver­si­on]; URL: https-blank://www.deut­sche-bio­gra­phie.de/pn­d119492083.html#ndbcon­tent
Fried­rich, Nor­bert, „Die christ­lich-so­zia­le Fah­ne em­por!“ Rein­hard Mumm und die christ­lich-so­zia­le Be­we­gung, Stutt­gart 1997.
Han­sen, Eck­hard/Tenn­stedt, Flo­ri­an [u.a.] (Hg.), Bio­gra­phi­sches Le­xi­kon zur Ge­schich­te der deut­schen So­zi­al­po­li­tik 1871 bis 1945, Band 2: So­zi­al­po­li­ti­ker in der Wei­ma­rer Re­pu­blik und im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus 1919 bis 1945, Kas­sel 2018, S. 137-138.
Mühl-Ben­nig­haus, Wolf­gang, Rein­hard Mumm – Va­ter des Licht­spiel- und des Schmutz- und Schund­ge­set­zes in der Wei­ma­rer Re­pu­blik, in: Bei­trä­ge zur Film- und Fern­seh­wis­sen­schaft 29 (1988), S. 207-220.
Mumm, Rein­hard, Kirch­lich – so­zi­al. Zum 100. Ge­burts­tag von D. Rein­hard Mumm, in: In­ne­re Mis­si­on 63 (1973), S. 384-393.
Oh­ne­zeit, Ma­ik, Zwi­schen „schärfs­ter Op­po­si­ti­on“ und dem „Wil­len zur Mach­t“. Die Deutsch­na­tio­na­le Volks­par­tei (DNVP) in der Wei­ma­rer Re­pu­blik 1918-1928, Düs­sel­dorf 2011. 

 
Zitationshinweis

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Frölich, Jürgen, Reinhard Mumm, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/reinhard-mumm/DE-2086/lido/5e873b012a2c90.02195688 (abgerufen am 12.12.2024)