Rudolf von Groote

Oberpräsident der Rheinprovinz (1858–1922)

Joachim Lilla (Krefeld)

Rudolf Felix von Groote (1858-1922). (Privatbesitz Mathias von Groote)

Ru­dolf von Groo­te war ein preu­ßi­scher Ver­wal­tungs­be­am­ter, der fast 30 Jah­re als Land­rat in Rhein­bach wirk­te, zu­gleich zehn Jah­re Vor­sit­zen­der der Land­wirt­schafts­kam­mer der Rhein­pro­vinz war und sei­ne be­ruf­li­che Lauf­bahn als Ober­prä­si­dent der Rhein­pro­vinz be­schloss. 

Ru­dolf Fe­lix Jo­seph von Groo­te wur­de am 9.11.1858 in Bonn als Sohn des Ge­richt­s­as­ses­sors und spä­te­ren Land­rats in Ahr­wei­ler Fe­lix von Groo­te (1828–1889) und sei­ner Frau Ma­ria ge­bo­re­ne Si­mons (1831–1866) ge­bo­ren. Die Fa­mi­lie war ka­tho­lisch. Er be­such­te das Gym­na­si­um in Müns­ter­ei­fel (heu­te Stadt Bad Müns­ter­ei­fel) und leg­te Os­tern 1878 die Rei­fe­prü­fung ab. Von 1878 bis 1881 stu­dier­te er Rechts­wis­sen­schaf­ten in Hei­del­berg, Ber­lin und Bonn, hör­te ne­ben­bei auch Vor­le­sun­gen in Ge­schich­te - un­ter an­de­rem bei Hein­rich von Treitsch­ke (1834-1896) - und Na­tio­nal­öko­no­mie. Sei­ne schrift­li­che Ex­amens­ar­beit für die ers­te ju­ris­ti­sche Staats­prü­fung hat­te das The­ma „Wel­che Re­geln gel­ten im rö­mi­schen Recht über den Nach­weis der Prio­ri­tät des To­des?“. Am 12.11.1881 er­folg­te sei­ne Ver­ei­di­gung als Ge­richt­s­as­ses­sor beim Land­ge­richt Ko­blenz, den Vor­be­rei­tungs­dienst setz­te er spä­ter beim Land­ge­richt in Bonn fort. Am 8.12.1883 wech­sel­te er in die Ver­wal­tungs­lauf­bahn und wur­de als Re­gie­rungs­re­fe­ren­dar bei der Re­gie­rung Düs­sel­dorf über­nom­men; wei­te­re Sta­tio­nen wa­ren Stet­tin und Ber­lin. Nach Ab­le­gung der zwei­ten ju­ris­ti­schen Staats­prü­fun­g wur­de er durch Pa­tent vom 21.12.1886 zum Re­gie­rungs­as­ses­sor er­nannt und der Re­gie­rung Trier zur Dienst­leis­tung zu­ge­teilt. Nach nur gut ei­nem Jahr in Trier wur­de von Groo­te durch Er­lass vom 18.3.1888 mit Wir­kung vom 1.4.1888 kom­mis­sa­risch mit der Ver­wal­tung des Land­rats­amts Rhein­bach be­auf­tragt, dann durch Al­ler­höchs­te Ka­bi­netts­ord­re vom 27.12.1888 de­fi­ni­tiv zum Land­rat in Rhein­bach be­stellt.

Am 24.7.1888 hei­ra­te­te von Groo­te in Trier Cla­ra Stein (ge­bo­ren 1863), sein ers­ter Sohn wur­de 1889 in Rhein­bach ge­bo­ren. In Rhein­bach blieb er fast ge­nau 30 Jah­re im Amt; nach ei­ge­ner Aus­sa­ge war das Amt des Land­rats die schöns­te Auf­ga­be, in der er sein Ide­al ge­fun­den ha­be. In sei­ne Amts­zeit fiel der Er­wei­te­rungs­bau des Kreis­hau­ses in Rhein­bach, der pünkt­lich zu sei­nem 25. Orts­ju­bi­lä­um am 1.4.1913 er­öff­net wur­de. Gleich­zeit er­nann­te ihn die Stadt Rhein­bach zu ih­rem Eh­ren­bür­ger. 

Groo­te war von 1897-1918 Mit­glied des Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­land­tags.

Am 30.1.1908 wur­de er ne­ben sei­nem Amt in Rhein­bach, als Nach­fol­ger des Dü­re­ner Land­rats Ma­xi­mi­li­an von Bre­u­nig (1854–1909), zum Vor­sit­zen­den der Land­wirt­schafts­kam­mer für die Rhein­pro­vinz ge­wählt. Bei die­ser Wahl stell­te er „als Leit­stern sei­ner Amts­füh­rung […] Pflicht­ge­fühl und Lie­be zur rhei­ni­schen Hei­ma­t“ her­aus (Nach­ruf). Im April 1914 konn­te Ober­prä­si­dent Ge­org Frei­herr von Rhein­ba­ben dem Mi­nis­ter des In­nern be­rich­ten, dass von Groo­te die­ses Amt mit aus­ge­zeich­ne­tem Er­folg und zur all­ge­mei­nen Wert­schät­zung aus­übe, ins­be­son­de­re durch den Aus­gleich po­li­ti­scher und kon­fes­sio­nel­ler Ge­gen­sät­ze und die ge­schick­te Be­hand­lung an­ge­streb­ter Wahl­rechts­än­de­run­gen. Als Vor­sit­zen­der der Land­wirt­schafts­kam­mer wäh­rend des Krie­ges ge­lang es ihm, „die manch­mal wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen der Land­wirt­schaft auf der ei­nen und der All­ge­mein­heit auf der an­de­ren Sei­te mög­lichst rei­bungs­los in Ein­klang zu brin­gen. Auch In­dus­trie, Han­del und Ge­wer­be fan­den in ihm ei­nen ver­ständ­nis­vol­len För­de­rer ih­rer Le­bens­in­ter­es­sen.“ (Nach­ruf) 

Land­rat von Groo­te woll­te im Früh­jahr 1918 ei­gent­lich aus dem Staats­dienst aus­schei­den, um sich aus­schlie­ß­lich den Auf­ga­ben der Land­wirt­schafts­kam­mer zu wid­men. Für die meis­ten über­ra­schend wur­de er dann aber am 26.4.1918 als Nach­fol­ger des En­de März in den Ru­he­stand ge­tre­te­nen Ober­prä­si­den­ten Ge­org Frei­herr von Rhein­ba­ben zum neu­en Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz er­nannt und trat die Stel­le am 1.5.1918 an. Als mit den Fra­gen der Pro­vinz, ins­be­son­de­re ih­rer Land­wirt­schaft, seit vie­len Jah­ren ver­trau­ter Be­am­ter und als Ka­tho­lik war er ei­ne gu­te Wahl, auch im Hin­blick auf die durch den Krieg ver­ur­sach­ten Er­näh­rungs­pro­ble­me. Sei­ne Nach­fol­ge an der Spit­ze der Land­wirt­schafts­kam­mer trat üb­ri­gens der frü­he­re (1905-1910) Ober­prä­si­dent Cle­mens Frei­herr von Schor­le­mer (1856–1922) an, der die­ses Amt be­reits von 1899 bis 1905 in­ne­ge­habt hat­te. 

Auch die Amts­füh­rung von Groo­tes als Ober­prä­si­dent wur­de über­aus po­si­tiv ge­wür­digt, so stell­te ein Nach­ruf sein „ge­win­nen­des We­sen, das auch dort, wo es er­for­der­lich wur­de, der Tat­kraft nicht er­man­gel­te“, her­aus. Da­bei war sei­ne Tä­tig­keit ab No­vem­ber 1918 von der be­son­de­ren Si­tua­ti­on der Rhein­pro­vinz mit der al­li­ier­ten Be­sat­zung ge­prägt. Na­ment­lich durch die in Ko­blenz ein­ge­rich­te­ten Be­sat­zungs­be­hör­den, hier sei vor al­lem die In­te­r­al­li­ier­te Rhein­land­kom­mis­si­on ge­nannt, die für ih­re Zwe­cke im Sep­tem­ber 1919 das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de be­schlag­nahmt hat­te, er­ga­ben sich für die Ar­beit ­des Ober­prä­si­den­ten er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen. Än­de­run­gen in der Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on er­folg­ten je­doch nicht, auch nicht auf­grund des Rhein­land­ab­kom­mens. Ei­ne In­itia­ti­ve des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Düs­sel­dorf, Fran­cis Kru­se (1854–1930), ihn we­gen der Be­set­zung zum stän­di­gen Kom­mis­sar des Ober­prä­si­den­ten (mit be­son­de­ren Be­fug­nis­sen) zu ma­chen, lehn­te Ober­prä­si­dent von Groo­te En­de No­vem­ber 1918 ab, da die Ge­schäf­te „erst ein­mal mög­lichst in der her­ge­brach­ten Wei­se ih­ren bis­he­ri­gen und ge­ord­ne­ten Gang ge­hen“ soll­ten.[1]  1920 muss­te die Fa­mi­lie die durch die fran­zö­si­schen Be­sat­zer be­schlag­nahm­te Dienst­woh­nung räu­men und wur­de Gast im Fürs­ten­haus Wied in Neu­wied. Hier­durch war Groo­te ge­zwun­gen, ei­nen Teil sei­ner Dienst­ge­schäf­te auf Rei­sen wahr­zu­neh­men. An­läss­lich ei­ner sol­chen Dienst­rei­se ist er wäh­rend ei­ner Sit­zung im Klos­ter Ma­ria Laach am Nach­mit­tag des 10.5.1922 an ei­nem Schlag­an­fall plötz­lich ver­stor­ben. 

Literatur

Forman­ski, Sieg­fried, Ru­dolf Fe­lix Jo­seph von Groo­te – Kö­nig­li­cher Land­rat zu Rhein­bach (1889–1918), in: Jahr­buch des Rhein-Sieg-Krei­ses 1998, S. 79–87.
[Nach­ruf:] O­ber­prä­si­den­t ­Ru­dolf von Groo­te †. In: Nie­der­rhei­ni­sche Volks­zei­tung (Kre­feld) Nr. 264, 12.5.1922.
Ro­meyk, Horst, Die lei­ten­den staat­li­chen und kom­mu­na­len Ver­wal­tungs­be­am­ten der Rhein­pro­vinz 1816–1945, Düs­sel­dorf 1994, S. 482.
Ro­meyk, Horst, Ver­wal­tungs- und Be­hör­den­ge­schich­te der Rhein­pro­vinz, Düs­sel­dorf 1985.

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Rudolf von Groote, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/rudolf-von-groote/DE-2086/lido/57c6d79cdb9e62.66493360 (abgerufen am 19.04.2024)