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Der aus Hanau stammende Ulrich Zell war der erste in Köln tätige Drucker.
Das Geburtsdatum ist unbekannt. Zell erhielt nach einem Studienaufenthalt an der Erfurter Universität (1453) in Mainz vermutlich bei Peter Schöffer (um 1425-um 1503), dem Erstgesellen und „Nachfolger“ Johann Gutenbergs (um 1400-1468), die Ausbildung als Drucker. Am 17.6.1464 trug er sich in die Matrikel der Universität zu Köln ein, um an deren Privilegien teilzuhaben. Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass die Anfänge seiner Tätigkeit doch in engerem Konnex mit der Universität stehen, als bislang angenommen: Seine frühen Cicero-Drucke gehen überein mit den Bemühungen der Universität, diesem Autor besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Zells erster datierter Druck stammt von 1466. Eine kluge Auswahl von kleineren Texten aus dem Bereich der Theologie und der klassischen Autoren, deren Herstellung arbeits- und kostenmäßig überschaubar war, brachten die Offizin in Schwung und er kam dadurch relativ schnell zu Wohlstand und Ansehen. Davon zeugen seine Grundstücks- und Rentenkäufe sowie seine zunehmende Einbindung in die städtische Gesellschaft, beispielsweise die Wahl zum Kirchmeister seiner Pfarrei St. Maria Lyskirchen. Gleich nebenan hatte er im Haus Lyskirchen seine Druckerei. Die Pfarrpatronin „Madonna mit dem Kind“ und mit der Umschrift apud Lyskirchen verwendete er als Druckersignet. Seine gesellschaftliche Etablierung äußerte sich ebenso in der Eheschließung mit Katharina Spangenberg aus einem angesehenen Patriziergeschlecht. Severin Corsten hat in einer sehr differenzierten Studie die Druckproduktion Zells und ihre daraus resultierenden möglichen Erlöse mit den nachweisbaren Vermögensentwicklungen in eine interessante Korrelation gebracht (Corsten, Ulrich Zell als Geschäftsmann).
Seine Ausstattung mit Drucktypen war – auch geschuldet durch seine über 40-jährige Tätigkeit - mit 13 verschiedenen Typenalphabeten (davon sechs Textschriften) - relativ üppig und stets bescheiden, sicher abhängig von seinem Verlagsprofil (vgl. Vouilliéme), das zeitlebens vor allem durch die Werke der Kirchenväter und bedeutender Theologen (Augustinus, Johannes Chrysostomos, Thomas von Aquin, Johannes Gerson und anderer), durch Theologica practica und Klassikerausgaben geprägt war. Erst in den 1490er Jahren öffnete er sich volkssprachlichen Texten, publizierte vor allem die so genannten Passien, also schlichte Heiligenlegenden (Barbara, Dorothea, Margareta), aber auch den deutschen Cato im Wechsel mit Johann Koelhoff (vgl. Corsten, Zells deutschsprachige Drucke; Schmitz, Überlieferung). Durch ihre streng gleichmäßige Gestaltung mit einem identischen und allgemein gehaltenen weiblichen Heiligenbild auf der Vorderseite, das durch auswechselbare Heiligenattribute (Turm usw.) zu einem speziellen wurde, wurden sie so etwas wie das Markenzeichen des volkstümlichen Buchdrucks in der Kölner Wiegendruckzeit. Damals ging es ihm nach dem Ausweis der wirtschaftlichen Quellen (Abstoßen von Renten ab 1487, Hypothekenaufnahme auf seine Häuser) schon nicht mehr so gut. Das wird damit zusammenhängen, dass es bis 1500 unter der ungewöhnlich großen Zahl von 100 Druckern in Köln auch einige sehr leistungsfähige gab, mit denen Zell nicht mithalten konnte. So war er an den Texten, die speziell für den Gebrauch in der Kölner Universität und ihren Bursen bestimmt waren, nur noch am Rande beteiligt. Dennoch zeigt die so genannte Koelhoffsche „Chronica der hilligen stat van Coellen“ von 1499 in dem berühmten Kapitel (Von der boychdrucker kunst) über die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, für die Zell ausdrücklich vom anonymen Verfasser als Hauptquelle genannt wird (hait myr muntlich vertzellt der Eirsame man Meyster Vlrich tzell van Hanauwe, boichdrucker zo Coellen noch zertzijt. anno MCCCCxicix. durch den die kunst vurz is zo Coellen komen) sein hohes Ansehen unter den Standesgenossen als einer der deutschen Prototypographen. Arm war Zell auch am Ende seiner Tage nicht. Er starb bald nach dem 31.8.1507.
Sein Sohn Johann, der 1488 in den Kölner Matrikeln verzeichnet ist, erbte ein beachtliches Vermögen, das er durch den Verkauf der Offizin offenbar noch vermehren konnte. Dieser Verkauf ist quellenmäßig nicht fassbar, aber wir finden beispielsweise Zells Type 11 in der Folgezeit bei dem Münsteraner Typographen Lorenz Bornemann (vgl. Corsten, Bornemann), andere Typen bei den Kölnern Hermann Gutschaiff und Servas Kruffter. Neuere Forschungen bringen Christoph Zell (16. Jahrhundert) als Nachfahren mit Ulrich in Verbindung (vgl. Meurer/Schilder).
Literatur
Corsten, Severin, Der Buchführer Lorenz Bornemann. Herkunft, Studium, Geschäftsverbindungen, in: Festschrift für Gerhard Liebers, Wiesbaden 1979, S. 4-15.
Corsten, Severin, Ulrich Zell als Geschäftsmann. In: Villes d’imprimerie et moulins à papier du xive auch xvie siècle, Brüssel 1976, S. 83-103.
Corsten, Severin, Ulrich Zells deutschsprachige Drucke, in: Gutenberg-Jahrbuch 40 (1965), S. 110-117.
Merlo, Johann Jakob, Ulrich Zell, Kölns erster Drucker. Nach dem hinterlassenen Manuskript bearbeitet von Otto Zaretzky, Köln 1900.
Meurer, Peter H./Schilder, Günter, Die Wandkarte des Türkenkrieges 1529 von Johannes Haselberg und Christoph Zell, in: Cartographica Helvetica 39 (2009), S. 27-42, hier S. 32.
Schmitz, Wolfgang, Die Überlieferung volkssprachlicher Texte im Kölner Buchdruck des 15. und 16. Jahrhunderts, Habilitationsschrift Köln 1999. Elektronisch: kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/2004/1234/
Voulliéme, Ernst, Der Buchdruck Kölns bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts. Bonn 1903, Nachdruck Düsseldorf 1978, S. II-XII.
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Schmitz, Wolfgang, Ulrich Zell, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ulrich-zell/DE-2086/lido/57c82786130474.15737566 (abgerufen am 13.12.2024)