Zu den Kapiteln
Schlagworte
Der Name Walter Bader ist untrennbar verbunden mit dem Wiederaufbau des Xantener Domes und der Neuorganisation der Denkmalpflege in Nordrhein-Westfalen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis 1969 war Bader als Staats- und Landeskonservator federführend an der Rettung und Wiederherstellung vieler wichtiger Baudenkmäler des Landes beteiligt.
Walter Bader wurde am 15.9.1901 als Sohn eines Verlagsbuchhändlers in Rottenburg am Neckar geboren. Nach dem Abitur 1920 studierte er unter anderem Kunstgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Archäologie in Tübingen, München und Bonn. Hier promovierte er 1927 bei Paul Clemen, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Rheinischen Denkmalpflege.
Von 1927 bis 1935 war Bader in unterschiedlichen Funktionen am Provinzialmuseum Bonn, dem heutigen Rheinischen Landesmuseum, beschäftigt. Der studierte Kunsthistoriker entwickelte sich schnell zum Fachmann für Mittelalter-Archäologie, da er große wissenschaftliche Erfolge bei mehreren Kirchengrabungen verzeichnen konnte (unter anderem im Bonner Münster). Dies führte ihn auch nach Xanten, wo er zu Beginn der 30er Jahre die dortige Domgrabung im Wesentlichen leitete, die zum Fund der so genannten Märtyrer führte. Diese wissenschaftliche Entdeckung sollte Baders Lebenswerk werden. 1931 wurde er am Bonner Landesmuseum zum Direktorialassistenten und Abteilungsleiter für Mittelalter und Neuzeit ernannt.
Eine gradlinige Fortsetzung der wissenschaftlichen Karriere – Bader galt in den frühen 30er Jahren als eines der größten archäologischen und kunsthistorischen Talente im Rheinland – verhinderte aber die politische Entwicklung in Deutschland. Bader, aus einem streng katholischen Haus kommend, aber seit ungefähr 1932 aktives Mitglied der SPD, nahm Kontakte zu Bonner Widerstandskreisen um die evangelischen Theologen Karl Barth (1886–1968) und Karl Ludwig Schmidt (1891–1956) auf. Als sich diese Gruppe unter dem Druck der Nationalsozialisten (Barth musste Deutschland 1935 verlassen) aufzulösen begann, arbeitete Walter Bader im Umfeld einer kommunistischen Studentengruppe in Bonn, die von dem späteren Geschichtsprofessor Walter Markov geleitet wurde. 1935 flog die Gruppe auf und die Mitglieder wurden von der Gestapo verhaftet. Bader verbrachte mit den anderen der Gruppe einige Zeit in Untersuchungshaft, bis er vom Vorwurf des Hochverrats freigesprochen wurde.
Der rechtliche Freispruch führte aber nicht zur gesellschaftlichen und beruflichen Rehabilitation. Baders Stelle im Landesmuseum war bereits wieder besetzt worden. Andere Anstellungen blieben ihm aufgrund seiner politischen Haltung verwehrt. Bis zum Ende des nationalsozialistischen Regimes erhielt Bader vom Rheinischen Landesmuseum vereinzelt Werkverträge, die ihn wirtschaftlich über Wasser hielten. 1939 zog Bader nach Xanten und heiratete dort Hildegard Scholten, die er während seiner Ausgrabungstätigkeit kennen gelernt und die in den schweren Jahren ohne Festanstellung treu zu ihm gehalten hatte.
Nach kurzer Zeit in der Wehrmacht wegen Dienstuntauglichkeit wieder entlassen, wurde Bader im September 1944 vom „Provinzialkonservator der Rheinprovinz als Bevollmächtigter des Reichsministers" mit der „Betreuung der gesamten beweglichen und unbeweglichen Kunstdenkmäler der Kreise Moers, Geldern, Kleve und Rees, insbesondere der in Xanten und Kalkar befindlichen Depots von kulturgeschichtlich wertvollem Bergungsgut aller Art" angesichts der näher rückenden Front beauftragt. Damit begann seine Arbeit als Denkmalpfleger. Nach Ende der Kampfhandlungen 1945 sorgte Bader für den Rücktransport der ausgelagerten Kunstgüter und widmete sich sofort dem Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Domes seiner Wahlheimat. Dieses Projekt und damit verbunden die Wiederherstellung der Xantener Stifts-Immunität wurden zu einer beständigen Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte.
1947 erhielt Bader eine Honorarprofessur für Kunstgeschichte an der Universität Bonn, fünf Jahre später eine ordentliche Professur. Gleichzeitig wurde er in das neu geschaffene Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen berufen, um sich dort als Referent für die Denkmalpflege um den Wiederaufbau der Kunstdenkmäler des ganzen Landes zu kümmern. Bader sah sich in der Amtsnachfolge des preußischen Staatskonservators, ohne diesen Titel offiziell jemals zuerkannt bekommen zu haben. 1950 bis 1953 und nochmals 1955 bis 1956 bekleidete er zusätzlich kommissarisch die Position des Landeskonservators.
Von 1947 bis 1969 war er damit beschäftigt, ein Konzept für eine effiziente Denkmalpflegeorganisation für das Land Nordrhein-Westfalen zu entwerfen und umzusetzen, was ihm angesichts diverser politischer und persönlicher Widerstände nur teilweise gelang. Aber durch sein Bemühen konnte so manche Kirche und so manches Profandenkmal vor der endgültigen Zerstörung gerettet werden. Außer dem Dom und der Stadt Xanten seien der Willibrordi-Dom in Wesel, die Stiftskirche St. Vitus in Hochelten, St. Quirinius in Neuss, die Abteikirche in Brauweiler oder der Altenberger Dom genannt, deren Wiederaufbau und Restaurierung mit der Unterstützung der nordrhein-westfällischen Denkmalpflege unter der Leitung Walter Baders erfolgten. Das Schloss Augustusburg bei Brühl schließlich fiel, da im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen, direkt in seine amtliche Zuständigkeit. Er warb um die nötigen Geldmittel und eine positive öffentliche Stimmung für die Denkmäler, was angesichts der Prioritäten des Wiederaufbaus nicht einfach war.
Sein Eintreten für die Baudenkmäler wurde oft genug von Bauherren und Architekten als Ärgernis, von Politik und Wirtschaft als Aufschwunghindernis empfunden. Baders Einsatz galt vor allem der landesweiten Einhaltung denkmalpflegerischer Standards, seine Mittel waren die Bewilligung oder Verweigerung von staatlichen Beihilfen. Sein Engagement galt einer organisatorisch und fachlich starken Denkmalpflege, die im Kampf um Bau- und Kunstdenkmale dem Zeitgeist des Wirtschaftswunders widerstehen konnte.
Der letzte große Abschnitt seines Lebens begann, als Walter Bader 1969 emeritiert wurde und nun Zeit hatte, die großen Publikationen zum Xantener Dom anzugehen, die ihm seit den 30er Jahren auf dem Herzen lagen. Hierin verteidigte er nochmals seine Interpretation seiner Ausgrabungen von 1930 mit dem Fund der so genannten Märtyrer gegen neuere Erkenntnisse der Archäologie. Auch erhielt er nun zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, die seine Verdienste um den Dom und die Denkmalpflege würdigten. So wurde ihm bereits 1968 das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Zu seinem 70. Geburtstag wurde er 1971 Ehrenbürger der Stadt Xanten. 1983 verlieh im das Bistum Münster die Paulus-Plakette für die Erforschung und den Wiederaufbau des Xantener Domes und 1984 erhielt er den „Deutschen Preis für Denkmalschutz" und damit verbunden den Karl-Friedrich-Schinkel-Ring durch das deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz und das Bundesministerium des Innern.
Walter Bader starb am 9.3.1986 in Xanten. 1987 wurde die Xantener Realschule in „Walter-Bader-Realschule" umbenannt
Werke (Auswahl)
Die Benediktinerabtei Brauweiler bei Köln: Untersuchungen zu ihrer Baugeschichte, Berlin 1937. Der Bildhauer des Laacher Samson: eine Untersuchung zur niederrheinischen Bauplastik um 1200-1225, Dissertationsschrift, Bonn 1929. Bonn und sein Münster, Bonn 1947. Der Dom zu Xanten, Kevelaer 1949. Schloß Augustusburg zu Brühl und Falkenlust, Köln 1961. Die Stiftskirche des Heiligen Viktor zu Xanten, Kevelaer 1985
Literatur
Bouresh, Bettina, Die Neuordnung des Rheinischen Landesmuseums Bonn 1930–1939. Zur nationalsozialistischen Kulturpolitik der Rheinprovinz, Köln 1996.
Kraus, Stefan, Walter Bader. Denkmalpflege in schwerer Zeit, Bielefeld 2001 [mit Schriftenverzeichnis].
Vogelbusch, Margarete / Bader, Burkhard / Hupka, Dieter, Die kommissarischen Landeskonservatoren im Rheinland 1951 bis 1956: Walter Bader und Albert Verbeek, in: Rheinische Heimatpflege 29 (1992), S. 81-89.
Online
Kurzbiographie von Prof. Walter Bader (Homepage des Dombauvereins Xanten). [Online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Kraus, Stefan, Walter Bader, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/walter-bader/DE-2086/lido/57c571b307d6a9.54127879 (abgerufen am 10.10.2024)