Walter Ophey

Künstler (1882-1930)

Martin Pesch (Bonn)

Walter Ophey mit Palette vor dem Ölgemälde Frühlingssonne, 1908. (Kraus, Stefan, Walter Ophey 1882-1930. Leben und Werk. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde und Druckgraphik, Stuttgart 1993, S. 55)

Der Künst­ler Wal­ter Ophey zählt als Grün­dungs­mit­glied des „Son­der­bun­des West­deut­scher Kunst­freun­de und Künst­ler“ zu den Weg­be­rei­tern der rhei­ni­schen Avant­gar­de. Nach­dem Ophey vor dem Ers­ten Welt­krieg auf­grund kunst­po­li­ti­scher Dif­fe­ren­zen zu ei­nem Teil der rhei­ni­schen Ex­pres­sio­nis­ten in Iso­la­ti­on ge­ra­ten war, trieb er als Grün­dungs­mit­glied der Künst­ler­ver­ei­ni­gung „Das Jun­ge Rhein­lan­d“ seit 1919 die Durch­set­zung ei­nes fort­schritt­li­chen Kunst­be­triebs mit vor­an.

Wal­ter Hu­go Ophey kam am 25.3.1882 als zwei­tes von vier Kin­dern des Buch­hal­ters Emil Ophey (1842-1888) und des­sen Frau Loui­se Ha­eber (1853-1916) in Eu­pen (heu­te Bel­gi­en) zur Welt. Der Gro­ßva­ter müt­ter­li­cher­seits, Fried­rich Ha­eber (1828-1879), der ei­ner preu­ßi­schen Be­am­ten­fa­mi­lie ent­stamm­te, war kö­nig­li­cher Zoll- und Steu­er­ein­neh­mer. Die Vor­fah­ren sei­ner Frau ge­hör­ten ei­nem fran­zö­si­schen Adels­ge­schlecht an. Jo­hann Leon­hard Ophey (1810-1874), der Gro­ßva­ter vä­ter­li­cher­seits, wur­de im nie­der­rhei­ni­schen Dül­ken (heu­te Stadt Vier­sen) ge­bo­ren und ging als Kauf­mann spä­ter nach Eu­pen, wo er An­na Ka­the­ri­na Mie­ßen (1816-1876) hei­ra­te­te, mit der er die bei­den Söh­ne Emil und Ju­li­us be­kam. Ophey hat­te drei Ge­schwis­ter: An­na Eli­sa­beth (1880-1911), Fried­rich Ot­to (1883-1964) und Adolph Rein­hold (1884), der noch am Tag sei­ner Ge­burt ver­starb.

Plastische Geschichte, Walter Ophey, 1894. (Kraus, Stefan, Walter Ophey 1882-1930. Leben und Werk. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde und Druckgraphik, Stuttgart 1993, S. 44)

 

Um Ophe­ys Ge­burts­jahr 1882 kauf­ten sein Va­ter Emil und des­sen Bru­der Ju­li­us ein Haus am Werth­platz in Eu­pen, wel­ches den bei­den Fa­mi­li­en als Wohn­haus dien­te. Be­reits mit sechs Jah­ren muss­te der jun­ge Wal­ter ei­nen har­ten Schick­sals­schlag hin­neh­men, als sein Va­ter am 23.12.1888 nach lan­ger Krank­heit starb. Um ih­re Kin­der er­näh­ren zu kön­nen, nahm die Mut­ter dar­auf­hin ih­ren Be­ruf als Leh­re­rin wie­der auf. Ent­spre­chend ei­ner bür­ger­li­chen Er­zie­hung leg­te die­se auf ei­ne mu­si­sche Aus­bil­dung gro­ßen Wert, so dass Ophey be­reits seit sei­nem sechs­ten Le­bens­jahr Kla­vier spie­len lern­te. Auf­grund man­gel­haf­ter schu­li­scher Leis­tun­gen mel­de­te die Mut­ter ihn 1898 auf dem „Schwei­ze­ri­schen In­sti­tu­t“, ei­ner Pri­vat­schu­le in Det­mold, an, wel­che er im fol­gen­den Jahr mit der Mitt­le­ren Rei­fe ab­schloss. Ophe­ys Ent­schei­dung Ma­ler zu wer­den, wur­de von der Mut­ter ak­zep­tiert, so­dass er zu En­de des Jah­res zu­nächst die Tech­ni­sche Hoch­schu­le Aa­chen als Gast­hö­rer be­such­te, wo er bei Franz Reiff (1835-1902) Übun­gen im Fi­gu­ren- und Land­schafts­zeich­nen so­wie in der Aqua­rell­ma­le­rei be­leg­te. Zur Wei­ter­bil­dung nahm er zur glei­chen Zeit an Abend­kur­sen der Aa­che­ner Kunst­ge­wer­be­schu­le teil. Seit dem Früh­jahr 1900 war er für ei­ni­ge Mo­na­te im Ate­lier des Hoch­schul­pro­fes­sors und Bild­hau­ers Karl Krauß (1859-1906) tä­tig, be­vor er im Herbst des Jah­res ein Stu­di­um an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf bei Fritz Ro­eber (1851-1924) und Wil­ly Spatz (1861-1931) be­gann. Ein ers­tes Ate­lier fand er mit sei­nem Kom­mi­li­to­nen Heinz May (1878-1954) im Haus des be­freun­de­ten Bild­hau­ers Al­bert Peh­le (1874-1948), durch den Ophey 1904 sei­ne Freun­din Bern­har­di­ne „Dot­ty“ Bor­ne­mann (1879-1968) ken­nen­lern­te, de­ren Schwes­ter Aen­ne mit Peh­le ver­hei­ra­tet war. Nach Ab­sol­vie­ren der Zei­chen­klas­sen wur­de Ophey En­de 1904 in die Land­schafts­klas­se von Eu­gen Gus­tav Dü­cker (1841-1916) auf­ge­nom­men, des­sen Meis­ter­schü­ler er we­nig spä­ter wur­de. Ei­ne ers­te Prä­sen­ta­ti­on sei­nes Werks er­öff­ne­te sich Ophey 1905 durch die Teil­nah­me an der „Ver­kaufs­aus­stel­lung des Kunst­ver­eins für die Rhein­lan­de und West­fa­len“. Im sel­ben Jahr wur­de er Mit­glied in der „Frei­en Ver­ei­ni­gung Düs­sel­dor­fer Künst­ler“ und im „Ver­band der Kunst­freun­de in den Län­dern am Rhein“. Eben­falls 1905 er­hielt er erst­mals Kon­takt zu dem spä­te­ren Kunst­händ­ler Al­fred Flecht­heim, der in die­sem Jahr als Samm­ler ein Ge­mäl­de von Ophey er­warb. In den fol­gen­den Jah­ren konn­te sich der Ma­ler als fort­schritt­li­cher Künst­ler mit zahl­rei­chen Aus­stel­lungs­be­tei­li­gun­gen in der rhei­ni­schen Kunst­sze­ne eta­blie­ren. So nahm er un­ter an­de­rem 1906 an der „Deut­schen Kunst­aus­stel­lun­g“ im Köl­ner Bo­ta­ni­schen Gar­ten Flo­ra so­wie an der glei­chen­orts ver­an­stal­te­ten „Köl­ner Aus­stel­lun­g“ 1907 teil, auf wel­cher er von der Stadt Köln ei­nen Eh­ren­preis von 1.000 Mark für ei­nes sei­ner Wer­ke er­hielt. Im sel­ben Jahr wur­de er Mit­glied im „Kunst­ver­band Düs­sel­dor­f“, wo er en­ge­ren Kon­takt zu Au­gust De­us­ser (1870-1942), Max Cla­ren­bach (1880-1952) und Wil­helm Schmurr (1878-1959) knüpf­te, die mit Ophey spä­ter zu den Grün­dungs­mit­glie­dern des „Son­der­bund­s“ ge­hör­ten. Ei­ne wei­te­re öf­fent­li­che Platt­form für sein Werk ge­währ­leis­te­te in die­ser Pha­se die Mit­glied­schaft in der 1907 von ihm mit­be­grün­de­ten avant­gar­dis­ti­schen „Künst­ler­ver­bin­dung Nie­der­rhein“, die 1908 Aus­stel­lun­gen in Düs­sel­dorf, Es­sen, Köln und Bar­men (heu­te Stadt Wup­per­tal) ver­an­stal­te­te. Zwar be­tei­lig­te sich Ophey noch an den bei­den fol­gen­den Düs­sel­dor­fer Aus­stel­lun­gen der Ver­ei­ni­gung 1909 und 1910, fo­kus­sier­te sich in die­ser Zeit je­doch zu­neh­mend auf sei­ne Mit­glied­schaft in dem 1908/09 ge­grün­de­ten Düs­sel­dor­fer „Son­der­bund West­deut­scher Kunst­freun­de und Künst­ler“. Die­ser bil­de­te zu­nächst ei­ne Ver­ei­ni­gung aus Düs­sel­dor­fer Künst­lern, die sich in ers­ter Li­nie aus sie­ben Teil­neh­mern der 1908 ver­an­stal­te­ten Düs­sel­dor­fer „Son­der-Aus­stel­lun­g“ re­kru­tier­te und schnell wei­te­re Kunst­schaf­fen­de, wie Chris­ti­an Rohlfs (1849-1938), so­wie Kunst­his­to­ri­ker und Samm­ler an­zog. Ziel der Grup­pe war es, den rück­stän­di­gen Düs­sel­dor­fer Kunst­be­trieb durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit der zeit­ge­nös­si­schen fran­zö­si­schen Kunst in die Mo­der­ne zu füh­ren. Die Grup­pe ent­wi­ckel­te sich in den fol­gen­den drei Jah­ren zu dem füh­ren­den Aus­stel­lungs­fo­rum für fran­zö­si­sche und deut­sche zeit­ge­nös­si­sche Kunst im Rhein­land. Je­doch hat­te sie be­reits seit ih­rer re­vo­lu­tio­nä­ren Schau von 1910, auf der un­ter an­de­rem erst­mals Ar­bei­ten von „Brü­cke“-Künst­lern, Pa­blo Pi­cas­so (1881-1973) und Ge­or­ges Braque (1882-1963) in der Stadt ge­zeigt wur­den, ge­gen die Kri­tik der Düs­sel­dor­fer Künst­ler­schaft zu kämp­fen. Die­se fühl­te sich aus dem eli­tä­ren, in­zwi­schen über­re­gio­na­len agie­ren­den Son­der­bund­kreis aus­ge­schlos­sen und be­klag­te ei­ne über­mä­ßi­ge Ein­fluss­nah­me der fran­zö­si­schen Kunst auf die Grup­pe. Die wie­der­hol­ten Kri­ti­ken an der Aus­stel­lungs­po­li­tik, wel­cher sich 1911 auch an­de­re deut­sche Künst­ler un­ter Fe­der­füh­rung Carl Vin­nens (1863-1922) an­schlos­sen, führ­ten schlie­ß­lich zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen in­ner­halb des Bun­des, die im März 1912 die Ab­spal­tung der von Ophey mit­be­grün­de­ten Grup­pe „Die Fried­fer­ti­gen“ zur Fol­ge hat­ten. Wie der Na­me be­reits ver­mu­ten lässt, such­te die Ver­ei­ni­gung ei­ne An­nä­he­rung an die auf­ge­brach­ten Düs­sel­dor­fer Künst­ler, in dem sie aus­schlie­ß­lich lo­ka­le Künst­ler in die von ih­nen ge­plan­ten Aus­stel­lun­gen zu in­te­grie­ren ge­dach­te.

Sti­lis­tisch wa­ren Ophe­ys frü­he Wer­ke der Stu­di­en­zeit von ei­ner im­pres­sio­nis­ti­schen Frei­licht­ma­le­rei ge­kenn­zeich­net, in de­nen Land­schafts­an­sich­ten, hier oft Bäu­me, als Mo­tiv­grup­pe vor­herrsch­ten. Seit 1906 be­sta­chen die Ar­bei­ten des Künst­lers zu­neh­mend durch ei­nen brei­ten mo­sa­ik­ar­ti­gen Pin­sel­strich, durch den die Wer­ke ei­nen ex­pres­si­ven, na­tu­ra­lis­ti­schen Cha­rak­ter er­hiel­ten, dem seit 1908 ei­ne Auf­hel­lung der Mal­pa­let­te folg­te. Wäh­rend ei­ner drei­mo­na­ti­gen Ita­li­en­rei­se, die Ophey 1910 stre­cken­wei­se mit den bei­den Künst­lern Carl Plü­cke­baum (1880-1952) und Carl Schmitz-Pleis (1877-1943) un­ter­nom­men hat­te, er­reich­te die­se „Hell­ma­le­rei“ im An­blick der son­nen­durch­flu­te­ten Land­schaf­ten Po­si­ta­nos und Sor­rents ei­nen Hö­he­punkt. Hel­le, pas­tel­li­ge und kräf­ti­ge, strah­len­de Far­ben stan­den nun voll­ends im Mit­tel­punkt der Bild­ge­stal­tung. Sti­lis­tisch las­sen sich die Ar­bei­ten die­ser Pha­se dem Neo­im­pres­sio­nis­mus zu­ord­nen. Ei­nen be­deu­ten­den Ein­schnitt in Ophe­ys Kunst­auf­fas­sung bil­de­te schlie­ß­lich ei­ne im Herbst 1911 un­ter­nom­me­ne Pa­ris­rei­se, die für den Ma­ler zum künst­le­ri­schen Er­leb­nis wur­de. Bei sei­nem vier­wö­chi­gen Auf­ent­halt er­hielt er durch mehr­fa­che Mu­se­ums­be­su­che und Kon­tak­te zu Ga­le­ris­ten ei­nen tie­fen Ein­blick in die da­mals ak­tu­el­len fran­zö­si­schen Kunst­strö­mun­gen so­wie die Ma­le­rei der fran­zö­si­schen Im­pres­sio­nis­ten, wel­che ihm An­re­gun­gen zu neu­en Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten für die ei­ge­ne Kunst brach­ten. Zum an­de­ren ver­stärk­ten die Er­leb­nis­se Ophe­ys Mei­nung über die Rück­stän­dig­keit des Düs­sel­dor­fer Kunst­be­triebs. Die im Zu­ge der Rei­se ent­stan­de­nen Wer­ke zeu­gen von ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit der fau­vis­ti­schen Ma­le­rei. In den fol­gen­den Jah­ren wur­de die ex­pres­si­ve Flä­chen­ma­le­rei zum Cha­rak­te­ris­ti­kum in Ophe­ys Schaf­fen, in wel­chem die Ver­bin­dung von Form und Far­be zum be­stim­men­den Ele­ment der Bild­kom­po­si­ti­on wur­de.

Partie am Niederrhein, Walter Ophey, Öl auf Leinwand, 40,3 x 51,8 cm. (Van Ham Kunstauktionen)

Katen mit Teichlandschaft, Walter Ophey, Öl auf Leinwand, 62 x 93 cm.

Beim Brandts Jupp, Walter Ophey, um 1905. (Kraus, Stefan, Walter Ophey 1882-1930. Leben und Werk. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde und Druckgraphik, Stuttgart 1993, S. 83)

 

1912 er­reich­te die Aus­stel­lungs­tä­tig­keit des Son­der­bun­des, dem in Düs­sel­dorf in­zwi­schen die Prä­sen­ta­ti­ons­räu­me ge­nom­men wor­den wa­ren, mit der in Köln ge­zeig­ten In­ter­na­tio­na­len Schau, ih­ren Hö­he­punkt. An der Aus­stel­lung, die als be­deu­ten­der Weg­be­rei­ter für die Durch­set­zung der eu­ro­päi­schen Mo­der­ne in Deutsch­land gilt, nahm Ophey mit vier Wer­ken teil. Zwar wur­den ihm im glei­chen Jahr zu­dem zwei Ein­zel­aus­stel­lun­gen in Ber­lin und Mün­chen ge­wid­met, doch hat­te Ophe­ys Mit­glied­schaft bei den kunst­po­li­tisch rück­ge­wand­ten „Fried­fer­ti­gen“, de­nen die Schuld an der ab En­de 1912 ein­set­zen­den Auf­lö­sung des Son­der­bun­des ge­ge­ben wur­de, zur Fol­ge, dass er bei den Avant­gar­dis­ten in den fol­gen­den Jah­ren künst­le­risch ins Ab­seits ge­riet. So fehl­te sein Werk nicht nur in der 1913 von Au­gust Ma­cke or­ga­ni­sier­ten Aus­stel­lung rhei­ni­scher Ex­pres­sio­nis­ten in Bonn, son­dern auch auf dem im glei­chen Jahr ver­an­stal­te­ten „Deut­schen Herbst­sa­lon“ in Ber­lin. Den­noch ge­lang es dem Künst­ler durch sei­ne Kon­tak­te zu kunst­po­li­ti­schen Geg­nern der „Fried­fer­ti­gen“, wie Wal­ter Co­hen (1880-1942) und Al­fred Flecht­heim, der 1914 mit ei­ner re­tro­spek­ti­vi­schen Ein­zel­aus­stel­lung Ophe­ys Kunst zu re­ha­bi­li­tie­ren ver­such­te, An­schluss an die Avant­gar­de zu hal­ten. 

Herbstrausch (Bacchanal), Walter Ophey, Öl auf Leinwand, 160 × 160 cm, 1912. (Museum Kunstpalast Düsseldorf)

 

Wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs wur­de Ophey im Ja­nu­ar 1915 als Land­sturm­mann nach Culm a. d. Weich­sel (heu­te Po­len) ver­setzt, wo er be­reits in den ers­ten Ta­gen an ei­ner schwe­ren Lun­gen­ent­zün­dung er­krank­te, die da­zu führ­te, dass er im Ju­ni des Jah­res aus dem Mi­li­tär­dienst ent­las­sen wur­de. Nach Düs­sel­dorf zu­rück­ge­kehrt, ver­sank der pa­trio­tisch ge­sinn­te Ophey an­ge­sichts sei­ner Zi­vi­lis­ten­stel­lung zu­neh­mend in ei­ne de­pres­si­ve Stim­mung, die sei­ne künst­le­ri­sche Ar­beit in die­ser Pha­se zu­se­hends ein­schränk­te, und wel­che sich nach dem Tod der Mut­ter 1916 noch­mals stei­ger­te. Ophe­ys im Sep­tem­ber des Jah­res er­neut an­ge­tre­te­ner Mi­li­tär­dienst en­de­te be­reits zur Mit­te des Mo­nats, wes­halb man den Künst­ler ab No­vem­ber 1916 als Mit­ar­bei­ter dem Mi­li­tär­bau­amt Düs­sel­dorf zu­teil­te, wo er bis 1918 Zeich­nun­gen und Be­rech­nun­gen er­stell­te. Zwi­schen­zeit­lich hat­te Ophey am 12.2.1917 sei­ne lang­jäh­ri­ge Ver­lob­te Bern­har­di­ne Bor­ne­mann ge­hei­ra­tet, in de­ren Woh­nung er an­schlie­ßend ein­zog. Ne­ben Teil­nah­men an ei­ner Sam­mel­aus­stel­lung im Kunst­pa­last Düs­sel­dorf 1916 und der „Gro­ßen Ber­li­ner Kunst­aus­stel­lun­g“ 1917 war es in der Kriegs­zeit vor al­lem die zu Jah­res­be­ginn 1918 von Wal­ter Co­hen ver­an­stal­te­te Ge­dächt­nis­aus­stel­lung für den 1914 ge­fal­le­nen Au­gust Ma­cke, wel­che Ophey und der rhei­ni­schen Avant­gar­de ei­nen neu­en öf­fent­lich­keits­wirk­sa­men An­trieb ver­schaff­te, in­dem sie Grund­stein ei­nes ver­ei­nig­ten, rhei­nisch-avant­gar­dis­ti­schen Künst­ler­bun­des wur­de. Die 1919 ge­grün­de­te, nach der Aus­stel­lung be­nann­te Ver­ei­ni­gung „Das Jun­ge Rhein­lan­d“ such­te in An­leh­nung an die Or­ga­ni­sa­ti­on des Son­der­bun­des ei­ne Kon­so­li­die­rung der fort­schritt­li­chen rhei­ni­schen Künst­ler­schaft. Die Mit­glied­schaft ge­ne­rier­te für Ophey ei­ner­seits ein weit­rei­chen­des Kon­takt­netz­werk zu an­de­ren Kunst­schaf­fen­den, wie bei­spiels­wei­se dem Kreis um Jo­han­na Ey (1864-1947) oder Jupp Rüb­sam (1896-1976), zu dem Ophey ei­ne freund­schaft­li­che Be­zie­hung pfleg­te. An­de­rer­seits er­mög­lich­te die Ver­ei­ni­gung, in des­sen Vor­stand Ophey als Schatz­meis­ter fun­gier­te, die Be­tei­li­gung an be­deu­ten­den rhei­ni­schen Nach­kriegs­aus­stel­lun­gen wie der ers­ten Schau der Grup­pe im Ju­ni/Ju­li 1919, der gro­ßen Düs­sel­dor­fer Kunst­aus­stel­lung 1920 so­wie der von der Grup­pe or­ga­ni­sier­ten „In­ter­na­tio­na­len Kunst­aus­stel­lung Düs­sel­dor­f“ 1922. Wie schon im Fall des Son­der­bun­des lehn­te sich die kon­ser­va­ti­ve Düs­sel­dor­fer Künst­ler­schaft auch ge­gen die kunst­po­li­ti­sche Hal­tung des durch ei­ni­ge Mit­glie­der zu­neh­mend po­li­ti­sier­ten „Jun­gen Rhein­land­s“ auf. Die Aus­ein­an­der­set­zung gip­fel­te schlie­ß­lich im Aus­tritt der Grup­pe aus der „Ar­beits­ge­mein­schaft der bil­den­den Künst­ler Düs­sel­dorf­s“. An­ders als im Fall des Son­der­bun­des wirk­te sich je­doch Ophe­ys Er­nen­nung zum au­ßer­or­dent­li­chen Mit­glied der vom „Jun­gen Rhein­lan­d“ als rück­stän­dig be­trach­te­ten Düs­sel­dor­fer Kunst­aka­de­mie nicht auf sein Ver­hält­nis zur Künst­ler­ver­ei­ni­gung aus.

Benrather Schloßpark, Walter Ophey, Öl auf Leinwand, 71 x 71 cm, 1912. (public domain)

 

Am 18.10.1920 wur­de Ophe­ys ein­zi­ges Kind Ul­rich Ni­ko­laus ge­bo­ren, der am 14.4.1924 an ei­ner Hirn­haut­ent­zün­dung ver­starb. Vor Krank­heits­aus­bruch An­fang April des Jah­res war Ophey al­lei­ne zu ei­ner Ita­li­en­rei­se auf­ge­bro­chen, die er nach Mit­tei­lung vom Ge­sund­heits­zu­stand des Soh­nes ab­ge­bro­che­nen hat­te. In Fol­ge des To­des sei­nes Soh­nes ver­fiel Ophey in tie­fe De­pres­sio­nen, die auch nicht durch ei­ne er­neu­te Ita­li­en­rei­se mit sei­ner Ehe­frau im Herbst des Jah­res ge­lin­dert wer­den konn­ten. Zur Ab­len­kung stürz­te sich Ophey seit En­de 1924 in die Ar­bei­ten an In­nen­ge­stal­tun­gen für die psych­ia­tri­sche An­stalt in Ei­ckel­born (heu­te Stadt Lipp­stadt), nach de­ren Ab­schluss im April 1925 er der­art kör­per­lich aus­ge­zehrt war, dass er im Mai 1925 mit Kon­rad Nier­mann zu ei­ner Er­ho­lungs- und Stu­di­en­rei­se nach Si­zi­li­en auf­brach, auf wel­cher sich Ophe­ys de­pres­si­ve Stim­mungs­schwan­kun­gen er­neut be­merk­bar mach­ten.

Hat­te Ophey nach En­de des Krie­ges sei­ne Farb­flä­chen­ma­le­rei in ei­ner Stei­ge­rung ku­bis­ti­scher For­men fort­ge­führt, setz­te in den 1920er Jah­ren ei­ne Ver­ein­fa­chung und Tran­szen­die­rung der Bild­mo­ti­ve ein, die ne­ben Land­schafts­an­sich­ten nun auch von tech­ni­schen Ob­jek­ten be­stimmt wa­ren. Der Gus­tus wur­de gleich­zei­tig ge­schwun­ge­ner, oft wel­len­för­mig. Be­son­ders prä­gnant für die Pha­se sind sei­ne schon seit Mit­te der 1910er Jah­re ent­wi­ckel­ten, in der Aus­füh­rung mi­ni­ma­lis­tisch ge­hal­te­nen Krei­de­zeich­nun­gen, die in ih­rer sat­ten Far­big­keit oft ins neon­ar­ti­ge ge­stei­gert sind. 

Nach der Auf­spal­tung des „Jun­gen Rhein­land­s“ im Jahr 1924 nahm Ophey als Mit­glied an Ver­an­stal­tun­gen der ab­ge­trenn­ten „Rhein­grup­pe“ wie der Aus­stel­lung in der Ruh­mes­hal­le Bar­men 1925 oder dem Kos­tüm­fest „Die Fahr­ten der Ma­rie­chen Stieg­lit­z“ im Jahr 1927 teil. Im glei­chen Jahr wur­de er zu­dem Mit­glied in der Ju­ry, wel­che für die künst­le­ri­sche Aus­wahl der Aus­stel­lung „Deut­sche Kunst Düs­sel­dorf 1928“ zu­stän­dig war. Auch in der zu Be­ginn die­ser gro­ßen Kunst­schau ge­grün­de­ten „Rhei­ni­schen Se­zes­si­on“ über­nahm er zu­nächst als Vor­stands­mit­glied ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­ga­ben. Ophe­ys Ge­sund­heits­zu­stand ver­schlech­ter­te sich seit 1927 in­des­sen dra­ma­tisch, was Er­ho­lungs­rei­sen an die Ost­see und in den Harz nicht ver­hin­dert wer­den konn­ten. Am 11.1.1930 ver­starb der Künst­ler in Düs­sel­dorf an Herz­ver­sa­gen. 

Die „Rhei­ni­sche Se­zes­si­on“ ver­an­stal­te­te zu ih­rer im Mai 1930 be­gin­nen­den Jah­res­aus­stel­lung ei­ne Ge­dächt­nis­aus­stel­lung zu Eh­ren des Künst­lers. Im glei­chen Mo­nat er­schien auf An­re­gung Kon­rad Nier­manns ei­ne ers­te Mo­no­gra­phie über das Le­ben und Werk Ophe­ys. Ab Ok­to­ber 1930 folg­te ei­ne wei­te­re Ge­dächt­nis-Wan­der­aus­stel­lung, die von Ophe­ys Freun­den or­ga­ni­siert wor­den ist.

Werke (Schriften)

Klei­ne Au­to­bio­gra­phie, in: Das Jun­ge Rhein­land 1 (1920), S. 5.
Er­in­ne­rung an Dü­cker, in: Düs­sel­dor­fer Zei­tung 12.12.1916.
Gro­ße Au­to­bio­gra­phie 1922/28, in: Nier­mann, Kon­rad, Wal­ter Ophey. Le­ben und Werk. Mit Re­pro­duk­tio­nen nach Wer­ken des Künst­lers, Düs­sel­dorf 1930, S. 30-34.
Selbst­be­kennt­nis­se über Bil­der von 1920, in: Das Kunst­fens­ter 8 (1920), S. 5-6.

Werke (Gemälde)

um 1905 - Beim Brands Jupp, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1909 - Wei­de am Fluß, Pri­vat­be­sitz
1909 - Markt in Fur­nes, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz
1910 - Am Mit­tel­meer, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1910 - Ko­met, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz
um 1911 - Sand­bruch mit Brü­cke, Ge­mäl­de, Mu­se­um Folk­wang, Es­sen
1912 - Herbst­phan­ta­sie, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
um 1913 - Flu­ß­land­schaft mit Schif­fen und ro­ter Son­ne, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1913-15 - Al­te Holz­fi­gur II, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz
1914-1919 - Gro­ße Fel­sen­land­schaft, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
um 1916 - Por­trait Eli­sa­beth Boeh­me-Kohl­schein, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz
1917 - Un­ter­gang des Abend­lan­des, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz
um 1919 - Sau­er­land, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz
1920-1923 - Kir­che mit Son­ne, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1921 - Brü­cken bei Mons­chau, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1921 - Ro­tes Haus in Mons­chau, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1922 - Haus und Bäu­me, Krei­de­zeich­nung, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1923 - Land­schaf­ten, Map­pen­werk mit 8 Kalt­na­del­ra­die­run­gen, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1925 - Vul­kan, Krei­de­zeich­nung, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
um 1926 - Ka­rus­sell, Ge­mäl­de, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dorf
1927 - Der barm­her­zi­ge Sa­ma­ri­ter, Wand­ge­mäl­de, Evan­ge­li­sche Kran­ken­haus­kir­che Lipp­stadt-Ei­ckel­born
um 1928 - Bau­stel­le, Krei­de­zeich­nung, Stif­tung Mu­se­um Kunst­pa­last, Düs­sel­dor­f 

Literatur

Kraus, Ste­fan, Wal­ter Ophey 1882-1930. Le­ben und Werk. Mit ei­nem Werk­ver­zeich­nis der Ge­mäl­de und Druck­gra­phik, Stutt­gart 1993.
Nier­mann, Kon­rad, Wal­ter Ophey. Le­ben und Werk. Mit Re­pro­duk­tio­nen nach Wer­ken des Künst­lers, Düs­sel­dorf 1930.
Reh­bein, Gün­ther, Wal­ter Ophey (= Mo­no­gra­phi­en zur rhei­nisch-west­fä­li­schen Kunst der Ge­gen­wart 9,) Reck­ling­hau­sen 1958.
Rött­ger, Karl, Wal­ter Ophey, in: Der Hell­weg 10 (1924), S. 168.
Rött­ger, Karl, Wal­ter Ophey, in: Die Ho­ren 5 (1928), S. 428
Wal­ter Ophey 1882-1930. Ge­mäl­de, Zeich­nun­gen, Druck­gra­phik, Düs­sel­dorf 1990.
Wie­se, Ste­phan von, Wal­ter Ophey. Das Ge­samt­werk. Ge­mäl­de, Aqua­rel­le, Zeich­nun­gen, Druck­gra­phik, Köln 1991. 

Bolschewik, Walter Ophey um 1920, Öl auf Leinwand, 67,5 x 47 cm. (Museum Kunstpalast Düsseldorf)

 
Zitationshinweis

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Pesch, Martin, Walter Ophey, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/walter-ophey/DE-2086/lido/5da04d78572885.08785773 (abgerufen am 12.12.2024)