Das Bergische Land war vom Mittelalter bis zum Beginn der preußischen Zeit 1819 ein eigenes Territorium unter immer wieder anderen Herrschern. Seine wechselvolle Geschichte, geprägt von konfessioneller Verschiedenheit und früher Industrialisierung, aber auch das kulturelle und literarische Leben spiegelt sich über viele Jahrhunderte vor allem in lateinischenTexten. Ziel des Projektes ist es, diese Zeugnisse so zu sammeln, zu erfassen, zu erschließen und zu beschreiben, dass die lateinische Tradition im Bergischen, aus dem Bergischen und über das Bergische auch für Interessierte, die diese Sprache nicht beherrschen, greifbar und für Forschende nutzbar wird. Die Texte werden daher zusammengetragen, in knappen Lexikonartikeln vorgestellt und mit anderen Einträgen aus dem Portal Rheinische Geschichte verlinkt.
Zwar gehen die ältesten Zeugnisse ins Mittelalter zurück und beziehen sich auf die Grafen von Berg und das Kloster Altenberg. Das Gros der erfassten Werke jedoch stammt aus dem Humanismus und Späthumanismus – und rechtfertig damit, dass im Projekttitel vom "Bergischen Humanismus" die Rede ist: So bilden sich um den Düsseldorfer Hof der Herzöge von Berg Gelehrten- und Literatenkreise, die im 16. und 17. Jahrhundert eine bemerkenswerte Produktivität entfalten. Im 17. Jahrhundert bringt aber beispielsweise auch das rasch wachsende Elberfeld eine Reihe beachtlicher lateinischer Werke hervor. Doch etwa auch Solingen, wo sich 1536 der Drucker Johannes Soter niederlässt, wird auf diese Weise für einige Zeit zu einem Schauplatz des deutschen Humanismus. Im 18. Jahrhundert findet, wie andernorts, auch im Bergischen Gelehrsamkeit in lateinischer Sprache statt. Die letzten erfassten Werke gehen aus den Gymnasien des 19. Jahrhunderts hervor, die die humanistische Tradition literarischen Schaffens in die bürgerliche Welt der Frühindustrialisierung tragen.
Kriterien für die Aufnahme eines Werkes oder Textes in das Projekt Bergischer Humanismus sind der Bezug zum Bergischen Land und die lateinische Sprache: Der Verfasser oder Verfasserin stammt von hier oder wirkt hier oder das Werk hat das Bergische Land, einen Ort darin, ein Ereignis aus seiner Geschichte oder eine Person von hier zum Gegenstand. Dass sich das Projekt auf Werke in lateinischer Sprache konzentriert, hat zwei Gründe: Erstens wird so die mittellateinische und humanistische Tradition besonders klar sichtbar, die das Bergische Land in besonderer Weise mit der Kulturgeschichte Europas verbindet. Und zweitens bedürfen gerade die teilweise sehr umfangreichen lateinischen Texte einer Erschließung, um von einem größeren Kreis von historisch, literatur-, kultur- oder bildungsgeschichtlich Interessierten oder Forschenden wahrgenommen werden zu können.
Ziele des Projekts sind sowohl die Erschließung der bereits identifizierten etwa siebzig Werke als auch das Auffinden weiterer Zeugnisse. Momentan werden die Texte einem Autor bzw. einer Autorin zugewiesen, datiert, in ihrem Bezug zum Bergischen Land vorgestellt und zusammengefasst, hinzu kommen, wo vorhanden, Links zu Digitalisaten. Für eine spätere Projektphase kommen umfassendere Inhaltsangaben und Verschlagwortungen, aber auch Übersetzungen, Volltexteditionen und Kommentierungen besonders relevanter Werke in Frage. Im Projekt kooperiert der LVR mit dem interdisziplinären Arbeitskreis Bergischer Humanismus an der Bergischen Universität Wuppertal.
Bei Fragen und Anmerkungen wenden Sie sich gerne an die Forschungsstelle zum Humanismus im Bergischen Land der Universität Wuppertal HumBeLa@uni-wuppertal.de.