Beschreibung
Friedrich Karl Linden (22.10.1893-20.5.1970) engagierte sich illegal für die KPD und SPD. Der in Rödingen (Kreis Jülich) tätige Lehrer galt bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten als „Sozialist und Gegner der NSDAP“. Obwohl er selbst nie in die KPD oder SPD eintrat, war er laut des positiven Urteils seiner Entschädigungsakte „infolge seiner sozialen Einstellung sehr stark mit den ‚linksgerichteten Kreisen‘“ seiner Heimatstadt verbunden. Die nach 1945 befragten Zeugen gaben in der Regel an, er sei der SPD zugewandter gewesen, als der KPD. Aufgrund seines Rufes und Bekanntheitsgrades wurde er unmittelbar nach dem Machtantritt Adolf Hitlers von der SA überwacht, mündlich und schriftlich bedroht, sowie „mit kleinlichen Schikanen bedacht“. Am 12.3.1933 führte die SS eine Hausdurchsuchung bei Linden durch, die jedoch erfolglos blieb. Dennoch nahm sie ihn am Tag darauf in Schutzhaft. Die Begründung der SS fiel eindeutig aus: Er habe nicht nur Versammlungen der SPD und KPD besucht, sondern sich auch in allen Äußerungen „in schärfsten Gegensatz zur NSDAP“ gestellt. Weiterhin verteilte er sozialistisches Schriftgut, veröffentlichte „hetzerische“ Artikel und unterstützte Angehörige verhafteter KPD-Funktionäre durch materielle Zuwendungen. Hauptgrund sei jedoch die Tatsache gewesen, dass er die KPD-Mitglieder Theo Bongartz (Höllen) und Jahn (Rödingen) vor der Verhaftung gewarnt und „sich um ihre Flucht maßgeblich bemühte“. Bis zum 19.3.1933 wurde Linden in der „Zitadelle Jülich“, die inzwischen zum SA-Heim und Schutzhaft-Gefängnis umfunktioniert worden war, festgehalten, vernommen und laut Entschädigungsunterlagen mit „Faust, Stock und Ochsenziemer-Schlägen“ misshandelt. Nach seiner Rückkehr entließ man ihn am 30.9.1933 auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufbeamtentums aus dem öffentlichen Schuldienst. Das Betreten der Volksschule, in die er zum 1.12.1929 versetzt worden war, war ihm von nun an untersagt. Am 31.12.1933 musste Linden seine Dienstwohnung räumen, woraufhin er mit seiner Ehefrau nach Düren zog. Neben der verschärften Polizeiaufsicht, verhängte die Gestapo eine umfassende Postkontrolle. In den Jahren 1934 und 1935 kam es aufgrund des „dringenden Verdachts“ der illegalen Betätigung bei der Familie Linden – das Ehepaar hatte einen 13jährigen Sohn – zu mehreren Hausdurchsuchungen, denen kurzzeitige Festnahmen und Verhöre des Vaters folgten. Wilhelm Linden, Sohn der Eheleute, wurde im Jahre 1935 zwangsweise „wegen Gefährdung seiner politischen Erziehung im Elternhaus“ ins Landjahrlager nach Nesselröden (Duderstadt) beordert. Da sein Vater zudem im Verdacht stand, in seiner Dürener Wohnung einen „Schwarzsender“ zu betreiben und damit ausländischen Rundfunk zu hören, verschärfte sich das Vorgehen der Parteidienststellen so sehr, dass Linden seine inzwischen aufgenommene Tätigkeit bei der „Dürener Zeitung“ und „Der Neue Tag“ aufgeben musste, zumal es ihm nun grundsätzlich untersagt war, schriftstellerisch tätig zu werden. Aufgrund der zunehmenden Zwangsmaßnahmen geriet die Familie in eine prekäre wirtschaftliche Notlage. Nun fiel seiner Ehefrau, Franziska Linden, neben dem moralischen Halt, den sie ihrem Mann gab, die Aufgabe zu, die finanzielle Existenz der Familie zu sichern. Dies gelang ihr mit Hilfe ihrer holländischen Internatsfreundin Käthe Vroemen-Pappers und deren Familie. Mit ihren beiden Schwestern betrieb diese in Valkenburg ein Hotel mit angeschlossenem Casino. Hier bot sie Franziska Linden die Möglichkeit, Geld zu verdienen, Lebensmittel, vor allem aber Schutz und seelischen Beistand in einer Zeit ständiger Schikane, Übergriffe und Verhaftungen ihres Mannes zu erhalten. Dies auch in Zeiten deutscher Besatzung seit Mai 1940. Wie sich die Familie später erinnerte, waren die recht unterschiedlichen Tätigkeiten wie organisatorische Aufgaben, Personalführung, Buchhaltung und gelegentliche Servierdienste für die angegriffene Gesundheit von Franziska Linden eine starke Belastung. Trotz der schwierigen Lage – so erinnerte sich der KPD-Abgeordnete und ehemalige KZ-Häftling Hubert Laut am 4.9.1946 – „blieb er [Linden] auch in den weiteren Jahren bis zum Kriegsende seiner Überzeugung treu und betätigte sich wo und wie er nur konnte im antifaschistischen Sinne.“ Einem im Jahre 1956 aufgenommenem Entschädigungsverfahren wurde am 6. März 1959 stattgegeben.
Quellen/Literatur
Persönlicher Aktenbestand Linden; im Besitz von Rita Linden.
Zeitzeugen
Zeitzeugengespräch mit Rita Linden (Schwiegertochter), 2016.