Epochen
Die Autoren stellen die Kirchengeschichte jener Region dar, in der 1958 das Bistum Essen aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn konstituiert wurde. Es geht also nicht nur um die 50-jährige Geschichte des Bistums Essen, sondern um eine über 1200-jährige Geschichte des Raumes, beginnend mit den Anfängen des Christentums bei Franken und Sachsen.
Die Ausführungen von Johannes Meier zur Kirchengeschichte von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches orientieren sich im Großen und Ganzen am Raum des späteren Ruhrgebietes (S. 9−116), während sich Wilhelm Damberg in jenen Epochen bewegt, in denen sich Staat und Kirche nicht zuletzt vor dem Hintergrund des rasanten Industrialisierungsprozesses seit dem 19. Jahrhundert begegneten (S. 117−279, ab S. 179 zum Bistum Essen im engeren Sinne).
Am Ende des 19. Jahrhunderts stand der Katholizismus im Ruhrgebiet in voller Blüte. Mancherorts war gut die Hälfte der Katholiken in den zahlreichen kirchlich-religiösen, sozialen, kulturellen und politischen Vereinigungen organisiert. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Revolution von 1918 kam es im Ruhrgebiet zu einer offenen Krise des Katholizismus, deren Ausdruck nicht nur schon vor dem Krieg spürbare zentrifugale politische Tendenzen, sondern auch eine deutlich nachlassende Kirchlichkeit waren. Um die Mitte der 1920er Jahre nahm der Gottesdienstbesuch wieder zu, wohl im Zusammenhang mit einem erneuerten Vereinskatholizismus und mit der katholischen Jugendbewegung, die in diesen Jahren zugleich die Gedanken der liturgischen Erneuerungsbewegung verbreitete.
Schon lange vor der Gründung des Bistums Essen wurden enorme Anstrengungen unternommen, um den Zuwanderern ins Ruhrgebiet eine neue kirchliche Heimat zu bieten. Zunächst waren Kriegsschäden zu beseitigen, sodann gingen Pfarreien und die Bistümer Köln, Paderborn und Münster dazu über, die pastorale Infrastruktur in den bestehenden Pfarreien durch Pfarrheime, Jugendheime, Kindergärten und andere Einrichtungen zu verbessern. Diese Bautätigkeit dürfte in der deutschen Kirchengeschichte einzig dastehen. Die Entwicklung des Bistums lässt deutlich erkennen, dass der erste Bischof von Essen, Franz Hengsbach, sich an dem Ideal von zahlreichen kleinen Pfarreien orientierte, auch wenn es in der Praxis nicht immer so umzusetzen war. Seit seiner Gründung verzeichnete das Bistum Essen deshalb eine ständig wachsende Zahl selbständiger Seelsorgebezirke, im Jahre 1958 waren es allein 222 Pfarreien.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat durch seine tief greifenden Reformen in nahezu allen Bereichen des kirchlichen Lebens auch das junge, noch im Entstehen begriffene Bistum an der Ruhr beeinflusst und geprägt. Spätestens in den 1970er Jahren stagnierte die Bevölkerungsentwicklung im Ruhrgebiet, daneben war die Zahl der Katholiken des Bistums rückläufig. Sie verringerte sich in den Folgejahren vor allem durch Abwanderung und eine geringere Kinderzahl schneller als die der Gesamtbevölkerung.
Das Buch enthält eine Vielzahl guter Fotos, allerdings auch eine Reihe ärgerlicher Rechtschreibfehler. Es bietet für das interessierte Publikum eine Zusammenfassung der Geschichte des Christentums beziehungsweise der katholischen Kirche einer Region durch die Jahrhunderte hindurch, in durchaus gefälligem Wechsel von Text und Fotos/Abbildungen.
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Schaffer, Wolfgang, Damberg, Wilhelm/Meier, Johannes, Das Bistum Essen 1958-2008. Eine illustrierte Kirchengeschichte der Region von den Anfängen des Christentums bis zur Gegenwart. Unter Mitarbeit von Verena Schmidt, Münster 2008, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/damberg-wilhelmmeier-johannes-das-bistum-essen-1958-2008.-eine-illustrierte-kirchengeschichte-der-region-von-den-anfaengen-des-christentums-bis-zur-gegenwart.-unter-mitarbeit-von-verena-schmidt-muenster-2008/DE-2086/lido/57d26786649ef0.58792811 (abgerufen am 23.01.2025)