Epochen
Hugo Junkers ist den meisten als Luftfahrtpionier bekannt. Insbesondere die Ju52 gilt als legendäres Flugzeug. Im Fokus von Armin Fuhrers sehr gut recherchierter Biographie stehen allerdings weniger die technikgeschichtlichen Aspekte, sondern das Leben des umtriebigen Erfinders und Unternehmers. Junkers Biographie ist eng mit dem Rheinland verknüpft. Er stammte aus Rheydt, wo sein Vater eine Textilfabrik betrieb. Nach dem 1878 abgelegten Abitur auf der Höheren Gewerbeschule in Barmen begann er ein Maschinenbau-Studium in Berlin, das er nach einem Intermezzo in Karlsruhe an der Technischen Hochschule in Aachen fortsetzte. Dort schloss Junkers sein Studium 1883 ab. Nachdem er zunächst in der elterlichen Firma und in Aachen gearbeitet hatte, kehrte er später wieder an die Technische Hochschule zurück, um dort eine Professur für Thermodynamik zu übernehmen.
Junkers entwickelte sich zu einem Multi-Erfinder. Er forschte in zahlreichen Bereichen, wie etwa im Motorenbau, oder in der Entwicklung von Gasthermen und Badeöfen. Junkers meldete viele Patente an und gründete immer wieder neue Firmen. Zunehmend verlegte er sich dann auf den Flugzeugbau in Dessau, der ihn sehr faszinierte. Einschneidend für seine Firmen in diesem Bereich waren besonders zwei Ereignisse: 1926 fusionierte, nach Druck der Reichsregierung, seine „Junkers Luftverkehr AG" mit der „Deutschen Aero-Lloyd" zur „Deutschen Luft Hansa AG". Der größte Einschnitt kam dann mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30.1.1933.
Fuhrer gelingt es hier sehr anschaulich, die sich wandelnden Sichtweisen Hugo Junkers auf die Nationalsozialisten herauszupräparieren. So setzte Junkers zunächst durchaus wirtschaftliche Hoffnungen in Hitler, begrüßte die Reduzierung der Parteien und die Gleichschaltung. Es stellte sich jedoch sehr schnell heraus, dass seine Hoffnungen auf Sand gebaut waren. Sein Ziel, die Forschung im Bereich der Luftfahrt auszubauen, kollidierte mit dem Ziel der Nationalsozialisten, möglichst schnell, möglichst viele militärisch nutzbare Flugzeuge herzustellen. Und dafür bot sich die gerade neu auf den Markt gekommene Ju52 perfekt an. Den Nationalsozialisten, insbesondere Reichsluftfahrtminister Hermann Göring, ging es daher darum, dass Junkers zunächst seine privaten Patente auf seine Unternehmen übertragen und dann die Mehrheit an seinen Unternehmen abgeben sollte. Zunehmend persönlich und in seinem familiären und wirtschaftlichen Umfeld unter Druck gesetzt, willigte Junkers schließlich im Oktober 1933 in beide Punkte ein. Anschließend zog er sich gezwungenermaßen, für Dessau bestand etwa ein Aufenthaltsverbot, ins Privatleben zurück. Zuletzt wohnte er in München, wo er am 5.2.1935 starb.
Insgesamt gelingt es Fuhrer eindrücklich herauszuarbeiten, dass Junkers immer an der Forschung und der Wissenschaft orientiert war. Das waren seine Fixpunkte und diesen Fokus wollte er, unter Verkennung der Tatsachen, auch in der NS-Zeit noch durchsetzen. Fuhrer stützt seine Biographie auf ein sehr ergiebiges Quellenmaterial. So konnte er beispielsweise zahlreiche Quellen von Hugo Junkers aus dem Archiv des Enkels Bernd Junkers nutzen und Interviews auswerten, welche die Historikerin Margarete Conzelmann noch in den 1930er und 1940er Jahren mit Weggefährten von Hugo Junkers geführt hatte.
Auf dieser Basis entfaltet Fuhrer das Panorama eines wechselvollen Lebens zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und nationalsozialistischer Herrschaft. Ihm gelingt dabei eine spannende und stringente Erzählung über Junkers, die nicht die technischen Details seiner Erfindungen in den Vordergrund rückt, sondern seinen wirtschaftlichen Aufstieg und seine Ideen geschickt in die Zeitläufte einordnet.
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Türk, Henning, Fuhrer, Armin, Hugo Junkers. Das Leben ist ein Kampf. Eine Biographie, Reinbek 2024, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/fuhrer-armin-hugo-junkers.-das-leben-ist-ein-kampf.-eine-biographie-reinbek-2024/DE-2086/lido/6847e6b4609ce1.44996508 (abgerufen am 15.07.2025)
Veröffentlicht am 12.06.2025