Groten, Manfred/Mölich, Georg/Muschiol, Gisela/Oepen, Joachim (Hg.), Nordrheinisches Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815, Teil 1: Aachen bis Düren (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 37, 1), Siegburg 2009

576 S., ISBN 978-3-87710-453-8, 39,90 Euro

Margret Wensky (Bonn)

Der „Klos­ter­land­schaft" Rhein­land in den Gren­zen des Lan­des­teils Nord­rhein von NRW ist das auf fünf Bän­de an­ge­leg­te „Nord­rhei­ni­sche Klos­ter­buch" (NRKB) ge­wid­met. Es ver­steht sich als Grund­la­gen­werk für die vor 1800 ent­stan­de­nen geist­li­chen In­sti­tu­te in die­sem Raum, die in vier Bän­den ab­ge­han­delt wer­den, wäh­rend der fünf­te Band die nach 1815 neu ge­grün­de­ten Klös­ter um­fas­sen soll, zu­züg­lich der Ein­rich­tun­gen, die über die Zeit der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on hin­aus wei­ter be­stan­den, weil sie dem Schul­un­ter­richt oder der Kran­ken­pfle­ge dien­ten.

Ei­ne klös­ter­li­che Viel­falt zeich­ne­te das nörd­li­che Rhein­land vor 1800 mit fast 70 un­ter­schied­li­chen Ge­mein­schaf­ten aus. In rund zwölf Jahr­hun­der­ten ent­stan­den dort – mit un­ter­schied­li­cher Dau­er – über 400 Kon­ven­te (oh­ne die Be­gi­nen­nie­der­las­sun­gen, die kei­ne Re­gel an­ge­nom­men hat­ten), al­lein auf Köln ent­fie­len 70 geist­li­che In­sti­tu­te, ge­folgt von der Stadt Aa­chen mit et­was we­ni­ger als der Hälf­te. Der Raum zeich­ne­te sich auch durch ei­ne grö­ße­re Zahl frü­her Grün­dun­gen aus, von de­nen das Bon­ner Cas­si­us­stift, das Klos­ter und spä­te­re Stift des hei­li­gen Suit­bert in Kai­sers­werth, Ma­ria im Ka­pi­tol in Köln, das Aa­che­ner Ma­ri­en­stift, die Ab­tei Wer­den, das Xan­te­ner Vik­tor­stift, die Grün­dung des Klos­ters In­da (Kor­ne­li­müns­ter) durch Lud­wig den From­men für den Mönchs­re­for­mer Be­ne­dikt von Ania­ne, oder das Köl­ner Dom­ka­pi­tel und die Stif­te von Sankt Se­ve­rin, Sankt Ge­re­on oder Ku­ni­bert er­wähnt sei­en. Ei­ni­ge Or­den grün­de­ten im nörd­li­chen Rhein­land ih­re ers­ten Nie­der­las­sun­gen im Al­ten Reich: so die Zis­ter­zi­en­ser in Kamp (1122), die Kar­me­li­ter (Mit­te 13. Jahr­hun­dert), die Je­sui­ten (1544), die Ur­su­li­nen in Köln (1639) oder wa­ren zu­min­dest mit frü­hen Nie­der­las­sun­gen dort ver­tre­ten. Das 17. Jahr­hun­dert zeig­te sich be­son­ders grün­dungs­freu­dig: Fast 100 neue In­sti­tu­te, zum Teil auch neu­er Or­den, wur­den im Geis­te der Ge­gen­re­for­ma­ti­on oder ka­tho­li­schen Re­form al­lein im Nord­rhei­ni­schen ge­grün­det. Ne­ben den Köl­ner Erz­bi­schö­fen als In­itia­to­ren und För­de­rern ta­ten sich da­bei auch die ka­tho­li­schen Lan­des­her­ren von Jü­lich-Berg her­vor.

Das Kon­zept des neu­en Grund­la­gen­werks zeigt der ers­te, En­de 2009 er­schie­ne­ne Band, der die Klös­ter von Aa­chen bis Dü­ren be­han­delt. Die ein­zel­nen In­sti­tu­te, die nach der heu­ti­gen kom­mu­na­len Zu­ge­hö­rig­keit ge­ord­net sind, wer­den nach ei­nem dif­fe­ren­zier­ten Glie­de­rungs­sche­ma be­ar­bei­tet, das weit­ge­hend dem des „West­fä­li­schen Klos­ter­buchs" (2 Bän­de, hg. von Karl Hengst, Müns­ter 1992/1994) ent­spricht, so dass Ver­gleich­bar­keit nicht nur in­ner­halb des je­wei­li­gen Lan­des­teils ge­ge­ben ist, son­dern auch mit den west­fä­li­schen Tei­len der al­ten Erz­diö­ze­se Köln.

Das Glie­de­rungs­sche­ma reicht – um nur ei­ni­ge zen­tra­le Glie­de­rungs­punk­te zu er­wäh­nen – von der La­ge und kirch­li­chen Zu­ge­hö­rig­keit und den Pa­tro­zi­ni­en über die Rechts­form und Ver­fas­sung des je­wei­li­gen Kon­vents, die all­ge­mei­ne ge­schicht­li­che Ent­wick­lung, die Stel­lung im Or­den, even­tu­el­le Fi­lia­tio­nen, die Kon­vents­grö­ße, die kul­tu­rel­len Be­zie­hun­gen, die spi­ri­tu­el­le und lit­ur­gi­sche Aus­rich­tung, die Be­sitz­ver­hält­nis­se und die wirt­schaft­li­che Aus­stat­tung wie Be­tä­ti­gung, die bau­li­chen Ver­hält­nis­se, die Aus­stat­tung mit Al­tä­ren, Or­geln, lit­ur­gi­schen Ge­rä­ten, Hand­schrif­ten und Bi­blio­the­ken so­wie ei­nem Ar­chiv, bis hin zu An­ga­ben über das geist­li­che Per­so­nal (Äb­te, Pröps­te be­zie­hungs­wei­se Äb­tis­sin­nen und Pröps­tin­nen oder so ge­nann­te Müt­ter bei den Frau­en­k­lös­tern, Beicht­vä­ter, De­ka­ne bei den Dom­ka­pi­teln und Stif­ten). Ein­gangs wird das je­wei­li­ge In­sti­tut kurz cha­rak­te­ri­siert, so dass des­sen Dau­er und Be­deu­tung so­fort er­kenn­bar wer­den. Der Hin­weis auf die For­schungs­la­ge lässt auf den Kennt­nis­stand, der dem Ar­ti­kel zu­grun­de liegt, schlie­ßen, zu­mal wohl nur in Aus­nah­me­fäl­len auf un­ge­druck­te Quel­len zu­rück­ge­grif­fen wor­den ist. An­ge­merk­te De­si­de­ra­te kön­nen als An­re­gung für wei­te­re For­schun­gen die­nen.

Die gan­ze Band­brei­te der er­wähn­ten klös­ter­li­chen Viel­falt re­prä­sen­tie­ren schon die in Band 1 be­ar­bei­te­ten Kon­ven­te von Aa­chen bis Dü­ren, zu de­nen bei­spiels­wei­se das von Karl dem Gro­ßen ge­grün­de­te Ma­ri­en­stift in Aa­chen, das Jahr­hun­der­te lang als Krö­nungs­stift dien­te, und das im Früh­mit­tel­al­ter ent­stan­de­ne, be­deu­ten­de und mit rei­cher Grund­herr­schaft im gan­zen Rhein­land aus­ge­stat­te­te Bon­ner Cas­si­us­stift eben­so ge­hö­ren wie die Nie­der­las­sun­gen der Rit­ter­or­den, der Bet­tel­or­den, der Pfle­ge­or­den, der weib­li­chen Schul­or­den, die sich seit dem 17. Jahr­hun­dert der Mäd­chen­bil­dung an­nah­men, oder der aus der re­li­giö­sen Frau­en­be­we­gung des Mit­tel­al­ters her­aus ent­stan­de­nen Ge­mein­schaf­ten, aber auch vie­le klei­ne, bes­ten­falls lo­kal oder klein­räu­mig-re­gio­nal be­deu­ten­de Klös­ter, über die bis­lang kaum et­was be­kannt war.

Dem Band sind ei­ne Über­sichts­kar­te der Kom­mu­nen mit Klös­tern und Stif­ten der Bän­de 1-4, die al­ler­dings in der Dar­stel­lung grenz­wer­tig, weil kaum les­bar ist, so­wie Plä­ne der Stadt­ker­ne von Aa­chen, Bonn und Dü­ren, der drei in dem Band be­han­del­ten Städ­te mit der höchs­ten Kon­vents­dich­te, bei­ge­ben.

Den Her­aus­ge­bern ist zu wün­schen, das sie das Ziel der zü­gi­gen Ver­öf­fent­li­chung der aus­ste­hen­den Bän­de er­rei­chen. Der Lan­des­teil Nord­rhein wird dann um ein wich­ti­ges his­to­ri­sches Grund­la­gen­werk rei­cher sein, das nach­hal­tig zur Si­che­rung und Wah­rung des kul­tu­rel­len Er­bes des Rhein­lands bei­trägt.

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Wensky, Margret, Groten, Manfred/Mölich, Georg/Muschiol, Gisela/Oepen, Joachim (Hg.), Nordrheinisches Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815, Teil 1: Aachen bis Düren (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 37, 1), Siegburg 2009, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/groten-manfredmoelich-georgmuschiol-giselaoepen-joachim-hg.-nordrheinisches-klosterbuch.-lexikon-der-stifte-und-kloester-bis-1815-teil-1-aachen-bis-dueren-studien-zur-koelner-kirchengeschichte-37-1-siegburg-2009/DE-2086/lido/57d15eeb677e89.20912922 (abgerufen am 29.03.2024)