Rehm, Gerhard (Hg.), Adel, Reformation und Stadt am Niederrhein. Festschrift für Leo Peters (Studien zur Regionalgeschichte 23), Bielefeld 2009

376 S., ISBN 9783895348532, 29 Euro

Margret Wensky (Bonn)

Epochen

Die Fest­schrift zum 65. Ge­burts­tag für Leo Pe­ters, den rhei­ni­schen Lan­des­his­to­ri­ker, lang­jäh­ri­gen Schul- und Kul­tur­de­zer­nen­ten des Krei­ses Vier­sen und der­zei­ti­gen Vor­sit­zen­den des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein, ent­hält ne­ben ei­ner Kurz­bio­gra­phie des Ju­bi­lars 20 Bei­trä­ge zur rhei­ni­schen Lan­des­kun­de. Vor al­lem The­men aus dem be­ruf­li­chen, fach­li­chen und geo­gra­phi­schen Wir­kungs­raum von Leo Pe­ters ha­ben da­bei Be­rück­sich­ti­gung ge­fun­den.

Chris­toph Reich­mann un­ter­sucht ei­nen spät­rö­mi­schen To­ten­ge­dächt­nis­bau (cel­la me­mo­riae) in Kre­feld-Gel­lep, der zwar kein ­Mär­ty­rer­grab war, aber wohl schon ein christ­li­ches Bau­werk. Ste­fan Fran­ke­witz be­schäf­tigt sich mit dem The­ma „Burg­stadt und Stadt­burg am Nie­der­rhein“, wäh­rend Mar­cus Op­tendrenk am Bei­spiel von Kal­den­kir­chen und Lob­be­rich der Be­griff­lich­keit „Ge­mein­de“ im 15. und 16. Jahr­hun­dert nach­geht. Wie aus dem nie­der­rhei­ni­schen Her­zog­tum Gel­dern zwi­schen 1473 und 1543 ei­ne nie­der­län­di­sche Pro­vinz wur­de, stellt Heinz Fin­ger dar.

Fünf Bei­trä­ge sind The­men des Re­for­ma­ti­ons­zeit­al­ters ge­wid­met: Ger­hard Rehm re­kon­stru­iert das Schick­sal ei­nes an­geb­li­chen Lu­ther­brie­fes an Graf Jo­hann III. von Nas­sau-Weil­burg von 1538. Die kom­men­tier­te Edi­ti­on der Rech­nung über die auf­wän­di­gen Exe­qui­en, die 1552 im Köl­ner Dom für den 1546 we­gen re­for­ma­to­ri­scher Be­stre­bun­gen ab­ge­setz­ten Kur­fürs­ten Her­mann von Wied ver­an­stal­tet wur­den, nimmt Hans­ge­org Mo­li­tor vor. Der zwei­te, eben­falls ver­geb­li­che Re­for­ma­ti­ons­ver­such de­s Köl­ner Erz­stifts ging von Kur­fürst Geb­hard Truch­seß von Wald­burg aus, wo­durch der Truch­ses­si­sche oder ­K­öl­ner Krieg aus­ge­lös­t wur­de; Über­le­gun­gen zur Kon­fes­sio­na­li­tät des Erz­bi­schofs und zu des­sen Lieb­schaft und Hei­rat mit Agnes von Mans­feld stellt Pe­ter Mie­l­ke an. Jos. M. W. Scha­tor­jé deckt die Hin­ter­grün­de des ers­ten Bu­ches des Re­for­ma­tors En­gel­bert Fa­ber aus Gustorf von 1563 auf. Das „Pla­k­aat van Ver­la­tin­ge“, das öf­fent­lich an­ge­schla­ge­ne Schrift­stück, mit dem sich die nie­der­län­di­schen Nord­pro­vin­zen 1581 von der Herr­schaft des spa­ni­schen Kö­nigs los­sag­ten, ana­ly­siert Ste­phan Laux vor al­lem hin­sicht­lich sei­ner staats­recht­li­chen Be­deu­tung und Wir­kung.

Das Leit­the­ma „Adel“ ist mit zwei Bei­trä­gen ver­tre­ten: Theo Op­tendrenk be­schäf­tigt sich mit den Mit­glie­dern der Fa­mi­lie von Bo­choltz, die zwi­schen 1539 und 1673 im Lüt­ti­cher Dom­ka­pi­tel sa­ßen. Das Al­bum ami­co­rum der Fa­mi­lie von Preut zu Kal­den­hau­sen mit da­tier­ten Ein­trä­gen von 1630 bis 1672 - ei­ne sel­te­ne, im Kreis­ar­chiv Neuss auf­be­wahr­te Ar­chi­va­lie - stellt Karl Ems­bach vor.

Die üb­ri­gen Bei­trä­ge sind un­ter­schied­li­chen the­ma­ti­schen Zu­schnitts: Tho­mas P. Be­cker un­ter­sucht die ers­ten vom lin­ken Nie­der­rhein stam­men­den Stu­den­ten an der 1818 ge­grün­de­ten Uni­ver­si­tät Bonn. Die Hin­ter­grün­de des spek­ta­ku­lä­ren Rück­tritts de­s­ Bon­ner Kir­chen­his­to­ri­kers Hein­rich Schrörs (1852-1928) vom Amt des Vor­sit­zen­den des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein im Jah­re 1907 be­leuch­tet Nor­bert Schloss­ma­cher an­hand neu­er Quel­len­fun­de. Hans Kai­ser be­fasst sich mit dem jü­di­sches Le­ben in der Stadt Kem­pen von den ers­ten Nach­wei­sen im Spät­mit­tel­al­ter bis zur De­por­ta­ti­on in der NS-Zeit. Die Pfar­rer­he­bung der Ka­pel­len­ge­mein­de „Ma­ria Hil­fe der Chris­ten“ in Dorn­busch im Jah­re 1918 hat Paul Schrömbgen als The­ma ge­wählt. Wil­helm Jans­sen geht auf den me­tho­di­schen Neu­an­satz, den das Bon­ner In­sti­tut für ge­schicht­li­che Lan­des­kun­de an der Uni­ver­si­tät Bonn (heu­te Ab­tei­lung Lan­des­ge­schich­te des In­sti­tuts für Ge­schichts­wis­sen­schaft) im ers­ten Vier­tel des 20. Jahr­hun­derts in die Ge­schichts­wis­sen­schaft ein­ge­bracht hat, ein. Arie Nab­rings bie­tet ei­ne in­for­ma­ti­ve Über­sicht über die Ent­ste­hung und den Auf­bau von Kul­tur­ein­rich­tun­gen im Rhein­land im 19. und 20. Jahr­hun­dert. Ei­ne sprach­wis­sen­schaft­li­che Kom­po­nen­te bringt Ge­org Cor­ne­lis­sen mit ei­ner klei­nen Un­ter­su­chung über die Va­ters­na­men (Pa­tro­ny­me) un­ter den Net­te­ta­ler Fa­mi­li­en­na­men ein. Rolf Na­gel er­klärt die Wap­pen ei­ni­ger nie­der­rhei­ni­scher Ge­mein­den, wäh­rend Chris­toph Dau­ter­mann sich über die ver­schie­de­nen Denk­mä­ler­in­ven­ta­ri­sie­run­gen und die Denk­mal­pfle­ge im Kreis Vier­sen äu­ßert. Die Grün­dung der Ka­tho­li­schen So­zi­al­wis­sen­schaft­li­chen Zen­tral­stel­le Mön­chen­glad­bach in den Jah­ren 1960 bis 1963 ruft der Bei­trag von Nor­bert Trip­pen in Er­in­ne­rung. Der Band schlie­ßt mit dem Schrif­ten­ver­zeich­nis des Ju­bi­lars.

Zitationshinweis

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Wensky, Margret, Rehm, Gerhard (Hg.), Adel, Reformation und Stadt am Niederrhein. Festschrift für Leo Peters (Studien zur Regionalgeschichte 23), Bielefeld 2009, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/rehm-gerhard-hg.-adel-reformation-und-stadt-am-niederrhein.-festschrift-fuer-leo-peters-studien-zur-regionalgeschichte-23-bielefeld-2009/DE-2086/lido/57d16de9794f75.91932463 (abgerufen am 19.04.2024)