Epochen
Vor kurzem ist der 20. Band der seit 1971 der beliebten und bewährten Reihe „Rheinische Lebensbilder“ erschienen – gleichsam pünktlich zur Verlegung des Sitzes der „Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde“ von Köln nach Bonn an das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte sowie der Installierung eines hauptamtlichen Geschäftsführers und einer Assistenz.
Das Werk präsentiert die Biographien wieder in wissenschaftlich bewährter Weise, aber es ist auch gleichzeitig ein Buch für interessierte Laien. Es handelt sich um gut lesbare Texte von elf Autorinnen und Autoren über elf Personen, die gebürtig aus dem Rheinland waren oder ihr Wirkungsfeld in dieser Region hatten. In diesem Band haben wir es sogar mit einem Doppelporträt zutun, und zwar mit Johann Friedrich und Friedrich Karl Karg von Bebenburg; beide waren zwar keine Rheinländer, allerdings vermochten sie die kurkölnische Politik unter den Kurfürsten Joseph Clemens, Clemens August und Maximilian Friedrich nachhaltig zu prägen.
Wir haben es – wie immer – mit einer sorgfältig ausgesuchten und vielfältigen Palette an Persönlichkeiten zu tun: so ein Ritterbürger (Karl von der Salzgasse aus Köln + 1213/14), ein Klosteräbtissin und -gründerin (Paula Reinhard, + 1908), ein Hexenverfolgungsgegner (Hermann Löher aus Rheinbach, + 1678), ein Bürgermeister (August Dicke aus Solingen, + 1929), Kurkölner Kanzler (Johann Friedrich (+ 1719) und Friedrich Karl (+ 1773) von Bebenburg), ein Natur- und Heimatforscher (Philipp Wirtgen, + 1670), ein Kölner erzbischöflicher Generalvikar (Emmerich David, + 1953), ein Pater und Hochschulaktivist (Thomas Michels, + 1979), Schriftsteller (Stefan Andres, + 1970 und Joseph Breitbach, + 1980) bis hin zum bekannten Journalisten und Fernsehmoderator der Gegenwart (Wim Thoelke, + 1995). Meinte man bei einigen Ausgaben eine zu starke Präsenz mittelalterlicher Personen feststellen zu können, so bietet sich hier das umgekehrte Bild: Eine Person aus dem Mittelalter und zwei bzw. drei Personen aus der Frühen Neuzeit stehen acht Persönlichkeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert gegenüber.
Die Autorinnen und Autoren wurden vom Herausgeberteam sorgfältig ausgewählt, sodass neben altbewährten Verfassern auch jüngere Forscherinnen und Forscher an dieser Stelle ihr Wissen für ein breiteres Publikum, aber fachlich immer quellengesättigt präsentieren können.
Das Konzept, keine Anmerkungen zu setzen, entlastet den Haupttext und macht ihn flüssiger lesbar, ist für dieses Format sehr sinnvoll. Am Ende des Textes werden allerdings die verwendeten ungedruckten und gedruckten Quellen und eine Auswahl der wichtigsten Literatur präsentiert.
Die Bebilderung ist behutsam vorgenommen: Finden sich keine zeitgenössischen Abbildungen oder gar Fotos, so greifen Autorinnen und Autoren sowie das Herausgeberteam auf Darstellungen aus dem entsprechenden Zeitraum zurück und kennzeichnen dies entsprechend, um nicht – wie leider so oft – anachronistische Abbildungen zu präsentieren. Hierbei geht es nicht nur um das Aussehen bzw. die Darstellung der Persönlichkeiten, sondern auch um die Darstellung des Wirkens bzw. Geschehens. Zum Teil werden auch Abbildungen konsequent aus den Werken der Betroffenen präsentiert (z. B. bei Hermann Löher aus seinem Werk gegen die Hexenverfolgung, der „Wehmütigen Klage“)
Alle Texte geben instruktive Einblicke in das Leben und das Wirken der vorgestellten Personen. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Bände in dieser renommierten Reihe erscheinen.
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Rosen, Wolfgang, Rönz, Helmut/Andre, Elsbeth (Hg.), Rheinische Lebensbilder, Band 20, Redaktion: Keywan Klaus Münster, Böhlau-Verlag: Wien/Köln/Weimar 2019, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/roenz-helmutandre-elsbeth-hg.-rheinische-lebensbilder-band-20-redaktion-keywan-klaus-muenster-boehlau-verlag-wienkoelnweimar-2019/DE-2086/lido/5ee880dd9dc399.97711261 (abgerufen am 30.05.2023)