Johann Gustav Gildemeister

Orientalist (1812-1890)

Michaela Hoffmann-Ruf (Bonn)

Johann Gustav Gildemeister, Porträt. (Universitätsarchiv Bonn)

Jo­hann Gus­tav Gil­de­meis­ter war ein nam­haf­ter Ori­en­ta­list des 19. Jahr­hun­derts, der durch sei­ne Schrift über den Hei­li­gen Rock zu Trier und die da­mit ver­bun­de­ne Wall­fahrt des Jah­res 1844 auch über­re­gio­nal gro­ße Be­kannt­heit er­lang­te.

Jo­hann Gus­tav Gil­de­meis­ter wur­de am 20.7.1812 auf Gut Klein-Sie­men (heu­te Krö­pe­lin) im Her­zog­tum Meck­len­burg ge­bo­ren. Er ent­stammt ei­ner be­kann­ten und wohl­ha­ben­den Bre­mer Kauf­manns­fa­mi­lie, aus der ei­ne Rei­he von Rats­her­ren und Bür­ger­meis­tern her­vor­ge­gan­gen ist. Der Va­ter Jo­hann Gil­de­meis­ter (1784–1844) war zu­nächst als Kauf­mann tä­tig, be­wirt­schaf­te­te dann ei­ni­ge Jah­re das Gut in Klein-Sie­men und ar­bei­te­te spä­ter als Re­dak­teur der „Bre­mer Zei­tun­g“. Die Mut­ter Ma­ri­an­ne (1786–1856) war die äl­tes­te Toch­ter des be­kann­ten Bre­mer Arz­tes Ar­nold Wien­holt (1749–1804). Der jün­ge­re Bru­der Mar­tin Wil­helm Edu­ard (1814–1893), ge­nannt Edu, führ­te die kauf­män­ni­sche Tra­di­ti­on der Fa­mi­lie fort. Die Fa­mi­le war evan­ge­lisch-re­for­miert. 

In Bre­men, wo er den weit­aus grö­ß­ten Teil sei­ner Kind­heit und Ju­gend ver­brach­te, be­such­te Gil­de­meis­ter das Gym­na­si­um und er­hielt von Pas­tor Fried­rich Adolf Krum­ma­cher (1767–1845) sei­nen ers­ten Un­ter­richt in He­brä­isch. Im Herbst 1832 be­gann er mit dem Stu­di­um der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie und ori­en­ta­li­schen Phi­lo­lo­gie in Göt­tin­gen. Ei­ner sei­ner Leh­rer war der Theo­lo­ge und Ori­en­ta­list Ge­org Hein­rich Ewald (1803-1875), ei­ner der Göt­tin­ger Sie­ben. 

Stadt und Uni­ver­si­tät Bonn er­leb­te Gil­de­meis­ter im Lau­fe sei­nes Le­bens aus drei ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven, zu­nächst als Stu­dent, ab Herbst 1839 al­s Pri­vat­do­zent und ab Herbst 1859 als Pro­fes­sor für Ori­en­ta­li­sche Spra­chen und Li­te­ra­tur.

Als der Pro­tes­tant Gil­de­meis­ter zum Som­mer­se­mes­ter 1834 von Göt­tin­gen aus ins ka­tho­li­sche Bonn wech­sel­te, war der Ein­druck, den sei­ne neue Hei­mat auf ihn mach­te, zu­nächst we­nig po­si­tiv. Im ers­ten Brief an die El­tern vom 25.4.1834 be­merkt er, dass Bonn „[H]in­sicht­lich der Be­quem­lich­keit, die hier ge­bo­ten wird, […] weit hin­ter Göt­tin­gen zu­rück“ ste­he. Und über sei­ne „Knei­pe“, wie er sein mö­blier­tes Zim­mer auf stu­den­ti­sche Art nann­te, klag­te er, dass die­se “ziem­lich weit vom Uni­ver­si­täts­ge­bäu­de“ ge­le­gen sei. Letz­te­res kann mit Si­cher­heit als Über­trei­bung gel­ten, da die Jo­seph­stras­se, wo er wie vie­le an­de­re Stu­den­ten vor und nach ihm sein Quar­tier nahm, heu­te wie da­mals nur we­ni­ge Mi­nu­ten Fuß­weg vom Uni­ver­si­täts­haupt­ge­bäu­de ent­fernt liegt. 

Der ne­ga­ti­ve ers­te Ein­druck hielt nicht lan­ge an. Be­reits im fol­gen­den Brief nur we­ni­ge Ta­ge spä­ter be­zeich­ne­te Gil­de­meis­ter Bonn als Pa­ra­dies. Die Be­kannt­schaft mit der reiz­vol­len Um­ge­bung wie auch die mit ei­ner „Cli­que von Bre­mern und Lü­be­ckern“, da­zu die ers­te Be­geg­nung mit dem von Gil­de­meis­ter sehr ge­schätz­ten Mai­t­rank, ei­ner Mi­schung aus Wein, Wald­meis­ter, Zu­cker und Oran­gen, wa­ren si­cher­lich nicht un­schul­dig an die­ser Mei­nungs­än­de­rung. 

In Bonn eben­so wie zu­vor in Göt­tin­gen wid­me­te sich Gil­de­meis­ter mit Ei­fer sei­nen Stu­di­en. Mit dem Uni­ver­sal­ge­lehr­ten Au­gust Wil­helm von Schle­gel, bei dem er Sans­krit ­stu­dier­te, pfleg­te er von An­fang an ein freund­schaft­li­ches, wenn auch nicht im­mer un­kom­pli­zier­tes Ver­hält­nis. Gil­de­meis­ter be­zeich­ne­te ihn als sei­nen „wahr­haf­ten Freund und Gön­ner“ und wid­me­te ihm sei­ne Dis­ser­ta­ti­on. Auch mit dem In­do­lo­gen Chris­ti­an Las­sen (1800–1876) un­ter­hielt er über vie­le Jah­re auf be­ruf­li­cher wie pri­va­ter Ebe­ne ei­ne freund­lich-kol­le­gia­le Ver­bin­dung. Schwie­ri­ger ge­stal­te­te sich zu­nächst die Be­zie­hung zu dem Ara­bis­ten Ge­org Wil­helm Frey­tag (1788–1861), ei­nem Schü­ler von Sil­vest­re de Sa­cy (1758–1838) in Pa­ris. Die­ser stand Gil­de­meis­ter als ehe­ma­li­gem Schü­ler Ewalds in Göt­tin­gen kri­tisch bis ab­leh­nend ge­gen­über und emp­fahl ihm „als An­ti­do­tum ge­gen das Ewal­di­sche Gift de Sa­cy’s ara­bi­sche Gram­ma­ti­k“. Par­al­lel zu den ori­en­ta­li­schen be­trieb Gil­de­meis­ter auch sei­ne theo­lo­gi­schen Stu­di­en fort und be­folg­te da­mit den Rat des His­to­ri­ker­s Karl Diet­rich Hüll­mann, der ihm na­he­ge­legt hat­te „ne­ben der phi­los. Pro­mo­ti­on ja nicht die theo­lo­gi­sche Li­cen­tia­ten­pro­mo­ti­on zu ver­säu­men“. 

Im Jahr 1836 be­en­de­te Gil­de­meis­ter sein Stu­di­um, die Pro­mo­ti­on er­folg­te En­de 1838. Von No­vem­ber 1838 bis Sep­tem­ber 1839 un­ter­nahm er ei­ne Rei­se nach Lei­den und Pa­ris zur Ar­beit in den dor­ti­gen Bi­blio­the­ken. In die­ser Zeit mach­te er die Be­kannt­schaft ei­ner Rei­he nam­haf­ter Ge­lehr­ter, dar­un­ter die Ori­en­ta­lis­ten Wil­liam Mc­Guckin de Sla­ne (1801–1878), Éti­en­ne Marc Qua­tre­mè­re (1782–1857) und Jo­seph Tous­saint Rein­aud (1795–1867), der Sans­kri­tist Eu­gè­ne Bur­nouf (1801–1852) und der klas­si­sche Phi­lo­lo­ge Karl Be­ne­dikt Ha­se (1780–1864), mit de­nen er zum Teil noch Jah­re spä­ter in Kon­takt stand.

Nach Gil­de­meis­ters Rück­kehr im Herbst 1839 er­folg­ten die Ha­bi­li­ta­ti­on und der Be­ginn sei­ner Tä­tig­keit als Pri­vat­do­zent in Bonn. Ei­ne be­deu­ten­de Wen­de in sei­nem Le­ben mar­kiert das Jahr 1844, das mit sei­ner Er­nen­nung zum au­ßer­or­dent­li­chen Pro­fes­sor in Bonn be­gann. Im sel­ben Jahr schrieb er – zu­sam­men mit dem His­to­ri­ker Hein­rich von Sy­bel – sein wohl be­kann­tes­tes Werk, „Der Hei­li­ge Rock zu Trier und die zwan­zig an­dern hei­li­gen un­ge­näh­ten Rö­cke: ei­ne his­to­ri­sche Un­ter­su­chun­g“ (Düs­sel­dorf 1844). In die­ser Ab­hand­lung über die Aus­stel­lung des Hei­li­gen Rocks in Trier und die da­mit ver­bun­de­ne Wall­fahrt, die nach ei­ner Pau­se von 34 Jah­ren erst­mals wie­der statt­fand, weist Gil­de­meis­ter auf die für ihn ty­pi­sche akri­bi­sche und zu­gleich scho­nungs­los-of­fe­ne Wei­se die Un­echt­heit der Trie­rer Re­li­quie nach. Die­se Pu­bli­ka­ti­on rief star­ke ka­tho­li­sche Ge­gen­re­ak­tio­nen her­vor. Zu­gleich er­hielt sie Bei­fall, von pro­tes­tan­ti­scher wie von ka­tho­li­scher Sei­te. 

Im Jahr dar­auf er­hielt Gil­de­meis­ter ei­nen Ruf als Or­di­na­ri­us für Theo­lo­gie und Ori­en­ta­li­sche Spra­chen an die Uni­ver­si­tät Mar­burg. An­geb­lich war es die Rock-Schrift, durch die der Kur­prinz von Hes­sen Fried­rich Wil­helm (1802–1875) auf die bei­den Ver­fas­ser auf­merk­sam wur­de und de­ren Be­ru­fung an die Uni­ver­si­tät ver­an­lass­te, ein Um­stand, den Gil­de­meis­ter als „ein neu­es Wun­der des hei­li­gen Ro­ckes“ be­zeich­ne­te. Nach­dem die Hür­den der Woh­nungs­su­che über­wun­den wa­ren, wech­sel­ten Gil­de­meis­ter und Sy­bel zum Win­ter­se­mes­ter 1845/1846 in die Uni­ver­si­täts­stadt an der Lahn. Gil­de­meis­ter blieb rund 14 Jah­re in Mar­burg, wo er sich ne­ben sei­ner Lehr­tä­tig­keit  in­ten­siv dem Auf- und Aus­bau der dor­ti­gen Bi­blio­thek wid­me­te. In die Mar­bur­ger Zeit fal­len sei­ne Ehe­schlie­ßung mit der Ku­si­ne An­na Mar­tha Jo­han­na (1831–1909), ge­nannt Han­ne, im Jahr 1852 und die Ge­burt von vier der ins­ge­samt sie­ben Kin­der. 

Im Herbst des Jah­res 1859 trat Gil­de­meis­ter die Nach­fol­ge von Gus­tav Frey­tag – sei­nem ehe­ma­li­gen Leh­rer – auf dem Lehr­stuhl für Ori­en­ta­li­sche Spra­chen und Li­te­ra­tur in Bonn an, wo er bis 1889 lehr­te. Er er­warb ein mehr­stö­cki­ges Haus „hin­ter dem Hof­gar­ten Nr. 132 ¼ D“, heu­te Dy­roff­stra­ße 5, das er mit sei­ner Fa­mi­lie be­zog. 

Wie zu­vor in Mar­burg war er auch in Bonn bi­blio­the­ka­risch tä­tig. Ihm ist der Ka­ta­log der ori­en­ta­li­schen Hand­schrif­ten der Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek zu ver­dan­ken, den er zwi­schen 1864 und 1876 er­stellt hat. Bei der Neu­be­set­zung des Pos­tens des Ober­bi­blio­the­kars an der Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek im Jahr 1866 galt er zu­nächst als aus­sichts­rei­cher Kan­di­dat, doch wur­de an sei­ner Stel­le Ja­kob Ber­nays (1824–1881) er­nannt. Die In­ter­es­sen und Ak­ti­vi­tä­ten Gil­de­meis­ters be­schränk­ten sich aber nicht auf die Uni­ver­si­tät. In Bonn eben­so wie in Mar­burg war Gil­de­meis­ter Mit­glied meh­re­rer ge­sell­schaft­lich-ge­lehr­ter Ver­ei­ni­gun­gen. Seit sei­ner Zeit als Stu­dent ge­hör­te er der „Bon­ner Le­se­ge­sell­schaft“ an, kurz „Le­se“ ge­nannt, die 1787 ge­grün­det wor­den war, aber erst seit 1829 Stu­den­ten in ih­re Krei­se auf­nahm. Nach sei­ner Rück­kehr aus Pa­ris im Herbst 1839 wur­de er au­ßer­dem in ei­nes der da­mals über­all ent­ste­hen­den Pro­fes­so­ren-Kränz­chen auf­ge­nom­men, das so ge­nann­te „Lun­gen­zim­mer“, das in­des nur we­ni­ge Jah­re be­stand. Au­ßer Gil­de­meis­ter ge­hör­ten die­sem der In­do­lo­ge Chris­ti­an Las­sen, der Ro­ma­nist Fried­rich Diez (1794–1876), der Phi­lo­soph Bru­no Bau­er (1809–1882), der Ju­rist Edu­ard Bö­cking (1802–1870) und der Mu­sik­wis­sen­schaft­ler Hein­rich Carl Brei­den­stein an, al­le­samt Jung­ge­sel­len und (mit Aus­nah­me von Gil­de­meis­ter) er­klär­te Nicht­rau­cher, die sich dort all­abend­lich zum ge­mein­sa­men Abend­es­sen tra­fen. Dem 1846 ge­grün­de­ten „Aka­de­mi­schen Le­se­zim­mer“ trat Gil­de­meis­ter nach der Rück­kehr aus Mar­burg bei. Im Bon­ner Pa­ri­täts­streit des Jah­res 1862, dem Kon­flikt um die Gleich­stel­lung von Pro­tes­tan­ten und Ka­tho­li­ken an der Uni­ver­si­tät Bonn, ge­hör­te er zu des­sen Vor­stand und griff ver­mit­telnd ein. Ei­ne wei­te­re Bon­ner Ge­lehr­ten-Ver­ei­ni­gung, an de­ren Grün­dung Gil­de­meis­ter be­tei­ligt war und die sich für rund 20 Jah­re gro­ßer Be­liebt­heit er­freu­te, war der so ge­nann­te „Schwa­nen-Or­den“ (auch „Schwa­nen-Ge­sell­schaf­t“), be­nannt nach der Gast­stät­te „Schwan“, wo sie sich je­den Sams­tag ver­sam­mel­te. Ab­schlie­ßend muss noch Gil­de­meis­ters Be­tei­li­gung an der Grün­dung des Bon­ner Le­bens­mit­tel­ver­eins im Jahr 1875 er­wähnt wer­den, ei­ner re­la­tiv un­be­kann­ten Bon­ner In­sti­tu­ti­on, als de­ren Vor­sit­zen­der er von 1877 bis 1889 fun­gier­te. In al­len die­sen Be­rei­chen zeich­ne­te er sich durch gro­ße Ge­nau­ig­keit und Sinn fürs Prak­ti­sche aus.

Po­li­tisch ge­hör­te Gil­de­meis­ter dem li­be­ra­len La­ger an und en­ga­gier­te sich wäh­rend der Wah­len der 1860er Jah­re in die­sem Sin­ne. Sei­ne re­gie­rungs­kri­ti­sche Hal­tung und sein Ab­scheu vor al­lem, was er als herrscher­li­che Will­kür emp­fand, wa­ren all­ge­mein be­kannt. Da­her ist nicht er­staun­lich, wenn er im Ju­li 1870 schreibt: „Aber was sind das noch im­mer für Zu­stän­de, daß der Ehr­geiz u die Pri­vat­in­ter­es­sen ei­ni­ger ge­krön­ter Schä­del die Völ­ker um Din­ge, die sie gar nichts an­gehn, in un­ab­seh­ba­re Ver­wir­rung zu stür­zen oh­ne Wei­te­res im Stan­de ist.“ 

Gil­de­meis­ter war ein be­geis­ter­ter Fu­ßgän­ger, der sich auch von feh­len­den We­gen oder schlech­tem Wet­ter nicht ab­schre­cken ließ. Wie schon zu­vor in Göt­tin­gen und Mar­burg ver­brach­te er auch in Bonn ei­nen gro­ßen Teil sei­ner Frei­zeit mit Wan­de­run­gen in die nä­he­re und wei­te­re Um­ge­bung. Zu sei­nen be­vor­zug­ten Aus­flugs­zie­len ge­hör­ten der Dra­chen­fels, das Sie­ben­ge­bir­ge, der Laa­cher See und das Ahr­tal. Spon­ta­ne Aus­flü­ge wie die Nacht­wan­de­rung ins Sie­ben­ge­bir­ge des Jah­res 1834 wi­chen je­doch spä­ter be­schau­li­che­ren Un­ter­neh­mun­gen mit der Fa­mi­lie per Schiff, Bahn oder Esel. 

In der Ori­en­ta­lis­tik ist Gil­de­meis­ter be­kannt als Ver­fas­ser ei­ner be­deu­ten­den An­zahl von Stu­di­en, wel­che die be­mer­kens­wer­te Brei­te sei­nes Wis­sens be­le­gen. Er ge­hör­te zu den ers­ten Mit­glie­dern der Deut­schen Mor­gen­län­di­schen Ge­sell­schaft und war ak­tiv in dem 1877 ge­grün­de­ten Deut­schen Pa­läs­ti­na­ver­ein (DPV), für de­ren pu­bli­zis­ti­sche Or­ga­ne ZDMG (Zeit­schrift der Deut­schen Mor­gen­län­di­schen Ge­sell­schaft)  und ZD­PV (Zeit­schrift des Deut­schen Pa­läs­ti­na­ver­eins) er re­gel­mä­ßig schrieb. Au­ßer­halb der Fach­krei­se ist er be­kannt für sei­ne Be­tei­li­gung an ver­schie­de­nen wis­sen­schaft­li­chen Feh­den, dar­un­ter die um den „Hei­li­gen Rock zu Trier“ und der „Bre­mer Kir­chen­streit“ der Jah­re 1840 bis 1842, wie auch der Dis­put um die Echt­heit der so ge­nann­ten „Ma­ca­ri­us-Frag­men­te“, den er 1866 in Bonn mit dem ka­tho­li­schen Theo­lo­ge Hein­rich Jo­seph Floß (1819–1881) aus­focht. Da­bei ging es ihm aber nie­mals um per­sön­li­che Ei­tel­kei­ten, son­dern im­mer um „die Er­for­schung der Wahr­heit im Gros­sen und Klei­nen“, wie sein Schü­ler Ot­to Hart­wig (1830-1903) es for­mu­lier­te. 

In Bonn fei­er­te Gil­de­meis­ter sein 100. Se­mes­ter als Do­zent, in Bonn starb er am 11.6.1890, in Bonn wur­de er be­gra­ben. Sei­ne Ver­bun­den­heit mit der – an­fangs so ab­leh­nend be­trach­te­ten – Stadt am Rhein zeigt sich in vie­len Din­gen. Da­her ist es nur ver­ständ­lich, dass die Fa­mi­lie den von ihr über Jahr­zehn­te sorg­fäl­tig ge­hü­te­ten Brief-Nach­lass dem Uni­ver­si­täts­ar­chiv Bonn ver­macht hat. 

Werke (Auswahl)

Scrip­to­rum Ara­bum de sre­bus In­di­cis lo­ci et opus­cu­la in­e­di­ta,. Bonn 1838.
Die fal­sche San­scrit­phi­lo­lo­gie an dem Bei­spiel des Herrn Dr. Hoefer in Ber­lin auf­ge­zeigt, Bonn 1840.
Ka­li­da­sae Me­gad­hu­ta et Çrin­ga­ra­til­a­ka, Bonn 1841.
Bi­blio­the­cae sans­kri­tae spe­ci­men, Bonn 1848.
Das Gut­ach­ten der theo­lo­gi­schen Fa­cul­tät zu Mar­burg über die hes­si­sche Be­kennt­nis­fra­ge und sei­ne Be­strei­ter, Frank­furt a.M. 1859.
De evan­ge­liis in Ara­bi­cum e Sim­pli­ce Sy­ria­ca trans­la­tes, Bonn 1865.
Der Schul­chan Aruch und was dar­an hängt. Ein ge­richt­lich ge­for­der­tes Gut­ach­ten, Bonn 1884.

Literatur

Gil­de­meis­ter, Al­fred M.H., Die Fa­mi­lie Gil­de­meis­ter. Aus­zug aus der Fa­mi­li­en­ge­schich­te 1675–1875, in: 150 Jah­re Bre­mer Club­le­ben. Ein Bei­trag zur Kul­tur­ge­schich­te Bre­mens. Bre­men 1933, S. 245–299.
Hart­wig Ot­to Hart­wig / Mül­ler, Au­gust Mül­ler, Jo­han­nes Gus­tav Gil­de­meis­ter zum Ge­dächt­nis­se, in: Cen­tral­blatt für Bi­blio­theks­we­sen 7 (1890), S. 503–509.
Kir­fel, Wil­li­bald, Jo­han­nes Gus­tav Gil­de­meis­ter, 1812–1890, in: Bon­ner Ge­lehr­te. Bei­trä­ge zur Ge­schich­te der Wis­sen­schaf­ten in Bonn, Band 8:. Bd. 8 Sprach­wis­sen­schaf­ten, Bonn 1968, S. 305–309. 
Hoff­mann-Ruf, Mi­chae­la (Hrsg.), »Es war ein­fach not­hwen­dig, so und nicht an­ders zu schrei­ben«. Der Ori­en­ta­list Jo­hann Gus­tav Gil­de­meis­ter (1812-1890) und sei­ne Zeit, Göt­tin­gen 2014.
Schmidt, Paul, Er­in­ne­run­gen an Jo­han Gus­tav Gil­de­meis­ter, in: Bon­ner Ge­schichts­blät­ter 29 (1977), S. 142–162 .
Wal­de­cker, Chris­toph, „Na­tür­lich hat man Ur­sa­che, die nä­he­ren Un­ter­su­chung zu scheu­en“. Jo­hann Gus­tav Gil­de­meis­ter und die Aus­stel­lung des Hei­li­gen Ro­ckes zu Trier 1844, in: Ar­chiv für mit­tel­rhei­ni­sche Kir­chen­ge­schich­te 48 (1996), S. 391–406.

Online

Treibs, Wil­helm, „Gil­de­meis­ter“, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 6 (1964), S. 392. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Hoffmann-Ruf, Michaela, Johann Gustav Gildemeister, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-gustav-gildemeister/DE-2086/lido/57c6c88372e901.68642688 (abgerufen am 19.04.2024)