Rheinischer Städteatlas Wesseling. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde

Wesseling und Umgebung von 1807 / 1808 im Verhältnis 1 : 25000, Zusammensetzung der Blätter 82 Brühl - 24 (rrh) Wahn, 92 Sechtem und 93 Bonn - 34 (rrh) Beuel der Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und v. Müffling 1803-28. (Landvermessungsamt NRW)

3. 1 Grund- und Gerichtsherrschaft in Nieder-Wesseling

(Nie­der-)Wes­se­ling wird im 9. Jahr­hun­dert erst­mals als Be­sitz des im Bis­tum Reims ge­le­ge­nen, je­doch zum welt­li­chen Be­sitz der Ver­du­ner Kir­che ge­hö­ren­den Stifts Mont­fau­con er­wähnt. Al­ler­dings soll Wes­se­ling der Tra­di­ti­on nach be­reits (800) im Be­sitz des Fran­ken Adä­lar­dus ge­we­sen sein. Die­ser soll als Abt des Stifts die­sem die Grund­herr­schaft in Wes­se­ling ge­schenkt ha­ben (G. Maa­ßen, Ge­schich­te d. Pfar­rei­en des De­ka­na­tes Her­sel, 1885, S. 324). Erst­mals wird Wes­se­ling als Be­sitz des Stifts al­ler­dings erst 948-52 ge­nannt, als Flo­do­ar­dus be­rich­tet, daß die Reim­ser bzw. Ver­du­ner Ka­no­ni­ker Ge­bei­ne des Bal­de­rich ad suam quan­dam vil­lam su­pra ri­pam Re­ni sitam co­gno­men­to Was­li­ciam ge­bracht hät­ten (I 3). 1459 ver­kauf­te das Stift Mont­fau­con die Grund­herr­schaft an das Bonner Cas­si­us­stift (LAV NRW R Cas­si­us 432). Mit den Vog­tei­rech­ten be­lehn­te be­reits im 12. Jahr­hun­dert das Stift die Pfalz­gra­fen bei Rhein. Die­se wa­ren we­nig in­ter­es­siert an dem ent­le­ge­nen Ort und ver­pfän­de­ten Wes­se­ling spä­tes­tens 1233 an die Gra­fen von Jü­lich (III 1). Wohl be­reits seit dem 14. Jahr­hun­dert wa­ren die Jü­li­cher Gra­fen bzw. Her­zö­ge Erb­vög­te von Nie­der-Wes­se­ling und hat­ten die nie­de­re und ho­he Ge­richts­bar­keit in­ne (Dietz, Hei­mat­buch, S. 196). 1478/88 hei­ßt es im Weis­tum des Hoch­ge­richts von Nie­der-Wes­se­ling, daß der sche­fen kendt und weist […] ei­nen hert­zogh von gül­lich vur ei­nen Vogt, der nit zu ent­set­zen en ist (III 1 Wei­stü­mer). Seit En­de des 14. Jahr­hun­dert ver­pfän­de­te der Erb­vogt die Vog­tei, zu­erst an die Rit­ter von Rois­torp (bis 1392), an die von West­er­holt (ab 1392), die Quad von Tom­berg und Lands­kron (1448), die von Ors­beck (1572) und schlie­ß­lich 1635-1767 an die Gra­fen von der Ley­en (LHAK 48/217). 1484-99 war der Erz­bi­schof von Köln Pfand­herr in Wes­se­ling (LAV NRW R JB I 461, 1388), was zu Strei­tig­kei­ten über die Be­de führ­te (III 2 Be­de)

Mit der Ver­pfän­dung ging je­weils die Ge­richts­bar­keit an die Pfand­her­ren über; dem Her­ren­ge­ding saß ein Vogt vor und sa­ßen sie­ben Schöf­fen bei. Die Schöf­fen wur­den vom Pfand­herrn be­stimmt, die Ge­mein­de hat­te le­dig­lich ein Vor­schlags­recht. Die Schöf­fen konn­ten vom Pfand­herrn auch je­der­zeit wie­der ent­las­sen wer­den (LHAK 48/1749 fol. 17-46; III 1 Wei­stü­mer). Jähr­lich fan­den drei un­ge­bo­te­ne Ge­din­ge statt: Am Mitt­woch nach Drei­kö­ni­ge (6. Ja­nu­ar), am ers­ten Sonn­tag nach Os­tern und nach Jo­han­nes Bap­tist (24. Ju­ni) (LHAK 48/1743 fol. 17-46)

1233 ver­leiht Pfalz­graf Ot­to bei Rhein Graf Wil­helm von Jü­lich die pfalz­gräf­li­chen Le­hen, u.a. die Vog­tei Wes­se­ling (I 3)
1394 des­glei­chen Pfalz­graf Ru­precht der Äl­te­re Her­zog Wil­helm von Jü­lich-Gel­dern (NrhUB III 997; LAV NRW R Jü­lich 466a)
1438 des­glei­chen Kur­fürst Lud­wig IV. von der Pfalz Her­zog Ger­hard von Jü­lich-Berg (ebd. JB 317)
1512 des­glei­chen be­lehnt Pfalz­graf Lud­wig Her­zog Jo­hann von Jü­lich-Berg (NrhUB IV 505; LAV NRW R JB 1857)

Verpfändungen der Vogtei Nieder-Wesseling seit dem XIV. Jh.

1392 Her­zog Wil­helm und Her­zo­gin Ma­ria von Jü­lich-Gel­dern ver­pfän­den die Vog­tei Wes­se­ling, die lan­ge Zeit an die Rit­ter von Rois­torp ver­pfän­det war (zu­erst an Her­mann, dann an des­sen Sohn Gomprecht), für 1400 al­te Schil­de an Hein­rich, Rei­ner und Alf von West­er­holt und be­feh­len den Schöf­fen von Wes­se­ling und den Un­ter­ta­nen in der Vog­tei die Erb­hul­di­gung für die­se (LAV NRW R Jü­lich 449, 453)
1448 be­kun­det Alf von West­er­holt, daß sie Lut­ter Quad zum hälf­ti­gen In­ha­ber des Rechts­ti­tels über Vog­tei und Dorf Wes­se­ling ge­macht ha­ben (Quel­len Lands­kron I 977, S. 391f.)
1484 ist Wes­se­ling wohl im Pfand­be­sitz des Köl­ner Ku­fürs­ten. Her­zog Wil­helm von Jü­lich-Berg bit­tet Erz­bi­schof Her­mann IV. von Hes­sen, die Steu­ern und Be­den in den an Kur­k­öln ver­pfän­de­ten Or­ten, u.a. Wes­se­ling, er­he­ben zu dür­fen (LAV NRW R JB I 461). 1489 er­hebt der Erz­bi­schof nach wie vor die Be­de in Wes­se­ling (ebd. 463; III 2 Be­de), 1499 geht sie wie­der an Jü­lich-Berg (LAV NRW R JB I 1388)
1572 Her­zog Wil­helm von Jü­lich-Berg ver­pfän­det für 1500 Gold­gul­den Vog­tei und Amt Wes­se­ling an sei­nen Kanz­ler Wil­helm von Ors­beck (ebd. JB 2364)
1635-1767 ist die Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling im Pfand­be­sitz der Gra­fen von der Ley­en; nach der Aus­lö­sung wird sie dem ber­gi­schen Ge­richt Lüls­dorf ein­ge­glie­dert (Fa­bri­ci­us II, S. 329)

3. 1 Grund- und Gerichtsherrschaft in Ober-Wesseling

Ober-Wes­se­ling kam durch Schen­kung des Ka­no­ni­kers des Köl­ner Ge­org­stifts, Lud­wig von Lüls­dorf, 1238 an das Klos­ter Op­ho­ven bei Heins­berg, wo­bei ein Teil des Lan­des dem Klos­ter Sieg­burg lehns­rüh­rig war (I 3). Die Ver­mu­tung La­com­blets, die­ses Op­ho­ven sei nach ei­ner ört­li­chen Stel­le in Wes­se­ling be­nannt, trifft nicht zu (NrhUB II 307 Anm. 2), denn 1244 schenk­te das Klos­ter Sieg­burg Be­sitz und Ka­pel­le in Ober-Wes­se­ling dem Zis­ter­zi­en­ser­or­den mit der Ab­sicht, dort ei­nen Non­nen­kon­vent zu er­rich­ten, d.h. ein Klos­ter be­stand bis zu die­sem Zeit­punkt in Wes­se­ling nicht. Wann das Köl­ner Klos­ter Si­on in den Be­sitz von Ober-Wes­se­ling ge­lang­te, ist un­be­kannt. Das Re­gest im Ko­pi­ar des Klos­ters gibt an, Lud­wig ha­be die Stif­tung dem Klos­ter ge­macht (StaK 265 Si­on RuH 3 fol. 57). 1248 wa­ren Hof und Län­de­rei­en im Be­sitz von Si­on (Ma­ri­en­spie­gel); der mög­li­che Be­sitz­wech­sel von Op­ho­ven nach Si­on muß al­so zwi­schen 1238 und 1248 er­folgt sein, ver­mut­lich zwi­schen 1244 und 1248. Seit dem 13. Jahr­hun­dert war Si­on Grund­herr in Ober-Wes­se­ling, Lan­des­herr der Erz­bi­schö­fe von Köln. Ober-Wes­se­ling zähl­te mit Ur­feld, Wid­dig, Ue­dorf, Her­sel, Busch­dorf und Grau­rhein­dorf zum Ding­stuhl Wid­dig, dem die nie­de­re Ge­richts­bar­keit zu­stand (LAV NRW R Kk II 1108). Das Hoch­ge­richt lag beim kur­k­öl­ni­schen Ober­amt Bonn

Weitere Grundherren

Ab dem 14. Jahr­hun­dert er­war­ben wei­te­re Klös­ter, vor al­lem aus Köln, Land und Zins­ein­künf­te in Wes­se­ling. So über­ließ Graf Ger­hard von Jü­lich 1314 dem Köl­ner Se­ve­rin­stift den Rott­zehnt zu Wes­se­ling (StaK 264 Se­ve­rin 1/76); 1322 wird Land­be­sitz des Stifts in Ober-Wes­se­ling ge­nannt, 1345 ver­pach­te­te es ei­nen hal­ben Hu­fen Acker­land an ei­nen Wes­se­lin­ger Wirt (ebd. 1/64). Auch der Da­men­hof der Wei­ßen Frau­en zu Köln in Go­dorf war wohl seit 1315, spä­tes­tens seit 1474 in Wes­se­ling be­gü­tert (StaK 271 Wei­ße Frau­en Akt 9 fol. 2). Er be­saß 1711 259 Mor­gen Land in Nie­der-Wes­se­ling. Die Köl­ner An­to­ni­ter be­wirt­schaf­te­ten durch den Joh­nen­hof in Go­dorf 88,5 Mor­gen auf der Wes­se­lin­ger Ge­mar­kung (StaK 202 An­to­ni­ter Akt 92 fol. 4). Über ge­rin­ge­ren Be­sitz ver­füg­ten seit 1397 die Köl­ner Kar­tau­se (StaK 233 Kar­täu­ser 1/207), seit 1459 das Köl­ner Ge­org­stift (StaK 214 Ge­org Akt 29 fol. 24; ebd. Akt 37 fol. 1), das Köl­ner Ge­re­ons­stift, das Klos­ter Bur­bach (Hel­mes­hof), das Bon­ner Diet­kir­chen­stift und das Klos­ter Al­ten­berg (LAV NRW R JB II 949 fol. 9). Die Köl­ner Kreuz­her­ren er­war­ben wohl im 17. Jahr­hun­dert, zu­min­dest vor 1658, den He­ck­er­hof, spä­ter Kreuz­hof, mit 123,2 Mor­gen Acker und 6,25 Mor­gen Win­gert (StaK 238 Kreuz­brü­der Akt 32 fol. 83). 1711 wa­ren ins­ge­samt 1513,5 Mor­gen im Be­sitz geist­li­cher In­sti­tu­te. Die grö­ß­ten Hö­fe wa­ren der Sio­ni­ter­hof (630 Mor­gen), der Hof der Wei­ßen Frau­en (259 Mor­gen), der Kreuz­her­ren­hof (129,5 Mor­gen) und der Fron­hof des Cas­si­us­stifts (120,5 Mor­gen). Da­ne­ben gab es we­ni­ge welt­li­che Grund­be­sit­zer, vor al­lem Ade­li­ge aus be­nach­bar­ten Dör­fern (von Her­sel, von Lüls­dorf) und Köl­ner Bür­ger (LAV NRW R JB II 949 fol. 9)

Friedens-, Amtsgericht

1798 wird Wes­se­ling als Teil des Kan­tons Brühl dem dor­ti­gen Frie­dens­ge­richt zu­ge­ord­net (Da­ni­els VI, S. 467, 470; vgl. M. Er­kens, Die fran­zö­si­sche Frie­dens­ge­richts­bar­keit 1789–1814, un­ter be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung der vier rhei­ni­schen De­par­te­ments, 1994, S. 162)
1879 mit Ein­füh­rung der Amts­ge­rich­te ge­hört Wes­se­ling zum Amts­ge­richts­be­zirk Bonn, Land­ge­richts­be­zirk Bonn (Ge­mein­de­lexi­kon Rhein­pro­vinz, 1888, S. 136)

3. 1 Weistümer

1478/88 Weis­tum von Nie­der-Wes­se­ling (LHAK 48/1879, Kop 1670, 1714 und 1779)
1573 Weis­tum oder Ge­richts­rol­le für Ober-Wes­se­ling (StaK 265 Si­on 3/102)
1573 Weis­tum des Sta­pel­hofs in Ober-Wes­se­ling (ebd.)

3. 1 Amtsträger und Bedienstete

Nieder-Wesseling

1290 ad­vo­ca­tus et sca­bi­ni de Wes­se­ling (ebd. 1/9)
1385 schef­fen (ebd. 1/24)
1422 ampt­man (LAV NRW R JB III 4017)
1431 Schoul­tis­sen ind Schef­fen (R. Goecke, Drei Se­ve­rin­sur­kun­den. In: AHVN 32, 1878, S. 97)
1459 Schult­heiß, Schöf­fen und Bo­ten zu Nie­der-Wes­se­ling. Sie sol­len mit­samt den Be­woh­nern dem neu­en Grund­herrn Treue zei­gen und wer­den vom al­ten Treue­eid be­freit (LAV NRW R Cas­si­us 432)
1593 be­ur­kun­den Vogt und 4 Schöf­fen zu Nie­der-Wes­se­ling ei­nen Land­ver­kauf. Es sie­gelt auch das Schöf­fen­ge­richt (UB Al­ten­berg II 546)
1612 Vogt zu Wes­se­ling (LHAK 48/1743 S. 27)
1666 sind ne­ben Vogt und Bür­ger­meis­ter u.a. auch sämt­li­che Schöf­fen bei der Ab­le­gung des Erb­hul­di­gungs­ei­des der Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling an­we­send (LAV NRW R JB II 2384 fol. 185)
1730 wird der Erb­hul­di­gungs­eid er­neut ge­leis­tet, wo­bei der Vogt, der Ge­richts­schrei­ber so­wie der kur­fürst­li­che Steu­er­er­he­ber zu Nie­der-Wes­se­ling na­ment­lich ge­nannt wer­den (ebd. 2416)

Ober-Wesseling

Die Hö­fe­sied­lung Ober-Wes­se­ling hat­te bis 1794 kei­ne be­son­de­re Ver­wal­tungs­struk­tur wie die Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling. Ver­tre­ter des Grund­herrn war der Schult­heiß. Ihm wa­ren, wie im Weis­tum auf­ge­zählt, Ge­schwo­re­ne an die Sei­te ge­stellt. Ein Kell­ner ver­wal­te­te die Gü­ter des Sio­ni­ter­hofs und nahm die Ab­ga­ben ent­ge­gen (III 1 Wei­stü­mer). Erst ab 1794, nach der Ver­ei­ni­gung mit Nie­der-Wes­se­ling, bzw. 1802, nach Ein­füh­rung der Mai­rie­ver­fas­sung, gab es ei­ne ge­mein­sa­me Ver­wal­tung mit Nie­der-Wes­se­ling.

1400 soll Ober-Wes­se­ling sich ei­nen Flur­schüt­zen und ei­nen Hun­nen hal­ten (StaK 265 Si­on 1/27)
1531 wer­den im Weis­tum von Ober-Wes­se­ling Ge­schwo­re­ne, der Schult­heiß und ein Kell­ner ge­nannt (LHAK 48/1751)
1666 Schult­heiß zu Kel­de­nich und Ober-Wes­se­ling (StaK 265 Si­on Akt 28 fol. 1a)
1687 Ge­schwo­re­ner (ebd. 30 fol. 1a)
1786 Schöf­fen in Ober-Wes­se­ling (ebd. 35 fol. 6)

3. 2 Markt

1865 Ein­rich­tung ei­nes Wo­chen­mark­tes an der Stra­ße am Markt (Dietz, Hei­mat­buch, S. 87; II 5 Plät­ze)
2005 Wo­chen­markt frei­tags auf dem Rat­haus­platz

3. 2 Zoll

Grundriss der Stadt nach der Katasterkarte von 1847 im Verhältnis 1 : 2500, Entwurf: Esther Weiss, Zeichnung: Martina Schaper. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

Jülich-Bergische Zölle

1398 ge­stat­tet Kö­nig Wen­zel Her­zog Wil­helm von Jü­lich-Gel­dern, ei­nen Rhein­zoll in Wes­se­ling ein­zu­rich­ten (Ni­jhoff III 216). In zwei wei­te­ren Ur­kun­den aus dem glei­chen Jahr legt Wen­zel fest, daß von je­dem Fu­der Wein oder an­de­rer Kauf­manns­wa­re sechs Tur­no­sen Rhein­zoll zu er­he­ben sind. Der Er­trag soll je zur Hälf­te an den Kö­nig und den Her­zog ge­hen (NrhUB III 1047 Anm. 1)
1401 wi­der­ruft Kö­nig Ru­precht auf Druck der rhei­ni­schen Kur­fürs­ten u.a. den noch nicht rea­li­sier­ten Rhein­zoll in Wes­se­ling, 1407 be­stä­tigt der­sel­be Kö­nig den Wi­der­ruf der von Wen­zel ver­lie­he­nen Zoll­pri­vi­le­gi­en (F. Pfeif­fer, Rhei­ni­sche Tran­sit­zöl­le im Mit­tel­al­ter, 1997, S. 329)
1767 wird ein Zoll in Nie­der-Wes­se­ling an­ge­legt (LAV NRW R Kk II 1565)
1783 wird in Nie­der-Wes­se­ling ein Zoll ein­ge­rich­tet (ebd. IV 37)
1793 er­klärt Kai­ser Franz II. den ber­gi­schen Zoll zu Nie­der-Wes­se­ling für ge­setz­wid­rig und auf­ge­ho­ben. Al­le bis­her er­ho­be­nen Zoll­gel­der müs­sen zu­rück­ge­zahlt wer­den (ebd. II 5000)

Kurkölnische Zölle

1603 Jü­lich-Berg klagt vor dem Reichs­kam­mer­ge­richt ge­gen Kur­k­öln we­gen der An­la­ge neu­er Zöl­le, u.a. in Wes­se­ling (ebd. IV 29)
1662 wird in Ober-Wes­se­ling ein Wehr­zoll beim Kro­nen­wirt Mi­cha­el Schu­ma­cher an­ge­legt. Der Wehr­zoll wird bis 1733 ver­pach­tet (ebd. IV 74)
1742 Die Ein­rich­tung ei­nes Zolls in Ber­zorf führt zu Schmug­ge­lei nach Nie­der-Wes­se­ling (ebd. IV 43)
1758 be­kla­gen Wid­dig, Wes­se­ling, Go­dorf und Kel­de­nich Zoll­for­de­run­gen auf Stein­koh­le­na­sche (ebd. II 1014)

3. 2 Bede

1453 ver­spricht Lut­ter Quad der Ge­mein­de des Dor­fes Nie­der-Wes­se­ling die 10 ober­län­di­schen Gul­den Jah­res­zin­sen, die sie an ver­schie­de­ne Per­so­nen zah­len müs­sen, über die jähr­li­che Schat­zung zu ver­rech­nen und so­mit das Dorf schad­los zu hal­ten (Quel­len Lands­kron II 1033)
1465 wird u.a. aus der Schat­zung und aus Ren­ten zu Wes­se­ling die Jah­res­ren­te des Soh­nes von Vogt Lut­ter Quad, Wil­helm, und des­sen Ehe­frau Fie­ge von Hem­berg be­zahlt. Der An­teil der Frei­heit Wes­se­ling be­trägt 20 Gul­den (ebd. 1172)
1484 bit­tet Her­zog Wil­helm von Jü­lich-Berg den Köl­ner Erz­bi­schof Her­mann IV. von Hes­sen, die Steu­ern und Be­den in den an Kur­k­öln ver­pfän­de­ten Or­ten, u.a. Wes­se­ling, er­he­ben zu dür­fen (LAV NRW R JB I 461). 1489 er­hebt der Erz­bi­schof nach wie vor die Be­de in Wes­se­ling (ebd. 463)
1499 geht der Schatz zu Wes­se­ling an Jü­lich-Berg, noch 1507 (ebd. 1388)

3. 3 Freiung und Privilegierungen

Das 1531 als Frei­heit be­zeug­te Nie­der-Wes­se­ling (I 3) ge­hört zum Ty­pus der ge­frei­ten Or­te, die be­grenzt pri­vi­le­giert wa­ren und kei­ne ei­gent­lich städ­ti­sche Ent­wick­lung auf­wei­sen konn­ten. Die Ein­woh­ner von Nie­der-Wes­se­ling ge­nos­sen ei­ne ein­ge­schränk­te Frei­heit, weil sie zu ei­ner Rei­he von Diens­ten und Zah­lun­gen von den Lan­des­her­ren her­an­ge­zo­gen wer­den konn­ten und nur we­ni­ge Pri­vi­le­gie­run­gen er­hiel­ten (I 3; III 1 Grund- und Ge­richts­herr­schaft)

1611 klagt Wes­se­ling mit Hil­fe des Pfand­herrn von Ors­beck ge­gen die Zah­lung des Schüt­zen­gel­des an das Her­zog­tum Berg. Ors­beck er­klärt, Nie­der-Wes­se­ling ge­hö­re zu den Frei­hei­ten und sei des­halb - wie die Städ­te - frei von Ab­ga­ben (LHAK 48/1750)
1666 be­stä­tigt Kur­fürst Phil­ipp Wil­helm von der Pfalz die al­ten Frei­hei­ten für die dem Lan­des­fürs­ten schul­di­gen Hul­di­gungs­eid leis­ten­den Un­ter­ta­nen der Frei­heit Wes­se­ling (Dietz, Hei­mat­buch, S. 31 nach ei­ner ver­schol­le­nen Quel­le aus dem ehem. Pfar­rar­chiv)
1714 wei­sen und er­hal­ten die Schöf­fen in der Ab­schrift des Weis­tums von 1478 dit dorp zehn­frei, ba­ckes­frei und al­so frei, ob idt sach weh­re, dass ein sei­den va­den umb dit dorp ging (LHAK 48/1879; III 1 Wei­stü­mer)
1972 Ok­to­ber 3 Ver­lei­hung der Stadt­rech­te an die Ge­mein­de Wes­se­ling (StaW C 203)

3. 5 Siegel

  1. Schöf­fen­sie­gel
    Bild: Rechts Schild mit dem ber­gi­schen Lö­wen, links Le­bens­baum
    Um­schrift: + Si­gill[UM]·SCA­BI­NOR[UM] …·…GH.
    (Rhein. Sie­gel III Ta­fel 69 Nr. 1 = 1345 Sep­tem­ber 30 erst­mals über­lie­fert, StaK 264 Se­ve­rin 1/164). Es wur­de nach­weis­lich bis 1575 be­nutzt

  2. Schöf­fen­sie­gel
    Bild: wie 1. Schöf­fen­sie­gel
    Um­schrift: + SI­GIL­LUM·­SCA­BI­N­O­RUM·­DE·­WET­LING
    (Rhein. Sie­gel III Ta­fel 69 Nr. 2 = 1575, LAV NRW R Cas­si­us 449). Das Sie­gel ist be­reits 1385 erst­mals be­zeugt (StaK 265 Si­on 1/24)

  3. Schöf­fen­sie­gel
    Bild: wie 1. Schöf­fen­sie­gel
    Um­schrift: + SI­GI­LI­UM + SCA­BI­N­O­RUM + DE + WEISLICK
    Das Sie­gel ist erst­mals 1528 No­vem­ber 11 über­lie­fert (ebd. 2/77)

3. 5 Wappen

1937 er­hält Wes­se­ling ein Wap­pen, ba­sie­rend auf dem Schöf­fen­sie­gel der Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling: In Rot vor­ne ein sil­ber­ner Schild, dar­in ein ro­ter Lö­we, hin­ten ein sil­ber­ner Li­li­en­stab mit Quer­bal­ken, dar­auf 2 ein­an­der zu­ge­kehr­te sil­ber­ne Vö­gel. Es gilt seit 1977 für die Stadt Wes­se­ling nach der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung (Na­gel, Wap­pen­buch, S. 157; III 5 Sie­gel)

Ausschnitt Nr. 1 der Stromkarte des Rheins im Verhältnis von ca. 1 : 9700, um 1730. (Sammlung Drösser, Wesseling)

 

3. 6 Bürgermeister und Gemeinde

1453 Ge­mein­de Nie­der-Wes­se­ling (Na­gel, Wap­pen­buch, S. 157)
1594 Bür­ger­meis­ter der Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling ge­nannt (LHAK 48/1751), da­nach erst wie­der 1656 (ebd. 1743) bzw. 1659 (ebd. S. 97)
1666 sind der Bür­ger­meis­ter und sämt­li­che Schöf­fen bei der Ab­le­gung des Erb­hul­di­gungs­ei­des der Frei­heit Wes­se­ling an­we­send (III 1 Grund- und Ge­richts­herr­schaft)
1671 Bür­ger­meis­ter von Ober-Wes­se­ling er­wähnt (Dietz, Hei­mat­buch, S. 127), dann erst wie­der 1768, gleich­zei­tig mit ei­nem Vor­ste­her (LAV NRW R Kk IV 1112)

3. 7 Bruderschaften

1518 wer­den die Bru­der­meis­ter der bei­den Bru­der­schaf­ten Se­bas­tia­nus und ULF-Ger­ma­nus er­wähnt (LHAK 48/1751)
1679 er­folgt die (Neu-)Grün­dung der Se­bas­tia­nus-Bru­der­schaft (Drös­ser, Ger­ma­nus, S. 16)
1743 Se­bas­tia­nus-Bru­der­schaft als ein­zi­ge Bru­der­schaft in Wes­se­ling er­wähnt (HAEK Dec. Arc. A 736)
1922 Grün­dung ei­ner Keve­la­er-Bru­der­schaft, 1928 durch den Erz­bi­schof von Köln be­stä­tigt und mit ei­nem Ab­laß aus­ge­stat­tet (P. Dohms <u.a.>, Die Wall­fahrt nach Keve­la­er z. Gna­den­bild d. „Trös­te­rin der Be­trüb­ten“, 1992, S. 302)

3. 8 Wehrwesen (Schützen)

Vgl. auch III 7 Bru­der­schaf­ten
1581 neh­men Schüt­zen aus Wes­se­ling an ei­nem Schieß­spiel auf dem Neu­markt in Köln teil (L. En­nen, Ge­schich­te d. Stadt Köln, Bd. 5, 1880, S. 42)

3. 9 Stellung im Territorium

Un­ter den (jü­lich-)ber­gi­schen Äm­tern, Städ­ten und Frei­hei­ten ran­giert die Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling bei den Steu­er­leis­tun­gen stets un­ter den ge­rin­ger ver­an­schlag­ten, eben­so bei den Son­der­steu­ern und Fes­tungs­bau­zah­lun­gen. So steu­er­te Wes­se­ling 1560 für den Fes­tungs­bau in Düs­sel­dorf 22 der 5401,5 Ta­ler bei. Nur 9 der 38 Frei­hei­ten, Städ­te und Äm­ter in Berg zahl­ten we­ni­ger. Von den 9016 Ta­lern des Aus­schu­ß­ab­schieds von 1557 zahl­te Wes­se­ling 42 (v. Be­low, Land­tags­ak­ten I, S. 753 Anm. 2)

1767 wird die Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling aus dem Pfand­be­sitz der Gra­fen von der Ley­en aus­ge­löst und Amt und Ge­richt Lüls­dorf ein­ver­leibt (Fa­bri­ci­us II, S. 329)
1789 ge­hört Ober-Wes­se­ling zu­sam­men mit Busch­dorf, Grau­rhein­dorf, Her­sel, Ue­dorf, Ur­feld und Wid­dig zum Ding­stuhl Wid­dig im kur­k­öl­ni­schen Ober­amt Bonn, die Frei­heit Nie­der-Wes­se­ling zum Amt Lö­wen­burg und Lüls­dorf im Her­zog­tum Berg und dort zum Amt Lüls­dorf (ebd., S. 58, 316)
1798 Com­mu­ne Wes­se­ling, Kan­ton Brühl, Ar­ron­dis­se­ment Köln, Ro­er-De­par­te­ment (I 7)
1800 Mai­rie Her­sel
1816 Bür­ger­meis­te­rei Her­sel
1816 Kreis Bonn, ab 1932 Kreis Köln, seit 1976 Erft­kreis, 2003 un­be­nannt in Rhein-Erft­kreis
1816 Re­gie­rungs­be­zirk Köln
1932 Er­rich­tung des Am­tes Wes­se­ling mit den Ge­mein­den Wes­se­ling, Kel­de­nich und Berz­dorf (Amts­bl. Reg. Köln 1932, Nr. 43)
Zur kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung 1969 vgl. I 7

Schrägluftbild der Stadt von Südwesten mit Blick auf Ortskern und Neuem Rathaus, 1971, Foto: Latzel. (Sammlung Stadtarchiv Wesseling)

 
Zitationshinweis

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Rönz, Helmut, Rheinischer Städteatlas Wesseling. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-wesseling.-teil-3-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5c6581e35001d0.00750262 (abgerufen am 19.04.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Wesseling, bearbeitet von Helmut Rönz (Lieferung XVI, Nr. 88, 2007)