Rheinischer Städteatlas Heimbach. Teil 2: Topographie

Heimbach und Umgebung von 1806-08 im Verhältnis 1 : 25.000, Zusammensetzung der Blätter 98 Nideggen und 107 Gemünd der Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und v. Müffling 1803-28. (Landesvermessungsamt NRW)

2. 1 Burg

Bei der in Res­ten er­hal­te­nen Burg Heim­bach han­delt es sich nach dem Bau­be­fund um ei­ne ova­le Ring­burg­an­la­ge des 13./14. Jahr­hun­derts, ge­le­gen auf ei­nem stei­len Fels­rü­cken über dem Rur­tal; der die Fels­spit­ze ein­neh­men­de West­teil (1200) bil­det mit dem den höchs­ten Punkt be­herr­schen­den vier­kan­ti­gen Berg­fried (run­der Ober­bau nach Ein­sturz 1556 er­neu­ert), dem Pa­las­bau und der Burg­ka­pel­le (an­geb­li­che Ap­sis und Tei­le der Nord­wand er­hal­ten) ein un­re­gel­mä­ßi­ges Drei­eck. An den stadt­sei­ti­gen Um­fas­sungs­mau­ern lie­gen die ehe­ma­li­gen Wirt­schafts­ge­bäu­de. Aus dem 19. Jahr­hun­dert stam­men der nied­ri­ger lie­gen­de Ost­teil der An­la­ge mit der stark er­neu­er­ten Dop­pel­tor­an­la­ge so­wie die Zwin­ger an der Stadt­sei­te und der west­li­chen Fels­spit­ze, un­ter Ein­be­zie­hung ei­ner ehe­ma­li­gen Ver­tei­di­gungs­an­la­ge un­ter­halb des Pa­las heu­te zu ei­nem Rund­gang aus­ge­baut (vgl. Ku­bach/Ver­beek I, S. 354f. mit Grund­ri­ß­plan; Dehio NRW I, 2005, S. 461, dort die Ka­pel­len­ap­sis als „an­geb­li­ch“ ein­ge­stuft; IV 1)

Über die An­fän­ge der Burg Heim­bach ist nichts be­kannt; sie ist wohl als Nach­fol­ge­ein­rich­tung der Kö­nigs­pfalz Vlat­ten zu ver­ste­hen, die bis ins 9. Jahr­hun­dert wie­der­hol­ter Auf­ent­halts­ort des Kö­nigs war. Sie ent­stand ver­mut­lich, als Bur­gen die Kö­nigs­hö­fe als Ver­wal­tungs­zen­tren ab­lös­ten und un­ter an­de­rem zu­stän­dig wur­den für die Ver­wal­tung der Forst­be­zir­ke (I 6; Cors­ten, S. 195). An­fang des 11. Jahr­hun­derts war die Burg Heim­bach funk­ti­ons­fä­hig, wie die Be­la­ge­rung und Er­obe­rung von 1016 zeigt (in al­tis­si­mis nam­que ru­pi­bus si­ta, in­ex­pug­na­bi­lis eratI 3; für die Be­sitz­ver­hält­nis­se vgl. III 1 Grund- und Ge­richts­herr­schaft). 1342 wird die Burg, die Wohn­burg der Gra­fen von Jü­lich war, als hu­es, seit dem 15./16. Jahr­hun­dert meist als Schloß (sloß u.ä.) be­zeich­net. Der Zu­gang von der Sied­lung Heim­bach zur Burg war ur­sprüng­lich nur über ei­ne ho­he Bo­gen­brü­cke mög­lich. 1884 wur­den die Brü­cken­bo­gen zu­ge­mau­ert, 1938 die Fun­da­men­te wie­der­ent­deckt. Den Zu­gang si­cher­ten drei To­re, 1556 bzw. 1559/60 als un­ters­te, mitt­le­re und obe­re Pfor­te be­zeich­net; am un­te­ren Burg­tor be­fand sich ein slach boim, der 1557/58 er­neu­ert wur­de (LAV NRW R JB III R Amt H 4 fol. 97v, 242v, 243, 427)

Für die äl­te­re Bau­ge­schich­te lie­gen kei­ne Quel­len vor. Seit dem 16. Jahr­hun­dert sind den Burg­gra­fen­rech­nun­gen zahl­rei­che Bau- und Re­pa­ra­tur­nach­rich­ten zu ent­neh­men, bei de­nen ein­zel­ne Tei­le der Burg er­wähnt wer­den, z.B. 1517/18 Aus­bes­se­rung und teil­wei­se Neu­er­rich­tung von Pfer­de­stall, Hun­de­haus, Kü­che, Wohn­stu­be, Re­pa­ra­tur der Ring­mau­er (ebd. 2 fol. 209); 1550-60 Ein­satz zahl­rei­cher Hand­wer­ker (ebd. 2-4), 1556 Neu­bau des obers­ten Burg­to­res, 1557/58 An­la­ge des gro­ßen Turms und ei­nes Bier­kel­lers, 1558/59 der un­ters­ten Pfor­te (ebd. 4 fol. 187v, 241, 244, 327 u.ö.). Auch 1570/71 sind um­fang­rei­che Bau­ar­bei­ten be­zeugt (ebd. 7 fol. 318f.); 1582/83 soll­te ein schlo­ß­me­cher die Burg in ei­nen ver­tei­di­gungs­fä­hi­gen Zu­stand brin­gen (ebd. 10 fol. 27); 1607–18 er­folg­ten wie­der­holt Not­bau­ar­bei­ten (ebd. 15 fol. 29 u.ö.), 1620 wur­de das Dach aus­ge­bes­sert (ebd. 16 fol. 371); 1628/29 wur­den Dach­de­cker-, Gla­ser-, Mau­rer-, Schlos­ser-, Schmie­de- und Zim­mer­manns­ar­bei­ten vor­ge­nom­men (ebd. 18 fol. 31). 1641/42 gab es er­heb­li­che Be­schä­di­gun­gen durch Wei­ma­ri­sche Sol­da­ten (ebd. 30 fol. 48, 56; 31, fol. 20f., 30). 1642/43 wur­den zwei neue To­re ge­baut, Dach, Fens­ter und Tü­ren aus­ge­bes­sert (ebd. 31 fol. 31); 1644 wer­den zwei, 1646 drei neue Schil­der­häus­chen und der Ein­satz zahl­rei­cher Hand­wer­ker er­wähnt (ebd. 33 fol. 33; 34 fol. 34; 35 fol. 34); 1649/50 Wie­der­auf­bau der zer­fal­le­nen Mau­er am Gro­ßhaus (ebd. 38 fol. 32); Bau­ar­bei­ten auch 1657-60 und 1678/79 be­zeugt (ebd. 46-49, 67).

1687 wur­de das Schloß beim Stadt­brand zur Rui­ne (II 2). Der Burg­graf be­zog Woh­nung im Ort (LAV NRW R JB III R Amt H 100 fol. 87; 166 fol. 2v; Quix, S. 10). In der Fol­ge­zeit ver­fiel die Burg, le­dig­lich 1692 ist die Re­pa­ra­tur der wandt­portz be­zeugt (LAV NRW R JB III R Amt H 90 fol. 14v). Bis (1790) wohn­te of­fen­bar ein Pfört­ner und Kell­ne­rei-Korn­mes­ser auf der zer­fal­le­nen Burg (ebd. 90–161). 1792/93 wur­de das Kell­ne­reidach ein letz­tes Mal aus­ge­bes­sert (ebd. 163 fol. 80); 1839 wird die Burg als Rui­ne be­zeich­net (Quix, S. 10). 1902 soll­te nach Si­che­rungs­ar­bei­ten dar­in ei­ne Gast­wirt­schaft ein­ge­rich­tet wer­den. Doch nach Ein­sturz ei­nes Stücks der Fes­tungs­mau­er 1904 droh­te der Ab­riß der An­la­ge. Der dar­auf­hin ge­grün­de­te „Ver­ein zur Er­hal­tung der Burg­rui­ne Heim­bach e.V. zu Dü­ren“ kauf­te die Rui­ne und ret­te­te sie vor dem völ­li­gen Ver­fall. 1935 er­warb der Kreis Schlei­den die Burg, um dort ein Hei­mat­mu­se­um und ei­nen Mit­tel­punkt für kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen ein­zu­rich­ten; (1939) wa­ren die Wie­der­auf­bau­ar­bei­ten weit­ge­hend ab­ge­schlos­sen. 1944/45 ver­ur­sach­te Ar­til­le­rie­be­schuß star­ke Schä­den. 1952 ver­pach­te­te der Kreis Schlei­den die Burg an ei­ne Düs­sel­dor­fer Braue­rei mit der Ver­pflich­tung, die bei­den Vor­tür­me wie­der auf­zu­bau­en. Die Braue­rei rich­te­te das Ka­va­liers­haus als Ho­tel und Re­stau­rant her. 1969 lös­te der Kreis den Ver­trag mit der Braue­rei und be­schloß den wei­te­ren Aus­bau der An­la­ge. Mit der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung 1972 ging die Burg an den Kreis Dü­ren über, der sie wei­ter si­cher­te und ei­ne Burg­schän­ke bau­te; der Pal­las soll­te zu ei­nem Er­wach­se­nen­bil­dungs­zen­trum der Kreis­volks­hoch­schu­le aus­ge­baut wer­den. 1979 schenk­te der Kreis Dü­ren der Stadt Heim­bach die re­stau­rier­te Burg, die heu­te zum Teil als Gas­tro­no­mie­be­trieb, De­pen­dance des Kunst­för­der­ver­eins des Krei­ses Dü­ren so­wie als Bür­ger­haus ge­nutzt wird (Kra Eus­kir­chen SLE I 201; E. Ma­thes, Heim­bach–Wie­der­auf­bau der Burg. In: Jb. Kr. Dü­ren 1973, S. 29–33; Jb. Kr. Dü­ren 1974, S. 16; Jb. Kr. Dü­ren 1975, S. 152; 1980, S. 128; Saupp, S. 177, 179; zur An­sicht der Burg­rui­ne im XVIII. Jh. vgl. Ta­fel 3, die Fe­der­zei­chun­gen von Ro­id­kin um 1725 und Xh­rou­et um 1750) 

Zum Burg­per­so­nal vgl. III 1 Amts­trä­ger und Be­diens­te­te.

Ort wechseln

Rur, Burgruine und Ort von Westen um 1725, Federzeichnung von Renier Roidkin. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

Rur, Burgruine und Ort von Westen um 1750, Bleistift- und Federzeichnung von Matthieu Antoine Xhrouet. (Museum Kurhaus Kleve, Slg. Robert Angerhausen)

 

2. 2 Siedlungsentwicklung, Befestigung, Brände

Na­men­ge­bend für den Ort war der 1069 (vor der Orts­nen­nung!) erst­mals er­wähn­te Bach, der durch den Ort flie­ßt und dort in die Rur mün­det: ubi Hein­ge­bahc in­fluit Rur­am (I 3 ). Nach Re­gu­lie­rung und Ver­roh­rung (1866, 1949/52, Chro­nik De­u­ser; StaH Ge­mein­de­rats­pro­to­kol­le 1950/51; ebd. Akt 118, 674; VB Grenz­kr. Schlei­den 1949; Kra Eus­kir­chen SLE II 541) ist der Bach in der Orts­la­ge heu­te nicht mehr sicht­bar. Kern der Sied­lung Heim­bach war die An­fang des 11. Jahr­hun­derts si­cher be­ste­hen­de Burg­an­la­ge (II 1), an die sich we­gen der geo­gra­phi­schen Ge­ge­ben­hei­ten die Häu­ser nur nach Sü­den und Os­ten an­schlie­ßen konn­ten. Die ers­ten Ge­bäu­de dürf­ten un­mit­tel­bar vor dem Burg­tor er­rich­tet wor­den sein. Die Tal­sied­lung, de­ren An­fän­ge viel­leicht schon im 10. oder 11. Jahr­hun­dert lie­gen, ent­wi­ckel­te sich vor al­lem ent­lang dem Un­ter­lauf des Heim­bachs öst­lich der Burg­an­la­ge, wie der Grund­riß von 1823 zeigt (Ta­fel 1, Grund­riß; dort ist die Burg nicht ein­ge­tra­gen, zu ih­rer La­ge vgl. Ta­fel 1, DGK)

Die Burg trug seit dem 13. Jahr­hun­dert als Mit­tel­punkt ei­nes lan­des­herr­li­chen Am­tes zu ei­ner grö­ße­ren Be­deu­tung der Sied­lung bei und zog mit die­ser Funk­ti­on si­cher­lich zu­sätz­lich Be­am­te, Händ­ler oder Hand­wer­ker an. Ei­ne Aus­bau­pha­se der Sied­lung könn­te da­her im 13. Jahr­hun­dert lie­gen. Die Aus­stat­tung mit Frei­hei­ten, die erst­mals 1343 ge­nannt wer­den, deu­tet mög­li­cher­wei­se auf ei­ne ge­wis­se räum­lich Ge­schlos­sen­heit der Sied­lung hin. De­ren Aus­deh­nungs­mög­lich­kei­ten wa­ren auf­grund der Talen­ge je­doch be­grenzt, wie es ei­ne Quel­le von 1733 for­mu­liert: Der [!] Dahl Heim­bach zu bey­den Seit­hen zwi­schen ge­son­der­ter ho­hen Ber­gen gantz en­ge und ein­ge­schränckt ge­le­gen ist (LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 2; zur Tal­la­ge vgl. auch ins­ges. Ta­fel 2). Die Häu­ser wa­ren noch im 18. Jahr­hun­dert durch­weg aus Holz und Lehm, die Gas­sen eng. 1792 hei­ßt es, die Ge­bäu­de sei­en aus Holtz, Ley­en und Stro­he zu­sam­men ge­macht, die Gas­sen nur höchs­tens so breit [...] das zur Noth ein Ge­fehrt dem an­de­ren je­doch nicht über­all auß­wei­chen kön­ne (BAA Pfa Heim­bach 3, 2539 fol. 1v)

Die Sied­lung teil­te sich in obe­res und un­te­res Tal, oh­ne ei­ne ex­ak­te Gren­ze (z.B. 1693/94: im un­der­s­ten Dahl, oben im Dahl, LAV NRW R Jü­li­cher Ge­rich­te IX 15 fol. 67v, 70). Noch heu­te spricht man vom Ober– und Un­ter­dorf. Ei­ne Be­fes­ti­gung er­üb­rig­te sich we­gen der geo­gra­phi­schen La­ge und der das Rur­tal be­herr­schen­den Burg; ge­si­chert war der Zu­gang zum Ort durch zwei To­re, de­ren Exis­tenz seit dem 15. bzw. 16. Jahr­hun­dert be­kannt ist (II 3 To­re). Meh­re­re Brand­ka­ta­stro­phen such­ten den Ort heim: 1676 Brand von 24 Häu­sern im un­te­ren Tal, 1679 ei­ner Häu­ser­zei­le im obe­ren Tal. 1687 zer­stör­te ein ver­hee­ren­der Stadt­brand ne­ben vie­len Häu­sern auch Burg und Kir­che, wor­auf der Her­zog von Jü­lich den Ein­woh­nern Holz zum Wie­der­auf­bau an­wies und ih­nen auf zehn Jah­re al­le Steu­ern und Ab­ga­ben er­ließ (Quix, S. 17f.; LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 2)

Der Grund­riß von 1823 (Ta­fel 1) zeigt, daß sich der Ort zu die­ser Zeit be­reits mit ei­ni­gen Häu­sern über die ei­gent­li­che Tal­sied­lung hin­aus aus­ge­dehnt hat­te : West­lich des ehe­ma­li­gen Un­ter­to­res wa­ren Ge­bäu­de bis zur Mün­dung des Ba­ches in die Rur so­wie ent­lang dem Bach­ober­lauf au­ßer­halb des Ober­to­res ent­lang von Stra­ße und Bach in Rich­tung Vlat­ten–Ge­münd ent­stan­den. 1824/25 nutz­te Bau­meis­ter Ulich ei­nen teil­wei­sen Stadt­brand da­zu, ei­nen ge­ord­ne­ten Auf­bau nach ei­nem Ge­samt­plan durch­zu­set­zen. Das scheint ge­lun­gen zu sein, wäh­rend ei­ne plan­mä­ßi­ge Er­wei­te­rung der Sied­lung im 19. Jahr­hun­dert we­gen feh­len­der fi­nan­zi­el­ler Mit­tel nicht mög­lich war. 1843 hei­ßt es, die Ge­mein­de [sei] zu arm und [wür­de] durch Bei­sch­lä­ge bei­na­he er­drückt (LHAK 403/10623 S. 95–99)

1938-42 sa­hen Pla­nun­gen ei­ne völ­li­ge Um­ge­stal­tung des Or­tes im Sin­ne der NS-Ar­chi­tek­tur mit dem teil­wei­sen Ab­riß al­ter Bau­sub­stanz, der An­le­gung von Ver­samm­lungs­plät­zen, der Ver­le­gung der Haupt­ver­kehrs­ader, Er­rich­tung von re­prä­sen­ta­ti­ven Bau­wer­ken für Par­tei und Ver­wal­tung so­wie ei­ner gro­ßen Ko­lo­nie auf der süd­li­chen Rur­sei­te vor. Der Zwei­te Welt­krieg ver­hin­der­te die Um­set­zung der Plä­ne des Aa­che­ner Ar­chi­tek­ten Ben­no Schach­ner, le­dig­lich die An­la­ge ei­nes Mu­se­ums auf der Burg wur­de teil­wei­se rea­li­siert (II 1; Saupp, S. 137-142)

Im Zwei­ten Welt­krieg, vor al­lem ab 1944 bis zur Be­set­zung durch ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen am 2. März 1945, er­litt der Ort er­heb­li­che Schä­den durch Bom­ben­an­grif­fe und Be­schuß; am 15. De­zem­ber 1944 wur­de fast das gan­ze Ober­dorf ver­nich­tet. Von den ins­ge­samt ca. 500 Woh­nun­gen wa­ren bei Kriegs­en­de 450 zu ca. 60 % zer­stört, au­ßer­dem die Jo­han­nes-Brü­cke über die Rur, das Rat­haus und die Schu­le (Saupp, S. 144-146, 153-155). (1950) wur­den beim Wie­der­auf­bau Stra­ßen­be­gra­di­gun­gen vor­ge­nom­men (StaH Akt 175). Ei­ne Er­wei­te­rung der Sied­lung er­folg­te erst im 20. Jahr­hun­dert durch Er­schlie­ßung von Neu­bau­ge­bie­ten; durch die kom­mu­na­le Neu­glie­de­rung 1968-70 ver­grö­ßer­te sich das Ge­mein­de­ge­biet er­heb­lich (I 7; I 8). Seit 2004 lie­gen gro­ße Tei­le der Ge­mar­kung Heim­bach im Na­tio­nal­park Ei­fel, die Stadt selbst ist als Wohn­ge­biet dar­aus aus­ge­glie­dert

2. 2 Friedhöfe

1823 ka­tho­li­scher und evan­ge­li­scher Fried­hof bei der Kir­che auf dem Ur­ka­tas­ter aus­ge­wie­sen (Ta­fel 1, Grund­riß). 1928/29 Ein­rich­tung ei­nes neu­en evan­ge­li­schen Fried­hofs im Heim­bach­tal
(1950) je ein ka­tho­li­scher und evan­ge­li­scher Fried­hof in Heim­bach; der „al­te“ evan­ge­li­sche Fried­hof wird 1966 ge­schlos­sen (StaH A 438)

2. 2 Versorgungseinrichtungen

Ab 1907 elek­tri­sche Stra­ßen­be­leu­tung in Heim­bach (Saupp, S. 92)

2. 3 Drei Tore

Das Ur­ka­tas­ter von 1823 zeigt kei­ne To­re, ob­wohl sie zu die­sem Zeit­punkt wohl noch vor­han­den wa­ren. Die La­ge des Ober­to­res lä­ßt sich durch zwei fast qua­dra­ti­sche Bau­wer­ke zu bei­den Sei­ten der Stra­ße und des Heim­ba­ches an der Ab­zwei­gung der Berg­stra­ße von der heu­ti­gen Hen­ge­bach­stra­ße iden­ti­fi­zie­ren (Ta­fel 1, Grund­riß). Beim Aus­bau der Pro­vin­zi­al­stra­ße wur­den 1862/64 Tei­le der To­re nie­der­ge­legt, 1874 beim Bau der Stra­ße Ge­münd–Heim­bach die Res­te ab­ge­ris­sen (Reitz, S. 10; nach Ba­chem, Hen­ge­bach, S. 265 u. KD Kr. Schlei­den, S. 164 wur­den die To­re 1862 nie­der­ge­legt)
15. Jahr­hun­dert Ruyr­port­zen (Gu­gat, S. 290, Anm. 29) = 1507 Ro­ir­pot­zen (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 4), 1733 auf der ho­hen pfort­ten (ebd. 166 fol. 47v); Rur­portz hei­ßt heu­te ei­ne Stel­le na­he dem Burg­auf­gang
1591 un­den ahn der pfort­zen (ebd. Jü­li­cher Ge­rich­te IX 14 fol. 76) = 1652 un­ters­te Pfortz (ebd. 15 fol. 30), lag wohl na­he der Rur­brü­cke
1598 oben bei der port­zen (ebd. 14 fol. 126v) = 1618 oben dem dha­le Heim­bach vor de­ro port­zen (ebd. JB III R Amt H 165 fol. 108). Es stand an der heu­ti­gen Hen­ge­bach­stra­ße in Rich­tung Vlat­ten

2. 5 Straßen

Das Heim­ba­cher Häu­ser­re­gis­ter von 1507 ent­hält – wie das Ur­ka­tas­ter von 1823 (Ta­fel 1, Grund­riß) - kei­ne Stra­ßen; in der Re­gel dien­ten die Nach­bar­häu­ser bzw. Flur­na­men zur Lo­ka­li­sie­rung (ebd. fol. 2–28). Auch in den La­ger­bü­chern von 1733 und 1759 fin­den sich kaum An­ga­ben zu Stra­ßen und Plät­zen. Bei der La­ge­an­ga­be wird häu­fig le­dig­lich zwi­schen un­den oder oben im Dahl un­ter­schie­den (II 2)
1489 up der sc(h)ro­epen (LAV NRW R Ma­ria­wald Akt 16 fol. 7v u.ö.; Fried­län­der, S. 77). Na­me noch (1980) be­kannt, be­zeich­ne­te die Hof­gas­se na­he der al­ten Zehnt­scheu­ne
1497 up dem ge­u­el (LAV NRW R Ma­ria­wald Akt 16 fol. 120) = heu­te Am Gie­bel (Ta­fel 1, DGK). 1602 uf der Kant uf dem Ge­vel (LAV NRW R JB III R Amt H 14 fol. 73). Ei­nen Stra­ßen­na­men Kant gibt es nicht mehr, ge­meint ist die Zei­len­ecke der ehe­ma­li­gen Haupt­stra­ße an der heu­ti­gen Stra­ße Am Gie­bel. Die heu­ti­ge Stra­ße Auf der Kan­te liegt in Vlat­ten
1504 up de Trap­pen (ebd. 1 fol. 196)
1507 moil­len gass, moil­len­kel­len (ebd. 165 fol. 5 u.ö.) = 1759 Muh­len­gas­se (ebd. 167)
(1530) uf der Smitt (ebd. Ma­ria­wald Akt 16 fol. 152v). Die al­te „Schmie­de“ lag hin­ter dem heu­ti­gen Ho­tel Ei­feler Hof (heu­te Glas­blä­se­rei)
(1530) Das Pfarr­haus liegt an dem Moi­ses (ebd. fol. 151)
1541 an der Ba­nen (ebd. Dep. Sta Aa­chen I 3 fol. 36v) = 1759 an der Bah­nen (ebd. JB III R Amt H 167). Die dort lie­gen­den Häu­ser ge­hör­ten viel­leicht zur Be­fes­ti­gung im Vor­feld der Burg an der Rur­pfor­te (Ba­chem, Hen­ge­bach, S. 20). Heu­te Ma­ria­wal­der Stra­ße
1555 in der Ga­ßen (LAV NRW R JB III R Amt H 165) = 1612 an der gas­sen, an der ge­mei­nen stra­ßen (ebd. Jü­li­cher Ge­rich­te IX 14 fol. 266v) = 1733 ahm Ei­chen­berg ahn der ga­ßen (ebd. JB III R Amt H 166 fol. 45) = 1740 ge­mei­ne gaß (ebd. Jü­li­cher Ge­rich­te IX 15 fol. 201) 
1555 zur Bach (ebd. JB III R Amt H 165), 1604 lie­gen zwei Häu­ser uf der Bach (ebd. fol. 33v, 192v–193), 1759 an der Bach (ebd. 167). Ge­meint ist wohl der Heim­bach
1555 uf der Ley­en (ebd. 3 fol. 332vf.), 1587 uf der Lei­en hin­der dem Mul­ler (ebd. Jü­li­cher Ge­rich­te IX 14 fol. 41). Die dor­ti­gen Häu­ser la­gen wohl an der Burg und ge­hör­ten zur Burg­be­fes­ti­gung (Ba­chem, Hen­ge­bach, S. 33). Heu­te im Be­reich der Ma­ria­wal­der Stra­ße
1559 Kir­ch­offs­gas­se (LAV NRW R JB II 230 fol. 436v, 438), La­ge un­be­kannt
1559 Kreyffs­gas­sen (ebd. fol. 439), La­ge un­be­kannt
1559 up dem Dych (ebd.), 1577 Gas­se uf dem Dick na­he der Kir­che, wo die Ge­mein­de ein Haus als Schu­le kauft (BAA Urk 868; IV 11). Heu­te Teich­stra­ße (Ta­fel 1, DGK)
1598 am berg (LAV NRW R Jü­li­cher Ge­rich­te IX 14 fol. 144v) = heu­te Berg­stra­ße
[18. Jahr­hun­dert] Stie­ren Ga­ßen (BAA Hs 700, 7132 fol. 57), un­klar, ob in­ner- oder au­ßer­halb von Heim­bach
1715 Kir­schen­brucks ga­ßen (I 1 )
1733 auf­fem Driesch oder auf dem Deich (LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 48). Viel­leicht iden­tisch mit Diesch (s. Teich­stra­ße)
1733 ne­ben dem un­ters­ten Damm vor­haupt die Straß (ebd. fol. 115v-122v). Ver­mut­lich un­te­rer Be­reich der heu­ti­gen Teich­stra­ße (Ta­fel 1, DGK)
1733 auf Stu­ben (LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 136). Viel­leicht iden­tisch mit Stuf­fen­berg ge­gen­über der ehe­ma­li­gen Klos­ter­müh­le
1956/58 Aus­bau des ers­ten Teils der Stra­ße Im Heim­bach­tal (StaH A 682)
1956/58 Aus­bau der Gold­kuhl­stra­ße in Heim­bach-Ha­sen­feld (ebd.)
1962/63 und 1963/67 Aus­bau des See­r­an­d­we­ges (StaH A 681; Ta­fel 1, DGK)
1962/63 Aus­bau der Stra­ße Am Ei­chel­berg (StaH A 647; Ta­fel 1, DGK)
1963/69 Aus­bau der Schul­stra­ße in Heim­bach (StaH A 085 u. 279)

2. 5 Plätze

1554 Als Han­dels- oder Markt­platz dient ein Platz vor der Burg: der cus­te­ri­en platz von Ni­deck, dair die cre­mer sunst au­ß­le­gen (LAV NRW R JB III R Amt H 3 fol. 216v; III 2 Markt)
1686 das ge­mein plätz­gen im Kum­mer (III 6 ), un­klar, ob in oder bei Heim­bach
1742 Ver­kis­mark nach­er dem berg (LAV NRW R Jü­li­cher Ge­rich­te IX 15 fol. 204v; III 2 Markt), heu­te un­be­kannt

2. 5 Rathaus

1800 k­ein öf­fent­li­ches Ge­bäu­de in Heim­bach (LAV NRW R Ro­er­dep. 2165 fol. 195f.). Die Ge­mein­de- bzw. Mai­rie­ver­wal­tung ist in Pri­vat­häu­sern un­ter­ge­bracht
1896 Ein­rich­tung des Rat­hau­ses in ei­nem durch Kauf er­wor­be­nen Haus, das 1944 zer­stört wird. 1951 Wie­der­auf­bau (HK Schlei­den 4, 1954, S. 129f.; Chro­nik De­u­ser; StaH A 524, 519), 1981/82 Er­wei­te­rungs­bau

2. 5 Vogthaus

Ver­mut­lich seit 1678 Woh­nung des Amt­manns und Burg­ver­wal­ters; 1968 Ab­riß nach Kriegs­be­schä­di­gun­gen (Saupp, S. 173); seit­dem Nut­zung des Are­als (heu­te Vogt­platz) an der Kreu­zung Hen­ge­bach-/Ma­ria­wal­der Stra­ße als Park­platz

2. 5 Brunnen

1499 poetz er­wähnt = wohl der Burg­brun­nen = 1557/58 putz uf dem sloss (LAV NRW R JB III R Amt H 1 fol. 6; 4 fol. 244)
1604 Grein­gerts Putz, na­he ei­nem Haus am Berg (ebd. 165 fol. 177), viel­leicht = 1733 Grein- oder Ga­vel­spütz (ebd. 166 fol. 50) b­zw. Green Pütz, der 1759 im Tal liegt (ebd. 167; II 5). Green/Gren hei­ßt ei­ne Stel­le west­lich der Burg, wo bis 1904 die Öl­müh­le stand

2. 6 Rechtsdenkmäler

Galgen

1556 und 1759 wird bei Her­gar­ten ei­ne Stel­le auf der ho­hen Fuhr un­ter dem Ge­richt zu Heim­bach ge­nannt (LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 56v u.ö.; 167 fol. 21–23; R. We­ber, Der gro­ße oder wil­de Zehnt zu Heim­bach, 1989, S. 13-15), 1782 am Ge­richt bei Mals­ben­den (BAA Hs 700, 7132 fol. 73). Der Flur­na­me Am Ge­richt nord­öst­lich Hof Wal­big be­zeich­net ver­mut­lich den Stand­ort des Gal­gens

Pranger

1687 wird der frei­ste­hen­de Pran­ger (Kracht) nach Zer­stö­rung beim Stadt­brand er­neu­ert (Quix, S. 18; II 2)

Grundriss Heimbach nach der Urkarte von 1823 im Verhältnis 1 : 2.500, Entwurf: Esther Weiss, Zeichnung: Martina Schaper. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Deutsche Grundkarte Heimbach von 2004 im Verhältnis 1 : 2.500, Zusammensetzung der Blätter Heimbach-West und Heimbach-Ost im Verhältnis von 1 : 5.000. (Landesvermessungsamt NRW)

Topographische Karte Heimbach von 1846 im Verhältnis 1 : 25.000, Zusammensetzung der Bätter 5304 Nideggen und 5305 Zülpich der Preußischen Kartenaufnahme 1836-50 (Uraufnahme). (Landesvermessungsamt NRW)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Neu, Peter, Rheinischer Städteatlas Heimbach. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-heimbach.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5d779c07a43848.38948668 (abgerufen am 24.04.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Heimbach, bearbeitet von Peter Neu (Lieferung XVI, Nr. 85, 2007)