Biographie Heinrich Forsthoff „Von Herzen Deutscher Christ und vorbehaltloser Nationalsozialist“: So lautete im Mai 1934 die Selbstcharakterisierung der de facto einflussreichsten Persönlichkeit im neugeschaffenen Evangelischen Bistum Köln-Aachen. Forsthoff steht exemplarisch für die kurze Hochphase der rheinischen Deutschen Christen (DC), die auf einen harten Bruch mit der Tradition der presbyterial-synodalen Kirchenverfassung abzielte.
Biographie Carl Wilhelm Jatho Anfang des 20. Jahrhunderts fesselte der Kölner evangelische Pfarrer Carl Wilhelm Jatho Bewunderer und Kritiker gleichermaßen mit seinen Predigten, die auch Nichtgläubige anzogen. Er predigte eine Religion der Liebe und Versöhnung mit einem zwanglosen, subjektiven Zugang ohne Dogmen und Exklusion. Er verstand es, seine Ausführungen mit kulturellen Referenzen zu bereichern und forcierte „eine Versöhnung der Kulturvölker auf dem Grunde einer undogmatischen Religion“ (Jatho). Die Ablehnung kirchlicher Zwänge und Traditionen führte 1911 angesichts seines steigenden Bekanntheitsgrades zu einem Lehrbeanstandungsverfahren des Evangelischen Oberkirchenrats in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt sorgten die Diskussionen über seine Lehre bereits sechs Jahre lang in kirchlichen Zeitungen wie auch in der allgemeinen Presse für Schlagzeilen. Instrumentalisiert von liberalen und konservativen Kräften entwickelte der „Fall Jatho“ eine Eigendynamik, die die evangelische Kirche zum Handeln zwang und schließlich zum Ausschluss Jathos aus dem Pfarrdienst führte.
Biographie Johannes Löh Johannes Löh amtierte nicht weniger als 63 Jahre lang als lutherischer Pfarrer in vier rheinischen Kirchengemeinden. Geistesgeschichtlich zählt er zu den Theologen, die sich den Idealen der Aufklärung und des Rationalismus verpflichtet fühlten. Diese im Rheinland eher selten vertretene Spezies der „Fortschrittsmänner“ sah sich vielfältigen Anfeindungen orthodoxer wie pietistischer Kreise ausgesetzt.
Biographie Annemarie Rübens Die evangelische Theologin Annemarie Rübens kämpfte in den späten 1920er Jahren für die Gleichberechtigung von Frauen im Pfarramt. Im Oktober 1933 wurde sie wegen ihrer NS-kritischen Haltung aus dem Kirchendienst entlassen. Sie emerigierte nach Uruguay, wo das „Haus Rübens“ in Colonia Waldense Treffpunkt und Zufluchtsstätte NS-verfolgter Emigranten wurde. Nach dem Militärputsch in Uruguay 1973 wurde das Haus erneut Zufluchtstätte, jetzt für Kinder politisch verfolgter Eltern. Seit 1975 wieder in Deutschland lebend, engagierte sie sich unter anderem für amnesty international und in der Friedensbewegung.
Biographie Bernhard Letterhaus Der christliche Gewerkschaftsführer Bernhard Letterhaus war eine der führenden Persönlichkeiten der Katholischen Arbeiterbewegung und ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Als einer der herausragenden Köpfe des „Kölner Kreises“ war er an Planungen für ein auf christlicher und sozialer Grundlage erneuertes Deutschland nach Hitler beteiligt und unterhielt Kontakt zu den Verschwörern des 20. Juli 1944. Nach dem Scheitern des von ihm unterstützten Umsturzversuchs verhaftet und vor dem Volksgerichtshof angeklagt, wurde Letterhaus zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Biographie Ernst Moritz Roth Der aus einer Kölner Familie von Dekorationsmalern stammende Ernst Moritz Roth war katholischer Priester, Maler, Lyriker und Widerständler gegen den Nationalsozialismus. Insbesondere während seiner Jahre als Vikar in Windeck-Dattenfeld 1932-1935 geriet er mit den Nationalsozialisten in heftigen Konflikt. Trotz folgender Versetzungen und persönlicher Gefahr hielt er an seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus fest, protestierte wiederholt gegen die menschenverachtende NS-Politik und half Verfolgten des Regimes. Er starb kurz vor Kriegsende im März 1945 auf tragische Art und Weise in seinem Versteck in Windeck-Dreisel, in das er vor der Gestapo geflohen war, durch einen Bombentreffer.
Biographie Willi Graf Willi Graf war ein christlich motivierter Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Als Mitglied der Münchner Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ um die Geschwister Hans und Sophie Scholl beteiligte er sich an der Herstellung wie Verteilung von Flugblättern und versuchte Unterstützer für den Widerstand zu gewinnen, wofür er 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Thema Die Geheime Staatspolizei Köln Die Geheime Staatspolizei in Köln gehörte zu den wichtigsten Akteuren des NS-Terrors im Rheinland. Sie war nicht nur für die Zerschlagung des Widerstandes und die Umsetzung der Rassenpolitik verantwortlich, sondern trug durch die Überwachung der Bevölkerung, die Unterdrückung von Systemkritik und die Verfolgung unangepassten Verhaltens zur Formierung der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" bei.
Thema Die Hitlerjugend in Köln Der größte Teil der deutschen Jungen und Mädchen gehörte während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945, freiwillig oder durch Zwang, der Hitlerjugend (HJ) an. Schon früh hatte die nationalsozialistische Führung erkannt, dass ihre Zukunft in der Jugend lag. Diese sollte im Geist der neuen Zeit weltanschaulich erzogen und körperlich wehrhaft gemacht werden. Vielfältige Angebote, wie Heimabende, Fahrten und Lager, schufen - zunächst - ein Klima von Gemeinschaft, Kameradschaft und Geborgenheit. Propaganda in Presse, Rundfunk und Film taten ein Übriges. Der Grundsatz Jugend muss von Jugend geführt werden, gab angepassten Jugendlichen die Möglichkeit, Führer in der Hitlerjugend zu werden und andere fast gleichaltrige Jugendliche zu befehligen. Erst viel später erkannten die Jungen und Mädchen, dass sie - mit Diensten und Pflichten überhäuft - ihrer Jugend beraubt und für einen sinnlosen Krieg missbraucht worden waren.
Thema "Arisierung“ in Köln Die Nationalsozialisten benutzten den Begriff “Arisierung” als rassenideologisches Schlagwort, um die zwangsweise Inbesitznahme jüdischen Vermögens und die Ausschaltung der Juden aus Wirtschaft und Erwerbsleben verharmlosend zu umschreiben. Bot der negativ klingende Begriff „Entjudung“ keinerlei Raum für positive Assoziationen, so suggerierte “Arisierung” nicht nur die Schaffung neuer Werte, sondern spiegelte zudem das ganze ideologische Weltbild der Nationalsozialisten. Im weiteren Sinne umfasst der Begriff auch die Verdrängung jüdischer Kulturschaffender oder Wissenschaftler.