Maria Schlüter-Hermkes

Philosophin, Schriftstellerin (1889-1971)

Manfred Berger (Dillingen an der Donau)

Maria Schlüter-Hermkes, undatiert. (Ida-Seele-Archiv)

Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes en­ga­gier­te sich in vie­len ge­sell­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len und wis­sen­schaft­li­chen Be­rei­chen. Mit ih­ren re­li­gi­ös-phi­lo­so­phi­schen und re­li­gi­ös-ethi­schen Vor­trä­gen, Re­fe­ra­ten und Pu­bli­ka­tio­nen setz­te die Ka­tho­li­kin nach­hal­tig wir­ken­de Im­pul­se. Zu ih­rem Netz­werk ge­hör­ten her­aus­ra­gen­de Per­sön­lich­kei­ten aus Po­li­tik, Kir­che und Wis­sen­schaft.

Ma­ria Ca­tha­ri­na Mar­ga­re­te Fran­zis­ka Herm­kes wur­de am 14.11.1889 als jüngs­tes von fünf Kin­dern des Sa­ni­täts­rats Lud­wig Herm­kes (1843-1928) und sei­ner Frau Jo­se­pha Hu­ber­ti­ne, ge­bo­re­ne Kür­ten (1848-1911), in Düs­sel­dorf ge­bo­ren. Von den vier Brü­dern starb der jüngs­te drei Jah­re vor ih­rer Ge­burt. Der Va­ter war ein be­lieb­ter Arzt mit ei­ner Pra­xis im Düs­sel­dor­fer In­dus­trie­vier­tel Ober­bilk. Für die so­zi­al­po­li­tisch und kirch­lich ak­ti­ven El­tern be­deu­te­te ka­tho­lisch sein, nicht nur mit den Kin­dern re­gel­mä­ßig den sonn­täg­li­chen Got­tes­dienst zu be­su­chen, son­dern vor al­lem die Wor­te der Bi­bel in Ta­ten christ­li­cher Nächs­ten­lie­be um­zu­set­zen. So war es ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass sich die Mut­ter eh­ren­amt­lich so­zi­al-ca­ri­ta­tiv en­ga­gier­te. Sie un­ter­stütz­te die un­ent­gelt­li­che me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung mit­tel­lo­ser Pa­ti­en­ten durch ih­ren Mann und be­treu­te kran­ke und al­te Men­schen in der Pfarr­ge­mein­de. Zu­dem zeig­te sie gro­ßes In­ter­es­se an dem 1903 in Köln ge­grün­de­ten Ka­tho­li­schen Frau­en­bund (KFB). Lud­wig Herm­kes en­ga­gier­te sich wäh­rend der Jah­re des Kul­tur­kamp­fes ak­tiv als Füh­rer der Zen­trums­par­tei und mach­te sich um die Er­bau­ung der Kir­che St. Jo­sef in Düs­sel­dorf-Ober­bilk ver­dient, die 1872 ein­ge­weiht wur­de.

Durch das El­tern­haus lern­te Ma­ria Herm­kes die Pio­nie­rin­nen der kon­fes­sio­nell ge­bun­de­nen Ge­sin­nungs­ge­mein­schaft ken­nen: El­len Am­mann (1870-1932), Hed­wig Drans­feld (1871-1925), Emi­lie Hop­mann (1845-1926) un­d Ger­ta Krab­bel. Die El­tern sorg­ten nicht nur für ei­ne gu­te Schul­bil­dung ih­rer Söh­ne, son­dern auch ih­rer ein­zi­gen Toch­ter. Ma­ria be­such­te nach Ab­schluss der Hö­he­ren Mäd­chen­schu­le (1905) das Mäd­chen­pen­sio­nat der Sa­cré-Co­eur-Schwes­tern in Rie­den­burg (Bre­genz), wo ih­re au­ßer­or­dent­li­che Sprach­be­ga­bung ge­för­dert wur­de. Die Sprach­kennt­nis­se ver­tief­te sie auf Rei­sen, un­ter an­de­rem nach Ita­li­en, Frank­reich, Eng­land und Spa­ni­en. 1914 leg­te sie als Ex­ter­ne am hu­ma­nis­ti­schen Fried­rich-Wil­helm-Gym­na­si­um in Köln das Ab­itur ab.

In die­se Zeit fiel die Be­geg­nung mit Her­mann Platz, sei­ner­zeit Leh­rer an der Ober­re­al­schu­le in Düs­sel­dorf. Der Ro­ma­nist und Kul­tur­phi­lo­soph er­öff­ne­te Ma­ria Herm­kes und ih­rer engs­ten Freun­din aus Kin­der- und Ju­gend­ta­gen, Ma­ria Of­fen­berg (1888-1972), der spä­te­ren lang­jäh­ri­gen Lei­te­rin der „So­zia­len Frau­en­schu­le Aa­chen des Ka­tho­li­schen Frau­en­bun­des“, das Tor für die Be­geg­nung mit der lit­ur­gi­schen Be­we­gung, die ei­ne Er­neue­rung und Ver­tie­fung des Ver­ständ­nis­ses der kirch­li­chen Lit­ur­gie un­ter den Gläu­bi­gen zum Ziel hat­te.

Im Win­ter­se­mes­ter 1914/1915 hör­te Ma­ria Herm­kes phi­lo­so­phi­sche und staats­wis­sen­schaft­li­che Vor­le­sun­gen an der Uni­ver­si­tät Bonn. Von Som­mer 1915 bis Som­mer 1918 stu­dier­te sie in an der Uni­ver­si­tät Mün­chen Phi­lo­so­phie, Kir­chen­ge­schich­te und Päd­ago­gik. 1918 wur­de sie dort mit ei­ner Ar­beit über den gro­ßen ka­tho­li­schen Pu­bli­zis­ten und Phi­lo­so­phen des neu­en Spa­ni­en Jai­me Bal­mes (1810-1848) zum Dr. phil. pro­mo­viert.

In der baye­ri­schen Haupt­stadt pfleg­te die Stu­den­tin in­ten­si­ve Kon­tak­te zu El­len Am­mann (1870-1932), Ma­rie Bucz­kow­s­ka (1884-1968), Ma­ria Hop­mann (1887-1937), Cla­ra Grä­fin von Prey­sing (1892-1919) und Ma­ria Zett­ler (1885-1950). Mit die­sen Frau­en en­ga­gier­te sie sich im Ka­tho­li­schen Frau­en­bund (KFB) und sei­nem baye­ri­schen Zweig­ver­ein vor al­lem im Auf­bau und Aus­bau von Ju­gend­kom­mis­sio­nen. Zu­dem galt ih­re Auf­merk­sam­keit dem 1914 von Cla­ra von Prey­sing ge­grün­de­ten „Jung-Eli­sa­beth-Ca­ri­tas­wer­k“, das Kin­dern wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs vor Ar­mut be­wah­ren woll­te.

Noch wäh­rend des Stu­di­ums ver­lob­te sich Ma­ria Herm­kes mit Jo­han­nes Schlü­ter (1878-1951), Hilfs­rich­ter am Ober­lan­des­ge­richt in Düs­sel­dorf. Nach der Hoch­zeit am 20.2.1919 führ­te sie den Dop­pel­na­men Schlü­ter-Herm­kes, was sei­ner­zeit un­ge­wöhn­lich war. Un­mit­tel­bar nach der Hei­rat wur­de der Ehe­mann an das Kam­mer­ge­richt in Ber­lin und we­ni­ge Mo­na­te spä­ter zum Mi­nis­te­ri­al­rat im preu­ßi­schen Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, Er­zie­hung und Volks­bil­dung (Ab­tei­lung Kir­che und Staat), 1935-1941 Reichs­mi­nis­te­ri­um für kirch­li­che An­ge­le­gen­hei­ten, be­ru­fen.

Jo­han­nes Schlü­ter wirk­te an der Er­ar­bei­tung der Kon­kor­da­te des Hei­li­gen Stuhls mit Bay­ern 1924 und Preu­ßen 1929 mit. Er hat­te en­gen Kon­takt zu Nun­ti­us Eu­ge­nio Pacel­li (1876-1958), dem spä­te­ren Papst Pi­us XII. (Pon­ti­fi­kat 1939-1958). Am Kon­kor­dat 1933 mit dem Deut­schen Reich war Schlü­ter nach Aus­kunft sei­ner Toch­ter Ro­traut Schlü­ter nicht mehr be­tei­ligt, da er als be­ken­nen­der ka­tho­li­scher Be­am­ter be­reits „kalt ge­stell­t“ war.

Aus der als glück­lich gel­ten­den Ehe gin­gen fünf Kin­der her­vor: Mar­gil­dis (1920-1997), Ar­nulf (1922-2011), Ros­wi­tha (1924-2015), Ro­traut (1929) und Rein­hil­dis (1933-2017). Al­le Kin­der wur­den von dem Ber­li­ner Dom­propst Bern­hard Lich­ten­berg (1875-1943), ei­nem Freund der Fa­mi­lie, ge­tauft. Propst Lich­ten­berg trat wäh­rend der NS-Dik­ta­tur öf­fent­lich für Ver­folg­te ein, wo­für er in der ka­tho­li­schen Kir­che als Mär­ty­rer und Se­li­ger ver­ehrt wird.

Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes be­tä­tig­te sich öf­fent­lich in vie­len Be­rei­chen. Sie un­ter­hielt ei­nen „Phi­lo­so­phi­schen Ge­sprächs­kreis“, den Per­sön­lich­kei­ten wie Ger­trud von le Fort (1876-1971), Ro­ma­no Guar­di­ni (1885-1968), Eli­sa­beth Lang­gäs­ser (1899-1950) un­d Carl Son­nen­schein be­such­ten. Zu­dem en­ga­gier­te sie sich im KFB, des­sen Zen­tral­vor­stand sie bis 1952 an­ge­hör­te. Sie ar­bei­te­te eng mit Ma­ria Heß­ber­ger (1870-1944) zu­sam­men, die 1909 den Ber­li­ner Zweig­ver­ein des KFB mit­be­grün­de­te und bis zu ih­rem Tod lei­te­te, eben­so mit Ma­ri­an­ne Pünder, Staats­recht­le­rin und Do­zen­tin an der „So­zia­len Frau­en­schu­le des Ka­tho­li­schen Frau­en­bun­des Deutsch­lands Zweig­ver­ein Ber­lin“. An die­ser so­zia­len Aus­bil­dungs­stät­te, die vom Grün­dungs­jahr 1917 bis 1921 von An­na Welt­mann (1881-1947), dann bis 1957 von Pau­la Ren­gier (1890-1971) ge­lei­tet wur­de, hielt sie Vor­trä­ge. Als Ali­ce Sa­lo­mon (1872-1948) am 25.5.1925 in Ber­lin die „Deut­sche Aka­de­mie für so­zia­le und päd­ago­gi­sche Frau­en­ar­beit“ grün­de­te, be­rief sie Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes als Do­zen­tin für die Fä­cher Phi­lo­so­phie, Päd­ago­gik und Psy­cho­lo­gie. Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes un­ter­stütz­te die Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­te Ma­rie-Eli­sa­beth Lü­ders (1878-1966), die am 11.5.1926 den „Deut­schen Aka­de­mi­ke­rin­nen­bun­d“ (DAB) ins Le­ben rief. Die Mit­grün­de­rin Agnes von Zahn-Har­nack (1884-1950) wur­de zur ers­ten Vor­sit­zen­den ge­wählt, Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes zur Schrift­füh­re­rin, die mit den meis­ten der ge­nann­ten Frau­en le­bens­lang freund­schaft­lich ver­bun­den blieb.

In ih­rer Funk­ti­on im KFB äu­ßer­te sich Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes zu viel­fäl­ti­gen The­men. Zur Frau­en­be­we­gung all­ge­mein und ins­be­son­de­re zur ka­tho­li­schen Frau­en­be­we­gung ver­öf­fent­lich­te sie 1929 ei­nen pro­gram­ma­ti­schen Auf­satz. In den Deut­schen sah sie ein „ster­ben­des Vol­k“ und im „Ster­ben des Wil­lens zum Kin­d“ das „er­schüt­ternds­te Zei­chen der Ent­mensch­li­chun­g“, ins­be­son­de­re in den Groß­städ­ten. Hin­sicht­lich der vor­herr­schen­den „ge­schlecht­li­chen Ver­wil­de­run­g“, die sich un­ter an­de­rem in Be­rei­chen der Ab­trei­bungs­pra­xis und Ge­bur­ten­kon­trol­le be­kun­de­te, for­der­te sie ei­ne strik­te Be­ach­tung der kirch­li­chen Lehr­mei­nung und ein öf­fent­li­ches Ein­tre­ten da­für.

Mit der NS-Dik­ta­tur be­gann für die Ka­tho­li­kin und über­zeug­te Pa­zi­fis­tin ei­ne schwe­re Zeit. Den brau­nen Macht­ha­bern miss­fiel ihr Ein­satz für den 1919 von dem ka­tho­li­schen Pries­ter Max Jo­sef Metz­ger (1887-1944) in Mün­chen ge­grün­de­ten „Frie­dens­bund deut­scher Ka­tho­li­ken“. Au­ßer­dem ver­ur­teil­te Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ras­sen­theo­rie und setz­te sich für ein ab­ge­rüs­te­tes Deutsch­land ein.

In ih­rem Ber­li­ner Haus traf sich re­gel­mä­ßig ein klei­ner Kreis von Men­schen, die zu­sam­men Wer­ke von Pla­ton (428/427–348/347vor Chr.), Au­gus­ti­nus (354–430), Tho­mas von Aquin (um 1225–1274), Bern­hard von Clairvaux (um 1090–1153), Tho­mas Mo­rus (1478-1535) la­sen und geist­li­che Lie­der und Ka­nons san­gen. 

Um den Ge­fähr­dun­gen durch das NS-Re­gime in ei­ner ih­rer Hoch­bur­gen we­ni­ger aus­ge­setzt zu sein, über­sie­del­te die Fa­mi­lie 1939 in das rhei­ni­sche Rhön­dorf (heu­te Stadt Bad Hon­nef). Dort wohn­te sie in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft von Kon­rad Ade­nau­er und sei­ner Fa­mi­lie. Zwi­schen den bei­den Fa­mi­li­en und ih­ren Kin­dern ent­wi­ckel­te sich ei­ne nach­bar­schaft­li­che Freund­schaft.

Nach dem Zu­sam­men­bruch des NS-Re­gimes ge­hör­te Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes zu den ers­ten Frau­en, die sich, po­li­tisch un­be­las­tet, dem Auf­bau ei­ner neu­en, de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schafts­ord­nung wid­me­ten. Sie war Mit­be­grün­de­rin der CDU im Rhein­land und zähl­te zum en­gen Kreis um Kon­rad Ade­nau­er, an des­sen pro­gram­ma­ti­schen Ar­bei­ten für die CDU sie be­tei­ligt war. Auf ih­ren Rat hin be­rief der ers­te Bun­des­kanz­ler der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land 1950 den Ju­ris­ten und ehe­ma­li­gen Ge­schäfts­füh­rer des in­ter­na­tio­na­len Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­ats „Pax Ro­ma­na“ Ru­dolf Sa­lat (1900-1994) in das Bun­des­kanz­ler­amt, Dienst­stel­le für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten. Als erst­mals die Stel­le des Ge­ne­ral­kon­suls in Pa­ris zu be­set­zen war, be­folg­te Kon­rad Ade­nau­er den Vor­schlag sei­ner Rhön­dor­fer Nach­ba­rin und ent­sand­te 1950 den Kunst­his­to­ri­ker und uni­ver­sal ge­bil­de­ten Schrift­stel­ler Wil­helm Hau­sen­stein (1882-1957) in die fran­zö­si­sche Haupt­stadt. 

Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes ent­fal­te­te vor al­lem ei­ne re­ge li­te­ra­risch re­li­gi­ös-phi­lo­so­phi­sche und re­li­gi­ös-ethi­sche Tä­tig­keit. Stell­ver­tre­tend sei­en zwei ih­rer Wer­ke ge­nannt: „Er­zie­hung zur Ehr­furcht. Ver­such ei­ner Me­tho­dik für die Grund­schu­le“ und „Kün­der des Abend­lan­des“. Erst­ge­nann­te Stu­die er­wuchs aus ih­rer An­stel­lung als Sach­ver­stän­di­ge für in­ter­na­tio­na­le Kul­tur­be­zie­hun­gen im Kul­tus­mi­nis­te­ri­um von NRW. Die Stu­die be­ruh­te auf Vor­trä­gen, die die Au­to­rin vor Leh­rern in Städ­ten und Land­krei­sen der Nord-Rhein­pro­vinz hielt und die in Ar­beits­ge­mein­schaf­ten, Re­fe­ra­ten und Be­spre­chun­gen auf die ein­zel­nen Fach­ge­bie­te an­ge­wandt wur­den. Die zwei­te Schrift avan­cier­te im Zu­ge der Neu­ord­nung des Schul­we­sens zum Stan­dard­werk der Nach­kriegs­jah­re. Mit ih­ren 1949 er­schie­nen Es­says zur eu­ro­päi­schen Geis­tes­ge­schich­te woll­te die Au­to­rin die Wie­der­be­geg­nung von Kir­che und Kul­tur in Deutsch­land for­cie­ren. Da­bei stütz­te sie sich auf die gro­ßen Ge­stal­ten der Li­te­ra­tur, des Chris­ten­tums, der Phi­lo­so­phie und Mys­tik, wie The­re­sa von Ávi­la (1515-1582), Hil­de­gard von Bin­gen (1098-1179), Fried­rich von Hü­gel (1852-1925), Tho­mas Mo­rus (1478-1535), Her­mann Platz und Mar­ce­li­no Me­men­dez y Pel­ayo (1856-1912). Ins­be­son­de­re der aus Worms stam­men­de Carl Muth (1867-1944), be­deu­ten­der Ver­tre­ter des ka­tho­li­schen Exis­ten­tia­lis­mus, stand bei­spiel­haft für die Wie­der­be­geg­nung und Er­neue­rung des christ­li­chen Abend­lan­des aus dem „Er­leb­nis des ‚Er­schlie­ßen­den‘“. In zahl­rei­chen Vor­trä­gen be­ton­te Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes, dass Po­li­tik für Frau­en in­ter­es­sant und wich­tig sein soll­te. Auf der 13. Ge­ne­ral­ver­samm­lung des KFB 1952 in Bonn zum The­ma „Die ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung in der sich wan­deln­den Welt“ ap­pel­lier­te sie an ih­re Ge­schlechts­ge­nos­sin­nen, sich mit Nach­druck um das öf­fent­li­che Le­ben zu küm­mern.

Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes, der an­läss­lich ih­res 70.Ge­burts­ta­ges das Gro­ße Ver­dienst­kreuz des Ver­dienst­or­dens der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ver­lie­hen wur­de, en­ga­gier­te sich zeit­le­bens in ei­ner Rei­he von Or­ga­ni­sa­tio­nen. Sie war lang­jäh­ri­ges Mit­glied des „Ver­ban­des der Ver­ei­ne ka­tho­li­scher Aka­de­mi­ker zur Pfle­ge der ka­tho­li­schen Welt­an­schau­un­g“ (spä­ter Ka­tho­li­scher Aka­de­mi­ker­ver­band Deutsch­lands e.V.). Von 1927 bis 1930 war sie Ver­tre­te­rin der deut­schen Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen bei der Gen­fer Frau­en­kom­mis­si­on für Ab­rüs­tung. 1932 wur­de sie vom Reichs­mi­nis­ter des In­ne­ren im Ein­ver­ständ­nis mit dem Reichs­au­ßen­mi­nis­ter zum Mit­glied der „Deut­schen Kom­mis­si­on für geis­ti­ge Zu­sam­men­ar­beit“ in Genf be­ru­fen. 1954-1960 war sie deut­sches Mit­glied im Exe­ku­tiv­rat der UNESCO, 1960-1969 Vi­ze­prä­si­den­tin der deut­schen UNESCO-Kom­mis­si­on, 1963 Vi­ze­prä­si­den­tin der Ge­sell­schaft „Teil­hard de Char­din e.V.“, au­ßer­dem Mit­glied der „Deut­schen Dan­te-Ge­sell­schaft e.V.“ und lang­jäh­ri­ge Vi­ze­prä­si­den­tin der „Jo­an’s So­ci­al and Po­li­ti­cal Al­li­an­ce“, des­sen deut­schen Zweig sie grün­de­te. 

Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes starb am 11.5.1971 in Er­pel. Ihr Grab be­fin­det sich auf dem Wald­fried­hof in Rhön­dorf.

Schriften (Auswahl)

Die Fun­da­men­tal-Phi­lo­so­phie des Jai­me Bal­mes, Diss. phil. Mün­chen 1918, Kre­feld 1919. Die Aus­spra­che über Frau und Po­li­tik, in: Die Christ­li­che Frau 22 (1924), S. 30-31.

Ka­tha­ri­na von Ge­nua, in: Die Christ­li­che Frau 22 (1924), S. 56-61.
 
Das ka­tho­li­sche Ide­al der hei­li­gen Ehe, in: Die Christ­li­che Frau 22 (1924), S. 177-185.

Adam Mül­ler (1779-1829), in: Jahr­buch des Ver­ban­des der Ver­ei­ni­gung ka­tho­li­scher Aka­de­mi­ker zur Pfle­ge der ka­tho­li­schen Welt­an­schau­ung, Augs­burg 1924, S. 78-102.
 
[mit Neun­dör­fer, Karl], Ka­tho­li­sche Ehe, Düs­sel­dorf 1927. Ei­ni­ges über die wis­sen­schaft­li­che Ar­beit der Frau, in: Wolff, Em­my (Hg.), Frau­en­gene­ra­tio­nen in Bil­dern, Ber­lin 1928, S. 212-217.
 
Die hei­li­ge Hil­de­gard von Bin­gen, in: Die Frau 36(1929), S. 141-147. Grund­sätz­li­ches zur ka­tho­li­schen Frau­en­be­we­gung, in: Hoch­land 26 (1929), S. 604-614.
 
Die neue Fa­mi­lie durch die neue Frau, in: Bar­den­he­wer, Lui­se/Fran­ken, Aen­ne (Hg.), Die ka­tho­li­sche Frau in der Zeit, Düs­sel­dorf 1931, S. 11-22.

Die Ver­ant­wor­tung der Frau für das Schrift­tum ih­res Vol­kes, in: Die Frau 38 1931, S. 522-526. El­len Am­mann †, in: Die Christ­li­che Frau 31 (1933), S. 2-4.

Au­to­ri­tät und Lie­be in der Fa­mi­lie, in: Die Frau 401933, S. 402-407. Er­zie­hung zur Ehr­furcht, 1. Auf­la­ge 1946, 2. Auf­la­ge Düs­sel­dorf 1949.

Dan­tes Auf­fas­sung vom Men­schen, Ham­burg 1947. Kün­der des Abend­lan­des, Düs­sel­dorf 1949.

Die Po­la­ri­tät von Mann und Frau im geis­ti­gen Le­ben, in: Krab­bel, Ger­ta (Hg.), Die Christ­li­che Frau. Jahr­buch im Diens­te christ­li­chen Frau­en­stre­bens, Müns­ter 1949, S. 17-27.

Wie­ge und Welt. Auf­sät­ze und Re­den über Frau, Ehe und Fa­mi­lie, Müns­ter 1950. Hal­tet den Geist hoch!, in: Ehr­le, Ger­trud (Hg.), Licht über dem Ab­grund.

Auf­zeich­nun­gen und Er­leb­nis­se christ­li­cher Frau­en 1933-1945, Frei­burg 1951, S. 38-40.

Die ka­tho­li­sche Frau in der geis­ti­gen Ent­schei­dung, in: Ka­tho­li­scher Deut­scher Frau­en­bund (Hg.), Die ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung in der sich wan­deln­den Welt. Vor­trä­ge bei der 13. Ge­ne­ral­ver­samm­lung des Ka­tho­li­schen Deut­schen Frau­en­bun­des in Bonn vom 25. bis 27. Ju­li 1952, Köln 1952, S. 32–45.

[mit Frank, Ge­org Karl], Welt­lo­se Re­li­gi­on, gott­lo­se Welt, Würz­burg 1953. [mit Frank, Ge­org Karl]. Got­tes­lie­be und Welt­ver­ant­wor­tung, Würz­burg 1956. 

Herausgeberschaft

Hü­gel, Fried­rich von, In­ne­res Le­ben, Düs­sel­dorf 1948.

Hü­gel, Fried­rich von, Re­li­gi­on als Ganz­heit. Aus sei­nen Wer­ken aus­ge­wählt und über­setzt vom Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes, Düs­sel­dorf 1948. 

Literatur (Auswahl)

Arning, Hol­ger, Frau­en auf den Ka­tho­li­ken­ta­gen, in: Raasch, Mar­kus/Lin­sen­mann, An­dre­as (Hg.), Die Frau­en und der po­li­ti­sche Ka­tho­li­zis­mus. Ak­teu­rin­nen, The­men, Stra­te­gi­en, Pa­der­born 2018, S. 111-150.

Ben­ne­mann, Hil­trud, Ro­traut Schlü­ter – ei­ne Kind­heit im Ber­lin der 30er Jah­re, in: Ho­ri­zont. Zeit­schrift für den ka­tho­li­schen Kir­chen­ver­band Bad Hon­nef, Aus­ga­be De­zem­ber 2011, S. 57-59.

Ber­ger, Man­fred, Schlü­ter-Herm­kes, Ma­ria Ca­tha­ri­na Mar­ga­re­te Fran­zis­ka, in Mai­er, Hu­go (Hg.), Who ist who der So­zia­len Ar­beit, Frei­burg im Breis­gau 1998, S. 521-522.

Bier­mann, Wer­ner, Kon­rad Ade­nau­er. Ein Jahr­hun­dert­le­ben, Ber­lin 2017.

Bucz­ko­wa, Ma­rie, 1949, Er­in­ne­run­gen an Cla­ra Prey­sing, in: Krab­bel, Ger­ta (Hg.), Se­lig sind des Frie­dens Wäch­ter. Ka­tho­li­sche deut­sche Frau­en aus den letz­ten hun­dert Jah­ren, Mün­chen 1949, S. 28-44.

Il­le­mann, Re­gi­na, Ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung in Deutsch­land 1945-1962. Po­li­tik, Ge­schlecht und Re­li­gio­si­tät im Ka­tho­li­schen Deut­schen Frau­en­bund, Pa­der­born 2016.

Of­fen­berg, Ma­ria, Dr. Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes zum 70. Ge­burts­tag, in: Die Christ­li­che Frau 48 (1959), S. 181-183.

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Zitationshinweis

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Berger, Manfred, Maria Schlüter-Hermkes, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/maria-schlueter-hermkes/DE-2086/lido/65004e01773455.06505367 (abgerufen am 27.04.2024)