Thema Johannes Rau, Rheinwein und „Schnüss“. Der sowjetische Schriftsteller Julian Semënov (1931-1993) über Nordrhein-Westfalen Am 2.7.1984 veröffentlichte die Hamburger Zeitschrift Der Spiegel eine umfangreiche Reportage über das sowjetische Komitee für Staatssicherheit (KGB). Darin schilderte man die Geschichte und Tätigkeit der sowjetischen Staatssicherheit und betonte, dass dieser Geheimdienst seit Jahren bemüht sei, seinen Ruf aufzupolieren und die Sympathie der sowjetischen Bevölkerung zu gewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, verwende der KGB diverse raffinierte Propagandamethoden und setze dabei unter anderem auf den Schriftsteller Julian S. Semënov, der „die populärsten Bücher der Sowjet-Union“ schreibe und die Staatssicherheit und Miliz (Polizei) in „seinen Trivialwerken“ verherrliche. In seinen Kriminalromanen stelle dieser „keusche Idealist“ seine KGB-Protagonisten als „edelmütige und vornehme Herren“ dar, die „dem Leser als Vorbild“ anempfohlen seien. Den Schriftsteller Semënov den deutschen Lesern vorstellend, wies man außerdem auf die Tatsache hin, dass der sowjetische Autor Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre in der Nähe von Bonn gelebt und das westeuropäische Büro der renommierten sowjetischen Kulturzeitung Literaturnaja gazeta („Literaturzeitung“) aufgebaut habe.
Thema Elbenhorte am Rhein. Tolkien und das Rheinland Der Engländer John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973) ist mit seinen Fantasy-Romanen einer der weltweit populärsten Autoren; die Verfilmungen des „Herrn der Ringe“ (2001-2003) und des „Hobbit“ (2012-2014) haben seine Bekanntheit erheblich gesteigert. Die monumentalen Filmlandschaften entstanden an Drehorten in Neuseeland, die dem Land seit 20 Jahren einen regelrechten Touristenboom bescheren. Der Autor Tolkien hatte allerdings mit dem fernen Land im Südpazifik nichts im Sinn, wahrscheinlich waren ihm die entsprechenden Gebirge und Wälder völlig fremd. Soweit die Handlungsräume seiner Mittelerde-Welt überhaupt von realen Landstrichen inspiriert waren, lagen diese Gebiete in England und anderen Teilen der Britischen Inseln. Auf dem Kontinent hinterließen die Schweizer Alpen nachweisliche Spuren in seinem Werk. Ob dies auch für den Rhein und das Rheinland gilt ist Thema der folgenden Ausführungen.
Thema Thomas Mann und die Rheinlande Die Rheinlande sind nicht die Region, die in Thomas Manns (1875-1955) Leben und Werk einen besonderen Platz eingenommen hat, kein Vergleich mit Lübeck, München, der Schweiz oder den Vereinigten Staaten. Auch seine Romane und Erzählungen spielen überwiegend an anderen Orten; die Rheinlande fallen, wie es Hans R. Vaget treffend formuliert, „völlig aus dem Rahmen des Thomas Mannschen Œuvres“ . Dennoch gibt es neben zahlreichen Besuchs- und Vortragsreisen zwischen 1903 und 1932 sowie 1954 einige bemerkenswerte biographische Beziehungen des Schriftstellers zum Rheinland, namentlich seine Freundschaft mit dem Germanisten und Schriftsteller Ernst Bertram (1884-1957) sowie das philosophische Ehrendoktorat der Universität Bonn.
Thema Deutsche, Franzosen und der Rhein Mythen helfen, ein kollektives Gedächtnis herzustellen und sind Grundlage der Existenz einer Nation. Der „Mythos Rhein“ kann als solch ein Mythos betrachtet werden. Er vermittelt ein Gefühl des Weiterlebens der Vergangenheit und bewies sich als eine Möglichkeit, die Erinnerung an die Geschichte zu bewahren und zu reaktivieren. Nach Lucien Febvre habe dieser in seiner Geschichte zwei Gesichter: einerseits der verbindende Rhein als Verkehrsweg zwischen den Regionen Europas, andererseits der trennende Rhein als Grenze und Ort der Konfrontation zwischen lateinisch und germanisch geprägten Kulturen. So wurde er von deutscher Seite als „deutscher Strom“ von französischer Seite jedoch als „natürliche Grenze“ angesehen.