Biographie Johann von Vlatten Zwischen den sich ab spätestens 1530 verfestigenden konfessionellen Fronten alt- und neugläubiger Fürsten und Gelehrter etablierte sich insbesondere am Hof der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg eine als via media, mittlerer Weg, bezeichnete Haltung, die bestimmte Positionen der neuen Lehre wie etwa den Laienkelch akzeptierte, ohne formal den Bund mit der römischen Kirche zu brechen. Ausgehend von der humanistischen Lehre, die nördlich der Alpen vor allen an niederländischen Universitäten und Schulen zahlreiche Sympathisanten fand, kennzeichnet die via media auch den Versuch des Erhalts einer größtmöglichen politischen Unabhängigkeit in einer ansonsten sich in konfessionell geprägte Lager aufteilenden Herrschaftsordnung. Johann von Vlatten war nicht nur ein führender Vertreter dieser via media; er verkörperte zudem auch einen für die sich im 16. Jahrhundert herausbildende Staatlichkeit moderner Prägung konstitutiven Beamtentypus, der sich in Stand und Bildung von seinen Vorgängergenerationen unterschied.
Biographie Kaspar Gropper Die Kölner Geistlichkeit des 16. Jahrhunderts weist eine Reihe starker Persönlichkeiten auf, die prägend für konfessionelle Entwicklung in der Region waren. Unter ihnen ragt die Familie Gropper alleine schon deshalb hervor, weil nicht weniger als sieben eng miteinander verwandte Mitglieder an Schlüsselpositionen in Verwaltung und Kirche gelangten und so beinahe das gesamte Jahrhundert hindurch wesentlichen Einfluss auf die Religionspolitik der Stadt und des Kurfürstentums Köln nehmen konnten.
Biographie Hermann Weinsberg Der Kölner Ratsherr Hermann Weinsberg (* 3.1.1518, † 23.3.1597), der als Chronist des städtischen Alltagslebens der Frühen Neuzeit schriftliche Aufzeichnungen von bis heute noch nicht vollständig überschaubarem Umfang hinterlassen hat, wird meist – durchaus liebevoll – als leicht verschrobener Sonderling beschrieben.
Biographie Johannes Gropper Der katholische Theologe Johannes Gropper war maßgeblich in die Auseinandersetzungen um den evangelisch gewordenen Kölner Erzbischof Hermann von Wied verwickelt. Als theologischer, publizistischer und kirchenpolitischer Vorreiter der katholischen Gegenseite trug er maßgeblich zur Beibehaltung des katholischen Glaubens im Erzstift Köln bei.
Orte und Räume Kurfürstentum Köln Das weltliche Herrschaftsgebiet der Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln gehörte zum Kurrheinischen Reichskreis. Beim Abschluss seiner territorialen Entwicklung gegen Ende des Mittelalters bestand das Erzstift aus seinen recht zersplitterten rheinischen Landen sowie den in Westfalen gelegenen, räumlich geschlossenen Nebenländern Vest Recklinghausen und Herzogtum Westfalen.
Orte und Räume Herzogtum Berg Die Grafschaft Berg (ab 1380 Herzogtum) zählte im Hoch- und Spätmittelalter zu den bedeutendsten rheinischen Territorien. Sie gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis und erstreckte sich rechts des Rheins. 1789 wurde sie im Norden vom Herzogtum Kleve, dem Reichsstift Essen und der Reichsabtei Werden begrenzt. Im Osten lagen die Grafschaft Mark, die Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt, die Herrschaft Homburg und das Herzogtum Westfalen, das zum Kurfürstentum Köln gehörte. Im Süden grenzte Berg an die Sayner Grafschaften und im Westen an den Rhein beziehungsweise das weitgehend linksrheinisch liegende Kurfürstentum Köln und die Stadt Köln.
Epoche 1521 bis 1609 - Die Rheinlande bis zum Ausbruch des Jülich-klevischen Erbfolgestreits Die territoriale Vielgestaltigkeit des Rheinlands zu Anfang des 16. Jahrhunderts macht es ebenso schwierig wie problematisch, eine Periodisierung seiner politischen Entwicklung vorzunehmen. Wenn hier das Jahr 1521 als Ausgangs- und 1609 als Endpunkt gewählt werden, so beziehen sich diese Daten auf das „Großterritorium“ Jülich-Kleve-Berg, dem nach dem Urteil eines Zeitgenossen zu einem Königreich nur der Name fehlte.
Biographie Wilhelm V. von Kleve Wilhelm V. regierte von 1539 bis 1592 die Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg und die Grafschaften Mark und Ravensberg. Schon die Zeitgenossen gaben ihm angesichts des zwar nicht räumlich geschlossenen, aber den Nordwesten des Reiches dominierenden Territorienverbundes den Beinamen „der Reiche".
Biographie Adolf III. von Schaumburg Mit Erzbischof Adolf III. von Schaumburg kehrte die Kölner Kirche nach dem Reformationsversuch Hermanns V. von Wied auf den altgläubigen Weg zurück. Zusammen mit seinen wichtigsten theologischen Beratern, Johannes Gropper und Eberhard Billick (1499-1557), versuchte Adolf die Kirche zu reformieren, ohne sie zu spalten.
Thema Der Jülich-Klevische Erbfolgestreit im Spiegel zeitgenössischer Flugschriften Im März 1609 starb mit Johann Wilhelm von Jülich-Kleve die männliche Linie des Herzogshauses Jülich-Kleve aus. Der daraus resultierende Streit um die Herrschaft über eines der bedeutendsten Territorien des Reiches stand in seiner ersten Phase bis 1614 an der Schwelle zu einem europäischen Krieg und wurde erst 1666 endgültig beigelegt. Scharfe politische, konfessionelle und juristische Gegensätze zwischen den Erbanwärtern und ihren Verbündeten erschwerten eine Lösung der Erbfrage und gipfelten im militärischen Kampf um die Festung Jülich 1610. Sie riefen gleichzeitig aber auch ein erhebliches mediales Echo hervor, das sich unter anderem in zahlreichen Flugschriften niederschlug.