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Salvian zählt zu den bedeutenden Schriftstellern der Völkerwanderungszeit. Seine Berichte geben ein anschauliches Bild des Machtwechsels von der römischen zur fränkischen Herrschaft an Rhein und Mosel im 5. Jahrhundert nach Christus.
Salvian wurde um das Jahr 400 nach Christus wahrscheinlich in Trier, vielleicht aber auch in Köln geboren. Er entstammte der romanischen Oberschicht, erhielt eine umfassende Ausbildung und fühlte sich bereits in jungen Jahren zu einem asketischen, nur Gott geweihten Leben berufen. So trennte er sich nach nur kurzer Ehe von seiner Ehefrau und seiner Tochter, denen er aber zeitlebens eng verbunden blieb.
Seine Lebenszeit verläuft parallel zum endgültigen Niedergang der römischen Macht und dem Ende der Herrschaft der Römer am Rhein, was ihn zum Zeitzeugen eines einschneidenden politischen Wendepunkts macht. Er verließ seine durch die Germanengefahr bedrohte Heimat und ließ sich in dem Inselkloster Lerinum (heute Lerins, nahe Cannes) nieder, wo er erschüttert durch die Umwälzungen seiner Zeit mahnende theologische Werke zu verfassen begann.
Zu erwähnen sind vier Bücher „Ad ecclesiam" (um 440), in denen er alle Christen dazu aufrief, ihren Besitz der Kirche zu vermachen und acht Bücher „De gubernatione dei", die sich mit den Zeitereignissen unter theologischem Blickwinkel auseinandersetzen. In diesem Werk wird die scheinbare Ungerechtigkeit des Erfolgs der un- beziehungsweise fehlgläubigen Barbaren über die christlichen Römer mit der größeren Sittenstrenge der Ersteren und der moralischen Verderbtheit der Letzteren begründet. Besonders wichtig im regionalgeschichtlichen Zusammenhang sind dabei die Erwähnung der Städte Mainz und Trier, die als zerstört beschrieben werden, und der Stadt Köln, die „ voll von Feinden" sei. Da im Zusammenhang mit Köln von Zerstörung ausdrücklich keine Rede ist, dürfte dies ein Hinweis darauf sein, dass dort der Übergang von der römischen zur fränkischen Herrschaft weitgehend gewaltfrei verlaufen war. Auf Trier wird in diesem Werk noch weitere Male verwiesen. Leider ist eine genaue Datierung dieser Schrift nicht möglich, aber sie dürfte um die Mitte des 5. Jahrhunderts entstanden sein.
Aufschlussreich ist auch einer seiner erhaltenen Briefe, in dem er das Schicksal eines mit ihm verwandten jungen Mannes aus Köln schildert, der sich nach Südgallien durchgeschlagen hatte, dessen Mutter sich aber in Köln als Magd für fränkische Frauen verdingen musste.
Seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte Salvian als Presbyter in Marseille und dürfte um 480 nach Christus verstorben sein.
Die oben angesprochenen Zeugnisse aus seinem Werk sind die einzigen erhaltenen schriftlichen Quellen für die Zeit des Übergangs von der römischen zur germanischen Herrschaft am Rhein und somit von nicht zu überschätzender Bedeutung.
Werke
Mayer, Anton (Hg.), Des Presbyters Salvianus von Massilia erhaltene Schriften, München 1935.
Literatur
Badewien, Jan, Geschichtstheologie und Sozialkritik im Werk Salvians von Marseille, Göttingen 1980.
Drobner, Hubertus R., "Salvian von Marseille", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 8 (1994), Sp. 1258-1266.
Letsch-Brunner, Silvia, Salvian von Massilia, in: Der Neue Pauly 10 (2001), Sp. 1271.
Zäh, Helmut, Machtwechsel am Rhein - Salvianus von Marseille beschreibt den Übergang zur fränkischen Herrschaft, in: Rosen, Wolfgang/Wirtler, Lars (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Band 1, Köln 1999, S. 59-63.
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Wirtler, Lars, Salvian von Marseille, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/salvian-von-marseille/DE-2086/lido/57c941f2f2e840.83606180 (abgerufen am 25.03.2025)
Veröffentlicht am 02.09.2016, zuletzt geändert am 05.05.2020