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Severin (Severinus) war der dritte namentlich bekannte Kölner Bischof. Seine Verehrung geht von der Kölner Kirche St. Severin aus, wo sich auch die Gebeine des Heiligen befinden.
Im Wesentlichen sind es lediglich zwei schriftliche Quellen, die Hinweise auf Leben und Amtszeit Severins bieten: Die seit dem frühen Mittelalter entstandenen Kölner Bischofslisten führen ihn nach Maternus und Euphrates als dritten namentlich bekannten Amtsinhaber auf. Um 580 schildert ferner Bischof Gregor von Tours (Episkopat 573–594) das Leben seines Amtsvorgängers, des 396 oder 397 verstorbenen heiligen Martin. Erwähnt wird darin auch die Himmelfahrt Martins, die der Kölner Bischof Severin in einer Vision erlebte, als er zusammen mit Klerikern die heiligen Stätten seiner Bischofsstadt Köln besuchte. Aus dieser legendarischen Erzählung ist zu schließen, dass Severin zum Todeszeitpunkt Martins von Tours Bischof in Köln war. Zudem könnte es sich bei Severin um einen Schüler Martins gehandelt haben, finden sich doch im ausgehenden 4. und beginnenden 5. Jahrhundert auf mehreren gallischen Bischofsstühlen Amtsinhaber, die aus den beiden von Martin gegründeten Klöstern Ligugé (bei Poitiers) und Marmoutier (bei Tours) hervorgegangen sind.
Alle übrigen schriftlichen Quellen über Person und Verehrung Severins setzen nicht vor dem 9. Jahrhundert ein. Dabei kommt einer im späten 9. oder frühen 10. Jahrhundert entstandenen Vita und einem Translationsbericht des Heiligen ein besonderer Rang zu. Dort wird unter anderem berichtet, dass Severin als Bischof von Köln ins heimatliche Bordeaux gezogen, dort verstorben und begraben worden sei. Der Leib des Heiligen sei dann zwischen Köln und Bordeaux geteilt worden. Hierbei handelt es sich um eine Legendenbildung, bei der zwei gleichnamige, etwa zur selben Zeit an unterschiedlichen Orten tätige Bischöfe als eine Person angesehen wurden.
Hauptort der Verehrung des heiligen Severin ist die gleichnamige Kirche in der südlichen Kölner Altstadt, wo ein entsprechender Heiligenkult seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts nachweisbar ist. Wahrscheinlich fand auf dem römischen Gräberfeld rund um St. Severin auch die erste Bestattung Severins statt. Dass diese im Bereich des im 4. Jahrhunderts entstandenen Ursprungsbaus der Kirche erfolgte, ist möglich, aber nicht eindeutig nachweisbar. Heute befinden sich die Gebeine des Heiligen in einem 1819 angefertigten Schrein im Hochchor von St. Severin.
1999 wurde dieser Schrein geöffnet und dessen Inhalt einer umfassenden Untersuchung unterzogen. Neben den verehrten Gebeinen enthielt der Schrein eine hölzerne Reliquienlade des 10. Jahrhunderts, eine größere Zahl von farbenprächtigen Textilien (7.-10. Jahrhundert), Siegel von Schreinsöffnungen seit 948 sowie Fragmente von Hölzern, Leder, Weintraubenkernen und die Knochen einer Maus. Diese Materialien weisen insbesondere auf frühmittelalterliche Verehrungsaktivitäten hin. Für die menschlichen Gebeine im Schrein ließ sich feststellen, dass es sich um einen Mann von circa 159 cm Körpergröße handelte, der gemäß Strontiumanalysen seine Kindheit in Köln oder dem linksrheinischen Umfeld, also in der romanisierten Welt, verbracht haben dürfte. Bei einem Sterbealter von etwa 55 Jahren ergibt sich als jüngstes mögliches Sterbejahr etwa 410 nach Christus. Offenbar liegt eine sozial hochrangige Bestattung vor, worauf nicht nur eine mögliche Einbalsamierung schließen lässt, sondern insbesondere das Fragment eines so genannten Blöckchendamastes des 3. oder 4. Jahrhunderts, der in der Markhöhle einer der Knochen aufgefunden wurde. Dieses wertvolle Textil fand wohl bei der ersten Bestattung des Toten Verwendung. Damit liefert der Befund Indizien dafür, dass es sich bei den Gebeinen tatsächlich um Severin handeln könnte, ohne dass dies freilich eindeutig nachweisbar wäre. Die Beurteilung dieser Frage ist letztlich im Kontext der in der Forschung geführten Diskussion zu sehen, ob es im 5. und im beginnenden 6. Jahrhundert zu einem Abbruch christlichen Lebens und der entsprechenden Strukturen im Rheinland kam oder nicht. Auch für Severin klafft jedenfalls vom Zeitpunkt der Bestattung um 400, die auf der Nekropole unter der heutigen Severinskirche erfolgt sein könnte, bis zur zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts eine zeitliche Lücke.
Klarer erkennbar ist die Verehrung des heiligen Severin im weiteren Verlauf des Mittelalters (Festtag 23. Oktober). In Köln gehört er zu den Stadtpatronen; von besonderer Intensität ist der Severinuskult im Bereich des Erzbistums Köln, aber auch in fast allen Diözesen nördlich der Alpen ist eine Verehrung feststellbar, die stark in den skandinavischen Raum hinein ausstrahlte. Zu unterscheiden ist der heilige Severin von Köln von anderen gleichnamigen wirklichen oder legendären Heiligen, insbesondere vom heiligen Severin von Bordeaux (Verehrung insbesondere in Aquitanien) und vom heiligen Severin von Noricum (Verehrung insbesondere im Alpenraum). Die intensive Verehrung des Heiligen erklärt auch, dass sich aus „Severin" mehrere Familiennamen ableiten, so im deutschsprachigen Raum neben der vollständigen Namensform insbesondere „Frings",„Sievering" und ähnliche, im dänischen Raum vor allem „Sören" und „Sörensen".
An der Ostseite des Kölner Rathausturmes erinnert seit 1992 eine Figur (Bildhauer: Walter Hutz) an Severin.
Quellen (Auswahl)
Oediger, Friedrich Wilhelm (Bearb.), Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Band 1, Bonn 1954–1961, Nachdruck Düsseldorf 1978, S. 12–16.
Literatur
Oepen, Joachim/Päffgen, Bernd/Schrenk, Sabine/Tegtmeier, Ursula (Hg.), St. Severin in Köln. Befunde der Schreinsöffnung von 1999, Siegburg 2010.
Sauser, Ekkart, „Severin", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 9 (1995), Sp. 1507-1510.
Zender, Matthias, Die Verehrung des hl. Severin von Köln (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, Beiheft XI/2), Köln 1985.
Online
St. Severin (Informationen über die Baugeschichte der St. Severinkirche auf der Website des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e.V.). [Online]
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Oepen, Joachim, Severin, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/severin/DE-2086/lido/57c94e2bcc8d85.81971965 (abgerufen am 10.12.2024)