Beschreibung

Der spätere Literaturhistoriker Edgar Lohner (1919-1975) war Teil der Bündischen Jugend in Bonn. Der aus Andernach stammende Lohner gehörte hier schon als Schüler zu diversen katholischen Jugendverbänden („Quickborn" und „Bund Neudeutschland"). Nach seinem Umzug nach Bonn schloss er sich bald einer Jugendgruppe an, die regelmäßig Wanderausflüge in den Westerwald unternahm und dabei bündische "Kohtenlager" organisierte. Als Lohner im Sommer 1937 mit einem seiner Kameraden zur Weltausstellung nach Paris fuhr, lernte er ein jüdisches Mädchen kennen, die zum engeren Kreis des Publizisten und ehemaligen „Deutsche Freischar“-Mitglieds Karl Otto Paetel (1906-1975) gehörte. Lohner intensivierte auch den Kontakt zu Paetel, woraufhin er 1939 zweimal nach Paris reiste, um dort an politischen Diskussionen und bündischen Lagerfeuern teilzunehmen. Der rege briefliche Austausch zwischen Bonn und Paris flog ein Jahr später auf und Lohner wurde vor dem Landgericht Koblenz am 5.9.1940 angeklagt. Das Gericht verurteilte Lohner wegen „Rassenschande“, da zwischen ihm und der Pariser Jüdin ein intimes Verhältnis bestand. Später leitete auch der Volksgerichtshof ein Verfahren gegen Lohner und weitere Mitglieder der Bündischen Jugend ein, da sie durch „Zellenbildung“ die politischen Pläne Karl Otto Paetels im Reich gefördert hätten. Das Gericht verurteilte Lohner und seine Mitstreiter wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 11.4.1941 zu einer fünfjährigen Zuchthausstrafe, die er in Plötzensee, Moabit und Siegburg verbüßte. 1943 begnadigte man Lohner und schickte ihn mit dem Strafbataillon 999 nach Afrika. Hier geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Quellen

Dokument Nr. 12478011, ITS Digital Archives, Bad Arolsen.

Literatur

Joachim Hennig, Widerstand im Koblenzer Raum, in: Schiffmann, Dieter (Hg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz, Mainz 2011, S. 117-133, S. 127. Sühnel, Rudolf, Art. Lohner, Edgar, in: NDB 15 (1987), S. 135-137.

Sicherheit: belegt