Beschreibung
Der Schreiner Franz Bergs arbeitete am Wiederaufbau kommunistischer Parteistrukturen. Als Kopf der KPD-Ortsgruppe in Kempen koordinierte er die Betätigung der von ihm angeworbenen Genossen. In erster Linie ging es dabei um Sammlungen für die Rote Hilfe - und damit um die Unterstützung politischer Gefangener - sowie um den Wiederaufbau der illegalen KPD im Ort. Unterstützt wurde er dabei vorrangig vom Melker Ludwig Klein und dem Installateuer Hermann Chickowsky. Ähnlich wie die Ortsgruppen in Krefeld, Uerdingen und Fischeln wurde auch die Kempener Ortsgruppe aufgedeckt, was im Sommer 1934 (Juni/Juli) zur Verhaftung der drei Gesinnungsgenossen führte. Der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt, verurteilte das OLG Hamm den Schreiner in einem Sammelprozess gegen 25 weitere Angeklagte aus der Region zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren. In seinem Buch über die Stadt Kempen im Nationalsozialismus schildert Hans Kaiser den politischen Gesinnungswandel des ehemaligen Funktionärs nach seiner Freilassung im Jahr 1940, der bei seiner Verhaftung noch postuliert hatte, "dass man ihn an die Wand stellen könne, um ihn zu erschießen, und er trotzdem seine politische Gesinnung nicht ändern werde". Dessen angeordnete Observierung brachte jedoch überraschende Ergebnisse hervor: Man müsse festhalten, dass der ehemalige Kopf der KPD-Zelle alles daran setze, "sich als anständiger Volksgenosse in die Volksgemeinschaft einzureihen", worunter in seinem Fall die korrekte Anwendung des Hitler-Grußes, das Spenden für jegliche Sammlungen und letztlich auch die freiwillige Entscheidung, als Soldat im Weltkrieg kämpfen zu dürfen, fiel, so der Bericht der Gestapo.
Quellen/Literatur
LAV NRW Abt. Rheinland, RW 58, 37005/49152
Literatur
Gebauer, Thomas, Das KPD-Dezernat der Gestapo Düsseldorf, Hamburg 2011, S. 296-305. Kaiser, Hans, Kempen unterm Hakenkreuz. Eine niederrheinische Kreisstadt im Nationalsozialismus. Band 1 (Schriftenreihe des Kreises Viersen, Bd. 49.1), Viersen 2013, S. 562-584.