Beschreibung

Der Buchdruckergeselle Josef Nussbaum (geboren am 4.10.1914) war ein Gegner des Nationalsozialismus und vertrat, so die Untersuchungsbehörden in Trier, die Interessen der katholischen Kirche und der katholischen Verbände. Er lernte in Trier bei einem Ball in der Löwenbrauerei eine junge Frau kennen, mit der er sich anfreundete. Diese gab ihm das Gefühl, dass sie die gleichen Interessen und Ideen hatte wie er. Deshalb erzählte er ihr, dass er Tagebuch führe und dort seit 1932 Zeitungsausschnitte aus verschiedenen Zeitungen über politische Ereignisse sammele. Die Ausschnitte reicherte er außerdem mit handschriftlichen Bemerkungen an. Als er mit einer Hausdurchsuchung im Kolpinghaus Saarburg rechnete, händigte er diese Tagebücher seiner Freundin aus. Mit einer Karte, die den Poststempel vom 10.1.1935 trug, forderte sie ihn auf, nach Trier zu kommen und ihr am 12.1.1935 den Aufruf "An die Katholische Jugend" mitzubringen. Diesen wollte sie ins Saargebiet bringen, wo am darauf folgenden Tag die Abstimmung über die Rückgliederung an das Deutsche Reich stattfinden sollte. Dort sollte die "Neue Saarpost", eine Zeitschrift die gegen den Anschluss schrieb, seinen Aufruf abdrucken. Die Freundin Nussbaums brachte den Aufruf jedoch nicht wie geplant ins Saargebiet. Stattdessen übergab sie das Tagebuch und die Unterlagen an einen Feldjäger, mit dem sie ein Verhältnis angefangen hatte. Dieser gab das Beweismaterial an die zuständigen Polizeidienststellen weiter. Den Aufruf hatte Nussbaum selbst angefertigt, die letzten Worte hatte ihm die Denunziantin diktiert. Josef Nussbaum wurde wegen Heimtücke angeklagt und vom Landgericht Trier zu sechs Monaten Haft verurteilt.

Quellen

LHAK 584,2, 862

Sicherheit: belegt