Nachkriegsprozesse gegen Gestapo-Beamte vor dem Gerichtshof für Kriegsverbrechen in Luxemburg (1949-1951)

Jill Steinmetz (Luxemburg)

Bekanntmachung über Vollstreckung durch das Standgericht. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Standgerichts beruft Oberregierungsrat Fritz Hartmann als Beisitzer den Landgerichtsdirektor Adolf Raderschall sowie den Kriminalkommissar der Gestapo Trier Albert Schmidt. Als Ankläger fungiert der ebenfalls beim Sondergericht tätige Erste Staatsanwalt Leo Drach. (Collection Musée national de la Résistance Esch-sur-Alzette)

1. Einordnung der Kriegsverbrecherprozesse in Luxemburg in den historischen Kontext

Pro­zes­se ge­gen deut­sche Kriegs­ver­bre­cher wa­ren ein trans­na­tio­na­les Phä­no­men, denn in na­he­zu al­len im Zwei­ten Welt­krieg be­tei­lig­ten Län­dern wur­den sol­che Pro­zes­se ge­führt, so auch im Gro­ßher­zog­tum Lu­xem­burg. Ins­ge­samt er­mit­tel­te die lu­xem­bur­gi­sche Staats­an­walt­schaft ge­gen 181 Reichs­deut­sche we­gen Kriegs­ver­bre­chen, ge­gen 162 wur­de in Lu­xem­burg ein Ge­richts­ver­fah­ren er­öff­net. Im Lau­fe der Jah­re wur­den 44 Deut­sche ver­ur­teilt, da­von fünf zum To­de (drei in Ab­we­sen­heit), 15 wur­den frei­ge­spro­chen, und in 103 Fäl­len wur­de das Ver­fah­ren ein­ge­stellt.

Ge­gen En­de der Er­öff­nungs­an­spra­che des Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­ses in Lu­xem­burg am 10. Ok­to­ber 1949 ging der Mi­li­tär­au­di­tor Ge­or­ges Schom­mer dar­auf ein, dass auf­grund des kom­ple­xen Sach­ver­hal­tes der Pro­zess in vier Pro­zes­se auf­ge­teilt wür­de: in den Ge­sta­po- be­zie­hungs­wei­se Ein­satz­kom­man­do­pro­zess, den Stand­ge­richts­pro­zess, den Cler­mont-Fer­rand-Pro­zess und den Pro­zess, die Ver­bre­chen im Zu­ge der Rund­stedt-Of­fen­si­ve be­tref­fend. Da­bei wur­de in Er­wä­gung ge­zo­gen, die Pro­zes­se mit ei­nem Ge­samt­ur­teil ab­zu­schlie­ßen. Wie aus ei­nem Brief von Rechts­an­walt Dr. Kurt Heim aus Trier an Dr. Ro­emer von der Ar­beits­ge­mein­schaft des Ro­ten Kreu­zes vom 16.3.1950 her­vor­geht, wa­ren ei­ni­ge der An­ge­klag­ten, so un­ter an­de­rem Fritz Hart­mann (1906-1974), Lei­ter des Ein­satz­kom­man­dos in Lu­xem­burg (8.3.1941–9.4.1943), in meh­re­ren der vier Pro­zes­se an­ge­klagt.

Fünf Jah­re nach Kriegs­en­de be­gan­nen die Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se in Lu­xem­burg - in ei­ner Zeit, in der sich das Gro­ßher­zog­tum hin­sicht­lich sei­ner Au­ßen­po­li­tik neu auf­stell­te. Hier­zu zähl­ten vor al­lem die Er­rich­tung ei­ner Ar­mee und die da­mit ver­bun­de­ne Be­tei­li­gung an der Be­sat­zung deut­scher Grenz­ge­bie­te in Zu­sam­men­ar­beit mit den Fran­zo­sen. Des Wei­te­ren wur­de En­de der 1940er Jah­re über An­ne­xi­ons­be­stre­bun­gen be­zie­hungs­wei­se Wie­der­gut­ma­chun­gen zwi­schen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und Lu­xem­burg ver­han­delt. Wäh­rend in ei­nem Me­mo­ran­dum vom 27.11.1946 noch die An­ne­xi­on von ins­ge­samt 544 Qua­drat­ki­lo­me­tern aus den Grenz­krei­sen Prüm, Bit­burg und Saar­burg als Wie­der­gut­ma­chung ge­for­dert wur­de, war ein Teil die­ser aus wirt­schaft­li­chen Grün­den ge­stell­ten For­de­rung 1949 be­reits fal­len ge­las­sen wor­den. Al­ler­dings ver­zich­te­te Lu­xem­burg erst am 30.9.1959 auf sei­ne letz­te bis da­hin auf­recht er­hal­te­ne For­de­rung, den Kam­mer­wald zu er­hal­ten, nach­dem Deutsch­land sich be­reit er­klär­te, 58,3 Mil­li­ar­den DM Re­pa­ra­ti­ons­leis­tung an Lu­xem­burg zu zah­len. Hin­zu kam, dass Lu­xem­burg sich zur Zeit der Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se auch in­ner­halb der in­ter­na­tio­na­len Ge­mein­schaft neu eta­blier­te: 1945 trat es den Ver­ein­ten Na­tio­nen bei, 1949 dem Eu­ro­pa­rat und der NA­TO. Da­ne­ben wur­de mit der Grün­dung der Be­ne­lux  ei­ne Wirt­schafts­uni­on zwi­schen Bel­gi­en, Hol­land und Lu­xem­burg ge­schaf­fen, wel­che die Pros­pe­ri­tät des Gro­ßher­zog­tums stei­gern soll­te.

2. Juristische Grundlagen der Kriegsverbrecherprozesse

Be­reits wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs er­klär­ten am 13.1.1942 in Lon­don Ver­tre­ter der Exil­re­gie­rung Lu­xem­burgs so­wie der Exil­re­gie­run­gen von Bel­gi­en, Frank­reich, Grie­chen­land, Nor­we­gen, Nie­der­lan­de, Po­len, Tsche­cho­slo­wa­kei und Ju­go­sla­wi­en im Bei­sein der Gro­ß­mäch­te, ver­tre­ten durch den bri­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ter Sir An­t­ho­ny Eden (1897-1977, Au­ßen­mi­nis­ter 1935-1938, 1940-1945, 1951-1955, Pre­mier­mi­nis­ter April 1955-Ja­nu­ar 1957), den ame­ri­ka­ni­schen Bot­schaf­ter An­t­ho­ny Bidd­le (1897-1961) und den so­wje­ti­schen Bot­schaf­ter Alex­an­der Bo­go­mo­low (1900-1969 ), ei­nes ih­rer Haupt­zie­le sei die „Be­stra­fung der Schul­di­gen oder der für die­se Ver­bre­chen Ver­ant­wort­li­chen im or­dent­li­chen Ge­richts­ver­fah­ren, gleich­gül­tig, ob sie sie an­ge­ord­net oder be­gan­gen oder an ih­nen teil­ge­nom­men ha­ben.“ In der St.-Ja­mes-De­kla­ra­ti­on war die Be­stra­fung von Ein­zel­per­so­nen als Kriegs­ver­bre­cher vor­ge­se­hen, un­ter der spe­zi­el­len Be­rück­sich­ti­gung, dass die be­set­zen­de Macht in Ver­let­zung der Be­stim­mun­gen der Haa­ger Land­kriegs­ord­nung von 1907 „Ge­walt­ta­ten ge­gen Zi­vi­lis­ten be­gan­gen, die be­ste­hen­den Ge­set­ze aus­ser Kraft ge­setzt und die ei­gen­staat­li­chen Ein­rich­tun­gen um­ge­stos­sen hat­te“.[1]

St. James Palace in London, 2010.

 

Da zur Zeit der Pro­zes­se we­der ein in­ter­na­tio­na­les Völ­ker­straf­ge­setz­buch noch ein stän­di­ger in­ter­na­tio­na­ler Ge­richts­hof exis­tier­ten, ist nach der Ge­set­zes­grund­la­ge für die Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se im Gro­ßher­zog­tum zu fra­gen. Bei dem Tref­fen der Au­ßen­mi­nis­ter der UdSSR, Groß­bri­tan­ni­ens und der USA zwi­schen dem 19. und 30.10.1943 ver­ab­schie­de­ten Mo­lo­tow (1890-1986, Au­ßen­mi­nis­ter 1939-1949, 1953-1956), Eden und Hull (1871-1955, Au­ßen­mi­nis­ter 1933-1944) in Mos­kau die so­ge­nann­te Mos­kau­er De­kla­ra­ti­on, wel­che es den Nach­kriegs­re­gie­run­gen der be­setz­ten Län­der er­mög­lich­te, die Ver­ant­wort­li­chen für die auf ih­rem Ter­ri­to­ri­um be­gan­ge­nen Ver­bre­chen dort selbst vor Ge­richt stel­len zu kön­nen. Die­se De­kla­ra­ti­on mach­te den Pro­zess in Lu­xem­burg ge­gen deut­sche Kriegs­ver­bre­cher über­haupt erst mög­lich. Be­reits im Rah­men der St.-Ja­mes-De­kla­ra­ti­on be­merk­te der lu­xem­bur­gi­sche Au­ßen­mi­nis­ter Jo­seph Bech (1887-1975):

„Um­sonst wer­den am Ta­ge des Sie­ges die Pei­ni­ger un­se­rer Völ­ker sich dar­auf be­ru­fen, dass sie nur das ta­ten, was man ih­nen be­foh­len, oder ih­ren Ge­set­zen ge­mäss [sic!] han­del­ten. […] Die Schul­di­gen wer­den den Ge­set­zen des Staa­tes, in dem die Ver­bre­chen be­gan­gen wur­den, un­ter­ste­hen.“[2]

Da­bei bleibt fest­zu­hal­ten, dass es Un­ter­schie­de in der na­tio­na­len und der Be­sat­zungs­ge­richts­bar­keit in den ein­zel­nen eu­ro­päi­schen Län­dern gab. Lu­xem­burg ge­hör­te zu den Län­dern, die dem Lon­do­ner Sta­tut an­ge­pass­te Ge­set­ze mit den Tat­be­stän­den Kriegs­ver­bre­chen und Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit er­lie­ßen, die für die Zeit der Be­sat­zung gal­ten, in de­nen die­se Län­der sich mit Deutsch­land im Kriegs­zu­stand be­fan­den. Die­se Län­der wa­ren: Nor­we­gen (24.5.1946), Dä­ne­mark (12.7.1946), Bel­gi­en (20.6.1947), Nie­der­lan­de (10.7.1947), Lu­xem­burg (2.8.1947) und Frank­reich (25.9.1948). Da­ne­ben wa­ren zwei wei­te­re Rechts­grund­la­gen ma­ß­geb­lich für die Pro­zes­se ge­gen deut­sche Kriegs­ver­bre­cher in Lu­xem­burg. Au­ßer auf dem Straf­ge­setz­buch, wel­ches be­reits seit 1943 zahl­rei­che Än­de­run­gen und Er­gän­zun­gen er­fah­ren hat­te, um die Straf­ver­fol­gung der Kriegs­ver­bre­cher recht­lich ab­zu­si­chern, stütz­te sich die An­kla­ge auf das Ge­setz vom 2.8.1947, das ins­ge­samt 26 Ar­ti­kel um­fass­te. Das Ge­richt setz­te sich aus fünf Rich­tern zu­sam­men, von de­nen zwei der Bei­sit­zer An­ge­hö­ri­ge von Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen sein muss­ten. Ge­richts­sitz war Lu­xem­burg. Wie in al­len an­de­ren be­setz­ten Ge­bie­ten hat­te sich auch in Lu­xem­burg die Rechts­mei­nung ge­gen das Rück­wir­kungs­ver­bot durch­ge­setzt, da es an­dern­falls auf den An­spruch, Kriegs­ver­bre­chen zu ahn­den, hät­te ver­zich­ten müs­sen.

3. Der Gestapo- und Einsatzkommandoprozess

Zusammenkunft von Sir Anthony Eden und Wjatscheslaw Molotow in Potsdam, 24.7.1945. (AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung)

 

3.1 Die Angeklagten

Der Pro­zess ge­gen Ge­sta­po-Be­am­te, die in Lu­xem­burg tä­tig ge­we­sen wa­ren, be­gann am 10.10.1949 um 9.30 Uhr in Lu­xem­burg-Stadt im Stadt­haus am Wil­helms­platz. Ob­wohl das Ge­setz vom 2.8.1947 nur fünf Rich­ter für die vier Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se vor­sah, hat­te man sich ent­schie­den, für den Pro­zess ge­gen die Ge­sta­po-Be­am­ten, sie­ben Rich­ter zu ver­pflich­ten, da­mit im Krank­heits­fall der Pro­zess un­ge­hin­dert fort­ge­setzt wer­den konn­te. Paul Fa­ber(1888-1969), Prä­si­dent des Ober­ge­richts­ho­fes (1945-1953), lei­te­te den Pro­zess, as­sis­tiert von Ober­ge­richts­rat A. Bend­uhn und Ge­richts­rat Bie­ver, zu­sam­men mit den mi­li­tä­ri­schen Bei­sit­zen­den Lieut­nant-Co­lo­nel Gin­ter und Gen­dar­me­rie­ka­pi­tän Donckel so­wie den Er­gän­zungs­rich­tern Ge­richts­rat Eich­horn und Ober­leut­nant Ro­bi­net. Das Öf­fent­li­che Mi­nis­te­ri­um wur­de ver­tre­ten durch Mi­li­tär­au­di­tor Ge­or­ges Schum­mer und Ge­ne­ral­au­di­tor Sub­sti­tut Goerens.

An­ge­klagt wa­ren 16 Per­so­nen, die un­ter­schied­li­che Rän­ge in der Ge­sta­po be­klei­det hat­ten: Wil­helm Nöl­le, (Ober­re­gie­rungs­rat), Fritz Hart­mann, (Ober­re­gie­rungs­rat, Wal­ter Run­ge (Kri­mi­nal­rat), Se­bas­ti­an Ran­ner (Kri­mi­nal­kom­mis­sar), Jo­sef Stu­cken­brock (Kri­mi­nal­se­kre­tär), Hans Klö­cker (Kri­mi­nal­ober­se­kre­tär), Paul Mer­ten (Kri­mi­nal­se­kre­tär), Ja­kob Reif (Kri­mi­nal­obe­ras­sis­tent), Ot­to Han­tel (Kri­mi­nal­ober­se­kre­tär), Erich-Au­gust Höh­mann (Kri­mi­nal­ober­se­kre­tär), Her­bert Jost (Kauf­mann, sei­ner­zeit Re­fe­rent im SD), Her­bert-Ot­to-Wal­de­mar Diet­rich (Kauf­mann, sei­ner­zeit Grenz­po­li­zei­kom­mis­sar), Fried­rich-Theo­dor Ster­zen­bach (Kri­mi­nal­se­kre­tär), Ger­hard Si­mon (Kri­mi­nal­kom­mis­sar), Karl Bie­ler (Kri­mi­nal­se­kre­tär) und Mo­ritz Adolf (Kri­mi­nal­se­kre­tär).

Wäh­rend der Ge­hei­men Staats­po­li­zei (Ge­sta­po) die Exe­ku­ti­ve ob­lag, ver­mit­tel­te der Si­cher­heits­dienst  (SD) die nach­rich­ten­mä­ßi­gen Vor­aus­set­zun­gen ih­res Vor­ge­hens, wäh­rend die Grenz­po­li­zei je nach den Um­stän­den so­wohl mit der ei­nen als auch mit der an­de­ren Spar­te zu­sam­men­ar­bei­te­te. Da­her emp­fahl es sich, die Straf­ver­fol­gung der Mit­glie­der der Ge­sta­po zu­gleich mit der der An­ge­hö­ri­gen des SD so­wie der Grenz­po­li­zei zu be­trei­ben. Ei­ni­ge der An­ge­klag­ten wa­ren au­ßer­dem in ei­nem oder meh­re­ren der drei an­de­ren Pro­zes­se an­ge­klagt. So war Fritz Hart­mann noch im Stand­ge­richts­ver­fah­ren an­ge­klagt, Klö­cker, Diet­rich und Jost wa­ren auch im Pro­zess die Rund­stedt-Of­fen­si­ve be­tref­fend an­ge­klagt. Jo­sef Stu­cken­brock saß im Cler­mont-Fer­rand-Pro­zess ein wei­te­res Mal auf der An­kla­ge­bank. Die meis­ten An­ge­klag­ten wa­ren Mit­glie­der der so­ge­nann­ten Kriegs­ju­gend­ge­ne­ra­ti­on, die zwi­schen 1901 und 1912 ge­bo­ren, beim Macht­an­tritt Hit­lers min­des­tens 21 Jah­re alt und da­mit voll­jäh­rig ge­we­sen wa­ren. Ih­nen fehl­te zwar das exis­ten­ti­el­le kör­per­li­che Er­leb­nis von Ge­walt und Tod, trotz­dem fand der Ers­te Welt­krieg nicht fern je­der ei­ge­nen Er­fah­rung statt, denn Zei­tun­gen brach­ten den Krieg an die „Hei­mat­fron­t“. Die­se Grup­pe lässt sich fol­gen­der­ma­ßen cha­rak­te­ri­sie­ren:

„Den Vor­sprung, den die Äl­te­ren durch ih­re Kriegs­teil­nah­me und Fron­ter­fah­rung hat­ten, ver­such­ten die Jün­ge­ren durch die Über­nah­me des Front­kämp­fe­ri­de­als für den Kampf im In­nern, durch die Sti­li­sie­rung des kal­ten, ent­schlos­se­nen Kämp­fers und durch das Trach­ten nach rei­nem, von Kom­pro­mis­sen frei­em und ra­di­ka­lem, da­bei aber or­ga­ni­sier­tem, un­s­pon­ta­nem, lang­fris­tig an­ge­leg­tem Han­deln zu kom­pen­sie­ren.“[3]

Der luxemburgische Außenminister Joseph Bech (1887-1975) bei der Benelux-Konferenz in Den Haag, 10.-12.3.1949. (Nationaal Archief)

 

Un­ter den 150 ge­la­de­nen Zeu­gen wa­ren vor al­lem Per­so­nen, die wäh­rend der Be­sat­zung in der Haft von Ge­sta­po-Be­am­ten miss­han­delt wor­den wa­ren. Die meis­ten wa­ren Mit­glie­der lu­xem­bur­gi­scher Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen ge­we­sen, wie der LFK (Lët­ze­bur­ger Frei­héts­kämp­fer/Lu­xem­bur­ger Frei­heits­kämp­fer), LPL (Lët­ze­bur­ger Pa­trio­te Li­ga/Lu­xem­bur­ger Pa­trio­ten Li­ga), oder LRL (Lët­ze­bur­ger Ro'de Lé'w/Lu­xem­bur­ger Ro­ter Lö­we). Da es sich bei die­sem Pro­zess um ein Straf­ver­fah­ren han­del­te, er­ga­ben sich kei­ne frei­en Sprech­ak­te der Zeu­gen, denn die­se be­ant­wor­te­ten nur die Fra­gen, die ih­nen vor Ge­richt oder von den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ge­stellt wur­den. Die Zeu­gen er­zähl­ten nicht, son­dern be­ant­wor­te­ten prä­zi­se Fra­gen, was zu ei­ner star­ken For­ma­li­sie­rung führ­te.

Bei den an­ge­spro­che­nen Miss­hand­lun­gen han­delt es sich um Maß­nah­men, die im Rah­men der „Ver­schärf­te[n] Ver­neh­mun­gen“ er­laubt wa­ren, denn „die­se Maß­nah­me sei not­wen­dig, um ge­wis­se kon­spi­ra­ti­ve Tä­tig­kei­ten staats­feind­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen schnell auf­zu­klä­ren und da­durch staats­ge­fähr­li­che An­schlä­ge zu ver­hü­ten“.[4]  Aus dem Ur­teil im Stand­ge­richts­ver­fah­ren ge­gen Fritz Hart­mann, Leo Drach, Adolf Ra­der­schall und Al­bert Schmidt geht her­vor, dass die Ver­haf­tun­gen prin­zi­pi­ell auf Grund des Be­fehls zur vor­läu­fi­gen Fest­nah­me durch den Lei­ter der Ge­sta­po aus­ge­führt wor­den wa­ren. Auf An­ord­nung des Lei­ters des Ein­satz­kom­man­dos konn­te die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me in ei­ne 21-tä­gi­ge Po­li­zei­haft um­ge­wan­delt wer­den. Konn­ten die Er­mitt­lun­gen in die­sen drei Wo­chen nicht ab­ge­schlos­sen wer­den, konn­te der Lei­ter des EK ei­nen An­trag auf Ver­län­ge­rung der vor­läu­fi­gen Schutz­haft beim Reichs­si­cher­heits­haupt­amt (RSHA) stel­len. Bei Be­en­di­gung der Er­mitt­lun­gen ob­lag es dem Lei­ter des EK zu ent­schei­den, den vor­läu­fig Fest­ge­nom­me­nen an die Jus­tiz zu ver­wei­sen, was völ­ker­recht­lich er­laubt war, oder den Ab­schluss­be­richt an das RSHA wei­ter­zu­lei­ten, das dann über die Ein­lei­tung des Schutz­haft­ver­fah­rens ent­schied. Letz­te­re Op­ti­on war völ­ker­rechts­wid­rig. Die­ses Ver­fah­ren zeigt deut­lich, wel­che Ver­ant­wor­tung der Lei­ter des EK in Be­zug auf die Be­ach­tung des Völ­ker­rech­tes trug. Im Fall ei­ner Wei­ter­lei­tung an das RSHA hat­te der Lei­ter des EK ei­ne Stel­lung­nah­me zum je­wei­li­gen Fall ab­zu­ge­ben.

Die An­kla­ge­schrift be­fass­te sich ganz über­wie­gend mit dem Vor­ge­hen der an­ge­klag­ten Si­cher­heits­po­li­zei  ge­gen Wi­der­stands­hand­lun­gen und be­zeich­ne­te die Hand­lun­gen der Wi­der­stands­leis­ten­den grund­sätz­lich als be­rech­tigt, das Vor­ge­hen der Ge­sta­po-Be­am­ten je­doch als un­be­rech­tigt und da­her straf­bar, so Ver­tei­di­ger Dr. Rau.

Un­ter dem Be­griff Wi­der­stand im Kon­text der Be­sat­zung Lu­xem­burgs ver­steht man:

„[…] jeg­li­che Form deutsch­feind­li­cher Hand­lung oder Äu­ße­rung wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges, de­ren Spann­wei­ten von pas­si­vem bis hin zu ak­ti­vem Wi­der­stand reich­ten. Re­sis­tenz wur­de aber auch der Sam­mel­be­griff für die or­ga­ni­sier­ten, be­waff­ne­ten oder un­be­waff­ne­ten Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen, die sich mehr oder we­ni­ger un­ab­hän­gig von­ein­an­der bil­de­ten und mit un­ter­schied­li­chen Mit­teln im Un­ter­grund ge­gen die deut­schen Be­sat­zer ak­tiv wur­den."[5]  Die­se Wi­der­stands­grup­pen ar­bei­te­ten nicht zu­sam­men, son­dern iso­liert von­ein­an­der. Au­ßer­dem ver­folg­ten die ein­zel­nen Grup­pen un­ter­schied­li­che Sta­tu­ten und Zie­le.

Der Vor­schlag von Lord­kanz­ler Si­mon (1873-1954, Lord­kanz­ler 1940-1954) , dem Lei­ter des „Ca­bi­net Com­mi­tee on the Tre­at­ment of War Cri­mi­nal­s“, wel­ches da­mit be­auf­tragt wor­den war, Vor­er­mitt­lun­gen ein­zu­lei­ten, um nach Kriegs­en­de die Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se durch­füh­ren zu kön­nen, um­ge­hend mit dem Sam­meln von Be­weis­ma­te­ri­al zu be­gin­nen, er­wies sich als äu­ßerst schwie­rig. Ne­ben den an­de­ren be­setz­ten Län­dern traf das auch auf Lu­xem­burg zu, denn kei­ner der Exil­re­gie­run­gen stan­den funk­tio­nie­ren­de Er­mitt­lungs­be­hör­den samt Po­li­zei­or­ga­ne zur Ver­fü­gung, die ih­re Tä­tig­keit in den be­setz­ten Ge­bie­ten hät­ten auf­neh­men kön­nen. In Lu­xem­burg konn­ten nur die ein­zel­nen Wi­der­stands­grup­pen In­for­ma­tio­nen über Kriegs­ver­bre­chen zu­sam­men­stel­len, was er­klärt, war­um im Ge­sta­po-Pro­zess haupt­säch­lich Zeu­gen­aus­sa­gen der Re­sis­tenz­mit­glie­der als Be­weis­ma­te­ri­al vor Ge­richt ver­wer­tet wur­den.

Der Angeklagte Josef Stuckenbrock bei einer Ortsbesichtigung der Villa Pauly, undatiert, Foto: Tony Krier. (Ville de Luxembourg, Photothèque)

 

3.2 Die Verteidigungsstrategien

Die Ver­tei­di­gungs­stra­te­gi­en, wel­che im Ge­sta­po-Pro­zess in Lu­xem­burg an­ge­wandt wur­den, un­ter­schie­den sich kaum von den Stra­te­gi­en ge­gen NS-Ver­bre­cher in an­de­ren Län­dern. Zu­nächst ein­mal ver­such­ten die Ver­tei­di­ger Ein­wän­de ge­gen das Ver­fah­ren als sol­ches ein­zu­le­gen und die Zu­stän­dig­keit des Ge­richts in Fra­ge zu stel­len. Bei­des wur­de mehr­mals vom Ge­richt ab­ge­lehnt. Wei­ter wur­de ver­sucht, den zur Tat­zeit be­ste­hen­den Kriegs­zu­stand an­zu­zwei­feln und so­mit den Tat­be­stand der Kriegs­ver­bre­chen zu re­la­ti­vie­ren. Ei­ne wei­te­re Stra­te­gie be­stand dar­in, auf die Un­wis­sen­heit be­zie­hungs­wei­se die ge­rin­ge Bil­dung ei­ni­ger An­ge­klag­ten an­zu­spie­len, um so­mit ein mil­de­res Ur­teil zu er­wir­ken. Da die An­ge­klag­ten laut Ver­tei­di­ger nichts von der kri­mi­nel­len Aus­rich­tung der Or­ga­ni­sa­ti­on (Ge­sta­po) der sie zu die­sem Zeit­punkt an­ge­hört hat­ten, ge­wusst hät­ten, könn­ten sie nicht we­gen ih­rer blo­ßen Zu­ge­hö­rig­keit da­zu be­straft wer­den. Hier stütz­te man sich auf das Ur­teil des In­ter­na­tio­na­len Mi­li­tär­ge­richts­hofs, wel­ches deut­lich aus­ge­führt hat­te, dass die An­ge­klag­ten nicht aus rei­ner Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on be­straft wer­den könn­ten. Auch die An­ge­klag­ten in Lu­xem­burg wa­ren sich kei­ner Schuld be­wusst, wie aus ei­nem Brief aus der Un­ter­su­chungs­haft des An­ge­klag­ten Ster­zen­bach her­vor­geht:

„Es ist ja ein un­glaub­li­cher Zu­stand, daß ich nach nun­mehr 2 Jah­ren Un­ter­su­chungs­haft noch nicht ein­mal weiß, wes­halb man mich fest­hält. Et­wa we­gen dienst­li­chen Hand­lun­gen, die von je­dem Po­li­zei­be­am­ten der Welt wahr­ge­nom­men u. durch­ge­führt wer­den, u. si­cher in ei­nem be­setz­ten Land durch Kriegs­recht u. Kriegs­brauch im­mer ge­deckt sind. Oder we­gen frei er­fun­de­nen Sa­chen, die wenn man woll­te, in ei­ner hal­ben Stun­de rest­los klä­ren könn­te, wenn man woll­te! Aber man will es nicht, denn dann hät­te man über­haupt nichts mehr in den Hän­den, was man an „Ver­bre­chen“ be­gan­gen ha­ben soll. […] Sie se­hen es nicht, oder wol­len es nicht se­hen, wie sie Men­schen zu Grun­de rich­ten wie sie Elend, Not und Leid ver­ur­sa­chen. Sie se­hen nur was ih­nen ge­schah, was sie tun, ver­schlie­ßen sie die Au­gen.“[6]

Des Wei­te­ren muss bei der Be­stra­fung von Grup­pen­kri­mi­na­li­tät die in­di­vi­du­el­le Schuld des Ein­zel­nen ge­nau un­ter­sucht und nach­ge­wie­sen wer­den. Die Ver­tei­di­gung ver­glich die an­ge­klag­ten Be­am­ten mit ein­fa­chen Sol­da­ten, da­her soll­ten die Be­am­ten („Kämp­fer mit dem über­zeu­gen­den Wort“) die­sel­be Straf­frei­heit ge­nie­ßen wie die Sol­da­ten („Kämp­fer mit der Waf­fe“), denn bei­de Per­so­nen­grup­pen hät­ten Per­so­nen, Ei­gen­tum und Sou­ve­rä­ni­tät des frem­den Staa­tes ver­letzt. Zur Un­ter­maue­rung die­ses Ar­gu­ments wur­de ein Gut­ach­ten von Pro­fes­sor Schätz­le an­ge­führt:

„Auch aus ei­nem rein per­sön­li­chen Grund sind al­le deut­schen Sol­da­ten und Be­am­ten aus der Be­sat­zungs­zeit von der lu­xem­bur­gi­schen Ge­setz­ge­bung ex­empt. […] Si­cher ist, dass je­des kriegs­füh­ren­de [sic!] Heer sein Recht mit sich führt […]. Straf­ta­ten, die im kriegs­füh­ren­den Heer be­gan­gen wer­den, wer­den nach sei­nem Recht und nicht nach Lan­des­recht be­straft. […] Wenn aber das ge­sam­te vor­ge­fun­de­ne Straf­recht für den Ok­ku­pan­ten nicht gilt, so kann der ver­dräng­te Staat [Lu­xem­burg] noch viel we­ni­ger nach­träg­li­che Straf­ge­set­ze  ge­gen Ok­ku­pan­ten (…) er­las­sen.“[7]

Das Gut­ach­ten ver­deut­lich­te, dass Sol­da­ten und Be­am­te als ei­ne Per­so­nen­grup­pe (Ok­ku­pan­ten) an­zu­se­hen sei­en und die ge­sam­te Grup­pe nicht nach lu­xem­bur­gi­schem Straf­recht ver­ur­teilt wer­den kön­ne. In die­sem Zu­sam­men­hang un­ter­nahm die Ver­tei­di­gung ein wei­te­res Mal den Ver­such, die Be­am­ten der Ge­sta­po mit der Per­so­nen­grup­pe der Sol­da­ten zu ver­glei­chen, in­dem die Kriegsa­b­ord­nung der Be­am­ten mit dem Mo­bil­ma­chungs­be­fehl der Sol­da­ten gleich­ge­setzt wur­de. Die Ver­set­zung von Be­am­ten sei bin­dend, und so­mit konn­ten die An­ge­klag­ten die Ver­set­zung nach Lu­xem­burg zum Ein­satz­kom­man­do der Si­cher­heits­po­li­zei und des Si­cher­heits­diens­tes nicht ab­leh­nen, wie es eben­so für den Mo­bil­ma­chungs­be­fehl für Mit­glie­der der Wehr­macht galt. Ei­ne wei­te­re Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie be­stand in der Be­wer­tung der Zeu­gen­aus­sa­gen, die zur Be­weis­auf­nah­me vor Ge­richt bei­tru­gen. Laut Ver­tei­di­gung be­stün­de die Ge­fahr, dass die Aus­sa­gen Feh­ler ent­hal­ten könn­ten, da sie Ge­scheh­nis­se schil­der­ten, die be­reits meh­re­re Jah­re zu­rück­lä­gen. Ei­ni­ge der vor­ge­la­de­nen Zeu­gen wür­den so­gar un­ter ei­ner post­trau­ma­ti­schen Stö­rung lei­den, wel­che das Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen stark be­ein­flus­se. Au­ßer­dem sei­en die Aus­sa­gen sub­jek­ti­ver Na­tur, denn „Trau­er und Bit­ter­keit trü­ben oft den Blick für das tat­säch­li­che Ge­sche­hen“. Man­che Zeu­gen wür­den je­doch be­wusst die Un­wahr­heit sa­gen, in­dem sie den Ge­richts­saal als Büh­ne be­nutz­ten, um sich selbst dar­zu­stel­len und das Pu­bli­kum zu be­ein­flus­sen. Die Au­then­ti­zi­tät und der Wahr­heits­ge­halt der ge­tä­tig­ten Zeu­gen­aus­sa­gen wur­den kon­se­quent in Fra­ge ge­stellt, um ei­ne Ent­las­tung der an­ge­klag­ten Ge­sta­po-Be­am­ten her­bei­zu­füh­ren und die ih­nen vor­ge­wor­fe­nen Ver­ge­hen zu ba­ga­tel­li­sie­ren. In die­sem Zu­sam­men­hang stütz­te sich die Ver­tei­di­gung auf ei­ne wei­te­re Stra­te­gie der Zeu­gen­ver­un­si­che­rung , in­dem be­haup­tet wur­de, ei­ni­ge An­ge­klag­te sei­en Op­fer von Ver­wechs­lun­gen und dass es mit­un­ter ein schwie­ri­ges Un­ter­fan­gen sei, nach so ei­ner lan­gen Zeit ei­ne Per­son mit Ge­wiss­heit wie­der­zu­er­ken­nen. Auch galt es, die An­ge­klag­ten in ein po­si­ti­ves Licht zu rü­cken, in­dem man ver­such­te, ih­re An­stän­dig­keit und ih­re po­si­ti­ven Ei­gen­schaf­ten in den Vor­der­grund zu rü­cken, wie im Fall des Jo­sef Stu­cken­brock, der so der Ver­tei­di­ger, „sein Am­t  als Po­li­zei­be­am­ter nach rhei­ni­scher Art aus­ge­übt [ha­be], mit Ver­ständ­nis und Mit­ge­fühl, mit­un­ter auch mit ei­nem Zwin­kern in sei­nen stets zum Schmun­zeln be­rei­ten Au­gen, die auch schon mal ge­neigt wa­ren, ein we­nig sich zu­drü­cken zu las­sen, wo sie nicht al­les se­hen woll­ten, wo das Herz mehr auf der Sei­te des Be­dräng­ten stand als bei dem nur be­feh­len­den Vor­ge­setz­ten“.[8]

Ei­ne wei­te­re Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie be­stand dar­in, die Rech­te der Ge­sta­po-Be­am­ten und die Ver­stö­ße der Mit­glie­der der lu­xem­bur­gi­schen Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen ein­an­der ge­gen­über zu stel­len. Ein Teil der Zeu­gen wur­de hier­mit, bild­lich ge­spro­chen, auf die An­kla­ge­bank ge­setzt. Das Vor­ge­hen der Ge­sta­po-Be­am­ten ge­gen die Mit­glie­der der Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen sei not­wen­dig ge­we­sen, da die­se auf­grund ih­rer Waf­fen­samm­lun­gen ei­ne Be­dro­hung dar­ge­stellt hät­ten. Au­ßer­dem hät­ten sich die Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen der Feind­be­güns­ti­gung, so­wie der Aus­füh­rung von Spreng­stoff- und Sa­bo­ta­ge­an­schlä­gen ge­gen Per­so­nen und Ob­jek­te schul­dig ge­macht: „Die Re­sis­tenz in Lu­xem­burg hat vie­les ge­tan, was den deut­schen Staat und vor al­lem die deut­sche Kriegs­ma­schi­ne er­heb­lich ge­schä­digt hat. Die Be­kämp­fung die­ser Re­sis­tenz durch Fest­nah­me ih­rer Mit­glie­der war da­her völ­ker­recht­lich ge­se­hen durch­aus in Ord­nung. […] Des­halb muss ihr [der Be­sat­zungs­macht] auch das Recht zu­ge­stan­den wer­den, die Zi­vil­in­ter­nier­ten an ir­gend­ei­nem Ort ih­res Herr­schafts­ge­bie­tes in Ge­wahr­sam zu hal­ten.“[9]  Wei­ter spiel­te die Ver­tei­di­gung auf die Ge­hor­sams­pflicht der An­ge­klag­te an, die sich den Be­feh­len ih­rer Vor­ge­setz­ten zu beu­gen ge­habt hät­ten, selbst wenn ih­nen der Be­fehl miss­fiel, denn die An­ge­klag­ten sei­en „in Wirk­lich­keit kei­ne Ho­heits-, son­dern Hel­le­bar­den­trä­ger, die sich vor man­chem hoh­len Schä­del zu bü­cken hat­ten!".

Der Angeklagte Herbert Otto Waldemar Dietrich, undatiert. (Revue - de Magazin fir Letzebuerg, 20.2.1965)

 

3.3 Das Urteil

Von den 16 an­ge­klag­ten Per­so­nen wa­ren elf im Ge­richt an­we­send, fünf ab­we­send. Vier An­ge­klag­te wur­den zum To­de ver­ur­teilt: Fritz Hart­mann, Wal­ter Run­ge, Erich-Au­gust Höh­mann und Her­bert Ot­to Wal­de­mar Diet­rich. Für die An­kla­ge war Wal­ter Run­ge der Haupt­schul­di­ge für die Ver­bre­chen, die die Ge­sta­po und ih­re Be­am­ten in Lu­xem­burg wäh­rend der Be­sat­zung be­gan­gen hat­ten, denn „Wir [Ver­tre­tung der An­kla­ge] sind näm­lich der An­sicht […], dass Run­ge der­je­ni­ge Ge­sta­po­mann war, der dau­ernd in Lu­xem­burg an­we­send war und des­sen Ver­ant­wor­tung mit Vor­be­dacht als fest­ste­hend und be­wie­sen an­ge­se­hen wer­den muss. Im Ge­gen­satz zu al­len An­nah­men der öf­fent­li­chen Mei­nung war es viel we­ni­ger Hart­mann oder Nöl­le als Run­ge, der der Haupt­schul­di­ge an all den Schre­ckens­ta­ten war, wel­che wäh­rend vier lan­gen Jah­ren von sei­nen di­rek­ten Un­ter­ge­be­nen be­gan­gen wur­den […].“[10]

Vier An­ge­klag­te - Se­bas­ti­an Ran­ner, Jo­sef Stu­cken­brock, Her­bert Jost und Fried­rich Theo­dor Ster­zen­bach - wur­den frei­ge­spro­chen. Die üb­ri­gen An­ge­klag­ten er­hiel­ten Zucht­haus­stra­fen, meh­re­re Jah­re Zwangs­ar­beit so­wie Ge­fäng­nis- und Geld­stra­fen. Fritz Hart­mann und Her­bert Ot­to Wal­de­mar Diet­rich, die in An­we­sen­heit zum To­de ver­ur­teilt wor­den wa­ren, wur­den mehr­fach be­gna­digt. We­ni­ge Mo­na­te nach der Ur­teils­ver­kün­dung wur­den im Gna­den­er­lass vom 20.12.1951 die To­des­ur­tei­le in le­bens­läng­li­che Zwangs­ar­beit um­ge­wan­delt. 1957 wur­de die ver­blie­be­ne Stra­fe bei Hart­mann auf 15 Jah­re und bei Diet­rich auf 16 Jah­re Zwangs­ar­beit re­du­ziert. Hans Klö­ckers Stra­fe wur­de im Gna­den­er­lass vom 21.12.1953 auf 15 Jah­re her­ab­ge­setzt.

4. Die Kriegsverbrecherprozesse im Spiegel der Annäherungspolitik der 1950er Jahre

Die Pro­zess­un­ter­la­gen stel­len kein di­rek­tes Zeug­nis dar, son­dern ei­nen be­reits ge­fil­ter­ten Blick, der durch die un­ter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven der Pro­zess­be­tei­lig­ten wie Er­mitt­ler, Ver­tei­di­ger, Op­fer­zeu­gen und An­ge­klag­te, ge­prägt ist. Da­her wer­den die Un­ter­la­gen von der neue­ren For­schung oft als Quel­len zwei­ter Ord­nung be­zeich­net.

Al­len vier Pro­zes­sen war ge­mein­sam, dass die frü­hen Be­gna­di­gun­gen der ver­ur­teil­ten Kriegs­ver­bre­cher mög­li­cher­wei­se po­li­ti­scher be­zie­hungs­wei­se di­plo­ma­ti­scher Art wa­ren, denn die 1950er Jah­re wa­ren vor al­lem ge­kenn­zeich­net durch das Be­mü­hen um So­li­da­ri­tät in­ner­halb der west­li­chen Län­der ge­gen den ge­mein­sa­men Geg­ner, die So­wjet­uni­on. Auch in Frank­reich stand der Wunsch nach ei­ner Ko­ope­ra­ti­on mit dem deut­schen Nach­barn und ei­ner eu­ro­päi­schen Ei­ni­gung auch hin­sicht­lich ei­ner ge­mein­sa­men Ver­tei­di­gungs­ge­mein­schaft über dem Sach­ver­halt der Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se und den dar­aus re­sul­tie­ren­den Ur­tei­len und Be­gna­di­gun­gen. Die Be­gna­di­gun­gen re­sul­tier­ten auch aus der Druck­aus­übung sei­tens der deut­schen Re­gie­rung und des Lan­des Rhein­land-Pfalz, mit dem Lu­xem­burg un­ter an­de­rem wirt­schaft­lich ko­ope­rier­te. Auch Emi­le Kri­er[11]  ver­mu­tet Grün­de po­li­ti­scher Na­tur für den Voll­zug der Stra­fen. So ha­ben für ihn die Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik und der da­mit ver­bun­de­ne Be­ginn der Nor­ma­li­sie­rung der Be­zie­hun­gen zwi­schen Deutsch­land und Lu­xem­burg Ein­fluss auf den Um­gang mit den in­haf­tier­ten Kriegs­ver­bre­chern und de­ren Be­gna­di­gung ge­habt. Im Fall Fritz Hart­mann soll sich Bun­des­kanz­ler Kon­rad Ade­nau­er per­sön­lich für des­sen Be­gna­di­gung ein­ge­setzt ha­ben. Vor dem Deut­schen Bun­des­tag  ver­si­cher­te er, sich „in um­fas­sen­der Wei­se [für] Ent­las­sun­gen von In­haf­tier­ten“ ein­zu­set­zen, die im Aus­land ver­ur­teilt wur­den und dort im Ge­fäng­nis ih­re Stra­fe ab­sä­ßen.

In ei­nem Schrei­ben des Rechts­an­walts Dr. Heim vom 4.9.1950 an Rechts­an­walt Dr. Hans Gaw­lik (Lei­ter der Zen­tra­len Rechts­schutz­stel­le) er­klär­te Heim, dass sich am 4.9.1950 von den An­ge­klag­ten im Ge­sta­po-Pro­zess noch Hart­mann, Klö­cker, Reif und Diet­rich in Lu­xem­burg in Haft be­fän­den, er je­doch da­von aus­ge­he, dass die lu­xem­bur­gi­sche Re­gie­rung im Zei­chen der An­nä­he­rung der eu­ro­päi­schen Völ­ker sich nicht mehr lan­ge wei­gern kön­ne, die rest­li­chen Ver­ur­teil­ten deut­scher Staats­an­ge­hö­rig­keit frei­zu­las­sen, da die­se grö­ß­ten­teils in­zwi­schen vier und fünf Jah­re Haft ver­bü­ßt hät­ten.[12]  Fritz Hart­mann wur­de als letz­ter in­haf­tier­te Kriegs­ver­bre­cher ent­ge­gen der Er­war­tung Heims erst Weih­nach­ten 1957 nach Deutsch­land ab­ge­scho­ben.

Die Be­gna­di­gun­gen im Gro­ßher­zog­tum Lu­xem­burg sind so­mit kein Ein­zel­fall, son­dern im Ge­gen­teil, sie spie­geln die Um­set­zung von Mil­de und Am­nes­tie, die all­ge­mein in eu­ro­päi­schen Pro­zes­sen zu be­ob­ach­ten ist, wi­der. Das Ar­gu­ment des po­li­ti­schen Ein­flus­ses auf die Be­gna­di­gun­gen wird noch da­durch be­kräf­tigt, dass es in Pro­zes­sen ge­gen lu­xem­bur­gi­sche Kol­la­bo­ra­teu­re, die nicht von po­li­ti­schem, wirt­schaft­li­chem oder di­plo­ma­ti­schem In­ter­es­se wa­ren, zu zwölf To­des­ur­tei­len kam, von de­nen acht voll­streckt wur­den. Dies ist dar­auf zu­rück­zu­füh­ren, dass es sich bei den Kol­la­bo­ra­teu­ren und De­nun­zi­an­ten um tat­na­he Tä­ter aus der ei­ge­nen Um­ge­bung han­del­te, wel­che Ver­bre­chen be­gan­gen hat­ten, un­ter de­nen die ei­ge­ne Be­völ­ke­rung schwer zu lei­den ge­habt hat­te. Dies er­klärt, war­um man sich in den ehe­mals na­tio­nal­so­zia­lis­tisch be­setz­ten Län­dern wie Hol­land und Lu­xem­burg in den Nach­kriegs­jah­ren, die durch den Kampf ge­gen die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten und für die Wie­der­er­lan­gung von Frei­heit und Sou­ve­rä­ni­tät ge­kenn­zeich­net wa­ren, vor­ran­gig mit Kol­la­bo­ra­teu­ren be­schäf­tig­te und die­se mit­un­ter sehr hart be­straf­te.

Es stellt sich nun die Fra­ge, wie das Ur­teil vom 27.2.1951 und die dar­auf­fol­gen­den Gna­den­ge­su­che in die ein­zel­nen Pha­sen der Ver­fol­gung von NS-Ver­bre­chen ein­zu­ord­nen sind. Un­mit­tel­bar nach dem Zwei­ten Welt­krieg er­folg­te, so Nor­bert Frei,[13]  in ei­ner ers­ten Pha­se ei­ne in­ten­si­ve Ver­fol­gung von NS-Ver­bre­chern durch die Al­li­ier­ten, an de­ren Ahn­dungs­po­li­tik sich auch die üb­ri­gen eu­ro­päi­schen Staa­ten ori­en­tier­ten. Die­se ers­te Pha­se en­de­te mit der Tei­lung Deutsch­lands, und es be­gann ei­ne zwei­te Pha­se, die vor al­lem durch Mil­de und Am­nes­tie ge­kenn­zeich­net war, so­dass sich En­de der 1950er Jah­re kaum noch deut­sche Kriegs­ver­bre­cher in Eu­ro­pa in Haft be­fan­den. Ge­gen En­de des Kal­ten Krie­ges folg­te ei­ne neue Wel­le von Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­sen, die je­doch stark von der je­wei­li­gen po­li­ti­schen Si­tua­ti­on der ein­zel­nen Län­der ab­hing. Dies re­sul­tier­te dar­aus, dass in Tei­len der eu­ro­päi­schen Be­völ­ke­rung Kri­tik so­wohl in mo­ra­li­scher als auch in recht­li­cher Form als Re­ak­ti­on auf die Am­nes­tie­po­li­tik ent­stan­den war.

Folgt man die­ser Ein­tei­lung, so sind die Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se in Lu­xem­burg und ih­re Ur­tei­le ei­ner­seits in die zwei­te Pha­se der Ver­fol­gung ein­zu­ord­nen. Dies er­gibt dar­aus, dass kei­nes der To­des­ur­tei­le voll­streckt wur­de, son­dern noch im sel­ben Jahr die in An­we­sen­heit der An­ge­klag­ten aus­ge­spro­che­nen To­des­ur­tei­le in Haft­stra­fen um­ge­wan­delt wur­den. Das kann man durch­aus als Am­nes­tie­hand­lung be­zeich­nen. An­de­rer­seits ist es auf­fäl­lig, dass das Ge­richt in ei­ni­gen Fäl­len schwe­re­re Stra­fen ver­häng­te, als vom Mi­li­tär­au­di­tor ge­for­dert. So for­der­te der Mi­li­tär­au­di­tor für den An­ge­klag­ten Hart­mann im Ge­sta­po­pro­zess le­dig­lich ei­ne Zwangs­ar­beits­stra­fe, das Ge­richt ver­häng­te je­doch ein To­des­ur­teil. Am grö­ß­ten war die Dis­kre­panz zwi­schen der For­de­rung des Mi­li­tär­au­di­tors und dem an­schlie­ßen­den Ur­teil bei dem An­ge­klag­ten Diet­rich. Wäh­rend der Mi­li­tär­au­di­tor ei­ne „prin­zi­pi­el­le Be­stra­fung [for­der­te], weil [er] im vor­lie­gen­den Ver­fah­rung [sic!] kaum in Er­schei­nung ge­tre­ten is­t“, ver­ur­teil­te das Ge­richt ihn in An­we­sen­heit zum To­de. Der Grund für die zum Teil über­aus stren­gen Ur­tei­le war mög­li­cher­wei­se der Druck von Sei­ten der ehe­ma­li­gen lu­xem­bur­gi­schen Wi­der­stands­kämp­fer, von de­nen in den Jah­ren 1944 und 1945 ei­ni­ge in die Re­gie­rung auf­ge­nom­men wor­den wa­ren: Pier­re Frie­den (Auf­nah­me am 23.11.1944), Ro­bert Als, Guil­lau­me Konsbrück (bei­de Auf­nah­men am 23.2.1945) und Ni­co­las Mar­gue (Auf­nah­me am 21.4.1945). Am wahr­schein­lichs­ten ist je­doch, dass die stren­gen Ur­tei­le dar­aus re­sul­tie­ren, dass zwei der Bei­sit­zer im Kriegs­ver­bre­cher­tri­bu­nal Mit­glie­der von Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen wa­ren und da­mit ein per­sön­li­ches In­ter­es­se an ho­hen Stra­fen hat­ten, zu­mal sie in die­ser Po­si­ti­on zahl­rei­che Wi­der­stands­kämp­fer ver­tra­ten, die Ver­gel­tung for­der­ten. Auch der Spe­zi­al­kom­mis­si­on, die Feind­ver­mö­gen und Be­sitz von Kol­la­bo­ra­teu­ren ver­wal­te­te, muss­te ein Mit­glied der Wi­der­stands­or­ga­ni­sa­ti­on an­ge­hö­ren. Ins­ge­samt lässt sich fest­hal­ten, dass die Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und der Be­ginn der Nor­ma­li­sie­rung der Be­zie­hun­gen zwi­schen Lu­xem­burg und der Bun­des­re­pu­blik die Be­hand­lung der deut­schen Kriegs­ver­bre­cher im Gro­ßher­zog­tum Lu­xem­burg und den Voll­zug aus­ge­spro­che­nen Stra­fen stark be­ein­flusst ha­ben.

Es bleibt noch fest­zu­hal­ten, in­wie­fern sich das Ur­teil vom 27.2.1951 auf die be­ruf­li­che Zu­kunft der An­ge­klag­ten in der Bun­des­re­pu­blik aus­ge­wirkt hat. Vie­le der ver­ur­teil­ten Kriegs­ver­bre­cher fan­den nach dem Krieg wie­der Auf­nah­me im öf­fent­li­chen Dienst, wie Hans Klö­cker, der nach sei­ner Ent­las­sung als An­ge­stell­ter bei der Po­li­zei­ver­wal­tung un­ter­kam, oder Erich Höh­mann, der trotz sei­ner Ver­ur­tei­lung zum To­de durch den lu­xem­bur­gi­schen Ge­richts­hof für Kriegs­ver­bre­chen, als Po­li­zei­meis­ter ein­ge­setzt wur­de. An­de­re ar­bei­te­ten in halb­staat­li­chen Be­rei­chen wie Adolf Mo­ritz, der von der DE­MU als Kon­trol­leur be­schäf­tigt wur­de, wäh­rend an­de­re ei­ne An­stel­lung in der frei­en Wirt­schaft fan­den. So ar­bei­te­te der zum To­de ver­ur­teil­te Fritz Hart­mann nach sei­ner Ent­las­sung in ei­ner Düs­sel­dor­fer An­walts­kanz­lei als Rechts­an­walt, wäh­rend sein Vor­gän­ger beim Ein­satz­kom­man­do und eben­falls zum To­de ver­ur­teil­te Wal­ter Run­ge als Im­mo­bi­li­en­mak­ler tä­tig war. Die­se Bei­spie­le zei­gen, dass auch die in Lu­xem­burg ver­ur­teil­ten Kriegs­ver­bre­cher in Deutsch­land die Mög­lich­keit hat­ten, an­ge­se­he­ne Be­ru­fe aus­zu­üben und ih­re Ver­gan­gen­heit in den Hin­ter­grund rü­cken zu las­sen.

Quellen

Un­ge­druck­te Quel­len
Zur Be­ar­bei­tung der The­ma­tik wur­de un­ter an­de­rem der Be­stand Pro­zes­se ge­gen Deut­sche im eu­ro­päi­schen Aus­land (ALL­PROZ 21) im Bun­des­ar­chiv Ko­blenz so­wie der Be­stand Cri­mi­nels de gu­er­re al­le­man­ds (CdG) des lu­xem­bur­gi­schen Na­tio­nal­ar­chivs be­ar­bei­tet.

Ge­druck­te Quel­len
Ak­ten zur Vor­ge­schich­te der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Band 5: Ja­nu­ar – Sep­tem­ber 1949, hg. v. Hans-Die­ter Krei­kamp, Mün­chen 1981.
Der Pro­zess ge­gen die Haupt­kriegs­ver­bre­cher vor dem In­ter­na­tio­na­len Mi­li­tär­ge­richts­hof. Nürn­berg 14. No­vem­ber 1945-1. Ok­to­ber 1946, Band 19/20, Fre­chen 2001.
Ver­hand­lun­gen des Bun­des­ta­ges. 1. Wahl­pe­ri­ode. Ste­no­gra­phi­sche Be­rich­te (Band 13), Bonn 1952.

On­line
Mé­mo­ri­al du Grand-Du­ché de Lu­xem­bourg N°38 vom 11. Au­gust 1947, abe­gru­fen un­ter: http-blank://www.le­gi­lux.pu­blic.lu/leg/a/ar­chi­ves/1947/0038/a038.pdf#pa­ge=1 (18.4.2017).

Literatur

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Bekanntmachung über Vollstreckung durch das Standgericht. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Standgerichts beruft Oberregierungsrat Fritz Hartmann als Beisitzer den Landgerichtsdirektor Adolf Raderschall sowie den Kriminalkommissar der Gestapo Trier Albert Schmidt. Als Ankläger fungiert der ebenfalls beim Sondergericht tätige Erste Staatsanwalt Leo Drach. (Collection Musée national de la Résistance Esch-sur-Alzette)

 
Zitationshinweis

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Steinmetz, Jill, Nachkriegsprozesse gegen Gestapo-Beamte vor dem Gerichtshof für Kriegsverbrechen in Luxemburg (1949-1951), in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/nachkriegsprozesse-gegen-gestapo-beamte-vor-dem-gerichtshof-fuer-kriegsverbrechen-in-luxemburg-1949-1951/DE-2086/lido/59366d1bebae29.25963503 (abgerufen am 19.03.2024)