Zu den Kapiteln
Berthold (ab 1905 von) Nasse war ein preußischer Spitzenbeamter, der seine Karriere mit Ämtern in der Regierung Koblenz begann, in der preußischen Staatsverwaltung in Berlin den weiteren Aufstieg nahm, bevor er 1881 in die Rheinprovinz zurückkehrte, wurde zunächst Regierungspräsident in Trier und schließlich 1890 Oberpräsident. Nasse war der erste gebürtige Rheinländer auf diesem Posten. In seiner 15-jährigen Amtszeit erwarb er sich den Ehrentitel „Vater der Rheinprovinz“.
Berthold Johannes Marcellus Edmund Nasse wurde am 9.12.1831 in Bonn als Sohn des Christian Friedrich Nasse (1778-1851) und seiner Frau Henriette geborene Weber (1788-1878) geboren. Der Vater war ein renommierter Internist und Psychiater, Professor an der Universität Bonn (seit 1819) und Geheimer Medizinalrat. Die Mutter entstammte einer alten Bielefelder Leinenhändlerfamilie. Die Familie war evangelischer Konfession. Ein Bruder Berthold Nasses war der Nationalökonom Erwin Nasse. Berthold von Nasse heiratete am 12.6.1862 in Hamburg Henriette Sara Helene Weber (1842-1877). Aus der Ehe gingen zwei Söhne - Erwin (1869-1920) und Ernst (1875-1931), die beide Landräte wurden – und die Tochter Alwine hervor.
Nasse besuchte das Gymnasium in Bonn, legte 1849 die Reifeprüfung ab und studierte 1849-1853 Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin. Seiner Militärpflicht genügte er im 2. Rheinischen Landwehr-Regiment Nr. 28. Am 27.7.1853 wurde er als Auskultator beim Landgericht Bonn vereidigt. Am 21.1.1856 erfolgte seine Einberufung als Regierungsreferendar zur Regierung Koblenz; dort wurde ihm vom 11.12.1857 bis Februar 1858 vertretungsweise die Verwaltung des Landratsamts Mayen übertragen, ferner war er beim Landratsamt Zell eingesetzt. Anschließend war er bei der Regierung Potsdam tätig. Nach Ablegung der Großen Staatsprüfung („mit Auszeichnung“) wurde er am 7.9.1860 zum Regierungsassessor bei der Regierung Koblenz ernannt, vorübergehend kommissarisch beim Landratsamt Koblenz-Land verwendet, und wechselte am 23.9.1861 zum Oberpräsidium in Koblenz. Am 28.6.1867 erfolgte seine Ernennung zum kommissarischen Landrat des Unterlahnkreises in Diez, am 23.3.1868 definitiv. Mit dem 24.7.1874 wurde Nasse als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern in Berlin einberufen und dort am 26.7.1878 zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenden Rat ernannt.
Mit dieser Ausgangsposition war Nasse zu höheren Ehren in der preußischen Staatsverwaltung prädestiniert. Am 11.8.1881 erreichte ihn die Bestallung zum Regierungspräsidenten in Trier, das Amt trat er am 7.9.1881 an. Knapp sieben Jahre später erklomm er eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter, als er am 28.7.1888 (Ernennung 9. Juli) die Stelle des Unterstaatssekretärs (Amtschef und Stellvertreter des Ministers) und Direktor der Medizinalabteilung im Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten) antrat. In dieser verantwortungsvollen Stellung verblieb Nasse indes nur knapp zwei Jahre: Am 19.2.1890 ernannte ihn Wilhelm II. (Regentschaft 1888-1918) zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Damit war Nasse der erste gebürtige Rheinländer auf diesem Posten, den er am 3.3.1890 antrat. In seiner 15-jährigen Amtszeit erwarb sich Nasse den Ehrentitel „Vater der Rheinprovinz“ und auch das Wohlwollen seines Landesherrn, das sich nicht zuletzt in der Verleihung des Charakters eines Wirklichen Geheimen Rates mit dem Prädikat „Exzellenz“ 1893 äußerte.
Auch für weitere hohe Positionen in der preußischen Verwaltung war er im Gespräch, so 1891 als möglicher Kandidat für das Amt des Oberkonsistorialpräsidenten. Nasse wurde auf eigenes Ersuchen durch Erlass vom 19.8.1905 zum 1.9.1905 unter Verleihung des erblichen Adels in den Ruhestand versetzt.
Nasse wurden zahlreiche Ehrungen zuteil: Seit 1901 war er Ehrenbürger von Bonn, Koblenz und Trier, außerdem von Mayen, Prüm, Andernach und Bacharach. 1903 verlieh ihm die Juristische Fakultät der Universität Bonn die Ehrendoktorwürde. Seit 1901 ist ihm im Siebengebirge bei Königswinter-Ittenbach ein Denkmal gewidmet. Unter den Orden, die ihm verliehen wurden, waren der Rote Adlerorden I. Klasse mit Eichenlaub sowie der Königliche Kronen-Orden I. Klasse.
Berthold von Nasse starb am 30.11.1906 in Bonn.
Quellen
Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38, Band 7: 8. Januar 1879 bis 19. März 1890, bearb. von Hartwin Spenkuch, Hildesheim [u.a.] 1999; Band 8: 21. März 1890 bis 9. Oktober 1900, Hildesheim [u.a.] 2003; Band 9: 23. Oktober 1900 bis 13. Juli 1909, bearb. von Reinhold Zilch, Hildesheim [u.a.] 2001 (Acta Borussica Neue Folge, 1. Reihe: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817-1934/38).
Literatur
Bär, Max, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, Bonn 1919, Nachdruck Düsseldorf 1998.
Klein, Thomas, Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867–1945, Darmstadt/Marburg 1988, S. 180.
Romeyk, Horst, Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945, Düsseldorf 1994, S. 646-647.
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Lilla, Joachim, Berthold von Nasse, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/berthold-von-nasse/DE-2086/lido/635f9c973354f4.93914916 (abgerufen am 14.01.2025)