Claudia Doren

Schauspielerin, Fernsehansagerin (1931-1987)

Birgit Bernard (Heidelberg)

Porträtaufnahme von Claudia Doren, undatiert. (Kölnische Rundschau | www.greven-archiv-digital.de)

Edith Stras­ser – bes­ser be­kannt un­ter ih­rem Künst­ler­na­men Clau­dia Do­ren – war ei­ne be­lieb­te Fern­seh­an­sa­ge­rin, die von den 1950er bis zu den 1980er Jah­ren häu­fig im Re­gio­nal­pro­gramm des WDR so­wie im Abend­pro­gramm der ARD zu se­hen war.

Edith Stras­ser – ih­ren Künst­ler­na­men Do­ren be­ton­te sie stets auf der ers­ten Sil­be – wur­de am 4.11.1931 als Toch­ter ei­nes Gast­wir­tes im saar­län­di­schen Neun­kir­chen ge­bo­ren. Über ih­re Her­kunfts­fa­mi­lie, Kind­heit und Ju­gend ist nur we­nig be­kannt. Nach der Mitt­le­ren Rei­fe ab­sol­vier­te sie ei­ne Dol­met­scher­aus­bil­dung im Fach Fran­zö­sisch an der Ber­litz School in Saar­brü­cken und ging nach dem Ex­amen nach Wies­ba­den, wo sie Schau­spiel­un­ter­richt bei Her­ta Genz­mer (1896-1971) nahm. Ihr ers­tes En­ga­ge­ment führ­te sie nach Ober­hau­sen.

 

1953 be­warb sich Clau­dia Do­ren um ei­ne Schau­spiel­rol­le beim Fern­se­hen des Nord­west­deut­schen Rund­funks (NW­DR) in Köln. Dort ließ man sie auch im Be­helfs­stu­dio in der Köl­ner Uni­ver­si­tät ei­ne Tes­t­an­sa­ge für das Fern­seh­pro­gramm spre­chen. Clau­dia Do­ren er­in­ner­te sich, dass sie nach der Be­grü­ßung „Gu­ten Abend, mei­ne Da­men und Her­ren! Sie emp­fan­gen un­ser Pro­gramm in Han­no­ver auf Ka­nal 20, in Ber­lin auf Ka­nal 60“ ei­nen black­out hat­te. Den­noch bot man ihr ei­ne freie Mit­ar­beit an, die sie al­ler­dings ab­lehn­te. Ihr Traum war es, Schau­spie­le­rin zu wer­den. In Köln trat sie im Mil­lo­witsch-Thea­ter auf, un­ter an­de­rem in der Pro­duk­ti­on „Char­lys Tan­te“ (1954), und knüpf­te ei­ne le­bens­lan­ge Freund­schaft zu dem Prin­zi­pal Wil­ly Mil­lo­witsch. Dar­über hin­aus ar­bei­te­te sie als Spre­che­rin für Wer­be­tex­te und als Fo­to­mo­dell. Schlie­ß­lich ha­be sie aber, be­rich­te­te sie spä­ter, an ih­rem Ta­lent zu zwei­feln be­gon­nen und sich da­her be­ruf­lich um­ori­en­tiert.

Am 1.10.1955 er­hielt sie ein En­ga­ge­ment als Fern­seh­an­sa­ge­rin im Re­gio­nal­pro­gramm des Saar­län­di­schen Rund­funks (SR) in Saar­brü­cken. Dort spiel­te sie auch ih­re ein­zi­ge Haupt­rol­le in der Kri­mi-Pro­duk­ti­on „Der Flausch­man­tel“. Die nächs­te Sta­ti­on ih­rer Kar­rie­re war der Nord­deut­sche Rund­funk (NDR) in Ham­burg, wo sie ab dem Som­mer 1956 als Fern­seh­an­sa­ge­rin ein­ge­setzt wur­de, erst­mals auch im Ge­mein­schafts­pro­gramm der ARD. Da sie in­tro­ver­tiert ge­we­sen sei, ha­be sie das Lä­cheln vor der Ka­me­ra al­ler­dings erst ler­nen müs­sen, be­rich­te­te sie aus der Rück­schau. Die Kol­le­gen im Stu­dio hät­ten ihr da­bei die Ar­beit er­leich­tert, in­dem sie bei­spiels­wei­se Stoff­tie­re an der Ka­me­ra auf­ge­hängt hät­ten. 1956 kehr­te Clau­dia Do­ren nach Köln zu­rück. Sie hei­ra­te­te den Mu­sik­wis­sen­schaft­ler, Kom­po­nis­ten und Jazz-Pia­nis­ten Dr. Ro­land Ko­vac (1927-2013). Aus der Ehe gin­gen die Söh­ne Alex­an­der (ge­bo­ren 1959) und Bo­ris (ge­bo­ren 1961) her­vor. 1966 wur­de die Ehe ge­schie­den.

Am 1.12.1957 stieß Clau­dia Do­ren schlie­ß­lich als Fern­seh­an­sa­ge­rin zum West­deut­schen Rund­funk (WDR). Ge­schätzt wur­de sie vor al­lem für ih­re an­ge­neh­me Stim­me mit dem war­men Tim­bre, ihr da­men­haf­tes Auf­tre­ten und ih­re ru­hi­gen Aus­strah­lung - ob­wohl sie selbst mit star­kem Lam­pen­fie­ber zu kämp­fen hat­te. En­de der 1960er Jah­re war Clau­dia Do­ren die meist­be­schäf­tig­te Fern­seh­an­sa­ge­rin des WDR. Sie sprach 80 Pro­zent der Ge­ne­ral­an­sa­gen und 50 Pro­zent der Pro­gramm­vor­schau­en des West­deut­schen Fern­se­hens (West­deut­sches Fern­se­hen/wdf, das hei­ßt des 3. Fern­seh­pro­gramms) und war dar­über hin­aus sechs- bis neun­mal pro Mo­nat im Abend­pro­gramm der ARD zu se­hen.

Ab­ge­se­hen da­von ar­bei­te­te Clau­dia Do­ren als An­sa­ge­rin und Mo­dera­ti­on des Hör­funk­ma­ga­zins „Mo­sa­ik“ und am Ser­vice­te­le­fon der Fern­seh-Sen­de­lei­tung. Ei­ne klei­ne Rol­le – ei­ne Fern­seh­an­sa­ge­rin – spiel­te sie in dem WDR-Film „Gam­bit“, der am 18.2.1987 aus­ge­strahlt wur­de, und in der Pro­duk­ti­on „Mon­ty Py­thons Flie­gen­der Zir­kus“ von 1971. Auch hier ver­kör­per­te sie ei­ne Fern­seh­an­sa­ge­rin.

Die ein­zi­ge grö­ße­re Pan­ne der als dis­zi­pli­niert und zu­ver­läs­sig gel­ten­den An­sa­ge­rin er­eig­ne­te sich am 30.10.1962. Da­bei ver­patz­te sie ei­ne An­sa­ge durch ei­nen Lach­an­fall, der schlie­ß­lich die ge­sam­te Stu­dio-Be­set­zung an­steck­te. Wie es zu dem Vor­fall kam, er­läu­ter­te Clau­dia Do­ren tags dar­auf in ei­nem Ent­schul­di­gungs­schrei­ben an den Fern­seh­di­rek­tor des WDR. So hat­te sie vor ih­rer Li­ve-An­sa­ge in der Mas­ke ei­nen Bei­trag des Baye­ri­schen Rund­funks an­ge­se­hen, den sie dann am An­sa­ge­tisch im Stu­dio wei­ter­ver­folg­te. Da­bei ging es um die man­geln­de Hil­fe von Män­nern im Haus­halt. Ge­zeigt wur­de, sa­ti­risch über­stei­gert, ein US-Of­fi­zier mit ei­ner um­ge­bun­de­nen Spit­zen­schür­ze beim Spü­len mit Gum­mi­hand­schu­hen. Als Clau­dia Do­ren sich ih­ren Mann und ih­re Kol­le­gen im Stu­dio in die­ser Auf­ma­chung vor­stell­te, war es um sie ge­sche­hen: „Die­se Vor­stel­lung reiz­te mei­ne Lach­ner­ven_.“ __Zu al­lem Über­fluss wur­de der Nach­spann des Films frü­her als er­war­tet aus­ge­strahlt, und der Ka­me­ra­mann gab das ver­ein­bar­te Zei­chen für Do­ren, dass sie auf Sen­dung sei, zu spät. „Ich mu­ß­te la­chen, das La­chen ging auf mei­ne Stim­me über, und dann war plötz­lich nichts mehr zu ma­chen“,_ fuhr sie fort, „Je­der­mann im Stu­dio wur­de vom tol­len La­chen ge­packt.“ Sie sei es ge­wohnt, sich dis­zi­pli­niert zu ver­hal­ten und hät­te nicht ge­dacht, dass ei­ne sol­che Pan­ne ihr pas­sie­ren kön­ne, aber: „Die­ses La­chen … war stär­ker als ich.“

Ihr 30-jäh­ri­ges Dienst­ju­bi­lä­um als An­sa­ge­rin er­leb­te Clau­dia Do­ren nicht mehr. Das letz­te Mal war sie im Sep­tem­ber 1986 auf dem Bild­schirm zu se­hen. Die dienst­äl­tes­te An­sa­ge­rin des West­deut­schen Rund­funks starb am 19.2.1987 in­fol­ge ei­ner Krebs­er­kran­kung in ei­nem Köl­ner Kran­ken­haus. Die Trau­er­fei­er fand am 26. Fe­bru­ar auf dem Me­la­ten­fried­hof in Köln statt. Clau­dia Do­rens Asche wur­de, ih­ren Wunsch nach ei­nem See­be­gräb­nis er­fül­lend, in der Nord­see ver­streut.

Literatur

Am Puls der Zeit. 50 Jah­re WDR, Band 2: Der Sen­der: Welt­weit nah dran 1956-1985, hg. v. Klaus Katz [u.a.], Köln 2006, S. 211-218.

Claudia Doren, undatierte Aufnahme. (Kölnische Rundschau | www.grevenarchivdigital.de)

 
Zitationshinweis

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Bernard, Birgit, Claudia Doren, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/claudia-doren/DE-2086/lido/64ca0e27c95ed3.20673309 (abgerufen am 27.04.2024)