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Hugos Amtszeit als Erzbischof von Köln war kurz; sie dauerte keine vier Wochen. Am 5.6.1137 wurde er von Papst Innozenz II. (Pontifikat 1130-1143) geweiht und verstarb bereits am 1. Juli desselben Jahres. Wohl deshalb wird er in der um 1200 entstandenen Fassung des Catalogus archiepiscoporum Coloniensium als Nachfolger Erzbischof Brunos II. (Episkopat 1131-1137) zwar knapp erwähnt, nicht aber in der laufenden Zählung der Erzbischöfe eigens berücksichtigt: Auf Erzbischof Bruno II. mit der laufenden Nummer 38 folgt sogleich Arnold I. als Nr. 39. Mag Hugos Episkopat für die Kölner Diözese auch bedeutungslos geblieben sein, verdient er dennoch Aufmerksamkeit.
Aller Wahrscheinlichkeit nach war Hugo ein Angehöriger der mittelrheinischen Familie von Sponheim. Als seine Eltern gelten Stephan II. (Regierungszeit 1090-1111) und dessen Gattin Sophie (Eheschließung um 1080), die wohl dem Geschlecht der Grafen von Formbach aus dem bayerisch-österreichischen Raum entstammte. Hugo, der um 1090 geboren worden sein dürfte, hatte mehrere Geschwister, darunter Jutta (gestorben 1136), eine Nonne des benediktinischen Frauenkonvents auf dem Disibodenberg (heute Ortsgemeinde Odernheim am Glan), sowie einen älteren Bruder Meinhard (Meginhard) I. (Regierungszeit 1124-1132), der mit Mechthild (belegt 1124-1127), einer Tochter des Grafen Adalbert von Mörsberg (im südlichen Elsass) (Regierungszeit 1105 bis ca. 1125/26), verheiratet war. Meinhard begegnet in den Quellen sowohl als Graf von Sponheim als auch von Mörsberg; er stiftete unweit der Burg Sponheim eine Benediktinerabtei. Die Klosterkirche wurde 1123 durch Bischof Burchard II. von Worms (Episkopat 1120-1149) im Auftrag des Mainzer Erzbischofs geweiht; nach Abschluss des Gründungsvorgangs übertrug Meinhard die Abtei 1124 dem Mainzer Metropoliten.
Viele Details aus Hugos Vita sind unbekannt. Das gilt für seinen Geburtsort ebenso wie für die Institutionen, an denen er seine Bildung erwarb. Auch weiß man nicht, welche geistlichen Weihen er empfing. Immerhin lassen die Quellen erkennen, dass der Sponheimer spätestens seit 1127 als Dekan des Kölner Domkapitels amtierte. Seit 1129 war er zudem Propst des Aachener Marienstifts. Im Jahr 1132 folgte er auf Bruno von Berg nach dessen Wahl zum Erzbischof als Propst des Stifts St. Gereon in Köln.
Der Domdekan und Vorsteher des Aachener Marienstifts verhielt sich gegenüber König Lothar III. (römisch-deutscher König 1125-1137, 1133 Kaiser) loyal. Weitgehend unproblematisch war offenbar auch Hugos Verhältnis zu Bruno. Als 1131 der Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Friedrich I. gesucht wurde, war Hugo einer der wenigen, der sich, so hat es wenigstens den Anschein, nicht gegen Bruno stellte. In den folgenden Jahren hielt sich Hugo, selbst wenn er Kontakt zu manchen Kritikern Brunos II. pflegte, häufig am Hof des Erzbischofs auf. Am 5.8.1134 beurkundete Bruno in Köln, dass der Domdekan bereits kurz vor dem Tod Erzbischof Friedrichs I. mit dessen Zustimmung auf seinem Allod Knechtsteden (heute Stadt Dormagen) eine Kirche errichtet und ein allein dem Kölner Erzbischof unterstelltes Prämonstratenserstift gegründet habe. Im Sommer 1136 begleitete Hugo den Metropoliten im Gefolge Kaiser Lothars III. nach Italien.
Am 29.5.1137 starb Erzbischof Bruno II. in Apulien. Rund eine Woche später wurde Hugo von Sponheim in Bari durch Innozenz II. zum Bischof geweiht. Zugleich erhielt er aus der Hand des Papstes das Pallium. In den wenigen Tagen zwischen Brunos Tod und Hugos Ordination war der Kölner Domdekan offensichtlich zum neuen Erzbischof bestellt worden. Darüber berichten die Quellen nur äußerst knapp. So heißt es in der Kölner Königschronik lapidar: „Dort [in Bari] starb der Kölner Erzbischof Bruno; ihm folgte der Dekan des hl. Petrus”. Weder die Königschronik noch andere historiographische Texte erwähnen Details dieses Vorgangs. Ob hinreichend viele Kölner Prioren in Apulien waren, so dass eine kanonisch-rechtlich korrekte Wahl durch das Priorenkolleg abgehalten werden konnte, oder ob Hugo angesichts der besonderen Umstände kurzerhand von Kaiser Lothar in Übereinstimmung mit dem anwesenden Papst und in Gegenwart mancher Prioren in das hohe geistliche Amt berufen wurde, ist unklar. Ohne Zweifel wird aber Lothar III. Hugos Bestellung zum Erzbischof dominiert haben.
Hugo bekleidete die Würde eines Metropoliten nur rund drei Wochen. Seine Kathedra in Köln zu besteigen, war ihm nicht vergönnt. Am 1.7.1137 starb er in Melfi an den Folgen eines Aderlasses. Dort wurde er auch bestattet. Die Gründungsgeschichte des Stifts Knechtsteden würdigt Hugo als einen Mann, der durch seine liebenswürdigen Umgangsformen, seine Noblesse, seine Großzügigkeit und viele bedeutsame und eines Bischofs würdige Stiftungen herausragte.
Quellen
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Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Band 2: 1100-1205, bearb. v. Richard Knipping, Bonn 1901.
Literatur
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Meuthen, Erich, Die Aachener Pröpste bis zum Ende der Stauferzeit, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 78 (1966/67), S. 5-95, bes. S. 28-29.
Mötsch, Johannes, Genealogie der Grafen von Sponheim, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 13 (1987), S. 63-179, bes. S. 75-77 [mit genealogischer Tafel S. 96].
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Oediger, Friedrich Wilhelm, Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts (Geschichte des Erzbistums Köln 1), 2. Auflage, Köln 1971, Nachdruck 1991, S. 143.
Series episcoporum ecclesiae catholicae occidentalis V.1: Archiepiscopatus Coloniensis, hg. v. Odilo Engels/Stefan Weinfurter, Stuttgart 1982, S. 31-32.
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Pätzold, Stefan, Hugo von Sponheim, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hugo-von-sponheim/DE-2086/lido/5db1b8e7a74890.47177774 (abgerufen am 10.12.2024)