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Walter Nonnen-Büscher war ab 1946 mehr als sechs Jahrzehnte in Bonn tätig. Zunächst Eisenwarenhändler, profilierte er sich im Laufe der Zeit als Immobilien-Investor, nahm Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung Bonns und machte sich darüber hinaus als Mäzen im Kunst- und Vereinswesen der ehemaligen Bundeshauptstadt einen Namen.
Walter Stephan Büscher wurde am 28.3.1928 als viertes von fünf Kindern der Eheleute Peter Josef Büscher und Katharina Büscher geborene Mauel in Kreuzberg an der Ahr geboren. Der Großvater mütterlicherseits, Stephan Mauel, war vor dem Ersten Weltkrieg ein in Kreuzberg bekannter Winzer, Landwirt und Steinbruchvorarbeiter gewesen. Der Großvater väterlicherseits, Johann Peter Büscher, stammte aus der Gemeinde Much, war Zimmermann und Landwirt. Walter Büschers Vater, Peter Büscher, war Schlosser und arbeitete von 1918 bis 1953 als Eisenbahnschlosser beim Bahnbetriebswerk in Kreuzberg.
Walter Büscher besuchte von 1934 bis 1942 die Volksschule in Kreuzberg. An die Schulzeit schloss sich eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Kessler in Bad Neuenahr an, einer Eisenwarenhandlung. Er legte am 1.5.1946 bei der IHK Koblenz seine Abschlussprüfung ab. Am 1.11.1946 stellte ihn der Eisenwarenhändler Wilhelm Nonnen (1899-1983) in Bonn als kaufmännischen Angestellten an. Wilhelm Nonnens Vater, Peter Nonnen (1866-1948), hatte das Geschäft 1897 gegründet und dafür am Friedensplatz 4 in den Jahren 1907 und 1908 ein fünfstöckiges repräsentatives Geschäftsgebäude errichtet.
Zwischen Walter Büscher und Wilhelm Nonnen sowie dessen Frau Maria entwickelte sich schon bald ein freundschaftlicher Kontakt, und Walter Büschers kaufmännische Ideen wurden angenommen. So eröffnete die Firma Nonnen 1949 und 1950 auf seine Initiative Filialen in Sechtem, Waldorf und Kreuzberg, letztere in Walter Büschers Elternhaus. Die Jahre 1946-1952, in denen Büscher als Angestellter bei der Firma Nonnen arbeitete, waren geprägt vom Tauschhandel und Wiederaufbau. Von 1951 bis 1952 bildete sich Büscher an der Eisenwarenfachschule in Wuppertal fort. Nachdem die Firma Peter Nonnen 1952 nach Erbauseinandersetzungen verkauft wurde, machten sich im selben Jahr Walter Büscher und Wilhelm Nonnen als gleichberechtigte Teilhaber mit der Firma „BEG – Bonner Eisenwarengroßhandel Wilhelm Nonnen“ selbstständig, allerdings ohne gesellschaftsvertragliche Absicherung. Als erste Immobilie mieteten sie 1952 eine 400 Quadratmeter große Halle der Firma Knauber am Güterbahnhof an. Der Großhandel profitierte vom wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er-Jahre und der sich steigernden Kaufkraft, die zu einer Modernisierungswelle in deutschen Haushalten führte. Die Firma BEG lieferte Haushaltsgeräte im großen Stil und expandierte 1962 in einen 3.000 Quadratmeter großen Neubau an der Immenburgstraße. Das Sortiment des Großhandels umfasste Eisenwaren, Werkzeuge, Haus-, Küchen- und Gartengeräte, Einbauküchen, Herde, Öfen, Wasch- und Spülmaschinen sowie sonstige Elektrogeräte. 1964 gründeten Walter Büscher und Wilhelm Nonnen auch eine Hausverwaltungsgesellschaft. Hinzu kam 1968 ein neuer Standort an der Provinzialstraße in Bonn-Lengsdorf, während die Immobilie an der Immenburgstraße ab 1968 vermietet wurde. 1972 zog die Firma BEG in die Römerstraße um.
Wirtschaftlich abgesichert, heiratete Walter Büscher 1954 Anneliese Monreal (geboren 1926), Tochter von Johann und Therese Monreal, geborene Fuhrmann, aus Altenahr. Das Ehepaar Anneliese und Walter Büscher bekamen drei Kinder: Andreas (1956), Stephanie (1959) und Thomas (1961). Die Familie wurde 1967 von Wilhelm und Maria Nonnen adoptiert, da diese keine eigenen Kinder hatten und den Namen und das Vermögen an Walter Büscher weitergeben wollten.
Über Fragen zur steuerlichen Behandlung der Geschäftspartner Wilhelm Nonnen und Walter Nonnen-Büscher kam es ab 1976 zum Bruch zwischen Wilhelm Nonnen und Walter Nonnen-Büscher, infolgedessen ein Teil der Firma BEG W. Nonnen mit allen 20 Angestellten, Inventar und dem Kundenstamm verkauft wurde. Walter Nonnen-Büscher blieb der ursprünglich Firmenname und die Hausverwaltung. Anstelle Einzelhändler zu beliefern, gelang es ihm in den Folgejahren, das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz als Großkunden zu beliefern. Nach mehreren Umzügen zog die Firma schließlich 2001 an die Bornheimer Straße. 1979 versöhnten sich Walter Nonnen-Büscher und Wilhelm Nonnen wieder, nicht zuletzt durch die Vermittlung eines gemeinsamen Freundes, des Dechanten am Bonner Münster und späteren Kölner Weihbischofs, Walter Jansen (1923-2004).
Gemeinsam mit Heinz Hertzberg gründete Walter Nonnen-Büscher die Firma „Büscher & Hertzberg“ in Bad Hersfeld, die von dort aus die Bundeswehr mit Eisenwaren, Werkzeugen und Industriebedarf belieferte. 1987 trat Walter Nonnen-Büschers Sohn Andreas in die Firma BEG in Bonn ein und arbeitete sowohl im Behördenhandel als auch in der Hausverwaltung. 1998 wurde er mit dem offiziellen Ausscheiden Walter Nonnen-Büschers alleiniger Gesellschafter. Mit der Unterstützung seines Sohnes gelang es Walter Nonnen-Büscher in den 1990er Jahren, sich auf Immobilien-Investitionen zu konzentrieren. Bürogebäude in Bonn-Hardtberg, in der Lennéstraße, ab 1999 im sogenannten „forum bonn nord“, das in zwei Bauabschnitten Am Propsthof 10 und Brühler Straße 7 und 9 errichtet wurde, sowie das 1999 am Friedensplatz beziehungsweise am Stammhaus der Firma Nonnen errichtete Geschäftshaus setzten wichtige städtebauliche Akzente und trugen dem Bedürfnis nach modernen Bürogebäuden, unter anderem für Tochtergesellschaften eines großen, in Bonn ansässigen Dax-Konzerns Rechnung. Durch das forum bonn nord entwickelten sich Teile des Bonner Nordens vom Schrottplatz und Gewerbegebiet zu einem modernen Dienstleistungsstandort.
Walter Nonnen-Büscher war fest im katholischen Glauben verwurzelt. 1976 wurde er Mitglied der CDU. Privat als passionierter Jäger bekannt, nahm er rege am Bonner Vereinsleben teil. Als Gründungsmitglied des Corps de Chevaliers setzte er sich ab 1980 mit namhaften Bonner Unternehmern für die Unterstützung der Bonner Stadtsoldaten und des karnevalistischen Brauchtums ein. In diesem Rahmen gründete er mit anderen Chevaliers die Senioren- und Jugendhilfe e. V. im Bonner Stadtsoldaten-Corps. Nonnen-Büschers sozial-gesellschaftliches Engagement kam auch durch seine jahrelange Kuratoriumsarbeit in der Bonner Caritas zum Ausdruck, ebenso wie er sich aktiv in der 2004 gegründeten Münster-Stiftung einbrachte und auch dort bis zu seinem Tod 2012 im Kuratorium tätig war.
Den Immobilienbesitz übertrug Walter Nonnen-Büscher 2003 seinen drei Kindern. Gleichzeitig kaufte er sechs Aquarelle und Zeichnungen des Bonner Malers August Macke an und schenkte sie dem Kunstmuseum Bonn. Diese befanden sich bereits als Leihgabe im Kunstmuseum, es hätte einen erheblichen Verlust dargestellt, wären sie anderweitig veräußert worden. Durch sein Mäzenatentum, sein Engagement für die Vereine in der Stadt Bonn und nicht zuletzt durch seine in der Stadt sichtbar gewordenen Aktivitäten als Immobilieninvestor prägte Walter Nonnen-Büscher die Stadt Bonn nachhaltig.
Quellen
Nonnen-Büscher, Walter, „Et sching me e hell Männche ze sin!“ Autobiografie (Selbstverlag), Bonn 2008.
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Hillen, Barbara, Walter Nonnen-Büscher, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/walter-nonnen-buescher/DE-2086/lido/57c9551d1aad33.16097491 (abgerufen am 22.03.2023)