1933 bis 1945 - Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Thomas Roth (Köln/Bonn)

Zeremonie zur Aufnahme der 10-14-jährigen Jungen in das 'Deutsche Jungvolk' der Hitler-Jugend auf dem Düsseldorfer Marktplatz, April 1937 oder 1939. (Stadtarchiv Düsseldorf)

1. Machtübernahme und Herrschaftsausbau

Als die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten im Ja­nu­ar 1933 die Macht über­nah­men, konn­te das Rhein­land nicht als Kern­land der NS-Be­we­gung gel­ten. Wäh­rend die NS­DAP bei den Wah­len vom 5.3.1933 reichs­weit 43,9 Pro­zent er­ziel­te, lag ihr Stim­men­an­teil in den rhei­ni­schen Wahl­krei­sen meist et­wa zehn Pro­zent dar­un­ter. Ein Grund hier­für war die Stär­ke des po­li­ti­schen Ka­tho­li­zis­mus: Die ka­tho­li­sche Zen­trums­par­tei konn­te in der Rhein­pro­vinz 1933 fast drei­mal so vie­le Stim­men wie im Reichs­durch­schnitt er­rin­gen und ge­wann noch zwei Mo­na­te nach der Macht­über­nah­me in Bonn, Aa­chen oder Trier mehr Wäh­ler als die NS­DAP. Auch die Links­par­tei­en er­hiel­ten zu die­sem Zeit­punkt in den rhei­ni­schen Groß­städ­ten noch star­ke Un­ter­stüt­zung, vor al­lem die KPD, die zwi­schen Köln, Duis­burg und Wup­per­tal zwi­schen 18 und 20 Pro­zent der Stim­men be­kam.

Dass die Stär­ke des Ka­tho­li­zis­mus und der lin­ken Ar­bei­ter­be­we­gung ei­ne ge­wis­se Bar­rie­re für die Wahl der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen „Volks­par­tei" bil­de­te, zeigt ein Blick auf die evan­ge­lisch ge­präg­ten Be­zir­ke in Wup­per­tal oder Rem­scheid, im Land­kreis Mo­ers oder im Ober­ber­gi­schen. Hier konn­te die NS­DAP we­sent­lich schnel­ler Fuß fas­sen. Weil dies in der Re­gi­on aber die Aus­nah­me blieb, be­trach­te­te die NS­DAP das „schwar­ze Rhein­land" mit Miss­trau­en. Die auch in der Nach­kriegs­zeit po­pu­lä­re An­sicht, dass ka­tho­li­scher Glau­be und rhei­ni­sche Le­bens­art die Durch­set­zung des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus im Wes­ten des Rei­ches ver­hin­dert hät­ten, er­weist sich bei ge­naue­rer Be­trach­tung aber als Fehl­ein­schät­zung. Auch in der Rhein­pro­vinz schaff­ten es die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten bin­nen we­ni­ger Mo­na­te, ei­ne sta­bi­le Herr­schaft zu er­rich­ten. Ent­spre­chend brach­ten die seit En­de 1933 in­sze­nier­ten Reichs­tags­wah­len und Volks­ab­stim­mun­gen hier kaum an­de­re Er­geb­nis­se als im üb­ri­gen Deut­schen Reich: In den Stimm­be­zir­ken des Rau­mes Köln-Aa­chen und Ko­blenz-Trier blie­ben die Wäh­ler al­len­falls zehn bis 15 Pro­zent un­ter dem je­wei­li­gen Durch­schnitts­wert von über 90 Pro­zent Ja-Stim­men. Die Wahl­er­geb­nis­se zeich­ne­ten das Bild ei­ner gro­ßen Über­ein­stim­mung mit leich­ten Ab­stri­chen.

 

Wich­tig für die ra­sche Eta­blie­rung des NS-Re­gimes im Rhein­land war auch die Neu­be­set­zung von Schlüs­sel­stel­len in Po­li­tik, Ver­wal­tung und Ver­bän­den. Mit Un­ter­stüt­zung ih­rer kon­ser­va­ti­ven Bünd­nis­part­ner zwan­gen die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten nach der Macht­über­nah­me die meis­ten der am­tie­ren­den (Ober-)Bür­ger­meis­ter und Bei­ge­ord­ne­ten, Land­rä­te, Re­gie­rungs­prä­si­den­ten und Be­hör­den­chefs von Po­li­zei und Jus­tiz zum Rück­tritt. An ih­re Stel­le tra­ten meist Ak­ti­vis­ten aus der NS­DAP, SA oder SS. Ab April 1933 wur­den dann auch die mitt­le­ren und un­te­ren Ebe­nen der Be­hör­den in die „Säu­be­rung" ein­be­zo­gen. Be­glei­tet wur­de dies von ver­leum­de­ri­scher Pro­pa­gan­da der NS-Pres­se ge­gen die „Par­tei­buch­be­am­ten" und Re­prä­sen­tan­ten der Wei­ma­rer Re­pu­blik.

Gleich­wohl blieb das Per­so­nal in den Kom­mu­nal­ver­wal­tun­gen, Po­li­zei­prä­si­di­en, Jus­tiz­be­hör­den oder Lehr­an­stal­ten weit­ge­hend un­ver­än­dert. Von Ent­las­sun­gen be­trof­fen wa­ren meist nicht mehr als zwei bis fünf Pro­zent der Be­diens­te­ten, dar­un­ter vor al­lem jü­di­sche Be­am­te so­wie Kom­mu­nis­ten und So­zi­al­de­mo­kra­ten. Die NS-Be­we­gung, die nicht über ge­nü­gend qua­li­fi­zier­te Leu­te ver­füg­te, ver­trau­te auf die Ko­ope­ra­ti­ons­be­reit­schaft der tra­di­tio­nel­len Ver­wal­tungs­stä­be und Funk­ti­ons­eli­ten. Mit Recht: Ein Gro­ß­teil von ih­nen zeig­te sich an­pas­sungs­wil­lig, be­grü­ß­te die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ge­sell­schafts­po­li­tik und such­te Kar­rie­re­chan­cen im neu­en Staat – ob als Ärz­te, Leh­rer, Po­li­zis­ten oder Fi­nanz­be­am­te.

Das Bünd­nis von NS-Be­we­gung und Staats­ap­pa­rat be­währ­te sich auch bei der Aus­schal­tung op­po­si­tio­nel­ler Kräf­te. Mit der Auf­he­bung der wich­tigs­ten Grund­rech­te im Fe­bru­ar 1933 setz­te al­ler­or­ten ei­ne rück­sichts­lo­se Ver­fol­gung von Re­gime­geg­ne­rin­nen und -geg­nern ein. Sie wur­de im Rhein­land für ei­ni­ge Mo­na­te von ei­nem „Hö­he­ren Po­li­zei­füh­rer im Wes­ten" ko­or­di­niert, ei­ner be­reits 1932 ein­ge­rich­te­ten Son­der­dienst­stel­le für die Über­wa­chung und Un­ter­drü­ckung der Ar­bei­ter­be­we­gung an Rhein und Ruhr.

Der Sozialdemokrat und frühere Leiter des Bergisch Gladbacher Arbeitsamtes Peter Walterscheidt wird von der SA nach Verhaftung und Misshandlung vor zahlreichen Zuschauern durch die Stadt geführt und öffentlich bloßgestellt, März 1933. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

 

Die Ver­fol­gungs­maß­nah­men tra­fen zu­nächst die Kom­mu­nis­ten, bald aber auch So­zi­al­de­mo­kra­ten und Ge­werk­schaft­ler, jü­di­sche Men­schen so­wie en­ga­gier­te De­mo­kra­ten. Der von Par­tei und Po­li­zei ent­wi­ckel­te Ter­ror hat­te vie­le Ge­sich­ter: will­kür­li­che Fest­nah­men und öf­fent­li­che De­mü­ti­gun­gen, Gro­ßraz­zi­en und Mas­sen­ver­haf­tun­gen in Ar­bei­ter­hoch­bur­gen wie Köln-Bi­cken­dorf, Düs­sel­dorf-Ger­res­heim oder Wup­per­tal-El­ber­feld, zahl­lo­se Miss­hand­lun­gen und Mor­de.

In­ner­halb we­ni­ger Wo­chen wur­den meh­re­re tau­send Men­schen zu po­li­ti­schen Ge­fan­ge­nen und das Rhein­land von ei­nem Netz von Haft- und Fol­ter­stät­ten über­zo­gen. Dies reich­te von den zahl­rei­chen Po­li­zei- und Jus­tiz­ge­fäng­nis­sen zwi­schen Kle­ve (Kreis Kle­ve) und Trier über kurz­fris­tig ein­ge­rich­te­te La­ger in leer­ste­hen­den Mi­li­tär­bau­ten oder Fa­bri­ken (et­wa in Porz (heu­te Stadt Köln) oder Ber­gisch Glad­bach (Rhei­nisch-Ber­gi­scher Kreis) bis zu den „Brau­nen Häu­sern" der Par­tei so­wie den Prü­gel­kel­lern von SA und SS, die in den Vier­teln der grö­ße­ren Städ­te Schre­cken ver­brei­te­ten. Die wich­tigs­ten Kno­ten­punk­te in die­sem Netz bil­de­ten die Ar­beits­an­stalt Brau­wei­ler, die 1933/1934 als Haf­t­ort für über 2.000 po­li­ti­sche Häft­lin­ge dien­te, so­wie das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger (KZ) Kem­na bei Wup­per­tal, in dem die SA zahl­rei­che Kom­mu­nis­ten und So­zi­al­de­mo­kra­ten aus der nörd­li­chen Rhein­pro­vinz in­ter­nier­te und miss­han­del­te.

Der NS-Staat setz­te zwar En­de 1933 ei­ne stär­ker re­gle­men­tier­te Ver­fol­gung durch, so dass auch die meis­ten der im Rhein­land ent­stan­de­nen Ter­ror­stät­ten (zu­nächst) wie­der ge­schlos­sen wur­den; die of­fe­ne Ge­walt­po­li­tik der ers­ten Mo­na­te hat­te je­doch deut­li­che Spu­ren hin­ter­las­sen. Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren, Be­zie­hungs­net­ze und Selbst­ver­trau­en der Ar­bei­ter­be­we­gung wa­ren weit­ge­hend zer­stört, und auch in der üb­ri­gen Be­völ­ke­rung zeig­te man sich ein­ge­schüch­tert.

Doch war Ein­schüch­te­rung nicht al­les; be­trächt­li­che Tei­le der Ge­sell­schaft stan­den dem neu­en Re­gime auf­ge­schlos­sen ge­gen­über. Auch die rhei­ni­sche Be­völ­ke­rung nahm die Zer­stö­rung von Rechts­staat und De­mo­kra­tie zum Teil zu­stim­mend und weit­ge­hend pas­siv hin. Vie­le schau­ten mit ge­wis­sen Hoff­nun­gen auf das „Drit­te Reich", und auch un­ter je­nen, die im März 1933 nicht NS­DAP ge­wählt hat­ten, wa­ren bald nicht we­ni­ge be­reit, dem neu­en Re­gime ei­ne „Be­wäh­rungs­chan­ce" zu­zu­ge­ste­hen. Man er­war­te­te ein En­de der vor­an­ge­gan­ge­nen so­zia­len und wirt­schaft­li­chen Kri­se, ver­sprach sich vom Na­tio­nal­so­zia­lis­mus na­tio­na­le Grö­ße und po­li­ti­schen Gleich­klang und be­für­wor­te­te die Aus­sicht auf au­to­ri­tä­re Füh­rung, Ge­mein­schafts­bil­dung und Här­te ge­gen po­li­ti­sche und so­zia­le Au­ßen­sei­ter.

Po­si­ti­ve Er­war­tun­gen heg­te man nicht nur im na­tio­nal­kon­ser­va­ti­ven Bür­ger­tum, son­dern auch un­ter rhei­ni­schen In­dus­tri­el­len, in wei­ten Krei­sen des Mit­tel­stan­des oder der par­tei­po­li­tisch nicht ge­bun­de­nen Ar­bei­ter­schaft. Im schicht­über­grei­fen­den ka­tho­li­schen Mi­lieu wa­ren die Po­si­tio­nen ge­gen­über dem neu­en Re­gime breit ge­streut. Das Spek­trum reich­te vom re­pu­blik­freund­li­chen und an­ti­na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Links­ka­tho­li­zis­mus über die kon­ser­va­ti­ve Füh­rung des Zen­trums, die – ver­geb­lich – ei­nen Kom­pro­miss mit den neu­en Macht­ha­bern such­te, bis zu den rechts­ka­tho­li­schen Krei­sen um den Ka­tho­li­schen Aka­de­mi­ker­ver­band oder die Be­ne­dik­ti­ner­ab­tei Ma­ria Laach, wo man die „Macht­er­grei­fung" als ent­schei­den­den Schritt zur Ver­wirk­li­chung ei­nes au­to­ri­tä­ren Stän­de­staa­tes be­grü­ß­te.

Die ka­tho­li­sche Kir­chen­füh­rung, gro­ße Tei­le des rhei­ni­schen Kle­rus und vie­le ka­tho­li­sche Ver­bän­de und Ver­ei­ne such­ten zu­nächst ein Ar­ran­ge­ment mit dem neu­en Re­gime – zwi­schen na­tio­na­ler „Auf­bruch­stim­mung", staats­bür­ger­li­chem Ge­hor­sam und christ­li­chem Selbst­er­halt. Wich­ti­ger Be­zugs­punkt und recht­li­che Grund­la­ge war hier­für das im Ju­li 1933 zwi­schen NS-Re­gie­rung und Va­ti­kan ge­schlos­se­ne Reichs­kon­kor­dat. Der Ver­trag ver­sprach die Frei­heit des Be­kennt­nis­ses wie der Re­li­gi­ons­aus­übung, stell­te den Er­halt der Be­kennt­nis­schu­len wie den Schutz der re­li­giö­sen, kul­tu­rel­len und ka­ri­ta­ti­ven Or­ga­ni­sa­tio­nen in Aus­sicht und gab vor, auch so­zia­le und be­rufs­stän­di­sche Ein­rich­tun­gen des Ka­tho­li­zis­mus an­zu­er­ken­nen. Der Preis hier­für war je­doch, dass Ka­tho­li­ken und Kir­che je­de wei­te­re par­tei­po­li­ti­sche Be­tä­ti­gung ein­stel­len muss­ten.

Vor die­sem ge­sell­schaft­li­chen Hin­ter­grund konn­te der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ziel­stre­big sei­ne Stel­lun­gen aus­bau­en. Der Zer­schla­gung oder Selbst­auf­lö­sung der de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en und Ge­werk­schaf­ten folg­te die Auf­lö­sung der frei ge­wähl­ten Ge­mein­de­rä­te, städ­ti­schen Par­la­men­te so­wie des Pro­vin­zi­al­land­ta­ges. An de­ren Stel­le tra­ten Gre­mi­en, die nur noch be­ra­ten­de Funk­ti­on hat­ten und aus­schlie­ß­lich mit Na­tio­nal­so­zia­lis­ten be­setzt wa­ren. Die Spit­ze der nun nach dem Füh­rer­prin­zip or­ga­ni­sier­ten Pro­vin­zi­al­ver­wal­tung wur­de bald von NS-Ak­ti­vis­ten wie Jo­sef Ter­bo­ven (Ober­prä­si­dent) oder Heinz Haa­ke (Lan­des­haupt­mann) über­nom­men. Glei­ches galt für die Kom­mu­nen, die seit der Deut­schen Ge­mein­de­ord­nung von 1935 in al­len per­so­nal­po­li­ti­schen Fra­gen von lo­ka­len Be­auf­trag­ten der NS­DAP ab­hän­gig wa­ren.

Haft- und Arbeitsanstalten mit 'Schutzhaftgefangenen' aus dem Rheinland und Westfalen, Stand 31.5.1933. (aus: Hermann Daners / Josef Wißkirchen, Was in Brauweiler geschah, Köln, 2006, S. 69.)

 

Als neue re­gio­na­le Macht­zen­tren jen­seits des staat­li­chen Be­hör­den­auf­baus eta­blier­ten sich die Gaue, die ab Mit­te der 1920er Jah­re als Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten der NS-Par­tei ent­stan­den wa­ren und sich meist über meh­re­re Re­gie­rungs­be­zir­ke er­streck­ten. Die rhei­ni­schen Gau­lei­tun­gen mit den Gau­lei­tern Fried­rich Karl Flo­ri­an (Gau Düs­sel­dorf), Jo­sef Grohé (Gau Köln-Aa­chen), Gus­tav Si­mon (Gau Ko­blenz-Trier) und Jo­sef Ter­bo­ven (Gau Es­sen) ge­nos­sen die Rü­cken­de­ckung der Par­tei­spit­ze in Mün­chen und Ber­lin und konn­ten auf ei­nen loya­len Mit­ar­bei­ter­stab so­wie ei­nen schlag­kräf­ti­gen Par­tei­ap­pa­rat mit Hun­der­ten von Kreis- und Orts­grup­pen­lei­tern zu­rück­grei­fen.

Die rhei­ni­schen Gau­lei­ter nah­men nicht nur star­ken Ein­fluss auf die Ar­beit der Kom­mu­nen und die Be­set­zung der Bür­ger­meis­ter­pos­ten, son­dern ent­wi­ckel­ten als „Ge­biets­fürs­ten" zu­neh­mend Ge­wicht ge­gen­über der staat­li­chen Ver­wal­tung in den Re­gio­nen – wenn sie nicht, wie Jo­sef Ter­bo­ven, oh­ne­hin staat­li­che Schlüs­sel­po­si­tio­nen be­setz­ten. Die Gau­lei­tun­gen setz­ten mit­hil­fe ih­rer Macht­mit­tel ei­ge­ne po­li­ti­sche Im­pul­se, trie­ben die Ver­fol­gung von Ju­den und An­ders­den­ken­den vor­an, ver­such­ten die re­gio­na­le Kul­tur­pfle­ge und So­zi­al­po­li­tik zu prä­gen und misch­ten sich in die Per­so­nal­po­li­tik der Be­hör­den ein. Zahl­rei­che par­tei­na­he Or­ga­ni­sa­tio­nen sorg­ten un­ter­des­sen für die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Durch­drin­gung der Ge­sell­schaft und die welt­an­schau­li­che Schu­lung der ver­schie­de­nen so­zia­len Grup­pen. Mit ei­ner Mi­schung aus An­pas­sungs­druck und Auf­stiegs­ver­spre­chen ge­wan­nen sie ei­ne rasch wach­sen­de Zahl von Mit­glie­dern.

Josef Grohé (Mitte) und Franz Binz (links) auf dem Kreisparteitag der NSDAP am 13./14.6.1937 in Gemünd. (Bildsammlung F.A. Heinen, Schleiden)

 

Be­son­de­re Be­deu­tung für die For­mung des „na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Men­schen" hat­te die Er­zie­hung von Ju­gend­li­chen und jun­gen Er­wach­se­nen. De­ren vor­ran­gi­ge Zie­le wa­ren kör­per­li­che wie cha­rak­ter­li­che „Er­tüch­ti­gung", Dis­zi­plin und be­din­gungs­lo­ser „Dienst" an der „Volks­ge­mein­schaft" so­wie die Aus­rich­tung auf die ge­schichts-, geo- und ras­sen­po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen des NS-Sys­tems. Dem dien­te – ne­ben der Schu­le und Ein­rich­tun­gen wie dem „Reichs­ar­beits­dienst" – vor al­lem die Hit­ler-Ju­gend (HJ). Ihr ge­lang es, mit Zwang und Er­leb­nis­an­ge­bo­ten auch im Rhein­land nach und nach bis zu 90 Pro­zent der Ju­gend­li­chen zum Ein­tritt zu be­we­gen. Er­gän­zend zu den Schu­len, Hei­men und La­gern, in de­nen die In­dok­tri­na­ti­on der „nor­ma­len Volks­ge­nos­sen" be­trie­ben wur­de, er­rich­te­te die Par­tei Er­zie­hungs­an­stal­ten für den „Füh­rer­nach­wuchs": Na­tio­nal­po­li­ti­sche Er­zie­hungs­an­stal­ten, Adolf-Hit­ler-Schu­len oder „Or­dens­bur­gen", die un­ter an­de­rem in Bens­berg (heu­te Stadt Ber­gisch Glad­bach), Kö­nigs­win­ter (Rhein-Sieg Kreis) oder Vo­gel­sang in der Ei­fel Ein­rich­tun­gen un­ter­hiel­ten.

Zeremonie zur Aufnahme der 10-14-jährigen Jungen in das 'Deutsche Jungvolk' der Hitler-Jugend auf dem Düsseldorfer Marktplatz, April 1937 oder 1939. (Stadtarchiv Düsseldorf)

 

Ob­gleich die Macht­ent­fal­tung der NS­DAP ih­rem An­spruch nach to­tal war, blieb sie in der Pra­xis lü­cken­haft. Für den Ein­zel­nen be­stan­den wei­ter­hin Aus­weich­mög­lich­kei­ten und Rück­zugs­räu­me. Ei­ne völ­li­ge Un­ter­wer­fung von Staat und Ge­sell­schaft un­ter die „Be­we­gung" wur­de zu kei­ner Zeit er­reicht. Cha­rak­te­ris­tisch für die NS-Herr­schaft war viel­mehr das span­nungs­rei­che Zu­sam­men­spiel von Par­tei und Staats­ap­pa­rat, die Ver­knüp­fung von na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher „Men­schen­füh­rung" und ein­ge­spiel­ten Herr­schafts­tech­ni­ken, welt­an­schau­li­cher For­mie­rung und per­sön­li­chem In­ter­es­se, neu­en po­li­ti­schen Leit­ide­en und ge­sell­schaft­li­chen Tra­di­tio­nen.

2. Öffentliches Leben, Kultur, Wissenschaft

Im öf­fent­li­chen und kul­tu­rel­len Le­ben führ­te die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Macht­ent­fal­tung zu­nächst zu ei­ner star­ken Nor­mie­rung. Dies be­gann bei den Me­di­en: Wäh­rend die Zei­tun­gen der Ar­bei­ter­be­we­gung be­reits 1933 ver­bo­ten wur­den, un­ter­la­gen die ka­tho­li­schen und bür­ger­li­chen Blät­ter der ideo­lo­gi­schen Gleich­schal­tung. Sie ver­lo­ren zu­se­hends an Bo­den ge­gen­über den NS-Or­ga­nen wie dem „West­deut­schen Be­ob­ach­ter" und der „Rhei­ni­schen Lan­des­zei­tung", die bald Hun­dert­tau­sen­de von Rhein­län­de­rin­nen und Rhein­län­dern mit der herr­schen­den Ideo­lo­gie be­kannt mach­ten. Auch der West­deut­sche Rund­funk, der als „Reichs­sen­der Köln" dem Pro­pa­gan­da­mi­nis­te­ri­um un­ter­stellt wur­de, trug zur all­täg­li­chen In­dok­tri­na­ti­on bei.

Marsch der SA-'Hilfspolizei' unter Führung eines Schutzpolizeibeamten in Düsseldorf, 1933. (Stadtarchiv Düsseldorf)

 

Die NS-Ideo­lo­gie soll­te den „Volks­ge­nos­sen" über­dies durch Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen ver­mit­telt wer­den. Ei­ne Viel­zahl von na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Fes­ten, Ge­denk­fei­ern, Auf­mär­schen und Aus­stel­lun­gen, von Kreis- und Gau­ta­gen der NS­DAP, Fah­nen­wei­hen oder Ver­ei­di­gun­gen präg­te das öf­fent­li­che Le­ben und den Ka­len­der. Hin­zu ka­men die Rhein­land-Be­su­che pro­mi­nen­ter Na­tio­nal­so­zia­lis­ten wie Adolf Hit­ler (1889-1945), Her­mann Gö­ring (1893-1946) oder Jo­seph Go­eb­bels, po­pu­lä­re Spek­ta­kel, bei de­nen Schau­lust und po­li­ti­sche Be­geis­te­rung, Füh­rer­kult und Volks­ge­mein­schafts­glau­be aus­ge­lebt wur­den. Wie die ver­schie­de­nen Pro­pa­gan­daele­men­te in­ein­an­der grei­fen soll­ten, lässt sich gut an der 1937 in Düs­sel­dorf ge­zeig­ten „Reichs­aus­stel­lung Schaf­fen­des Volk" zei­gen. Die Schau, die fast sie­ben Mil­lio­nen Be­su­cher an­zog, soll­te dem Pu­bli­kum nicht nur die Leis­tun­gen der deut­schen In­dus­trie, Sied­lungs­pla­nung und Kunst vor Au­gen füh­ren, son­dern dien­te auch als Platt­form für zahl­rei­che na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Wer­be­ver­an­stal­tun­gen und als Büh­ne der NS-Pro­mi­nenz.

Doch auch un­ab­hän­gig von sol­chen Gro­ße­reig­nis­sen ver­än­der­te sich der öf­fent­li­che Raum. Die In­si­gni­en der NS-Herr­schaft, Pro­pa­gan­da­pla­ka­te, Ha­ken­kreuz­fah­nen oder SS-Ban­ner setz­ten sich im Er­schei­nungs­bild der Städ­te und Ge­mein­den fest, neu be­nann­te Stra­ßen und Plät­ze rück­ten Par­tei-Füh­rer oder lo­ka­le „Mär­ty­rer" der NS-Be­we­gung täg­lich ins Be­wusst­sein.

Hitler-Besuch anlässlich der Ausstellung 'Schaffendes Volk' am 2.10.1937 in Düsseldorf, Vorbeifahrt auf der Kaiserstraße. (Stadtarchiv Düsseldorf)

 

Der Ver­ge­gen­wär­ti­gung der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Idee dien­te auch ei­ne auf kla­re Bot­schaf­ten zie­len­de Ar­chi­tek­tur: vom „bo­den­stän­di­gen" Sied­lungs­bau über mo­der­nis­ti­sche Ver­wal­tungs- und In­dus­trie­ge­bäu­de bis zu den neo­klas­si­zis­ti­schen Herr­schafts­bau­ten von Par­tei und Staat. In wel­chem Ma­ße der öf­fent­li­che Raum von der NS-Welt­an­schau­ung über­formt wer­den soll­te, lässt sich an den städ­te­bau­li­chen Pla­nun­gen für Köln, Wup­per­tal, Düs­sel­dorf oder Trier er­ken­nen. Über­di­men­sio­nier­te Par­tei­ge­bäu­de, gi­gan­ti­sche Auf­marsch­plät­ze, Ver­samm­lungs­hal­len und Stra­ßen soll­ten dort an die Stel­le äl­te­rer bau­li­cher Struk­tu­ren tre­ten und den Städ­ten ein völ­lig neu­es Ge­sicht ge­ben. In Düs­sel­dorf er­rich­te­te man be­reits im Rah­men der Aus­stel­lung „Schaf­fen­des Volk" Mus­ter­sied­lun­gen, die die Vor­stel­lun­gen von ei­nem „volks­ge­mein­schaft­li­chen" Bau­en und Woh­nen bei­spiel­haft vor Au­gen führ­ten und nach den na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Mär­ty­rer­fi­gu­ren Al­bert Leo Schla­ge­ter (1894-1923) und Wil­helm Gust­loff (1895-1936) be­nannt wur­den.

Modell Kölns von 1939, das einen Teil der umfassenden Neubauplanungen für die 'Metropole des Westens' vor Augen führt. Unter anderem sollte rechtsrheinisch das 'Gauforum' mit Aufmarschplatz und Versammlungshalle als neues städtisches Zentrum entstehen. Die meisten der Planungen wurden nicht umgesetzt. (Rheinisches Bildarchiv Köln)

 

Zu ei­ner völ­li­gen Um­ge­stal­tung des öf­fent­li­chen Le­bens kam es aber nicht. Ein­mal, da vie­le der ar­chi­tek­to­ni­schen Gro­ßvor­ha­ben und städ­te­bau­li­chen Plä­ne auf­grund des Krie­ges nicht ver­wirk­licht wur­den, zum an­de­ren, weil die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten be­stimm­te kul­tu­rel­le Tra­di­tio­nen er­hal­ten woll­ten. Dies zeigt sich am Um­gang mit Hei­mat­be­we­gung so­wie mit Schüt­zen- und Kar­ne­vals­ver­ei­nen. Zwar be­müh­ten sich die NS-In­stan­zen um die Über­wa­chung, Zen­tra­li­sie­rung und Len­kung des Ver­eins­le­bens. Sie zeig­ten sich aber zu­gleich in­ter­es­siert an ei­ner le­ben­di­gen Brauch­tums­pfle­ge, die der Selbst­dar­stel­lung des Re­gimes als „volks­tüm­lich" und „bo­den­stän­dig" dien­te. Die Par­tei be­dien­te lo­ka­le Tra­di­tio­nen, in­dem sie Trach­ten und Volks­lie­der auf­griff, Volks­fes­te aus­rich­te­te und die Mund­art­dich­tung för­der­te – wie beim 1937 ins Le­ben ge­ru­fe­nen Wett­be­werb „Gol­de­ner Spatz von Wup­per­tal". Und die lo­ka­len Schüt­zen- und Kar­ne­vals­ver­ei­ne konn­ten meist ei­ner kon­se­quen­ten Gleich­schal­tung ent­ge­hen. Sie muss­ten sich al­ler­dings mit den Par­tei­in­stan­zen ab­stim­men und mach­ten in­halt­li­che Zu­ge­ständ­nis­se, et­wa in­dem sie sich zu „Wehr­sport" und na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher „Lei­bes­er­zie­hung" be­kann­ten oder an­ti­se­mi­ti­sche Wa­gen in ih­re Um­zü­ge auf­nah­men.

Antisemitischer Karnevalswagen in Köln, 1936. Die Darstellung gibt einen zynischen Kommentar zur Entrechtung der Juden durch die im Jahr zuvor verabschiedeten 'Nürnberger Gesetzte'. (Kölnisches Stadtmuseum)

 

Auch in den klas­si­schen Kul­tur­ein­rich­tun­gen gab es ne­ben po­li­tisch-ideo­lo­gi­schen Neue­run­gen weit­rei­chen­de Kon­ti­nui­tä­ten, ver­misch­ten sich künst­le­ri­sche Tra­di­tio­nen mit na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Pro­gram­ma­tik. Das Ide­al ei­ner „neu­en deut­schen" und „völ­ki­schen" Kunst führ­te zu spür­ba­ren Ver­än­de­run­gen im rhei­ni­schen Kul­tur­le­ben. Ein wich­ti­ges Si­gnal setz­ten Bi­blio­theks­säu­be­run­gen und öf­fent­li­che Bü­cher­ver­bren­nun­gen, bei de­nen NS-be­geis­ter­te Schü­ler, Ver­tre­ter der zu­nächst von den stu­den­ti­schen Kor­po­ra­tio­nen do­mi­nier­ten, seit An­fang der 1930er Jah­re na­tio­nal­so­zia­lis­tisch aus­ge­rich­te­ten „Deut­schen Stu­den­ten­schaft" so­wie NS-na­he (Uni­ver­si­täts-)Leh­rer mit jü­di­schen Au­to­ren so­wie den Ver­tre­tern von Re­pu­blik und li­te­ra­ri­scher Mo­der­ne ab­rech­ne­ten. Die Kam­pa­gne be­gann mit ei­ner Ak­ti­on der Wup­per­ta­ler HJ am 1.4.1933, er­reich­te Mit­te Mai ih­ren Hö­he­punkt mit Ver­an­stal­tun­gen der Stu­den­ten­schaf­ten in Bonn und Köln so­wie Bü­cher­ver­bren­nun­gen an Schu­len der Rhein­pro­vinz wie in Kle­ve oder Bad Kreuz­nach (Kreis Bad Kreuz­nach) und lief in ei­ni­gen Städ­ten bis in die Som­mer­mo­na­te wei­ter.

In den städ­ti­schen Kul­tur­ein­rich­tun­gen, den Schau­spiel­ensem­bles, Or­ches­tern und Mu­se­en, kam es al­ler­or­ten nach der Macht­über­nah­me zu Ent­las­sun­gen von jü­di­schen und po­li­tisch miss­lie­bi­gen Mit­ar­bei­tern. Im Lau­fe der 1930er Jah­re ver­bann­te man lin­ke Au­to­ren, avant­gar­dis­ti­sche Kom­po­nis­ten und jü­di­sche Künst­ler von den Spiel­plä­nen. Wer­ke mo­der­ner Ma­le­rei wur­den aus Häu­sern wie dem Wall­raf-Ri­ch­artz-, dem Von-der-Heydt- oder dem Folk­wang-Mu­se­um ent­fernt, ver­nich­tet und ver­kauft. Ei­nen Teil der ver­fem­ten Kunst­wer­ke, dar­un­ter auch sol­che der Künst­ler­grup­pe „Jun­ges Rhein­land", prä­sen­tier­ten die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten auf der Pro­pa­gan­da­schau „Ent­ar­te­te Kunst", die im Som­mer 1938 auch in der „Gau­haupt­stadt" Düs­sel­dorf ge­zeigt wur­de.

För­de­rung ge­nos­sen vor al­lem po­li­tisch zu­ver­läs­si­ge „deut­sche" Künst­ler, „volks­na­he" Wer­ke, na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Lehr­stü­cke oder „he­ro­isch-na­tio­na­le" Stof­fe. In den rhei­ni­schen Thea­tern, Opern­häu­sern und Kon­zert­sä­len be­hiel­ten aber auch die „Klas­si­ker" ei­nen wich­ti­gen Platz, eben­so wie die beim Pu­bli­kum be­lieb­ten Un­ter­hal­tungs­stü­cke. Es wa­ren nicht zu­letzt die­se welt­an­schau­lich „neu­tral" ge­hal­te­nen, die „Nor­ma­li­tät" des Re­gimes vor­spie­geln­den Sei­ten der Kul­tur­pro­duk­ti­on, die für ein Funk­tio­nie­ren der NS-Herr­schaft bis ins letz­te Kriegs­jahr sorg­ten.

Bekenntnis der Wuppertaler Bühnen zur 'Deutschen Kunst'. (Stadtarchiv Wuppertal)

 

Auch in den rhei­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten zu Aa­chen, Bonn und Köln und der Me­di­zi­ni­schen Aka­de­mie in Düs­sel­dorf gab es Be­mü­hun­gen um ei­ne „Na­zi­fi­zie­rung" – oh­ne dass je­doch der Wis­sen­schafts­be­trieb zu­guns­ten ei­nes par­tei­ab­hän­gi­gen „Think tank" zer­schla­gen wor­den wä­re. Zwar konn­ten Auf­stei­ger mit „Par­tei­ti­cket" vie­le aka­de­mi­sche Schlüs­sel­po­si­tio­nen er­obern. Viel­fach knüpf­te das lo­ka­le NS-Re­gime aber an die Per­so­nen, Ver­fah­ren und Er­geb­nis­se der eta­blier­ten Wis­sen­schaft an. Auf die­se Wei­se blie­ben auch Spiel­räu­me für zen­trums­na­he oder li­be­ra­le Pro­fes­so­ren und ideo­lo­gie­fer­ne Un­ter­su­chun­gen. Kenn­zeich­nend für die NS-Herr­schaft war je­doch die Ver­knüp­fung von For­schung, welt­an­schau­li­cher Recht­fer­ti­gung und po­li­ti­scher Pra­xis in Schwer­punkt­be­rei­chen wie der Ver­er­bungs­leh­re und „Ras­sen­hy­gie­ne", der Ma­te­ri­al- und Rüs­tungs­for­schung, der ger­ma­ni­schen Al­ter­tums­kun­de oder der Volks­tums- und Kul­tur­raum­for­schung.

Auch die Kul­tur­ab­tei­lung des rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­ver­ban­des mit den Lan­des­mu­se­en in Trier und Bonn folg­te die­ser Li­nie. Sie un­ter­stütz­te For­schun­gen, die die deutsch-ger­ma­ni­sche Prä­gung des west­eu­ro­päi­schen Rau­mes her­vor­he­ben und die Be­deu­tung des ro­ma­ni­schen Kul­tur­er­bes in Fra­ge stel­len soll­ten. Das neu ge­stal­te­te Bon­ner Pro­vin­zi­al­mu­se­um ver­such­te die­ses Ge­schichts­bild mit ei­ner Mi­schung aus wis­sen­schaft­li­cher Gründ­lich­keit, mo­der­nem Aus­stel­lungs­de­sign und ideo­lo­gi­schen Schlag­wor­ten dem „Volk" na­he zu brin­gen.

Hissen der Hakenkreuzfahne vor der Bonner Universität, Februar 1933. (Universitätsarchiv Bonn)

 

3. Wirtschafts- und Sozialpolitik

We­sent­lich für die Fes­ti­gung des NS-Re­gimes wa­ren auch wirt­schafts- und so­zi­al­po­li­ti­sche Ver­spre­chun­gen. Im Mit­tel­punkt stand hier der Ab­bau der Ar­beits­lo­sig­keit, die vor 1933 fast ein Drit­tel der rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung von So­zi­al­leis­tun­gen ab­hän­gig ge­macht hat­te. Die NS-In­stan­zen setz­ten da­ge­gen ver­schie­de­ne, zum Teil be­reits in der Wei­ma­rer Zeit er­prob­te In­stru­men­te ein. Auf der ei­nen Sei­te nö­tig­ten sie Er­werbs­lo­se zur Auf­nah­me von Ar­beit und gin­gen scharf ge­gen Schwarz­ar­beit und „ar­beits­un­wil­li­ge" Un­ter­stüt­zungs­emp­fän­ger vor; auf der an­de­ren Sei­te för­der­ten sie die Rüs­tungs­wirt­schaft und in­iti­ier­ten zahl­rei­che ar­beits­in­ten­si­ve Woh­nungs­bau- und In­fra­struk­tur­pro­jek­te: von den Mus­ter­sied­lun­gen in Düs­sel­dorf über Ka­nal- und Tal­sper­ren­bau­ten – mit dem Gro­ß­pro­jekt der Rur­talsper­re – bis zu Flug­ha­fen- oder Au­to­bah­ner­wei­te­run­gen im Um­feld des „Ver­kehrs­kreu­zes" Köln. Ei­nen Schwer­punkt der re­gio­na­len Wirt­schafts­för­de­rung bil­de­ten das Mes­se­we­sen so­wie die von Rhein­ro­man­tik und Brauch­tum zeh­ren­de, auch auf das west­eu­ro­päi­sche Aus­land aus­ge­rich­te­te Tou­ris­mus­bran­che.

Die im Mai 1936 dem Verkehr übergebene Neandertalbrücke bei Erkrath, Teil der Reichsautobahnstrecke Köln-Düsseldorf. (Stadtarchiv Erkrath)

 

Dass sich die rhei­ni­sche Wirt­schaft im Lau­fe der 1930er Jah­re er­hol­te und die Ar­beits­lo­sen­zah­len zu­rück­gin­gen, hat­te mit die­ser Po­li­tik, aber auch mit der oh­ne­hin fest­zu­stel­len­den Ent­span­nung der Welt­wirt­schaft zu tun. Von der NS-Wirt­schafts­po­li­tik pro­fi­tier­ten be­son­ders die Mon­tan­in­dus­trie und der Ma­schi­nen­bau im Rhein-Ruhr-Raum, wäh­rend rüs­tungs­fer­ne In­dus­tri­en oder der in Düs­sel­dorf und in Köln aus­ge­präg­te Dienst­leis­tungs­sek­tor ei­nen schwä­che­ren Auf­schwung er­leb­ten. Dies galt eben­so für die grenz­na­hen Ge­bie­te zwi­schen Aa­chen und Trier, die bis 1936 ent­mi­li­ta­ri­siert wa­ren und da­nach aus mi­li­tär­stra­te­gi­schen Grün­den kei­ne be­son­de­re rüs­tungs­in­dus­tri­el­le För­de­rung er­hiel­ten. Mit dem 1938 be­gon­ne­nen Bau des West­walls kam man aber auch im rhei­ni­schen Grenz­raum der Voll­be­schäf­ti­gung na­he.

Der Rück­gang der Ar­beits­lo­sig­keit fes­tig­te die Zu­stim­mung der Be­völ­ke­rung zum NS-Re­gime. Zwar klag­ten vie­le Ar­bei­ter über die De­cke­lung der Löh­ne und stei­gen­de Prei­se bei Kon­sum­gü­tern, zwar wur­den sie vie­ler in­ner­be­trieb­li­cher Rech­te und Mit­spra­che­mög­lich­kei­ten be­raubt, vor dem Hin­ter­grund der zu­rück­lie­gen­den Wirt­schafts­kri­se wur­de die Ar­beits­si­tua­ti­on der 1930er Jah­re aber meist eher po­si­tiv ge­se­hen. Dies galt um­so mehr, als der bald be­merk­ba­re Fach­ar­bei­ter­man­gel auch Chan­cen auf Lohn­er­hö­hun­gen und die Ver­bes­se­rung des Le­bens­stan­dards er­öff­ne­te.

In den länd­li­chen Ge­bie­ten be­weg­te sich die Stim­mung zwi­schen Ein­ver­ständ­nis und Un­zu­frie­den­heit. Als Ge­währs­leu­te der herr­schen­den „Blut und Bo­den"-Ideo­lo­gie er­fuh­ren die Bau­ern zwar be­son­de­re För­de­rung. Die Ein­bin­dung in ei­ne na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Stan­des­or­ga­ni­sa­ti­on und die Ver­su­che des Re­gimes, die bäu­er­li­che Le­bens­wei­se mit ger­ma­ni­scher Sym­bo­lik zu über­for­men, stie­ßen bei den ka­tho­li­schen Land­wir­ten des Rhein­lan­des je­doch auf Skep­sis. Die neu­en Re­ge­lun­gen für Pro­duk­ti­on und Han­del land­wirt­schaft­li­cher Er­zeug­nis­se wur­den durch­aus be­grü­ßt, von man­chen Bau­ern aber auch als über­mä­ßi­ger Ein­griff in ih­re ge­wohn­te Er­werbs- und Wirt­schafts­wei­se be­trach­tet. Schlie­ß­lich führ­te das na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Erb­hof­recht, das ei­ne Zer­split­te­rung des bäu­er­li­chen Grund­be­sit­zes ver­hin­dern woll­te, in den rhei­ni­schen Real­tei­lungs­ge­bie­ten zu Miss­stim­mun­gen – oh­ne, dass es je­doch zu grö­ße­ren Pro­tes­ten ge­kom­men wä­re.

Ne­ben Ar­beits­be­schaf­fung und völ­ki­scher Agrar­po­li­tik soll­ten so­zi­al­po­li­ti­sche Leis­tun­gen für „ver­dien­te Volks­ge­nos­sen" die At­trak­ti­vi­tät des NS-Staa­tes stei­gern. Von gro­ßer Be­deu­tung hier­für wa­ren Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen wie die von Ro­bert Ley ge­führ­te „Deut­sche Ar­beits­front" (DAF) und die „Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Volks­wohl­fahrt" (NSV). Die DAF, 1933 an­stel­le der Ge­werk­schaf­ten ge­grün­det, um al­le „schaf­fen­den Deut­schen" klas­sen­über­grei­fend zu „be­treu­en", fand vor al­lem durch ih­re Ab­tei­lung „Kraft durch Freu­de", durch Be­triebs­fes­te, Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen oder er­schwing­li­che Fe­ri­en­rei­sen po­si­ti­ve Re­so­nanz. Auch die NSV ver­such­te den Glau­ben an die Er­run­gen­schaf­ten der „Volks­ge­mein­schaft" zu för­dern, in­dem sie Spen­den­samm­lun­gen für Be­dürf­ti­ge, Ge­schenk­ak­tio­nen und Schul­spei­sun­gen or­ga­ni­sier­te, ei­ge­ne Kin­der­gär­ten be­trieb, die Kin­der­land­ver­schi­ckung und das Hilfs­werk „Mut­ter und Kind" or­ga­ni­sier­te und die Ju­gend­für­sor­ge aus­bau­te.

Panzersperren des Westwalls durchziehen die Eifel nahe Brandscheid, 1944/45. (o.A.)

 

Par­tei­li­che „Für­sor­ge" und staat­li­che Wohl­fahrts­leis­tun­gen wa­ren je­doch meist mit ei­ner so­zia­len Be­gut­ach­tung und erb­bio­lo­gi­schen Prü­fung ver­bun­den. Sie ka­men nur de­nen zu­gu­te, die als „er­zie­hungs­fä­hig", po­li­tisch un­be­denk­lich und „erb­ge­sund" gal­ten, und wa­ren un­trenn­bar ver­knüpft mit der Aus­gren­zung von Un­an­ge­pass­ten und „Min­der­wer­ti­gen". Zu­dem war die Für­sor­ge mit kla­ren fa­mi­li­en- und ge­schlech­ter­po­li­ti­schen Leit­bil­dern ver­knüpft. Die NS-Po­li­tik be­trach­te­te die Fa­mi­lie als so­zia­le und bio­lo­gi­sche „Keim­zel­le des Vol­kes" und sah für Frau­en vor al­lem die „na­tur­ge­ge­be­ne" Rol­le als Haus­frau, Mut­ter und „Er­zeu­ge­rin erb­ge­sun­den Nach­wuch­ses" vor. Das si­gna­li­sier­ten auch spe­zi­el­le Er­zie­hungs­plä­ne für Frau­en und Mäd­chen in der Schu­le, im „Bund deut­scher Mä­del" (BDM) oder in der NS-Frau­en­schaft, In­itia­ti­ven zur Ver­drän­gung von Frau­en aus Stu­di­um und Be­ruf so­wie Prä­mi­en und Aus­zeich­nun­gen für „ge­bär­freu­di­ge Volks­ge­nos­sin­nen".

Die Aus­rich­tung auf das Ide­al­bild der „deut­schen Mut­ter" wur­de je­doch wie­der­holt in­fra­ge ge­stellt – nicht nur durch Frau­en, die sich den fa­mi­li­en­po­li­ti­schen Vor­ga­ben oder sitt­li­chen Nor­men des Re­gimes ent­zo­gen, son­dern auch von Sei­ten der Wirt­schaft, die un­ver­än­dert auf das weib­li­che Ar­beits­kräf­te­re­ser­voir zu­griff. Zu­mal im Zwei­ten Welt­krieg: Im Be­zirk des Lan­des­ar­beits­amts Rhein­land nahm die Zahl der er­werbs­tä­ti­gen Frau­en zwi­schen 1938 und 1943 um knapp 30 Pro­zent zu, wäh­rend die re­gio­na­le Pres­se­pro­pa­gan­da zu­neh­mend den „Ar­beits-" und „Kriegs­ein­satz" der „Volks­ge­nos­sin­nen" her­vor­hob.

4. Verfolgung, Widerstand, Verweigerung

Um die Ein­sprü­che, Ver­wei­ge­rungs­ver­su­che und Wi­der­stands­hand­lun­gen zu un­ter­bin­den, die trotz all­ge­mei­ner Un­ter­stüt­zungs- und An­pas­sungs­be­reit­schaft die NS-Herr­schaft be­glei­te­ten, ent­wi­ckel­te das Re­gime ei­nen viel­glied­ri­gen Ver­fol­gungs­ap­pa­rat, er­wei­ter­te Kon­troll­mög­lich­kei­ten und neue Straf­vor­schrif­ten. Zen­tra­le Ver­fol­gungs­in­stanz war die Ge­hei­me Staats­po­li­zei (Ge­sta­po), die über na­he­zu un­be­schränk­te Be­fug­nis­se ver­füg­te: von der will­kür­li­chen Ver­haf­tung über die un­be­schränk­te Un­ter­brin­gung in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern bis zur ge­ziel­ten Fol­ter und plan­mä­ßi­gen Tö­tung. Sie wur­de un­ter­stützt von den an­de­ren Po­li­zei­ein­hei­ten, der Jus­tiz mit ih­ren ex­tra für po­li­ti­sche De­lik­te ge­schaf­fe­nen Son­der­ge­rich­ten, den Ver­wal­tungs­be­hör­den und der Par­tei. Da selbst in den rhei­ni­schen Groß­städ­ten auf ei­nen Ge­sta­po­be­am­ten meh­re­re tau­send Ein­woh­ner ka­men, war die Staats­po­li­zei auch auf die Zu­lie­fer­diens­te der „Volks­ge­nos­sen" an­ge­wie­sen. Die „Mit­tei­lungs­be­reit­schaft" von De­nun­zi­an­ten bil­de­te den Aus­gangs­punkt zahl­rei­cher Er­mitt­lun­gen und Straf­maß­nah­men.

Ge­gen­stand der Ver­fol­gung wa­ren Un­muts­äu­ße­run­gen ge­gen­über der ak­tu­el­len Po­li­tik oder Be­lei­di­gun­gen von NS-Pro­mi­nen­ten, aber auch op­po­si­tio­nel­le Be­stre­bun­gen. Den ent­schie­dens­ten Wi­der­stand ge­gen das NS-Re­gime leis­te­ten die im Rhein­land or­ga­ni­sa­to­risch fest ver­an­ker­ten Kom­mu­nis­ten. Sie hat­ten sich auf die Il­le­ga­li­tät vor­be­rei­tet und ver­such­ten vor al­lem in den städ­ti­schen Bal­lungs­räu­men, In­dus­trie- und Berg­bau­zen­tren zwi­schen Duis­burg, Aa­chen, Wup­per­tal und Köln auf ein bal­di­ges En­de der Dik­ta­tur hin­zu­ar­bei­ten. Sie or­ga­ni­sier­ten Hil­fe­leis­tun­gen für ver­haf­te­te „Ge­nos­sen", hiel­ten Kon­takt zu emi­grier­ten Funk­tio­nä­ren und Füh­rungs­ka­dern jen­seits der West­gren­ze und wa­ren be­müht, mit Bro­schü­ren, Flug­blät­tern oder Wand­pa­ro­len ei­ne an­ti­fa­schis­ti­sche „Ge­gen­öf­fent­lich­keit" auf­zu­bau­en, um den Glau­ben an den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zu er­schüt­tern.

Der of­fe­ne Wi­der­stand und das Fest­hal­ten der KPD an ge­wohn­ten Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren er­leich­ter­ten den Zu­griff der staat­li­chen Ver­fol­gungs­in­stan­zen. Noch 1933 setz­te ei­ne Se­rie von Ver­haf­tungs­ak­tio­nen und Ge­richts­pro­zes­sen ein, die al­le grö­ße­ren Städ­te des Rhein­lan­des er­fass­te und in we­ni­gen Jah­ren meh­re­re tau­send Kom­mu­nis­ten in die Hän­de von Ge­sta­po und Jus­tiz brach­te. Auch wenn die KPD auf­grund die­ser Rück­schlä­ge ih­re Wi­der­stands­stra­te­gie ver­än­der­te, hielt sie an ih­ren grund­sätz­li­chen Zie­len fest. Spä­tes­tens 1936/1937 je­doch wa­ren die KPD-Struk­tu­ren im ge­sam­ten Wes­ten zer­schla­gen und ein Gro­ß­teil der Funk­tio­nä­re saß im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger oder Zucht­haus. Die in Frei­heit ver­blie­be­nen Kom­mu­nis­ten zo­gen sich nun in Klein­grup­pen zu­rück und wur­den erst ge­gen Kriegs­en­de wie­der ak­tiv.

Die Frau als Garantin der 'Volksgesundheit'. Ausstellungsplakat, Köln, 1933. (Rheinisches Bildarchiv Köln)

 

Der Rück­zug auf ab­ge­schot­te­te Ge­sin­nungs­ge­mein­schaf­ten war in so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Krei­sen be­reits seit 1933 ver­brei­tet. Zwar ent­wi­ckel­ten sich auch aus den Rei­hen der SPD und der lin­ken Ge­werk­schaf­ten of­fe­ne Wi­der­stands­ak­ti­vi­tä­ten, Flug­blatt- und Auf­klä­rungs­ak­tio­nen oder Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dun­gen zu Exil­or­ga­ni­sa­tio­nen. Or­ga­ni­sa­ti­ons­kul­tur und Selbst­ver­ständ­nis der SPD sorg­ten je­doch viel­fach für po­li­ti­sche Zu­rück­hal­tung. Op­po­si­tio­nel­le So­zi­al­de­mo­kra­ten bil­de­ten häu­fig eher un­auf­fäl­lig wir­ken­de Le­se- und Dis­kus­si­ons­zir­kel, in de­nen die po­li­ti­sche La­ge er­ör­tert und die Tra­di­tio­nen der Ar­bei­ter­be­we­gung be­wahrt wer­den soll­ten. Spä­tes­tens seit Mit­te der 1930er Jah­re wa­ren die Aus­sich­ten für ei­ne of­fe­ne Op­po­si­ti­on oh­ne­hin düs­ter. Das NS-Re­gime hat­te durch Zwang und Zu­wen­dun­gen die Bin­de­kräf­te der Ar­bei­ter­be­we­gung ge­schwächt oder zer­stört und sich bei wei­ten Tei­len der Be­völ­ke­rung An­se­hen ver­schafft: Der Ar­bei­ter­wi­der­stand er­schien als „Wi­der­stand oh­ne Volk".

In den Blick­punkt von Par­tei und Be­hör­den rück­ten so­mit ver­stärkt Ver­wei­ge­rungs­hand­lun­gen von Chris­ten, die den na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Zu­griff auf das kirch­li­che Le­ben nicht hin­neh­men woll­ten. Dies be­traf vor al­lem die gläu­bi­gen Ka­tho­li­ken. Denn Par­tei und Staat woll­ten sich schon bald nach dem 1933 ge­schlos­se­nen Kon­kor­dat nicht mehr an den ver­ein­bar­ten Kom­pro­miss hal­ten. Sie ver­such­ten den Ein­fluss des rhei­ni­schen Ka­tho­li­zis­mus auf das öf­fent­li­che Le­ben dras­tisch zu be­schnei­den und die ka­tho­li­schen Lai­en­or­ga­ni­sa­tio­nen auf ei­nen eng ab­ge­steck­ten kirch­lich-re­li­giö­sen Be­reich zu­rück­zu­drän­gen. Dop­pel­mit­glied­schaf­ten in ka­tho­li­schen und NS-Or­ga­ni­sa­tio­nen wur­den un­ter­sagt, die ka­tho­li­schen Ju­gend­ver­bän­de in ih­rer Be­we­gungs­frei­heit ein­ge­engt und schlie­ß­lich ver­bo­ten, die ka­tho­li­sche Ar­bei­ter­be­we­gung und das Pres­se­we­sen bis En­de der 1930er Jah­re un­ter­drückt, der Ein­fluss der Geist­lich­keit auf das Schul­we­sen be­sei­tigt und zahl­rei­che christ­lich ge­führ­te Hei­me und An­stal­ten der NSV über­ge­ben. Die ka­tho­li­schen Or­den hat­ten mit Ver­fol­gungs- und Pro­pa­gan­da­kam­pa­gnen we­gen De­vi­sen­ver­ge­hen und „Sitt­lich­keits­ver­bre­chen" zu tun und wa­ren seit den 1940er Jah­ren von Ent­eig­nun­gen be­droht.

Ausdehnung des illegalen Vertriebsnetzes der Duisburger Brotfabrik 'Germania', einer Verteilerzentrale für sozialdemokratische Schriften. (DGB/IG Metall Duisburg)

 

In den Diö­ze­sen Aa­chen, Trier und Köln hielt man lan­ge Zeit an ei­nem ko­ope­ra­ti­ven Kurs fest und stell­te die staats­po­li­ti­sche Loya­li­tät der Kir­che nicht in Fra­ge; die Bi­schö­fe Franz Ru­dolf Bor­ne­was­ser (Trier) und Jo­seph Vogt (Aa­chen) be­kann­ten sich an­fäng­lich of­fen zum „na­tio­na­len Neu­auf­bau". Die Kir­chen­lei­tun­gen er­ho­ben je­doch in­tern Ein­spruch ge­gen die kir­chen­feind­li­che Po­li­tik und setz­ten sich in Pre­dig­ten, Hir­ten­wor­ten oder Schrif­ten mit den an­ti­kle­ri­ka­len Kam­pa­gnen der NS­DAP aus­ein­an­der. Die 1934 vom Köl­ner Erz­bi­schof Karl Jo­seph Kar­di­nal Schul­te ge­grün­de­te, vom Dom­vi­kar Jo­seph Teusch ge­lei­te­te „Ab­wehr­stel­le ge­gen die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche an­ti­christ­li­che Pro­pa­gan­da" be­fass­te sich in meh­re­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen kri­tisch mit der NS-Ideo­lo­gie.

Franz Rudolf Bornewasser, Porträt. (Stadtbibliothek/ Stadtarchiv Trier)

 

Par­al­lel da­zu be­gan­nen en­ga­gier­te Lai­en und Geist­li­che sich dem staat­li­chen Druck zu wi­der­set­zen: Ju­gend­grup­pen hiel­ten so lan­ge wie mög­lich an ih­ren Ak­ti­vi­tä­ten fest und Pfar­rer be­müh­ten sich um ei­ne re­gel­mä­ßi­ge re­li­giö­se Un­ter­rich­tung von Frau­en und Ju­gend­li­chen; Gläu­bi­ge spra­chen sich bei Un­ter­schrif­ten­ak­tio­nen ge­gen die Ab­schaf­fung der Be­kennt­nis­schu­le aus, Geist­li­che nah­men von der Kan­zel aus kri­tisch Stel­lung und gut be­such­te Got­tes­diens­te, Pro­zes­sio­nen und Wall­fahr­ten de­mons­trier­ten die Le­ben­dig­keit des Ka­tho­li­zis­mus – am deut­lichs­ten auf den Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen in Keve­la­er (Kreis Kle­ve), der Trie­rer Hei­lig-Rock-Wall­fahrt (1933) und der Aa­che­ner Hei­lig­tums­fahrt (1937). Meist ging es bei sol­chen Ak­ti­vi­tä­ten je­doch zu­erst um die Ver­tei­di­gung der Glau­bens­ge­mein­schaft und des kirch­li­chen Rau­mes ge­gen den na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Zu­griff, um Ab­stand von der herr­schen­den Welt­an­schau­ung, nicht aber um ei­ne grund­sätz­li­che Kri­tik und Zu­rück­drän­gung des Re­gimes.

Erst im Lau­fe des Zwei­ten Welt­krie­ges ent­schie­den sich die Bi­schö­fe von Trier, Franz Ru­dolf Bor­ne­was­ser, und Köln, Jo­seph Kar­di­nal Frings, da­für, die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen des NS-Re­gimes auch öf­fent­lich an­zu­spre­chen. Wi­der­stand blieb die Sa­che Ein­zel­ner oder klei­ner Grup­pen – wie ei­ni­ger Geist­li­cher im Um­feld des Düs­sel­dor­fer „Ju­gend­hau­ses", die 1936 we­gen Kon­tak­ten zu kom­mu­nis­ti­schen Ju­gend­grup­pen ver­haf­tet wur­den, oder des Köl­ner Ket­te­ler-Haus-Krei­ses, der re­gime­kri­ti­sche Ka­tho­li­ken zu po­li­ti­schen Ge­sprä­chen zu­sam­men­brach­te und Kon­tak­te zur Grup­pe des 20. Ju­li 1944 ent­wi­ckel­te.

Dass christ­li­che Ver­wei­ge­rung vor al­lem auf die Ver­tei­di­gung des kirch­li­chen Rau­mes ge­rich­tet war, galt auch für den evan­ge­li­schen Be­reich und die „Be­ken­nen­de Kir­che", die et­wa in Wup­per­tal, Düs­sel­dorf und Es­sen wich­ti­ge Ak­ti­vi­täts­zen­tren hat­te. Ihr Haupt­geg­ner war die 1932 ent­stan­de­ne „Glau­bens­be­we­gung Deut­sche Chris­ten", die mit Un­ter­stüt­zung des NS-Staa­tes ei­ne vom Füh­rer­prin­zip be­stimm­te, „völ­kisch" aus­ge­rich­te­te und ge­gen Bol­sche­wis­mus und Ju­den­tum in Stel­lung ge­brach­te Kir­che schaf­fen woll­te. Die Ver­tre­ter der „Be­ken­nen­den Kir­che", die sich im Mai 1934 mit der Bar­mer Er­klä­rung ei­ne ge­mein­sa­me Grund­la­ge ga­ben, lehn­ten ei­ne Ver­knüp­fung von christ­li­cher Ver­kün­di­gung und herr­schen­der Welt­an­schau­ung ab, kri­ti­sier­ten das von den „Deut­schen Chris­ten" er­rich­te­te au­to­ri­tä­re Kir­chen­re­gi­ment und ver­kün­de­ten ein „Not­recht" ge­gen die An­sprü­che des to­ta­len Staa­tes. Die ins Le­ben ge­ru­fe­nen „frei­en" Ge­mein­den, Pres­by­te­ri­en und Syn­oden un­ter­la­gen zwar po­li­zei­li­cher Über­wa­chung und Ein­schüch­te­rung, so lan­ge sich die „Be­ken­nen­den" auf den in­ner­kirch­li­chen Kon­flikt kon­zen­trier­ten, blie­ben sie aber von wei­ter­ge­hen­den Sank­tio­nen ver­schont.

An­ders war dies bei den Zeu­gen Je­ho­vas. Da die „In­ter­na­tio­na­len Bi­bel­for­scher" den to­ta­li­tä­ren An­spruch des NS-Re­gimes grund­sätz­lich in Fra­ge stell­ten, in­dem sie auf ih­rer Mis­sio­nie­rungs­pra­xis be­harr­ten und die Par­tei­mit­glied­schaft eben­so ver­wei­ger­ten wie die Teil­nah­me an Wah­len und den Kriegs­dienst, war ih­nen die Glau­bens­aus­übung ver­bo­ten. Wie sich beim Blick auf die Bi­bel­for­scher­grup­pen in Köln oder Düs­sel­dorf zeigt, wur­den die Zeu­gen Je­ho­vas deut­lich pau­scha­ler ver­folgt als die an­de­ren christ­li­chen Kir­chen, wo Ge­fäng­nis­stra­fen und Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger vor al­lem je­ne tra­fen, die durch of­fe­ne Pro­tes­te oder Kon­tak­te zu op­po­si­tio­nel­len Grup­pen auf­fie­len.

Der Münsteraner Bischof von Galen zeigt das Aachener Marienkleid während der Heiligtumsfahrt 1937. (KirchenZeitung für das Bistum Aachen / einhard verlag gmbh)

 

5. Soziale Ausgrenzung und Rassenpolitik

Aus­gren­zung traf nicht nur die po­li­ti­schen Geg­ner des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, son­dern auch je­ne, die nicht den Leis­tungs- und Ver­hal­ten­s­an­for­de­run­gen des NS-Re­gimes ent­spra­chen. Die Ver­fol­gung so­zia­ler Au­ßen­sei­ter war we­sent­lich für die Her­aus­bil­dung der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen „Volks­ge­mein­schaft". Be­trof­fen hier­von wa­ren auch die Ho­mo­se­xu­el­len, de­ren Le­bens­wei­se als „ge­fähr­li­che Seu­che" galt. Ih­re in den rhei­ni­schen Groß­städ­ten, vor al­lem in Köln und Düs­sel­dorf be­son­ders aus­ge­präg­te Sub­kul­tur wur­de durch Raz­zi­en, Ver­haf­tungs­ak­tio­nen und Lo­kal­schlie­ßun­gen so­wie die Ver­hän­gung von Ge­fäng­nis­stra­fen und KZ-Haft nach und nach zer­stört. Auch ge­wöhn­li­che Rück­fall­straf­tä­ter und die so ge­nann­ten „Aso­zia­len", Rand­grup­pen wie Bett­ler, Land­strei­cher, Un­ter­halts­säu­mi­ge, Pro­sti­tu­ier­te oder se­xu­ell von der Norm ab­wei­chen­de Frau­en, wa­ren mit Ent­rech­tung und ver­schärf­ter Ver­fol­gung kon­fron­tiert. Zu den Op­fern des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zähl­ten auch die Je­ni­schen, die sich als fah­ren­de Händ­ler, Ta­ge­löh­ner oder Wan­der­hand­wer­ker ver­ding­ten und vor al­lem in Ei­fel und Huns­rück leb­ten. Sie wur­den von den NS-In­stan­zen teil­wei­se „ras­sen­hy­gie­nisch" er­fasst und häu­fig in die Ver­fol­gungs­maß­nah­men ge­gen „Zi­geu­ner" ein­be­zo­gen.

Das In­stru­men­ta­ri­um der Ver­fol­gung von Rand­grup­pen reich­te von der will­kür­li­chen Ver­haf­tung bis zur dau­er­haf­ten, nicht sel­ten töd­lich en­den­den Un­ter­brin­gung in Ar­beits-, Si­che­rungs­an­stal­ten und Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern. Die Ver­fol­gungs­in­stan­zen – un­ter ih­nen Kri­mi­nal­po­li­zei, Jus­tiz und So­zi­al­be­hör­den – folg­ten da­bei im Lau­fe der NS-Zeit im­mer stär­ker der Auf­fas­sung, es han­de­le sich bei den Be­trof­fe­nen um erb­lich be­las­te­te „Min­der­wer­ti­ge" und „Schäd­lin­ge am Volks­kör­per", von de­nen die Ge­sell­schaft „ge­säu­bert" wer­den müs­se.

Wel­che Aus­wir­kun­gen sol­che „ras­sen­hy­gie­ni­schen" Vor­stel­lun­gen ha­ben konn­ten, zeig­te sich be­reits mit dem „Ge­setz zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses" vom Ju­li 1933. Mit sei­ner Hil­fe soll­ten Krank­hei­ten, die als schäd­lich für die „ras­si­sche Sub­stanz des Vol­kes" gal­ten, dau­er­haft „aus­ge­merzt" und Er­krank­te an der Fort­pflan­zung ge­hin­dert wer­den. Das Ge­setz sah die mas­sen­wei­se Zwangs­ste­ri­li­sa­ti­on  von Be­hin­der­ten, psy­chisch Kran­ken, so­zi­al Schwa­chen und Süch­ti­gen vor und be­trau­te mit die­ser Auf­ga­be ne­ben be­son­de­ren „Erb­ge­sund­heits­ge­rich­ten" vor al­lem die lo­ka­le Ge­sund­heits­ver­wal­tung und Ärz­te­schaft. Ein gro­ßer Teil der Me­di­zi­ner in den Äm­tern, Kran­ken­häu­sern, rhei­ni­schen Voll­zugs- oder Heil- und Pfle­ge­an­stal­ten ar­bei­te­te ak­tiv an der „Au­far­tung des deut­schen Vol­kes" mit – auch in evan­ge­li­schen Häu­sern. So traf das „Erb­kran­ken­ge­setz" al­lein im Rhein­land meh­re­re zehn­tau­send Men­schen, von Psych­ia­trie­pa­ti­en­ten über Ar­beits­haus­in­sas­sen bis zu Für­sor­ge­zög­lin­gen und Hilfs­schü­lern. Ei­ne ge­son­der­te Op­fer­grup­pe der NS-Ste­ri­li­sa­ti­ons­po­li­tik stell­ten die „Rhein­land­bas­tar­de" dar, meh­re­re hun­dert Kin­der deut­scher Müt­ter und far­bi­ger Sol­da­ten aus der Zeit der al­li­ier­ten Rhein­land­be­set­zung, die im Rah­men ei­ner Ge­heim­ak­ti­on er­fasst wur­den.

Reichsgesetzblatt vom 25.7.1933 mit der Verkündung des 'Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses'. (o.A.)

 

Die letz­te Kon­se­quenz der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ge­sell­schafts­po­li­tik, die den Men­schen nur nach Kos­ten und „volks­ge­mein­schaft­li­chem" Nut­zen, Erb­wert, An­pas­sungs- und Leis­tungs­fä­hig­keit be­ur­teil­te, stell­te der Mord an den psy­chisch Kran­ken und Be­hin­der­ten dar. Die im Som­mer 1939 be­gon­ne­ne Ak­ti­on zur „Ver­nich­tung un­wer­ten Le­bens" lief im Wes­ten zwar mit Ver­zö­ge­run­gen an, doch wur­den auch im Rhein­land Tau­sen­de von Kran­ken per Mel­de­bo­gen er­fasst, von Ärz­ten „aus­ge­son­dert" und über die Zwi­schen­an­stal­ten An­der­nach und Galk­hau­sen in Tö­tungs­an­stal­ten über­führt.

Der im Au­gust 1941 ab­ge­bro­che­nen, zen­tral ge­steu­er­ten Ver­nich­tungs­ak­ti­on folg­ten de­zen­tral or­ga­ni­sier­te Trans­por­te und Tö­tun­gen, an de­nen die re­gio­na­le Me­di­zi­nal­ver­wal­tung und die rhei­ni­schen Gau­lei­ter ho­hen An­teil hat­ten. Ab 1942 wur­den meh­re­re tau­send Psych­ia­trie­pa­ti­en­ten aus rhei­ni­schen An­stal­ten (et­wa in Bad Kreuz­nach, Bed­burg-Hau (Kreis Kle­ve), Bonn, Dü­ren (Kreis Dü­ren), Düs­sel­dorf-Gra­fen­berg, Mön­chen­glad­bach, Neuss (Rhein-Kreis Neuss) oder Zül­pich/Klos­ter Ho­ven (Kreis Eus­kir­chen) „ver­legt" und um­ge­bracht, weil man ih­re Bet­ten für ver­letz­te Sol­da­ten und Kran­ke aus den bom­ben­ge­fähr­de­ten Ge­bie­ten re­kla­mier­te. Die rhei­ni­sche Pro­vin­zi­al­ver­wal­tung, zen­tra­ler Trä­ger der re­gio­na­len Kran­ken­ver­sor­gung und Be­trei­ber zahl­rei­cher Heil- und Pfle­ge­an­stal­ten, war ma­ß­geb­lich an den An­stalts­räu­mun­gen be­tei­ligt und leis­te­te so we­sent­li­che Vor­ar­bei­ten für die Pa­ti­en­ten­tö­tun­gen.

Verwaltungsgebäude der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen (heute Langenfeld). Hier sammelte man 1940/41 psychisch Kranke aus der gesamten Rheinprovinz. Schätzungsweise 1.000 Patienten wurden anschließend nach Hadamar gebracht, wo sie ermordet w. (o.A.)

 

Die Ras­sen­po­li­tik rich­te­te sich nicht nur ge­gen die ver­meint­lich „Min­der­wer­ti­gen" und „Erb­kran­ken", son­dern auch ge­gen je­ne, die in der NS-Ideo­lo­gie als „fremd­völ­kisch" gal­ten. Die jü­di­sche Be­völ­ke­rung (die et­wa 1 Pro­zent der Ge­samt­be­völ­ke­rung aus­mach­te) un­ter­lag seit 1933 ei­nem Trom­mel­feu­er von Aus­gren­zungs­maß­nah­men: Jü­di­sche Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wur­den aus dem öf­fent­li­chen Dienst, den Pfle­ge- und Rechts­be­ru­fen ver­drängt, sie ver­lo­ren ih­ren an­ge­stamm­ten Platz im Kul­tur­le­ben, wur­den mit den „Nürn­ber­ger Ge­set­zen" 1935 zu Staats­an­ge­hö­ri­gen zwei­ter Klas­se er­klärt so­wie schar­fen Kon­takt- und Ehe­ver­bo­ten ge­gen­über „Deutsch­blü­ti­gen" un­ter­wor­fen. Auch in den Schu­len setz­ten die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten die „Ras­sen­tren­nung" durch. Boy­kott­maß­nah­men der NS-Par­tei, die an­ti­se­mi­ti­sche Wirt­schafts­po­li­tik der Kom­mu­nen und der Druck von Ban­ken und Han­dels­kam­mern ver­an­lass­ten vie­le jü­di­sche Ge­schäfts­leu­te be­reits kurz nach der Macht­über­nah­me da­zu, ih­ren Be­sitz an „ari­sche" Käu­fer ab­zu­ge­ben. Für al­le sicht­bar wur­de aus der Leon­hard Tietz die West­deut­sche Kauf­hof AG oder aus dem Duis­bur­ger Kauf­haus Gebr. Als­berg das Wa­ren­haus Hor­ten.

Zerstörung der Synagoge in Euskirchen, 10.11.1938. Von der Balustrade hängt die entweihte Thorarolle. (Stadtarchiv Euskirchen)

 

Wäh­rend der „Reichs­kris­tall­nacht" am 9. und 10.11.1938 wur­den selbst in den rhei­ni­schen Land­ge­mein­den sys­te­ma­tisch jü­di­sche Got­tes- und Bet­häu­ser, Ge­schäf­te und Woh­nun­gen zer­stört und al­lein im Nord­teil der Rhein­pro­vinz über 100 Syn­ago­gen in Trüm­mer ge­legt (in der ge­sam­ten Rhein­pro­vinz wohl et­wa 200). Dem No­vem­ber­po­grom folg­te die end­gül­ti­ge staat­lich ge­lenk­te Ent­eig­nung und völ­li­ge ge­sell­schaft­li­che Iso­lie­rung. Die ver­blie­be­nen Ju­den, die ei­ne Flucht aus Deutsch­land nicht mehr ge­schafft hat­ten, wur­den ge­kenn­zeich­net, in se­pa­ra­ten „Ju­den­häu­sern" un­ter­ge­bracht und durch Ver­bo­te und Zwangs­ar­beit ih­rer letz­ten Be­we­gungs­spiel­räu­me be­raubt. Ab Ok­to­ber 1941 brach­ten Son­der­zü­ge die rhei­ni­schen Ju­den über die Bahn­hö­fe in Köln, Düs­sel­dorf oder Ko­blenz in die ost­eu­ro­päi­schen Ghet­tos und Ver­nich­tungs­la­ger (wie Lodz, Minsk, Ri­ga, Iz­bi­ca, The­re­si­en­stadt, Ma­jda­n­ek und So­bi­bor). Un­ter Lei­tung der Ge­sta­po wur­den al­lein von Köln aus et­wa 11.000, aus dem Düs­sel­dor­fer Ge­sta­po-Be­zirk schät­zungs­wei­se 6.000 Men­schen ver­schleppt.

Par­al­lel zur De­por­ta­ti­on der Ju­den wur­den auch die Sin­ti und Ro­ma aus dem Rhein­land ab­trans­por­tiert. Die „Zi­geu­ner" hat­ten be­reits vor 1933 als Au­ßen­sei­ter ge­gol­ten, un­ter­la­gen seit der Macht­über­nah­me aber ver­schärf­ter Dis­kri­mi­nie­rung und wur­den von den NS-In­stan­zen als An­ge­hö­ri­ge ei­ner „frem­den Ras­se" ver­folgt. Be­rufs- und Ehe­ver­bo­ten, der Strei­chung von Für­sor­ge­leis­tun­gen und Zwangs­ste­ri­li­sa­tio­nen folg­te die Ka­ser­nie­rung in be­stimm­ten Stra­ßen­zü­gen oder „Zi­geu­ner­la­gern" und die Fest­set­zung an ih­ren Auf­ent­halts­or­ten. Mit­te der 1930er Jah­re gin­gen Kri­mi­nal­po­li­zei und Reichs­ge­sund­heits­amt zur sys­te­ma­ti­schen Re­gis­trie­rung, Ver­mes­sung und ras­sis­ti­schen Ka­te­go­ri­sie­rung der Sin­ti und Ro­ma über.

Ausweis der Auguste Keil mit Kennzeichnung 'J' für 'Jude' und dem Zwangsnamen 'Sara'. Auguste Keil wurde während der 1940er Jahre in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, gehörte aber zu den wenigen Wuppertaler Juden, die den Holocaust überlebten. (Sammlung Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal)

 

Die Fol­gen der Er­fas­sung soll­ten sich in den west­li­chen Grenz­ge­bie­ten be­son­ders schnell zei­gen: Un­ter Lei­tung der Köl­ner Kri­mi­nal­po­li­zei wur­den be­reits im Mai 1940 knapp 1.000 „Zi­geu­ner" aus den Be­zir­ken zwi­schen Trier und Düs­sel­dorf ver­haf­tet und ins be­setz­te Po­len ver­schleppt. Im März 1943 de­por­tier­ten die Be­hör­den schlie­ß­lich den Gro­ß­teil der noch im Rhein­land ver­blie­be­nen Sin­ti und Ro­ma. Sie ka­men in das Kon­zen­tra­ti­ons- und Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz, wo sie, eben­so wie die jü­di­schen Op­fer, bis auf we­ni­ge er­mor­det wur­den.

Aus­gren­zung und Völ­ker­mord wa­ren ein ar­beits­tei­li­ger Pro­zess, an dem sich ne­ben dem Si­cher­heits­ap­pa­rat und der Par­tei auch die lo­ka­le So­zi­al- und Fi­nanz­ver­wal­tung, Kom­mu­nen oder Wirt­schafts­ver­bän­de be­tei­lig­ten. Zu den Ak­teu­ren zähl­ten nicht nur lang­jäh­ri­ge NS-Ak­ti­vis­ten, son­dern auch „alt­ge­dien­te" Po­li­zis­ten, ras­sis­tisch den­ken­de Wis­sen­schaft­ler oder „pflicht­be­wuss­te" Ver­wal­tungs­be­am­te. Die Ver­fol­gung äu­ßer­te sich in ge­walt­tä­ti­gen Über­grif­fen eben­so wie in bü­ro­kra­ti­schen Ver­fah­ren, die Ent­rech­tung und Aus­sto­ßung als ei­nen Ver­wal­tungs­vor­gang er­schei­nen lie­ßen.

Deportation der Remscheider Sinti und Roma im Frühjahr 1943. Polizeibeamte führen die Betroffenen durch die Stadt zum Bahnhof. (Historisches Zentrum Remscheid)

 

Vie­le der ver­folg­ten Rand­grup­pen tra­fen in der Mehr­heits­be­völ­ke­rung auf star­ke Vor­ur­tei­le. Doch selbst ge­gen die Dis­kri­mi­nie­rung der meist as­si­mi­liert und bis 1933 so­zi­al an­er­kannt le­ben­den rhei­ni­schen Ju­den reg­te sich kaum Wi­der­stand. Zwar stie­ßen die ra­bia­ten an­ti­se­mi­ti­schen, of­fen ge­walt­tä­ti­gen Ak­tio­nen der rhei­ni­schen NS-Or­ga­ni­sa­tio­nen bei gro­ßen Tei­len der – zu­mal ka­tho­li­schen – Be­völ­ke­rung auf Miss­bil­li­gung. Doch be­geg­ne­ten die „Volks­ge­nos­sen" der „ge­re­gel­ten", staat­lich ge­lenk­ten Ju­den­ver­fol­gung ge­wöhn­lich mit Pas­si­vi­tät und In­dif­fe­renz. Die Aus­gren­zung fand zu­dem vie­le Pro­fi­teu­re, von den Ge­schäfts­leu­ten, die sich an der „Ari­sie­rung" jü­di­scher Un­ter­neh­men be­tei­lig­ten, bis zu den „klei­nen Volks­ge­nos­sen", die sich den öf­fent­lich ver­stei­ger­ten Be­sitz der de­por­tier­ten Ju­den an­eig­ne­ten. Nur we­ni­ge be­kun­de­ten den Ver­folg­ten ih­re So­li­da­ri­tät oder leis­te­ten Hil­fe, et­wa bei Flucht­ver­su­chen ins west­li­che Aus­land, die vie­le jü­di­sche Fa­mi­li­en vom rhei­ni­schen Grenz­ge­biet aus un­ter­nah­men.

Selbst die Kir­chen tra­ten bis auf ein­zel­ne Pas­to­ren oder Pfar­rer nicht of­fen ge­gen die Ju­den­ver­fol­gung an. Christ­lich be­grün­de­te Ein­sprü­che be­tra­fen eher die Zwangs­ste­ri­li­sa­tio­nen und die Kran­ken­mor­de. Vor al­lem ka­tho­li­sche Ärz­te und Pfle­ger ver­such­ten sich der „ras­sen­hy­gie­ni­schen" Po­li­tik zu ent­zie­hen. So­mit fan­den die meis­ten Ver­folg­ten nur im ei­ge­nen Um­feld Un­ter­stüt­zung: in Pro­tes­ten von Ver­wand­ten, in ei­nem ver­stärk­ten fa­mi­liä­ren Zu­sam­men­halt – wie er un­ter Sin­ti und Ro­ma aus­ge­prägt war – oder im Ge­mein­schafts­le­ben, das die jü­di­schen Ge­mein­den ent­fal­te­ten. Sie küm­mer­ten sich bis zu­letzt um Hil­fe bei der Aus­wan­de­rung, Aus­bil­dung, me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung und Für­sor­ge und be­müh­ten sich zu­sam­men mit dem „Jü­di­schen Kul­tur­bund Rhein-Ruhr" um die Auf­recht­er­hal­tung ei­nes ei­ge­nen Kul­tur­le­bens.

Anzeige über Versteigerungen von Hausrat aus 'nicht-arischem Besitz' aus dem Westdeutschen Beobachter vom 1.3.1942. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln)

 

6. Außenpolitik und nationalsozialistischer Krieg

Für die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Au­ßen­po­li­tik, die auf ei­ne Ab­schaf­fung der nach dem Ers­ten Welt­krieg er­rich­te­ten Ver­sailler Frie­dens­ord­nung und ei­ne ra­sche Aus­deh­nung des deut­schen Macht­be­reichs setz­te, war das Rhein­land ei­ne wich­ti­ge Platt­form. Dies galt schon al­lein auf­grund sei­ner Nä­he zu den seit 1919 vom Deut­schen Reich ab­ge­trenn­ten Ge­bie­ten El­sass-Loth­rin­gen und Eu­pen-Malme­dy so­wie zu dem vor­über­ge­hend un­ter Völ­ker­bunds­ver­wal­tung ste­hen­den Saar­ge­biet. Nach­dem die dor­ti­ge Be­völ­ke­rung im Ja­nu­ar 1935 über die Rück­kehr des Saar­lan­des zum Deut­schen Reich ent­schei­den soll­te, ent­wi­ckel­te sich ei­ne pro­deut­sche, seit 1933 von Na­tio­nal­so­zia­lis­ten an­ge­führ­te Samm­lungs­be­we­gung, die auch von den an­gren­zen­den rhei­ni­schen Ge­bie­ten aus un­ter­stützt wur­de. Auf­grund des po­si­ti­ven Vo­tums der Saar­län­der wur­de das Ge­biet im März 1935 wie­der dem Deut­schen Reich an­ge­schlos­sen. Zu der vor al­lem im Trie­rer Raum er­hoff­ten Rück­glie­de­rung in die Rhein­pro­vinz kam es je­doch nicht.

Dass der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus sei­ne au­ßen­po­li­ti­schen Zie­le im Zwei­fels­fal­le mit krie­ge­ri­schen Mit­teln zu er­rei­chen be­ab­sich­tig­te, gab das Re­gime be­reits früh­zei­tig mit der ra­schen Um­stel­lung auf ei­ne Rüs­tungs­wirt­schaft, der Ein­füh­rung der Wehr­pflicht 1935 und der völ­ker­rechts­wid­ri­gen Be­set­zung des seit dem Ers­ten Welt­krieg ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Rhein­lands (Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lan­des) im Jahr 1936 zu ver­ste­hen. Der breit in­sze­nier­te Ein­marsch deut­scher Trup­pen, die Auf­stel­lung von Gar­ni­so­nen im west­li­chen „Grenz­land" und der Bau von Ka­ser­nen in den rhei­ni­schen Städ­ten be­rei­te­te die Be­völ­ke­rung ge­nau­so auf den Krieg vor, wie die bald re­gel­mä­ßig ab­ge­hal­te­nen Luft­schutz­übun­gen.

Ab Sep­tem­ber 1939 soll­te die Ge­sell­schaft dann ganz auf die Kriegs­zie­le aus­ge­rich­tet wer­den. Das zeig­te sich im Kul­tur­le­ben wie in der Pres­se, die weit­ge­hend auf die pro­pa­gan­dis­ti­sche Mo­bi­li­sie­rung der Be­völ­ke­rung zu­ge­schnit­ten wur­de. Die NS-Par­tei konn­te ih­ren Macht­be­reich aus­deh­nen, in­dem sie sich ver­stärkt im Luft­schutz en­ga­gier­te und die „Be­treu­ung" der vom Krieg be­trof­fe­nen „Volks­ge­nos­sen", be­son­ders der „Bom­ben­ge­schä­dig­ten", or­ga­ni­sier­te. Deut­lich wur­de der kriegs­be­ding­te Be­deu­tungs­zu­wachs der NS­DAP auch durch die Er­nen­nung der rhei­ni­schen Gau­lei­ter zu Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­ren.

Die lo­ka­len Be­hör­den hat­ten seit 1939 zwar mit Per­so­nal­eng­päs­sen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Pro­ble­men zu tun. Sie nah­men den Krieg aber zum An­lass, die in den 1930er Jah­ren be­gon­ne­nen Ver­fol­gungs­maß­nah­men wei­ter zu ra­di­ka­li­sie­ren. Der pro­pa­gan­dis­ti­sche Ver­weis auf die „Kriegs­not­wen­dig­kei­ten" be­glei­te­te nicht nur die Kran­ken­mor­de, son­dern auch die De­por­ta­ti­on der Ju­den, Sin­ti und Ro­ma. Die Angst der Be­hör­den vor ei­nem Zu­sam­men­bruch der „Hei­mat­front" und die Vor­stel­lung, man­geln­de Ge­schlos­sen­heit im In­nern könn­te den Vor­marsch der deut­schen Trup­pen in Eu­ro­pa ge­fähr­den, ließ die rhei­ni­schen Be­hör­den im­mer häu­fi­ger und frü­her ge­gen ab­wei­chen­des Ver­hal­ten ein­schrei­ten – ob ge­gen öf­fent­li­che An­samm­lun­gen von Ju­gend­li­chen, man­geln­de Ar­beits­dis­zi­plin oder das Ab­hö­ren aus­län­di­scher Rund­funk­sen­der.

Um die „Volks­ge­nos­sen" von ei­nem Aus­bre­chen aus der „Kriegs­ge­mein­schaft" ab­zu­hal­ten, ver­häng­te die Jus­tiz dra­ko­ni­sche Stra­fen. Im Köl­ner „Klin­gel­pütz", der zen­tra­len Hin­rich­tungs­stät­te für das Rhein­land (und Tei­le des Ruhr­ge­biets), wur­den wäh­rend der 1940er Jah­re wohl über tau­send To­des­ur­tei­le voll­streckt, de­nen oft nur Ei­gen­tums­de­lik­te zu­grun­de la­gen.

Mit dem Krieg kam es auch zu ei­ner Aus­wei­tung der NS-Herr­schaft und der Aus­deh­nung des Wahr­neh­mungs­ho­ri­zonts über die Gren­zen der rhei­ni­schen „Hei­mat­front" hin­aus. Zahl­rei­che Män­ner be­tei­lig­ten sich als Wehr­machts­sol­da­ten an Front­ein­sät­zen; die An­ge­hö­ri­gen der im Rhein­land auf­ge­stell­ten Po­li­zei­ba­tail­lo­ne wirk­ten in West­eu­ro­pa, Po­len, der So­wjet­uni­on und auf dem Bal­kan an Si­che­rungs-, Aus­beu­tungs­maß­nah­men und Mord­ak­tio­nen mit. Rich­ter, Ver­wal­tungs- oder Fi­nanz­be­am­te so­wie Mit­ar­bei­ter rhei­ni­scher Fir­men stütz­ten die deut­sche Herr­schaft in den be­setz­ten Ge­bie­ten, und das „Front­ge­sche­hen" war über die Me­di­en in der „Hei­mat" per­ma­nent ge­gen­wär­tig.

Be­son­de­re Bin­dun­gen ent­stan­den zu den 1940 be­setz­ten west­eu­ro­päi­schen Ge­bie­ten, die mit Un­ter­stüt­zung rhei­ni­scher Ver­wal­tungs- und Par­tei­stel­len un­ter­wor­fen und an das Deut­sche Reich an­ge­bun­den wur­den. Fuß fas­sen konn­ten die Par­tei­in­stan­zen und Be­hör­den aus den Be­zir­ken Ko­blenz, Trier und Köln be­son­ders in Bel­gi­en und in Lu­xem­burg, das mit dem NS­DAP-Gau Ko­blenz-Trier (seit 1941 Gau „Mo­sel­land") ver­schmol­zen wer­den soll­te. Die po­li­ti­sche Durch­drin­gung des Be­ne­lux-Rau­mes wur­de be­glei­tet von kul­tu­rel­len Pro­jek­ten, wirt­schaft­li­chen Kon­tak­ten und wis­sen­schaft­li­chen For­schun­gen, aber auch von Raub­zü­gen durch die Märk­te und Mu­se­en der Nach­bar­län­der.

Für Ver­fol­gungs­ak­tio­nen in den „West­ge­bie­ten" stan­den Po­li­zei, Ge­rich­te und Ge­fäng­nis­se des Rhein­lan­des zur Ver­fü­gung. Das zeig­te sich auch, als ab En­de 1941 bei der von Hit­ler ver­an­lass­ten „Nacht und Ne­bel-Ak­ti­on" Op­po­si­tio­nel­le aus den be­setz­ten west­li­chen Ge­bie­ten un­ter Ge­heim­hal­tung nach Deutsch­land ver­schleppt wur­den: Nun wa­ren die rhei­ni­schen Ge­sta­pos­tel­len und Jus­tiz­an­stal­ten, das im Huns­rück ge­le­ge­ne Son­der­la­ger Hin­zert (Kreis-Trier-Saar­burg) so­wie die Son­der­ge­rich­te Es­sen und Köln für Trans­port, Un­ter­brin­gung und Ab­ur­tei­lung von meh­re­ren tau­send Fran­zo­sen, Bel­gi­ern und Nie­der­län­dern zu­stän­dig.

Vorführung der 'Volksgasmasken' durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt in Düsseldorf, Mai 1938. (Stadtarchiv Düsseldorf)

 

Ein zen­tra­ler As­pekt der Krieg­füh­rung war der Ein­satz aus­län­di­scher Zwangs­ar­bei­ter in In­dus­trie und Land­wirt­schaft, bei Un­ter­neh­men und Kom­mu­nen, aber auch in ge­rin­gem Um­fang bei den Kir­chen. Zu Zen­tren der Zwangs­ar­beit wur­den im Rhein­land die Ar­beits­amts­be­zir­ke Duis­burg, Düs­sel­dorf, Es­sen, Mo­ers-Gel­dern und Neuß mit ih­ren zahl­rei­chen me­tall­ver­ar­bei­ten­den Be­trie­ben, das Köl­ner Stadt­ge­biet so­wie die vom Stein­koh­le­berg­bau ge­präg­te Ge­gend um Aa­chen und Eschwei­ler (Städ­te­re­gi­on Aa­chen). Doch wa­ren auch die meis­ten bäu­er­li­chen Be­trie­be auf „Fremd­ar­bei­ter" an­ge­wie­sen. Im Som­mer 1944 re­gis­trier­te man in den rhei­ni­schen Ar­beits­amts­be­zir­ken et­wa 400.000 aus­län­di­sche Zi­vil­ar­bei­ter, un­ter ih­nen mehr­heit­lich So­wjet­rus­sen, ge­folgt von Nie­der­län­dern, Po­len und Fran­zo­sen. Aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te mach­ten et­wa ein Fünf­tel, in man­chen Be­trie­ben so­gar die Hälf­te der Ar­beit­neh­mer­schaft aus.

Krupp in Es­sen al­lein be­schäf­tig­te ge­gen Kriegs­en­de über 10.000 aus­län­di­sche Ar­bei­ter und Kriegs­ge­fan­ge­ne (1943 so­gar über 20.000); ei­ne ver­gleich­ba­re Zahl von Men­schen stand in Köln bei der Reichs­bahn, Klöck­ner-Hum­boldt-Deutz, Ford, Glanz­stoff-Cour­taulds so­wie Fel­ten & Guil­leau­me in Zwangs­ar­beit; und in Düs­sel­dorf be­fan­den sich in der zwei­ten Kriegs­hälf­te bei der Rhei­ni­schen Bahn­ge­sell­schaft, Rhein­me­tall-Bor­sig, Hen­kel-Thomp­son und Man­nes­mann meh­re­re tau­send Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der im „Ar­beits­ein­satz".

In­fol­ge des Zwangs­ar­beits­ein­sat­zes zog sich ein Netz von Ba­ra­cken­sied­lun­gen, Aus­län­der-, Kriegs­ge­fan­ge­nen- und KZ-Au­ßen­la­gern über das Rhein­land. Selbst in ei­ner mit­tel­gro­ßen Stadt wie Bonn zähl­te man im Lau­fe des Krie­ges weit über hun­dert La­ger und Sam­mel­un­ter­künf­te. Auf die­se Wei­se ent­stan­den Kon­tak­te zu den An­ge­hö­ri­gen der „Feind­staa­ten", aber auch ver­schärf­te Grenz­zie­hun­gen. Wäh­rend die aus West­eu­ro­pa stam­men­den Zi­vil­ar­bei­ter den Deut­schen weit­ge­hend gleich­ge­stellt wur­den, Be­we­gungs­frei­heit ge­nos­sen und mit­un­ter auch in ih­re be­setz­te Hei­mat jen­seits der Gren­ze rei­sen konn­ten, wa­ren die als „fremd­völ­kisch" gel­ten­den Po­len und Rus­sen fast schutz­los der wirt­schaft­li­chen Aus­beu­tung aus­ge­setzt und so­zi­al weit­ge­hend iso­liert. Sie hat­ten un­ter mi­se­ra­blen Le­bens­be­din­gun­gen, Kon­takt­ver­bo­ten, ri­go­ro­ser po­li­zei­li­cher Ver­fol­gung und häu­fig un­ter ne­ga­ti­ven Vor­ur­tei­len der „Volks­ge­nos­sen" zu lei­den.

In der rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung war zu Kriegs­be­ginn nur sel­ten Eu­pho­rie zu spü­ren. Der Drang des Re­gimes nach Aus­deh­nung des deut­schen Macht­be­reichs traf je­doch bei vie­len auf Zu­stim­mung; die Pflicht­er­fül­lung ge­gen­über „Volk" und „Va­ter­land", zu der auch die Kir­chen seit 1939 auf­rie­fen, wur­de nicht in Fra­ge ge­stellt. Be­son­de­re Maß­nah­men wie die kriegs­be­ding­te Ra­tio­nie­rung von Le­bens­mit­teln oder dras­ti­sche Stra­fen ge­gen „Volks­schäd­lin­ge" und „Kriegs­schie­ber" fan­den Un­ter­stüt­zung. Und mit den ers­ten, schnell er­run­ge­nen Sie­gen stieg die Po­pu­la­ri­tät des Re­gimes noch­mals deut­lich an.

Zwangsarbeiter im Lager der Grube Carl Alexander in Baesweiler, 1942. (Geschichtsverein Baesweiler)

 

Erst ge­gen Kriegs­mit­te lässt sich ein Stim­mungs­um­schwung fest­stel­len. Aus­schlag­ge­bend da­für wa­ren ne­ben den Nie­der­la­gen der Wehr­macht vor al­lem die In­ten­si­vie­rung des Bom­ben­krie­ges an der „Hei­mat­front" und die im Wes­ten be­son­ders aus­ge­präg­ten Flä­chen­bom­bar­de­ments der Al­li­ier­ten. Sie rich­te­ten sich nicht nur ge­gen Rüs­tungs­be­trie­be und In­fra­struk­tur, son­dern ge­gen zi­vi­le Zie­le und soll­ten so­wohl mi­li­tä­ri­schen Nach­schub un­ter­bin­den als auch Stim­mung und Fol­ge­be­reit­schaft der Be­völ­ke­rung be­ein­träch­ti­gen („Mo­ral bom­bing").

Ei­nen wich­ti­gen Ein­schnitt mar­kier­te in die­sem Zu­sam­men­hang der bri­ti­sche Luft­an­griff auf Köln vom 30./31.5.1942, der ers­te ge­gen ei­ne deut­sche Stadt ge­führ­te „1.000 Bom­ber-An­griff", des­sen Fol­ge knapp 500 To­te, über 5.000 Ver­letz­te und min­des­tens 60.000 Aus­ge­bomb­te wa­ren. Spä­tes­tens seit Früh­jahr 1943, seit Be­ginn der „Ruhr­schlacht" im Wes­ten des Rei­ches, un­ter­la­gen dann al­le gro­ßen rhei­ni­schen Städ­te re­gel­mä­ßi­gen An­grif­fen der Al­li­ier­ten und wach­sen­den Zer­stö­run­gen. Im Herbst 1944 wur­de ein letz­ter Hö­he­punkt er­reicht, nach­dem Ame­ri­ka­ner und Eng­län­der wäh­rend des Un­ter­neh­mens „Mar­ket Gar­den" – ei­ner Luft-Bo­den-Ope­ra­ti­on, die den West­wall um­ge­hen und über die Nie­der­lan­de ins Rhein­land vor­sto­ßen soll­te – auf hef­ti­ge Ge­gen­wehr der deut­schen Trup­pen stie­ßen und die Luft­an­grif­fe auf West­deutsch­land noch­mals in­ten­si­vier­ten. Par­al­lel da­zu wur­de die zwei­te „Ruhr­schlacht" er­öff­net, mit der Fol­ge, dass nun auch die Klein- und Mit­tel­städ­te der Re­gi­on hef­ti­gen Bom­bar­de­ments un­ter­la­gen.

In den grö­ße­ren Städ­ten kos­te­te der Bom­ben­krieg je­weils meh­re­ren tau­send Men­schen das Le­ben, Köln zähl­te et­wa 20.000 Luft­kriegs­to­te. In Dü­ren und Jü­lich (Kreis Dü­ren) wa­ren ge­gen Kriegs­en­de 99 be­zie­hungs­wei­se 97 Pro­zent des Wohn­raums zer­stört, in Ko­blenz und May­en über 60 Pro­zent, und Duis­burg und Köln ge­hör­ten mit 65 be­zie­hungs­wei­se 70 Pro­zent zu den drei deut­schen Groß­städ­ten mit den mas­sivs­ten Schä­den an Wohn­ge­bäu­den.

Persönliche 'Bilanz' des Krieges, auf einer Kölner Hauswand notiert. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln)

 

Die ste­te Bom­ben­ge­fahr und die er­zwun­ge­ne Ob­dach­lo­sig­keit, ei­ge­ne Fluch­ten und die von den NS-In­stan­zen an­ge­ord­ne­ten Eva­ku­ie­run­gen hiel­ten die Men­schen stän­dig in Be­we­gung und setz­ten so­zia­le Be­zugs­sys­te­me wie Fa­mi­lie und Nach­bar­schaft ei­ner dau­ern­den Be­las­tung aus. Im Rah­men der „Er­wei­ter­ten Kin­der­land­ver­schi­ckung" brach­ten die NS-In­stan­zen Zehn­tau­sen­de von Kin­dern aus den bom­ben­ge­fähr­de­ten Städ­ten des Wes­tens in länd­li­che Ge­bie­te, wo sie in Fa­mi­li­en­pfle­ge­stel­len oder in ex­tra ein­ge­rich­te­ten, von der HJ ver­wal­te­ten La­gern be­treut wur­den. Frau­en aus der Un­ter­schicht und Ju­gend­li­che wur­den ver­mehrt zu Ar­beits- und Kriegs­ein­sät­zen (auch am West­wall) ge­nö­tigt, die in der In­dus­trie ar­bei­ten­den Män­ner hat­ten im­mer wei­te­re Son­der­schich­ten zu leis­ten.

Dies al­les blieb nicht oh­ne Aus­wir­kun­gen: Die zahl­rei­chen Op­fer, per­sön­li­chen Ver­lus­te und Be­las­tun­gen, die Zer­stö­rung von Woh­nung und Ei­gen­tum, das Le­ben im dau­ern­den Alarm­zu­stand so­wie die schlech­ter wer­den­de Ver­sor­gungs­la­ge schwäch­ten das Ver­trau­en der „Volks­ge­nos­sen" in das NS-Sys­tem und die in­ne­re Bin­dung an Füh­rung und „Volks­ge­mein­schaft". Die mög­li­che Ero­si­on der NS-Herr­schaft be­schäf­tig­te auch die re­gio­na­len Par­tei­lei­tun­gen und na­tio­nal­so­zia­lis­tisch do­mi­nier­ten Kom­mu­nal­ver­wal­tun­gen: Sie ver­such­ten dem be­fürch­te­ten Ver­fall der „Kriegs­mo­ral" zu be­geg­nen, in­dem sie Flie­ger­ge­schä­dig­ten „un­bü­ro­kra­ti­sche Hil­fe" zu­si­cher­ten und Son­der­zu­tei­lun­gen ver­schaff­ten; sie ap­pel­lier­ten an „Dis­zi­plin" und „Ge­las­sen­heit" der rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung, ent­wi­ckel­ten ei­ne ag­gres­si­ve Pro­pa­gan­da ge­gen die „Ter­ror­an­grif­fe" der Al­li­ier­ten und die „schänd­li­che" Zer­stö­rung rhei­ni­scher Kul­tur­gü­ter (ins­be­son­de­re des Köl­ner Doms) und ver­spra­chen „Ver­gel­tung".

Auch in den letz­ten Kriegs­jah­ren kün­dig­te die Mehr­zahl der „Volks­ge­nos­sen" dem Re­gime kei­nes­wegs die Loya­li­tät auf. Es mehr­ten sich je­doch Äu­ße­run­gen von Un­zu­frie­den­heit und Frie­dens­sehn­sucht. Vie­le Kriegs­be­trof­fe­ne zo­gen sich in pri­va­te Ni­schen zu­rück, küm­mer­ten sich um die Si­che­rung des ei­ge­nen Über­le­bens oder such­ten Ab­len­kung in kurz­fris­ti­ger Zer­streu­ung. Das Pflicht­be­wusst­sein ge­gen­über der „Kriegs­ge­mein­schaft" wich der Be­reit­schaft zu kriegs­be­ding­tem Norm­bruch und Schwarz­han­del. Das Kri­sen­ma­nage­ment, die Mo­bi­li­sie­rungs­ver­su­che und Eva­ku­ie­rungs­maß­nah­men der NS-Par­tei stie­ßen in der rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung ver­mehrt auf Kri­tik und Wi­der­stre­ben.

Dass das Re­gime ge­gen En­de an Bin­de­kraft ver­lor, zeig­ten auch die un­an­ge­pass­ten Ju­gend­li­chen, die als „Na­va­jos", „Kit­tel­bach-" oder „Edel­wei­ßpi­ra­ten" im Lau­fe des Krie­ges ver­stärkt auf sich auf­merk­sam mach­ten. Sie bil­de­ten ei­gen­stän­di­ge Über­le­bens­ge­mein­schaf­ten in den Trüm­mer­land­schaf­ten der rhei­ni­schen Groß­städ­te und ver­tei­dig­ten ih­ren Wunsch nach selbst­be­stimm­tem Frei­zeit­ver­hal­ten mit wach­sen­der Ent­schie­den­heit ge­gen Par­tei und Po­li­zei. Ei­ne um­fas­sen­de Po­li­ti­sie­rung und Wi­der­stand­shal­tung ge­gen das NS-Re­gime blieb un­ter den Ju­gend­li­chen je­doch – wie in der ge­sam­ten rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung – die Aus­nah­me.

Ab Herbst 1944 war die Si­tua­ti­on im Rhein­land von der na­hen­den Front be­stimmt, nach­dem die al­li­ier­ten Trup­pen im Sep­tem­ber die deut­sche Gren­ze über­schrit­ten und im Ok­to­ber Aa­chen als ers­te grö­ße­re deut­sche Stadt er­ober­ten. Zwar star­te­te die Wehr­macht nach dem Sto­cken des ame­ri­ka­ni­schen Vor­mar­sches und der ver­lust­rei­chen Schlacht im Ei­feler Hürt­gen­wald Mit­te De­zem­ber 1944 von den Stel­lun­gen im Grenz­ge­biet aus mit der Ar­den­nen­of­fen­si­ve ei­nen letz­ten gro­ßen Ge­gen­an­griff. Der Vor­marsch der Al­li­ier­ten wur­de aber nur ver­zö­gert: Im Früh­jahr 1945 er­ober­ten sie die links­rhei­ni­schen Ge­bie­te und über­schrit­ten im März bei Re­ma­gen und We­sel den Rhein.

Die Er­rich­tung ei­ner vor­läu­fi­gen Be­sat­zungs­herr­schaft hin­ter der Front stieß da­bei nur sel­ten auf Schwie­rig­kei­ten, nach­dem die ver­blie­be­ne Be­völ­ke­rung über­wie­gend „kriegs­mü­de" war und die jah­re­lan­ge Man­gel­wirt­schaft gern ge­gen die von den Al­li­ier­ten er­öff­ne­ten Kon­sum­mög­lich­kei­ten tausch­te. Wäh­rend die be­setz­ten Ort­schaf­ten so meist schnell „be­frie­det" wur­den, ent­stand vor der her­an­rü­cken­den Kampf­li­nie im Wes­ten ei­ne durch Luft­an­grif­fe und Eva­ku­ie­rungs­maß­nah­men weit­ge­hend ent­völ­ker­te Zo­ne. Die Bom­ben­ge­schä­dig­ten such­ten Zu­flucht im Um­land und NS-Funk­tio­nä­re zo­gen sich in die rechts­rhei­ni­schen Ge­bie­te zu­rück. In den Rui­nen­fel­dern der rhei­ni­schen Groß­städ­te sam­mel­ten sich un­ter­des­sen Il­le­ga­le, ge­flo­he­ne Zwangs­ar­bei­ter, De­ser­teu­re oder flüch­ti­ge Straf­tä­ter. Ein Teil von ih­nen bil­de­te kri­mi­nel­le Ban­den, die sich zahl­rei­che be­waff­ne­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit den na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Si­cher­heits­kräf­ten lie­fer­ten.

Wenn­gleich der Staats- und Par­tei­ap­pa­rat seit En­de 1944 zu­se­hends zer­fiel, be­geg­ne­te er der dro­hen­den Auf­lö­sung der NS-Herr­schaft doch mit ei­ner noch­ma­li­gen Ver­schär­fung des Ter­rors. Die Fol­ge war ei­ne Viel­zahl von Mord­ak­tio­nen an Aus­län­dern, po­li­ti­schen Ge­fan­ge­nen, Flüch­ten­den und Nicht-Durch­hal­te­wil­li­gen. Sie fan­den nicht nur in Groß­städ­ten wie Köln statt, wo die Ge­sta­po meh­re­re hun­dert Men­schen exe­ku­tier­te, son­dern auch in Ra­tin­gen (Kreis Mett­mann), Ber­gisch Glad­bach oder dem Ei­fel­raum. Für die Aus­ge­grenz­ten und Geg­ner des NS-Staa­tes war die An­kunft der Ame­ri­ka­ner und Bri­ten im Früh­jahr 1945 im exis­ten­zi­el­len Sin­ne ei­ne Be­frei­ung.

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Literatur

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Online

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Deut­sches Reich: Na­tio­nal­so­zia­lis­mus (1933-1945) (In­for­ma­ti­on über Be­stän­de des Bun­des­ar­chivs). [On­line]
Ge­denk­ar­beit (In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot über die NS-Ge­schich­te von der Lan­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung Rhein­land-Pfalz. Die Web­site bie­tet un­ter an­de­rem den Zu­gang zum „Netz­werk Ge­den­ken und Mah­nen RLP", wel­ches über lo­ka­le und re­gio­na­le In­itia­ti­ven und In­sti­tu­tio­nen zur Auf­ar­bei­tung der NS-Zeit in­for­miert). [On­line]
Le­bens­ge­schich­ten (Bio­gra­phi­en­samm­lung des Ar­beits­krei­ses NS-Ge­denk­stät­ten NRW e.V., wel­che die Ge­schich­te der NS-Zeit an­hand von Ein­zel­schick­sa­len be­leuch­tet). [On­line]
Mau­er, Be­ne­dikt, Düs­sel­dorf im Bom­ben­krieg (Auf­satz zur Stadt­ge­schich­te auf der Web­site der Stadt/des Stadt­ar­chivs Düs­sel­dorf). [On­line]
NS-Ge­denk­stät­ten und Do­ku­men­ta­ti­ons­zen­tren in Nord­rhein-West­fa­len (In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot des Ar­beits­krei­ses der NS-Ge­denk­stät­ten in Nord­rhein-West­fa­len e.V. – auf die­ser Sei­te be­fin­den sich Links zu Ge­denk­stät­ten zahl­rei­cher Städ­te so­wie Li­te­ra­tur­hin­wei­se zu stadt­ge­schicht­li­chen For­schun­gen). [On­line]
NS-Do­ku­men­ta­ti­ons­zen­trum der Stadt Köln (Um­fas­sen­des In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot der bun­des­weit grö­ß­ten lo­ka­len NS-Ge­denk­stät­te). [On­line]
Stol­per­stei­ne (Web­site des gleich­na­mi­gen Kunst­pro­jek­tes des Köl­ner Künst­lers Gun­ter Dem­nig zur Er­in­ne­rung und Mah­nung an Ver­trei­bung und Ver­nich­tung). [On­line]
Zwangs­ar­beit in Rhein­land und West­fa­len 1939-1945 (In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot zu ei­ner gleich­na­mi­gen Aus­stel­lung des His­to­ri­schen Zen­trums Ha­gen 2002/2003). [On­line]

Kriegszerstörte Bonner Altstadt, Foto von der Stiftskirche aufgenommen, circa 1950. (Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn)

 
Zitationshinweis

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Roth, Thomas, 1933 bis 1945 - Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Epochen/1933-bis-1945---nationalsozialismus-und-zweiter-weltkrieg-/DE-2086/lido/57ab25d840b824.40615976 (abgerufen am 19.03.2024)