Die Schönstattbewegung im Rheinland

Joachim Schmiedl (Vallendar)

Gnadenkapelle Schönstatt. (Verbandsgemeinde Vallendar)

An der Süd­spit­ze La­tein­ame­ri­kas, im chi­le­ni­schen Pun­ta Are­nas, steht ein Weg­wei­ser, an dem die Ent­fer­nun­gen zu Me­tro­po­len der Welt an­ge­bracht sind. Un­ter den Schil­dern be­fin­det sich auch ei­nes mit der An­ga­be: „Scho­en­statt 13607 km“. Ge­meint ist der Orts­teil des mit­tel­rhei­ni­schen Städt­chens Val­len­dar, der zum Aus­gangs­punkt ei­ner welt­weit ver­brei­te­ten Geist­li­chen Be­we­gung in der ka­tho­li­schen Kir­che ge­wor­den ist.

 

1. Kloster Schönstatt

Am 22.10.1143 ver­füg­te der Trie­rer Erz­bi­schof Al­be­ro von Mon­treuil, dass die Au­gus­ti­ner-Chor­frau­en des Stif­tes Lon­nig an der Mo­sel auf Bit­ten des Ab­tes Fol­mar (Amts­zeit 1143-1147) an ei­nen schö­nen Ort (eyne schoene stat, bel­lus lo­cus) bei Val­len­dar ver­setzt wer­den soll­ten. Die Au­gus­ti­ne­rin­nen er­war­ben bald um­fang­rei­che Be­sit­zun­gen. Ei­ne spät­ro­ma­ni­sche Klos­ter­kir­che mit zwei Tür­men wur­de er­rich­tet, von de­nen noch ei­ner steht, der zwei­te stürz­te 1932 ein. 1348 en­de­te die Un­ter­stel­lung der Chor­frau­en un­ter das Mut­ter­klos­ter Lon­nig. Im 15. Jahr­hun­dert er­fuhr das Klos­ter ei­nen wirt­schaft­li­chen und mo­ra­li­schen Nie­der­gang, wor­auf­hin der Trie­rer Erz­bi­schof Jo­hann II. von Ba­den 1487 das Au­gus­ti­ne­rin­nen­klos­ter von Eh­ren­breit­stein (heu­te Stadt Ko­blenz) nach Val­len­dar ver­leg­te und es dem Re­form­klos­ter Nie­der­werth un­ter­stell­te. Doch be­reits 1567 kam es zur Auf­he­bung des Klos­ters Schön­statt und zur Ver­le­gung nach St. Bar­ba­ra in Ko­blenz. Das Klos­ter wur­de 1567 von Erz­bi­schof Ja­kob III. von Eltz auf­ge­kauft und ge­hör­te dann ver­schie­de­nen Be­sit­zern bis 1901.

Die Ge­bäu­de er­leb­ten in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten ein wech­sel­vol­les Schick­sal. Die erst­mals 1319 er­wähn­te, dem Erz­engel Mi­cha­el ge­weih­te, Fried­hofs­ka­pel­le wur­de im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg 1633 zer­stört und 1681 auf den ur­sprüng­li­chen Fun­da­men­ten wie­der auf­ge­baut. Den Kriegs­wir­ren des Jah­res 1812 fiel sie aber­mals zum Op­fer und wur­de da­nach in der jet­zi­gen Form nach dem al­ten Grund­riss er­rich­tet. Auf den Fun­da­men­ten des Ost­flü­gels des mit­tel­al­ter­li­chen Klos­ters wur­de 1652-1662 das „Al­te Haus“ (heu­te Haus St. Ma­ri­en) er­baut. 1901 er­warb die Ge­sell­schaft der Pal­lot­ti­ner das seit der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on in Pri­vat­be­sitz be­find­li­che Ge­län­de des al­ten Klos­ters und rich­te­te dort zu­nächst ei­nen Teil ih­res Eh­ren­breit­stei­ner Mis­si­ons­gym­na­si­ums für jun­ge Män­ner, die sich für den Be­ruf ei­nes Afri­ka­mis­sio­nars vor­be­rei­ten woll­ten, ein. Im Fried­hofs­ka­pell­chen fei­er­ten Pal­lot­ti­ner-Pa­tres die Hei­li­ge Mes­se, wenn die Haus­ka­pel­le be­legt war. 1908-1912 er­rich­te­ten die Pal­lot­ti­ner den Neu­bau ei­nes Stu­di­en­heims „auf der Klos­ter­mau­er“. Wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs La­za­rett, wur­de es kurz vor Be­ginn des Zwei­ten Welt­kriegs in ei­ne Leh­rer­bil­dungs­an­stalt um­ge­wan­delt. 1945 wur­de die Theo­lo­gi­sche Hoch­schu­le der Pal­lot­ti­ner von Lim­burg nach Schön­statt ver­legt. Seit 1979 ist die Hoch­schu­le staat­lich an­er­kannt, seit 1993 Theo­lo­gi­sche Fa­kul­tät und seit 2009 Ka­tho­li­sche Uni­ver­si­tät mit ge­gen­wär­tig zwei Fa­kul­tä­ten für Ka­tho­li­sche Theo­lo­gie und Pfle­ge­wis­sen­schaft.

Klosterkirche Schönstatt, 1932, wenige Minuten vor dem Einsturz des linken Turms. (Schönstatt-Bewegung, PressOffice Schönstatt)

 

2. Die Geschichte der Schönstatt-Bewegung

Am 25.10.1912 wur­de Pa­ter Jo­seph Ken­te­nich z­um Spi­ri­tu­al des Stu­di­en­heims der Pal­lot­ti­ner in Val­len­dar er­nannt. Sein An­tritts­vor­trag mit dem spä­te­ren Ti­tel „Vor­grün­dungs­ur­kun­de“ um­reisst be­reits sein Pro­gramm der ei­gen­stän­di­gen Be­tä­ti­gung der Ju­gend­li­chen, die Auf­for­de­rung zur er­zie­he­ri­schen Ar­beit an der ei­ge­nen Per­sön­lich­keits­for­mung und der in­ne­ren Vor­be­rei­tung auf ei­ne künf­ti­ge apos­to­lisch-mis­sio­na­ri­sche Auf­ga­be. Mit in­ter­es­sier­ten Schü­lern grün­de­te Ken­te­nich in den Weih­nachts­fe­ri­en 1912/1913 ei­nen Mis­si­ons­ver­ein, der sich zu ei­ner Ma­ria­ni­schen Kon­gre­ga­ti­on wei­ter­ent­wi­ckel­te (19.4.1914). Das Grün­dungs­da­tum der Schön­statt-Be­we­gung ist der 18.10.1914. Als „Grün­dungs­ur­kun­de“ gilt die Ein­lei­tung des Vor­trags, den Pa­ter Ken­te­nich an die­sem Tag vor den Stu­den­ten der Ma­ria­ni­schen Kon­gre­ga­ti­on in der dem Erz­engel Mi­cha­el ge­weih­ten al­ten Fried­hofs­ka­pel­le hielt. Über­schrie­ben ist der Text „Pro­gramm: Be­schleu­ni­gung der Ent­wick­lung un­se­rer Selbst­hei­li­gung und da­durch Um­ge­stal­tung un­se­res Ka­pell­chens in ein Wall­fahrts­ka­pell­chen“. Im Ers­ten Welt­krieg ka­men Mit­glie­der der Schön­stät­ter Ma­ria­ni­schen Kon­gre­ga­ti­on an ver­schie­de­ne Front­ab­schnit­te und mach­ten re­li­gi­ös in­ter­es­sier­te Sol­da­ten mit dem päd­ago­gisch-spi­ri­tu­el­len Pro­gramm und der be­son­de­ren re­li­giö­sen An­zie­hungs­kraft des Ka­pell­chens im Tal be­kannt. Schrift­li­ches Mit­tei­lungs­or­gan war seit 1916 die Zeit­schrift „Ma­ter ter ad­mi­ra­bi­lis“, in der vor al­lem Briefaus­schnit­te von Sol­da­ten und Be­rich­te über Er­eig­nis­se in Schön­statt zu le­sen wa­ren.

Nach dem Ers­ten Welt­krieg stell­te sich die Fra­ge, wie es mit der Kon­gre­ga­ti­on wei­ter­ge­hen soll­te. Pa­ter Ken­te­nich ließ sich für die ent­stan­de­nen Grup­pen frei­stel­len und be­an­trag­te bei der Pro­vinz­lei­tung der Pal­lot­ti­ner die Er­laub­nis zur Grün­dung ei­nes „apos­to­li­schen Stu­den­ten- und Leh­rer­bun­des“. Am 20.8.1919 tra­fen sich in Dort­mund-Hör­de ei­ni­ge ehe­ma­li­ge Sol­da­ten und be­schlos­sen in Ab­we­sen­heit, aber mit Wis­sen und Zu­stim­mung Pa­ter Ken­te­nichs, die Grün­dung des Apos­to­li­schen Bun­des. Ein Jahr spä­ter folg­te die Grün­dung der Apos­to­li­schen Li­ga. Am 8.12.1920 wur­de Grä­fin Ger­traud von Bul­li­on (1891-1930) als ers­te Frau in die neue Be­we­gung auf­ge­nom­men.

In den 1920er Jah­ren brei­te­te sich Schön­statt rasch aus. Vor al­lem un­ter Leh­re­rin­nen und Leh­rern so­wie un­ter Theo­lo­gie­stu­den­ten und Pries­tern fand es gro­ßen An­klang. Pa­ter Ken­te­nich mach­te sich da­bei ab­hän­gig von den An­re­gun­gen und Wün­schen der Mit­glie­der. So ent­stan­den viel­fäl­ti­ge Ge­mein­schafts­for­men. Aus dem Frau­en­bund wur­den 1926 die Ma­ri­en­schwes­tern ge­grün­det, 1938 die „Frau­en von Schön­stat­t“. Ei­ge­ne Grup­pie­run­gen für Mäd­chen und Stu­den­tin­nen, un­ver­hei­ra­te­te und ver­hei­ra­te­te Frau­en, für Gym­na­si­as­ten und Män­ner ent­stan­den, auch ers­te An­sät­ze für ei­ne Fa­mi­li­en­be­we­gung gab es. Pa­ter Ken­te­nich konn­te für die­se Ak­ti­vi­tä­ten auf die Mit­hil­fe pal­lot­ti­ni­scher Mit­brü­der zäh­len, die nach dem Ers­ten Welt­krieg ei­nen Er­satz für die ver­lo­ren ge­gan­ge­nen afri­ka­ni­schen Mis­si­ons­ge­bie­te such­ten und in der ent­ste­hen­den Schön­statt-Be­we­gung ein wach­sen­des Tä­tig­keits­feld er­blick­ten. Für die 1920er und 1930er Jah­re ist ty­pisch, wie Pa­ter Ken­te­nich im Dia­log mit der Zeit die we­sent­li­chen Im­pul­se der da­ma­li­gen in­ner- und au­ßer­kirch­li­chen Auf­brü­che auf­ge­nom­men hat, der Ju­gend­be­we­gung (See­len­füh­rer­kurs „Zur Psy­cho­lo­gie der Ju­gend“ von 1926), der Lit­ur­gi­schen Be­we­gung („Lit­ur­gi­sche Ex­er­zi­ti­en“ von 1927 und die Ex­er­zi­ti­en über „Lit­ur­gi­sche Werk­tags­hei­lig­keit“ von 1938/1939), der mys­ti­schen Be­we­gung (See­len­füh­rer­kurs über Mys­tik von 1927) und der Bi­bel­be­we­gung (Ex­er­zi­ti­en­kurs „Der er­lös­te Men­sch“ von 1935/1936). Das „Ma­ria­ni­sche Volks­jahr“ 1934 war, be­reits un­ter dem Ein­druck der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur, die vor­erst letz­te Ge­le­gen­heit zu öf­fent­lich­keits­wirk­sa­mer Dar­stel­lung. Vie­le Ein­kehr­ta­ge, Volks­mis­sio­nen und ma­ria­ni­sche Tri­du­en wur­den ge­hal­ten so­wie Bild­stö­cke er­rich­tet und Bil­der der Got­tes­mut­ter von Schön­statt in Ka­pel­len und Kir­chen an­ge­bracht. Für die Ver­wur­ze­lung Schön­statts an der Ba­sis war wich­tig, dass die Ma­ri­en­schwes­tern schon früh in Pfar­rei­en Fi­lia­len er­rich­te­ten, zum Bei­spiel in den Groß­städ­ten Duis­burgDüs­sel­dorf un­d Köln. Der auf­kom­men­de Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, der Ge­dan­ke ei­ner welt­wei­ten Sen­dung sei­ner Grün­dung un­d ­die Sicht Pa­ter Ken­te­nichs von ei­ner wach­sen­den Be­deu­tung der au­ßer­eu­ro­päi­schen Teil­kir­chen ga­ben den Aus­schlag, dass der Grün­der auf Bit­ten aus dem Aus­land ein­ging und ab 1933 Ma­ri­en­schwes­tern nach Süd­afri­ka, Bra­si­li­en, Ar­gen­ti­ni­en und Chi­le aus­sand­te.

Die auch in Schön­statt spür­ba­re Kir­chen­feind­lich­keit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und An­fra­gen von Sei­ten des Bi­schöf­li­chen Or­di­na­ri­ats in Trier sah Pa­ter Ken­te­nich als Si­gnal an, sich im Sin­ne ei­ner Klä­rung des Selbst­ver­ständ­nis­ses auf die Grund­la­gen der Be­we­gung zu­rück­zu­be­sin­nen. In den Jah­ren 1935 bis 1938 wur­den ei­ni­ge Ele­men­te der Spi­ri­tua­li­tät Schön­statts un­ter der ab­wer­ten­den Be­zeich­nung „Son­de­r­ide­en“ Ge­gen­stand ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Pa­ter Ken­te­nich und den Bi­schöf­li­chen Or­di­na­ria­ten Lim­burg und Trier. Es han­delt sich um die lo­ka­le Ge­bun­den­heit an das Hei­lig­tum, das Ver­ständ­nis der Ma­ri­en­wei­he als Lie­bes­bünd­nis, die „Bei­trä­ge zum Gna­den­ka­pi­tal“ und den Glau­ben an die Sen­dung Schön­statts für Kir­che und Welt. Die Stel­lung­nah­men Ken­te­nichs brach­ten ei­ne theo­lo­gi­sche Ver­tie­fung „im Glau­ben an die be­son­de­re Wirk­sam­keit der Got­tes­mut­ter in Schön­stat­t“, wie er 1935 for­mu­lier­te.

Seit 1928 stand für (päd­ago­gi­sche) Ta­gun­gen und Ex­er­zi­ti­en das „Bun­des­heim“ in Schön­statt zur Ver­fü­gung. Mit oft mehr als 100 Teil­neh­mern konn­ten dort Ver­an­stal­tun­gen ab­ge­hal­ten wer­den. Be­son­ders die Pries­ter­ex­er­zi­ti­en Pa­ter Ken­te­nichs wa­ren weit­hin be­kannt und gal­ten als pas­to­ra­le und spi­ri­tu­el­le „Tank­stel­le“ für zeit­wei­se mehr als ein Zehn­tel des deut­schen Kle­rus. Nach 1935 muss­ten die gro­ßen Ta­gun­gen ein­ge­schränkt wer­den. Die Haupt­ar­beit des Grün­ders rich­te­te sich auf die For­ma­ti­on der Ver­bän­de und ver­tief­tes re­li­giö­ses Wachs­tum Blan­ko­voll­macht. Das ver­deut­licht auch die aus Tar­nungs­grün­den ge­wähl­te neue Selbst­be­zeich­nung der Be­we­gung als „Ma­ria­ni­sche Ge­bets- und Op­fer­ge­mein­schaf­t“.

Ei­ne Rei­he von Mit­glie­dern der Schön­statt-Be­we­gung war Ver­fol­gun­gen durch den Staat aus­ge­setzt. Ne­ben schi­ka­nö­sen Maß­nah­men, wie Straf­ver­set­zun­gen, Pre­digt­ver­bot und Haus­durch­su­chun­gen, wur­den ei­ni­ge auch ver­haf­tet und in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ein­ge­lie­fert. Zu ih­nen ge­hör­ten en­ge Mit­ar­bei­ter Pa­ter Ken­te­nichs wie Pa­ter Jo­sef Fi­scher (1904-1978) und Pa­ter Al­bert Ei­se (1896-1942), der Be­we­gung an­ge­hö­ren­de Pries­ter (Heinz Dres­bach (1911-1993), Hein­rich Kö­nig (1900-1942), Karl Leis­ner und an­de­re, aber auch Lai­en wie Lot­te Holub­ars (1893-1944). Ein wei­te­rer Mit­ar­bei­ter, Pa­ter Franz Rei­nisch (1903-1942), ver­wei­ger­te als ein­zi­ger Pries­ter den Wehr­dienst und den Fah­nen­eid auf Adolf Hit­ler (1889-1945) und wur­de da­für mit dem Tod be­straft.

Josef Kentenich als junger Pater, Porträtfoto. (Schönstatt-Bewegung, PressOffice Schönstatt)

 

Am 20.9.1941 wur­de der Grün­der ver­haf­tet und nach ei­ner Zeit im Ge­fäng­nis Ko­blenz in das KZ Dach­au ein­ge­lie­fert. Die Be­we­gung exis­tier­te bis zum En­de des Krie­ges im Un­ter­grund wei­ter. Trotz­dem wur­den die­se Jah­re zu ei­ner „Hoch-Zeit“ - so Pa­ter Ken­te­nich - für die Schön­statt-Be­we­gung, in der ent­schei­den­de Grün­dun­gen ge­tä­tigt und wich­ti­ge in­halt­li­che Wei­chen­stel­lun­gen ge­trof­fen wur­den. So wur­den un­ter an­de­rem Ge­mein­schaf­ten für Fa­mi­li­en und männ­li­che Lai­en ge­grün­det, und Pries­ter aus ver­schie­de­nen eu­ro­päi­schen Län­dern fan­den den Weg zu Schön­statt.

Nach der Rück­kehr aus dem Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger am 20.5.1945 hat­te Ken­te­nich drei Zie­le, die die Ent­wick­lung der Be­we­gung in den fol­gen­den Jah­ren präg­ten: Er woll­te die An­sät­ze der in­ter­na­tio­na­len Be­we­gung in der Schweiz, in Süd­afri­ka, Süd­ame­ri­ka und den USA stär­ken. Zu die­sem Zweck un­ter­nahm er von 1947 ab aus­ge­dehn­te Welt­rei­sen.

Da­mit ver­bun­den war das Ziel ei­ner Ein­wur­ze­lung der Be­we­gung in die je­wei­li­gen Län­der. Um die ori­gi­nal­ge­treu­en Nach­bil­dun­gen des Schön­statt-Hei­lig­tums, zu­erst in Süd­ame­ri­ka und Süd­afri­ka, ab 1950 auch in Deutsch­land, ent­stan­den neue Zen­tren der Be­we­gung. Schlie­ß­lich ging es dem Grün­der um die Klä­rung des Sta­tus für die neue Form ei­ner geist­li­chen Be­we­gung in Le­ben und Recht der Kir­che. Die Ma­ri­en­schwes­tern wur­den 1948 als ers­tes deut­sches Sä­ku­lar­in­sti­tut kir­chen­recht­lich an­er­kannt. Als Fol­ge ei­ner Vi­si­ta­ti­on der Ma­ri­en­schwes­tern durch den Trie­rer Weih­bi­schof Dr. Bern­hard Stein wur­de das Schön­statt-Werk ei­ner kir­chen­amt­li­chen Prü­fung un­ter­zo­gen. Die Pe­ri­ode zwi­schen 1949 und 1952 ist zum ei­nen durch Be­mü­hun­gen um ei­nen po­si­ti­ven Aus­gang der vom „Hei­li­gen Of­fi­zi­um“ durch­ge­führ­ten zwei­ten Vi­si­ta­ti­on (1951-1953) und zum an­de­ren durch ein Wachs­tum in der in­ne­ren Ver­füg­bar­keit für den Wil­len Got­tes in die­ser Prü­fungs­si­tua­ti­on ge­kenn­zeich­net.

Von 1951 bis 1965 war Pa­ter Ken­te­nich auf Ver­an­las­sung des „Hei­li­gen Of­fi­zi­um­s“ von sei­ner Grün­dung ge­trennt. An sei­nem zu­ge­wie­se­nen Wohn­sitz in Mil­wau­kee/USA war ihm der Kon­takt mit sei­ner Be­we­gung ge­nom­men. Für Schön­statt wa­ren die­se Jah­re ei­ne schwe­re Zeit, vie­le Mit­glie­der Dif­fa­mie­run­gen durch kirch­li­che Au­to­ri­tä­ten aus­ge­setzt; die in der Be­we­gung tä­ti­gen Pal­lot­ti­ner-Pa­tres muss­ten zum Teil ih­re Auf­ga­ben und den Ort Schön­statt ver­las­sen. In Deutsch­land ver­la­ger­te sich der Schwer­punkt der Tä­tig­keit der Schön­statt-Be­we­gung in die Diö­ze­sen. Es ent­stan­den lo­ka­le Schön­statt-Zen­tren, an de­nen die am Ort Schön­statt schwie­rig ge­wor­de­ne In­spi­ra­ti­ons­auf­ga­be wahr­ge­nom­men wer­den konn­te.

Die 1950er und 1960er Jah­re ver­än­der­ten das Ge­fü­ge der Be­we­gung er­heb­lich. Wa­ren bis da­hin ne­ben den Ma­ri­en­schwes­tern vor al­lem Pal­lot­ti­ner-Pa­tres für die Lei­tung und Be­glei­tung der Schön­statt­ge­mein­schaf­ten zu­stän­dig ge­we­sen, so brach­te es die „Leit­bild­fra­ge“ mit sich, dass vie­le aus den Rei­hen der Pal­lot­ti­ner den Weg nicht wei­ter mit­ge­hen konn­ten. Am 12.10.1964 wur­de durch die va­ti­ka­ni­sche Re­li­gio­sen-Kon­gre­ga­ti­on das Schön­statt-Werk von der „Ge­sell­schaft vom Ka­tho­li­schen Apos­to­la­t“ (Pal­lot­ti­ner) recht­lich ge­trennt und für au­to­nom er­klärt. Am 18.7.1965 wur­de für die Pal­lot­ti­ner, die wei­ter­hin für Schön­statt tä­tig sein woll­ten, und für Diö­ze­san­pries­ter, die für den Dienst an der Be­we­gung frei­ge­stellt sein woll­ten, auf de­ren In­itia­ti­ve das Sä­ku­lar­in­sti­tut der Schön­statt-Pa­tres ge­grün­det.

Karl Leisner, Porträtfoto. (Schönstatt-Bewegung, PressOffice Schönstatt)

 

Am 13.9.1965 wur­de Pa­ter Ken­te­nich über­ra­schend durch ein Te­le­gramm nach Rom ge­ru­fen. Die ge­gen ihn er­las­se­nen De­kre­te wur­den - oh­ne dass die in­halt­li­chen Fra­gen an­ge­spro­chen und ge­klärt wor­den wä­ren - auf­ge­ho­ben. Am 24.12.1965 konn­te Pa­ter Ken­te­nich nach Schön­statt zu­rück­keh­ren. In den ver­blei­ben­den knapp drei Jah­ren bis zu sei­nem Tod hielt er vie­le Vor­trä­ge, Ta­gun­gen und Ex­er­zi­ti­en für die ver­schie­de­nen Ge­mein­schaf­ten der Be­we­gung, wo­durch die Be­zie­hung zwi­schen Grün­der und Grün­dung, Va­ter und Fa­mi­lie nach der lan­gen Zeit des Exils wie­der ver­tieft wur­de. In der Auf­bruchs- und Un­si­cher­heits­pha­se nach dem Zwei­ten Va­ti­ka­num kam es ihm auf ei­ne po­si­ti­ve Ein­stel­lung sei­ner Be­we­gung zum Kon­zil und der nach­kon­zi­li­a­ren Sen­dung der Kir­che an. Jo­seph Ken­te­nich starb am 15.9.1968 in der drei Mo­na­te zu­vor ein­ge­weih­ten Drei­fal­tig­keits­kir­che (An­be­tungs­kir­che) auf Berg Schön­statt nach der ers­ten dort von ihm ge­fei­er­ten Hei­li­gen Mes­se.

3. Die Schönstatt-Bewegung nach dem Tod des Gründers

Nach dem Tod des Grün­ders setz­te bald ei­ne Ver­eh­rung sei­ner Per­son ein. Die An­be­tungs­kir­che wur­de zu ei­nem wich­ti­gen Zen­trum der Be­we­gung und das Grün­der­grab an sei­ner To­des­stel­le in der ehe­ma­li­gen Sa­kris­tei der­sel­ben zog vie­le Men­schen an. Zwei Er­eig­nis­se prä­gen die Pha­se der Zeit un­mit­tel­bar nach dem Tod Pa­ter Ken­te­nichs: Aus­druck des Dan­kes für ei­ne 60-jäh­ri­ge Ge­schich­te und gleich­zei­tig Sym­bol für ei­nen hoff­nungs­vol­len Auf­bruch in die Zu­kunft war die Krö­nungs­fei­er der in­ter­na­tio­na­len Schön­statt-Be­we­gung zu Eh­ren Ma­ri­as als der „Drei­mal wun­der­ba­ren Sie­ge­rin von Schön­stat­t“ am 20.10.1974 in der An­be­tungs­kir­che in Schön­statt. Am 10.2.1975 wur­de in Trier der In­for­ma­tiv­pro­zess zur Se­lig­spre­chung Pa­ter Ken­te­nichs er­öff­net. Die diö­ze­sa­ne Pha­se des Se­lig­spre­chungs­pro­zes­ses steht vor dem Ab­schluss.

Josef Kentenich. (Schönstatt-Bewegung, PressOffice Schönstatt)

 

In die Jah­re nach 1968 fal­len auch die päpst­li­che An­er­ken­nung der Schön­stät­ter Ma­ri­en­schwes­tern, der Frau­en von Schön­statt, der Schön­statt-Pa­tres und des Schön­statt-In­sti­tuts Diö­ze­san­pries­ter so­wie die bi­schöf­li­che An­er­ken­nung der Ma­ri­en­brü­der als Sä­ku­lar­in­sti­tu­te. Es kam zu ei­ner neu­en und ver­stärk­ten Ak­zen­tu­ie­rung der na­tio­na­len Schön­statt­fa­mi­li­en. Vor al­lem in La­tein­ame­ri­ka wur­de auf­grund des zah­len­mä­ßi­gen Wachs­tums die recht­li­che Struk­tur der Be­we­gung neu ge­ord­net und ei­ne le­bens­mä­ßi­ge und ju­ris­ti­sche Un­ab­hän­gig­keit von der Schön­statt-Be­we­gung in Deutsch­land er­reicht. In Afri­ka ist die Be­we­gung vor al­lem in Süd­afri­ka, in Bu­run­di, im Kon­go und in Ni­ge­ria ver­brei­tet, in Asi­en vor al­lem in In­di­en und auf den Phil­ip­pi­nen. Der Pro­zess der In­kul­tu­ra­ti­on Schön­statts in au­ßer­eu­ro­päi­sche Kul­tur­be­rei­che ist so­mit voll im Gang. Die In­ter­na­tio­na­li­sie­rung der Be­we­gung wird vor al­lem in den Krei­sen sicht­bar, in de­nen Bil­der der Got­tes­mut­ter von Schön­statt re­gel­mä­ßig von Haus zu Haus wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Die­se von Bra­si­li­en aus­ge­gan­ge­ne und welt­weit in die Mil­lio­nen zäh­len­de Be­we­gung der Pil­gern­den Got­tes­mut­ter ge­hört zu den pas­to­ra­len Wachs­tums­kräf­ten nicht nur in den Län­dern La­tein­ame­ri­kas.

Das Ge­denk­jahr zum 100. Ge­burts­tag des Grün­ders 1984/1985 mach­te die Grö­ße und Viel­falt der in­ter­na­tio­na­len Schön­statt-Be­we­gung sicht­bar. Die Neu­be­sin­nung auf den durch Pa­ter Ken­te­nich über­tra­ge­nen Auf­trag für die Kir­che der Ge­gen­wart und Zu­kunft ver­ein­te Ver­tre­ter der Be­we­gung aus al­ler Welt zu ei­ner Fest­wo­che in Schön­statt und zu ei­ner Fahrt nach Rom. Am 20.9.1985 emp­fing Papst Jo­han­nes Paul II. (Pon­ti­fi­kat 1978-2005) die Schön­statt-Be­we­gung in ei­ner ei­ge­nen Au­di­enz und be­stä­tig­te das Cha­ris­ma des Grün­ders und der geist­li­chen Be­we­gung Schön­statt. Das 100-jäh­ri­ge Ju­bi­lä­um der Be­we­gung im Ok­to­ber 2014 wird wie­der vie­le Men­schen aus al­len Tei­len der Welt an den Rhein füh­ren.

Die Schön­statt-Be­we­gung war ge­prägt vom stän­di­gen Auf­neh­men zeit­ge­nös­si­scher Strö­mun­gen und An­re­gun­gen sei­tens ih­rer Mit­glie­der. Pa­ter Ken­te­nich ließ sich in sei­ner an­thro­po­lo­gi­schen Kon­zep­ti­on her­aus­for­dern durch den Kom­mu­nis­mus und den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. In be­stän­di­ger Re­fle­xi­on ent­wi­ckel­te er krea­ti­ve Ge­gen­kräf­te zur Über­win­dung die­ser Ideo­lo­gi­en. Sei­ne ei­ge­ne In­tui­ti­on für päd­ago­gi­sche Zu­sam­men­hän­ge und wich­ti­ge For­schungs­er­kennt­nis­se der neue­ren Päd­ago­gik und Psy­cho­lo­gie setz­te er in sei­ner Be­we­gung ins Le­ben um. Im­mer ging es ihm dar­um, den Men­schen auch in den tie­fe­ren Schich­ten sei­ner See­le zu er­fas­sen, um ganz­heit­lich ge­präg­te Per­sön­lich­kei­ten für den apos­to­li­schen Auf­trag des Chris­ten von heu­te zu for­men.

Von An­fang an ge­hört es bei al­lem apos­to­li­schen und ge­sell­schaft­li­chen En­ga­ge­ment der Schön­stät­ter und der gan­zen Be­we­gung mit zur Grund­cha­rak­te­ris­tik der Grün­dung Pa­ter Ken­te­nichs, dass dem Be­mü­hen um In­ner­lich­keit, um ei­ne le­ben­di­ge Got­tes­be­zie­hung, um ei­ne tie­fe Ma­ri­en­fröm­mig­keit und ei­nen dau­ern­den Dia­log mit dem „Gott des Le­bens“ ers­te Prio­ri­tät ein­ge­räumt wird. Die über­na­tür­li­che Aus­rich­tung im Sin­ne ei­ner „Gna­den­be­we­gun­g“ von Gott auf den Men­schen zu und vom Men­schen zu Gott zu­rück zieht sich wie ein ro­ter Fa­den durch die Ge­schich­te der Schön­statt-Be­we­gung. Im Blick auf sie spricht Pa­ter Ken­te­nich von ei­nem „Ein­bruch des Gött­li­chen“. Er fasst dar­un­ter die Er­fah­rung der er­leb­ten und er­spür­ten Ge­gen­wart des „Got­tes des Le­bens und der Ge­schich­te“ vor al­lem in den Schlüs­se­l­er­eig­nis­sen der Be­we­gung. Die Ge­schich­te Schön­statts ist nach Pa­ter Ken­te­nich nicht zu er­klä­ren oh­ne die­se Über­zeu­gung von der fort­wir­ken­den Bun­destreue Got­tes.

4. Der Gründungsort Schönstatt

Am Grün­dungs­ort, in Schön­statt bei Val­len­dar, lässt sich die or­ga­ni­sa­to­ri­sche Plu­ra­li­tät der Be­we­gung am deut­lichs­ten ab­le­sen.

Anbetungskirche in Vallendar, Foto: Wilfried Mohr.

 

In dem, dem Ka­pell­chen ge­gen­über­lie­gen­den, „Al­ten Haus“ wohn­te Pa­ter Ken­te­nich wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs. Die am 1.10.1926 ge­grün­de­ten Ma­ri­en­schwes­tern hat­ten dort ih­re ers­te Nie­der­las­sung. Die Ma­ri­en­schwes­tern er­war­ben bald wei­te­re Ge­bäu­de in Val­len­dar: 1928 Haus Schön­fels (heu­te mit Buch­hand­lung des Schön­statt-Ver­lags), 1929 Haus Son­neck, das bis 1967 als Mut­ter­haus dien­te und dann bis 1992 Ge­ne­ralat der Schön­statt-Pa­tres war, 1930 Haus Wild­burg, lan­ge Jah­re In­ter­nat für Ma­ri­en­schu­le (Re­al­schu­le und Gym­na­si­um für Mäd­chen in der Trä­ger­schaft der Ma­ri­en­schwes­tern), 1960 Haus Ma­ri­en­fried. Die Schön­statt-Mäd­chen­ju­gend hat seit 1958 Haus Son­nen­au als ihr Ju­gend­heim. Ab 1952 ver­leg­ten die Ma­ri­en­schwes­tern ih­ren Schwer­punkt auf Berg Schön­statt, wo ein Schu­lungs­heim ent­stand, in dem Pa­ter Ken­te­nich von 1965-1968 wohn­te, ein No­vi­zi­ats­haus, die Mis­si­ons­zen­tra­le und das Mut­ter­haus. Als Dan­kes­ge­schenk für den Schutz, den die Schön­statt-Be­we­gung wäh­rend der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus er­fuhr, wur­de 1965-1968 die Drei­fal­tig­keits­kir­che (auch An­be­tungs­kir­che ge­nannt) er­baut, mit der Grab­stät­te des Grün­ders wur­de sie zum Ziel vie­ler Schön­stät­ter und Wall­fah­rer aus der gan­zen Welt. An die Kir­che an­ge­baut ist das Haus des An­be­tungs­zwei­ges der Ma­ri­en­schwes­tern. Wei­te­re zen­tra­le Ge­bäu­de auf Berg Schön­statt sind die Bil­dungs­stät­te Ma­ri­en­land für die Frau­en­gemein­schaf­ten der Be­we­gung und das Pa­ter-Ken­te­nich-Haus mit ei­ner Do­ku­men­ta­ti­on über den Grün­der.

Gnadenkapelle Schönstatt. (Verbandsgemeinde Vallendar)

 

Für Ex­er­zi­ti­en und Ta­gun­gen wur­de 1928 das „Bun­des­heim“ er­rich­tet. Pa­ter Ken­te­nich ge­hör­te von 1928-1951 zur dor­ti­gen Haus­ge­mein­schaft der Pal­lot­ti­ner. Nach der Tren­nung von Schön­statt-Werk und Pal­lot­ti­nern un­ter­hiel­ten Letz­te­re bis 1996 im „Pal­lot­ti-Haus“ ein Ex­er­zi­ti­en- und Ta­gungs­zen­trum. Der­zeit be­her­bergt das nun von der Schön­statt-Be­we­gung be­trie­be­ne Ge­bäu­de die Se­kre­ta­ria­te der Vor­be­rei­tung des Ju­bi­lä­ums­jahrs 2014 und von „Scho­en­statt-TV“.

Die Frau­en von Schön­statt, ein Sä­ku­lar­in­sti­tut von al­lein le­ben­den Frau­en, be­zo­gen das 1949-1952 er­bau­te Haus Re­gi­na, in dem Pa­ter Ken­te­nich 1965-1968 mehr­mals zu Be­such weil­te. Ein vom Grün­der 1967 ein­ge­weih­tes Ju­gend­haus und das Al­ten­wohn­heim Re­gin­a­berg sind die wei­te­ren Ge­bäu­de die­ser Ge­mein­schaft.

Die Schön­statt-Diö­ze­san­pries­ter er­war­ben 1950 die Ma­ri­enau. 1810 auf dem Ge­län­de des Au­gus­ti­ne­rin­nen­klos­ters als Tu­che­rei er­rich­tet, war es 1887-1920 Leh­re­rin­nen­se­mi­nar und an­schlie­ßend Pro­vin­zialat der Stey­ler Mis­si­ons­schwes­tern. 1899-1902 er­hielt die se­li­ge Blan­di­ne Mer­ten hier ih­re Leh­re­rin­nen­aus­bil­dung. Seit 1980 ist der Schön­statt-Pries­ter­bund hier an­säs­sig, nach­dem das Schön­statt-In­sti­tut Diö­ze­san­pries­ter das Priest­er­haus Berg Mo­riah als in­ter­na­tio­na­les Zen­trum er­rich­tet hat. Im Priest­er­haus Berg Mo­riah be­fin­det sich heu­te auch der Al­tar, der wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs in der Ka­pel­le des Pries­ter­blocks im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au stand und an dem der se­li­ge Karl Leis­ner am 17.12.1944 zum Pries­ter ge­weiht wur­de.

Pater Kentenich-Haus, Foto: Wilfried Mohr.

 

Die Schön­statt-Pa­tres ha­ben ih­re Nie­der­las­sung auf Berg Si­on, seit 1974 das Pro­vinz- und No­vi­zi­athaus, seit 1980 das An­be­tungs­haus und seit 1992 das Va­ter­haus. Die­ser Ge­mein­schaft ge­hört auch der Pa­tris-Ver­lag mit Ver­sand­buch­hand­lung in der Höh­rer Stra­ße an.

Die Fa­mi­li­en er­war­ben Haus Na­za­reth, ei­ne ehe­ma­li­ge Fa­bri­kan­ten­vil­la, das heu­te Sitz des Schön­statt-In­sti­tuts Fa­mi­li­en ist. 1985 wur­de das Haus der Fa­mi­lie sei­ner Be­stim­mung über­ge­ben. Es ist Ta­gungs- und Er­ho­lungs­stät­te. Der Schön­statt-Fa­mi­li­en­bund er­warb 1976 den „Jo­sef-Ken­te­nich-Hof“ in Hill­scheid (Ver­bands­ge­mein­de Höhr-Grenz­hau­sen) und bau­te ihn für die Zwe­cke der Ge­mein­schaft aus.

Die Schön­stät­ter Ma­ri­en­brü­der hat­ten ih­re ers­ten Nie­der­las­sun­gen in der Al­ten Gold­schmie­de (frü­her ei­ne dem Leh­re­rin­nen­se­mi­nar der Ma­ri­enau zu­ge­ord­ne­te Schu­le und heu­te Sitz des Lei­ters der deut­schen Schön­statt-Be­we­gung so­wie des Pres­se­bü­ros der Be­we­gung) und im Jo­sef-Eng­ling-Haus, be­vor sie das Ma­rio-Hi­ri­art-Haus mit ei­ner Gold­schmie­de-Kunst­werk­statt er­bau­ten. In der Trä­ger­schaft der Ma­ri­en­brü­der ist das für die Schön­statt-Man­nes­ju­gend 1984 er­bau­te Ju­gend­zen­trum Ma­ri­en­berg. Eben­falls auf dem Ma­ri­en­berg (frü­her Hüh­ner­berg) sind die drei Häu­ser von Haus Ta­bor ne­ben dem Ka­pell­chen der Schön­statt-Män­ner­be­we­gung. Der Schön­statt-Män­ner­bund hat sei­nen Sitz im Haus St. Jo­sef am Gil­gen­born.

Der Schön­statt-Frau­en­bund er­bau­te 1967 Haus Ma­ri­en­gart am Fuß des Ma­ri­en­bergs. Das bis da­hin als Ge­mein­schafts­zen­tra­le die­nen­de Haus in der Höh­rer Stra­ße ist heu­te Sitz des „Licht­zei­chen e.V.“, ei­ner In­itia­ti­ve zur Be­glei­tung schwan­ge­rer Frau­en in Kon­flikt­si­tua­tio­nen.

Be­reits in den 1930er Jah­ren wur­de ne­ben dem Al­ten Haus ei­ne Not­kir­che er­rich­tet, die seit 2012 „Pal­lot­ti-Kir­che“ hei­ßt und als „Jun­ge Kir­che im Tal“ be­kannt ist für ex­pe­ri­men­tel­le Lit­ur­gie­for­men. Für die Schön­statt-Be­we­gung wur­de 1974 das Pil­ger­heim Haus Schön­statt er­baut. Seit 1978 stand mit dem Pil­ger­zelt, das ur­sprüng­lich Teil ei­ner Bun­des­gar­ten­schau war, ein gro­ßer Got­tes­dienst­raum zur Ver­fü­gung. An des­sen Stel­le wur­de 1999 die Pil­ger­kir­che er­rich­tet, ei­ne Rund­kir­che aus Holz in Zelt­form mit Platz für cir­ca 1.500 Per­so­nen. Für grö­ße­re Ver­an­stal­tun­gen steht der Pil­ger­platz zur Ver­fü­gung, auf dem mehr als 10.000 Per­so­nen Platz fin­den kön­nen.

Die ein­zel­nen Ge­mein­schaf­ten ha­ben bei ih­ren Nie­der­las­sun­gen auch ein Schön­statt-Ka­pell­chen er­rich­tet, das dem Ur­hei­lig­tum äu­ßer­lich ge­nau nach­ge­bil­det und auf die spi­ri­tu­el­len Ak­zen­te der je­wei­li­gen Ge­mein­schaft ab­ge­stimmt ist.

Für die Schön­statt-Fa­mi­lie ist Schön­statt der Ort des Ur­sprungs der Be­we­gung, ihr Zen­trum und ih­re geist­li­che Hei­mat. Die bei­den Schwer­punk­te der Aus­strah­lung des Orts Schön­statt sind das Apos­to­lat und die In­ner­lich­keit. Des­halb gibt es so­wohl Stät­ten des Ge­bets und der Zu­rück­ge­zo­gen­heit wie auch Schu­lungs­ge­bäu­de und Räu­me für ei­ne gro­ße Öf­fent­lich­keit. Das drückt sich durch die Zu­ord­nung von Hei­lig­tü­mern und Wohn- und Ta­gungs­häu­sern aus. Das Flui­dum ei­nes Or­tes wird be­stimmt durch die Per­so­nen und Ge­mein­schaf­ten, die dort woh­nen. Des­halb ha­ben vor al­lem die Glie­de­run­gen mit ei­nem stär­ke­ren Ge­mein­schafts­le­ben ih­re Haupt­nie­der­las­sun­gen in Schön­statt.

5. Zentren der Bewegung im Rheinland

Im Rhein­land gibt es ne­ben Schön­statt wei­te­re Or­te, an de­nen sich Nie­der­las­sun­gen der Be­we­gung fin­den. Sie sol­len in ih­rer ge­schicht­li­chen Ent­wick­lung kurz vor­ge­stellt wer­den.

5.1 Bistum Trier

Im Ko­blen­zer Stadt­teil Met­ter­nich er­war­ben die Ma­ri­en­schwes­tern 1949 von der Stadt ei­ne Fa­bri­kan­ten­vil­la, das „Met­ter­ni­cher Schlöss­chen“. Es ist Sitz der 1946 er­rich­te­ten Pro­vi­den­tia-Pro­vinz mit dem Ein­zugs­ge­biet des Bis­tums Trier, zu der et­wa 200 Schwes­tern ge­hö­ren. Ers­te Pro­vinz­o­be­rin war Schwes­ter M. Emi­lie En­gel (1893-1955), die durch die seel­sorg­li­che Un­ter­stüt­zung Pa­ter Ken­te­nichs trau­ma­ti­sche Angst­zu­stän­de über­win­den und nach ih­rer see­li­schen Hei­lung lan­ge Jah­re als No­vi­zen­meis­te­rin jun­ge Schwes­tern in die Ge­mein­schaft ein­füh­ren konn­te. Das Grab Schwes­ter Emi­lies, de­ren Se­lig­spre­chungs­pro­zess sich in der rö­mi­schen Pha­se be­fin­det, ist An­zie­hungs­punkt für vie­le Men­schen.

Idyl­lisch ge­le­gen ist das Schön­statt-Hei­lig­tum in der Stadt Trier, das 1987 ein­ge­weiht wur­de. Das Zen­trum der Schön­statt-Be­we­gung des Bis­tums Trier ist der Wünsch­berg in Le­bach im Saar­land. Dort wur­de 1970 ein Ka­pell­chen und 1978 ein Ta­gungs­haus er­rich­tet.

5.2 Erzbistum Köln

In der Köl­ner Elends­kir­che (St. Gre­go­ri­us im Elend) wur­de 1934 durch Pa­ter Ken­te­nich in ei­ner Sei­ten­ka­pel­le ein Bild der Got­tes­mut­ter von Schön­statt an­ge­bracht. Nach der Zer­stö­rung im Zwei­ten Welt­krieg wur­de die­se Ka­pel­le nicht wie­der auf­ge­baut. 1963 er­folg­te der Bau ei­nes ori­gi­nal­ge­treu­en Schön­statt-Hei­lig­tums ne­ben der Elends­kir­che. Am 30.10.1966 be­such­te Pa­ter Ken­te­nich die­ses Zen­trum der Be­we­gung in sei­ner hei­mat­li­chen Bi­schofs­stadt. Aus Per­so­nal­man­gel muss­ten die Ma­ri­en­schwes­tern ih­re Nie­der­las­sung im na­he ge­le­ge­nen Schön­statt­haus in­zwi­schen wie­der auf­ge­ben.

Die ers­te ori­gi­nal­ge­treue Nach­bil­dung des Ka­pell­chens in Schön­statt wur­de am 2.7.1950 in Kreuz­wein­gar­ten bei Eus­kir­chen ein­ge­weiht. Die Ma­ri­en­schwes­tern hat­ten dort 1947 Haus Broich er­wor­ben, ein Her­ren­haus der Fa­mi­lie von Mal­linck­rodt aus dem Jahr 1899, und es in Ma­ria Rast um­be­nannt. Heu­te ist es ei­ne Bil­dungs­stät­te.

Kapelle auf Berg Sion, Foto: Wilfried Mohr.

 

Auf In­itia­ti­ve des Müns­te­ra­ner Bi­schofs Hein­rich Ten­hum­berg (Epis­ko­pat 1969-1979), der dem Sä­ku­lar­in­sti­tut der Schön­statt-Diö­ze­san­pries­ter an­ge­hör­te, wur­de 1970 in Bonn der Kreuz­berg er­wor­ben. Die dor­ti­ge Kir­che wur­de wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges er­baut und er­hielt 1751 mit der von Bal­tha­sar Neu­mann er­rich­te­ten Hei­li­gen Stie­ge ein Wall­fahrts­ziel, das be­son­ders wäh­rend der Kar­wo­che vie­le Men­schen an­zieht. In der Tra­di­ti­on der ­Ser­vi­ten, Je­sui­ten und Fran­zis­ka­ner sind seit 1980 Schön­stät­ter Ma­ri­en­brü­der auf dem Kreuz­berg. Sie be­trei­ben ein Spra­chen­zen­trum für aus­län­di­sche Stu­die­ren­de und be­treu­en das 1987 im Park er­rich­te­te Schön­statt-Ka­pell­chen.

5.3 Bistum Aachen

Dort ist die Schön­statt-Be­we­gung seit den 1960er Jah­ren or­ga­ni­siert. 1970 wur­de in Puf­fen­dorf (Stadt Ba­es­wei­ler) ein Ka­pell­chen ein­ge­weiht, das in An­leh­nung an die in Aa­chen  an­ge­sie­del­ten Mis­si­ons­wer­ke den Ti­tel „Mis­sio-Pa­tris-Hei­lig­tum“ er­hielt. Zwei Jah­re spä­ter wur­de ein Ta­gungs­haus er­rich­tet. Die Schön­statt-Be­we­gung des Bis­tums wird von eh­ren­amt­lich tä­ti­gen Lai­en ge­tra­gen.

5.4 Bistum Essen

Jo­seph Ken­te­nich muss­te 1894 von sei­ner Mut­ter Ka­tha­ri­na in ein Wai­sen­haus ge­ge­ben wer­den. Die un­ver­hei­ra­te­te Frau fand durch Ver­mitt­lung ih­res Beicht­va­ters ei­nen Platz im Vin­zenz­haus in Ober­hau­sen, das von den Aren­ber­ger Do­mi­ni­ka­ne­rin­nen be­trie­ben wur­de. Fünf Jah­re war Ken­te­nich in Ober­hau­sen, bis er 1899 in das Eh­ren­breit­stei­ner Nach­wuchs­gym­na­si­um der Pal­lot­ti­ner ein­trat.

Das ers­te Ka­pell­chen der Schön­statt-Be­we­gung ent­stand 1961 in Gel­sen­kir­chen-Horst. 1970 über­nahm die Schön­statt-Fa­mi­lie den „Hus­manns­hof“ in Es­sen-Kray von den Un­be­schuh­ten Kar­me­li­tern. Dort wur­de 1971 ein Ka­pell­chen durch Bi­schof Franz Hengs­bach ge­weiht. In­zwi­schen mus­s­te das Ge­bäu­de, in dem ei­ne Fi­lia­le der Ma­ri­en­schwes­tern un­ter­ge­bracht war und Räu­me für die Tref­fen der Be­we­gung zur Ver­fü­gung stan­den, aus fi­nan­zi­el­len Grün­den ver­kauft wer­den.

5.5 Bistum Münster

Im rhei­ni­schen Teil de­s Bis­tums Müns­ter s­ind die ers­ten Spu­ren der Schön­statt-Be­we­gung in Duis­burg zu fin­den. Be­reits zwei Wo­chen nach der Grün­dung der ­Ma­ri­en­schwes­tern, am 15.10.1926, wur­de die ers­te Fi­lia­le der jun­gen Ge­mein­schaft in der Pfar­rei St. Bo­ni­fa­ti­us (Duis­burg-Hoch­feld) er­rich­tet. 75 Jah­re wa­ren die Schwes­tern in Duis­burg tä­tig. Pa­ter Ken­te­nich kam häu­fig in die In­dus­trie­stadt, um päd­ago­gi­sche und so­zi­al­ethi­sche Ta­gun­gen und Vor­trä­ge zu hal­ten.

Bonner Kreuzberg, Foto: Erika Mlejová.

 

1960 ver­leg­ten die Ma­ri­en­schwes­tern ihr Pro­vin­zialat für den nord­deut­schen Raum von Eus­kir­chen nach Bor­ken. Die „Schön­statt-Au“ ist heu­te Bil­dungs­zen­trum und Wall­fahrts­ort. Et­wa 60 Ma­ri­en­schwes­tern le­ben im Pro­vinz­haus, an das ein Pfle­ge­heim an­ge­schlos­sen ist. Die Ma­ri­en­schwes­tern sind auch Trä­ger der Schön­stät­ter Ma­ri­en­schu­le, ei­ner Re­al­schu­le für Mäd­chen.

Vom Nie­der­rhein stammt der ers­te Se­li­ge der Schön­statt-Be­we­gung: Karl Leis­ner wur­de in Rees ge­bo­ren. Wäh­rend sei­nes Theo­lo­gie­stu­di­ums in Müns­ter fand der in der Ju­gend­ar­beit als Diö­ze­san-Jung­schar­füh­rer tä­ti­ge Leis­ner zur Schön­statt-Be­we­gung. 1939 zum Dia­kon ge­weiht, wur­de der lun­gen­kran­ke Leis­ner im No­vem­ber ver­haf­tet und in die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Sach­sen­hau­sen und Dach­au ge­bracht, wo er die Pries­ter­wei­he emp­fing; er starb we­ni­ge Mo­na­te nach sei­ner Ent­las­sung an den Fol­gen der Haft. 1996 sprach ihn Jo­han­nes Paul II. in Ber­lin se­lig. Als Aus­gangs­punkt für Be­su­che an sei­nem Grab im Xan­te­ner Dom und für die Schön­statt-Be­we­gung des Nie­der­rheins dient der Oerm­ter Ma­ri­en­berg bei Issum.

Quellen

Ar­chiv­ma­te­ri­al fin­det sich in den Zen­tral­häu­sern der Schön­statt-Be­we­gung in Val­len­dar.

Literatur

Mo­nats­zeit­schrift ba­sis, Pa­tris-Ver­lag Val­len­dar-Schön­statt.
Hug, Hein­rich M., (Welt)Ge­schich­te ei­nes Hei­lig­tums, Val­len­dar-Schön­statt 2003.
Schmiedl, Joa­chim, Art. Schön­statt, Ge­schich­te, in: Brant­zen, Hu­ber­tus [u.a.] (Hg.), Schön­statt-Le­xi­kon. Fak­ten - Ide­en – Le­ben, Val­len­dar-Schön­statt 1996, S. 342-347.
Schmiedl, Joa­chim, Art. Schön­statt, Ort, in: Brant­zen, Hu­ber­tus [u.a.] (Hg.), Schön­statt-Le­xi­kon, Val­len­dar-Schön­statt 1996, S. 347-350.
Vier­tel­jah­res­schrift Re­gnum, Pa­tris-Ver­lag Val­len­dar-Schön­statt­Brant­zen, Hu­ber­tus [u.a.] (Hg.), Schön­statt-Le­xi­kon. Fak­ten - Ide­en – Le­ben, Val­len­dar-Schön­statt 1996.

Quellen

Home­page der ­Schön­statt-Be­we­gung. [On­line]
Home­page des In­ter­na­tio­na­len­ Auf­tritts der Schön­statt-Be­we­gung. [On­line]

Schönstatt-Au, Borken. (Schönstatt-Bewegung, PressOffice Schönstatt)

 
Zitationshinweis

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Schmiedl, Joachim, Die Schönstattbewegung im Rheinland, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-schoenstattbewegung-im-rheinland/DE-2086/lido/57d134244c46a7.71858520 (abgerufen am 19.03.2024)