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Fritz von Wille war ein Landschaftsmaler der Düsseldorfer Malerschule. Vor dem Ersten Weltkrieg machte er sich im Rheinland einen Ruf als „Maler der Eifel".
Friedrich (Fritz) Gustav August Johann Philipp Rudolf von Wille entstammt einer angesehenen Künstlerfamilie. Er wurde am 21.4.1860 als Sohn des Hofmalers August von Wille (1827-1887) und der Tiermalerin Clara von Wille geborene von Böttcher (1838-1883) in Weimar geboren. Er wuchs in Düsseldorf auf und schlug nicht, wie von seinen Eltern gewünscht, die Offizierslaufbahn ein, sondern besuchte von 1879 bis 1882 die renommierte Düsseldorfer Kunstakademie. Er absolvierte bis 1880 die Elementarklasse von Andreas Müller (1811-1890) und Heinrich Lauenstein (1835-1910) sowie anschließend die Antiken- und Naturklasse von Peter Janssen (1844-1908), einem Neffen von Johann Peter Hasenclever. Das war aber nur ein akademisches Vorspiel, denn den jungen Künstler zog es hinaus in die Natur. Seit 1879 malte er als Autodidakt Skizzen im Freien.
In den 1880er und 1890er Jahren bereiste Wille viele Gegenden in ganz Deutschland (unter anderem Hessen, den Harz, den Schwarzwald, Thüringen, den Mittelrhein, die Lahn und die Sieg). Außerdem fuhr er 1886, 1888 und 1891 an die italienische Riviera. 1904 und 1925 besuchte er Norwegen. Etliche auf den Tag genau datierte Naturstudien belegen seine Reisen. Wahrscheinlich kam Wille 1885 zum ersten Mal in die Eifel, und zwar ins Nettetal. Seitdem bereiste er die Eifel immer häufiger. Seine Liebe ging so weit, dass er seit 1899 im Sommer Zweitwohnungen in der Eifel anmietete, um dort arbeiten zu können. Im Winter kehrte er in sein Düsseldorfer Domizil auf der Rosenstraße 54 zurück.
1892 heiratete er Maria Auguste (Gustl) Schneider (1872-1941), eine gut betuchte Fabrikantentochter aus Neuwied. Von 1899 bis 1904 wohnte das Paar während der Sommermonate im Haus „Friedrichsruh" in Reifferscheid in der Hocheifel. 1901 und 1903 wurden die Söhne Otto (gestorben 1977) und Fritz (gestorben 1972) geboren, von denen Otto als Portrait- und Landschaftsmaler bekannt wurde. Zwischen 1905 und 1907 bewohnte die junge Familie das Burghaus Dalbenden (Urft) und von 1908 bis 1911 den „Liebfrauenhof" in Reifferscheid, bevor Wille schließlich 1911 die Burg Kerpen erwarb.
Anfangs stand Wille unter dem stilistischen Einfluss seines Vaters, eines spätromantischen Landschafts- und Genremalers. Durch ihn war er fest in die Düsseldorfer Kunstszene eingebunden. Er ging im Künstlerverein „Malkasten" ein und aus und war dort von 1886 bis zu seinem Tod Mitglied.
In den 1880er Jahren orientierte sich Wille noch am Detailrealismus der Düsseldorfer Malerschule. Er malte mit Vorliebe enge nahsichtige Naturausschnitte ohne besondere Beleuchtungseffekte. Doch schon bald erfasste er Landschaften aus der Distanz, mit höherem Horizont und Ausblicken in die Ferne, bei denen Licht und Schatten Regie führen. Er fand vor allem bei seinen Skizzen zu einer lockeren, impressionistisch wirkenden Pinselführung. Er behielt aber Zeit seines Lebens wesentliche Elemente der Düsseldorfer Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts wie seitliche Kulissen und Wolken als Stimmungsträger bei. Seit den Italienreisen hellte er seine Palette auf. Seine beste Schaffensphase lag etwa zwischen 1890 und 1910. Nach spontan in der Natur gemalten Skizzen entstanden im Düsseldorfer Atelier großformatige stimmungsvolle Landschaftsbilder von hoher malerischer Qualität. Abgesehen von einigen impressionistischen Anklängen blieb Wille von den stilistischen Neuerungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unberührt. Einige Gemälde aus der Zeit um 1905 lassen in ihren Flächen- und Farbstrukturen Anklänge an den Jugendstil erkennen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Wille sich zum Spezialisten für die Darstellung der Eifel. In den Jahren 1904 und 1905 zeigte er bei einer Einzelausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle unter dem Motto „Eifel-Collection" immerhin 29 Gemälde. Spezifische Motive wie Maare und Ginsterblüte, Burgruinen und menschenleere Landstriche hielt er in facettenreiche Stimmungen fest. Wie kaum ein anderer Maler erfasste er den herben Charakter und den spröden Reiz der Eifellandschaft. Wille war inzwischen zu einer festen Größe im wilhelminischen Kunstbetrieb aufgestiegen; er beschickte die großen akademischen Kunstausstellungen und erhielt seit 1891 mehrere Gold- und Silbermedaillen. Er konnte stolz darauf sein, dass renommierte Museen, zum Beispiel in Berlin, Düsseldorf, Köln, Krefeld und Stuttgart, Bilder von ihm ankauften. Der große Durchbruch gelang ihm aber erst, als Kaiser Wilhelm II. (Regierungszeit 1888-1918) 1908 auf der Großen Berliner Kunstausstellung „Die blaue Blume" für sein Jagdschloss Cadinen in Ostpreußen erwarb. Dieser Kauf machte den Maler berühmt und rückte die Eifel, die im damaligen Preußen den zweifelhaften Ruf als „rheinisches Sibirien" genoss, in ein neues Licht. Das unspektakuläre Sujet - der blaue Blumenhang vorn und die Weinfelder Kapelle im Hintergrund - verbindet Einfachheit und Poesie, nüchterne Beobachtung und romantisches Empfinden. Das Motiv war beim Publikum begehrt und Wille fertigte zahlreiche Repliken an. In der Eifel sorgte das Gemälde für Furore, denn endlich war nicht mehr nur von der „armen" Eifel die Rede, sondern man hatte allen Grund, stolz auf die eigene Landschaft zu sein, deren Darstellung sogar dem Kaiser gefiel. Das war das Verdienst des Künstlers, dessen Renommee sicherlich noch stieg, als ihm 1910 der Professor-Titel verliehen wurde.
1911 und 1913 stattete Wille die Kreishäuser in Daun und Wittlich mit Großgemälden aus. Nach dem ersten dieser lukrativen Aufträge erwarb er die Burg Kerpen, in die er 1911 mit seiner Familie einzog. Genau 30 Jahre lang diente ihm die Burg immer wieder als Refugium, um dem städtischen Umfeld den Rücken zu kehren. Dieser Umzug veränderte Willes gesamtes Leben und Umfeld, und es war mehr als ein Wechsel des Wohnorts. Es hat Symbolcharakter, dass sich der adlige und konservativ eingestellte Maler als Burgherr in die Eifel zurückzog. Er entfernte sich damit von der rauen Wirklichkeit der Gegenwart. In der Eifel suchte er eine heile feudale Welt, in der die traditionellen gesellschaftlichen und künstlerischen Werte noch Bestand hatten. Nach dem Umzug fand Wille neue Motive in der Südeifel und an der Mosel.
Der Erste Weltkrieg und die anschließenden politischen Umwälzungen hatten weitreichende Folgen für Willes weiteres Schaffen. In der Weimarer Republik war die Zeit der großen offiziellen Kunstausstellungen vorbei, die progressiven Strömungen gewannen die Oberhand. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte Wille sich stilistisch nicht mehr weiterentwickelt, und in den zwanziger Jahren lagen Welten zwischen ihm und der aktuellen Kunst. Er beschränkte sich im Wesentlichen auf die Wiederholung früherer beliebter Motive. Die Qualität seiner Arbeiten ließ nach, ebenso die Nachfrage. Durch die Inflation geriet er zusätzlich in finanzielle Schwierigkeiten. So verwundert es nicht, dass er sich im Alter zeitweilig von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ, in der trügerischen Hoffnung, noch einmal künstlerisch und wirtschaftlich Fuß zu fassen. Fritz von Wille starb am 16.2.1941 in seiner Düsseldorfer Wohnung bei der Arbeit an einem „Totenmaar". Er wurde nach Kerpen überführt und in der Familiengruft hinter seiner Burg begraben.
In seinen besten Jahren war Wille ein großartiger Maler. Er hat die eigentümliche Schönheit der Eifel entdeckt und ihre Darstellung wurde ihm zur Lebensaufgabe. Seine Gemälde haben dazu beigetragen, das Image der Eifel positiv zu verändern. Viele Menschen haben sie auf den Spuren Fritz von Willes erwandert. Das Interesse an ihm und seinem Werk ist im Rheinland und in der Eifel ungebrochen.
Quellen
Schrift- und Bildwerke Fritz von Willes im Archiv des Künstlervereins Malkasten Düsseldorf.
Werke (Auswahl)
Auf erloschenen Vulkanen (Mosenberg), 1903 (Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld).
Die blaue Blume (2 Exemplare), undatiert (Fritz-von-Wille –Museum, Haus Beda Bitburg).
Eifelgold, 1904 (museum kunst palast Düsseldorf)
Ein klarer Tag, 1906 (Fritz-von-Wille –Museum, Haus Beda Bitburg).
Italienische Landschaft, um 1889 (museum kunst palast Düsseldorf).
Vorfrühling im Prethtal, um 1906 (Kreismuseum Blankenheim).
Literatur
Die Eifel im Wechsel der Jahreszeiten, Zwanzig künstlerische Farbendrucke nach den bedeutendsten Gemälden von Fritz von Wille, Köln 1914.
Baur, Otto u.a., Fritz v. Wille, der Maler der Eifel, hg. durch den Kreis Daun, Ausstellungskatalog, Daun 1979.
Die Sammlung von Wille im Haus Beda Bitburg, Museumskatalog, Bitburg 1992.
Kirfel, Alfred, Fritz von Wille – Maler der Eifel, in: Jahrbuch des Kreises Schleiden 1972, S. 27–33.
Klütsch, Margot, Fritz von Wille, Werk und Wirkung, in: Joist, Conrad-Peter (Hg.), Landschaftsmaler der Eifel im 20. Jahrhundert/Eifelverein Düren, Düren 1997, S. 9–24.
Online
Fritz von Wille (1860-1941) (Umfangreiche Information über Leben und Werk Fritz von Willes auf der Website des Kulturportals „Eifel und Kunst"). [Online]
Haus Beda (Information unter anderem zu der Sammlung Fritz von Wille sowie zu von Wille selbst auf der Website des Kulturhauses Beda in Bitburg). [Online]
Klütsch, Margot, Neue Gemälde von Fritz von Wille im Haus Beda in Bitburg, in: Heimatjahrbuch des Kreises Daun Jg. 1997, S. 122-127 (Onlineangebot des Heimatjahrbucharchivs des Landkreises Vulkaneifel). [Online]
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Klütsch, Margot, Fritz von Wille, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/fritz-von-wille/DE-2086/lido/57c93198473072.80263329 (abgerufen am 06.10.2024)