Christoph Maria Schlingensief

Regisseur (1960-2010)

Hermann Josef Scheidgen (Köln)

Christoph Schlingensief bei der Eröffnung der 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin, 11. Februar 2010. (Siebbi via Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Chris­toph Schlin­gen­sief war ein viel­sei­tig ta­len­tier­ter Künst­ler. Ne­ben sei­ner Tä­tig­keit als Film-, Thea­ter- und Opern­re­gis­seur war er auch Au­tor und Ak­ti­ons­künst­ler. Er galt als Pro­vo­ka­teur und hat­te den Nim­bus ein En­fant ter­ri­b­le zu sein.

Chris­toph Schlin­gen­sief kam am 24.10.1960 in Ober­hau­sen als ein­zi­ges Kind der Ehe­leu­te Her­mann-Jo­sef und An­na Ma­ria Schlin­gen­sief zur Welt. Der Va­ter be­trieb als Phar­ma­zeut in Ober­hau­sen ei­ne Apo­the­ke, die Mut­ter war ge­lern­te Kran­ken­schwes­ter. Das El­tern­haus von Chris­toph Schlin­gen­sief war ka­tho­lisch ge­prägt: Nach sei­ner Erst­kom­mu­ni­on wur­de er Mess­die­ner in der Ober­hau­se­ner Herz-Je­su-Kir­che und en­ga­gier­te sich in der ka­tho­li­schen Ju­gend­grup­pe. Ei­nen be­son­de­ren Be­zug hat­te er zur fei­er­li­chen ka­tho­li­schen Lit­ur­gie. Am Hein­rich-Hei­ne-Gym­na­si­um in Ober­hau­sen, das er von 1971 bis 1980 be­such­te, ab­sol­vier­te er ei­nen Leis­tungs­kurs in ka­tho­li­scher Re­li­gi­on. Sei­ne So­zia­li­sa­ti­on sah er stets po­si­tiv, wenn­gleich er das klein­bür­ger­li­che Mi­lieu ab­lehn­te und sich spä­ter zwi­schen­zeit­lich von der ka­tho­li­schen Kir­che ab­set­zen soll­te. Schlin­gen­sief sprach sich für die Auf­ar­bei­tung der Miss­brauchs­fäl­le durch Geist­li­che an Kin­dern und Ju­gend­li­chen in der ka­tho­li­schen Kir­che aus, warn­te je­doch zu­gleich da­vor, da­bei über das Ziel hin­aus zu schie­ßen. Sein Pfar­rer hät­te ihn ein­mal mit der Hand am Haar­schopf ge­strei­chelt. Dies ha­be er po­si­tiv emp­fun­den und dar­in kei­ne se­xu­el­le An­nä­he­rung ge­se­hen.

Be­reits von sei­nem ach­ten Le­bens­jahr an be­such­te er re­gel­mä­ßig die re­nom­mier­ten Ober­hau­se­ner Kurz­film­ta­ge. Be­reits als Ober­stu­fen­schü­ler am Gym­na­si­um fass­te er den Ent­schluss, Film­re­gis­seur zu wer­den. Zwei­mal hat­te er sich für die Mün­che­ner Film­aka­de­mie be­wor­ben, wur­de aber bei­de Ma­le ab­ge­lehnt. Wäh­rend er sich als Jung­fil­mer au­to­di­dak­tisch wei­ter­bil­de­te, ent­schloss er sich 1981 zu ei­nem Stu­di­um der Thea­ter­wis­sen­schaf­ten, der Phi­lo­so­phie und der Ger­ma­nis­tik an der Lud­wig-Ma­xi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät in Mün­chen. Er brach je­doch das Stu­di­um nach kur­zer Zeit ab, da ihn die Mas­sen­uni­ver­si­tät an­wi­der­te. Manch­mal ha­be er noch nicht ein­mal die rich­ti­gen Se­mi­nar­räu­me ge­fun­den. Ent­ge­gen sei­nen Er­war­tun­gen the­ma­ti­sier­te der Stu­di­en­gang Thea­ter­wis­sen­schaf­ten so gut wie nie die Gat­tung Film.

 

Schlie­ß­lich zog es ihn zu­rück in sei­ne Hei­mat­stadt Ober­hau­sen. Zu­nächst fing Schlin­gen­sief mit harm­lo­sen Hu­mor­fil­men an. Gro­ßen Un­mut er­reg­te sein Film von 1989 "100 Jah­re Adolf Hit­ler - Die letz­te Nacht im Füh­rer­bun­ker". Die­se be­klem­men­de Per­for­mance, die er als "Rea­li­ty-Soup" an­sah, dreh­te er in schwarz-weiß; die Be­leuch­tung kam von ei­nem ein­zi­gen Hand­schein­wer­fer. Er wur­de dar­auf­hin als kind­li­cher Na­zi be­schimpft. Da­bei ha­be er nur auf­zei­gen wol­len, "dass man Hit­ler nicht im­mer nur mit der Kä­se­glo­cke ser­vie­ren dür­fe".[1] Als er As­sis­tent des Ex­pe­ri­men­tal­fil­mers Wer­ner Ne­kes (ge­bo­ren 1944) an der Ber­li­ner Volks­büh­ne am Ro­sa-Lu­xem­burg-Platz wur­de, än­der­te sich dies grund­le­gend. Mit sei­nem Stück "100 Jah­re CDU - Spiel oh­ne Gren­zen" gab er 1993 sein De­büt.

Sei­ne Vor­bil­der als Film­re­gis­seu­re wa­ren Rai­ner Wer­ner Faß­bin­der (1945-1982), Wer­ner Her­zog (ge­bo­ren 1942) und Wim Wen­ders (ge­bo­ren 1945), wo­bei er mit dem ers­ten den Hang zum Workaho­lic teil­te. Zwi­schen­zeit­lich (1986-1987) ver­dien­te er sein Geld als Auf­nah­me­lei­ter der WDR-Dau­er­se­rie "Lin­den­stra­ße".

Ne­kes war Pro­fes­sor an der Hoch­schu­le für Ge­stal­tung in Of­fen­bach am Main und be­sorg­te Schlin­gen­sief dort ei­nen Lehr­auf­trag. Durch Ne­kes lern­te er auch den Schau­spie­ler und Sän­ger Hel­ge Schnei­der (ge­bo­ren 1955) ken­nen, der zu die­sem Zeit­punkt noch so gut wie un­be­kannt war. Er be­such­te ei­ni­ge sei­ner Kon­zer­te.

Als Per­for­mance Künst­ler war ih­m Jo­seph Beuys ein Vor­bild. Er über­nahm von Beuys die "so­zia­le Plas­tik" als ide­al­ty­pi­sche Ge­sell­schafts­form. Bei­de setz­ten sich für ei­ne stär­ke­re Par­ti­zi­pa­ti­on der Bü­ge­rIn­nen an den po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen ein. Beuys Vor­stel­lung, dass je­der Mensch ein Künst­ler sei, dür­fe nicht so ver­stan­den wer­den, je­der kön­ne ma­len, schrei­ben oder sin­gen. Je­de Ar­beit ha­be prin­zi­pi­ell die Vor­aus­set­zung, krea­tiv zu sein und et­was Gro­ßar­ti­ges müs­se dann dar­aus ent­ste­hen. Schlin­gen­sief schätz­te wie Beuys die an­thro­po­so­phi­sche Me­di­zin, lehn­te je­doch den "Stei­ner-Kram" ab; über­haupt war ihm je­de Form der Eso­te­rik su­spekt.

Im­mer wie­der wur­de Schlin­gen­sief für sei­ne Auf­füh­run­gen stark an­ge­grif­fen. Voll­kom­me­ne Ab­leh­nung er­fuhr sein zwei­tes Thea­ter­pro­jekt von 1994 "Küh­nen 94 - Bring mir den Kopf von Adolf Hit­ler." Schlin­gen­sief spielt in die­ser Pro­duk­ti­on per­sön­lich den Neo­na­zi Mi­cha­el Küh­nen, der 1991 im Al­ter von 34 Jah­ren an Aids ver­stor­ben war. Küh­nen wird hier als von sei­nen El­tern un­ge­lieb­ter Sohn dar­ge­stellt, der in ei­nem von Schlin­gen­sief ge­hass­ten Klein­bür­ger­mi­lieu auf­wächst. Schlin­gen­sief avan­ciert hier zum Bür­ger­schreck, denn das gan­ze Stück ist ei­ne Mix­tur aus Mu­sik, Blut und Sex. Völ­lig wahl­los tre­ten un­ter an­de­rem Kö­nig Lud­wig II. von Bay­ern, die Ge­schwis­ter Scholl, Pe­tra Kel­ly, Mut­ter The­re­sa und Bea­te Uh­se auf. In den Fach­zeit­schrif­ten wur­de die Pro­duk­ti­on ver­ris­sen. Nun war er ne­ben Claus Pey­mann (ge­bo­ren 1937) der ein­zi­ge deut­sche Thea­ter­ma­cher, über den die Yel­low Press be­rich­te­te.

Im­mer wie­der en­ga­gier­te Schin­gen­sief Lai­en­dar­stel­ler in sei­nen Stü­cken. In sei­nem Thea­ter­stück "Ro­cky Dutsch­ke ´68" aus dem Jah­re 1996 ver­pflich­te­te er erst­mals auch ei­nen be­hin­der­ten Prot­ago­nis­ten. Im Mit­tel­punkt der Hand­lung steht der po­li­ti­sche Pro­test des Stu­den­ten­füh­rers Ru­di Dutsch­ke (1940-1979).

Chris­toph Schlin­gen­sief wur­de auf­grund sei­ner Pro­vo­ka­tio­nen ver­schie­dent­lich ver­haf­tet, oh­ne dass es zu Pro­zes­sen kam. Wäh­rend die Staats­an­walt­schaft den Hit­ler­gruß in sei­nem Film "100 Jah­re Adolf Hit­ler" als Frei­heit der Kunst ak­zep­tier­te, wur­de er auf der Kas­se­ler Do­cu­men­ta 1997 nach sei­nem Auf­ruf "Tö­tet Hel­mut Kohl" ver­haf­tet. Hier woll­te er sich be­wusst an die Gren­ze der Kunst­frei­heit be­ge­ben. Bun­des­prä­si­dent Ro­man Her­zog (Amts­zeit 1994-1999), der ihm spä­ter das Bun­des­ver­dienst­kreuz am Ban­de ver­lei­hen soll­te, ha­be ihm nach ei­ge­nem Be­kun­den ge­sagt. "Ich weiß, daß es vie­le ab­leh­nen, daß Sie dies sa­gen, aber ich weiß, was Sie da­mit mei­nen. Sie mei­nen da­mit die Be­frei­ung des Aus­drucks vom Zwang des Sinns."[2] Her­zog war deut­lich ge­wor­den, dass Schlin­gen­sief hier die Gren­ze zum Pa­ra­do­xen über­schrit­ten hat­te.

DVD-Cover des Filmes '100 Jahre Adolf Hitler. Die Letzte Stunde im Führerbunker' von Christoph Maria Schlingensief aus dem Sortiment der Filmgalerie 451. (Filmgalerie 451)

 

Mit sei­ner Ak­ti­on "Pas­si­on Im­pos­si­ble. 7 Ta­ge Not­ruf für Deutsch­land" (1997) woll­te er auf die Pro­ble­me Ob­dach­lo­ser und Dro­gen­süch­ti­ger auf­merk­sam ma­chen. Am En­de der Auf­füh­rung ver­such­te Schlin­gen­sief durch ei­nen Pro­test­zug die so­zia­len Rand­grup­pen da­zu zu be­we­gen, Selbst­be­wusst­sein zu ent­wi­ckeln. Mit "Chan­ce 2000" grün­de­te Schlin­gen­sief 1998 ei­ne Par­tei der Nicht­wäh­ler. Die "Par­tei­grün­dung" er­folg­te in ei­nem Ber­li­ner Zir­kus­zelt. Er bil­de­te hier­bei ein Fo­rum für Ar­beits­lo­se, Be­hin­der­te und "Un­sicht­ba­re". Je­der soll­te sich selbst wäh­len an­statt ei­ne der eta­blier­ten Par­tei­en. Hö­he­punkt der Ak­ti­on war ein Tref­fen hun­der­ter Ar­beits­lo­ser am Wolf­gang­see zu ei­nem Zeit­punkt, als Hel­mut Kohl dort sei­nen jähr­li­chen Ur­laub ver­brach­te. Durch ge­mein­sa­mes Ba­den woll­ten sie den See zum Über­schwap­pen brin­gen, um sich an Kohl für des­sen Ar­beits­markt­po­li­tik zu rä­chen.

Im Früh­jahr 2000 in­sze­nier­te Schlin­gen­sief in der Volks­büh­ne sein Stück "Ber­li­ner Re­pu­blik". Die Haupt­stadt Ber­lin steht hier als Syn­onym für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Er trieb hier­mit die Ver­mi­schung von Thea­ter und Po­li­tik auf den Hö­he­punkt. Auf die­se Wei­se woll­te er den Nach­weis er­brin­gen, "daß sich je­der die mas­ken­haf­te Iden­ti­tät Ger­hard Schrö­ders über­stül­pen kann."[3] 

Christoph Schlingensief beim Start der 'Deutschlandsuche 99' an der Volksbühne in Berlin, 1999. (Schreibkraft via Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

 

Als sei­ne ori­gi­nells­te Per­for­mance wird von vie­len Kri­ti­kern "Bit­te liebt Ös­ter­reich" aus dem Jah­re 2000 an­ge­se­hen. In An­leh­nung an die um­strit­te­ne Fern­seh­sen­dung Big Bro­ther bringt er an­geb­lich zwölf Asy­lan­ten in ei­nem Con­tai­ner ne­ben der Wie­ner Staats­oper un­ter. Er nutz­te die Me­di­en, in de­nen er da­zu auf­rief, durch An­ruf ab­zu­stim­men, wel­che Asy­lan­ten als nächs­te ab­zu­schie­ben sei­en. Der am Schluss üb­rig ge­blie­be­ne Asy­lant soll­te schlie­ß­lich ei­ne Auf­ent­halts­er­laub­nis er­hal­ten. Von Jörg Hai­ders (1950-2008) FPÖ über­nahm er das Lo­go. Tat­säch­lich be­tei­lig­te sich ei­ne vier­stel­li­ge An­zahl von An­ru­fern an der Ab­stim­mung. 

Auf­se­hen er­reg­te sei­ne Ham­let-In­sze­nie­rung am Zü­ri­cher Schau­spiel­haus im Jah­re 2001. Da­mit in­sze­nier­te er erst­ma­lig ein klas­si­sches Stück, kürz­te es aber auf ei­ne Spiel­zeit von 90 Mi­nu­ten. Im Rah­men ei­ner Re­so­zia­li­sie­rungs­maß­nah­me, die vom deut­schen In­nen­mi­nis­ter Ot­to Schi­ly (Amts­zeit 1998-2005) ge­för­dert wur­de, spiel­ten sechs vor­be­straf­te Neo­na­zis mit - ei­ne Frau und fünf Män­ner. In die­sem Stück for­der­te Schlin­gen­sief das Ver­bot der na­tio­na­lis­ti­schen Schwei­zer Volks­par­tei un­ter der Füh­rung von Chris­toph Blo­cher (ge­bo­ren 1940).

Im Jah­re 2002 ver­öf­fent­lich­te er erst­mals ein Thea­ter­stück: "Ro­se­bud", ei­ne Mi­schung aus Kam­mer­spiel, Me­lo­dram und Lust­spiel. Zwei mit­tel­mä­ßi­ge Jour­na­lis­ten glau­ben im Me­di­en­wald nur über­le­ben zu kön­nen, wenn sie ih­re Mel­dun­gen selbst ma­chen. Sie pro­kla­mie­ren das En­de der Spa­ß­ge­sell­schaft. Fort­an spe­ku­lie­ren sie mit Nach­rich­ten so wie mit Ak­ti­en an der Bör­se. Sie wol­len Me­di­en­mo­gu­le wie Wil­liam Ran­dolph Hearst in "Ci­ti­zen Ka­ne" wer­den.

In sei­ner Per­for­mance "Church of Fe­ar" aus dem Jah­re 2003 - sie fand auf der 50. Bi­en­na­le Ve­ne­dig statt - wur­de al­les Sa­kra­le pro­fa­ni­siert und al­les Sä­ku­la­re sa­kra­li­siert. Zu Recht muss­te er sich den Vor­wurf der Blas­phe­mie ge­fal­len las­sen. Die­se Ak­ti­on wur­de auf dem Köl­ner Welt­ju­gend­tag 2005 im Köl­ner Mu­se­um Lud­wig wie­der­holt.

Als Schlin­gen­sief von Ka­tha­ri­na Wag­ner (ge­bo­ren 1978) das An­ge­bot er­hielt, den Par­si­fal in Bay­reuth zu in­sze­nie­ren, sag­te er nach kur­zem Zö­gern zu. Wie Ri­chard Wag­ner (1813-1883) ver­stand sich auch Schlin­gen­sief als Ge­samt­kunst­wer­ker. Un­ter­schied­li­che Kunst­gat­tun­gen soll­ten in ei­nem Ar­te­fakt dar­ge­stellt wer­den. War es bei Wag­ner die Ver­qui­ckung von Dra­ma, Mu­sik, Tanz und Cho­reo­gra­phie, so ka­men bei Schlin­gen­sief noch wei­te­re Ele­men­te hin­zu, näm­lich die In­stal­la­ti­on, der Film und der per­sön­li­che Ein­griff des Künst­lers. Wenn er wie Hei­ner Mül­ler (1929-1995) 1993 äu­ßer­te, er ha­be sich zu­vor nicht nä­her mit Wag­ner be­fasst, so war dies bei ihm ein un­der­state­ment. Um die Jahr­tau­send­wen­de war er durch die Wüs­te von Na­mi­bia ge­fah­ren und hat­te sie für meh­re­re Ta­ge mit über­gro­ßen Bo­xen ver­schie­de­ne Ma­le mit Wag­ners "Ring des Ni­be­lun­gen" be­schallt. Ein klei­ne­res, ähn­li­ches Pro­jekt war die­sem im Ruhr­ge­biet vor­ge­schal­tet ge­we­sen. Dies er­in­nert an Wer­ner Her­zogs Film „Fitz­car­ral­do“ (1982), in dem die Ama­zo­nas-In­dia­ner be­schallt wur­den.

Wag­ner ver­bin­det in sei­nem Ab­schieds­werk „Par­si­fal“ syn­kre­tis­tisch christ­li­ches, bud­dhis­ti­sches und be­dingt auch is­la­mi­sches Ge­dan­ken­gut. Bei Schlin­gen­siefs In­sze­nie­rung kom­men der Voo­doo­kult und ur­al­te My­then aus afri­ka­ni­schen Kul­tu­ren hin­zu. In der Sym­bo­lik über­nimmt der Ha­se, der auf Jo­seph Beuys ver­weist, ei­ne be­son­de­re Rol­le. Die­ser ist sanft­mü­tig und bil­det ei­ne Op­po­si­ti­on zur männ­lich-krie­ge­ri­schen Ge­walt, et­wa der ei­nes Kling­s­ors. Schlin­gen­sief be­haup­te­te, er müs­se auf­pas­sen, dass er beim Par­si­fal nicht me­lan­cho­lisch wer­de und Wag­ner als den gro­ßen Ver­füh­rer zum To­de ver­un­glimp­fe. In Bay­reuth wüss­ten die Zu­hö­rer ge­nau, dass sie sich nicht ganz auf Wag­ner ein­las­sen dürf­ten. Schlin­gen­sief sah sich je­doch au­ßer Stan­de, die­se Dis­tanz zu wah­ren. Ha­be nicht kein ge­rin­ge­rer als der Bay­reuth er­fah­re­ne Di­ri­gent Chris­ti­an Thiele­mann ge­sagt: "Den ´Tris­tan´ di­ri­gie­re ich nicht mehr. Da stirbt man ja bei."[4] In den vier Jah­ren sei­ner Ar­beit auf dem Grü­nen Hü­gel hat Schlin­gen­sief stän­dig an sei­nem Par­si­fal ge­feilt. War der "Mul­ti-Kul­ti-Par­si­fal" von 2004 noch ver­ris­sen und aus­ge­buht wor­den, so ern­te­te Schlin­gen­sief bei der letz­ten Bay­reu­ther Par­si­fal-In­sze­nie­rung im Jah­re 2007 aus­schlie­ß­lich Ova­tio­nen. Kei­ner seit Hei­ner Mül­ler mit sei­ner Tris­tan-In­sze­nie­rung von 1993 ha­be so deut­lich her­aus­ge­stellt, was im Wer­ke Ri­chard Wag­ners Lie­be und Er­lö­sung be­deu­te. Re­sü­mie­rend hielt Schlin­gen­sief fest. "Für mich ist in Wag­ners Mu­sik die Fra­ge nach dem Me­ta­phy­si­schen und der Tran­szen­denz zen­tral, nach den Kräf­ten, die zwi­schen den Men­schen wal­ten und uns ent­we­der auf- oder ent­la­den, die Fra­ge nach dem Uni­ver­sum.“[5] Be­reits 2005 hat­te Schlin­gen­sief Wag­ners Flie­gen­den Hol­län­der am Tea­tro Ama­zo­nas in Man­aus/Bra­si­li­en, ge­wis­ser­ma­ßen mit­ten im Ur­wald, in­sze­niert. Trotz sol­cher Zi­ta­te wie "Wann dröhnt er, der Ver­nich­tungs­schlag, mit dem die Welt zu­sam­men­kracht?" und "Wenn al­le To­te auf­er­ste­hen, dann wer­de ich in Nichts ver­ge­hen." ha­be er Wag­ners To­des­mu­sik durch sei­ne In­sze­nie­rung ins Le­ben­di­ge trans­for­mie­ren kön­nen. Ge­hol­fen hät­ten ihm da­bei die Sam­ba­spie­ler und Tromm­ler, der Raum mit der Dreh­büh­ne, die nur hand­ge­trie­ben funk­tio­niert ha­be, und nicht zu­letzt ei­ne Boots­fahrt auf dem Ama­zo­nas.

Im Früh­jahr 2008 wur­de bei Schlin­gen­sief ein ag­gres­si­ves Lun­gen­kar­zi­nom fest­ge­stellt. In sei­ner Er­kran­kung fand Schlin­gen­sief zu sei­nem Glau­ben zu­rück. In sei­nem Kreb­s­ta­ge­buch hat­te er für den 30.1.2009 fest­ge­hal­ten: "Ges­tern Nacht konn­te ich mich mit Ma­ria, Gott und Je­sus ver­söh­nen und sa­gen: Liebt mich doch ein­fach ein biss­chen, ich bit­te dar­um."[6] Auch be­schäf­tig­te er sich mit der Theo­di­zee-Fra­ge: Wie kön­ne Gott das Leid in der Welt zu­las­sen? Die Vor­stel­lung, Gott prü­fe sei­nen Glau­ben durch die Er­kran­kung, weist er von sich. Sein Krebs-Ta­ge­buch, das ein Best­sel­ler wur­de, hat­te er nach ei­ge­ner Aus­sa­ge auch an Papst Be­ne­dikt XVI. (Pon­ti­fi­kat 2005-2013) ge­schickt, je­doch kei­ne Ant­wort aus dem Va­ti­kan er­hal­ten.

Wer bei ei­ner sol­chen Er­kran­kung Ra­tio­na­list blei­be, sei nicht ehr­lich zu sich selbst. Viel­mehr müs­se man den Be­reich des ver­nünf­ti­gen Den­kens ver­las­sen und of­fen für die Mys­tik sein.

In sei­ner Per­for­mance auf der Ruhr­tri­ena­le in Duis­burg "Ei­ne Kir­che der Angst vor dem Frem­den in mir" aus dem Jah­re 2008, das er als Flu­xus-Ora­to­ri­um im Sin­ne von Jo­seph Beuys kon­zi­piert hat­te, spricht er of­fen sei­ne Krank­heit und sein Ver­hält­nis zur ka­tho­li­schen Kir­che an. Er lässt ein Schiff sei­ner Hei­mat­pfarr­kir­che auf der Büh­ne auf­bau­en, über dem Al­tar­raum wird durch Vi­de­os ein Tryp­ti­chon ein­ge­blen­det. Ein Re­qui­em für ei­nen "Un­to­ten" wird "ze­le­briert". Man kön­ne dem Men­schen zwar den Glau­ben neh­men, so stellt Schlin­gen­sief in die­sem Kon­text fest, je­doch nicht sei­ne Furcht. Die Krebs­er­kran­kung sei für ihn zu­erst das Frem­de ge­we­sen, was er nicht hät­te fas­sen kön­nen. Er ha­be zu­nächst die Schuld bei sich selbst ge­se­hen. Die­se Er­fah­rung hät­te man im christ­li­chen Sin­ne als Vor­höl­le be­grei­fen kön­nen.

Schlin­gen­siefs Ver­mächt­nis ist der Plan ei­nes Fest­spiel­hau­ses in Afri­ka. Um die­ses Pro­jekt in An­griff zu neh­men - erst bei ei­ner drit­ten Afri­ka-Rei­se, sie führ­te ihn nach Oua­gau­gou in Bur­ki­na Fa­so -, konn­te der Vi­sio­när sein Ziel in An­griff neh­men. Er sah die­ses Pro­jekt als sein Le­bens­werk an. Da die afri­ka­ni­sche Kul­tur un­ab­hän­gi­ger sei als die eu­ro­päi­sche, hielt er sie auch für die Über­le­ge­ne. In Eu­ro­pa sei noch viel zu sehr die Vor­stel­lung von der Un­fä­hig­keit der afri­ka­ni­schen Kul­tur ver­tre­ten. Schlin­gen­siefs Kul­tur­be­griff ist zwi­schen dem der Trans­kul­tu­ra­li­tät und dem der In­ter­kul­tu­ra­li­tät ge­le­gen. Der afri­ka­ni­sche Ani­mis­mus er­fährt bei ihm durch­aus ei­ne Wert­schät­zung. In Afri­ka ha­be er im­mer Kräf­te ge­spürt wie auf kei­nem an­de­ren Kon­ti­nent. Zur is­la­mi­schen und zur bud­dhis­ti­schen Kul­tur fand Schlin­gen­sief hin­ge­gen nie ei­nen Be­zug. Sein Pro­jekt wur­de vom Aus­wär­ti­gen Amt, von der Bun­des­kul­tur­stif­tung und vom Goe­the-In­sti­tut un­ter­stützt. Der da­ma­li­ge Bun­des­prä­si­dent Horst Köh­ler (Amts­zeit 2004-2010), dem die För­de­rung Afri­kas stets ein be­son­de­res An­lie­gen war, rief zur Un­ter­stüt­zung die­ses Vor­ha­bens auf. Im Fe­bru­ar 2010 konn­te Schlin­gen­sief die Grund­stein­le­gung des Opern­dorfs mit­er­le­ben. Ob das Bay­reu­ther Fest­spiel­haus Pa­te für das Afri­ka-Pro­jekt stand, lässt sich nicht ge­nau klä­ren. Hier­zu sind Schlin­gen­siefs Äu­ße­run­gen zu am­bi­va­lent. Wäh­rend er sein Pro­jekt zu­erst Opern­haus nennt, spricht er spä­ter von Opern­dorf. Die Flä­che des Grund­stücks um­fasst im­mer­hin fünf Hekt­ar, wo­bei auch die Er­rich­tung ei­ner Schu­le für 500 Kin­der und ein Kran­ken­haus mit zur Pla­nung ge­hört.

Als im Früh­jahr 2010 die Mel­dung kam, Schlin­gen­sief ge­he es merk­lich bes­ser, er­war­te­te man mit gro­ßer Span­nung auf dem zwei­ten Öku­me­ni­schen Kir­chen­tag in Mün­chen im Mai 2010 sei­ne an­ge­kün­dig­te Bi­bel­ar­beit. Sein Ge­sund­heits­zu­stand hat­te sich je­doch wie­der so ver­schlech­tert, dass er kurz­fris­tig ab­sa­gen muss­te.

Schlin­gen­siefs "Afri­ka-Spek­ta­kel" "Rem­do­goo - Via In­tol­ler­an­za II.", das auf den Mün­che­ner Opern­fest­spie­len im Mai 2010 auf­ge­führt wur­de, fand in der Fach­welt un­ge­teil­te Zu­stim­mung. Er ver­ar­bei­te­te hier sei­ne Wut ge­gen­über eth­no­zen­tri­schem Den­ken. Die Schau­spie­ler ka­men aus Eu­ro­pa und aus Bur­ki­na Fa­so. Ihm war be­wusst, dass dies sein letz­tes Pro­jekt war, das er ab­schlie­ßen konn­te. Den Tod vor Au­gen hält er fest. " ... dan­ke Je­sus, dan­ke! in die­sem Mo­ment ha­be ich ge­dacht, auch ich ha­be zu dan­ken, auch ich muß Dan­ke sa­gen, ja, ich ha­be Krebs, ich bin am En­de, ich ster­be gleich, aber ich sa­ge: Dan­ke, Je­sus, ich sa­ge Dan­ke! Hal­le­lu­ja!"[7] Ins­ge­samt ist er jetzt ver­söhn­lich. Er wol­le ein gu­ter Mensch sein, so wie ihn sei­ne El­tern und die Kir­che dies ge­lehrt hät­ten.

Sei­nen Auf­trag, den deut­schen Pa­vil­lon bei der Bi­ena­le 2011 in Ve­ne­dig zu ge­stal­ten, konn­te er nicht mehr zu En­de füh­ren. Im Vor­feld war die­se No­mi­nie­rung nicht un­um­strit­ten. So hat­te sich der Köl­ner Ma­ler Ger­hard Rich­ter (ge­bo­ren 1932) da­ge­gen aus­ge­spro­chen. Nach sei­nem Tod über­nahm Su­san­ne Ga­ens­hei­mer zu­sam­men mit Ai­no La­be­renz, Schlin­gen­siefs Wit­we, die Ge­stal­tung des Pa­vil­lons. Sie stell­ten we­sent­li­che Tei­le von Schlin­gen­siefs Krebs­lei­den- und Flu­xus-Ora­to­ri­um "Die Kir­che der Angst vor dem Frem­den in mir" aus dem Jah­re 2008 ins Zen­trum der In­stal­la­ti­on. Die­se wur­de mit dem „Gol­de­nen Lö­wen“ aus­ge­zeich­net.

Sei­ne mit dem Deut­schen Thea­ter Ber­lin ge­plan­te Pro­duk­ti­on s.M.A.S. muss­te er aus Ge­sund­heits­grün­den ab­sa­gen. Als Chris­toph Schlin­gen­sief den Kampf ge­gen den Krebs am 21.8.2010 ver­lo­ren hat­te, wur­de das eins­ti­ge en­fant ter­ri­b­le in der deut­schen Pres­se als ei­ner der viel­sei­tigs­ten und sen­si­bels­ten Künst­ler be­schrie­ben. Vie­le Feuille­to­nis­ten stell­ten dar, wie er je­de Bi­got­te­rie un­se­rer Ge­sell­schaft öf­fent­lich an­pran­ger­te. Für die Li­te­ra­tur-No­bel­preis­trä­ge­rin El­frie­de Je­linek (ge­bo­ren 1946) war er der grö­ß­te zeit­ge­nös­si­sche Künst­ler über­haupt. Die Ber­li­ner Thea­ter­kri­ti­ke­rin Eva Beh­rendt sah in ihm ein Künst­ler im Sin­ne Nietz­sches, der un­auf­hör­lich in Be­we­gung sei und jen­seits je­der be­reits vor­han­de­nen ver­ein­heit­lich­ten Norm ge­wirkt ha­be. Wie zu­vor Or­son Wel­les (1915-1985) und Jean Coc­teau (1889-1963), tran­szen­dier­te er als Fil­me­ma­cher al­le Gat­tungs­gren­zen. In Schlin­gen­siefs Pfarr­kir­che Herz Je­su wur­de ein ka­tho­li­sches Re­qui­em ge­fei­ert. Ähn­lich wie be­reits Ing­mar Berg­mann (1918-2007) hat­te Schlin­gen­sief die "Re­gie­an­wei­sun­gen" für die­ses selbst ver­fasst. Die sterb­li­chen Über­res­te von Chris­toph Schlin­gen­sief sind ein­ge­äschert wor­den. Sei­ne Fa­mi­lie hält ge­heim, ob die Asche ver­streut oder in ei­ner Ur­ne bei­ge­setzt wur­de. Auch der Ort ist nicht be­kannt.

Ausschnitt aus 'Ausländer Raus! - Schlingensiefs Container', einem Film von Paul Poet über die Aktion 'Bitte liebt Österreich - Erste Österreichische Koalitionswoche', 2000. (Filmgalerie 451 / Filmarchiv Austria)

 

Die Fer­tig­stel­lung des Opern­dor­fes in Bur­ki­na Fa­so soll­te er nicht mehr er­le­ben. Sie wird nun von sei­ner Wit­we Ai­no La­be­renz, der Ge­schäfts­füh­re­rin der Fest­spiel­haus Afri­ka GmbH, vor­an­ge­trie­ben. Die ihm von Ka­tha­ri­na Wag­ner an­ge­tra­ge­ne In­sze­nie­rung von "Tris­tan und Isol­de" bei den Bay­reu­ther Fest­spie­len, die er trotz sei­ner Am­bi­va­lenz zu Wag­ners Opus summum ger­ne an­ge­nom­men hät­te, muss­te sie da­her 2015 selbst rea­li­sie­ren.

In den ers­ten zwei Jah­ren nach Schlin­gen­siefs Tod sta­gnier­te das Opern­dorf Pro­jekt. Doch konn­te zu­min­dest im Ju­ni 2011 die Grund­schu­le für 300 Schü­le­rin­nen und Schü­ler fer­tig ge­stellt wer­den. Wie ein ro­ter Fa­den durch­zieht hier das Fach Kunst al­le an­de­ren Lern­in­hal­te. Im Ju­ni 2012 be­such­te der Schirm­herr des Pro­jek­tes, Bun­des­prä­si­dent a.D. Horst Köh­ler, erst­mals das ge­plan­te Opern­dorf. In die­sem Jahr wur­de auch die ge­mein­nüt­zi­ge Stif­tung Opern­dorf Afri­ka ge­grün­det. Die Kran­ken­sta­ti­on, in der bis zu 5000 Pa­ti­en­ten über­wie­gend am­bu­lant be­han­delt wer­den kön­nen, wur­de im April 2014 er­öff­net. Im Sin­ne der in­ter- und trans­kul­tu­rel­len Äs­the­tik Chris­toph Schlin­gen­siefs sol­len sich im Opern­dorf afri­ka­ni­sche und eu­ro­päi­sche Kul­tu­ren be­geg­nen. Von da­her ist an ein brei­tes Spek­trum der Dar­bie­tun­gen ge­dacht. Seit 2015 wer­den in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Goe­the-In­sti­tut Bur­ki­na Fa­so und dem Team des Opern­dorfs Afri­ka Sti­pen­di­en nach dem Kon­zept “Ar­tists in Re­si­dence” ver­ge­ben. Die­se er­mög­li­chen den Künst­le­rin­nen und Künst­lern ei­nen län­ge­ren Auf­ent­halt vor Ort und wur­den bis­her für die Be­rei­che Film, Fo­to­gra­fie, Schau­spiel, bil­den­de Kunst und De­sign ver­ge­ben. 

Im Früh­jahr 2017 nahm das Opern­dorf ein neu­es Pro­jekt in An­griff. Man be­gann mit der Ein­rich­tung ei­ner gro­ßen Bi­blio­thek fran­zö­sisch­spra­chi­ger Li­te­ra­tur. Im sel­ben Jahr konn­ten die 2011 ein­ge­schul­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler des Opern­dorfs ih­re Ab­schluss­prü­fun­gen ab­le­gen.

Nun ste­hen le­dig­lich noch die end­gül­ti­ge Kon­zep­ti­on und der Bau des „Fest­spiel­hau­ses“ aus, das als Mul­ti­funk­ti­ons­raum zu ver­ste­hen ist. Hier sol­len sich afri­ka­ni­sche und eu­ro­päi­sche Kul­tu­ren be­geg­nen, wo­bei nicht al­lei­ne an die Auf­füh­run­gen von Opern und Dra­men ge­dacht ist. Im März 2018 prä­sen­tier­te das Af­ri­ca Bass Cul­tu­re Fes­ti­val im Opern­dorf von Bur­ki­na Fa­so ver­schie­de­ne afri­ka­ni­sche und in­ter­na­tio­na­le Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus dem Be­reich der bil­den­den Kunst und der elek­tro­ni­schen Mu­sik. 

Preise und Ehrungen

Schlin­gen­sief hat zahl­rei­che Prei­se und Eh­run­gen er­hal­ten, u.a.:
1985 - Nord­rhein­west­fä­li­scher Pro­du­zen­ten­preis für Tun­gus­ka – Die Kis­ten sind da.
1986 - För­der­preis des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len.
1987 - För­der­preis zum Ruhr­preis für Kunst und Wis­sen­schaft der Stadt Mül­heim an der Ruhr.
2003 - Hör­spiel­preis der Kriegs­blin­den für Ro­se­bud.
2005 - Film­preis der Stadt Hof.
2007 - Ruhr­preis für Kunst und Wis­sen­schaft.
2009 - Ber­li­ner Bär (B.Z.-Kul­tur­preis).
2009 - Nes­troy-Thea­ter­preis-No­mi­nie­rung für die Bes­te Re­gie von Mea Cul­pa. Ei­ne Re­a­dy­Ma­de­Oper am Wie­ner Burg­thea­ter.
2010 - Hel­mut-Käut­ner-Preis.
2010 - Bam­bi (post­hum).
2011 - Hein-Heck­roth-Büh­nen­bild­preis (post­hum).
2011 - Gol­de­ner Lö­we der Bi­en­na­le di Ve­ne­zia für den bes­ten na­tio­na­len Bei­trag (Deut­scher Pa­vil­lon) (post­hum).
In sei­ner Hei­mat­stadt wur­de 2012 die Pacel­li­stra­ße in Chris­toph-Schlin­gen­sief-Stra­ße um­be­nannt; eben­falls seit 2012 hei­ßt die Rhei­ni­sche För­der­schu­le Ober­hau­sen LVR-Chris­toph-Schlin­gen­sief-Schu­le.

Quellen

Samm­lung Chris­toph Schlin­gen­sief im In­sti­tut für Thea­ter­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Köln - Schloss Köln-Wahn. 

Werke (Schriften)

Die Wüs­te lebt. Chris­toph Schlin­gen­sief über die Be­frei­ung des Aus­drucks vom Zwang des Sinns, in: Klu­ge, Alex­an­der, Facts und Fakes 2/3. Fern­seh­nach­rich­ten, Herz­blut und Kunst­blut. Ers­ter ima­gi­nä­rer Opern­füh­rer hg. von Chris­ti­an Schul­te, Rei­nald Gu­ß­mann, Ber­lin 2000, S. 137-163.
So schön wie hier kann es im Him­mel gar nicht sein! Ta­ge­buch ei­ner Krebs­er­kran­kung, 7. Auf­la­ge, Köln 2009.
Ro­se­bud. Das Ori­gi­nal. Mit Vor­be­mer­kun­gen von Di­ede­rich Di­ede­rich­sen und Carl He­ge­mann, Köln 2002.
Church of Fe­ar. Mu­se­um Lud­wig Köln, Köln 2005.
Ich weiß, ich war´s, hg. von Ai­no La­be­renz, 3. Auf­la­ge, Köln 2012.

Filme, Inszenierungen

1989 - 100 Jah­re Adolf Hit­ler - Die letz­te Nacht im Füh­rer­bun­ker (Film).
2008 - Ei­ne Kir­che der Angst vor dem Frem­den in mir
2010 - Rem­do­goo - Via In­tol­ler­an­za II 

Literatur

Bier­bich­ler, Jo­sef, Oh­ne die Fä­hig­keit der Ge­sell­schaft im­mer wie­der Wut- oder Schmer­zens­schreie zu ent­lo­cken, kann Thea­ter ein­pa­cken, in: Zei­chen 4 (2000), 2. Auf­la­ge, Ber­lin 2000, S. 7-24.
En­ga­ge­ment und Skan­dal. Ein Ge­spräch zwi­schen Jo­sef Bier­bich­ler, Chris­toph Schlin­gen­sief, Ha­rald Mar­ten­stein und Alex­an­der Be­werk, in: Zei­chen 4 (2000), 2. Auf­la­ge, Ber­lin 2000, S. 25-97.
Scheid­gen, Her­mann-Jo­sef, Ein Fest­spiel­haus für Afri­ka. Chris­toph Schlin­gen­siefs Bei­trag zur In­ter­kul­tu­ra­li­tät, in: You­se­fi, Ha­mid Re­za/Scheid­gen, Her­mann-Jo­sef/Oos­ter­ling, Henk, Von der Her­me­neu­tik zur in­ter­kul­tu­rel­len Phi­lo­so­phie. Fest­schrift für Heinz Kim­mer­le zum 80. Ge­burts­tag, Nord­hau­sen 2010, S. 575-590.
Scheid­gen, Her­mann-Jo­sef, Voll­endung des Ge­samt­kunst­werks? Ri­chard Wag­ners ei­gen­wil­li­ge Rück­kehr zum Chris­ten­tum bei gleich­zei­ti­ger An­nä­he­rung an den Bud­dhis­mus, in: Bick­mann, Clau­dia/Scheid­gen, Her­mann-Jo­sef/Vo­ßhen­rich, To­bi­as/Wirtz, Mar­kus (Hg.), Tra­di­ti­on und Tra­di­ti­ons­bruch zwi­schen Skep­sis und Dog­ma­tik. In­ter­kul­tu­rel­le phi­lo­so­phi­sche Per­spek­ti­ven, Ams­ter­dam/New York 2006, S. 281-305.
Schlin­gen­siefs Aus­län­der raus. Bit­te liebt Ös­ter­reich. Do­ku­men­ta­ti­on von Mat­thi­as Li­li­en­tahl und Claus Phil­lip, Frank­furt a.M. 2000.

Fachzeitschriften

Opern­welt. Das in­ter­na­tio­na­le Operm­ma­ga­zin 51 (2010).
Thea­ter heu­te. 52 (2010).
Thea­ter der Zeit 65 (2010). 

Online

Web­site des Opern­dorfs Afri­ka. [on­line]

Das Operndorf in Burkina Faso, Luftbild, 2012. (Francis Kéré Architecture via Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Scheidgen, Hermann Josef, Christoph Maria Schlingensief, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/christoph-maria-schlingensief/DE-2086/lido/5d726e3c4dce23.06505867 (abgerufen am 19.03.2024)