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Der Unternehmer Fritz Henkel legte den Grundstein zu einer der ältesten und bedeutendsten Markenartikelfirmen Deutschlands. 1876 gegründet, hat die Firma Henkel seit 1878 ihren Sitz in Düsseldorf. Die Entwicklung von Persil, des ersten „selbsttätigen" Waschmittels, im Jahre 1907 erwies sich als Wegbereiter für den Aufstieg zum internationalen Chemiekonzern, der sich bis heute mehrheitlich in Familienhand befindet. Neben unternehmerischem Geschick steht der Name Fritz Henkel auch für eine innovative und verbraucherorientierte Produktpolitik.
Friedrich Karl („Fritz") Henkel kam am 20.3.1848 als fünftes von sechs Kindern im nordhessischen Vöhl zur Welt. Sein Vater war der Dorflehrer Jost Henkel. Die Mutter Johanette Henkel, geborene Jüngst, entstammte einer hessischen Fabrikantenfamilie aus der Nähe von Marburg. Nach dem Schulbesuch in Korbach verließ der 17-jährige Fritz 1865 seine hessische Heimat, um eine kaufmännische Lehre in der chemischen Fabrik Gessert in Elberfeld (heute Stadt Wuppertal) aufzunehmen. Die Wahl des Ausbildungsplatzes entsprach den eigenen „lebhaften Neigungen", denn seit seiner Kindheit ist Henkel nach eigenem Bekunden von chemischen Vorgängen fasziniert gewesen. Das Rheinland und insbesondere das Wuppertal gehörten zu dieser Zeit zu den Zentren der synthetischen Farbherstellung, die die „Keimzelle" der modernen chemischen und pharmazeutischen Industrie bildeten. Auch die Firma Gessert stellte mit Erfolg den synthetischen Farbstoff Alizarin her. Nach der Lehre stieg der Handlungsgehilfe Fritz Henkel bis zum Prokuristen, schließlich sogar zum Direktor auf.
Wirtschaftlich wohl situiert und gesellschaftlich etabliert heiratete Henkel 1873 in Elberfeld Elisabeth von den Steinen (gestorben 1904). Vier Kinder gingen aus dieser Ehe hervor: August (1874-1879), Fritz (1875-1930), Hugo (1881-1952) und Emmy (1884-1941). Nach Gründung des eigenen Hausstandes drängte es Fritz Henkel in die Selbständigkeit. 1874 wurde er Teilhaber einer Großhandlung für Farben in Aachen. Wie er jedoch bald feststellte, lag seine berufliche Zukunft „in der Fabrikation". Nur drei Jahre später, 1877, ließ er sich seinen Geschäftsanteil auszahlen, um in eine innovative Wachstumsbranche zu investieren. Dabei ging es um anwenderorientierte Produkte für die Haushaltswäsche, die zu dieser Zeit noch mit mehreren Kochwaschgängen, mit Spülen und Bleichen eine tagelange und überaus kräftezehrende Prozedur war. Vermarktet werden sollte eine neue, aus dem amerikanischen Bürgerkrieg stammende Waschmethode, die statt auf Seife auf eine Kombination aus Soda und Wasserglas setzte. In Versuchsreihen hatte sich Henkel selbst davon überzeugt, „dass ein vorzügliches und billiges Waschmittel hergestellt werden konnte, wenn man Wasserglas mit kalzinierter Soda mengte und diese Gemengsel in pulverisierter Form verkaufte",
Dies war der Zweck der Firma Henkel & Cie., die Fritz Henkel gemeinsam mit den beiden Inhabern der Rheinischen Wasserglasfabrik Herzogenrath, Otto Scheffen und Otto Dicker, bereits 1876 in Aachen gegründet hatte. In einer ehemaligen Schuhfabrik an der Rudolfstraße im Nordosten Aachens wurde nach dieser Rezeptur das so genannte „Universal-Waschmittel" hergestellt, dass allerdings in der Wirkung noch nicht überzeugen konnte, denn es griff die textilen Fasern an, hinterließ Löcher im Gewebe und war außerdem in den Herstellungskosten zu hoch. Angesichts dieser wenig verheißungsvollen Aussichten zog sich der erste der beiden übrigen Teilhaber Henkels bereits 1877 aus der Firma zurück.
Ein verbessertes Produkt kam im Frühjahr 1878 auf den Markt. Unter der Bezeichnung „Henkel’s Bleich-Soda" wurde es zum ersten Markenartikel des Unternehmens, das Henkel zu einem Pionier des modernen Konsumgüter-Marketingsmachte. Indem er das Waschmittel bei gleich bleibender Qualität zu einem gleich bleibenden Preis verkaufte und die Verpackung mit einem Markenzeichen, dem hessischen Löwen, versah, verlieh Henkel seinen Produkten eine unverwechselbare Identität. Dabei kombinierte er Werbemaßnahmen und Verkaufsorganisation so geschickt, dass der Produktumsatz zusehends stieg.
Doch auch für ein aufstrebendes Unternehmen ist es wichtig, die Kostensituation im Blick zu halten. Um die hohen Transportkosten zu reduzieren, die die Preiskalkulation erheblich beeinträchtigten, zog die Firma im Sommer 1878 von Aachen nach Düsseldorf um. Die gute Verkehrsanbindung der ehemaligen Residenzstadt am Rhein, nicht nur zu Wasser, sondern auch das entstehende Netz von Eisenbahnverbindungen, hatten den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben. Die Henkel-Werke gelten mit ihrem Leitprodukt Persil (eine Wortschöpfung aus den beiden wichtigsten chemischen Bestandteilen Perborat und Silikat) bis heute als eines der wichtigsten Markenzeichen der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Fritz Henkel wurde 1879 zum alleinigen Inhaber der Firma. 1880 ließ sich der Unternehmer an der Gerresheimer Strasse in Düsseldorf-Oberbilk nieder. Als Hersteller von Markenartikeln ging es dem Fabrikanten darum, Rohstoffe von stets gleichbleibender Qualität zu einem konstanten Preis zu verarbeiten. Deshalb verfolgte er das Ziel, sich möglichst von den Rohstoff-Zulieferern und so von den qualitativen wie quantitativen Schwankungen des Rohstoffbezuges unabhängig zu machen und sämtliche Produktionsschritte unter einem Dach zu vereinen. Aus diesem Grunde erfolgte seit Mitte der 1880er Jahre die Errichtung von einzelnen Rohstoff- und Produktionsabteilungen wie etwa der Wasserglasfabrik vor Ort, so dass es auf dem Gelände an der Gerresheimer Straße bald eng wurde. Das Gelände in Holthausen bei Düsseldorf (1929 eingemeindet), das Henkel im Juli 1899 kaufte, ging allerdings mit fast 55.000 Quadratmetern zu Anfang erheblich über die räumlichen Bedürfnisse des kleinen Waschmittelherstellers hinaus. Doch sollte sich dieser Schritt bald schon als vorausschauend erweisen, denn spätestens mit der Entwicklung von Persil, dem eigentlichen Leitprodukt, im Jahre 1907 sollte die Firma Ausdehnungsflächen für die Ansiedlung von weiteren Produktionsvorstufen, Fertigungs-, Abfüllungs- und Verpackungseinrichtungen dringend benötigen.
Bis heute hat die Firma Henkel ihren Stammsitz in Düsseldorf-Holthausen beibehalten, wo unter anderem ein Großteil der deutschen Waschmittel-Produktion des Unternehmens konzentriert ist. Der Unternehmensgründer engagierte sich zwischen 1911 und 1919 im Gemeinderat von Benrath (1929 nach Düsseldorf eingemeindet), wozu sein Unternehmen damals gehörte, und wurde 1928 zum Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf ernannt.
Fritz Henkel senior war mehr als nur ein Kaufmann. Er war ein Pionierunternehmer, der mit Weitsicht und Wagemut einem innovativen Produkt den Weg in den Markt bahnte. Ebenso wie den Hausfrauen, den wichtigsten Abnehmern seines Produktes, und dem Handel als „Absatzmittler" maß der Unternehmer den Mitarbeitern eine zentrale Rolle zu. Daher sollten ein umfangreiches Sozialangebot, das vom Werkswohnungsbau bis zur Bibliothek reichte, ebenso wie Weihnachtsfeiern und Jubiläumsaktionen als besondere Festveranstaltungen zur Identifikation der Belegschaft mit Werk und Unternehmerfamilie beitragen und die Fluktuation gering halten. Die Ernennung zum Königlich Preußischen Kommerzienrat 1911 bedeutete eine Anerkennung der unternehmerischen Leistung von Fritz Henkel wie auch eine Würdigung seines Engagements für das Gemeinwohl über die Werksgrenzen hinaus. Die Unternehmervilla im Düsseldorfer Zooviertel und der Landsitz in Rengsdorf bei Neuwied am Rhein spiegelten den gesellschaftlichen Rang des Unternehmers und seine Zugehörigkeit zum Düsseldorfer Wirtschaftsbürgertum wider.
Fritz Henkel starb am 1.3.1930 im Alter von 81 Jahren auf seinem Alterssitz in Rengsdorf. Die Leitung des Unternehmens hat der Unternehmenspatriarch bis zu seinem Tod 1930 selbst wahrgenommen. Seine beiden Söhne, Fritz Henkel junior (1875-1930) und Dr. Hugo Henkel (1879-1951) unterstützten ihn frühzeitig. Fritz junior nahm 1893 eine kaufmännische Lehre im väterlichen Unternehmen auf, erhielt 1899 Prokura und wurde 1904 zum persönlich haftenden Gesellschafter ernannt. Sein jüngerer Bruder Hugo studierte Chemie und stieg nach der Promotion 1908 zum persönlich haftenden Gesellschafter auf. Ihre Schwester Emmy hatte 1904 den Kaufmann Ernst Lüps geheiratet. Sie wurde 1911 ebenfalls persönlich haftende Gesellschafterin, ohne jedoch an der Geschäftsführung aktiv beteiligt zu sein.
Das Ziel des Unternehmensgründers war es, den Bestand der Firma über die erste und zweite Familiengeneration hinaus zu sichern. Testamentarisch legte er fest, dass jeweils 40% des Firmenkapitals den beiden Söhnen Fritz und Hugo und 20% der Tochter Emmy (bzw. jeweils deren Nachkommen) zustehen, alle drei jedoch über die gleichen Mitspracherechte im Unternehmen verfügen sollten. Diese Vorgaben sind bis heute bestimmend für das Verhältnis der Henkelschen „Familienstämme" untereinander, obwohl mittlerweile familienfremde Manager das Tagesgeschäft bei Henkel übernommen haben.
Literatur
Feldenkirchen, Wilfried / Hilger, Susanne, Menschen und Marken. 125 Jahre Henkel, Düsseldorf 2001.
Schöne, Manfred, Die Anfänge der Firma Henkel in Aachen und Düsseldorf, Düsseldorf 1973.
Wilden, Josef, Fritz Henkel. Ein deutscher Unternehmer, Düsseldorf 1933.
Wilden, Josef, Fritz Henkel, in: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien 2 (1937), S. 329-340.
Online
Klinckowstroem, Carl Graf v., Artikel "Henkel, Fritz", in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 527-528.
Unternehmensgeschichte (Information auf der Homepage des Henkel-Konzerns).
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Hilger, Susanne, Fritz Henkel, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/fritz-henkel-/DE-2086/lido/57c82b71ab0fe1.35248876 (abgerufen am 01.12.2024)