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Zu den nichtadligen Familien, die die rheinische Geschichte des 16. Jahrhunderts dominierten, gehört zweifelsfrei die aus Soest stammende Gropper-Dynastie. Vier Brüder – vorweg der berühmte Johannes Gropper, Patroklus (1512-1558), Kaspar und Gottfried – gelangten in höchste geistliche und weltliche Positionen und dominierten die kurkölnische Politik. Gottfried Gropper absolvierte dabei als einziger der Geschwister eine ausschließlich säkulare Laufbahn und stand als Geheimer Rat im Dienst Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg.
Gottfried wurde als zweiter Sohn des aus bescheidenen Verhältnissen aufgestiegenen Soester Bürgermeisters Johannes Gropper (1480-1543) und seiner aus der Soester Oberschicht stammenden Frau Anna Hugen um 1507 geboren. Nach Widerstand gegen die Einführung der lutherischen Reformation in Soest emigrierte Gropper senior 1533 nach Köln.
Da der ältere Bruder Johannes bereits dem geistlichen Stand zuneigte, stand es Gottfried frei, sich für das rein weltliche Curriculum zu entscheiden, auch wenn er sowohl kaiserliches wie kirchliches Recht lernte und lehrte. 1531 erlangte er so nach seinem Studium in Köln das Doktorat der Rechtswissenschaft und blieb während des folgenden Jahrzehnts der Universität eng verbunden: 1532 als Dekan der juristischen Fakultät und von 1536 bis 1538 als Vizekanzler. In dieser Funktion promovierte er seine beiden jüngeren Brüder Patroklus und Kaspar – nach nur einem Dreivierteljahr Aufenthalt in Köln und nur fünf Studienjahren insgesamt. Es steht also zu vermuten, dass Gropper sich der Erwartungen, die innerhalb des Familiennetzwerkes an ihn gerichtet waren, bewusst war und seine Brüder protegierte, damit sie schnell einträgliche Pfründen erhalten konnten. Das ungewöhnlich schnelle Promotionsverfahren war dann auch Gegenstand einer Denkschrift Johann Oldendorps (um 1487-1567), der vor seinem Weggang nach Marburg an der Kölner Universität gelehrt hatte, an den stadtkölnischen Rat.
Vom Einfluss des Familiennetzwerkes profitierte Gottfried Gropper aber ebenso sehr, als er im Mai 1542 auf Empfehlung seines angesehenen Bruders Johannes, der als Kanoniker am Xantener Stift St. Viktor über einen gewissen Einfluss im Herzogtum verfügte, zum Geheimen Rat Wilhelms V. ernannt wurde. Seine erste diplomatische Funktion führte ihn neben dem späteren Kanzler Johann von Vlatten und dem Juristen Johann Faltermeyer im Sommer 1542 zum Reichstag nach Nürnberg, der im Anschluss an die bereits beim Speyrer Reichstag geklärten Interna der Reichssteuern insbesondere die nächste Türkensteuer verhandeln und bewilligen sollte. Nur am Rande scheint Gropper auch mit den Verhandlungen im Zusammenhang mit dem dritten geldrischen Erbfolgestreit befasst gewesen sein, in dem sich Herzog Wilhelm und Kaiser Karl V. (1500-1558, Regierungszeit 1519-1556) im Streit um das Herzogtum Geldern gegenüberstanden.
Als Unterhändler des Herzogs hatte Gropper zuweilen mit seinen Geschwistern zu tun, so etwa bei den Neusser Verhandlungen des Jahres 1548, in denen es um Subsidien-Zahlungen ging, welche die Pfarreien im Herzogtum dem neuen Erzbischof Adolf von Schaumburg leisten sollten. Hier verhandelte er mit seinem Bruder Kaspar, der in den Jahren zuvor übrigens selbst in den Diensten des Herzogs gestanden und erst 1543 die Priesterweihe empfangen hatte, um sich im geistlichen Stand etablieren zu können.
Mit 17 Kindern aus der Ehe mit Catharina Strauß leistete Gottfried Gropper einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Familie; es gelang ihm, die meisten seiner Söhne und Töchter in angesehene Positionen zu bringen oder gut zu verheiraten. Vor allem seine Söhne Johannes (um 1534-1570), Gottfried (gestorben 1598) und Peter (1550-1596) kamen zu hohen Ehren: Johannes war Inhaber zahlreicher kirchlicher Pfründen, Gottfried stand als Geheimer Rat und Großsiegelbewahrer in kurkölnischen Diensten, und Peter folgte seinem berühmten Onkel Johannes als Generalvikar des Erzbistums. Ein weiterer Sohn, Kaspar, stieg zum Kanzler des Fürstbistums Salzburg auf. Zuweilen werden dem Vater Leistungen zugeschrieben, die tatsächlich seinem Sohn, Gottfried Gropper dem Jüngeren, anzurechnen sind, vielleicht auch, weil über die Arbeit des Älteren die Quellen kaum Aufschluss geben.
Trotz des Kindersegens und der gehobenen Positionen, die die verschiedenen Familienmitglieder dank wechselseitiger Beförderung einnehmen konnten, schwand die Präsenz der Gropper im 17. Jahrhundert ebenso schnell, wie ihr Aufstieg im 16. Jahrhundert verlaufen war. Hermann Weinsberg, dem Gottfried Gropper im Übrigen im Sommer 1539 die Prüfung im Zivilrecht abgenommen hatte, urteilte anlässlich des Todes von Peter Gropper über die Familie: War[n] von Soist herkomen, treffliche, wolberedte, riche leude. Mir steit nit vor, das noch vom namen Gropper ermantz mehe vorhanden sei, dan der obgenenter broder Goddert, also das der stam in der manslinien balt uss wirt haben. Wie hohe hern sie gewesn und gestigen sin, ebenso sin sie wol gefalln und gestorben […].[1]
Damit fasste Weinsberg die Lage der Familie zum Ende des 16. Jahrhunderts treffend zusammen. Mit Ausnahme von Johannes und Kaspar Gropper und in der nächsten Generation Gottfried Gropper des Jüngeren haben sich von den übrigen Familienmitgliedern kaum substantielle Nachrichten über ihr konkretes Leben und Wirken erhalten – möglicherweise, weil die Gestalt des Johannes Gropper langfristig die anderen Familienmitglieder in den Schatten stellte, sicherlich aber auch, weil, anders als bei adligen Familien mit ihren oft zahlreichen Verzweigungen, das Ende der bürgerlichen Gropper mit dem Erlöschen im Mannesstamm endgültig besiegelt war.
Quellen
Schweinzer-Burian, Silvia (Bearb.), Der Reichstag zu Nürnberg 1542 (Deutsche Reichstagsakten, JR, Band 13), München 2010.
Literatur
Grebner, Christian, Kaspar Gropper (1514 bis 1594) und Nikolaus Elgard (ca. 1538 bis 1587), Biographie und Reformtätigkeit, Münster 1982.
Schulte, Christian, Versuchte konfessionelle Neutralität im Reformationszeitalter. Die Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg unter Johann III. und Wilhelm V. und das Fürstbistum Münster unter Wilhelm von Ketteler, Diss. Münster 1995.
Online
Private Forschungsseite zu Johannes Gropper. [online]
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Bock, Martin, Gottfried Gropper, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/gottfried-gropper/DE-2086/lido/5e1dc08b77be67.30712187 (abgerufen am 13.12.2024)