Zu den Kapiteln
Werner Höfer war ein Journalist, der vor allem durch den in Radio und Fernsehen ausgestrahlten „Internationalen Frühschoppen“ bundesweit als politischer Moderator bekannt war. Er führte neue Magazine im Radio und im Fernsehen ein und war ein erfolgreicher Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Schließlich holte ihn seine publizistische Tätigkeit in der NS-Zeit ein, weshalb sich der WDR 1987 von ihm trennte.
Werner Höfer wurde am 21.3.1913 in Kaisersesch als Sohn eines katholischen Straßenbaumeisters geboren. Die Kindheit verbrachte er in Köln, die Jugend in Mayen. Sein Berufswunsch, Journalist zu werden, stand schon früh fest, wie er den Ruhr-Nachrichten 1957 verriet. So studierte er nach dem Abitur am humanistischen Megina-Gymnasium in Mayen 1932 in Köln Germanistik, Geschichte, Philosophie, Theater- und Zeitungswissenschaft und absolvierte daneben ein Volontariat bei der „Kölnischen Volkszeitung“. Während des Studiums trat er der Katholischen Studentenverbindung Asgard (Düsseldorf) zu Köln bei. In Köln lernte er auch seine spätere Frau Elfriede Scheuer (gestorben 1982) kennen, Solotänzerin an der dortigen Oper. Aus der 1937 geschlossenen Ehe gingen die Töchter Angelika und Candida hervor; die 1944 geborene Candida wurde eine international bekannte Fotografin. 1993 heiratete Werner Höfer in zweiter Ehe Petra Moschiri.
Höfer trat mit 19 Jahren am 14.3.1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.129.383).1935 wurde er als Feuilletonredakteur bei der Zeitung „Neuer Tag“ angestellt, ging 1939 für das Magazin „Koralle“ nach Berlin und wurde schließlich für die „B.Z. am Mittag“ tätig. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrach seine zivile Laufbahn bei der Presse. Höfer wurde zunächst vom Wehrdienst freigestellt. 1941 wurde er als Kriegsberichterstatter eingezogen und war bis Kriegsende zunächst Pressereferent der Organisation Todt und des Rüstungsministeriums von Albert Speer (1905-1981). Daneben war er als freier Autor tätig, unter anderem für Goebbels’ Propagandablatt „Das Reich“. Der damalige WDR-Intendant konnte und wollte sich nicht, wie seine Vorgänger hinter Höfer stellen und entschied sich 1987 für den Rauswurf Höfers. Gegen Ende des Kriegs wurde Höfer noch als Soldat eingezogen und geriet in Frankreich in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1945 schrieb er wieder wie vor dem Krieg Theaterkritiken.
1945 nahm Höfer in Hamburg unter der Leitung der englischen Besatzung mit Hugh Carleton Greene (1910-1987) als Chief-Controller und dann auch in Köln seine journalistische Tätigkeit wieder auf. Am 26.9.1945 startete das Funkhaus Köln wieder sein Sendeprogramm, zunächst täglich mit nur einer Stunde am Abend. Bereits 1947 gehörte Werner Höfer zum festen Stamm der freien Mitarbeiter. Dabei war er auf kein Genre festgelegt, schrieb und moderierte für die Sendereihe „Aus dem Westdeutschen Tagebuch“ genauso wie er mit der Kollegin Friedel Hömke (1906-1996) und Rudi Rauher (1901-1958) mit dem „Frohen Samstagnachmittag“ eine Unterhaltungssendung neu belebte, die an die erfolgreiche Sendereihe gleichen Namens aus dem Reichssender Köln mit den sogenannten drei fröhlichen Gesellen anknüpfte. Zusammen mit der Düsseldorfer Kabarettistin Lore Lorentz (1920-1974) moderierte er die Sendereihe „Frauen fragen – Männersorgen“. Berührungsängste kannte er nicht. Bald gehörte er zu den bekanntesten und beliebtesten Stimmen des Kölner Senders.
Neben seiner Tätigkeit als Moderator war er der Vater neuer Sendereihen, die einen neuen Sprach- und Moderationsstil etablierten. Zu den langlebigsten gehörte das Radiomagazin „Zwischen Rhein und Weser“. Im Studio wurden diese Regionalberichte in lockerem Stil, meist in Alltagssprache, unterhaltsam und in häufig spontan formuliertem Stil, gelegentlich auch flapsig anmoderiert. Das gefiel nicht jedem, insbesondere waren die Hörer und Hörerinnen in der Vergangenheit durch einen Stil geprägt, der akademisch, hochdeutsch, grammatikalisch perfekt und belehrend war. Das neue Radioformat passte zum neuen Sendeplatz auf der Ultrakurzwelle UKW-West, die die Zeitschrift „HörZu“ als „Welle der Freude“ bezeichnete und auf der nun Regionales und Unterhaltung platziert wurden.
In Koblenz hatte Höfer nach dem Krieg ersten Kontakt zum Radio. Die dort produzierten „Gespräche über den Schlagbaum“ waren die Blaupause für seine am 6.1.1952 im damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) gestartete politische Diskussionsrunde „Internationaler Frühschoppen“ mit (meist) sechs Journalisten aus fünf Ländern, die von ihm zu tagesaktuellen politischen Fragen eingeladen wurden und die bei Wein und reichlich Rauchwaren aus der innerdeutschen wie aus der ausländischen Sicht politische Probleme analysierten und bewerteten.
Seit 1950 gab es im NWDR Hamburg Fernsehversuchssendungen, die Weihnachten 1952 zur offiziellen Eröffnung des Fernsehprogramms führten. Höfer erkannte sofort das Potential des neuen Mediums und konnte schnell bei Fernsehdirektor Werner Pleister (1904-1982) erwirken, dass seine Hörfunksendung „Internationaler Frühschoppen“ zugleich auch im Fernsehen übertragen wurde. Damit war Höfers Frühschoppen die erste crossmediale Sendung. Die Sendung war nicht eigentlich fernsehtauglich und gehörte doch Jahrzehnte für viele Haushalte zum sonntäglichen Ritual vor dem Mittagessen.
Internationaler Frühschoppen, v.l.n.r.: Dr. W. Wagner, Stephane Roussel, Werner Höfer, Jan Wintraecken, Terence Prittie und R.P. Dreyer, 1956. (WDR | Unternehmensfoto)
Höfer begriff schnell, dass auch die regionalen Reportagen einen Platz im Fernsehen haben mussten und erstellte ein entsprechendes Konzept. Die Sendung „Hier und heute“ (Erstsendung 1.12.1957) informiert die Zuschauerinnen und Zuschauer bis heute täglich am frühen Abend unterhaltsam über große und kleine, aber immer berichtenswerte Ereignisse aus Nordrhein-Westfalen und trägt damit zur Identität des 1946 gegründeten Bindestrich-Bundeslandes Nordrhein-Westfalen bei.
Werner Höfer, den die Zuschauer und Zuschauerinnen nur mit einer dicken Hornbrille kannten, gehörte von Anfang nicht nur zu den bekanntesten Stimmen des NWDR, als sogenannter „Fester Freier“ gehörte er in den 1950er Jahren mit mehr als 3.000 DM monatlich zu den Spitzenverdienern im Kölner Funkhaus.[1]
Schon früh erkannte Hanns Hartmann, der Intendant des Kölner Funkhauses unter dem Dach des NWDR in Hamburg und seit 1956 Intendant des neu gegründeten WDR, die große Begabung und Vielseitigkeit Höfers. 1957 beförderte er ihn zum Leiter der Aktuellen Abteilung, allerdings unter der Bedingung, dass dieser den Status als freier Mitarbeiter aufgeben müsse. Nur widerwillig willigte Höfer schließlich ein. Seine Karriere im WDR wurde jäh unterbrochen, als Hartmann 1960 überraschenderweise nicht zum Interdanten wiedergewählt wurde. Höfer war Hartmann in besonderer Weise ergeben und verbunden und konnte sich nicht vorstellen, unter einem neuen Intendanten zu arbeiten. Hier stellen sich kritische Fragen - ob beispielsweise das Wissen um Höfers NS-Vergangenheit die besondere Beziehung der beiden ausmachte, oder ob und warum sonst Höfer unter dem besonderen Schutz Hartmanns stand?
Werner Höfer mit Studiogast in der Sendung „Hier und Heute“, 1957, Foto: Heinz Karnine. (WDR | Heinz Karnine)
Höfer schrieb nun für die „Zeit“ und den „Stern“. Obwohl der neue Intendant Klaus von Bismarck um die problematische Vergangenheit Höfers wusste, holte er ihn Ende 1964 an den WDR zurück, um das neue Dritte Fernsehprogramm WDF aufzubauen, das 1967 regulär an den Start ging. Die Dritten Fernsehprogramme sollten regionalen Sendungen, außergewöhnlichen Produktionen und Kultursendungen, die nicht für ein Massenpublikum bestimmt waren, einen Sendeplatz bieten. Darüber hinaus wurde hier das neue Schulfernsehen etabliert. Kurz: das WDF war der Ort, wo Sendungen ausgestrahlt wurden, die nicht ins Erste Programm der ARD passten.
Auch in dieser Management-Rolle war Höfer außerordentlich erfolgreich. Mit großer Disziplin widmete er seine Zeit den entsprechenden Aufgaben. In seinem Büro informierten mehrere Bildschirme immer über das aktuelle Programm. Es ist überliefert, dass er sich immer einen kurzen Mittagsschlaf gönnte, der dann durch seine Sekretärin mit Kaffee beendet wurde. Die allsonntägliche Moderation des Internationalen Frühschoppens behielt er bei – ohne je eine Sendung auszulassen.
Nicht unerwähnt bleiben soll ein „Skandal“ um die Tätigkeit der Moderatorinnen bei „Hier und heute“. 1963 sollten die Damen auf Betreiben des Chefs der Sendereihe, Walter Erasmy (1924-1993), nicht mehr vor die Kamera, weil sie angeblich dem Stress nicht gewachsen seien und keine Nachrichten verlesen könnten – ein Vorurteil, dass seinerzeit viele männlichen Kollegen pflegten. Die Frauen konnten sich jedoch erfolgreich durchsetzen.
Die Direktion des Dritten Fernsehprogramms war Höfer jedoch schon bald nicht mehr genug. Er legte sich immer mehr mit dem seit April1960 im WDR amtierenden Direktor des Ersten Fernsehprogramms, Hans Joachim Lange (1918-1980), an, der für die Zulieferungen an die ARD verantwortlich war. Er drängte auf eine Zusammenlegung beider Direktionen, unter seiner Leitung versteht sich. Die Auseinandersetzungen endeten schließlich damit, dass Lange genervt aufgab und 1969 Fernsehdirektor des SWF wurde. Nun hatte Höfer freie Bahn. Er beauftragte seinen Referenten Günter Rohrbach (geboren 1928) 1965 mit der Leitung des Fernsehspiels. In seine Ära fielen der Start des sonntäglichen Krimis „Tatort“ im Jahr 1971, ebenso die Fernsehproduktionen von Rainer Werner Fassbinder (1945-1982). Die legendäre Talksendung „Je später der Abend“ sowie der Aufbau des Schulfunks seit 1964 waren ebenfalls Höfers Verdienst. Als Kulturchef holte er Hans-Geert Falkenberg (1919-2005) in das Dritte Fernsehprogramm, dessen Sendungen links, provokativ, und kontrovers waren. Einiges dürfte Höfer persönlich sicherlich nicht gefallen haben, aber im Sinne eines liberalen und meinungsoffenen Programms ließ er es zu. In dieser Hinsicht wurde das WDF zum „Experimentierfeld“.[2] Dass der wertekonservative Höfer dies zulassen konnte, zeichnete ihn aus, immer auf der Suche nach Innovation, gepaart mit Qualität. Volker Lilienthal porträtierte ihn zehn Jahre nach seinem Tod so: „Werner Höfer war ein liberaler Direktor, der bei allem Bemühen um politische Ausgewogenheit auch Kritisch-Provokatives zuließ.“[3]
Als die Intendantenära Klaus von Bismarcks 1976 endete, warf Höfer seinen Hut in den Ring und bewarb sich um die Nachfolge. Als die Bewerbung scheiterte und die Gremien sich für Friedrich-Wilhelm von Sell entschieden, löste Höfer 1977 seinen Vertrag als Fernsehdirektor vorzeitig auf, nicht jedoch seinen Vertrag für die Moderation des Internationalen Frühschoppens.
Bereits in der Ära Klaus von Bismarck hatte es immer wieder Angriffe auf Höfer wegen dessen publizistischer Tätigkeit in der NS-Zeit gegeben. Sie konzentrierten sich im Wesentlichen auf einen sogenannten „Jubelartikel“ über die Hinrichtung des Pianisten und Komponisten Karlrobert Kreiten (1916-1943), der wegen NS-kritischer Äußerungen 1943 zum Tode verurteilt worden war. Sowohl der erste WDR-Intendant Hanns Hartmann als auch von Bismarck hielten jedoch an Höfer fest. Von Bismarck wies die Anschuldigungen, die 1971 durch die National-Zeitung gegen Höfer erhoben wurden, zurück […] halte ich es zwar für möglich, daß Sie seinerzeit die eine oder andere Äußerung getan oder auch Entscheidungen getroffen haben, die Sie heute ganz anders fällen würden. Ihr Engagement für den demokratischen Aufbau [...] nach 1945 und die Kenntnis Ihrer Person seit vielen Jahren ist für mich Grund genug, mich durch solche Anwürfe nicht berühren zu lassen.[4] Höfer distanzierte sich von dem Artikel und gab bis zuletzt an, dass es gängige Praxis gewesen sei, dass Artikel vor dem Erscheinen noch redigiert und im NS-Sinne verändert worden seien.
Durch einen Artikel im „Spiegel“ vom 14.12.1987 gewannen die Vorwürfe gegen Höfer jedoch an Brisanz, woraufhin der Rundfunkrat auf eine rasche Lösung drängte, am 22.12.1987 gab Höfer auf. Der Internationale Frühschoppen wurde eingestellt und durch den „Presseclub“ ersetzt.
Höfer bei der 1.500. Ausgabe des Internationalen Frühschoppens, 19.10.1980. (www.grevenarchivdigital.de | Kölnische Rundschau)
Höfer hatte es nicht vermocht, seine Vergangenheit und seine NS-Verstrickung durch seine Tätigkeit als NS-Berichterstatter selbstkritisch zu bewerten und an der Verteidigungsstrategie zu dem besagten Artikel festgehalten. Allerdings war die rigorose Entlassung durch Intendant Friedrich Nowottny (geboren 1929), angesichts der Tatsache, dass die Biographie Höfers von Anfang an den Intendanten bekannt war und Höfer zu den ältesten, treuesten und erfolgreichsten Mitarbeitern des WDR gehörte, dem der WDR einen großen Teil seines Erfolges verdankte, kein Ruhmesblatt in der Geschichte des Senders.
Höfer waren zahlreiche Ehrungen zuteil geworden, so beispielsweise 1967 die Auszeichnung mit der „Goldenen Kamera“, im selben Jahr mit dem Adolf-Grimme-Preis in Silber für den „Internationale Frühschoppen“ vom 30.10.1966. 1973 war ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen worden. 1982 war er nochmals beim Adolf-Grimme-Preis geehrt worden.
Höfer starb am 26.11.1997 gekränkt und verbittert in seinem Haus in Köln. Er hat den WDR nie wieder betreten. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Köln-Rodenkirchen.

Karlrobert Kreiten, 1941. (Privatbesitz Gilbert von Studnitz)
Schriften & Herausgeberschaften (Auswahl)
Hier und Heute. Über Möglichkeiten und Schwierigkeiten aktueller Berichterstattung in bewegten Bildern, in: Jahrbuch des Westdeutschen Rundfunks 1958-1959, 1959, S. 115-139.
Was ich noch fragen wollte: Themen und Thesen des internationalen Frühschoppens 1969/70, Frankfurt/M. [u.a.] 1970.
So wird man was beim Fernsehen, Düsseldorf 1971. Fernsehen im Glashaus.
Zur Kommunikation zwischen Programm und Publikum, Düsseldorf [u.a.] 1972.
Glück gehabt mit Präsidenten, Kanzlern und den Frauen, Stuttgart/Zürich 1976.
Spätlese. Echo der Jahre, Düsseldorf/Wien 1983.
Verwöhnt in alle Ewigkeit? Kritischer Dialog über Gegenwart und Zukunft Amerikas und Deutschlands, Werner Höfer präsentiert zwanzig Journalisten aus zwei Ländern Düsseldorf/Wien 1976.
Leben müssen – sterben dürfen. Die letzten Dinge, die letzte Stunde, Bergisch Gladbach 1977.
So kam ich unter die Deutschen. Ein weltweiter Wortwechsel mit dreißig Journalisten aus fünf Kontinenten, Düsseldorf [u.a.] 1988.
Quellen
WDR Unternehmensarchiv (UA). Kurzbiographie Werner Höfer.
Literatur
Desalm, Brigitte, „Der WDR und ich sind quitt“, in: Kölner Stadtanzeiger, 1977, Nr. 174, Bunte Blätter, S. 4-7.
Feiden, Max Karl, „Vertraut Euren Träumen“. Werner Höfer: gehört, gesehen auf vielen Wellen, in: Ruhr Nachrichten, 30.11.1957.
Frei, Norbert/Schmitz, Johannes, Journalismus im Dritten Reich, 4. Auflage, München 2011 [unveränderter Nachdruck d. 1. Auflage 1989], bes. S. 143-149.
Kammann, Uwe, „Das muss ich mit meinem Gewissen ausmachen“. Ein Interview mit Werner Höfer, in: epd Kirche und Rundfunk, 1988, Nr. 2, S. 3-6.
Kammann, Uwe, Spätschoppen. Der Fall Werner Höfer, in: Hachmeister, Lutz/Siering, Friedemann (Hg.), Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945, München 2002, S. 213-237.
Katz, Klaus [u.a.], Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, 3 Bände, Köln 2006. Lambart, Friedrich (Hg.), Tod eines Pianisten. Karlrobert Kreiten und der Fall Werner Höfer, Berlin 1988.
Lilienthal, Volker, Direktor der Details. Zum 10. Todestag von Werner Höfer, in: epd medien Nr. 93 vom 24.11.2007, S. 3-9.
Johannes Rau (SPD) gratuliert Werner Höfer zum 80. Geburtstag, Foto: Peter Gauger, 21.03.1993. (www.grevenarchivdigital.de | Kölnische Rundschau | Peter Gauger)
- 1: WDR UA, Sign. 9937.
- 2: Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 2, S. 169.
- 3: ie Direktion des Dritten Fernsehprogramms war Höfer jedoch schon bald nicht mehr genug. Er legte sich immer mehr mit dem seit April1960 im WDR amtierenden Direktor des Ersten Fernsehprogramms, Hans Joachim Lange (1918-1980), an, der für die Zulieferungen an die ARD verantwortlich war. Er drängte auf eine Zusammenlegung beider Direktionen, unter seiner Leitung versteht sich. Die Auseinandersetzungen endeten schließlich damit, dass Lange genervt aufgab und 1969 Fernsehdirektor des SWF wurde. Nun hatte Höfer freie Bahn. Er beauftragte seinen Referenten Günter Rohrbach (geboren 1928) 1965 mit der Leitung des Fernsehspiels. In seine Ära fielen der Start des sonntäglichen Krimis „Tatort“ im Jahr 1971, ebenso die Fernsehproduktionen von Rainer Werner Fassbinder (1945-1982). Die legendäre Talksendung „Je später der Abend“ sowie der Aufbau des Schulfunks seit 1964 waren ebenfalls Höfers Verdienst. Als Kulturchef holte er Hans-Geert Falkenberg (1919-2005) in das Dritte Fernsehprogramm, dessen Sendungen links, provokativ, und kontrovers waren. Einiges dürfte Höfer persönlich sicherlich nicht gefallen haben, aber im Sinne eines liberalen und meinungsoffenen Programms ließ er es zu. In dieser Hinsicht wurde das WDF zum „Experimentierfeld“.
- 4: ereits in der Ära Klaus von Bismarck hatte es immer wieder Angriffe auf Höfer wegen dessen publizistischer Tätigkeit in der NS-Zeit gegeben. Sie konzentrierten sich im Wesentlichen auf einen sogenannten „Jubelartikel“ über die Hinrichtung des Pianisten und Komponisten Karlrobert Kreiten (1916-1943), der wegen NS-kritischer Äußerungen 1943 zum Tode verurteilt worden war. Sowohl der erste WDR-Intendant Hanns Hartmann als auch von Bismarck hielten jedoch an Höfer fest. Von Bismarck wies die Anschuldigungen, die 1971 durch die National-Zeitung gegen Höfer erhoben wurden, zurück […] _halte ich es zwar für möglich, daß Sie seinerzeit die eine oder andere Äußerung getan oder auch Entscheidungen getroffen haben, die Sie heute ganz anders fällen würden. Ihr Engagement für den demokratischen Aufbau [...] nach 1945 und die Kenntnis Ihrer Person seit vielen Jahren ist für mich Grund genug, mich durch solche Anwürfe nicht berühren zu lassen_.
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Witting-Nöthen, Petra, Werner Höfer, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/werner-hoefer/DE-2086/lido/652fc0fa843747.47101094 (abgerufen am 18.02.2025)
Veröffentlicht am 18.10.2023, zuletzt geändert am 02.01.2024