Adolf I. von Altena

Erzbischof von Köln (1193-1205, 1212-1216)

Swen Holger Brunsch (Swisttal)

Siegel des Erzbischofs Adolf I. von Altena. (Historisches Archiv der Stadt Köln)

Adolf von Al­te­na war zwölf Jah­re lang Erz­bi­schof von Köln und kämpf­te wei­te­re elf Jah­re um die­ses Amt. Er ge­hör­te zu den Haupt­ver­ant­wort­li­chen für da­s st­au­fisch-wel­fi­sche Dop­pel­kö­nig­tum und den Thron­streit, in des­sen Fol­ge das Köl­ner Erz­stift mehr­fach durch Kriegs­hand­lun­gen ver­wüs­tet wur­de. Vie­le, ins­be­son­de­re wel­fisch ge­sinn­te Quel­len und die äl­te­re For­schung zeich­nen von ihm das Bild ei­nes geld­gie­ri­gen, selbst­süch­ti­gen und op­por­tu­nis­ti­schen Macht­men­schen. Dem­ge­gen­über ver­weist die mo­der­ne For­schung auf die le­gi­ti­me Wah­rung sei­ner fürst­li­chen Stel­lung und sein strik­tes Ein­tre­ten für die Frei­heit der fürst­li­chen Kö­nigs­wahl nach ei­ner be­stimm­ten Rang- und Rei­hen­fol­ge.

Adolf wur­de wohl als drit­ter Sohn des Gra­fen Eber­hard von Al­te­na (ge­stor­ben 1180) und viel­leicht der Adel­heid von Arns­berg um 1157 ge­bo­ren. Er hat­te zwei äl­te­re Brü­der, die Gra­fen Ar­nold (um 1150-1209) und Fried­rich (ge­stor­ben um 1198), und war Nef­fe des Köl­ner Erz­bi­schofs Bru­no III. und Vet­ter des spä­te­ren Erz­bi­schof­s En­gel­bert I. Als Nach­ge­bo­re­ner schlug Adolf die geist­li­che Lauf­bahn ein: Er war be­reits vor 1177 Ka­no­ni­ker am ­K­öl­ner Dom, avan­cier­te 1183 zum Dom­de­kan und schlie­ß­lich 1191 zum Dom­propst. Eben­so ge­hör­te er dem Ka­pi­tel von St. Ge­org in Köln an, wo er eben­falls die Lei­tung in­ne­hat­te. Au­ßer­dem stand er noch dem Stift in Lim­burg an der Lahn bis 1192 als Propst vor. Nach dem Rück­tritt sei­nes be­tag­ten und al­ters­schwa­chen On­kels Bru­no vom Amt des Köl­ner Erz­bi­schofs wur­de Adolf in der zwei­ten Jah­res­hälf­te 1193 zu des­sen Nach­fol­ger ge­wählt. Sein Suf­fra­gan Bi­schof Her­mann II. von Müns­ter (Epis­ko­pat 1174-1203) weih­te ihn in An­we­sen­heit des Main­zer Erz­bi­schofs Kon­rad (Epis­ko­pat 1183-1200) und des Min­de­ner Bi­schofs Thiet­mar (Epis­ko­pat 1185/1186-1200) am 27.3.1194 zum Erz­bi­schof, nach­dem er am Tag zu­vor zum Pries­ter ge­weiht wor­den war.

Be­reits am 6.1.1194 emp­fing Adolf die eng­li­sche Kö­ni­gin Eleo­no­re (um 1120-1200) in Köln, die mit gro­ßem Ge­fol­ge ih­rem ge­fan­ge­nen Sohn Ri­chard Lö­wen­herz (Re­gie­rungs­zeit 1189-1199) nach Mainz ent­ge­gen­reis­te. Ge­mein­sam mit dem Main­zer Erz­bi­schof setz­te sich Adolf bei Kai­ser Hein­rich VI. (Re­gie­rungs­zeit 1190-1197) An­fang Fe­bru­ar er­folg­reich für Ri­chards Frei­las­sung ein. Adolf selbst über­brach­te ihm die gu­te Nach­richt, lud ihn nach Köln ein und be­her­bergt ihn dort fest­lich für drei Ta­ge, be­vor er ihn Mit­te Fe­bru­ar zum Ant­wer­pe­ner Ha­fen ge­lei­te­te. Erz­bi­schof Adolf de­mons­trier­te auf die­se Wei­se ei­ne be­tont eng­land­freund­li­che Po­li­tik, die sich un­ter an­de­rem aus den han­dels­po­li­ti­schen In­ter­es­sen der Stadt Köln er­gab und die zu­gleich ei­ne ge­wis­se an­tis­t­au­fi­sche Hal­tung wi­der­spie­gel­te.

Die­se ei­gen­stän­di­ge, selbst­be­wuss­te Po­li­tik Adolfs zeig­te sich auch Weih­nach­ten 1195 in Worms, als der Erz­bi­schof den kai­ser­li­chen Wunsch ab­lehn­te, sei­nen ein­jäh­ri­gen Sohn Fried­rich (Re­gie­rungs­zeit als Kai­ser Fried­rich II. 1220-1250) zum Kö­nig zu wäh­len. Auch dem kai­ser­li­chen Er­breichs­plan von April 1196 stand Adolf kri­tisch ge­gen­über. Erst im Au­gust 1197 gab Adolf sei­nen Wi­der­stand ge­gen die Weih­nach­ten er­folg­te Wahl des jun­gen Stau­fers auf und leis­te­te ihm in Bop­pard den Treu­eid. Doch nach dem Tod Hein­richs VI. (28.9.1197) er­klär­te er die Wahl Fried­richs für un­gül­tig, da sie auf Druck des Kai­sers er­folgt, der jun­ge Kö­nig da­mals noch un­ge­tauft und als Kind re­gie­rungs­un­fä­hig sei. 

Adolf be­ab­sich­tig­te ei­ne Neu­wahl und be­an­spruch­te da­bei für sich die füh­ren­de Rol­le, da der Main­zer Erz­bi­schof Kon­rad und der rhei­ni­sche Pfalz­graf Hein­rich (V.) der Äl­te­re von Braun­schweig (Re­gie­rungs­zeit 1195-1212, ge­stor­ben 1227) auf dem Kreuz­zug wa­ren und ihm der Trie­rer Erz­bi­schof Jo­hann I. für die an­ste­hen­de Kur sei­ne Stim­me ver­kauft hat­te. Als die Erz­bi­schö­fe Adolf und Jo­hann mit ih­ren An­hän­gern zu­nächst kei­nen ge­eig­ne­ten Be­wer­ber fan­den, lenk­ten sie ge­gen­über dem stau­fi­schen Kan­di­da­ten Phil­ipp von Schwa­ben (1177-1208) ein, dem On­kel und nächs­ten Agna­ten des jun­gen Fried­rich. Sie zo­gen ih­re Un­ter­stüt­zung je­doch so­fort zu­rück, als sie hör­ten, dass Phil­ipp An­fang März 1198 in Thü­rin­gen von säch­si­schen Fürs­ten auch oh­ne ih­re Be­tei­li­gung zum Kö­nig er­ho­ben wor­den war. Zwar warb Phil­ipp wei­ter um Zu­stim­mung, doch wand­te sich Erz­bi­schof Adolf nun dem wel­fi­schen Kan­di­da­ten Ot­to von Poi­tou-Braun­schweig (1175/1176-1218) zu, dem zwei­ten Sohn Her­zog Hein­richs des Lö­wen (Re­gie­rungs­zeit 1142-1180, ge­stor­ben 1195), der von sei­nem On­kel (Ri­chard Lö­wen­herz) und der Stadt Köln fa­vo­ri­siert wur­de. Er er­hob ihn am 9.6.1198 in Köln und krön­te ihn am 12.7.1198 in Aa­chen z­um Kö­nig. Adolf be­müh­te sich durch ei­ne Ge­sandt­schaft an Paps­t In­no­zenz III. (Pon­ti­fi­kat 1198-1216) um ei­ne Be­stä­ti­gung der Wahl, Wei­he und Krö­nung Ot­tos so­wie um die Zu­stim­mung zur künf­ti­gen Kai­ser­krö­nung. Die fol­gen­den päpst­li­chen Schrei­ben, in de­nen In­no­zenz zu­si­cher­te, den Kan­di­da­ten auf Eig­nung und Wür­dig­keit zu prü­fen, und die Ent­sen­dung päpst­li­cher Le­ga­ten führ­ten zu ei­ner Ver­stim­mung Adolfs, ob­wohl der Papst Ot­to im Früh­jahr 1201 als Kö­nig be­stä­tig­te. In der Zwi­schen­zeit strit­ten bei­de Kon­kur­ren­ten um den Thron und dran­gen mit Waf­fen­ge­walt in das Köl­ner Erz­stift ein. Gleich­zei­tig kam es zum Zer­würf­nis zwi­schen Kö­nig Ot­to IV. (Re­gie­rungs­zeit 1198-1218) und dem Erz­bi­schof. Adolf be­gann, sich von dem Wel­fen ab­zu­wen­den, so dass ihn der Papst be­reits En­de 1201 er­mahn­te, die Un­ter­stüt­zung des Kö­nigs bei­zu­be­hal­ten oder die Gunst des apos­to­li­schen Stuh­les zu ver­lie­ren. End­gül­tig wech­sel­te Adolf En­de 1204 auf die Sei­te Phil­ipps von Schwa­ben. Zwar muss­te die­ser of­fi­zi­ell zu­erst auf sein Kö­nig­tum ver­zich­ten, wur­de dann aber am 6.1.1205 in Aa­chen neu ge­wählt und durch Adolf so­gleich ge­krönt. Der Erz­bi­schof wahr­te da­mit sei­nen Rechts­stand­punkt des Vor­rangs der frei­en Fürs­ten­wahl vor dem Ge­blüts­recht und der Kur in be­stimm­ter Rang- und Rei­hen­fol­ge.

Al­ler­dings über­schätz­te Erz­bi­schof Adolf da­mit sein po­li­ti­sches Ge­wicht; der Wech­sel führ­te zum Bruch mit Papst In­no­zenz III. Die­ser ließ Adolf am 19.5.1205 durch sei­ne De­le­gier­ten, Erz­bi­schof Sieg­fried II. von Mainz (Epis­ko­pat 1200/1208-1230), Bi­schof Jo­hann von Cam­brai (Epis­ko­pat 1200-1219) und den Scho­las­ter Hein­rich von St. Ge­re­on, im Köl­ner Dom ex­kom­mu­ni­zie­ren und nach ei­ner Frist am 19. Ju­ni sei­nes Am­tes ent­he­ben. Da­nach konn­te sich Adolf nur noch in ei­ni­gen Ge­bie­ten des Köl­ner Erz­stifts ge­gen Bru­no von Sayn be­haup­ten, der be­reits im Ju­li zu sei­nem Nach­fol­ger ge­wählt wur­de. Zwar wur­de Adolf im März 1207 auf dem Hof­tag Kö­nig Phil­ipps in Augs­burg durch päpst­li­che Le­ga­ten vom Kir­chen­bann ge­löst, doch un­ter der Auf­la­ge nach Rom zu ge­hen und sich dem Ur­teil des Paps­tes zu un­ter­wer­fen. Das Köl­ner Schis­ma blieb in­des­sen be­ste­hen und Adolf kämpf­te wei­ter ver­geb­lich um das Bi­schofs­amt.

Die Si­tua­ti­on ver­schlim­mer­te sich für ihn durch die Er­mor­dung Kö­nig Phil­ipps (21.6.1208) und än­der­te sich auch nicht durch Bru­nos Tod (2.11.1208), da die­sem Erz­bi­schof Diet­rich I. am 22.12.1208 folg­te. Erst als Kai­ser Ot­to IV. sich mit dem Papst ent­zwei­te und sich die po­li­ti­sche La­ge da­durch grund­le­gend än­der­te, setz­te der päpst­li­che Le­gat Erz­bi­schof Sieg­fried von Mainz den wel­f­en­treu­en Amts­in­ha­ber Diet­rich ab und Adolf wie­der in sein Amt ein. Papst In­no­zenz III. ließ Adolf zu­nächst am­tie­ren, oh­ne je­doch sei­ne Re­sti­tu­ti­on zu be­stä­ti­gen. Im Erz­bis­tum konn­te sich Adolf zu die­ser Zeit nicht mehr ge­gen sei­nen Wi­der­sa­cher durch­set­zen. Bei der Krö­nung Kö­nig Fried­richs II. in Mainz (9.12.1212) und aber­mals in Aa­chen (25.7.1215) ver­zich­te­te Adolf so­gar zu­guns­ten sei­nes Main­zer Amts­bru­ders auf das Köl­ner Krö­nungs­recht. An­fang 1216 trat Adolf (wie auch Diet­rich) end­gül­tig als Erz­bi­schof zu­rück, da der Papst die Köl­ner Prio­ren zur Neu­wahl auf­ge­for­dert hat­te, die schlie­ß­lich auf Adolfs Vet­ter En­gel­bert von Berg fiel. Adolf zog sich zu­rück und leb­te von ei­ner Ren­te, die ihm aus erz­bi­schöf­li­chen Ein­künf­ten zu­ge­wie­sen wur­de. Noch An­fang 1220 weih­te er in Stell­ver­tre­tung des Erz­bi­schofs ei­nen Al­tar zu Eh­ren der 11.000 Jung­frau­en in der Kryp­ta der Kir­che St. Ur­su­la in Köln. Am 15. April, ver­mut­lich des glei­chen Jah­res, ist Adolf an ei­nem nicht si­cher be­zeug­ten Ort (Neuss?) ge­stor­ben.

Quellen

Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln im Mit­tel­al­ter, Band 2, be­arb. von Ri­chard Knip­ping, Bonn 1901, Nach­druck Düs­sel­dorf 1985, S. 293-347; Band 3, be­arb. von Ri­chard Knip­ping, Bonn 1909,  Nach­druck Düs­sel­dorf 1985, S. 21-25.

Literatur

Jans­sen, Wil­helm, Adolf von Al­te­na, in: Gatz, Er­win (Hg.), Die Bi­schö­fe des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches 1198 bis 1448, Ber­lin 2001, S. 269-270.
Jans­sen, Wil­helm, Das Erz­bis­tum Köln im spä­ten Mit­tel­al­ter (1191-1515) (Ge­schich­te des Erz­bis­tums Köln 2, 1), Köln 1995, S. 124-127.
Röh­rich, Vic­tor, Adolf I., Erz­bi­schof von Köln, Kö­nigs­berg 1886.
Steh­käm­per, Hu­go, Der Köl­ner Erz­bi­schof Adolf von Al­te­na und die deut­sche Kö­nigs­wahl (1195-1205), Mün­chen 1973, S. 5-83.
Steh­käm­per, Hu­go, Über das Mo­tiv der Thron­streit-Ent­schei­dun­gen des Köl­ner Erz­bi­schofs Adolf von Al­te­na 1198-1205: Frei­heit der fürst­li­chen Kö­nigs­wahl oder An­eig­nung des Main­zer Erst­kur­rechts?, in: Rhei­ni­sche Vier­tel­jahrs­blät­ter 67 (2003), S. 1-20.
Wolfschlä­ger, Cas­par, Erz­bi­schof Adolf I. von Köln (1193-1205) als Fürst und Po­li­ti­ker, Müns­ter 1905. 

Online

Grund­mann, Her­bert, Ar­ti­kel „Adolf I:", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 1 (1953), S. 82-83. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Brunsch, Swen Holger, Adolf I. von Altena, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adolf-i.-von-altena/DE-2086/lido/57a9bf16b1a5b7.50648688 (abgerufen am 13.12.2024)