Zu den Kapiteln
Adolf von der Mark war ein nachgeborener Sohn aus dem märkischen Grafenhaus, der zunächst eine geistliche Laufbahn einschlug, nacheinander auf die Bischofsstühle von Münster und Köln gelangte und schließlich erster Graf von Kleve aus dem Haus Mark wurde.
Adolf wurde um 1332 als zweiter Sohn Graf Adolfs II. von der Mark (Regierungszeit 1328-1346) und der Margarethe von Kleve (gestorben circa 1350) geboren. Sein älterer Bruder Engelbert (Regierungszeit 1346-1391) folgte nach dem Tod des Vaters 1346 in der Grafschaft Mark. In dem Bestreben, ihren im Jahr darauf verstorbenen Großvater Graf Dietrich VII./IX. von Kleve zu beerben, konnten sich die märkischen Brüder gegen ihren Großonkel Johann von Kleve nicht durchsetzen.
1348 erlangte Adolf ein Kanonikat am Kölner Domstift und wurde von 1350 bis 1353 gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern am Hof seines Onkels Engelbert, des Bischofs von Lüttich und späteren Erzbischofs von Köln auf die geistliche Laufbahn vorbereitet. Zum Studium des Kirchenrechts gingen die märkischen Brüder 1353 an die Universität Montpellier, von wo aus sie enge Kontakte zur päpstlichen Kurie in Avignon knüpften. Mit Hilfe dieser Beziehung erlangte Adolf weitere Kanonikate in Lüttich und Münster, die Propstei in Schildesche (heute Stadt Bielefeld) sowie das Scholasteramt am Speyerer Dom. 1357 wurde der erst 25-jährige zum Bischof von Münster gewählt und vom Papst in diesem Amt bestätigt.
Für die Wahl des Münsteraner Domkapitels war wohl ausschlaggebend gewesen, dass Graf Engelbert von der Mark wie der Adel im Stift Münster Eduard von Geldern (1336-1371) im Krieg gegen seinen Bruder Herzog Rainald von Geldern (1333-1371) unterstützte – eine Position, die man auch von einem Bischof aus dem Haus Mark erwartete. 1359 wechselten Bischof Adolf und Graf Engelbert aber die Fronten und knüpften engen Kontakt zum alten, kinderlosen Grafen Johann von Kleve, der von Anfang an auf der Seite Herzog Rainalds gestanden und gekämpft hatte. Dass Adolf durch diesen Kurswechsel in schweren Streit mit dem münsterischen Adel geriet, nahm er billigend in Kauf. Er beabsichtigte ohnehin, das Bistum Münster zu verlassen, um nach dem Tod Graf Johanns dessen Nachfolge in Kleve anzutreten. 1362 einigten sich Adolf und sein Bruder Graf Engelbert über eine Aufteilung der Grafschaft Kleve, 1363 sicherte die Klever Gräfin Mechthild (1325-1381) Adolf ihre Unterstützung zu.
Nach dem Tod des Kölner Erzbischofs Wilhelms von Gennep 1362 gelang es Adolf von der Mark 1363 mit päpstlicher Unterstützung zum Erzbischof von Köln ernannt zu werden. Dieses Amt übte er jedoch nicht lange aus. Bereits im folgenden Jahr erwirkte Adolf die Versetzung seines Onkels Bischof Engelbert von Lüttich nach Köln und trat selbst in den Laienstand zurück. Die Priester-, geschweige denn die Bischofsweihe hatte er nie erhalten. Für seinen Verzicht ließ er sich von dem neuen Kölner Erzbischof mit den kurkölnischen Pfandschaften Rheinberg, Kempen und Oedt entschädigen, von wo aus Adolf sich auf seine Nachfolge in Kleve vorbereiten konnte.
Graf Johann von Kleve starb am 19.11.1368 als letzter männlicher Vertreter des alten Klever Grafenhauses. Gegen seine Konkurrenten Dietrich von Horn (gestorben nach 1371) und Otto von Arkel (gestorben um 1396), die ebenfalls von Klever Grafentöchtern abstammten, konnte sich Adolf von der Mark mit Hilfe seines Bruders Graf Engelbert schnell durchsetzen. 1369 heiratete er Margarethe (gestorben 1429), eine Schwester des Grafen (ab 1380 Herzogs) Wilhelm von Berg (1348-1408), die 1373 den ersten Sohn, den späteren Adolf II., zur Welt brachte. Weitere 15 Kinder folgten, von denen sieben jung starben.
Gleich zu Beginn seiner Regierung musste Graf Adolf einschneidende Gebietsabtretungen des Klever Territoriums und den Verlust wichtiger Einnahmequellen hinnehmen. Engelbert von der Mark erhielt für seine Unterstützung weite Gebiete rechts des Rheins und die Hälfte des Rheinzolls von Büderich; mit dem Land Dinslaken wurde ein weiterer märkischer Bruder, Dietrich (um 1337-1406), abgefunden. Emmerich und Huissen mit dem Zoll fielen an das Herzogtum Geldern. Die kölnischen Pfandschaften wurden bis 1373 wieder eingelöst. Allein das kleine Land Kranenburg konnte 1370 wieder mit dem klevischen Kernland vereinigt werden.
Allerdings gaben die erneut ausbrechenden Streitigkeiten um das Herzogtum Geldern dem Grafen von Kleve die Gelegenheit, einen Teil seiner Verluste wettzumachen. Im Kampf um das Erbe ihrer 1371 verstorbenen Brüder Eduard und Rainald unterstützten Adolf und Engelbert von der Mark anfänglich die Klever Altgräfin Mechthild von Geldern gegen ihren Neffen Wilhelm von Jülich (1363-1402). Seine Hilfe ließ sich Adolf unter anderem mit der erneuten Verpfändung von Emmerich bezahlen. Langfristig erwiesen sich die märkischen Brüder aber als laue Parteigänger Mechthilds und schlossen sich noch vor deren endgültiger Niederlage (1379) Wilhelm von Jülich an.
Weit mehr nahm den Klever Grafen der Konflikt mit dem Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden in Anspruch. Der klevische Erbfall von 1368 hatte die traditionelle Rivalität zwischen dem Erzstift und dem Haus Mark erheblich verschärft. Der Konkurrenzkampf entlud sich ab 1380 in einer Folge von drei Fehden, während derer Graf Adolf zeitweise in die Gefangenschaft der kurkölnischen Stadt Rees geriet. 1392 mündeten die Kriege in einen für beide Seiten erträglichen Kompromiss: Der Klever Graf musste zwar hinnehmen, dass das Land Linn an Köln fiel, erhielt jedoch eine Entschädigung von 70.000 Gulden zugesprochen, für die ihm unter anderem das Amt Aspel mit der Stadt Rees und die Hälfte von Xanten verpfändet wurden. Diese Einigung führte zur Abrundung sowohl des Klever Territoriums wie auch des Kölner Erzstifts und verschaffte beiden Seiten eine 20-jährige Ruhepause.
Ende Dezember 1391 war Graf Engelbert von der Mark ohne Nachkommen verstorben. Graf Adolf I. von Kleve und sein jüngerer Bruder Dietrich, Herr von Dinslaken, hatten schon 1380 eine Vereinbarung für diesen Fall getroffen und einigten sich nun darauf, dass Dietrich Duisburg und Ruhrort, Adolf dagegen die gesamte Grafschaft Mark erhielt. Die Grafschaft Mark trat Adolf I. im Januar 1393 an seinen zweitgeborenen Sohn Dietrich (1374-1398) ab, während die Nachfolge in der Grafschaft Kleve dem ältesten Sohn Adolf (II.) vorbehalten blieb, der seit 1392 mit dem Amt Aspel-Rees ausgestattet war.
Adolf I. von Kleve war es gelungen, seinen Nachkommen eine weitaus breitere Machtbasis zu hinterlassen, als er sie bei seinem Regierungsantritt 1368 vorgefunden hatte. Seine Innenpolitik war vornehmlich von einer Konsolidierung der zerrütteten klevischen Finanzen geprägt. 1373 erteilte er Griethausen ein Stadtprivileg. Der Absicherung des Territoriums diente eine intensive Burgenpolitik: 1369 kaufte Adolf das Haus Rosau in der Hetter und errichtete später einen Hof in Kalkar (1383 erstmals bezeugt), vor 1377 die Burg Winnenthal bei Xanten und ab 1388 eine neue Burg in Kranenburg. 1381 gründete Adolf den Ritterorden der Geckengesellschaft, durch den die klevische Ritterschaft enger an ihn gebunden werden sollte, 1393 gehörte er zu den Gründern des Rosenkranzordens.
Adolf I. von Kleve starb am 7.9.1394 und wurde in der Klever Stiftskirche bestattet.
Quellen
Ilgen, Theodor, Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve 1: Ämter und Gerichte, 2 Bände in 3 Teilen, Bonn 1921-1925.
Schleidgen, Wolf-Rüdiger (Bearb.), Kleve-Mark Urkunden 1368-1394. Regesten des Bestandes Kleve-Mark Urkunden im nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, Siegburg 1986.
Scholten, Robert (Hg.), Clevische Chronik nach der Originalhandschrift des Gert van der Schuren, Kleve 1884.
Literatur
Janssen, Wilhelm, Die Entwicklung des Territoriums Kleve, Bonn 2007 (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande V 11-12).
Janssen, Wilhelm, Die niederrheinischen Territorien im Spätmittelalter. Politische Geschichte und Verfassungsentwicklung 1300-1500, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 64 (2000), S. 45-167.
Werd, Guido de (Red.), Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich – Kleve – Berg, Kleve 1984.
Reimann, Norbert, Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner Kirchenprovinz (1313-1368), Dortmund 1973.
Online
Helmut Dahm, Artikel "Adolf I., Graf von Kleve", in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 80-81. [Online]
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Hagemann, Manuel, Adolf von der Mark, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adolf-von-der-mark/DE-2086/lido/57a9c002e38df2.48270788 (abgerufen am 10.12.2024)