Zu den Kapiteln
Schlagworte
Eduard von Schaper war ein preußischer Spitzenbeamter, der verschiedene Positionen und Stationen in altpreußischen Provinzen durchlief, bis er schließlich zwischen 1839 und 1846 in den Westprovinzen höchste Ämter als Regierungspräsident in Trier, als Oberpräsident der Rheinprovinz wie der Provinz Westfalen erreichte und seine Karriere 1846-1849 als Generalpostmeister beendete.
Justus Wilhelm Eduard von Schaper wurde am 30.10.1792 in Braunschweig als Sohn des (zuletzt) Geheimen Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrats (1789 in den preußischen Adelsstand erhoben) Christoph von Schaper (1747-1799) und der Margaretha Barbara Justina geborene Widmann (um 1756-1826) geboren. Die Familie war evangelischer Konfession. Schaper heiratete 1827 in Merseburg Auguste Weichbrodt (1807-1871), Tochter einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Düsseldorf. Aus der Ehe gingen elf Kinder hervor, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten.
Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Schaper Kameralwissenschaften in Halle und Göttingen (1810) und trat am 29.9.1812 bei der Präfektur des Saale-Departements in Halberstadt in den Staatsdienst ein und wechselte im November 1813 zum Zivilgouvernement zwischen Elbe und Weser in Halle/Saale in den preußischen Staatsdienst. Ab 3.1.1814 war er vorübergehend im Militärdienst als Offizier im 2. Elbe-Landwehr-Regiment, ab Sommer 1816 als Adjutant und Rechnungsführer beim Magdeburger Grenadier-Landwehr-Bataillon. Ab 11.7.1816 informatorisch bei der Regierung Magdeburg beschäftigt, legte er im Dezember 1817 die Assessorprüfung ab und wurde am 22.2.1818 zum Regierungsassessor bei der Regierung Magdeburg ernannt. Es folgte die übliche Tour durch verschiedene Dienststellen in den preußischen Landen: 4.11.1819 Regierungsrat bei der Regierung Marienwerder, ab 25.10.1820 bei der Regierung Merseburg. Dort verblieb er mehrere Jahre, bis er am 13.1.1827 zum Rat bei der Oberrechnungskammer ernannt wurde. Mit den dort erworbenen Kenntnissen des preußischen Rechnungswesens wechselte er am 23.8.1834 als Oberrechnungsrat und Abteilungsdirigent an die Regierung Merseburg.
Nachdem Schaper gut 25 Jahre in den altpreußischen Landen beruflich sozialisiert war, wurde er am 14.6.1839 in die westlichen Provinzen versetzt und zum Regierungspräsidenten in Trier ernannt, die Amtsübernahme erfolgte am 30. August. Nur knapp drei Jahre später wurde er von König Friedrich Wilhelm IV. (Regentschaft 1840-1858, gestorben 1861) am 20.5.1842 zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz bestellt, den Dienst in Koblenz trat er am 7. Juli an. Zu seinen Amtsgeschäften gehörte die Auseinandersetzung mit der von dem Kölner Buchhändler Joseph Engelbert Renard (1802-1863) herausgegebenen „Rheinischen Zeitung“ und ihrem Chefredakteur Karl Marx. In Koblenz blieb Schaper bis zum 14.7.1845. Dann wechselte er durch Allerhöchste Kabinettsordre vom 27.5.1845 als Oberpräsident der Provinz Westfalen nach Münster, wo er noch kürzer blieb, denn bereits am 15.7.1846 wurde er zum preußischen Generalpostmeister und Chef des Postwesens ernannt.
Die preußische Postverwaltung befand sich im Umbruch. Sie war zum Beginn des 19. Jahrhunderts aufgebaut worden, entsprach aber in ihrer Organisation nicht mehr den im Zuge der Industrialisierung stetig wachsenden Anforderungen, da letztlich jede bedeutsame Entscheidung von der Behörde des Generalpostmeisters zu tätigen war. Mitte der 1840er Jahre wurde eine neue dezentrale Organisation der Post ins Auge gefasst, die als wesentliche Neuerung die Einführung der Oberpostdirektionen als Mittelinstanz vorsah, eine Regelung die sich letztlich bis in die 1990er Jahre bewährt hat. Mit der zum 1.1.1850 eingeführten neuen Organisation der Post in Preußen wurde die (bisher eigenständige) Postverwaltung dem Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zugeteilt. In diesem Zusammenhang wurde der amtierende Generalpostmeister Schaper entbehrlich und zum 1.10.1849 zur Disposition gestellt. Am 7.2.1852 wurde Schaper aus dem Staatsdienst entlassen mit einer ausnahmsweise auf 3.750 Reichstaler erhöhten Pension. An Auszeichnungen wurde ihm neben dem Eisernen Kreuz 2. Klasse der Rote Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub verliehen
Schaper starb am 23.2.1868 in Potsdam.
Quelle
Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38, Band 3: 9. Juni 1840 bis 14. März 1848, bearb. von Bärbel Holtz, Hildesheim/ Zürich/ New York 2000 (Acta Borussica Neue Folge, 1. Reihe: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817-1934/38). [Online]
Rheinische Briefe und Akten zur Geschichte der politischen Bewegung 1830–1850.Gesammelt und hg. von Joseph Hansen, Band 1: 1830-1845, Essen/Leipzig 1919, Nachdruck Düsseldorf 1997.
Literatur
Bär, Max, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, Bonn 1919, Nachdruck Düsseldorf 1998.
Romeyk, Horst, Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945, Düsseldorf 1994, S. 713.
Schütz, Rüdiger, Die preußischen Oberpräsidenten von 1815 bis 1866, in: Schwabe, Klaus (Hg.), Die preußischen Oberpräsidenten 1815-1945, Boppard am Rhein 1985, S. 33-81.
Wegmann, Dietrich, Die leitenden Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen 1815-1918, Münster 1969, S. 323-324.
Online
Justus Wilhelm von Schaper, in: Internet-Portal "Westfälische Geschichte" [online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Lilla, Joachim, Eduard von Schaper, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/eduard-von-schaper/DE-2086/lido/5b3df0ca2610d8.85630766 (abgerufen am 06.10.2024)