Biographie Gottfried Gropper Zu den nichtadligen Familien, die die rheinische Geschichte des 16. Jahrhunderts dominierten, gehört zweifelsfrei die aus Soest stammende Gropper-Dynastie. Vier Brüder – vorweg der berühmte Johannes Gropper, Patroklus (1512-1558), Kaspar (1514/19-1594) und Gottfried – gelangten in höchste geistliche und weltliche Positionen und dominierten die kurkölnische Politik. Gottfried Gropper absolvierte dabei als einziger der Geschwister eine ausschließlich säkulare Laufbahn und stand als Geheimer Rat im Dienst Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg.
Biographie Johann von Vlatten Zwischen den sich ab spätestens 1530 verfestigenden konfessionellen Fronten alt- und neugläubiger Fürsten und Gelehrter etablierte sich insbesondere am Hof der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg eine als via media, mittlerer Weg, bezeichnete Haltung, die bestimmte Positionen der neuen Lehre wie etwa den Laienkelch akzeptierte, ohne formal den Bund mit der römischen Kirche zu brechen. Ausgehend von der humanistischen Lehre, die nördlich der Alpen vor allen an niederländischen Universitäten und Schulen zahlreiche Sympathisanten fand, kennzeichnet die via media auch den Versuch des Erhalts einer größtmöglichen politischen Unabhängigkeit in einer ansonsten sich in konfessionell geprägte Lager aufteilenden Herrschaftsordnung. Johann von Vlatten war nicht nur ein führender Vertreter dieser via media; er verkörperte zudem auch einen für die sich im 16. Jahrhundert herausbildende Staatlichkeit moderner Prägung konstitutiven Beamtentypus, der sich in Stand und Bildung von seinen Vorgängergenerationen unterschied.
Biographie Arnold von Siegen Der Kölner Historiker Hermann Keussen bezeichnete in der Allgemeinen Deutschen Biographie 1892 Arnold von Siegen als „den angesehensten und einflußreichsten Bürger Kölns im 16. Jahrhundert“. Tatsächlich bestimmte Siegen nicht nur die stadtkölnische Politik für beinahe vier Jahrzehnte in verschiedenen Spitzenpositionen, sondern diente auch den Kaisern Karl V. (Regierungszeit 1519-1556) und Ferdinand I. (1503-1564, römisch-deutscher Kaiser ab 1558), mit denen er in seinem Kölner Haus auch privat verkehrte. Hermann Weinsberg lobte die „feine Beredsamkeit“ Siegens, der trotz seiner großen Erfolge recht plötzlich der Politik den Rücken kehrte und sich im Bewusstsein der Bevölkerung vor allem durch seine Großzügigkeit und wohltätigen Stiftungen in guter Erinnerung hielt, die ihm auch einen Platz unter den Turmfiguren des Kölner Rathauses einbrachte.
Biographie Johann Wilhelm Die Absicherung dynastischer Interessen durch Heirat und eine ausreichende Zahl Nachkommen kann als wesentliches Merkmal der Familienpolitik des frühneuzeitlichen Adels gesehen werden. Durch geschickt geplante und teilweise aufwändig arrangierte Verbindungen brachten es manche ursprünglich kleine Fürstenhäuser, allen voran die Habsburger, zu einer immensen Einflusssphäre. Insbesondere im Umfeld dynastischer Brüche, beim Aussterben einer Familie im Mannesstamm etwa, verdichteten sich die Bemühungen von formal oder vermeintlich anverwandten Linien, um ein Herrschaftsgebiet übernehmen zu können.
Biographie Kaspar Ulenberg Nach der Veröffentlichung der Thesen von Martin Luther (1483-1546) und der sich in der Folge rasant ausbreitenden Reformation tat sich der nunmehr zur katholischen Kirche gewordene alte Glaube lange Zeit schwer, inhaltliche Antworten auf die Forderungen und Feststellungen des neuen Glaubens zu geben. Erst das Trienter Konzil von 1545 bis 1563 leitete eine Gegenbewegung ein, die nicht ganz zu Unrecht auch Gegenreformation genannt wird und eine Phase der Konfessionalisierung einleitete, während der sowohl die katholische wie auch die protestantische Seite die Durchdringung möglichst vieler Lebensbereiche der Gläubigen anstrebten.
Biographie Georg von Braunschweig Während infolge der Reformation vor allem Geistliche und Gelehrte um die theologische und juristische Wahrheit kämpften und aus dem Versuch der Erneuerung der einen Kirche allmählich verschiedene Konfessionen wurden, interessierte sich der Adel kaum für die inhaltlichen Fragen des Glaubens, sofern man sein Handeln als Ermessensgrundlage für diese Einschätzung heranziehen darf. Vielfach ist der persönliche Glaube nur schwer oder gar nicht aus den Quellen einzuschätzen; deutlich erkennbar jedoch ist, dass sich die adligen Familien durchweg ganz überwiegend von dynastischen Interessen leiten ließen. Katholische Geistliche, die eine Lebenspartnerin und anerkannte Nachkommen hatten, die sich mal für den Erhalt des alten Glaubens einsetzten und mal die Einführung einer protestantischen Ordnung beförderten – es sind nur scheinbare Widersprüche, wie Lebensläufe wie der Georgs von Braunschweig-Wolfenbüttel zeigt.
Biographie Eberhard Billick Die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts war auch in Köln von einer großen konfessionellen Unruhe gekennzeichnet. Im Kampf um eine Erneuerung des Glaubens und der Kirche positionierten sich Fürsten, Gelehrte und Geistliche und rangen um die Deutungshoheit über religiöse Fragestellungen. Eberhard Billick gehörte dabei zu den Theologen, die nicht in erster Linie die wissenschaftliche Auseinandersetzung suchten, sondern durch die Macht des Faktischen der neuen Lehre Grenzen setzen wollten – mehr als ‚Macher‘ denn als ‚Denker‘ und dadurch sowohl populär wie zuweilen auch populistisch.
Biographie Agrippa von Nettesheim Heinrich Cornelius, genannt Agrippa von Nettesheim, war wohl eine der schillerndsten Gestalten des vorreformatorischen Europas. Er trat sowohl als Theologe, Philosoph, Jurist, Astrologe und Arzt in Erscheinung und kann wohl am besten als Renaissance-Gelehrter faustischen Charakters bezeichnet werden. Nicht von ungefähr erscheint Agrippa in Christopher Marlowes (1564-1593) Adaptation des Stoffes als gefährlicher Lehrmeister des skrupellosen Dr. Faustus.
Biographie Maximilian Heinrich von Bayern Als Maximilian Heinrich von Bayern im Herbst 1650 zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt wurde, regierten die Wittelsbacher bereits sieben Jahrzehnte lang am Rhein. Sein Vorgänger und Onkel Ferdinand von Bayern hatte das Land stabilisiert und das Tauziehen der Konfessionen zugunsten der katholischen Seite beendet. Diese ererbte Standfestigkeit im Inneren versuchte Maximilian Heinrich in außenpolitischen Gewinn umzumünzen, indem er sich eng an Frankreich anlehnte – eine für das Land folgenschwere Politik, die seine Nachfolger zwischen alle Stühle geraten ließ. Denn am Ende erwies er sich, kränklich, mitunter sonderbar und wenig an der Staatspolitik interessiert, als zu schwach, um Kurköln zu größerem Gewicht im sich herausbildenden mitteleuropäischen Mächtesystem zu verhelfen.
Biographie Maximilian Friedrich von Königsegg Zum Zeitpunkt des Todes von Erzbischof Clemens August stand die bayrische Linie der Wittelsbacher vor dem Aussterben, sein Neffe Kurfürst Maximilian III. Joseph (1727-1777) war der letzte männliche Vertreter. Nach fast zwei Jahrhunderten musste also im Jahr 1761 erstmals ein Kölner Erzbischof gewählt werden, der nicht aus dem Umfeld des Münchener Hofes stammte. Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels war dabei ein Kompromisskandidat, der allen unterschiedlichen Interessen gerecht wurde, schon allein dadurch, dass er selbst keine Ambitionen für eine persönliche Regentschaft zeigte. Diese überließ er gänzlich seinem Kanzler Caspar Anton von Belderbusch.