Zu den Kapiteln
Schlagworte
Ludwig van Beethoven gilt nach Haydn und Mozart nicht nur als Vollender der Wiener Klassik, sondern auch als Wegbereiter der Musik der Romantik und des 19. Jahrhunderts und wurde vor allem mit seinen neun Symphonien zum Vorbild aller nachgeborenen Komponisten und Inbegriff des Klassischen.
Ludwig van Beethoven war das zweite von sieben Kindern des kurkölnischen Hoftenoristen Johann van Beethoven (um 1740-1792) und seiner Frau Maria Magdalena, geborene Keverich (1746-1787). Neben Ludwig erreichten nur seine zwei jüngeren Brüder Kaspar Karl (1774-1815) und Nikolaus Johann (1776-1848) das Erwachsenenalter, die übrigen Geschwister starben bereits im Kindesalter. Ludwig van Beethoven wurde am 17.12.1770 in St. Remigius in Bonn getauft, vermutlich war er am selben oder am vorangegangenen Tag geboren worden. Sein Geburtshaus, eines der wenigen erhaltenen Bürgerhäuser des 18. Jahrhunderts in der Stadt (Bonngasse 20), beherbergt heute die größte Beethoven-Sammlung weltweit.
Die Beethovens waren eine Familie von kurfürstlichen Hofmusikern. Großvater Ludwig van Beethoven der Ältere (1712-1773) stammte aus Mechelen in Belgien und kam 1733 als Bass-Sänger an den Bonner Hof. 1761 avancierte er zum Hofkapellmeister, eine Position, die auch sein Sohn Johann gerne gehabt, aber nie erreicht hat.
Seinen ersten Musikunterricht erhielt Ludwig vom Vater, der ihn Klavierspielen lehrte. Am 26.3.1778 trat Ludwig erstmals öffentlich in Köln in einem Konzert auf. Um 1779 begann er, auch Orgel zu lernen. 1780 erhielt er seinen wohl bekanntesten Klavierlehrer, den Leiter des kurkölnischen Hoftheaters, Christian Gottlob Neefe (1748-1798), der das Potenzial des jungen Musikers erkannte und ihn förderte. Bei Neefe lernte Beethoven die Werke Johann Sebastian Bachs (1685-1750) kennen (namentlich das Wohltemperierte Klavier).
Die allererste gedruckte Komposition des Elfjährigen, die „Dresslervariationen" WoO (Werke ohne Opuszahl) 63, erschienen 1782 in dem renommierten Verlag Götz in Mannheim durch die Vermittlung Neefes. Schon im Alter von elf Jahren hatte Beethoven im Gottesdienst Orgel gespielt. Ab 1783 spielte er auch im Hoforchester Cembalo. Sein erstes festes Gehalt erhielt er 1784 als stellvertretender Hoforganist.
Mit ungefähr neun Jahren hatte Ludwig auch Geige spielen gelernt und war ab 1789 im Hoforchester neben seinem Dienst als Cembalist und Organist auch als Bratscher angestellt. Im Dezember 1786 brach Beethoven auf Veranlassung seines Dienstherrn, des Kurfürsten und Erzbischofs Maximilian Franz von Habsburg, nach Wien auf, um dort bei Mozart (1756-1791) Unterricht zu nehmen. Beethoven hielt sich jedoch nur wenige Wochen dort auf. Schon auf der Heimreise erreichte ihn eine Nachricht des Vaters mit der Bitte um rasche Rückkehr: die Mutter sei schwer erkrankt und liege im Sterben. Ob Beethoven Mozart in Wien getroffen hat, ist nicht bekannt.
Der Tod der Mutter am 17.7.1787 führte zum endgültigen Absturz des Vaters. Schon früher hatte Johann van Beethoven eine ausgeprägte Neigung zum Alkohol gehabt, jetzt wurde er zum Alkoholiker. Seinen Dienst konnte er nicht mehr versehen und wurde suspendiert. Ludwig musste von da ab für die gesamte Familie sorgen und sie ernähren.
Eine neue emotionale Heimat fand er bei der Familie Breuning, wo er bereits seit ungefähr 1782 Klavierlehrer der Kinder Eleonore und Lorenz war. Deren Bruder Stephan zog 1801 nach Wien und blieb zeitlebens ein enger Freund. Auch Eleonore, die den Jugendfreund und frühen Beethoven-Biographen Franz Gerhard Wegeler (1765-1848) heiratete, blieb Beethoven immer verbunden. Der liberale Geist im Hause Breuning prägte entscheidend Beethovens freiheitliche Gesinnung. Weitere Einflüsse erhielt er durch die Bonner Lese- und Erholungsgesellschaft, die kurkölnische Landesuniversität in Bonn, an der er sich 1789 immatrikulierte, sowie durch den intellektuellen Freundeskreis im Lokal „Zehrgarten".
Hier lernte er die Ideen und Grundsätze der französischen Revolution kennen und machte sie sich zu eigen. Den nur ein Jahr älteren, in den Revolutionskriegen erfolgreichen Napoleon Bonaparte (1769-1821) verehrte Beethoven in seiner Jugend glühend. Beethovens Begeisterung war aber durchaus ambivalent und ebbte auf dem Höhepunkt der Napoleonischen Kriege 1809/1810 stark ab, die Kaiserkrönung Napoleons 1804 verachtete er. Seine grundsätzliche Bewunderung der Napoleonischen Staatsphilosophie und Gesetzgebung hielt der Republikaner Beethoven in späteren Jahren aufrecht.
1792 erhielt Beethoven auf Vermittlung des Grafen Waldstein vom Kurfürsten erneut ein Ausbildungsstipendium und reiste im November abermals nach Wien, um bei Joseph Haydn (1732-1809) Unterricht zu nehmen. 1794 eroberten französische Truppen das Rheinland und lösten die kurkölnische Bonner Hofhaltung auf. Beethovens Dienststelle existierte damit nicht mehr. Er blieb in Wien und kehrte nie nach Bonn zurück.
Vermutlich hatte Graf Waldstein ihm Empfehlungsschreiben mitgegeben, so dass Beethoven leicht Zutritt zum Wiener Hochadel erhielt und von der Aristokratie gefördert wurde. Sein wichtigster Gönner in den ersten Wiener Jahren war Fürst Karl von Lichnowsky (1756-1814), der ihm die Türen zu den Adelshäusern öffnete, Wohnung stellte und auch mit Geld unterstützte. In kürzester Zeit eroberte der junge Beethoven Wien als gefragter Pianisten und Improvisator.
Auf Veranlassung Lichnowskys und – zumindest auf der ersten Etappe – in seiner Begleitung unternahm Beethoven 1796 seine einzige Konzerttournée, die ihn nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin führte. Lichnowsky, der schon Freund und Gönner Mozarts gewesen war, hatte sieben Jahre zuvor mit Mozart bereits dieselbe Reise unternommen.
Mit ungefähr 26 Jahren müssen Beethovens Gehörprobleme begonnen haben, von denen er 1801 erstmals seinem Bonner Freund Franz Gerhard Wegeler unter dem Siegel der Verschwiegenheit berichtete. Der Verlust der Hörfähigkeit führte 1802 zu einer schweren Krise, die im so genannten Heiligenstädter Testament gipfelt. Mit diesem Brief an seine beiden Brüder regelte Beethoven nicht nur seinen Nachlass, sondern versuchte, sein eigenes Bild bei den Menschen gerade zu rücken und seine Motivationen klarzustellen. Das Testament ist ein Schriftstück tiefer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die Krise hat Beethoven schließlich überwunden; um 1806 beschloss er sogar, seine beginnende Taubheit nicht länger geheim zu halten.
Inzwischen war er ein angesehener und erfolgreicher Komponist. 1808 bekam Beethoven ein verlockendes Angebot von Jérôme Bonaparte (1784-1860), König von Westfalen, an dessen Hof in Kassel Kapellmeister zu werden. Um eine Abwanderung des berühmten Künstlers zu verhindern, entschlossen sich drei Mitglieder der Hocharistokratie, Erzherzog Rudolph, Fürst Lobkowitz und Fürst Kinsky, Beethoven eine Leibrente von 4.000 Gulden auszusetzen, deren einzige Bedingung sein Verbleib in Wien war. Die eigentlich stattliche Summe schmolz aber infolge der Napoleonischen Kriege und der damit verbundenen Teuerung schnell dahin. Zudem wurde Fürst Lobkowitz zahlungsunfähig. Die Familie Kinsky wollte nach dem Tod des Fürsten 1812 ihre Zahlungen ganz einstellen. Einzig Erzherzog Rudolph, Beethovens einziger Kompositionsschüler und sein treuester Mäzen, zahlte zuverlässig bis an Beethovens Lebensende.
In der öffentlichen Wahrnehmung erreichte Beethoven 1814/1815 mit dem Wiener Kongress den Höhepunkt seines Ruhmes. Mehrere glanzvolle Konzertereignisse unter Anwesenheit der versammelten europäischen Fürsten bescherten ihm eine zuvor nicht erlebte Popularität. Auch das erstarkende Bürgertum, das sein Bedürfnis nach öffentlichem Musikleben in neu gegründeten Musikvereinen zum Ausdruck brachte, trug zu Beethovens wachsendem Ansehen bei.
Privat war Beethoven nicht ganz so erfolgreich. Er war zwar häufig verliebt, jedoch niemals verheiratet, obwohl er einige Anläufe dazu unternommen hatte. Als sein Bruder Kaspar Karl 1815 starb und einen minderjährigen Sohn hinterließ, rückte die Erfüllung des Traumes einer eigenen Familie in greifbare Nähe. Beethoven wurde Vormund für seinen Neffen Karl und richtete eine fast erdrückende Fürsorge auf das Kind. Die Mutter des Kindes, seine Schwägerin, hielt er moralisch und charakterlich für unwürdig und versuchte, sie ganz von der Erziehung auszuschließen und jeden Kontakt zwischen Mutter und Kind zu unterbinden. Dagegen wehrte sich die Mutter, es folgte eine längere Reihe von amtlichen und gerichtlichen Auseinandersetzungen, die schließlich 1820 zugunsten Beethovens entschieden wurden.
Das letzte Lebensjahrzehnt Beethovens war einerseits geprägt von seinen monumentalen Großwerken Missa solemnis (zur Inthronisation des Erzherzogs Rudolphs als Bischof von Olmütz) und der 9. Symphonie, den letzten Klaviersonaten und den späten Streichquartetten, andererseits aber von schweren gesundheitlichen Beschwerden und nahezu völliger Taubheit. Zum Gespräch mit Besuchern und Freunden bediente er sich ab 1818 kleiner Hefte (Konversationshefte), in die seine Gesprächspartner ihre Beiträge notierten. Beethoven antwortete mündlich. Abgesehen von seinem schwachen Gehör wurde Beethoven von starken Koliken und Unterleibsbeschwerden geplagt, die ihn häufig arbeitsunfähig machten. Ursache dafür waren eine schwere Bleivergiftung und eine Leberzirrhose. Die Zirrhose sowie die durch sie verursachte Bauchwassersucht waren auch die Ursache seines Todes am 26.3.1827 in Wien.
Beethovens Leichenbegängnis auf dem Währinger Friedhof in Wien glich einem Staatsbegräbnis. 20.000 Menschen sollen dem Sarg gefolgt sein, darunter nicht nur die angesehensten Musiker der Stadt (Franz Schubert war einer der Fackelträger), sondern auch Mitglieder des Hochadels. Der Schauspieler Heinrich Anschütz hielt am Friedhofseingang eine von Franz Grillparzer verfasste Rede, in der er Beethoven als Künstler und Mensch hervorhob. „Wenn die Pforte des Lebens hinter uns sich schließt, springen auf die Pforten zum Tempel der Unsterblichkeit. Dort steht er nun bey den Großen aller Zeiten; unantastbar für immer." Seine letzte Ruhestätte fand Beethoven 1888 auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof.
Literatur
Kropfinger, Klaus, Beethoven, Stuttgart u.a. 2001.
Lockwood, Lewis, Beethoven, the music and the life, London 2003.
Online
Riezler, Walter, Artikel "Beethoven, Ludwig van", in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 738-743. [Online]
Digitales Archiv des Beethoven-Hauses Bonn (Homepage des Beethoven-Hauses). [Online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Ronge, Julia, Ludwig van Beethoven, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ludwig-van-beethoven-/DE-2086/lido/57c578bad39561.36831967 (abgerufen am 01.12.2024)