200 Jahre Ahrtal-Tourismus Von der „niederrheinischen Schweiz“ zum „Paradies für Genießer“
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Einleitung
Den berühmtesten Abschnitt des zwischen Blankenheim und Remagen-Kripp etwa 90 Kilometer langen Ahrtals, für die meisten Gäste aus den großen Städten an Rhein und Ruhr das Ahrtal schlechthin, stellt das etwa 20 Kilometer lange Mittlere Ahrtal zwischen Altenahr und Ahrweiler dar. Der gewundene Flusslauf mit seinem engen Talboden, den steilen, zum Teil felsigen rebenbestandenen Süd- und gegenüber dicht bewaldeten Nordhängen und den Ruinen der Burg Are und Saffenburg bietet eine Fülle eindrucksvoller Bilder. Entscheidend für die touristische Attraktivität der Mittelahr ist heute die symbiotische Verbindung der Ortsbilder mit einer voll intakten Weinbaulandschaft im unmittelbaren Hintergrund, bestens erlebbar vom Rotweinwanderweg und ab 2010 auch vom Ahrsteig. Diese Beschreibung klingt so selbstverständlich, als könne es niemals anders gewesen sein. Und doch wurzeln die Anfänge und die ersten 100 Jahre des Tourismus im 19. Jahrhundert hier in einer gänzlich anderen Bewertung der landschaftlichen Attraktionen des Tals.
1. Das Mittlere Ahrtal - „die niederrheinische Schweiz“
„Dichter Busch nimmt den Wandrer allmälig wieder auf und beut ihm erquickende Kühlung. Der schattige Pfad führt aber noch fortwährend über Höhen. Nach und nach wird´s lichter; er tritt aus dem Gebüsche und – ein nicht zu schildernder Anblick! – die schönste, romantisch großartige Gruppe des Ahrthales bei Altenahr, der man nicht ohne Unrecht den Namen ´die kleine Schweiz` gab, liegt in ihrer ganzen unbeschreiblichen Herrlichkeit und malerischen Pracht vor ihm entfaltet. In wundersam gestalteten Zacken und Schichten hebt sich rings um ihn die Kuppe des Bergriesen, der sein kahles Haupt hoch emporreckt über die Bergspitzen, die sich vor des Wanderers Blick in malerischen Abstufungen mit ihren Schluchten und Gründen über einander thürmen und an einanderreihen. (…) Matt und todt muß hier jede Schilderung sein. (…) Vergebens suchst du einen Punkt im großen Rheinthale, der malerischer und reicher an wildromantischen Parthieen, wie dieses erhabene Rundgemälde. – Hier bete an den Herrn der Schöpfung!“
Ernst Weyden (1805-1869) stand 1835 mit derartigen Schilderungen nicht allein. Nicht der Wein und die Weinbaulandschaft hatten die touristischen Pioniere und in ihrem Gefolge zahllose Gäste ab etwa 1820 an die Mittelahr gezogen, sondern es war in erster Linie „die kleine Schweiz“ oder „die niederrheinische Schweiz“, das heißt die Felsenlandschaft zwischen Kreuzberg/Altenahr und Walporzheim/Ahrweiler. Altenahr und seine felsige Umgebung bedienten im 19. Jahrhundert noch immer ein Gefühl, das schon Jahrzehnte vorher im 18. Jahrhundert entstanden war und in dem Begriff „Schweiz“ sein Synonym gefunden hatte. Man hat ermittelt, auf der Erde gebe es über 200 Landschaftsnamen, davon über 60 in Deutschland, die sich des Zusatzes „Schweiz“ bedienen, darunter Kroppacher Schweiz im Westerwald, Bergische Schweiz (Wermelskirchen) oder Sächsische Schweiz.
Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) war es gewesen, der mit seinem Roman „Julie oder die Neue Héloïse“ 1761 einer sich seit längerem verändernden Wahrnehmung der Natur, besonders der Alpen, Ausdruck und weite Verbreitung gegeben hatte. Albrecht von Hallers (1708-1778) populäres Gedicht „Die Alpen“ von 1729/1732 hatte nicht mehr von den Schrecken und Gefahren des Hochgebirges gesprochen, sondern „die Berge [als] Zeugen für die Großartigkeit und Schönheit der Schöpfung [gedeutet]. […] Das stets mit einem Schauer, einer Prise Angst gewürzte Gefühl der Erhabenheit bildet gleichsam die Brücke vom alten Natur-Schrecken zum neuen Natur-Genuss. In genauer Umkehrung der traditionellen Konzeption wird die Natur dabei über die Kultur erhoben: Gerade weil der Mensch hier noch nicht seine Spuren hinterlassen hat, erfreut und stärkt sie die Seele“ (Spode). Altenahr mit seinen Felsen als Zentrum „der kleinen Schweiz“ zu bezeichnen, wollte im religiösen Sinne die Schöpfung preisen, „zum urtümlich-reinen Arkadien [und Menschen führen, die] unverdorben von den zweifelhaften Segnungen der Zivilisation, frei von ihren Zwängen und Fesseln“ lebten (Spode). Im Mittleren Ahrtal sollte diese Botschaft damals viele Anhänger finden.
2. Die touristische Entdeckung des Ahrtals durch Maler und Literaten
Der touristischen Entdeckung des Ahrtals gingen die Anfänge der Rheinromantik voraus. Joseph Gregor Lang (1755-1834) schrieb 1789 „die erste genießbare Rheinreise“ von Mainz bis Düsseldorf, wie ein Zeitgenosse urteilte. Dabei berührte er das Ahrtal nur am Rande zwischen Sinzig und Remagen und beschränkte sich auf den Hinweis: „Das Flüsschen entspringt in der Eifel, nimmt einige starke Bäche mit, strömt zuweilen wild aus und ist den vorbeifahrenden Flößen gefährlich. Die ganze Gegend, welche dieses unbeschiffte Strömchen bewässert, ist durch den kostbaren Ahrer Bleichert berühmt“. Im Unterschied zum Mittelrheintal blieben Skizzen, Zeichnungen und Stiche von Orten in Ahrtal und Eifel zunächst selten, Landschaften wurden fast gar nicht festgehalten. Literatur und Bildende Kunst hatten die Impulse zur Rheinromantik gesetzt, die auch in der Musik in kongenialen Vertonungen mancher Gedichte große Popularität fanden. Die „patriotische“ Rheinromantik tat ein Übriges, den Blick auf den „deutschen Strom“ zu lenken. Auch wenn sie keinen großen literarischen Niederschlag gefunden hat, darf die „triviale Rheinromantik“ (Knoll) keinesfalls unterschätzt werden, die schlichte Freude an „Wein, Weib und Gesang“ als Motiv für einen Ausflug, die vermutlich mehr Menschen in Bewegung gesetzt hat als literarische, künstlerische und patriotische Rheinromantik zusammen. Deutliche Fortschritte im Verkehrswesen begünstigten den Erfolg. Das einer Operninszenierung vergleichbare „Gesamtkunstwerk Mittelrhein“ war um 1820 fertig. Jetzt konnte das Publikum kommen - und es kam in Scharen.
Erstaunlicherweise war es die im Vergleich zu Mosel und Lahn viel kleinere Ahr, die als erste der mittelrheinischen Nebenflüsse bald nach 1820 in den Wirkungsbereich der Rheinromantik geriet, und 1838/1839 konnte man in deutscher und französischer Sprache lesen: „Der Rhein fängt an alt zu werden. Dichter und Maler, die so vieles im Zauberkleide der Jugend erblicken, haben ihm schon längst den Beinamen des alten Rheins gegeben, und stellen ihn uns in Greisengestalt mit Silberlocken und runzlichtem Gesichte vor. Was hat denn diesen Nestor der Flüsse so alt gemacht? Sicherlich nicht die Zeit, denn diese vermochte ihm, vom Reiche der Nibelungen an bis auf unsere Tage, nichts von seiner Schönheit zu rauben; wohl aber haben uns die Touristen, bis zum Überdruss so viel davon gezeichnet und geschrieben, dass uns, so zu sagen, kein Stoff mehr übrig bleibt, um etwas Neues zubringen. Darum haben Maler und Dichter ihre Blicke nach anderen Punkten, ´nemlich nach den Querthälern des alten Rheins hin` gewandt, und dort einen wahren Schatz von Naturschönheiten entdeckt. Sie sind den Krümmungen der Lahn und Wied gefolgt, haben den Neckar und die Mosel bis zu ihren Quellen verfolgt, und viele andere Thäler auf und abwärts begangen. Vor allem aber verweilten sie gerne in dem trauten Ahrthale; und wahrlich, die Ahr verdiente diesen Vorzug.“
So steht es 1838/1839 in der Einführung zu Jean-Nicolas Ponsarts (1788-1870) Sammlung seiner Ahrtalstiche, die sein Herausgeber André van Hasselt (1806-1874) schrieb. Ob es zuerst die Maler oder die Literaten waren, die das Ahrtal als touristisches Ziel entdeckten, lässt sich nicht genau entscheiden. Ernst Moritz Arndt, schon in napoleonischer Zeit als Mitbegründer der patriotischen Rheinromantik hervorgetreten, war seit 1818 erster Professor für neuere Geschichte an der eben gegründeten Bonner Universität. Bereits vor der Suspendierung von seinem Lehrstuhl 1820 infolge politischer Differenzen mit dem preußischen König hatte er das Bonner Umland und Ahrtal kennen gelernt, aber seine Aufzeichnungen über die „Wanderungen aus und um Godesberg“ entstanden erst etwa 1830 und erschienen dann nur wenig verändert 1844.
Karl Leberecht Immermann, Jurist, Dichter und Theaterintendant, lebte von 1827 bis zu seinem Tod in Düsseldorf und pflegte intensive Kontakte mit Wilhelm Schadow, seit 1826 Leiter der Düsseldorfer Kunstakademie. Im September 1832 bereiste er Ahr- und Lahntal und hielt im Angesicht der Burg Are fest: „Diese Natur war uns nicht unbekannt, schon vielfach hatten wir sie im Bilde angeschaut. Das Ahrthal ist die Studienkammer der Düsseldorfer Landschafter. […] Damit uns aber die vollständige Wiederholung der Gemälde, die wir so oft mit Vergnügen gesehen hatten, würde: über dem Ganzen zitterte das fahle Licht eines trüben ungewissen Tages“. Sein kurzer Bericht über den Besuch im Ahrtal erschien schon 1833 in „Immermanns Reisejournal“ und beschrieb mit freundlichen Worten Eindrücke zwischen Altenahr und Ahrweiler.
Zu den „Landschaftern“ gehörte auch der Zeichner und Lithograph Jean-Nicolas Ponsart aus Malmedy, der 1818 bis 1825 an der Düsseldorfer Akademie bei Schadows Vorgänger Peter Cornelius studiert hatte und 1831 wie auch 1838/1839 über 40 Ansichten aus dem Ahrtal, vorwiegend zwischen Kreuzberg und Mayschoß, publiziert hat. Zudem gab er 1840 die erste Wanderkarte für diesen Ahrabschnitt heraus und lieferte damit einen anschaulichen Beleg, wo sich damals das touristische Zentrum des Tals befand. Weitere Maler (Lessing, Schlickum, Christian Hohe, Frommel, Verhas und andere) könnten für die Folgezeit aufgeführt werden und alle waren sich einig, dass die felsenreiche Mittelahr die besten Motive bot. Gottfried Kinkel fasste 1846 zusammen: „Der Düsseldorfer Landschafter „Studierkammer war kurz nach Gründung der Schule diese Strecke des Thals, ihre Ferienresidenz Altenahr: seitdem haben sie sich mehr der wilden Eiffel und entfernten Gegenden des Vaterlandes zugewendet. Man darf vielleicht sagen, dass sie zuerst, noch bevor die neue Straße fertig war, die Schönheit dieses Thals für die Welt da draußen entdeckt haben.“
Aber auch Rang und Zahl der Poeten und Literaten, die in jenen Jahren häufig gemeinsam mit den Malern das Ahrtal besucht und bisweilen schwärmerisch verewigt haben, ist beachtlich: Neben Arndt und Immermann waren es zum Beispiel Karl Simrock, Wolfgang Müller von Königswinter, Emanuel Geibel (1815-1884),Ferdinand Freiligrath, Gottfried Kinkel, Jakob Burckhardt (1818-1897) und Alexander Kaufmann (1817-1893). Düsseldorf, Köln und besonders Bonn mit seiner jungen Universität erweisen sich als die Zentren, von denen aus das Ahrtal als touristisches Ziel entdeckt worden ist. Alle wesentlichen Zeugnisse aus der Initialphase des Fremdenverkehrs stammen von Repräsentanten des Bildungsbürgertums, die sich fast immer untereinander gut kannten. Es scheint kaum ein Zufall zu sein, dass mit Arndt, Simrock und Kinkel drei frühe Autoren von größeren Ahrtalbeschreibungen ihre Texte ausgerechnet in den Jahren verfasst haben, in denen sie wegen Differenzen mit dem preußischen Staat nicht ihren wissenschaftlichen Hauptinteressen nachgehen konnten und statt dessen „unverdächtige“ Werke schufen.
Ernst Moritz Arndt leitete 1844 seine Schilderungen der landschaftlichen Reize des Ahrtals mit den Worten ein: Wir beginnen jetzt unsre Wanderungen an und um die Ar, ohne Bedenken der romantischeste Fluß von allen, welche ihre Wasser in den Rhein gießen; so dass man mit Recht sagen kann, dass wer in diesen Gegenden gewesen ist und versäumt ihn zu sehen das Beste versäumt hat. Zehn Seiten später begründete der Weitgereiste seine Einschätzung: „Bis […] Insul hat man die wilde Ar gesehen. Von hier bis Hünningen mildert sie sich allmälig, und erhebt sich von da bis Kreuzburg zu dem Karakter des Großen und Erhabenen. Von Kreuzburg bis Arweiler, was dem gewöhnlichen Wanderer vier Stunden sind, ist das Fantastische, Seltsame und Wundervolle dieses Flusses, welches sich nicht weiter beschreiben lässt und weswegen er, selbst Donau und Rhein nicht ausgenommen, durch die Windungen, Verschlingungen und Fuchsgänge seines Laufes und durch die seltsamen und überraschenden Bildungen seiner Ufer in Deutschland ein ganz einziger Strom ist und wogegen zum Beispiel die wundersamen Gebilde, die man auch zu Sanspareil in Franken und zu Adersbach in Böhmen mit Erstaunen sieht, nur kleinliche Spielereien der Natur dünken. Von hierab muß daher der Wanderer jede hundert Schritt still stehen und schauen, weil fast mit jeder Wendung der Füße und der Blicke auch die Gestalten und Abbildungen der Gestalten und Gegenstände wechseln.“
„Das Ahrthal. Ein Führer von der Mündung der Ahr bis zu ihrer Quelle. Historisch topographische Skizzen und naturhistorische Andeutungen“ lautete 1835 der Titel des ersten Reiseführers für das Tal, verfasst von dem Kölner Schriftsteller und Lehrer der Höheren Bürgerschule Dr. Ernst Weyden. Weyden hatte zuvor schon einige Studien zur Kölner Geschichte geschrieben und später auch einen Führer über Godesberg und das Siebengebirge (1838) und das Siegtal (1865) vorgelegt. Er gehörte sicherlich nicht zu den staatskritischen Geistern seiner Zeit, im Gegenteil, seine Loyalität zu Preußen floss auch in den Ahrtalführer ein. Weydens einführende Worte in seinen Führer sind hinsichtlich der touristischen Entdeckung des Ahrtals im Gefolge der Rheinromantik von besonderer Bedeutung: „Unter allen nördlichen Nebenthälern des Rheines nämlich verdient das Ahrthal, dem diese Skizzen ausschließlich gewidmet sein sollen, vorzüglich die Aufmerksamkeit aller Freunde der schönen Natur, da es alle ihre Schönheiten in der reichsten Anmuth und Mannigfaltigkeit in sich schließt. Und dennoch war es vor wenigen Jahren selbst für seine Nachbarn eben so gut, wie nicht vorhanden. […] Der Name Eifel schreckte – zwar zu Unrecht – die Meisten ab, hieher ihren Wanderstab zu wenden, und so blieb das Thal völlig unbekannt. […] Möge es diesen Blättern, welche nur eine flüchtige Skizze der Naturschönheiten und geschichtlichen Merkwürdigkeiten des Ahrthales, der niederrheinischen, kleinen Schweiz, geben sollen, vergönnt sein, den Einen oder Andren auf dasselbe aufmerksam zu machen, ihm als treuer Begleiter und Führer zu dienen, und den Fremden, wenn er im Fluge über die schöne Landstraße dahinrollt oder des Rheines Wogen auf flüchtigem Kiele durchschneidet, vermögen, sich zu einem Abstecher in das romantische Thal bewogen zu fühlen.“
Für einen solchen Abstecher warben bald einige Seiten in Karl Simrocks weit verbreitetem Werk „Das malerische und romantische Rheinland“ von 1838. Auch van Hasselt verwies 1838/1839 ausdrücklich auf Weydens Darstellung des Ahrtals und folgte ihm in der Diktion: Es ist „eine bezaubernde Gegend, die in mitten der Rheinprovinz, an den Pforten von Bonn und Coblenz, alle Naturschönheiten Helvetiens zu vergegenwärtigen vermag. (…) Man frage sich, ob nicht die Schweiz einen ihrer schönsten Theile nach der Rheinprovinz verpflanzt und ob nicht etwa der Rhein selbst diesen köstlichen Raub verübt habe, um ihn in der Eifel, zwischen Bonn und Coblenz zu bergen, und der Ahrbraut als Mitgabe zu bringen.“ (Ponsart 1982)
Der aus Neuwied stammende, zwischenzeitlich auch in Remagen unterrichtende und später in Koblenz an der Höheren Stadtschule tätige Lehrer Dr. h.c. Philipp Wirtgen (1806–1870), der als bedeutendster Florist und Pflanzengeograph der Rheinlande gilt, ärgerte sich dagegen über allzu schwärmerische Beschreibungen des Mittelrheins und brachte selbst 1839 „Das Ahrthal und seine sehenswerthesten Umgebungen. Ein Leitfaden für Reisende“ heraus.
Seinem akademischen Lehrer Arndt, dessen „Wanderungen aus und um Godesberg“ mit der Ahrtalbeschreibung endlich 1844 und in einer zweiten Auflage als „Rhein- und Ahrwanderungen“ 1846 erschienen waren, folgte im gleichen Jahr 1846 Gottfried Kinkel,, dessen Werk „Die Ahr. Landschaft, Geschichte und Volksleben. Zugleich ein Führer für Ahrreisende“ bereits damals als umfangreichste Darstellung einen besonderen Rang einnahm. Das Buch erlebte mehrere Nachdrucke und bis heute unterschiedlich gekürzte Neuausgaben. Noch stärker auf die Bedürfnisse der „Ahrreisenden“ orientiert, erschien 1849 eine Ausgabe unter dem Titel: „Der Führer durch das Ahrthal nebst Beschreibung der Städte Linz, Remagen und Sinzig“. Kinkel, in Oberkassel bei Bonn geboren, kannte Ahrtal und Eifel seit Kindertagen. Seit 1846 in Bonn eine außerordentliche Professur für Kunst-, Literatur- und Kulturgeschichte einnehmend, spielte er im breiteren Kontext der Bürgerlichen Revolution 1848/1849 als Anhänger liberalen, nationalen und republikanischen Gedankenguts eine herausragende Rolle.
Rechnet man die kürzeren Darstellungen des Ahrtals in Rheinreiseführern der gleichen Zeit hinzu, erkennt man die erstaunliche Vielfalt an Schriften auch damals schon renommierter Autoren über dieses Tal. Der in Bild und Wort häufig anzutreffende Bezug zum „Rhein“ und zur „Schweiz“ genügte als Verweis auf die herausragenden Qualitäten des Ahrtals. Und wie die Maler waren sich auch die Literaten einig: Der landschaftliche Höhepunkt befand sich zwischen Altenahr und Mayschoß im Umfeld und auf der Ruine der Burg Are, wie Karl Baedeker 1849 notierte, der „Glanzpunkt des ganzen Ahrthals, in dieser Eigenthümlichkeit von keiner des Rheinthals erreicht“. Die Rezeption des Ahrtals zeigt viele Parallelen zum Rhein, obgleich sich das Tal nicht sonderlich für eine damals aktuelle politische Aufladung mit antifranzösischem Akzent eignete.
Dennoch enthält Kinkels Buch, nur zwei Jahre vor der Deutschen Revolution 1848 erschienen, zeittypische Elemente, wenn er zum Beispiel seinen Wanderfreund Jakob Burckhardt, der von einem mitternächtlichen feucht-fröhlichen Umtrunk im Altenahrer Tunnel dichterisch Zeugnis gab, in zugleich romantischer wie auch liberal-patriotischer Tradition zitierte:
„[…] Draußen – wie zu einer Hochzeit hat die klare Frühlingsnacht
Alle Felsen rings umkränzet mit der ew`gen Sterne Pracht.
Seligfroh im Festessturmschritt eilt die Schar zum Felsengang,
Los bricht wie mit Donnertosen dort der jubelnde Gesang.
Dann getrunken, dann gerufen: ´Altenahr hoch, dreimal hoch!`
´Teufelslei, sie möge leben hoch! und dreimal höher noch!`
´Ja, die ganze Eiffel lebe!`schreit ein guter Trierer drein –
´Únd der Westerwald!` ein Andrer, und ein Dritter: ´Hoch der Rhein!`
´Und der Harz!` – ´Und hoch die Alpen!` – ´Und Thüringens Waldesnacht!`
´Nein, der großen Mutter Aller sei ein feurig Hoch gebracht!`
´Ha, wie dröhnt es durch die Nacht von Felsenwand zu Felsenwand!` –
´Auf, die Fackeln hoch! Stimmt an: Was ist des Deutschen Vaterland?`
Wie sie aus dem Felsen treten – schöner glänzt der Sterne Chor,
Süßer duften alle Wiesen – schwebt um uns ein Zauberflor?
Nein, es ist die Macht des Liedes, das vom Vaterlande singt
Und verborgne Lieb` im Busen still zu sel`gem Blühen bringt! […]“.
Das Gedicht verweist nicht nur auf Ernst Moritz Arndts berühmte Verse von 1813 „Was ist des Deutschen Vaterland“, sondern auch auf Formulierungen, wie sie in Hoffmann von Fallerslebens (1798-2874) „Lied der Deutschen“ (1841) und ähnlichen Texten vertreten sind. Diesen Aspekt unterschlagen alle Neuausgaben von Kinkels Ahrbuch, wenn sie zum Beispiel auf Burckhardts Gedicht dort verzichten oder um die entsprechenden Strophen kürzen. Gänzlich unpolitisch sind die Reiseführertexte also nicht. Warum aber war es an der Ahr so schön, dass sie durch zahllose Besucher zu einem touristischen Ziel wurde?
3. Das Erleben der Landschaft
Es waren die am Beginn des Kapitels zitierten Felsen des Mittleren Ahrtals, zunächst bei der Bunten Kuh (Walporzheim), dann noch besser bei der Lochmühle (Mayschoß) und nicht mehr zu übertreffen bei Altenahr: bei Sonnenaufgang, bei Tag, bei Sonnenuntergang, bei Mondenschein, bei Herbstnebel, bei Regen. Es waren die Abgründe, die Schroffheit, die Zacken und Klüfte, der Kontrast zwischen Düsternis hier und gleißendem Licht dort, die Kühnheit der Burg Are, die Verschlungenheit des Tals, welche die Gemütslage aller Autoren - und offensichtlich auch ihrer Leser - im Grade zwar unterschiedlich, aber doch grundsätzlich bewegten und hier in wenigen Beispielen zitiert seien:
Weyden an der Bunten Kuh bei Walporzheim: „Grausen erfasst den Wandrer, wenn er über den schmalen Felspfad, der mühsam den sich steil anthürmenden riesigen Felsenmassen am linken Ahrufer in dem düstern Thale hinter Walporzheim abgewonnen, dahin schreitet, und der Gisch des wild hinbrausenden Stromes seinen Fuß benetzt, gigantische Schattenbilder ihn flüchtig umspielen. Einzelne Felsblöcke scheinen, von der schwindelnden Höhe weitherüberragend, ihn zerschmettern zu wollen, und geben durch ihre malerisch wilde Schichtung, ihre mannigfaltigen grotesken Formen der Phantasie reiche Nahrung, besonders wenn wechselnde Beleuchtung dem engen Thale ihre magischen Effekte leiht.“
Er verstand es, seine Wegbeschreibung von Dernau über die Höhe bis oberhalb Altenahr, noch über dem Weißen Kreuz, dramatisch zu steigern und in der Anbetung Gottes gipfeln zu lassen:
„Der trunkne Blick kann hier sich selbst kaum trauen,
Weit starrt er hin, urplötzlich fest gebannt;
Vor Andacht bebt die Seele und vor Grauen,
Da nimmer sie geahnt, was sie hier fand.
Die Felsen steil sich über Felsen bauen
Gekrönt mit Wald und Reben bis zum Rand
Des Stroms, der brausend hier vorüberrauscht,
Und tief versteckt dort hinter Bergen lauscht.
Es wechseln in dem buntverschlung`nen Thale
In hoher Pracht die Schrecken der Natur
Mit ihrem schönsten Schmuck; mit einem Male
Entschleiert hier sie ihrer Allmacht Spur - “
Arndt kam 1830 dagegen von der Oberahr talabwärts nach Altenahr und bestieg dann Burg Are: „Diese beiden, Kreuzburg und Aldenar, sind die wundervollsten Stellen an dem ganzen Strom, doch behält Aldenar auch vor dem ersteren bei weitem den Preis. Wenn man sich hier gestärkt hat, besteigt man die Trümmer des Schlosses […]. Von der Höhe dieser Trümmer herab genießt man ein Stündchen der schönsten und seltensten Aussicht, die gedacht werden kann. Auf der einen dem düstern Norden zugekehrten Seite die schroffsten fürchterlich durchzackten Felsenufer, 600 bis 700 Fuß so steil aufsteigend, dass dem Blicke zweifelt, ob eine Gemse solche jähen Wände hinanlaufen könne, auf der anderen ein sanfteres Gestade, fast bis an den Gipfel hinan mit Reben bekleidet. Das Wundersamste aber sind die Schlingungen des Stroms um und durch diese Felsenmauern, welche den Schauenden so täuschen, dass er mehrere Inseln zu sehen und den Strom drei vier Mal wieder wie zurücklaufend wähnt, wie ihm auch begegnet, dass er nicht weiß, ob er an dem linken oder rechten Ufer desselben wandelt: eine Täuschung, die bei dem seltsamen Laufe des Flusses auch die folgenden zwei Stunden Weges noch mehrmals wiederkehrt, doch nicht in derselben bunten fantastischen Art wie hier. Darum ist und bleibt hier auf diesem Punkte, auf dem Wipfel der alten Burg, die erhabenste Stelle der Ar, wo man anbeten muß.“
Neben Hinweisen auf weitere Aussichtspunkte (Felsenterrasse für den Kronprinzenbesuch 1833, weißes Kreuz, Bergrücken darüber, Teufelsloch) empfahlen Wirtgen und Kinkel mit überschwänglichen Worten auch einen Gang durch das unwegsame Langfigtal, den Ahrbogen bei Altenahr.
Die Felsenlandschaft um Altenahr mit der zentralen Burgruine vereinte künstlerische, historische, literarische, patriotische und triviale Rheinromantik. Und weil „die Schweiz“ nach damaligem Empfinden der Inbegriff dessen war, was eine Seele von einer Landschaft erträumen konnte, war hier „die Schweiz“. Wahrhaftig ein Schweizerisches Tal, bekundete selbst der Niederländer Maler Christ und, um das Bild harmonisch abzurunden, schilderte er, dass auf dem Belvedere der Burg Are eine Gruppe von musizierenden Waldhornbläsern stand, deren Echo zwischen den Felsen hallte, und aus der Altenahrer Kirche Choräle herüberwehten (Aanteekeningen 1840). Das war dem bürgerlich romantischen Zeitgeist gemäß nun wirklich nicht mehr zu übertreffen und Baedeker hielt für Kreuzberg abschließend fest: Die sehenswerten Gegenden des Ahrthales hören hier auf, und man thut wohl, auf demselben Wege wieder an den Rhein zurück zu kehren.
Erst die Felsen, die „Schweiz“, dann die Burgruinen und in wesentlichem Abstand dazu der Wein waren die kulturlandschaftlichen Attraktionen des frühen, romantischen Tourismus im Ahrtal. Auf die tiefere Bedeutung des Begriffes „Schweiz“ wurde schon hingewiesen. „Romantisch“ meinte ursprünglich „romanhaft-mittelalterlich“ (Spode). Die touristische Inwertsetzung der kulturlandschaftlichen Elemente, die wie Burgruinen und mauerumwehrte Städte mittelalterliche Zeugnisse darstellen, verwandelte eine Reise über weite Strecken zu einer Pilgerfahrt in die Tiefe nationaler Mythen. Mit den „gothic novels“ im England des 18. Jahrhunderts und dann am Mittelrhein war die Idee wenig mehr als eine Generation zuvor geboren worden, die sich an der Ahr zwischen 1830 und 1850 als höchst vital erwies. Es wurden hier zwar keine neuen Mythen, vergleichbar der „Loreley“, geschaffen, aber man garnierte die historischen Schilderungen reichlich mit Legenden und Sagen in Poesie und Prosa, ein Darstellungsschema der „literarischen Rheinromantik“, dem alle frühen Ahrtalautoren gefolgt sind. Beflügelt durch die „patriotische Rheinromantik“ wurde die Erforschung und Verbreitung der Geschichte des mittelalterlichen Kaiserreichs bis in ihre lokalen Verästelungen für Restauration und Liberalismus gleichermaßen zur Voraussetzung und Rechtfertigung des Nationalstaatsgedankens. Ahrtal und Hocheifel boten da mit ihren vielen, zudem spektakulär gelegenen Burgruinen reichen Stoff für nationale Gefühle.
Im Vergleich zu Felsen und Burgruinen erfuhr die Weinbaulandschaft erst an dritter Stelle ihre touristische Würdigung. Weinbau an Rhein, Mosel, Lahn und Ahr gehörten um 1820/1850 noch zu den Selbstverständlichkeiten der Region. Das war für Maler und Literaten wie auch Besucher aus Düsseldorf, Köln und Bonn nichts Besonderes, denn noch dominierte die Agrargesellschaft. Der Wein selbst erhielt hinsichtlich seines Geschmacks durchweg freundliche, aber nicht genauer umschriebene Kommentare. Spezielle Hinweise auf einzelne Winzer oder Schankstuben fehlten fast völlig. Weingenuss im heutigen Sinne jedenfalls, inszeniert und zelebriert in Gourmet-Tempeln, komfortablen Weinkellern und rustikalen Schänken, wurde weder von den Winzern geboten, noch von den Besuchern des Ahrtals gesucht.
Der Blick in die Tourismusgeschichte des Ahrtals beweist, dass wie das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal auch die Mittelahr eine hochgradig assoziative touristische Kulturlandschaft ist. Angesichts der engen räumlichen und zeitlichen Verflechtung der Entstehung des Rhein- und Ahrtourismus ist diese Erkenntnis nicht überraschend. Romantische, bürgerliche Seelen haben sich in Kunst und Literatur ihre Traumbilder zuerst konstruiert, dann in der Realität gesucht und schließlich in der Schweiz, am Mittelrhein und nicht zuletzt im Ahrtal auch gefunden. Der „Staat“ in unserem heutigen Sinne spielte keine aktive Rolle als bewusster Förderer des Tourismus, obwohl man die wirtschaftlichen Potentiale dieses Erwerbszweigs durchaus gesehen hat. Dennoch war die Bedeutung des „Staates“ nicht unwesentlich, da die patriotische Rheinromantik ein Reflex auf die herrschenden politischen Verhältnisse des napoleonischen wie auch restaurativen Zeitalters gewesen ist. Die Entdeckung der Ahr, der „niederrheinischen Schweiz“, für den Tourismus um 1820 war also untrennbar mit der künstlerischen, historischen, literarischen, patriotischen und trivialen Rheinromantik verbunden. Altenahr wurde das Zentrum des frühen Fremdenverkehrs im Mittleren Ahrtal. Bad Neuenahrs Aufschwung zum „Rheinischen Karlsbad“ folgte erst Jahrzehnte später. Hocheifel, Obere und Junge Ahr blieben noch lange touristisches Pionierland. Wie aber gestaltete sich der Wandel des Images der Mittelahr auf dem Weg zur Gegenwart hin?
4. Von der „niederrheinischen Schweiz“ zum „Paradies für Genießer“
1926 erschien der erste „Heimatkalender für den Kreis Ahrweiler“. In seinem Anzeigenteil befindet sich ein Text der Kreisverwaltung Ahrweiler „Die Mittel-Ahr“, in dem es unter anderem heißt: „Hier brütet die Sonne mit südländischer Kraft und lässt in den steilen Hängen den herrlichsten deutschen Rotwein heranreifen. Dieser, leider im eigenen Vaterlande weniger gekannte Edeltropfen nimmt es mit dem schweren Südburgunder Frankreichs voll auf und bot seinen biederen Winzern bis nach dem Kriege, wenn auch ein karges, so aber genügendes Brot. Nun, da den weit billigeren Südweinen Tür und Tor geöffnet sind, scheidet der Weinbau und -Handel an der Ahr als Hauptfaktor im Erwerbsleben aus. An seine Stelle muss der (Fremden-)Verkehr treten. Anziehungspunkte hierfür besitzt die Ahr überreichlich. Die ganze Mittelahr bildet auf ihrem 15 km Lauf ein einziges zusammenhängendes Paradies, zu dem unterhalb das herrliche Welt- und Luxusbad Neuenahr die würdigste Eintrittspforte darstellt. […] Gegen 80 Gaststätten im Gebiete der Mittelahr werden allen Ansprüchen der Sommerfrischler, Passanten und Wanderer gerecht. […] Deutsche! Besuchet die Ahr und trinkt deutschen Rotwein!“
Mehrere Aspekte an diesem Text sind bemerkenswert: Nicht mehr die Felsen- und Burgen stehen im Vordergrund der Werbung, sondern der Wein selbst, ausdrücklich der Rotwein als Alleinstellungsmerkmal in Deutschland und weniger die Weinbaulandschaft. Dem Weinbau geht es schlecht. Absatzprobleme infolge Unkenntnis der deutschen Konsumenten, billige Konkurrenz aus dem Süden, Abkehr vom Winzerberuf und Rückgang der Rebflächen kennzeichnen die Situation. Das touristische Potential wird dennoch auffallend hoch und als alternative Erwerbsquelle bewertet. Schon das jetzige Angebot spricht länger verweilende Gäste an („Sommerfrischler“), ist aber besonders auf Kurzzeit- und Tagesgäste eingerichtet („Passanten“, „Wanderer“). Der Verweis auf Neuenahr zielt auf Mitnahmeeffekte im Windschatten des unmittelbar benachbarten, ungleich größeren Kurtourismus, dessen eigene Probleme man verschweigt. Eine (kommunale) Behörde organisiert die Vermarktung des touristischen Angebots und zum Teil unabhängig davon die Weinwerbung. Nicht nur der Ahrtalbesucher möge deutschen Rotwein trinken!
5. Weinabsatzkrise und Tourismus (1919-1939)
Die Gründe für den Positionswechsel des Weins von Platz Drei des touristischen Ahrtal-Images auf Platz Eins liegen in regionalen und nationalen Entwicklungen. Im Gefolge des durch die Industrialisierung ausgelösten gesellschaftlichen Wandels, massiver Strukturschwächen des regionalen Weinbaus (Kleinstbesitz, Zersplitterung der Parzellen, mangelhafte Erschließung durch Wege usw.) und Auftretens des schlimmsten Schädlings, der Reblaus, erlebte auch das Ahrtal einen dramatischen Einbruch seines Weinbaus.
Dabei wird deutlich, dass nach einer Reblandausdehnung im 19. Jahrhundert der stärkste Rückgang in den beiden Jahrzehnten am Beginn des 20. Jahrhunderts besonders die Unterahr getroffen hat (minus 72 Prozent!). Diese Situation an der Unterahr und entlang des Rheins erklärt die Konzentration der touristischen „Weinahr“ auf die Mittelahr. Seit den 1920er Jahren gehörten nahtlos rebenbestandene Hänge nicht mehr zu den Selbstverständlichkeiten des Unteren Mittelrheins und Ahrtals, wie es noch im 19. Jahrhundert gewesen war. Wer jetzt aus den Großstädten an Niederrhein und Ruhr anreiste, sah zunächst entlang des Rheins überwiegend aufgelassenes Rebland und traf erst an der Mittelahr trotz auch dortiger Flächenverluste auf eine relativ geschlossene Weinbaulandschaft. Wenn der Weinabsatz hier vom Fremdenverkehr profitierte, war das nicht das Ergebnis einer von den heimischen Winzern bewusst entwickelten Strategie, sondern ein erfreulicher Nebeneffekt. Die demokratische Verfassung der Weimarer Republik und das wirtschafts- und sozialpolitische Engagement der Parteien der „Weimarer Koalition“ schufen die Grundlage für die im Kaiserreich seltenen (zum Beispiel „Eifelfonds“ 1883) und jetzt häufigen Initiativen des Staates zur regionalen Wirtschafts-, das heißt in diesem Fall Weinabsatzförderung, die trotz der Widrigkeiten infolge der französischen Besatzung (bis 1930) stark auf die Schaffung und den Ausbau touristischer Potentiale setzten.
Haben die Nationalsozialisten und ihr totalitärer Staat den Tourismus und die touristische Inwertsetzung der Kulturlandschaft an der Weinahr gegenüber dem demokratischen und liberalen Staat verändert? Im Fall der „Weinahr“ lässt sich die Frage mit „Nein“ beantworten. Die Nationalsozialisten haben lediglich mehr Propaganda gemacht. Weiterhin ging es hier in der Hauptsache um eine Steigerung des Weinabsatzes und nicht um den Tourismus fördernde, kostspielige Maßnahmen wie Bau von Wanderwegen oder Aussichtstürmen. Der totalitäre Staat war allerdings in der Lage, „Weinpatenschaften“ zwischen den Winzerdörfern der Ahr und vorwiegend nord-, in geringerem Maße auch süddeutschen Kreisen und Städten zu verordnen, die den Weinabsatz und die Verkaufspreise tatsächlich auch erheblich steigerten (Döring). Die Idee derartiger Partnerschaften war nicht neu und schon Jahre zuvor praktiziert worden, nur eben freiwillig und nicht verordnet. Die Förderung des Weinabsatzes erhielt jetzt selbst in einer Lokalzeitung eine bezeichnende zusätzliche Rechtfertigung, da sich viele Anbaugebiete im Westen des Deutschen Reichs befanden. Sie war nicht an der Ahr erfunden worden und wurde von nur wenigen in ihrem hinter verbreiteten nationalen Parolen verdeckt aggressiven Charakter erkannt oder ernst genommen: „Das Weinland der Westmark ist Schicksalsland deutscher Geschichte. Nicht zuletzt sind es die Winzer, die immer wieder, erdverbunden ihrer Heimatscholle, der sie ihr karges Dasein abringen müssen, an der Westgrenze die treue Wacht halten. Wirtschaftliche Stärkung dieser Volksteile heißt politische Stärkung der Grenzwacht.“ (Ahrweiler Zeitung 19.10.1935, zitiert nach Döring 2001).
Anlässlich des ersten „Wein- und Winzerinnen-Festes“ Anfang Oktober 1933 in Altenahr hatte der Kölner Oberbürgermeister Dr. Günter Riesen (1892-1951, Amtszeit 1933-1936) die Patenschaft über Altenahr und seinen Weinbau übernommen und damit das Muster geliefert, das zwischen 1935 und 1937 durch den Reichsnährstand als „Winzerhilfswerk“ reichsweit in hunderten Patenschaften kopiert wurde. Die Winzerfeste auch anderenorts waren 1935 bis 1937 Teile eines reichsweiten „Festes der deutschen Traube und des Weines“. 1937 und 1938 trat das zentrale „Weinfest der Westmark“ an seine Stelle. Arbeitslosigkeit in gewerblichen Berufen und ein sich steigernder Weinabsatz machten es für manche Winzer attraktiv, aufgegebene Rebflächen wieder zu aktivieren oder sogar Neuflächen zu bestocken. Letzterem stand allerdings ein Diktum der NS-Agrarpolitik entgegen: „Wo der Pflug kann gehen, darf keine Rebe stehen“ (zitiert nach Ueing). Hinzu kam, dass die Winzer als Reaktion auf die Kundenwünsche vorwiegend Weißweinsorten anpflanzten. Das aber stieß auf den Widerstand des Reichsnährstandes, der den Aufbau begrenzte und auf Rotwein konzentrieren wollte. In diesem Sinne ordnete die Kreisbauernschaft an: „Es soll keinen weißen Ahrwein mehr geben. Das Vorrecht des weißen Weines soll der Mosel und dem Rhein überlassen bleiben. Wie keiner jemals auf den Gedanken kommt, roten Moselwein zu bauen, zu keltern oder trinken zu wollen, so soll es auch umgekehrt mit dem Ahrwein sein oder zu mindesten werden.“ (zitiert nach Ueing). Mit Kriegsbeginn 1939 und während des gesamten Krieges stellte sich wieder eine Phase der konjunkturellen Depression ein, die alle Erfolge der Propagandamaßnahmen der vergangenen Jahre hinfällig werden ließ.
6. Strukturwandel des Weinbaus und touristische Auswirkungen
Zerstörte Städte, Millionen Ausgebombte und Vertriebene auf der Suche nach einer Bleibe, eine zusammengebrochene Verkehrsinfrastruktur, Nahrungsmittel- und Brennstoffmangel, politisch-administrativ auf allen Ebenen die Verhältnisse im Umbruch, das sind nur einige von vielen Faktoren, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Vordergrund des Alltags der Bevölkerung standen. Der allgemeinen Situation entsprach auch die Lage im Ahrtal. Die Grenze zwischen französischer und englischer Besatzungszone bei Rolandswerth/Mehlem schnitt das Ahrtal bis August 1948 zudem von den Großstädten an Niederrhein und Ruhr ab, dem Quellgebiet des hiesigen Tourismus. Wie in der Bundesrepublik Deutschland und im gesamten Mittelrheingebiet waren infolge der politischen und allmählichen wirtschaftlichen Konsolidierung ab 1950 auch an der Weinahr deutliche Anzeichen eines Wiederauflebens des Fremdenverkehrs zu verspüren. Wendling resümierte: „Nach der Währungsreform und dem Abzug der Besatzungsmächte setzte dann ein Fremdenverkehr ein, wie ihn das Ahrtal noch nicht vorher erlebt hat.“ Dieser Befund ist hinsichtlich der touristischen Inwertsetzung der Weinbau-Kulturlandschaft allerdings irritierend. Denn gleichzeitig traten bald nach 1950 verstärkt Erscheinungen auf, die auf einen rapiden Rückgang des Weinbaus an der Mittelahr hinwiesen. Einerseits erlebten die Winzerdörfer Jahr für Jahr an den Sommer- und erst recht Herbstwochenenden einen wachsenden Massenansturm mit entsprechendem Weinkonsum, andererseits fielen immer mehr Rebparzellen brach. Gut 50 Jahre später zeigt sich, dass dieser Entwicklung Einhalt geboten werden konnte, der Weinbau an Mittel- und Unterahr insgesamt - zwar reduziert etwa auf die halbe Fläche des 19. Jahrhunderts - sogar aufgeblüht ist.
So wichtig die durch den massenhaften Tourismus induzierten Veränderungen der Winzerdörfer der Mittelahr gewesen sein mögen, viel augenfälliger war der Wandel im Bild der Weinberge, der bald nach dem Zweiten Weltkrieg eine Entwicklung fortsetzte, deren Wurzeln weit ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Der 1972 zwischen Altenahr und Lohrsdorf (1982 bis Bad Bodendorf verlängert) eröffnete „Rotweinwanderweg“ durch die Rebhänge auf der Sonnenseite der Ahr wurde nicht nur zum Markenzeichen des Ahrtal-Tourismus, sondern er demonstriert zugleich den beträchtlichen Strukturwandel, den der Ahrweinbau in den vergangenen 60 Jahren erlebt hat. So flossen in dem Zustandekommen des ersten die Ahr-Winzerdörfer verbindenden aussichtsreichen Hangweges die Interessen des Weinbaus und Tourismus auf das engste zusammen. Weinbergswege hatte es schon immer gegeben, aber diese waren ausnahmslos auf das jeweilige Dorf ausgerichtet.
Seit 1957 haben zahlreiche Flurbereinigungsverfahren die Betriebsverhältnisse und das Landschaftsbild der Weinberge grundlegend verändert. Bis es dazu kam, bedurfte es jedoch, wie es der Direktor der Landes-Lehr- und Versuchsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau (Sitz 1902-2003 in Ahrweiler), Gerhard Stumm, ausdrückte, „eines langwierigen und nur mit unermesslich viel Mühen herbeigeführten Umdenkungsprozesses bei den einzelnen Winzern, bis sie die Möglichkeit der Strukturverbesserung aufgriffen.“ Der Landrat des Kreises Ahrweiler, Heinz Korbach, der Vorsitzende der Ortsgruppe Dernau des Eifelvereins, Dr. Karl Näkel, und wenige Mitstreiter waren es Ende der 1960er Jahre, die aus der Vielzahl der neu entstandenen Wirtschaftwege eine durchgehende Wanderroute, den Rotweinwanderweg, erdachten. Die touristische Inwertsetzung der neu strukturierten Weinberge durch diesen Panoramaweg ergab sich als sehr preiswerter Zusatznutzen der beträchtlichen finanziellen Aufwendungen für die drastische Umgestaltung der traditionellen Terrassenlandschaft.
Dabei war offensichtlich das Bild der Weinbaulandschaft bis Ende der 1980er Jahre sekundär. Und es war nicht der Tourismus, sondern die Denkmalpflege, welche 1990 die Frage nach der Schutzwürdigkeit alter Rebterrassen für das Kulturlandschaftsbild aufgeworfen hat, nachdem schon seit 1979 mit der Flurbereinigung in Bachem Belange des Naturschutzes als Folge des Bundesnaturschutzgesetzes von 1976 Eingang in die laufenden Verfahren gefunden hatten. Bedenkt man, dass von den gegenwärtig etwa 540 Hektar Rebland im Ertrag von 1957 bis heute ungefähr 440 Hektar flurbereinigt worden sind, wird deutlich, welchen Umfang der Flächenverlust der alten Terrassenlandschaft einnimmt und in welchem Maße sich das Bild der Weinbaulandschaft Ahrtal verändert hat. An der Mittelahr ist ahraufwärts nur vom Ahrbogen um die Saffenburg beginnend, über Mayschoß und Reimerzhofen bis zum Umfeld der Burg Are vor Altenahr reichend das tradierte Bild weitgehend erhalten geblieben. Macht man sich zusätzlich bewusst, dass die Flurbereinigungsverfahren Marienthal und Dernau I zeitgleich zu den Baumaßnahmen für den sich über 17 Kilometer erstreckenden Regierungsbunker unter den gleichen Hängen vollzogen worden sind und dass ein wanderfreudiger Landrat mit seinen Freunden aus dem Eifelverein ebenso gleichzeitig den Rotweinwanderweg durch dieses bemerkenswerte Gelände durchgesetzt hat, dann wird erkennbar, welche komplexen gesellschaftlichen Diskurse sich hinter einer auch touristischen Inwertsetzung von Kulturlandschaften an der Oberfläche und im - wie man bald feststellen musste - eben nicht atombombensicheren Untergrund verbergen können.
Der Wandel in Struktur und Landschaftsbild des Weinbaus an der Ahr hatte aber auch Folgen für das touristische Image der Region. Eine neue Generation von Winzern setzte seit Beginn der 1980er Jahre verstärkt auf Qualitätsweinbau, nachdem einige Skandale zuvor den hiesigen Wein zu Unrecht pauschal unter Manipulationsverdacht gebracht hatten. Nicht mehr die Masse der Trauben war entscheidend, sondern, im wahren Sinne des Wortes, die Auslese, die schon bei den heranwachsenden Trauben beginnt, im Keller durch innovative Verfahren ihre Fortsetzung findet und in einer ansprechenden Vermarktung endet. Zahlreiche höchste Prämierungen haben dem Ahrwein seitdem zu neuem Ansehen weit über die Region hinaus verholfen.
In den gut 90 Jahren von 1919 bis heute hat sich an der Ahr durch wachsenden Einfluss des Staates das zunächst lose Verhältnis zwischen Weinbaulandschaft und Tourismus immer mehr zu einer sich gegenseitig begünstigenden Symbiose entwickelt, die im Bild der Landschaft markanten Niederschlag gefunden und ihre Wahrnehmung durch Einheimische wie Touristen bewusst und unbewusst geprägt hat. Die Felsen- und Burgenlandschaft der „niederrheinischen Schweiz“ verschwand als Attraktion aus dem touristischen Bewusstsein, an ihre Stelle trat mehr und mehr der Wein. Ging es bis circa 1955 vornehmlich um den Weinabsatz fördernde Maßnahmen, die kaum Einfluss auf das Bild der Kulturlandschaft hatten, fand die Verbesserung der Produktionsbedingungen durch die Weinbergsflurbereinigungen starken kulturlandschaftlichen Niederschlag. Was in erster Linie für die Überlebensfähigkeit der Winzerbetriebe gedacht war, wurde zusätzlich ein touristischer Magnet für Hunderttausende. Erfolgreichstes Beispiel ist der Rotweinwanderweg, der seit 1972 eine Perspektive auf das Ahrtal eröffnet, die es so nie zuvor gegeben hat. Ein Blick in den Tourismuskatalog „Ahr, Rhein, Eifel. Dreimal so gut!“ von 2009 dokumentiert die heutige Sicht, warum ein Besuch des Ahrtals lohnenswert erscheint:
„Die Ahr - Paradies für Genießer“
„Wer einmal hier war, kommt immer wieder! Denn das idyllische Ahrtal zählt zu den schönsten Seitentälern des Rheins. Das besonders milde Klima und die Schönheit der abwechslungsreichen Natur ziehen Naturliebhaber in ihren Bann. Weinfreunde aus aller Welt sind begeistert von den Rotweinspezialitäten der Ahr, insbesondere von Früh- und Spätburgunder und Feinschmecker schätzen vor allem die Vielfalt exquisiter Restaurants und Gaststätten. Gesundheitsbewusste finden hier Erholung und anerkannte Programme zur Gesundheitsförderung. Ein Aufenthalt im Ahrtal ist also in jedem Fall ein Genuss für alle Sinne!“
Literatur
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Haffke, Jürgen, 200 Jahre Ahrtal-Tourismus Von der „niederrheinischen Schweiz“ zum „Paradies für Genießer“, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/200-jahre-ahrtal-tourismus-von-der-niederrheinischen-schweiz-zum-paradies-fuer-geniesser/DE-2086/lido/57d128fd1a8294.52801302 (abgerufen am 06.10.2024)