Anton Josef Binterim

Franziskaner, Kirchenpolitiker (1779-1855)

Wolfgang Löhr (Mönchengladbach)

DE-2086, LVR_ILR_0000124760.

Durch das zu­sam­men mit dem Wach­ten­don­ker ka­tho­li­schen Pfar­rer Jo­sef Hu­bert Moo­ren in den Jah­ren 1828 bis 1831 her­aus­ge­ge­be­ne vier­bän­di­ge Werk „Die al­te und die neue Erz­diö­ze­se Köln“ leg­te Bin­te­rim den Grund­stein für ei­ne aus den au­then­ti­schen Quel­len ge­schöpf­ten Er­for­schung der Köl­ner Diö­ze­san­ge­schich­te. Er gilt als „geis­ti­ger Va­ter“ des 1854 ge­grün­de­ten und bis heu­te be­ste­hen­den His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein und war ei­ner der füh­ren­den Köp­fe der Alt­kirch­li­chen in der Erz­diö­ze­se Köln.

An­ton Jo­sef Bin­te­rim wur­de am 19.9.1779 als Sohn des Schnei­der­meis­ters Jo­hann Pe­ter Bin­te­rim und sei­ner zwei­ten Ehe­frau Ma­ria Bar­ba­ra ge­bo­re­ne Bo­tens in Düs­sel­dorf ge­bo­ren und am Tag da­nach in der Lam­ber­tus­kir­che ge­tauft. Sei­ne El­tern leb­ten mit ih­rer gro­ßen Fa­mi­lie in be­schei­de­nen, aber nicht ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen. In sei­ner Va­ter­stadt be­such­te Bin­te­rim das ehe­ma­li­ge Je­sui­ten­gym­na­si­um und kam in Kon­takt zu den Fran­zis­ka­ner-Ob­ser­van­ten, die dort vor al­lem in den obe­ren Klas­sen un­ter­rich­te­ten. Wohl von ih­nen be­ein­druckt, trat er im Früh­jahr 1796 als knapp 17-Jäh­ri­ger in Dü­ren de­ren Or­den bei und er­hielt den Or­dens­na­men Flos­cu­lus nach dem hei­li­gen Bi­schof von Or­léans aus dem 6. Jahr­hun­dert. In Dü­ren hör­te Bin­te­rim im Or­dens­stu­di­um Phi­lo­so­phie und da­nach in Aa­chen ab 1798 Theo­lo­gie. Zu sei­nen Leh­rern zähl­te der Ex­eget und Kir­chen­recht­ler Po­ly­chro­ni­us Ga­ß­mann (1740-1821), der sich un­ter an­de­rem mit sei­nem ehe­ma­li­gen Mit­bru­der, dem Pro­fes­sor an der kur­fürst­li­chen Uni­ver­si­tät Bonn und spä­te­ren Ja­ko­bi­ner, Eu­lo­gius Schnei­der (1756-1794), aus­ein­an­der ge­setzt hat­te. In Aa­chen, wo Bin­te­rim wahr­schein­lich zum Dia­kon ge­weiht wur­de, trat er zu­sam­men mit dem spä­te­ren Aa­che­ner Pfar­rer Aloys Leon­hard Nel­les­sen (1783-1859) bei ei­ner öf­fent­li­chen, fünf­tä­gi­gen Dis­pu­ti­on als Ver­tei­di­ger der ka­tho­li­schen Or­tho­do­xie und des Papst­tums auf. 1802 soll­te er mit kirch­li­cher Dis­pens, da er das ka­no­ni­sche Al­ter von 25 Jah­ren noch nicht er­reicht hat­te, von dem neu­en, von Na­po­le­on er­nann­ten Aa­che­ner Bi­schof Marc An­toi­ne Ber­do­let (1740-1809) zum Pries­ter ge­weiht wer­den, was aber un­ter­blieb, da in­zwi­schen das Aa­che­ner Fran­zis­ka­ner­klos­ter auf­ge­löst wor­den war. We­gen sei­ner Her­kunft aus Düs­sel­dorf wur­de Bin­te­rim in Be­glei­tung ei­nes Gen­dar­men nach dort ab­ge­scho­ben und fand Auf­nah­me in dem noch be­ste­hen­den Fran­zis­ka­ner­klos­ter. Im Herbst 1802 weih­te ihn Weih­bi­schof Cle­mens Au­gust von Mer­le in Köln-Deutz zum Pries­ter, wo­hin die­ser aus­ge­wi­chen war, nach­dem die links­rhei­nisch ge­le­ge­ne Stadt Köln an das neu er­rich­te­te Bis­tum Aa­chen ge­fal­len war. Bin­te­rim bil­de­te sich wei­ter und hör­te an der Düs­sel­dor­fer Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie ne­ben an­de­ren Vor­le­sun­gen die sei­nes Mit­bru­ders, des Ex­ege­ten und Ori­en­ta­lis­ten Ewald Hu­ber­ti (1755-1807), der ei­ne ähn­li­che or­tho­do­xe Hal­tung ver­trat wie Po­ly­chro­ni­us Ga­ß­mann. Bei­de ha­ben ihn als de­zi­dier­te Geg­ner der Auf­klä­rung ent­schei­dend be­ein­flusst.

Bin­te­rims um­fas­sen­des Wis­sen in Theo­lo­gie und Kir­chen­ge­schich­te war sei­nen Zeit­ge­nos­sen durch­aus be­kannt. Des­halb wur­de bei der Grün­dung der Uni­ver­si­tät Bonn 1818 über­legt, ob er nicht für ei­nen Lehr­stuhl an der Ka­tho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fa­kul­tät ge­eig­net sei. Da­zu kam es nicht, ob­gleich sich Bin­te­rim für ei­ne sol­che Auf­ga­be fä­hig hielt. 1821 wur­de er zum Dr. theol. an der Uni­ver­si­tät Würz­burg pro­mo­viert, 1848 er­hielt er die Wür­de ei­nes Eh­ren­dok­tors der Uni­ver­si­tät Prag so­wie 1852 die der bel­gi­schen Uni­ver­si­tät Lö­wen. Seit 1826 war er be­reits Mit­glied der Rö­mi­schen Aka­de­mie; zwei Jah­re vor­her hat­te ihn Papst Leo XII. (Pon­ti­fi­kat 1823-1829), der sich ent­schie­den ge­gen „li­be­ra­le“ Ten­den­zen in der ka­tho­li­schen Kir­che wand­te, mit dem Or­den vom Gol­de­nen Sporn aus­ge­zeich­net, der zweit­höchs­ten Aus­zeich­nung, die ein Papst ver­lei­hen kann. Da­mals war von Bin­te­rims nach heu­ti­gen Maß­stä­ben un­kri­ti­schen, aber rie­si­gen Haupt­werk, den sie­ben­bän­di­gen „Denk­wür­dig­kei­ten der christ­li­chen Kir­che“, noch nicht ein­mal der ers­te Band er­schie­nen.

Bin­te­rim, der sich sein Le­ben lang den Fran­zis­ka­nern ver­bun­den fühl­te, war 1804 Welt­geist­li­cher ge­wor­den. Nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on des Düs­sel­dor­fer Fran­zis­ka­ner­klos­ters am 1.7.1804 hat­te es für ihn, jung wie er war, kei­ne an­de­re Wahl ge­ge­ben. Zu­nächst Hilfs­pries­ter in It­ter (heu­te Stadt Düs­sel­dorf), konn­te er ein Jahr spä­ter, nach­dem er als Zweit­bes­ter von 17 Teil­neh­mern in Düs­sel­dorf das Pfar­rer­ex­amen (Pfarr­kon­kurs) be­stan­den hat­te, die da­mals rund 3.000 See­len um­fas­sen­de Pfar­re St. Mar­tin in Düs­sel­dorf-Bilk über­neh­men. Hier blieb er fast 50 Jah­re bis zum En­de sei­nes Le­bens. Bin­te­rim galt als freund­li­cher, wohl­tä­ti­ger und pflicht­be­wuss­ter Pfar­rer, der es ver­stand, sei­ne Zu­hö­rer in sei­nen ge­fühls­be­ton­ten Pre­dig­ten zu er­rei­chen, der ca­ri­ta­ti­ve Ein­rich­tun­gen schuf und den Men­schen bis zum Tod bei­stand. Er scheu­te bis ins Al­ter selbst bei Schnee und Käl­te nächt­li­che Ver­seh­gän­ge nicht, um den Ster­ben­den die Sa­kra­men­te zu spen­den. Bin­te­rims für heu­ti­ge Ver­hält­nis­se sehr lan­ge Pre­dig­ten von bis zu 45 Mi­nu­ten Dau­er er­reg­ten Auf­se­hen, so­dass sie teil­wei­se im Druck er­schie­nen und so­gar ins Nie­der­län­di­sche über­setzt wur­den.

Bin­te­rims Ver­hält­nis zu sei­nen ers­ten bei­den bi­schöf­li­chen Vor­ge­setz­ten war gut. Erz­bi­schof Fer­di­nand Au­gust von Spie­gel schätz­te er we­gen sei­ner ihm ver­wand­ten Hoch­ach­tung von Bil­dung und Ge­lehr­sam­keit, ob­gleich er des­sen preu­ßen­freund­li­che Kir­chen­po­li­tik be­män­gel­te. Spie­gel hat ihm an­schei­nend nicht ver­argt, dass der sei­ne Per­so­nal­po­li­tik kri­ti­sie­ren­de Dom­propst Wil­helm Fonck (1752-1830) Bin­te­rim 1821 als Köl­ner Ge­ne­ral­vi­kar vor­ge­se­hen hat­te. Hät­te er frei­lich von Spie­gels Zu­stim­mung zu ei­ner im Ge­hei­men mit Preu­ßen ab­ge­schlos­se­nen Kon­ven­ti­on ge­wusst, nach der bei kon­fess­si­ons­ver­schie­de­nen Ehen die ka­tho­li­sche Kin­der­er­zie­hung als nicht ver­bind­lich galt, wä­re in An­be­tracht des hef­ti­gen Tem­pe­ra­ments des Bil­ker Pfar­rers des­we­gen ver­mut­lich ein Kon­flikt mit sei­nem Erz­bi­schof aus­ge­bro­chen. Dies scheint um­so wahr­schein­li­cher, weil Bin­te­rim in der Aus­ein­an­der­set­zung des Erz­bi­schofs Cle­mens Au­gust von Dros­te-Vi­sche­ring mit der preu­ßi­schen Re­gie­rung des­sen, die Kon­ven­ti­on strikt ab­leh­nen­de Po­si­ti­on, über­nahm. Er ver­trat da­bei ei­ne theo­lo­gisch schon da­mals über­hol­te Auf­fas­sung von der Ehe als Sa­kra­ment, das der den Bund ein­seg­nen­de Pries­ter spen­de­te. Schon 1811 hat­te er sich üb­ri­gens ge­gen die Zi­vil­ehe nach dem Code Na­po­lé­on mit der Mög­lich­keit ei­ner Ehe­schei­dung ge­wandt. We­gen sei­nes Ein­tre­tens für Dros­te hat­te er Re­pres­sa­li­en der preu­ßi­schen Re­gie­rung zu er­dul­den. Sie ließ sein Pfarr­haus durch­su­chen und ihn mehr­fach ver­hö­ren. Schlie­ß­lich wur­de er im De­zem­ber 1837 in Düs­sel­dorf zu zwei Jah­ren Fes­tungs­haft ver­ur­teilt. Bin­te­rim be­gab sich so­gleich ins Ar­rest­haus. Ei­ne Be­ru­fung wur­de zu­ge­las­sen, von der er auch Ge­brauch mach­te, doch zog sich die Sa­che hin. Um nicht wei­te­re Zeit zu ver­lie­ren, trat Bin­te­rim im Ja­nu­ar 1839 sei­ne Haft in der Fes­tung We­sel an, wo er acht Mo­na­te, bald klein­lich drang­sa­liert ver­brach­te, bis ihn der Ap­pell­hof En­de Ju­li 1839 „we­gen Ta­dels der Lan­des­ge­set­ze“ zu sechs Mo­na­ten ver­ur­teil­te, zu zwei Mo­na­ten we­ni­ger als er be­reits ab­ge­ses­sen hat­te. Des­halb wur­de er so­fort aus der Fes­tung ent­las­sen und in sei­ne Rech­te und Äm­ter wie­der ein­ge­setzt.

Im Re­vo­lu­ti­ons­jahr 1848 trat er noch ein­mal po­li­tisch her­vor und wur­de in das Preu­ßi­sche Ab­ge­ord­ne­ten­haus für den Wahl­kreis Neuss ge­wählt.

Dros­tes Nach­fol­ger Jo­han­nes von Geis­sel miss­trau­te Bin­te­rim, weil er 1848 ei­ne Adres­se von 370 Diö­ze­sang­eist­li­chen ver­an­lasst hat­te, in der sie den Erz­bi­schof um die Ein­be­ru­fung ei­ner Diö­ze­san­syn­ode und die Ein­set­zung ei­nes un­ab­hän­gi­gen kirch­li­chen Ge­richts ba­ten. Der Erz­bi­schof er­kann­te dar­in „den de­mo­kra­ti­schen Zug der Zeit“ (C. Schö­nig) und sah da­hin­ter ei­nen un­ter­ein­an­der ab­ge­spro­che­nen Vor­stoß der von der Auf­klä­rung ge­präg­ten Her­me­sia­ner, zu de­nen Bin­te­rim wirk­lich nicht ge­hör­te. Statt des­sen schrieb er Brie­fe an die rö­mi­sche Ku­rie und be­grü­ß­te als ei­ner der füh­ren­den Köp­fe der stark an Rom ge­bun­de­nen Alt­kirch­li­chen, die über ein dich­tes Netz in brief­li­cher und teil­wei­se per­sön­li­cher Ver­bin­dung stan­den - Aa­che­ner Kreis um Jo­hann Theo­dor Lau­rent (1804-1884) und die Ge­brü­der An­dre­as und Lud­wig Kon­stan­tin Fey so­wie die Nun­ti­en in Brüs­sel und Mün­chen -, Dros­tes Vor­ge­hen ge­gen den so­ge­nann­ten Her­me­sia­nis­mus. 1835 wirk­te Bin­te­rim er­folg­reich an ei­ner In­di­zie­rung der Schrif­ten des Bon­ner Pro­fes­sors Ge­org Her­mes mit, oh­ne sich mit ihm theo­lo­gisch-wis­sen­schaft­lich aus­ein­an­der zu set­zen, weil ihm da­zu die Vor­aus­set­zun­gen fehl­ten. 1837 schlie­ß­lich sah er hin­ter der Ver­haf­tung des Erz­bi­schofs Dros­te das Wir­ken des sei­ner Mei­nung nach mit Her­me­sia­nern be­setz­ten Köl­ner Dom­ka­pi­tels. Schon 1823 brach­te er den Bon­ner Neu­tes­ta­ment­ler Alois Pe­ter Gratz (1769-1849) we­gen sei­ner his­to­risch-kri­ti­schen Me­tho­de zu Fall, au­ßer­dem be­kämpf­te er 1842 hef­tig und ver­let­zend Jo­hann El­len­dorf (1805-1843), der den Auf­ent­halt Pe­tri in Rom in Fra­ge ge­stellt hat­te, und plä­dier­te 1844 in dem Streit um die Echt­heit des Trie­rer Hei­li­gen Rocks für des­sen Au­then­ti­zi­tät. Bin­te­rim für ei­nen Her­me­sia­ner zu hal­ten, wä­re al­so leicht als ein schlim­mes Fehl­ur­teil zu er­ken­nen ge­we­sen. Den­noch ver­fass­ten Geis­sels Ver­trau­ter, der Ge­ne­ral­vi­kar und spä­te­re Köl­ner Weih­bi­schof Jo­hann An­ton Fried­rich Baudri und des­sen Bru­der, der Ma­ler Fried­rich Baudri, 1848 an­ony­me Schrif­ten ge­gen Bin­te­rim, in de­nen er per­sön­lich an­ge­grif­fen und dif­fa­miert wur­de. Der Ge­ne­ral­vi­kar warf ihm „Lieb­äu­geln mit ei­nem fal­schen Li­be­ra­lis­mus, Ko­ket­tie­ren und Hän­de­drü­cken mit Par­tei­män­nern al­ler Ar­t“ vor. Geis­sel selbst ver­an­lass­te „ein teils ta­deln­des, teils mah­nen­des Bre­ve des Paps­tes an Bin­te­rim“. Der er­reich­te je­doch durch ei­nen „auf­klä­ren­den Brie­f“, dass er durch ei­ne „wohl­wol­len­de Ant­wort des Kar­di­nal­staats­se­kre­tär­s“ 1849 re­ha­bi­li­tiert wur­de. Bin­te­rim wuss­te, dass sich Baudri hin­ter den An­schul­di­gun­gen ver­barg und be­zeich­ne­te ihn in sei­ner schrof­fen Wei­se als „fei­gen und ehr­lo­sen Lüg­ner und Ver­leum­der.“ 1850 kam es zu ei­ner Aus­spra­che zwi­schen Geis­sel und Bin­te­rim, die aber nur „zu ei­ner äu­ßer­li­chen Aus­söh­nung führ­te“ (Edu­ard He­gel).

Es gibt we­ni­ge kir­chen­po­li­ti­sche De­bat­ten, in de­nen sich Bin­te­rim nicht zu Wort ge­mel­det hät­te. Be­son­ders rüh­mend ist sein Kampf ge­gen den An­ti­se­mi­tis­mus her­aus­zu­he­ben. Als 1834 in Neu­en­ho­ven (heu­te Stadt Jü­chen) ein sechs­jäh­ri­ger Jun­ge er­mor­det wur­de und es zu ei­nem Po­grom ge­kom­men war, wies er in ei­ner Schrift nach, die 1891 bei ei­nem ähn­li­chen Vor­fall bei Xan­ten neu auf­ge­legt wur­de, „dass die Wis­sen­schaft längst er­wie­sen ha­be, dass der Ge­brauch von Blut al­ler jü­di­schen Tra­di­ti­on und sämt­li­chen rab­bi­ni­schen Vor­schrif­ten voll­kom­men ent­ge­gen­ste­he“ (Heinz Fin­ger). Au­ßer­dem ver­wahr­te er sich ge­gen Selbst­jus­tiz. Auch nahm er 1853 in sei­ner letz­ten Schrift die Je­sui­ten ge­gen un­halt­ba­re Vor­wür­fe in Schutz. Zu Zei­ten Dros­tes hat­te er ver­geb­lich ver­sucht, die Je­sui­ten ins Erz­bis­tum Köln zu­rück­ru­fen zu las­sen.

Un­er­müd­lich war Bin­te­rim be­müht, die ge­schicht­li­che Über­lie­fe­rung vor Zer­stö­rung zu be­wah­ren. Ihm ist zu ver­dan­ken, dass die An­na­len der Köl­ni­schen Fran­zis­ka­ner­pro­vinz weit­ge­hend er­hal­ten ge­blie­ben sind und er zu­sam­men mit sei­nem Freund Moo­ren in vier Bän­den Quel­len zur Köl­ni­schen Kir­chen­ge­schich­te, dar­un­ter ein Ver­zeich­nis der Pfar­ren aus dem An­fang des 14. Jahr­hun­derts („Li­ber va­lo­ris“), De­ka­nats­sta­tu­ten, Ka­len­da­ri­en so­wie 445 Ur­kun­den der Öf­fent­lich­keit be­kannt mach­te. Wenn die­se Pu­bli­ka­ti­on auch heu­ti­gen edi­to­ri­schen An­sprü­chen nicht mehr ge­nügt, so war sie je­doch ein Mei­len­stein auf dem Weg zu ei­ner wis­sen­schaft­li­chen Er­for­schung der rhei­ni­schen Kir­chen­ge­schich­te. Zu sei­nen Ver­diens­ten ge­hört schlie­ß­lich die Ent­ste­hung des „His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein ins­be­son­de­re die al­te Erz­diö­ze­se Köln“ 1853. Sei­nen Vor­sitz über­nahm aus Rück­sicht vor dem Köl­ner Erz­bi­schof von Geis­sel Jo­sef Hu­bert Moo­ren, Pfar­rer in Wach­ten­donk in der Diö­ze­se Müns­ter. Doch Bin­te­rim kann als der ei­gent­li­che Grün­dungs­va­ter be­trach­tet wer­den.

Am 17.5.1855 ist Bin­te­rim, ei­ne „Leuch­te der Wis­sen­schaf­t“ und ei­ner der „ge­lehr­tes­ten und be­rühm­tes­ten“ An­ge­hö­ri­gen des köl­ni­schen Pfarrk­le­rus sei­ner Zeit, in Düs­sel­dorf-Bilk ge­stor­ben (Hein­rich Schrörs). Er liegt auf dem dor­ti­gen Fried­hof be­gra­ben.

Schriften (Auswahl)

Collec­tio dis­ser­ta­ti­o­num ele­gan­ti­o­rum de ma­tri­mo­nii vin­cu­lo in ca­su adul­te­rii, Düs­sel­dorf 1807.
De ca­pi­tu­lis Theo­do­ri Can­tua­ri­en­sis epi­sco­pi et ca­no­ni­bus syn­odi Ver­me­ri­en­sis et Com­pen­dien­sis haud ge­nui­nis dis­ser­ta­tio cri­ti­ca, Düs­sel­dorf 1811.
Com­men­ta­ri­us his­to­ri­co-cri­ti­cus de li­bris bap­tiza­t­o­rum, con­ju­ga­to­rum et de­func­to­rum an­ti­quis et no­vis, de eo­rum fa­tis, ac ho­dier­no usus, Düs­sel­dorf 1816.
Über Ehe und Ehe­schei­dung nach Got­tes­wort und dem Geis­te der ka­tho­li­schen Kir­che, Düs­sel­dorf 1819.
Epis­to­la ca­tho­li­ca in­ter­li­nea­lis de lin­gua ori­gi­na­li no­vi tes­ta­men­ti non la­ti­na, Düs­sel­dorf 1820.
Epis­to­lae ca­tho­li­cae de pro­ba­tio­ni­bus theo­lo­gi­cis. De vi rec­to­que usu pro­ba­tio­nis in re­bus theo­lo­gi­cis per ac­ta mar­tyrum ge­nui­na et sin­ce­ra. Epis­to­la Pri­ma, Düs­sel­dorf 1820.
Pro­pemp­ti­cum ad pro­ble­ma cri­ti­cum: Sa­cra scrip­tu­ra no­vi tes­ta­men­ti in quo idio­ma­te ori­gi­na­li­ter ab apos­to­lis edi­ta fue­rit?, Mainz 1822.
Ka­tho­li­sche Be­mer­kun­gen zu dem kri­tisch-his­to­ri­schen Kom­men­tar über das Evan­ge­li­um des Mat­thä­us von Dr. Gratz, Pro­fes­sor an der ka­tho­lisch-theo­lo­gi­schen ­Fa­kul­tät ­der kö­nig­lich-preu­ßi­schen Rhein-Uni­ver­si­tät zu Bonn, Mainz 1823.
Zwölf Re­den bei der Fei­er­lich­keit der ers­ten h. Kom­mu­ni­on der Kin­der, Köln 1823-1832.
Epis­to­la ca­tho­li­ca se­c­un­da de vi rec­to­que usu pro­ba­tio­nis in re­bus theo­lo­gi­cis per sym­bo­la et an­ti­quos fidei li­bel­los, Mainz 1824.
Ka­len­da­ri­um eccle­siae ger­ma­ni­cae co­lo­ni­en­sis sa­e­cu­li no­ni, Köln 1824.
Die vor­züg­lichs­ten Denk­wür­dig­kei­ten der christ­li­chen Kir­che aus den ers­ten, mitt­le­ren und letz­ten Zei­ten. Mit be­son­de­rer Rück­sicht­nah­me auf die Dis­zi­plin der ka­tho­li­schen Kir­che in Deutsch­land, 7 Bän­de, Mainz 1825-1841.
Zu­sam­men mit Jo­seph Hu­bert Moo­ren, Die al­te und neue Erz­diö­ze­se Köln in De­ka­na­te ein­get­heilt oder das Erz­bis­t­hum Köln mit den Stif­ten, De­ka­na­ten, Pfar­rei­en und Vi­ka­ri­en, sammt de­ren Ein­kom­men und Col­la­to­ren wie es war, 4 Bän­de, Mainz 1828-1831; 2. Auf­la­ge neu be­ar­bei­tet von Al­bert Moo­ren, 2 Bän­de, Düs­sel­dorf 1892-1893.
War­um sol­len es Ka­tho­li­sche El­tern vor­zie­hen, ih­re neu­ge­bor­nen Kin­der in den Kir­chen tau­fen zu las­sen?, Leip­zig 1832.
Kur­ze Be­schrei­bung der jet­zi­gen Pfarr­kir­che zu Bilk mit ih­ren Ge­mäl­den, Düs­sel­dorf 1833.
De li­ber­ta­te con­ju­gis in­fi­de­lis, fac­tae fi­de­lis, si in in­fi­de­lis al­ter re­cu­set co­ha­bi­t­are pa­ci­fice nec si­ne con­tu­me­lia Crea­to­ris, Ko­blenz 1834.
Ue­ber den Ge­brauch des Chris­ten­blu­tes bei den Ju­den, Düs­sel­dorf 1834, 2. Auf­la­ge Düs­sel­dorf 1891.
Prag­ma­ti­sche Ge­schich­te der deut­schen Na­tio­nal-, Pro­vin­zi­al- und vor­züg­lichs­ten Diö­ce­san­con­ci­li­en vom vier­ten bis zum Con­ci­li­um von Tri­ent, 7 Bän­de, Mainz 1835-1848, 2. Auf­la­ge Mainz 1851-1852.
Das al­te Ge­spenst in un­sern Ta­gen neu auf­ge­führt von F. [rec­te J.] El­len­dorf in der Schrift: Ist Pe­trus in Rom und Bi­schof der Rö­mi­schen Kir­che ge­we­sen, Düs­sel­dorf 1842.
Suf­fra­ganei co­lo­ni­en­ses ex­tra­or­di­na­rii si­ve de sa­crae co­lo­ni­en­sis eccle­siae pro­epi­sco­pis, Mainz 1843.
Der Reichs­tag von Augs­burg im Jah­re 1530 und die Au­e­ße­rung des Her­zogs Wil­helm von Bay­ern und des Bi­schofs Chris­to­pho­rus von Sta­di­on von Augs­burg be­züg­lich der lu­the­ri­schen Be­kennt­nis­schrift. Ver­an­la­ßt durch den Ka­the­chis­mus der evan­ge­li­schen Kreis­syn­ode Duis­burg, Düs­sel­dorf 1844.
Zeug­nis­se für die Aecht­heit des h. Ro­ckes zu Trier, oder: Wi­der­le­gung der Schrift: Die zwan­zig heil. Rö­cke der Prof. D.D. Gil­de­meis­ter und von Sy­bel, Düs­sel­dorf 1845-1846.
Des Herrn Erz­bi­schofs von Cöln Kle­mens Au­gust, Frei­herrn Dros­te zu Vi­sche­ring Schrift: Über den Frie­den un­ter der Kir­che und den Staa­ten. Er­läu­tert und ge­gen die An­grif­fe der Geg­ner ver­tei­digt, Mainz 1845.
Sechs Re­den bei der Fei­er­lich­keit der ers­ten hei­li­gen Com­mu­ni­on der Kin­der, Mainz 1848.
Die geist­li­chen Ge­rich­te in der Erz­diö­ze­se und Kir­chen­pro­vinz Köln vom XII. bis zum XIX. Jahr­hun­dert, Düs­sel­dorf 1849.
Über den Hos­ti­en­han­del in Deutsch­land und Frank­reich, Düs­sel­dorf 1852.
Die ge­hei­men Vor­schrif­ten der Je­sui­ten (Mo­ni­ta se­cre­ta soc. Je­su). Ein Lü­gen­werk, jetzt in Nord­deutsch­land neu auf­ge­stellt, Düs­sel­dorf 1853.

Literatur

Bautz, Fried­rich Wil­helm, Bin­te­rim, An­ton Jo­seph, in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon, Band 1 (1990), S. 598-599.
Dau­s­end, Hu­go, Bin­te­rim und der Fran­zis­ka­ner­or­den, in: An­na­len des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 116 (1930), S. 148-154.
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Zitationshinweis

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Löhr, Wolfgang, Anton Josef Binterim, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/anton-josef-binterim/DE-2086/lido/57c583033dff84.91122948 (abgerufen am 01.12.2024)