Die Remilitarisierung des Rheinlands am 7. März 1936

Alexander Wolz (Würzburg)

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, Zuschauer in der Gürzenichstraße, Foto: Julius Radermacher. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Sammlung Ewald (Bp 7299))

1. Einleitung und Fragestellung

Am Mor­gen des 7.3.1936 mar­schier­ten deut­sche Streit­kräf­te in die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne im Rhein­land ein.[1] Dies stell­te ei­ne gro­be in­ter­na­tio­na­le Rechts­ver­let­zung dar, denn Deutsch­land durf­te nach den gel­ten­den Ver­trä­gen dort kei­ne mi­li­tä­ri­sche Prä­senz ha­ben. Die Wehr­machts­sol­da­ten, ins­ge­samt 19 Ba­tail­lo­ne In­fan­te­rie und 13 Ar­til­le­rie­ab­tei­lun­gen, un­ter­stützt von 30.000 Mann Lan­des­po­li­zei, stie­ßen in meh­re­ren Ko­lon­nen zum Rhein vor. Vor­mit­tags kreis­ten meh­re­re Flug­zeu­ge der deut­schen Luft­waf­fe über Köln, dreh­ten aber wie­der ab, weil kei­ne ge­eig­ne­ten Lan­de­mög­lich­kei­ten be­stan­den. Ge­gen Mit­tag tra­fen die Streit­kräf­te in Duis­burgDüs­sel­dor­f und Mainz ein. Ge­ra­de in dem Mo­ment, als der deut­sche Reichs­kanz­ler Adolf Hit­ler (1889-1945) in Ber­lin vor dem Reichs­tag die An­nul­lie­rung des Lo­car­no­p­ak­tes und das En­de der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ver­kün­de­te, über­quer­ten die deut­schen Trup­pen mit Ser­vice­wä­gen und Ka­val­le­rie den Rhein auf der Ho­hen­zol­lern­brü­cke in Köln und zo­gen am Bahn­hof vor­bei bis zur Haupt­post, wo sie vom Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter emp­fan­gen wur­den. Le­dig­lich drei Ba­tail­lo­ne, ins­ge­samt knapp 3.000 Mann, rück­ten vom Rhein wei­ter west­wärts vor und er­reich­ten am Nach­mit­tag die Städ­te Aa­chenTrier un­d Saar­brü­cken. Am Abend kam es im ge­sam­ten Rhein­land so­wie über­all im Reich zu spon­ta­nen Ju­bel­fei­ern und Kund­ge­bun­gen.

Ei­ne Zeit­zeu­gin schrieb: Ich war ganz über­wäl­tigt von dem Ge­sche­hen die­ser Stun­de, er­drückt von Pro­ble­men, be­glückt vom Ein­marsch un­se­rer Sol­da­ten, von der Grö­ße Hit­lers und der Macht sei­ner Spra­che, der Ge­walt die­ses Man­nes [...] Wir ha­ben die­se Spra­che er­sehnt, die­se Fes­tig­keit, als die Zer­set­zung bei uns re­gier­te mit der En­tente zu­sam­men. Aber an sol­che Ta­ten hät­ten wir nicht zu den­ken ge­wagt. Im­mer wie­der stellt der Füh­rer die gan­ze Welt vor ei­ne voll­ende­te Tat­sa­che. Wenn die Welt seit 2000 Jah­ren sol­che Spra­che ge­hört hät­te – hät­ten wir nur sehr sel­ten so zu spre­chen brau­chen, wä­ren im­mer ver­stan­den wor­den und hät­ten uns viel Blut, Trä­nen, Land­ver­lust und Er­nied­ri­gung er­spa­ren kön­nen. Stim­mungs­be­rich­te wur­den aus al­len Städ­ten ge­ge­ben, ein Ju­bel oh­ne­glei­chen.[2] 

 

Und die Pres­se ju­bel­te: Der 7. März 1936 ist über Nacht zu ei­nem der gro­ßen ge­schicht­li­chen Ta­ge des neu­en Deutsch­land ge­wor­den. Als die­ser Tag her­auf­brach, wuss­te in den west­li­chen Pro­vin­zen un­se­res Va­ter­lands noch nie­mand, dass in den Mit­tagstun­den der in der gan­zen Be­völ­ke­rung so heiß er­sehn­te Au­gen­blick kom­men wür­de: der Ein­zug der deut­schen Trup­pen in ih­re Frie­dens­gar­ni­so­nen am Rhein. Fast acht­zehn Jah­re lang ha­ben wir im Wes­ten des Reichs im Aus­nah­me­zu­stand ge­lebt. Län­ger als an­dert­halb Jahr­zehn­te zwang der Wil­le der Dik­ta­to­ren von Ver­sailles das Deut­sche Reich in die de­mü­ti­gen­de Sou­ve­rä­ni­täts­be­schrän­kung – de­mü­ti­gend weil sie ein­sei­tig war, und weil der deut­schen neu­tra­len Zo­ne ge­gen­über ge­wal­ti­ge Be­fes­ti­gun­gen der fran­zö­si­schen Ar­mee ent­stan­den als aus­ge­spro­che­ner Fak­tor der Un­si­cher­heit in West­eu­ro­pa.[3] 

Und wei­ter: Der his­to­ri­sche 7. März er­leb­te ei­nen denk­wür­dig-fei­er­li­chen Ab­schluss. Wie in zahl­rei­chen an­de­ren Or­ten des Rhein­lands und wie in Ber­lin vor dem Füh­rer, so hat­ten sich in der rhei­ni­schen Me­tro­po­le [Köln] spon­tan die Ko­lon­nen der Be­we­gung ge­sam­melt, um in ei­ner gro­ßen Frei­heits­kund­ge­bung dem Füh­rer Dank zu sa­gen. Kaum hat­te der Reichs­sen­der Köln be­kannt ge­ge­ben, dass der Abend mit ei­nem Fa­ckel­zug be­schlos­sen wür­de, als Tau­sen­de und Aber­tau­sen­de zu den Auf­marsch­plät­zen ström­ten. Nach 21 Uhr setz­te sich der meh­re­re tau­send Mann zäh­len­de Zug am Heu­markt in Marsch. Und wie­der um­säum­ten Zehn­tau­sen­de al­le Stra­ßen, der der Zug be­rühr­te.[4] 

Schon die Zeit­ge­nos­sen spür­ten, dass die Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands ein epo­cha­les Er­eig­nis war. Die his­to­ri­sche For­schung hat dies im­mer wie­der aufs Neue be­stä­tigt. Die Wie­der­be­set­zung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne am Rhein und die durch sie aus­ge­lös­te Rhein­land­kri­se wa­ren aus ver­schie­de­nen Grün­den ei­ne wich­ti­ge Weg­schei­de in der Zwi­schen­kriegs­zeit. Dies hat­te meh­re­re Grün­de:

  1. Rhein und Ruhr gal­ten in der Zwi­schen­kriegs­zeit als zen­tra­le Ob­jek­te der in­ter­na­tio­na­len Po­li­tik. Na­he­zu al­le Pro­blem­li­ni­en, die sich aus der im Ver­sailler Ver­trag ge­schaf­fe­nen Nach­kriegs­ord­nung er­ga­ben, wa­ren hier wie in ei­nem Brenn­glas ge­bün­delt und be­stimm­ten da­mit die zwi­schen­staat­li­chen Be­zie­hun­gen der Gro­ß­mäch­te Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en und Deutsch­land.[5] 
  1. Die Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands war ei­ne ent­schei­den­de Mar­ke auf Hit­lers Weg in den Krieg. Der deut­sche Reichs­kanz­ler be­zeich­ne­te die­sen Schritt spä­ter im­mer wie­der als äu­ßerst wa­ge­mu­ti­ge Un­ter­neh­mung. Die 48 Stun­den nach dem Ein­marsch, so ließ er sich ver­neh­men, sei­en die auf­re­gends­ten Stun­den in sei­nem Le­ben ge­we­sen. So war es kein Wun­der, dass Hit­ler nach der über­stan­de­nen Feu­er­pro­be je­de Zu­rück­hal­tung ab­leg­te und fort­an kei­ne Gren­zen mehr kann­te. Ganz um­ne­belt vom Glau­ben an die ei­ge­ne Un­fehl­bar­keit for­mu­lier­te Hit­ler nach der Rhein­land­kri­se sein neu­es Be­we­gungs­ge­setz: We­der Dro­hun­gen noch War­nun­gen wer­den mich vom mei­nem Weg ab­brin­gen. Ich ge­he mit traum­wand­le­ri­scher Si­cher­heit den Weg, den mich die Vor­se­hung ge­hen hei­ßt.[6] 
  1. Schlie­ß­lich kam der Rhein­land­kri­se die ent­schei­den­de weg­wei­sen­de Be­deu­tung zu, weil in die­sem Au­gen­blick die letz­te Chan­ce ver­tan wur­de, Hit­ler oh­ne ei­nen gro­ßen Krieg zu stop­pen. Ein letz­tes Mal, so schien es den Zeit­ge­nos­sen, hät­ten Eng­land und Frank­reich die Mög­lich­keit ge­habt, Hit­lers Ver­trags­bruch mit ei­ner ein­fa­chen Po­li­zei­ak­ti­on zu be­stra­fen. So­gar Hit­ler selbst soll ge­sagt ha­ben, wenn die Fran­zo­sen wäh­rend der Rhein­land­ak­ti­on ins Rhein­land ein­ge­rückt wä­ren, hät­te sich Deutsch­land mit Schimpf und Schan­de zu­rück­zie­hen müs­sen.[7] Doch mit der Ent­schei­dung, Hit­lers „Fait ac­com­pli“ nicht mit ei­ner mi­li­tä­ri­schen Ak­ti­on zu be­ant­wor­ten, war die­se Ge­le­gen­heit ein für al­le Mal ver­spielt. Fort­an war das Deut­sche Reich an sei­ner west­li­chen Gren­ze so ge­si­chert, das mi­li­tä­ri­sche Po­ten­zi­al des Lan­des so ge­wal­tig, dass der Ver­nich­tungs­wil­le Hit­lers nur noch durch ei­nen welt­um­span­nen­den Krieg auf­ge­hal­ten wer­den konn­te.

Die­sem wich­ti­gen und be­deut­sa­men Er­eig­nis nä­hert sich die­ser Bei­trag auf drei Ebe­nen an: Zu­nächst sol­len die ver­trag­li­che Grund­le­gung und der völ­ker­recht­li­che Sta­tus der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne wäh­rend der Zwi­schen­kriegs­zeit be­schrie­ben wer­den. Dann sol­len die Aus­wir­kun­gen der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung auf die Si­tua­ti­on im Rhein­land skiz­ziert wer­den. Schlie­ß­lich soll der Ver­lauf der Re­mi­li­ta­ri­sie­rung selbst dar­ge­stellt wer­den. Im Mit­tel­punkt ste­hen die Ent­schei­dung, der Ab­lauf der Ak­ti­on so­wie die Fra­ge, wie die an­de­ren Mäch­te (Eng­land und Frank­reich) auf den Hand­streich Hit­lers re­agier­ten.

2. Die völkerrechtlichen Bestimmungen zur entmilitarisierten Zone am Rhein (1918-1933)

Um dem fran­zö­si­schen Si­cher­heits­be­dürf­nis nach dem Ers­ten Welt­krieg Rech­nung zu tra­gen, be­stimm­te der Ver­sailler Ver­trag (VV) vom 28.6.1919, dass das ge­sam­te links­rhei­ni­sche Ge­biet Deutsch­lands so­wie ein Strei­fen rechts des Rheins, des­sen Be­gren­zung stets in ei­nem Ab­stand von 50 Ki­lo­me­tern ent­lang des Flus­ses ver­lau­fen soll­te, auf Dau­er ent­mi­li­ta­ri­siert wer­den soll­te.[8] Das be­deu­te­te, dass in­ner­halb die­ser Zo­ne das Deut­sche Reich kei­ne mi­li­tä­ri­schen Be­fes­ti­gungs­an­la­gen un­ter­hal­ten durf­te (Ar­ti­kel 42 VV) und dass dort jeg­li­che Trup­pen­an­samm­lun­gen un­ter­sagt wa­ren (Ar­ti­kel 43 VV). Zur be­son­de­ren Be­kräf­ti­gung die­ser Be­stim­mun­gen wur­de fest­ge­legt, dass je­der Ver­stoß ge­gen die Ar­ti­kel 42 und 43 VV als Ver­stoß ge­gen den Welt­frie­den ge­wer­tet und ei­ne un­mit­tel­ba­re Ak­ti­on al­ler Völ­ker­bund­mäch­te nach sich zie­hen wür­de (Ar­ti­kel 44 VV).[9] Die­se Be­stim­mun­gen bil­de­ten in den fol­gen­den Jah­ren im­mer wie­der den An­lass für di­plo­ma­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen, wur­den aber kaum sub­stan­zi­ell ver­än­dert. Zwar ver­such­ten die Fran­zo­sen im­mer wie­der, aus der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ei­ne neu­tra­li­sier­te Zo­ne zu ma­chen und die­se dann mit Kon­troll­pos­ten zu über­wa­chen, doch in Deutsch­land lehn­te man sol­che Vor­ha­ben rund­weg ab, weil man fürch­te­te, die Neu­tra­li­sie­rung könn­te die staats­recht­li­che Stel­lung des Rhein­lands tan­gie­ren.

Da­ge­gen trat Gus­tav Stre­se­mann (1878-1929) mit der Idee ei­nes deutsch-fran­zö­si­schen Si­cher­heits­ver­trags her­vor. Die­ser Vor­schlag mün­de­te im Herbst 1925 in der Un­ter­zeich­nung des Lo­car­no­ver­trags, ei­nem wich­ti­gen Mei­len­stein der in­ter­na­tio­na­len Ent­span­nung. Im so­ge­nann­ten Rhein­pakt, dem Kern des Lo­car­no­ver­trags, wur­de die Exis­tenz der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne noch ein­mal be­kräf­tigt, je­doch mit ei­ni­gen Ver­än­de­run­gen im Ver­gleich zum Ver­sailler Ver­trag. So gab die so­ge­nann­te „Pro­vo­ka­ti­ons­klau­sel“ des Ar­ti­kels 4 des Rhein­pak­tes den Fran­zo­sen nur im Fal­le ei­nes „fla­gran­ten Ver­sto­ßes“ das Recht zum un­mit­tel­ba­ren Han­deln, wie es der Ar­ti­kel 44 des Ver­sailler Ver­tra­ges vor­sah; über al­le an­de­ren Ver­stö­ße hat­te der Völ­ker­bunds­rat in Genf zu ent­schei­den.[10] 

In Pa­ris stör­te man sich dar­an, dass der Rhein­pakt von Lo­car­no die Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands fest­schrieb, oh­ne zu sa­gen, wie die­ser Zu­stand in der Pra­xis kon­trol­liert wer­den soll­te. Das wur­de nach der Un­ter­zeich­nung in Frank­reich als „Lü­cke“ des Ver­tra­ges emp­fun­den. Fie­ber­haft ar­bei­te­ten die fran­zö­si­schen Di­plo­ma­ten dar­an, die­se zu schlie­ßen. Die fran­zö­si­schen Vor­stel­lun­gen kreis­ten um den Ge­dan­ken, fes­te Über­wa­chungs­or­ga­ne in der Rhein­land­zo­ne, so­ge­nann­te élé­ments sta­bles zu er­rich­ten, die den ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Sta­tus des Rhein­lands si­chern soll­ten.[11]  Die Fran­zo­sen rich­te­ten ih­re Hoff­nun­gen zu­nächst auf den Völ­ker­bund, doch das dort ver­ab­schie­de­te In­ves­ti­ga­ti­ons­pro­to­koll vom No­vem­ber 1926 schei­ter­te. Dem­nach soll­ten In­ves­ti­ga­tio­nen in Deutsch­land zur Über­prü­fung der Ent­waff­nungs­maß­nah­men nur mit Zu­stim­mung der deut­schen Re­gie­rung zu­läs­sig sein; stän­di­ge Kon­troll­ein­rich­tun­gen für die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne wa­ren gar nicht vor­ge­se­hen. Im Herbst 1928 rich­te­te Pa­ris sein Au­gen­merk er­neut auf das Re­gel­werk von Lo­car­no. An­knüp­fend an Ar­ti­kel 4 des Rhein­pak­tes, wo­nach je­der Ver­stoß ge­gen die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne vor den Völ­ker­bunds­rat zu brin­gen sei, ent­wi­ckel­ten die fran­zö­si­schen Ju­ris­ten ein mehr­stu­fi­ges Ver­fah­ren zur Fest­stel­lung sol­cher Ver­ge­hen. So soll­ten nur die als fla­grant be­zeich­ne­ten so­wie die nor­ma­len Ver­stö­ße ge­gen die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne vor den Rat des Völ­ker­bun­des kom­men, wäh­rend al­le klei­ne­ren Ver­let­zun­gen vor ei­ne ge­misch­te Kom­mis­si­on zu tra­gen sei­en, die ei­gens für sol­che Fäl­le ge­bil­det wer­den soll­te. Die­se Com­mis­si­on de con­ci­lia­ti­on et con­stata­ti­on, wie sie der fran­zö­si­sche Au­ßen­mi­nis­ter Aris­ti­de Bri­and (1862-1932) nann­te, kön­ne ein­fa­cher und schnel­ler ar­bei­ten als der Völ­ker­bund.[12] Die Deut­schen lehn­ten die­se Idee ab.

Letzt­lich konn­te die deut­sche Sei­te bis zum En­de der 1920er Jah­re al­le Ver­su­che Frank­reichs ab­weh­ren, die auf ei­ne Ver­schär­fung der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rungs­be­stim­mun­gen hin­aus­lie­fen; um­ge­kehrt blieb der Sta­tus der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne aber auch über das En­de der Rhein­land­be­set­zung im Som­mer 1930 hin­aus be­ste­hen und bil­de­te da­mit ei­ne stän­di­ge Quel­le für in­ter­na­tio­na­le Strei­tig­kei­ten. Das soll­te sich mit der Re­gie­rungs­über­nah­me Hit­lers als­bald er­wei­sen.

3. Hilfspolizei in der entmilitarisierten Zone (1933)

Dass die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten bei ih­rer Macht­über­nah­me mit der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne am Rhein gleich­sam den emp­find­lichs­ten Punkt in­ner­halb des Ab­rüs­tungs­pro­blems ge­erbt hat­ten, wur­de be­reits im Früh­jahr 1933 deut­lich. Es be­traf ei­ne Be­son­der­heit der NS-Macht­er­grei­fung, und zwar die Auf­stel­lung von so­ge­nann­ter Hilfs­po­li­zei.[13] Am 22.2.1933 be­stimm­te der preu­ßi­sche Reichs­kom­mis­sar Her­mann Gö­ring (1893-1946), in Preu­ßen ei­ne Hilfs­po­li­zei auf­zu­stel­len, die sich aus Mit­glie­dern der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Wehr­ver­bän­de re­kru­tier­te. Ge­mäß der so ge­nann­ten „Kup­pe­lungs­tak­ti­k“ war den re­gu­lä­ren Po­li­zei­pos­ten je ein Mann aus der SA/SS-Hilfs­po­li­zei bei­zu­ge­ben. Die so in Preu­ßen und in an­de­ren Län­dern auf­ge­stell­te Hilfs­po­li­zei hat­te den Auf­trag, po­li­ti­sche Geg­ner rück­sichts­los zu ver­fol­gen und ein­zu­sper­ren, wo­mit sie sich zu ei­nem wich­ti­gen In­stru­ment der „brau­nen Re­vo­lu­ti­on“ ent­wi­ckel­te. Pro­ble­ma­tisch war die Auf­stel­lung der Hilfs­po­li­zei in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne am Rhein, denn die Zah­len­stär­ken, über wel­che die deut­sche Po­li­zei dort ver­fü­gen durf­te, wa­ren durch ei­ne Rei­he in­ter­na­tio­na­ler Ab­ma­chun­gen ge­re­gelt. Im Ju­ni 1920 ge­stat­te­ten die Al­li­ier­ten in der so­ge­nann­ten Po­liz­ei­no­te von Bou­lo­gne dem Deut­schen Reich Po­li­zei­kräf­te im Um­fang von 150.000 Mann zu, die das In­nen­mi­nis­te­ri­um frei über das Reichs­ge­biet ver­tei­len konn­te; man rech­ne­te mit ei­nem Be­darf von 14.000 Mann Po­li­zei, um die Ord­nung in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne auf­recht­er­hal­ten zu kön­nen. Spä­ter wur­de dem Deut­schen Reich aus­drück­lich ver­bo­ten, die re­gu­lä­re Po­li­zei durch frei­wil­li­ge Hilfs­po­li­zei zu ver­stär­ken. In ei­nem No­ten­wech­sel vom 10.1.1930 klär­ten das Reich und die al­li­ier­ten Mäch­te die Fra­ge, wie viel Po­li­zei das Reich in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne un­ter­hal­ten durf­te. Dar­in setz­te sich Deutsch­land mit der An­sicht durch, Po­li­zei­ein­hei­ten nicht zu den „be­waff­ne­ten Streit­kräf­ten“ im Sin­ne des Ar­ti­kels 43 des Ver­sailler Ver­tra­ges zu rech­nen; den­noch wur­de die Höchst­gren­ze für Po­li­zei in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne auf 30.000 Mann fest­ge­setzt und Deutsch­land muss­te sich ver­pflich­ten, Ver­stär­kun­gen den „in­ter­es­sier­ten Re­gie­run­gen“ mit­zu­tei­len.

Im Früh­jahr 1933 pro­tes­tier­ten die bri­ti­sche und die fran­zö­si­sche Re­gie­rung scharf ge­gen die Auf­stel­lung der Hilfs­po­li­zei in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne[14], so dass sich die deut­sche Re­gie­rung ver­an­lasst sah, der Hilfs­po­li­zei ein En­de zu ma­chen. Am 11.5.1933 fand im Reich­sin­nen­mi­nis­te­ri­um ei­ne Kon­fe­renz statt, auf der über die Zu­kunft der Hilfs­po­li­zei be­ra­ten wur­de. Dort sag­te das Reich zu, sich bis zum 14.5.1933 an der Fi­nan­zie­rung der Hilfs­po­li­zei zu be­tei­li­gen. Da­nach müs­se sich die Hilfs­po­li­zei auf­lö­sen_. Au­ßen­po­li­ti­sche wie fi­nan­zi­el­le Grün­de_, so führ­te der Staats­se­kre­tär im Reich­sin­nen­mi­nis­te­ri­um aus, for­dern ei­nen tun­lichst bal­di­gen Ab­bau der Hilfs­po­li­zei. Am fol­gen­den Tag wur­den die Mi­nis­te­ri­en der Län­der über den Be­schluss ver­stän­digt, die Auf­lö­sung der Hilfs­po­li­zei er­folg­te in al­len Län­dern im Lau­fe des Som­mers 1933.[15]

4. Aufbau eines Grenzschutzes im Westen (1933-1936)

Doch mit der Auf­lö­sung der Hilfs­po­li­zei war das Pro­blem nicht aus der Welt. Noch im­mer trie­ben pa­ra­mi­li­tä­ri­sche Ver­bän­de, wie SA, SS und Stahl­helm, in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ihr Un­we­sen. Dies ge­schah un­ter dem Deck­man­tel des von der Reichs­wehr ein­ge­rich­te­ten Grenz­schut­zes, der seit dem Früh­jahr 1933 völ­lig neu auf­ge­stellt wur­de.[16] Als Ers­tes rich­te­te man un­ter dem Dach des Fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums ei­nen „ver­stärk­ten Grenz­schut­z“ ein, in­dem zu­sätz­li­ches Per­so­nal auf die ein­zel­nen Zoll­ab­schnit­te ver­teilt wur­de; ins­ge­samt wa­ren 2.000 Mann, die sich haupt­säch­lich aus den Wehr­ver­bän­den re­kru­tier­ten, im Zoll­dienst be­schäf­tigt. Als Nächs­tes be­müh­ten sich die Mi­li­tärs, die SA in den Grenz- und Lan­des­schutz ein­zu­bin­den. Da­zu war be­ab­sich­tigt, die SA zu­nächst für die vor­mi­li­tä­ri­sche Aus­bil­dung zu nut­zen. Ab April 1933 be­gann die SA, klei­ne Kon­tin­gen­te zur Aus­bil­dung an die Reichs­wehr ab­zu­stel­len. Das Ziel war, 250.000 SA-Män­ner so aus­zu­bil­den, dass sie im Kriegs­fall der Reichs­wehr zu­ge­führt wer­den könn­ten. Au­ßer­dem war ge­plant, die SA im Grenz­schutz ein­zu­set­zen, und zwar schwer­punkt­mä­ßig im Wes­ten, wo der Ein­satz der Reichs­wehr auf Grund der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne un­ter­sagt war. Die Rhein­land­zo­ne war in ver­schie­de­ne Ab­schnit­te zu un­ter­tei­len, in de­nen im Kriegs­fall die Po­li­zei in Ab­spra­che mit den Be­fehls­ha­bern der Wehr­krei­se die Zer­stö­rung der Rhein­über­gän­ge or­ga­ni­sie­ren soll­te.[17]

Nach dem Aus­tritt Deutsch­lands aus dem Völ­ker­bund im Ok­to­ber 1933 in­ten­si­vier­te die Reichs­wehr ih­re Plä­ne zu ei­ner um­fas­sen­den Lan­des­ver­tei­di­gung. Die ope­ra­ti­ve Pla­nung wur­de an die Ge­ge­ben­hei­ten ei­nes „Sank­ti­ons­krie­ge­s“ an­ge­passt, in wel­chem Frank­reich und sei­ne Ver­bün­de­ten Deutsch­land in ei­nen Zwei­fron­ten­krieg ver­wi­ckeln wür­den. Im Fal­le von Sank­ti­ons­maß­nah­men, so lau­te­te die Wei­sung des Reichs­wehr­mi­nis­ters Wer­ner von Blom­berg (1878-1946) an die Reichs­wehr vom 25.10.1933, soll­te die Reichs­wehr un­ab­hän­gig von den Er­folgs­aus­sich­ten Wi­der­stand leis­ten. Ope­ra­ti­ves Ziel des Hee­res im Wes­ten soll­te es sein, mit Un­ter­stüt­zung der Lan­des­po­li­zei die Rhein-Ro­er-Schwarz­wald-Li­nie zu hal­ten. Ein fran­zö­si­scher An­griff soll­te auf drei Stu­fen pa­riert wer­den: Auf der ers­ten Stu­fe soll­te un­ter Füh­rung der SA die Räu­mung des links­rhei­ni­schen Ge­biets or­ga­ni­siert wer­den, um dar­auf­hin auf der zwei­ten Stu­fe ei­nen „Si­che­rungs­schlei­er“ am Rhein auf­zu­bau­en. Auf der drit­ten Stu­fe soll­te die Reichs­wehr im Har­zer Raum die fran­zö­si­schen Ko­lon­nen in der Flan­ke an­grei­fen. Gleich­zei­tig be­gann das Luft­fahrt­mi­nis­te­ri­um, an Roll­fel­dern in der Zo­ne zu ar­bei­ten.[18] 

Aber die­ses Kon­zept des Grenz­schut­zes barg auch Ri­si­ken. In der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne muss­ten al­le mi­li­tä­ri­schen Vor­be­rei­tun­gen un­ter­las­sen wer­den, wenn man Frank­reich nicht zum Krieg an­sta­cheln woll­te. Da­her wa­ren die ver­schie­de­nen mi­li­tä­ri­schen Maß­nah­men in der Rhein­land­zo­ne zu tar­nen. Der Er­lass der Hee­res­lei­tung vom 3.11.1933 zum Auf­bau der „Grenz­si­che­rung Wes­t“ trug die­sen Über­le­gun­gen Rech­nung. So ent­hielt der Er­lass zahl­rei­che Be­stim­mun­gen zur or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ein­tei­lung der Zo­ne so­wie zum Orts- und Po­li­zei­schutz. Sein Kern­stück aber, der „Ver­stärk­te Grenz­auf­sichts­diens­t“ (VGAD), wur­de einst­wei­len zu­rück­ge­stellt. Da­zu kam die aus­drück­li­che War­nung, al­le Maß­nah­men in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ge­heim zu hal­ten so­wie den Schrift­ver­kehr mit Dienst­stel­len au­ßer­halb der Reichs­wehr zu be­schrän­ken.

Auch im Jahr 1934 wur­de der Aus­bau des Grenz­schut­zes von den Be­stim­mun­gen der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ge­bremst. Zwar hat­ten sich Aus­wär­ti­ges Amt und Reichs­wehr­mi­nis­te­ri­um im Som­mer 1934 auf ge­mein­sa­me Richt­li­ni­en ge­ei­nigt, wie Mi­li­tär­fei­ern und Auf­mär­sche von Wehr­ver­bän­den in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne zu hand­ha­ben sei­en, aber schon im Sep­tem­ber 1934 un­ter­nah­men Gö­ring und der Ober­prä­si­dent der Rhein­pro­vinz, Her­mann von Lü­ninck, ei­nen Vor­stoß, ge­wis­se Be­stim­mun­gen in der Rhein­zo­ne wie­der zu lo­ckern. Auf­mär­sche von SA und SS soll­ten in Zu­kunft frei­ge­ge­ben wer­den. Wie­der pro­tes­tier­ten Aus­wär­ti­ges Amt und Reichs­wehr­mi­nis­te­ri­um auf das schärfs­te. Dar­auf­hin wur­den im Ok­to­ber neue Be­stim­mun­gen für Ver­an­stal­tun­gen in der Zo­ne er­las­sen. Mi­li­tä­ri­sche Fest­lich­kei­ten wa­ren da­nach grund­sätz­lich un­ter­sagt. Fei­ern klei­ner Krie­ger­ver­ei­ne wa­ren nur er­laubt, wenn sie sich im ört­li­chen Rah­men hiel­ten. Es sei dar­auf zu ach­ten, ei­nen „mi­li­tä­ri­schen Cha­rak­ter“ zu ver­mei­den, das Tra­gen von Waf­fen und Stahl­helm war ver­bo­ten. Le­dig­lich sport­li­che Ver­an­stal­tun­gen der SA wa­ren er­laubt.[19] 

Den Grenz­schutz über­nah­men in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne Wehr­ver­bän­de und Ein­hei­ten der Po­li­zei; die Reichs­wehr trat nicht in Er­schei­nung. Nach der Aus­schal­tung der SA am 30.6.1934 gin­gen die Kom­pe­ten­zen mehr und mehr auf die Lan­des­po­li­zei über. De­ren Ver­bän­de wa­ren ka­ser­niert und mi­li­tä­risch or­ga­ni­siert. Sie soll­te nach dem Wil­len der Reichs­wehr den Grenz­schutz in den nächs­ten Jah­ren „als Über­brü­ckun­g“ über­neh­men.[20] Als am 16.3.1935 de­kre­tiert wur­de, die Lan­des­po­li­zei in der Reichs­wehr auf­ge­hen zu las­sen, schien sich die Mög­lich­keit zu bie­ten, die Auf­ga­ben der west­li­chen Lan­des­ver­tei­di­gung in die Hän­de der Reichs­wehr zu le­gen. Vor die­sem Schritt schreck­te man aber zu­rück. Be­reits am 19.3.1935 er­klär­te Ge­ne­ral Wal­ter von Rei­chen­au (1884-1942), die Lan­des­po­li­zei im Be­reich der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne wer­de im Ge­gen­satz zur rest­li­chen Lan­des­po­li­zei im Reichs­ge­biet nicht in das Heer über­nom­men, son­dern blei­be in der jet­zi­gen Form be­ste­hen. Am 29. März sank­tio­nier­te das Ka­bi­nett die­se Re­ge­lung. So­mit blieb auch im Jahr 1935 die Si­tua­ti­on im Rhein­land un­klar. Ei­ner­seits tru­gen die Mi­li­tärs Sor­ge da­für, mi­li­tä­ri­sche Ex­zes­se im Rhein­land zu ver­mei­den. So wies Lud­wig Beck (1880-1944) noch ein­mal dar­auf hin, dass al­le ein­schrän­ken­den Be­stim­mun­gen (be­tref­fend zum Bei­spiel Übun­gen, Ge­län­de­be­spre­chun­gen) in der Rhein­land­zo­ne voll er­hal­ten blie­ben. An­de­rer­seits ar­bei­te­ten die Mi­li­tärs wei­ter dar­an, die Be­stim­mun­gen der Rhein­zo­ne zu un­ter­lau­fen, in­dem man neue Grenz­schutz­ba­tail­lo­ne im Schwarz­wald auf­stell­te und hier­für wie­der Wehr­ver­bän­de für den Grenz­schutz in An­spruch nahm. An­fang März 1935 ei­nig­ten sich die Mi­li­tärs mit SA und SS auf ge­mein­sa­me Richt­li­ni­en für den Grenz­schutz. Wei­te­re Maß­nah­men folg­ten im Som­mer. Die Vor­be­rei­tun­gen reich­ten von Mo­bil­ma­chungs­maß­nah­men für die Lan­des­po­li­zei über die Pla­nun­gen zur Frei­ma­chung des Rheins bis hin zu Vor­be­rei­tun­gen des Orts­schut­zes, des VGAD und ver­schie­de­ner Sperr­maß­nah­men. Im No­vem­ber wur­de der Lan­des­po­li­zei durch ei­nen Er­lass Hit­lers ge­stat­tet, die grau­grü­ne Uni­form an­zu­le­gen, was ih­ren mi­li­tä­ri­schen Cha­rak­ter noch ein­mal un­ter­strich. Des Wei­te­ren be­gan­nen die Mi­li­tärs, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne in den Be­reich des Hee­res­auf­baus ein­zu­be­zie­hen und Ka­ser­nen­bau­ten im Rhein­land zu er­rich­ten. Im De­zem­ber 1935 re­fe­rier­te Ge­ne­ral Wil­helm Kei­tel (1882-1946) auf ei­ner Sit­zung des Reichs­ver­tei­di­gungs­ra­tes, wel­che Maß­nah­men an den west­li­chen Gren­zen zur Um­set­zung kä­men. So be­rich­te­te er von um­fang­rei­chen Maß­nah­men der Schutz­po­li­zei, die im Rah­men des Orts­schut­zes ei­nen Luft­schutz­ord­nungs­dienst und ei­nen „Ver­stärk­ten Po­li­zei­schut­z“ or­ga­ni­sier­te. Da­zu ha­be die Reichs­wehr an­ge­ord­net, im Saar­ge­biet ei­nen VGAD ein­zu­rich­ten.[21]

5. Die geheime Aufrüstung in der entmilitarisierten Zone (1933-1936)

Doch nicht nur für die Pla­nun­gen zur Reichs­ver­tei­di­gung ent­pupp­te sich die Exis­tenz der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne im­mer wie­der als Hin­der­nis. Auch die hoch­flie­gen­den Plä­ne der deut­schen Spit­zen­mi­li­tärs, das Deut­sche Reich in­ner­halb we­ni­ger Jah­re zu ei­ner hoch­ge­rüs­te­ten Mi­li­tär­macht zu ma­chen, stie­ßen im Rhein­land im­mer wie­der an ih­re Gren­zen. Denn hier wa­ren die meis­ten Maß­nah­men un­ter­sagt. Dies be­traf in den Jah­ren 1934/35 et­wa die An­le­gung von Flug­plät­zen in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne oder die Durch­füh­rung der Wehr­pflicht nach de­ren Wie­der­ein­füh­rung am 16.3.1935. Die An­le­gung von ge­hei­men Flug­plät­zen im Rhein­land durch die Deut­schen kam zum ers­ten Mal mit der so­ge­nann­ten Bar­thou-No­te vom 17.4.1934 an das Licht der Öf­fent­lich­keit.[22] Die­se ent­hielt den Vor­wurf, dass Deutsch­land heim­lich Flug­plät­ze in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne an­le­ge. Mit der Of­fen­le­gung die­ser Ge­heim­rüs­tun­gen war der Ver­such des Reichs­wehr­mi­nis­te­ri­ums, auf ei­ge­ne Faust für die Tar­nung und Ge­heim­hal­tung al­ler Rüs­tungs­maß­nah­men in der Zo­ne zu sor­gen, schon im An­satz ge­schei­tert. Wü­tend wand­te sich das Aus­wär­ti­ge Amt am 19.4.1934 an al­le Wehr­mi­nis­te­ri­en und bat um Stel­lung­nah­me, was an den Vor­wür­fen über Flug­plät­ze in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne sei. Ers­te Nach­fra­gen im Reichs­luft­fahrt­mi­nis­te­ri­um er­ga­ben, dass man sich bei der An­le­gung von Flug­fel­dern streng an die Auf­la­gen ge­hal­ten ha­be. Ge­mäß den Be­stim­mun­gen des Luft­ab­kom­mens vom Mai 1926 ha­be Deutsch­land das Recht, in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne vier Flug­hä­fen (Es­senKöln, Frank­furt/Main und Mann­heim) so­wie 16 Ver­kehrs­lan­de­plät­ze an­zu­le­gen. Da­von sei­en aber le­dig­lich zehn Roll­fel­der an­ge­legt. Da­ge­gen ge­be es nur ei­ne klei­ne­re An­zahl „wil­der Flug­plät­ze“ in Ba­den (zum Bei­spiel Of­fen­burg, Kehl).[23] An­fang Mai 1934 stell­te sich her­aus, dass es weit mehr wil­de Flug­plät­ze gab als bis­lang be­kannt. An­schei­nend hat­te Gau­lei­ter Ro­bert Wag­ner (1895-1946) die Ge­mein­den in Ba­den da­zu er­mun­tert, auf ei­ge­ne Faust Flug­plät­ze zu er­rich­ten. Be­trof­fen wa­ren Ras­tatt, Kehl, Of­fen­burg, Lahr, Trier, Neu­stadt an der Hardt und Pir­ma­sens. Die An­la­ge wil­der Flug­plät­ze in der Zo­ne, so Reichs­au­ßen­mi­nis­ter Kon­stan­tin von Neu­rath (1873-1956), wi­der­sprä­che den Er­for­der­nis­sen der Au­ßen­po­li­tik.[24]

Nach ei­nem Tref­fen zwi­schen Ver­tre­tern des Aus­wär­ti­gen Am­tes mit Joa­chim von Rib­ben­trop und Er­hard Milch (1892-1972), dem Ver­tre­ter des Reichs­luft­fahrt­mi­nis­te­ri­ums, wur­de be­schlos­sen, die Ar­bei­ten an den Flug­plät­zen in Ras­tatt, Kehl, Trier, La­chen-Spey­er­dorf und Pir­ma­sens un­ver­züg­lich ein­zu­stel­len und teil­wei­se rück­gän­gig zu ma­chen. Ein wei­te­rer Pro­blem­kreis in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne nach dem 16.3.1935 war die Fra­ge, ob die all­ge­mei­ne Wehr­pflicht in der Rhein­land­zo­ne gel­ten sol­le.[25] Dies war von gro­ßer po­li­ti­scher Trag­wei­te, denn die ehr­gei­zi­gen Hee­res­plä­ne, die Hit­ler im März in die Welt po­saun­te, wur­den durch die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne auf zwei­fa­che Wei­se emp­find­lich ge­stört. Ers­tens sah das neue Wehr­ge­setz vor, ein 36-Di­vi­sio­nen-Heer mit ei­nem Um­fang von 500.000 Mann auf­zu­stel­len. Die­se Stär­ke war nur zu er­rei­chen, wenn das Reichs­wehr­mi­nis­te­ri­um zur De­ckung des Per­so­nal­be­darfs in der La­ge war, auf die Be­völ­ke­rung des Rhein­lands zu­rück­zu­grei­fen. Zwei­tens war vor­ge­se­hen, die 36 Di­vi­sio­nen auf zwölf Wehr­krei­se zu ver­tei­len. Wenn man da­von aus­ging, dass in der Rhein­land­zo­ne kei­ne Hee­res­ver­bän­de auf­ge­baut wer­den durf­ten, droh­te ein ein­fa­ches Platz­pro­blem die Ge­samt­pla­nung zu Fall zu brin­gen. Bei den Vor­ar­bei­ten zur Wehr­pflicht seit Herbst 1934 hat­ten sich die Mi­li­tärs be­müht, die Be­stim­mun­gen der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne zu be­ach­ten. So wur­den in der Rhein­land­zo­ne zu­nächst kei­ne Be­zirks­kom­man­dos und le­dig­lich drei Er­satz­in­spek­tio­nen er­rich­tet. Noch im März 1935 stell­te das Reichs­wehr­mi­nis­te­ri­um in zwei streng ge­hei­men Di­rek­ti­ven fest, dass das Ver­bot mi­li­tä­ri­scher Vor­be­rei­tun­gen in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne auch die Wehr­pflicht ge­mäß Ar­ti­kel 173 VV um­fas­se. Jetzt frei­lich for­der­te Ge­ne­ral­stabs­chef Lud­wig Beck in ei­nem Schrei­ben an die Hee­res­lei­tung vom 2.4.1935, die Er­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen in die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne vor­zu­schie­ben. Dies sei mi­li­tä­risch not­wen­dig, so Beck, er glau­be, dass die Ein­füh­rung der Wehr­pflicht kei­nen Ver­stoß ge­gen den Teil III des Ver­sailler Ver­tra­ges dar­stel­le, in wel­chem die Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands ge­re­gelt sei. So ein­fach war die Sa­che aus Sicht des Aus­wär­ti­gen Amts je­doch nicht. Es gel­te viel­mehr, so Staats­se­kre­tär Bern­hard Wil­helm von Bü­low (1885-1936), ei­nen Weg zu fin­den, in wel­cher Wei­se das Er­satz­ge­schäft tech­nisch durch­zu­füh­ren sei, oh­ne die Vor­schrif­ten der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne zu ver­let­zen. Er emp­fahl, das Er­satz­ge­schäft in der Rhein­zo­ne durch zi­vi­le Be­hör­den durch­füh­ren zu las­sen.[26] Der Reichs­kanz­ler folg­te der An­re­gung des Au­ßen­am­tes und ent­schied, die all­ge­mei­ne Wehr­pflicht in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne von den Be­hör­den der in­ne­ren Ver­wal­tung durch­füh­ren zu las­sen. Die­se Ent­schei­dung be­ruh­te al­ler­dings we­ni­ger auf der Durch­set­zungs­kraft der Di­plo­ma­ten, son­dern viel­mehr dar­auf, dass die Mi­li­tärs kal­te Fü­ße be­kom­men hat­ten. Ei­ne Auf­zeich­nung von Carl-Hein­rich von Stülp­na­gel (1886-1945) vom 11.4.1935 über die mi­li­tär­po­li­ti­sche La­ge Deutsch­lands leg­te scho­nungs­los of­fen, wie schlecht es um die Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit des Lan­des stand. Auf Grund der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne, schrieb Stülp­na­gel, kön­ne ein fran­zö­si­scher Ein­marsch nach Deutsch­land nicht auf­ge­hal­ten wer­den. Da­her sei­en Pro­vo­ka­tio­nen im Rhein­land un­be­dingt zu un­ter­las­sen. Je­der An­schlag auf die Rhein­land­zo­ne füh­re un­wei­ger­lich zum Krieg mit Frank­reich und Bel­gi­en. Der Chef der Hee­res­lei­tung über­nahm die­se Ge­dan­ken­gän­ge. Die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne, führ­te Wer­ner von Frit­sch am 24. April aus, sei das hei­ßes­te Ei­sen, an dem nicht ge­rührt wer­den darf.[27] Am fol­gen­den Tag un­ter­rich­te­te das Wehr­mi­nis­te­ri­um das Aus­wär­ti­ge Amt von die­sem Stand­punkt: Die au­gen­blick­li­che ge­spann­te La­ge macht es al­len Stel­len zur be­son­de­ren Pflicht, al­les zu ver­mei­den, was die Ge­gen­sei­te als ei­nen Ver­stoß ge­gen die mi­li­tä­ri­schen Bin­dun­gen in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne aus­le­gen könn­te. Der Wert der mi­li­tä­ri­schen Maß­nah­men in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne steht in kei­nem Ver­hält­nis zu der gro­ßen Ge­fahr, die aus dem Be­kannt­wer­den die­ser Din­ge dem Reich er­wach­sen wür­den.[28] Da­mit war die Ein­füh­rung der Wehr­pflicht in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne vom Tisch.

6. Die wirtschaftliche Lage in der entmilitarisierten Zone

Ne­ben den mi­li­tä­ri­schen Ein­schrän­kun­gen in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne, die un­mit­tel­bar aus den Be­stim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags rühr­ten, ver­spür­ten die Zeit­ge­nos­sen aber noch wei­te­re Aus­wir­kun­gen des Rhein­land­sta­tuts.[29] Es wa­ren ins­be­son­de­re wirt­schaft­li­che Nach­tei­le, die das Rhein­land zu spü­ren be­kam, so dass das Reichs­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um seit ei­ni­ger Zeit ein En­de der rhei­ni­schen Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung for­der­te. Seit Lan­gem ging man da­von aus, dass das Ge­biet der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne wirt­schaft­lich be­nach­tei­ligt sei.[30] Die­ser Trend ver­stärk­te sich nach 1933 wei­ter, als die Rüs­tungs­in­dus­trie aus der Rhein­land­zo­ne ab­ge­zo­gen und vor­ran­gig in Mit­tel­deutsch­land auf­ge­baut wur­de. Das führ­te seit 1935 zu kri­sen­haf­ten Ent­wick­lun­gen. Die Prei­se auf Le­bens­mit­tel stie­gen, wäh­rend die Löh­ne san­ken. Die Ab­satz­zah­len des rhei­ni­schen Ein­zel­han­dels bra­chen ein. Aus die­sen Grün­den hat­te sich schon im Herbst 1934 der Reichs­statt­hal­ter in Ba­den, Ro­bert Wag­ner, an Hit­ler ge­wandt, um auf die be­un­ru­hi­gen­den Ent­wick­lun­gen in der ba­di­schen Wirt­schaft hin­zu­wei­sen. Zur glei­chen Zeit be­gann die Reichs­wehr, die Be­schrän­kun­gen für rüs­tungs­wirt­schaft­li­che Vor­ar­bei­ten im west­li­chen Grenz­land, spe­zi­ell im Ruhr­ge­biet, zu lo­ckern.[31] Un­ter Fe­der­füh­rung des Reich­sin­nen­mi­nis­te­ri­um­s  be­gan­nen Pla­nun­gen, Be­trie­be ge­zielt im west­li­chen Grenz­land an­zu­sie­deln, um den Ab­zug der rüs­tungs­re­le­van­ten In­dus­tri­en nach Mit­tel­deutsch­land aus­zu­glei­chen. Im Ju­li 1935 trat Wag­ner mit der An­re­gung her­vor, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne – als Er­satz für das Mi­li­tär – ver­stärkt mit Ein­hei­ten von Po­li­zei, Ar­beits­dienst und Par­tei­glie­de­run­gen zu be­le­gen. Hit­ler er­klär­te sich da­mit sehr ein­ver­stan­den. Ob­wohl die­se Maß­nah­men im Ok­to­ber 1935 auf wei­te­re Be­rei­che aus­ge­dehnt wur­den, konn­te die Kri­se nicht über­wun­den wer­den.

Des­halb be­fass­te sich der Ober­prä­si­dent der Rhein­pro­vinz, Jo­sef Ter­bo­ven, am 5.2.1936 in ei­ner aus­führ­li­chen Denk­schrift mit der wirt­schaft­li­chen La­ge in der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne. Dar­in the­ma­ti­sier­te er aus­führ­lich die wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung auf die rhein­län­di­schen Ver­wal­tungs­be­zir­ke und mach­te ei­ne Rei­he prak­ti­scher Vor­schlä­ge, wie der Kri­se ab­zu­hel­fen sei.[32] Dar­auf­hin kam es im Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um zur Ein­rich­tung ei­nes Son­der­re­fe­rats für das links­rhei­ni­sche Ge­biet. Au­ßer­dem soll­ten die Mit­tel für die „West­hil­fe“ auf­ge­stockt wer­den.[33]

7. Die Stimmung in der rheinischen Bevölkerung (1933-1936)

Un­ter den mi­li­tä­ri­schen Be­schrän­kun­gen und den wirt­schaft­li­chen Be­drü­ckun­gen nahm auch die Stim­mung in der rhein­län­di­schen Be­völ­ke­rung schwe­ren Scha­den. Das be­le­gen deut­lich die Stim­mungs­be­rich­te, die das NS-Re­gime re­gel­mä­ßig er­stel­len ließ. Schon im Jahr 1934 klag­te der Re­gie­rungs­prä­si­dent von Aa­chen, dass der ge­sam­te Be­zirk in ide­el­ler und wirt­schaft­li­cher Hin­sicht un­ter sei­ner Zu­ge­hö­rig­keit zur ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne lei­de: So kom­men der Be­völ­ke­rung erst jetzt in wach­sen­dem Ma­ße die tat­säch­li­chen, im An­fang nicht voll er­kann­ten Aus­wir­kun­gen des Ver­sailler Ver­trags so recht zum Be­wusst­sein und wir­ken sich aus in ei­nem sich im­mer mehr ver­brei­ten­den Ver­las­sen­schafts­ge­fühl.[34] 

Dies soll­te sich nach März 1935 noch wei­ter stei­gern, als mit der Ver­kün­dung der Wehr­ho­heit nicht auch gleich die Be­stim­mun­gen zur ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne fie­len, zur Ent­täu­schung der Be­völ­ke­rung: Die Si­tua­ti­on wer­de sich da­her nicht bes­sern, die In­dus­trie im Rhein­land bei Rüs­tungs­auf­trä­gen über­gan­gen, Fach­ar­bei­tern wan­der­ten ab, der Au­to­bahn­bau kom­me nicht vor­an. Un­mit­tel­bar vor der Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands war die Ver­dros­sen­heit un­ter der rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung be­son­ders groß.[35] Die deut­schen Re­gie­run­gen hat­ten seit lan­gem ver­sucht, durch ei­ne zen­tral ge­steu­er­te Pro­pa­gan­da im Rhein­land den Durch­hal­te­wil­len und den Pa­trio­tis­mus der rhei­ni­schen Be­völ­ke­rung am Le­ben zu er­hal­ten. So war es auch ab 1933 un­ter den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten. Sie ver­zich­te­ten je­doch dar­auf, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne als Re­vi­si­ons­ziel zu pro­kla­mie­ren. Im Ge­gen­teil, es war den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten lan­ge Zeit dar­an ge­le­gen, die Si­tua­ti­on im Rhein­land nicht zum Ge­gen­stand ei­ner öf­fent­li­chen De­bat­te wer­den zu las­sen.[36]

Der Reichssender Köln überträgt den Einmarsch der Truppen in Köln am 7. März 1936 auf der Hohenzollernbrücke, Foto: Ludwig Lang. (Rheinisches Bildarchiv/rba_mfL009490_89)

 

8. Die Remilitarisierung des Rheinlands am 7.3.1936

An­fang 1936 war der Druck, den die Aus­wir­kun­gen der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung in wirt­schaft­li­chen und mi­li­tä­ri­schen Be­lan­gen auf die deut­sche Füh­rung aus­üb­ten, ins Un­er­mess­li­che an­ge­stie­gen. Al­len klei­nen Maß­nah­men auf dem Ge­biet der Wirt­schafts­hil­fe und des Grenz­schut­zes zum Trotz, blieb mit Blick auf das Rhein­land nur das scho­nungs­lo­se Ver­dikt: Deut­sche Si­cher­heit ist nicht vor­han­den, so­lan­ge wei­te deut­sche Grenz­ge­bie­te der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung un­ter­lie­gen, wäh­rend sein Nach­bar­staat bis un­mit­tel­bar an die Gren­ze nicht nur stän­di­ge Be­fes­ti­gungs­an­la­gen vor­schiebt, die mit Ge­schüt­zen und Ma­schi­nen­ge­weh­ren deut­sches Land und deut­sche Men­schen be­dro­hen, son­dern auch sei­ne Trup­pen dort gar­ni­so­nie­ren kann, die in we­ni­gen Stun­den in un­ge­schütz­tes deut­sches Land vor­bre­chen kön­nen.[37] 

Vor die­sem Hin­ter­grund zeich­ne­te sich deut­lich ab, dass die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne im Früh­jahr 1936 in den Rang ei­nes un­mit­tel­bar zu ver­wirk­li­chen­den Re­vi­si­ons­ziels zu schlüp­fen schien. Wäh­rend die deut­schen Mi­li­tärs zur Ver­wirk­li­chung der deut­schen Wehr­ho­heit schon seit 1933 auf ein En­de der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne hin­ar­bei­te­ten und Po­li­ti­ker zur Be­kämp­fung der wirt­schaft­li­chen Mi­se­re den Staat un­ter Zug­zwang setz­ten, hat­te das Aus­wär­ti­ge Amt bis­lang stets dar­auf ge­pocht, die Be­stim­mun­gen der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ein­zu­hal­ten. Um die Jah­res­wen­de 1935/36 trat nun das Aus­wär­ti­ge Amt in das La­ger der „Fal­ken“ über; hier hat­te man ganz ei­ge­ne Mo­ti­ve:

  1. Das Aus­wär­ti­ge Amt war nach ei­ner ju­ris­ti­schen Ein­schät­zung zu dem Schluss ge­kom­men, dass der Lo­car­no­p­akt nach dem Aus­tritts Deutsch­lands aus dem Völ­ker­bund nicht mehr funk­ti­ons­fä­hig war.
  1. Frank­reich und Eng­land hät­ten, weil sie die La­ge eben­so ein­schätz­ten, be­reits da­mit be­gon­nen, dem Lo­car­no­p­akt wi­der­spre­chen­de Ver­pflich­tun­gen ein­zu­ge­hen.

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, Soldaten und Zuschauer vor dem Haupteingang des Hotels Excelsior, Foto: Julius Radermacher. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Sammlung Ewald (Bp 7357))

 
  1. Dies be­deu­te­te, dass über ei­ne Mo­di­fi­zie­rung Lo­car­nos nicht mehr auf dem Ver­hand­lungs­weg ent­schie­den wer­den konn­te, son­dern dass die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne als ein­sei­ti­ge Be­las­tung nur in ei­ner ein­sei­ti­gen Ak­ti­on be­en­det wer­den kön­ne. An­ge­sichts ei­ner solch brei­ten Un­ter­stüt­zer­front ent­schied Adolf Hit­ler An­fang Fe­bru­ar 1936, mit dem Lo­car­no­p­akt zu bre­chen und die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne am Rhein zu be­set­zen.[38] 

So wur­de be­schlos­sen, den Rhein­pakt von Lo­car­no zu „kün­di­gen“ mit der Be­grün­dung, durch den Ab­schluss des fran­zö­sisch-so­wje­ti­schen Hil­fe­leis­tungs­ver­trags ha­be der Lo­car­no­p­akt sei­nen in­ne­ren Sinn ver­lo­ren und sei da­mit er­lo­schen.[39] Ein sol­cher Schritt hät­te der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung am Rhein die „Rechts­grund­la­ge“ ent­zo­gen und Deutsch­land wä­re wie­der in der La­ge ge­we­sen, mi­li­tä­ri­sche Ein­hei­ten ins Rhein­land zu ver­le­gen. Die Ab­sa­ge an Lo­car­no soll­te den Weg für neue Pakt­kom­bi­na­tio­nen frei­ma­chen. Da­her soll­te zeit­gleich mit der „Kün­di­gun­g“ Lo­car­nos ei­ne Rei­he von Frie­dens­vor­schlä­gen un­ter­brei­tet wer­den (zum Bei­spiel ein Vie­rer­pakt zwi­schen Deutsch­land, Frank­reich, Eng­land und Ita­li­en). Auf ei­ne so­for­ti­ge mi­li­tä­ri­sche Be­set­zung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne woll­te man zu­nächst aber ver­zich­ten. Moch­te der Reichs­kanz­ler an­fangs ei­ne sol­che Ak­ti­on er­wo­gen ha­ben, so wie­sen die Di­plo­ma­ten und die Mi­li­tärs in al­len Ge­sprä­chen auf die Ge­fah­ren ei­nes sol­chen Schritts hin. Der Ober­be­fehls­ha­ber des Hee­res er­klär­te am 12.2.1936, die Wie­der­be­set­zung sei vom Stand­punkt der Lan­des­ver­tei­di­gung aus ge­se­hen ei­ne Not­wen­dig­keit, müs­se aber un­ter al­len Um­stän­den oh­ne Krieg er­fol­gen. Das­sel­be er­klär­te der Ge­schäfts­trä­ger in Pa­ris, Dirk Fors­ter (1884-1975), als er Mit­te Fe­bru­ar zu ei­ner Kon­fe­renz mit Hit­ler ge­ru­fen wur­de. Kei­ne fran­zö­si­sche Re­gie­rung, so Fors­ter, kön­ne die Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands oh­ne Wi­der­stand hin­neh­men.[40] Das schreck­te den Kanz­ler ab.

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, Foto: Julius Radermacher. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Bp 7335))

 

Den Zeit­punkt für die Ak­ti­on woll­te sich Hit­ler noch of­fen­hal­ten. Hat­te er dar­an ge­dacht, schon ei­nen po­si­ti­ven Kam­mer­be­schluss zum An­lass für ei­ne Ak­ti­on ge­gen Lo­car­no zu neh­men, mach­te der Reichs­au­ßen­mi­nis­ter dem­ge­gen­über gel­tend, dass die Be­schleu­ni­gung den Ein­satz nicht loh­ne. Man sol­le nicht nur den Be­schluss des Se­nats ab­war­ten, um fes­ten Bo­den un­ter den Fü­ßen zu ha­ben, son­dern auch die Gen­fer Be­ra­tun­gen zur Abes­si­ni­en­fra­ge im Au­ge be­hal­ten, die mit ei­nem Zer­würf­nis der Lo­car­no­ga­ran­ten Eng­land und Ita­li­en en­den muss­ten. Die­ser Sicht schloss sich Hit­ler vor­läu­fig an.[41] 

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, vor dem Hotel Excelsior, Foto: Erich Kämmerer. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Sammlung Ewald (Bp 7364))

 

Das Aus­wär­ti­ge Amt be­gann so­gleich mit der di­plo­ma­ti­schen Vor­be­rei­tung der Ak­ti­on. Am 21.2.1936 emp­fahl ein Be­am­ter der Ab­tei­lung IV, der Zeit­punkt sei güns­tig, das deut­sche Me­mo­ran­dum vom 25.5.1935, in dem die Un­ver­ein­bar­keit des fran­zö­sisch-so­wje­ti­schen Pak­tes mit dem Rhein­pakt von Lo­car­no fest­ge­stellt wur­de, zu pu­bli­zie­ren, um der Welt­öf­fent­lich­keit den deut­schen Stand­punkt vor Au­gen zu füh­ren. Dies sei ein wich­ti­ger Schach­zug, wenn auf die fran­zö­si­sche Ra­ti­fi­ka­ti­on von deut­scher Sei­te Schrit­te be­züg­lich Lo­car­no, Rhein­land, etc. fol­gen soll­ten.[42] Noch am sel­ben Tag wur­de ein DNB-Kom­mu­ni­qué ver­öf­fent­licht, in dem die deut­sche Re­gie­rung dar­auf ver­wies, dass der fran­zö­sisch-so­wje­ti­sche Bei­stands­pakt nicht ver­ein­bar mit dem Rhein­pakt sei. Gleich­zei­tig emp­fahl das Aus­wär­ti­ge Amt Maß­nah­men zur Be­ein­flus­sung der aus­län­di­schen Pres­se in Fra­gen der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne. So ver­sand­te der Lei­ter der Po­li­ti­schen Ab­tei­lung, Hans-Hein­rich Dieck­hoff (1884-1952), am 28. Fe­bru­ar ein Rund­schrei­ben, das um­fang­rei­ches Ma­te­ri­al zur Rhein­land­zo­ne ent­hielt. Al­le Mis­sio­nen er­hiel­ten ein Ex­em­plar des Bu­ches „Geo­gra­phic Dis­ar­ma­men­t“ von John H. Mar­shall-Corn­wall. Dar­in ging der Au­tor, ein ehe­ma­li­ger bri­ti­scher Mi­li­tär­at­ta­ché, auch auf das Pro­blem des Rhein­lands ein. Die Ein­rich­tung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne sei ein ein­sei­ti­ger Akt, bei dem das Prin­zip der Ge­gen­sei­tig­keit au­ßer Acht ge­las­sen wor­den sei. Die Dau­er­haf­tig­keit der Rhein­zo­ne sei nicht ver­ein­bar mit den Frie­dens­be­zie­hun­gen sou­ve­rä­ner Staa­ten. Man sol­le ei­nen Strei­fen fran­zö­si­schen Ter­ri­to­ri­ums in ei­ner Tie­fe von zehn Ki­lo­me­tern eben­falls ent­mi­li­ta­ri­sie­ren und durch ei­ne Kom­mis­si­on des Völ­ker­bunds über­wa­chen. Dieck­hoff bat al­le Mis­sio­nen, die Ide­en Corn­walls zu „ver­wer­ten“.[43]

Au­ßer­dem ent­hielt der Rund­brief Dieck­hoffs ei­ne Auf­zeich­nung mit dem Ti­tel „Stich­wor­te zur Fra­ge der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Rhein­zo­ne“. Die Denk­schrift leg­te aus­führ­lich die Hal­tung des Aus­wär­ti­gen Amts zur Zo­ne dar.[44] Die Rhein­zo­ne sei mi­li­tä­risch über­holt, so hieß es da, und zeu­ge von ei­ner be­stimm­ten Geis­tes­hal­tung, de­ren Ziel sei, Deutsch­land am Bo­den zu hal­ten. Die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne sei ins­be­son­de­re ein In­stru­ment zur wirt­schaft­li­chen Kne­be­lung Deutsch­lands, weil im Rhein­land be­deu­ten­de in­dus­tri­el­le Kraft­zen­tren la­gen.

Das war die Si­tua­ti­on bis An­fang März. Fra­ge Rhein­land. Noch kein Ent­schluss, no­tier­te Jo­seph Go­eb­bels (1897-1945) nach ei­nem Tref­fen mit Hit­ler am 29.2.1936.[45] Doch dann ging al­les ra­send schnell. Am Mor­gen des 1.3.1936 er­klär­te Hit­ler, er sei nun ent­schlos­sen, Lo­car­no zu „kün­di­gen“ und das Rhein­land zu re­mi­li­ta­ri­sie­ren.[46] Da­mit stürz­te er die bis­he­ri­ge Pla­nung um und be­gann, das Un­ter­neh­men nach sei­ner Fas­son auf­zu­zie­hen; es hat­te meh­re­re Sei­ten.

Die ers­te Ent­schei­dung des Reichs­kanz­lers war, los­zu­schla­gen, oh­ne ei­nen güns­ti­ge­ren Mo­ment ab­zu­pas­sen. Hit­ler woll­te we­der die Ra­ti­fi­zie­rung des fran­zö­sisch-so­wje­ti­schen Pak­tes durch den Se­nat ab­war­ten noch die ita­lie­ni­sche Re­ak­ti­on auf das Ge­sche­hen in Genf be­ob­ach­ten. Au­ßer­dem ent­schloss sich Hit­ler, die Be­sei­ti­gung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne in ei­ner mi­li­tä­ri­schen Ope­ra­ti­on zu er­zwin­gen.[47] Am 2. März stell­te Hit­ler in der Reichs­kanz­lei sei­ne Plä­ne den Spit­zen von Heer, Ma­ri­ne und Luft­waf­fe vor.

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, Besprechnung auf der Deutzer Rheinseite, Foto: Julius Radermacher. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Sammlung Ewald (Bp 7305))

 

Die zwei­te Ent­schei­dung be­stand in dem Ein­fall, den West­mäch­ten die Rück­kehr Deutsch­lands in den Völ­ker­bund an­zu­bie­ten, um die Schock­wel­len des au­ßen­po­li­ti­schen Coups ab­zu­fe­dern.[48] Durch die Ent­schei­dung, mit der deut­schen Rück­kehr nach Genf zu win­ken statt ei­nen Vier­mäch­te­pakt an­zu­bie­ten, des­avou­ier­te der Reichs­kanz­ler das ur­sprüng­li­che An­ge­bot zu ei­ner neu­en Si­cher­heits­ord­nung, wie es un­ter Be­tei­li­gung Neu­raths am 19. Fe­bru­ar zu Stan­de ge­kom­men war, zu Guns­ten ei­ner „Frie­den­s­of­fen­si­ve“, die nur auf den pro­pa­gan­dis­ti­schen Ef­fekt ab­ziel­te.

Nach der Mi­nis­ter­run­de vom 2.3.1936 er­ging der Be­fehl zur über­ra­schen­den Be­set­zung der Rhein­land­zo­ne.[49] Am 3. März rief Hit­ler die Mit­glie­der des Ka­bi­netts zu sich, um ih­nen in Ein­zel­ge­sprä­chen sei­ne Plä­ne zur Re­mi­li­ta­ri­sie­rung mit­zu­tei­len.[50] Am 5. März un­ter­zeich­ne­te der Reichs­kanz­ler die Be­feh­le für die Reichs­wehr und be­stimm­te Sams­tag, den 7. März, als Ter­min für die Ak­ti­on. Am sel­ben Tag schick­te das Aus­wär­ti­ge Amt das deut­sche Me­mo­ran­dum an al­le Lo­car­no­mäch­te. Am 6. März rief Hit­ler noch ein­mal das Ka­bi­nett zu­sam­men, um die Grün­de sei­nes Ent­schlus­ses dar­zu­le­gen.[51] Im Mor­gen­grau­en des 7.3.1936 mar­schier­ten die deut­schen Trup­pen in die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne. Le­dig­lich drei Ba­tail­lo­ne be­weg­ten sich west­wärts des Rheins in die Städ­te Aa­chenSaar­brü­cken un­d Trier. Zu die­sem Zeit­punkt saß Hit­ler schon im Son­der­zug nach Berch­tes­ga­den, wo er die Re­ak­tio­nen der West­mäch­te er­war­te­te.

Wie­der ein­mal war die gan­ze Welt mit ei­ner ge­walt­sa­men Ak­ti­on aus der Ru­he ge­ris­sen. Wie­der hielt die Welt den Atem an: Wie wür­den die an­de­ren Mäch­te re­agie­ren? Wür­de es nun zu ei­ner krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung kom­men?

Einmarsch der Truppen in Köln am 7. März 1936 auf der Hohenzollernbrücke, Foto: J. Rademacher. (Rheinisches Bildarchiv/rba_mfL009490_73)

 

9. Die Reaktionen in England und Frankreich auf die Remilitarisierung des Rheinlands

Die Be­set­zung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne war ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­dro­hung für die West­mäch­te Frank­reich und Eng­land. Blickt man je­doch auf die stra­te­gi­schen Kon­zep­tio­nen, die die bei­den Mäch­te seit der Macht­über­nah­me der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­foch­ten, wird deut­lich, dass der Er­halt der Zo­ne kei­ne Rol­le mehr spiel­te; ei­ne krie­ge­ri­sche Ak­ti­on zur Wie­der­her­stel­lung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne stand nie­mals zur De­bat­te.

Die bri­ti­sche Di­plo­ma­tie hat­te schon ei­ni­ge Wo­chen vor dem deut­schen Schritt ins Rhein­land be­gon­nen, dar­über nach­zu­den­ken, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne am Rhein als Preis für ei­ne ver­trag­li­che Si­cher­heits­re­ge­lung mit dem Reich ein­zu­set­zen.[52] Aus­gangs­punkt wa­ren die Stel­lung­nah­men der Mi­li­tärs über den Wert der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne. Der Luft­fahrt­mi­nis­ter ur­teil­te in ei­nem Gut­ach­ten vom 27.1.1936, die Zo­ne ha­be vom Stand­punkt der Luft­waf­fe aus be­trach­tet kei­nen be­son­de­ren Wert. Bei ei­nem deut­schen An­griff könn­ten deut­sche Bom­ber das Rhein­land in we­ni­gen Mi­nu­ten über­flie­gen. Um­ge­kehrt bil­de sie kein Ein­falls­tor für die Roy­al Air Force, weil Deutsch­land be­reits Flug­ab­wehr­ein­hei­ten in der Zo­ne sta­tio­niert ha­be. Ähn­lich äu­ßer­te sich der Kriegs­mi­nis­ter in ei­ner Denk­schrift vom sel­ben Tag. Die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne er­schwe­re zwar die Ver­tei­di­gung des Rei­ches und schrän­ke die Mög­lich­kei­ten der deut­schen Trup­pen ein, Frank­reich in ei­nem Über­ra­schungs­streich zu über­fal­len, aber den grö­ße­ren Nut­zen ha­be Frank­reich, nicht Eng­land.

Deutsch­land wer­de die Rhein­land­zo­ne so oder so ab­schaf­fen, kom­men­tier­te Ralph Wi­gram (1890-1936), ein ho­her Be­am­ter im For­eign Of­fice, die bri­ti­sche Auf­ga­be müs­se es sein, da­für zu sor­gen, dass dies auf fried­li­chem Weg ge­sche­he. Des­halb emp­fahl Wi­gram, Eng­land sol­le die Zo­ne auf­ge­ben, im Aus­tausch für so­me litt­le be­ne­fit, et­wa den Ab­schluss ei­nes Luft­pak­tes un­ter Ein­schluss Deutsch­lands.[53] 

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, Begrüßung vor dem Hotel Excelsior durch Oberbürgermeister Günther Riesen, Foto: Julius Radermacher. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Sammlung Ewald (Bp 7362))

 

Auf die­ser Grund­la­ge for­mu­lier­te Au­ßen­mi­nis­ter An­t­ho­ny Eden (1897-1977) sei­ne Stra­te­gie. Sein Ziel sei, schrieb er am 11.2.1936, ein Ar­ran­ge­ment mit Deutsch­land zu tref­fen. Er sei be­reit, weit­rei­chen­de Zu­ge­ständ­nis­se zu ma­chen, da­mit die Deut­schen ei­ne Ab­rüs­tungs­kon­ven­ti­on un­ter­schrei­ben und in den Völ­ker­bund zu­rück­keh­ren wür­den. Man müs­se sich aber klar dar­über wer­den, was man Hit­ler im Ge­gen­zug für sei­ne Un­ter­schrift bie­ten kön­ne. Die bri­ti­sche Re­gie­rung, so lau­te­te Edens Ant­wort, sol­le sich dar­auf ein­stel­len, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne auf­zu­ge­ben, so­lan­ge Deutsch­land noch be­reit sei, ei­nen po­li­ti­schen Preis da­für zu be­zah­len. Auf die­ser Li­nie lag das Kon­zept, wel­ches das For­eign Of­fice in den fol­gen­den Ta­gen aus­ar­bei­te­te. Es­sen­zi­el­le Ele­men­te, so ei­ne Denk­schrift des For­eign Of­fice vom 15.2.1936, sei­en der Ab­schluss ei­nes Luft­pak­tes un­ter Ein­schluss Hol­lands, das Ver­schwin­den der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne, ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Be­gren­zung der Luft­rüs­tun­gen und wirt­schaft­li­che Zu­ge­ständ­nis­se an Deutsch­land; schlie­ß­lich kön­ne man sich über ein Pro­gramm zur Re­form des Völ­ker­bun­des ei­ni­gen. Am 17.2.1936 be­schloss das Ca­bi­net Com­mit­tee on Ger­ma­ny, auf die­ser Ba­sis die Ver­hand­lun­gen mit Hit­ler zu er­öff­nen.[54] 

Mit die­sen Ide­en setz­ten die Bri­ten vor al­lem auf Zeit­ge­winn. Wi­gram, der mit sei­nen Äu­ße­run­gen vom 9.1.1936, die bri­ti­sche Re­gie­rung sol­le be­ru­hi­gend auf Pa­ris und Ber­lin ein­wir­ken, um ei­ne fried­li­che Ab­schaf­fung der Ent­mi­li­ta­ri­sie­rungs­be­stim­mun­gen zu er­rei­chen, das Ka­bi­nett auf die Idee ge­bracht hat­te, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne im Ge­gen­zug für deut­sche Leis­tun­gen im Be­reich der Ab­rüs­tung auf­zu­ge­ben, schrieb we­ni­ge Ta­ge spä­ter, sei­ne per­sön­li­che An­sicht sei, dass den bri­ti­schen In­ter­es­sen mit der Auf­recht­er­hal­tung des jet­zi­gen Zu­stands am bes­ten ge­dient sei. Das glaub­te auch Ro­bert Van­sitt­art (1881-1957), Un­ter­staats­se­kre­tär im Au­ßen­mi­nis­te­ri­um, der am 3.2.1936 er­klärt hat­te, die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne sei ei­ne Brenn­nes­sel, die man jä­ten müs­se, be­vor sie je­man­den ver­bren­ne. Man kön­ne die Zo­ne schon her­ge­ben, grü­bel­te er nun laut vor sich hin, wenn man sich klar dar­über sei, was man da­für be­kom­me. Als sich die Deut­schen die Zo­ne mit ei­nem Hand­streich nah­men, hat­ten die Bri­ten zwar ein Tausch­ob­jekt ver­lo­ren, aber wirk­lich er­bost wa­ren sie dar­über nicht.

In der Zwi­schen­zeit wa­ren auch die Be­stre­bun­gen Frank­reichs, die Rhein­land­be­set­zung zu ver­hin­dern, ge­schei­tert.[55] Nach dem Ab­gang von Pre­mier­mi­nis­ter Pier­re La­val (1883-1945) En­de Ja­nu­ar 1936 wur­de ei­ne Re­gie­rung un­ter Al­bert Sar­raut (1872-1962) in­stal­liert. Von ihr wur­de er­war­tet, dass sie die Ge­schäf­te führ­te, bis die Wah­len im April und Mai ei­ne neue mehr­heits­fä­hi­ge Re­gie­rung brin­gen wür­den. Pier­re-Eti­en­ne Flan­din (1889-1958), der Au­ßen­mi­nis­ter der neu­en Re­gie­rung, kon­zen­trier­te sei­ne Po­li­tik voll auf die Rhein­zo­ne. Aus­gangs­punkt sei­ner Stra­te­gie wa­ren die Dro­hun­gen ge­gen die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne, die nun bei­na­he täg­lich im Quai d’Or­say ein­tra­fen. Am 10.12.1935 re­sü­mier­te der Mi­li­tär­at­ta­ché in Ber­lin die Mög­lich­keit ei­ner bal­di­gen Be­set­zung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne. Die Reichs­wehr­füh­rung drän­ge auf die Ab­schaf­fung der Zo­ne, so lau­te­te sein Fa­zit, ha­be aber die Ge­duld, auf den rich­ti­gen Au­gen­blick zu war­ten, weil tech­nisch ge­se­hen erst im Jahr 1937 der Punkt er­reicht sei, an wel­chem die Ein­be­zie­hung der Zo­ne für die wei­te­re Auf­rüs­tung not­wen­dig sei. An­dern­falls gab er zu be­den­ken, dass man sich in Ber­lin fra­ge, ob nicht der Zeit­punkt güns­tig sei, un­ter Ver­weis auf den fran­zö­sisch-so­wje­ti­schen Bei­stands­pakt die Rhein­land­fra­ge durch ein Fait ac­com­pli zu lö­sen.

Zwei We­ge stan­den den Fran­zo­sen in die­ser La­ge of­fen. Ers­tens die Mög­lich­keit, ge­stützt auf die fran­zö­si­sche Mi­li­tär­macht ge­gen ein deut­sches Fait ac­com­pli vor­zu­ge­hen. Seit ei­ner In­spek­ti­ons­rei­se Mar­schall Phil­ip­pe Pé­ta­ins (1856-1951) in den nord­öst­li­chen Grenz­re­gio­nen im Au­gust 1935 er­stell­te der Ge­ne­ral­stab die Plä­ne für den Fall ei­ner plötz­li­chen Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lan­des durch Deutsch­land. Be­reits Mit­te Sep­tem­ber stan­den die ers­ten Pla­nun­gen für So­fort­maß­nah­men wie Grenz­ver­stär­kun­gen und schnel­le­re Auf­rüs­tung, die in den kom­men­den Mo­na­ten im­mer wie­der über­ar­bei­tet wur­den. Mit der Her­aus­ga­be ei­nes um­fas­sen­den Maß­nah­men­ka­ta­logs Mit­te Fe­bru­ar 1936 wa­ren die­se Ar­bei­ten ab­ge­schlos­sen. Doch es gab ei­nen Ha­ken. Auf ei­ner Sit­zung des Mi­li­tär­ko­mi­tees am 18.2.1936 sag­ten die Mi­li­tärs dem Au­ßen­mi­nis­ter of­fen ins Ge­sicht, dass sie über kei­ne Plä­ne für ei­ne deut­sche Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lan­des ver­füg­ten: al­le Ope­ra­ti­ons­plä­ne be­zö­gen sich auf ei­nen An­griff ge­gen das fran­zö­si­sche Kern­land.[56] Blieb als zwei­te Mög­lich­keit die Schüt­zen­hil­fe Groß­bri­tan­ni­ens. Bei ei­nem Ge­spräch mit sei­nem bri­ti­schen Amts­kol­le­gen er­klär­te Flan­din, für die na­he Zu­kunft be­fürch­te er ei­ne deut­sche Ak­ti­on im Rhein­land, er wol­le wis­sen, was Eng­land in die­sem Fall zu tun ge­den­ke. Eden er­klär­te aus­wei­chend, als Ers­tes müs­se sich Frank­reich selbst über­le­gen, wel­chen Wert man der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne bei­mes­se. Bei die­ser Hal­tung blie­ben die Bri­ten in den fol­gen­den Wo­chen. Der bri­ti­sche Bot­schaf­ter in Pa­ris, Ge­or­ge Rus­sell Clerk (1874-1951), mit dem Flan­din noch An­fang Fe­bru­ar 1936 aus­führ­lich über die ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­ne und die Schrit­te der fran­zö­si­schen Po­li­tik ge­spro­chen hat­te, er­hielt am 13. Fe­bru­ar die An­wei­sung aus Lon­don, sich auf kei­ne hy­po­the­ti­schen Dis­kus­sio­nen mit den Fran­zo­sen über ei­ne mög­li­che Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands ein­zu­las­sen.[57] 

Da­mit war der Ge­dan­ke ei­ner gro­ßen Ab­wehr­ko­ali­ti­on ge­gen die deut­schen Rhein­land­plä­ne an sei­ner Naht­stel­le zer­stört. Oh­ne den fes­ten Wil­len der Mi­li­tärs und oh­ne die Un­ter­stüt­zung der Bri­ten blieb dem fran­zö­si­schen Ka­bi­nett nichts An­de­res üb­rig, als am 22.2.1936 den Be­schluss zu fas­sen, im Fal­le ei­ner deut­schen Re­mi­li­ta­ri­sie­rung des Rhein­lands kei­ne iso­lier­te Mi­li­tär­ak­ti­on zu un­ter­neh­men, son­dern den Völ­ker­bunds­rat in Genf an­zu­ru­fen und wei­ter­ge­hen­de Schrit­te nur im Ein­ver­neh­men mit den Ga­ran­ten Lo­car­nos zu un­ter­neh­men. Das Er­geb­nis die­ser Ka­bi­netts­sit­zung teil­te Flan­din am 27. Fe­bru­ar dem bel­gi­schen Ver­tre­ter in Pa­ris und am 3. März dem bri­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ter in Genf mit. Die Op­ti­on ei­ner mi­li­tä­ri­schen Ant­wort auf ei­nen Ge­waltstreich Hit­lers war da­mit schon vor dem 7.3.1936 vom Tisch.

Einmarsch deutscher Truppen in Köln am 7. März 1936, vor dem Hotel Excelsior, Foto: Erich Kämmerer. (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Sammlung Ewald (Bp 7364))

 

10. Schluss

Die Be­set­zung der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne am Rhein am 7.3.1936 hat seit je­her die His­to­ri­ker be­schäf­tigt. Die­se Ak­ti­on galt ge­mein­hin als ent­schei­den­der Wen­de­punkt auf dem Weg Na­zi­deutsch­lands in den Welt­krieg. Tat­säch­lich zei­gen neue For­schun­gen, dass Eng­land und Frank­reich be­reits lan­ge vor der Ak­ti­on ent­schie­den hat­ten, auf kei­nen Fall krie­ge­risch für den Er­halt der Zo­ne ein­zu­tre­ten. Mag da­mit der Kri­sen­cha­rak­ter die­ser Ak­ti­on über­zeich­net sein, so bleibt den­noch fest­zu­hal­ten, dass das Zu­rück­wei­chen der West­mäch­te Hit­ler in sei­nen po­li­ti­schen An­schau­un­gen be­stärk­te und da­mit deut­lich kri­sen­ver­schär­fend auf die kom­men­den Ak­tio­nen wirk­te.

Quellen

Die ar­chi­vi­schen Quel­len zu den di­plo­ma­ti­schen und po­li­ti­schen Ge­scheh­nis­sen rund um die Rhein­land­kri­se 1936 be­fin­den sich in den öf­fent­li­chen Ar­chi­ven Deutsch­lands, Frank­reichs und Groß­bri­tan­ni­ens, wo­bei die zen­tra­len Ak­ten­grup­pen im Be­reich der Au­ßen­mi­nis­te­ri­en und der Mi­li­tär­be­hör­den an­ge­sie­delt sind. In Deutsch­land sind das das Po­li­ti­sche Ar­chiv des Aus­wär­ti­gen Am­tes in Ber­lin (PA AA) und das Bun­des­ar­chiv-Mi­li­tär­ar­chiv Frei­burg (BA-MA). In Frank­reich wer­den die re­le­van­ten Ak­ten im Ar­chiv des Mi­nis­tè­re de l'Eu­ro­pe et des Af­fai­res étran­gè­res – Cent­re des Ar­chi­ves di­plo­ma­ti­ques de La Cour­neuve (CAD) so­wie beim Ser­vice his­to­ri­que de la Dé­fen­se (SHD) in Pa­ris-Vin­cen­nes auf­be­wahrt. Die bri­ti­schen Ak­ten be­fin­den sich in den Na­tio­nal Ar­chi­ves in Lon­don-Kew (TNA). Für die Ge­schich­te der ent­mi­li­ta­ri­sier­ten Zo­ne ist in den Lan­des­ar­chi­ven der be­trof­fe­nen Bun­des­län­der reich­hal­ti­ges Quel­len­ma­te­ri­al zu fin­den.  Das In­sti­tut für Zeit­ge­schich­te – Ar­chiv (IfZ) ver­wahrt ei­ni­ge ein­schlä­gi­ge Nach­läs­se so­wie Zeu­gen­aus­sa­gen zur Rhein­land­kri­se aus der Nach­kriegs­zeit. 

Gedruckte Quellen

Zahl­rei­che Quel­len lie­gen in gro­ßen Ak­te­ne­di­tio­nen vor. Für das Deut­sche Reich:
 
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Einmarsch der Truppen in Köln am 7. März 1936, Ecke Komödienstraße /Unter Fettenhennen, Foto: J. Rademacher. (Rheinisches Bildarchiv/rba_mfL009490_69)

 
Anmerkungen
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Wolz, Alexander, Die Remilitarisierung des Rheinlands am 7. März 1936, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-remilitarisierung-des-rheinlands-am-7.-maerz-1936/DE-2086/lido/642bcedc0af097.30828046 (abgerufen am 27.04.2024)