Die Bevollmächtigten für den Nahverkehr (Nbv) im „Dritten Reich“ unter besonderer Berücksichtigung der Rheinlande

Joachim Lilla (Krefeld)
Veröffentlicht am 26.03.2021, zuletzt geändert am 01.09.2021

Das Reichsverkehrsministerium am Wilhelmplatz in Berlin, August 1937. (Bundesarchiv, Bild 183-C11815 / CC-BY-SA 3.0)

1. Einleitung

Ein klei­nes Seg­ment der kaum über­schau­ba­ren Son­der­be­hör­den­viel­falt des „Drit­ten Rei­ches“ will der fol­gen­de Bei­trag er­hel­len: Or­ga­ni­sa­ti­on, Struk­tur und Auf­ga­ben der „Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr“, amt­li­ches Kür­zel Nbv. Der Be­griff Nah­ver­kehr war ein ter­mi­nus tech­ni­cus, der im Jahr 1931 durch die Drit­te Ver­ord­nung des Reichs­prä­si­den­ten zur Si­che­rung von Wirt­schaft und zur Be­kämp­fung po­li­ti­scher Aus­schrei­tun­gen vom 6.10.1931[1] ein­ge­führt und durch das Ge­setz über den Gü­ter­fern­ver­kehr mit Kraft­fahr­zeu­gen (GFG) vom 26.6.1935[2] so­wie die zu die­sem Ge­setz er­las­se­ne Durch­füh­rungs­ver­ord­nung (DVO-GFG) vom 27.3.1936[3]. Der Nah­ver­kehr um­fass­te al­le Trans­por­te, die in der so­ge­nann­ten Nah­zo­ne durch­ge­führt wur­den und war im Ge­gen­satz zum Gü­ter­fern­ver­kehr zu­nächst ge­neh­mi­gungs­frei; zu die­ser Nah­zo­ne ge­hör­ten al­le Ge­mein­den in­ner­halb ei­nes Um­krei­ses von 50 Ki­lo­me­tern[4]. Die im Gü­ter­nah­ver­kehr ein­ge­setz­ten Kraft­fahr­zeu­ge wa­ren ge­mäß § 11 DVO-GFG mit ei­ner ent­spre­chen­den Auf­schrift zu kenn­zeich­nen.

Die Auf­ga­ben der Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr um­fass­ten bis zum Kriegs­be­ginn vor­nehm­lich „die Sor­ge für die Auf­recht­er­hal­tung des Nah­ver­kehrs“ für den Fall, dass „der Gü­ter­ver­kehr mit Kraft­fahr­zeu­gen im Kriegs­fal­le völ­lig still­ge­legt wer­den kön­ne, und daß [nur] dem auf­recht zu hal­ten­den Nah­ver­kehr im we­sent­li­chen Kraft­fahr­zeu­ge und Per­so­nal er­hal­ten blei­ben wür­den“[5]. Im Lau­fe des Krie­ges aber wur­den die Auf­ga­ben der Nbv er­heb­lich aus­ge­wei­tet und er­streck­ten sich un­ter an­de­rem auf die kom­plet­te Or­ga­ni­sa­ti­on des Stra­ßen­ver­kehrs, die De­ckung des Be­darfs an Stra­ßen­ver­kehrs­mit­teln und de­ren Ein­satz bei Gro­ßvor­ha­ben so­wie die Len­kung des Gü­ter- und Per­so­nen­ver­kehrs mit Kraft­fahr­zeu­gen, um nur ei­ni­ge Bei­spie­le zu nen­nen. Die Nbv üb­ten von An­fang an „kei­ne Frie­dens­ver­wal­tungs­tä­tig­kei­ten“ aus, son­dern wa­ren als „rei­ne Mo­bil­ma­chungs­stel­len“ an­ge­legt[6]. Dies er­klärt un­ter an­de­rem auch, dass im Hin­blick auf die Nbv, die sei­ner­zeit als „ge­hei­me Reichs­sa­che“ ein­ge­stuft wa­ren und de­ren Ak­ten mehr­heit­lich ge­gen Kriegs­en­de ver­nich­tet wur­den, die ar­chi­vi­sche Über­lie­fe­rung dürf­tig ist und als de­ren Fol­ge auch de­ren Be­rück­sich­ti­gung in der For­schung[7].

2. Die Errichtung der Nbv und ihre Entwicklung bis 1940

Durch ge­mein­sa­men Rund­er­lass vom 31.8.1936 über­tru­gen – „un­ter be­ton­tem Ver­zicht auf nach au­ßen hin er­schei­nen­de Selb­stän­dig­keit“[8] – der Reichs- und Preu­ßi­sche Mi­nis­ter des In­nern so­wie der Reichs- und Preu­ßi­sche Ver­kehrs­mi­nis­ter[9] mit Wir­kung vom 1.10.1936 be­stimm­ten Mit­tel­be­hör­den, al­so mit­tel­in­stanz­li­chen Reichs- und preu­ßi­schen Be­hör­den der all­ge­mei­nen und in­ne­ren Ver­wal­tung, in der Re­gel den Ober­prä­si­den­ten be­zie­hungs­wei­se den Zen­tral­be­hör­den der Län­der am Sitz ei­ner Wehr­kreis­ver­wal­tung, vor­sorg­lich „die ein­heit­li­che Len­kung der noch vor­han­den Stra­ßen­ver­kehrs­mit­tel“. Ge­meint war, „im Ernst­fall al­le Nah­ver­kehrs­mit­tel au­ßer der Reichs­bahn zen­tral zu­sam­men­zu­fas­sen und auf die Be­dürf­nis­se der Wehr­macht ei­ner­seits, des zi­vi­len Nah­ver­kehrs an­der­seits ein­zu­stel­len“.[10] Bei den Mit­tel­be­hör­den wur­den zu­nächst noch „Au­ßen­stel­len des Reichs- und Preu­ßi­schen Ver­kehrs­mi­nis­ter­s“ ge­nann­te „Be­voll­mäch­tig­te für den Nah­ver­kehr (Nbv) und für je­den Nbv ein ‚stän­di­ger Ver­tre­ter‘ be­stell­t“. Die Mit­tel­be­hör­den wur­den an­ge­wie­sen, sich „bei der Durch­füh­rung der ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben die­ser Be­voll­mäch­tig­ten zu be­die­nen. Die Nbv sind für die Durch­füh­rung die­ser Auf­ga­ben ver­ant­wort­lich. Die Be­zir­ke der Nbv de­cken sich mit den Wehr­krei­sen. […] Des­halb war es teil­wei­se er­for­der­lich, von den Gren­zen der in­ne­ren Ver­wal­tung ab­zu­wei­chen. Et­wa hier­durch auf­tre­ten­de Schwie­rig­kei­ten müs­sen durch en­ge Füh­lung­nah­me über­wun­den wer­den.“ Die Nbv wur­den den je­wei­li­gen Mit­tel­be­hör­den zu­ge­teilt, er­hiel­ten ih­re fach­li­chen Wei­sun­gen vom Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter, wur­den aber ver­pflich­tet, „den Lei­ter der Mit­tel­be­hör­de über die wich­ti­gen Fra­gen lau­fend zu un­ter­rich­ten“. Die Nbv wa­ren Dienst­stel­len des Rei­ches, fir­mier­ten aber un­ter der Be­hör­de, der sie an­ge­glie­dert wa­ren, zum Bei­spiel „Der Ober­prä­si­dent der Pro­vinz Ost­preu­ßen – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr“. Die Nbv un­ter­stan­den dem Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter, der den je­wei­li­gen Be­hör­den die per­sön­li­chen und sach­li­chen Kos­ten er­stat­te­te. Un­be­scha­det ih­rer haus­halts­recht­li­chen und fach­li­chen Un­ter­stel­lung un­ter den Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter wur­den die Nbv Be­stand­teil der Be­hör­de, bei der sie er­rich­tet wa­ren. Art und Um­fang des Wei­sungs­rechts des Lei­ters der je­wei­li­gen Mit­tel­be­hör­de ge­gen­über dem Nbv wa­ren strit­tig und sind of­fen­bar bis Kriegs­en­de nicht de­fi­ni­tiv ge­klärt wor­den. Der Reichs­mi­nis­ter des In­nern ver­trat den Stand­punkt, dass der Be­hör­den­lei­ter ge­gen­über dem Nbv in vol­lem Um­fang wei­sungs­be­rech­tigt sei, konn­te sich aber mit die­ser Auf­fas­sung ge­gen­über dem Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter nicht durch­set­zen.[11] Mit dem Er­rich­tungs­er­lass wur­den die Mit­tel­be­hör­den zu­dem an­ge­wie­sen, für die zu er­rich­ten­den Nbv „ei­nen Re­gie­rungs­ober­inspek­tor oder ei­nen Re­gie­rungs­in­spek­tor mit kas­sen­mä­ßi­ger Vor­bil­dung […] nam­haft zu ma­chen“. Des Wei­te­ren soll­ten ein Amts­ge­hil­fe und zwei Schreib­kräf­te an­ge­nom­men so­wie ein Bü­ro und „ein Un­ter­kunfts­raum für den Dienst­kraft­wa­gen“ be­reit­ge­stellt wer­den.[12] Die Be­ar­bei­tung der Per­so­na­li­en war zu­nächst nicht ein­heit­lich ge­re­gelt, denn erst im Jah­re 1940 ord­ne­te der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter an, dass die­se, „wie es schon bei meh­re­ren Nbvs ge­schieht, von den Re­gie­run­gen, Ober­prä­si­den­ten, Reichs­statt­hal­tern bzw. Lan­des­re­gie­run­gen zu be­ar­bei­ten sind, de­nen der Nbv an­ge­glie­dert is­t“.[13] Die Ent­schei­dung, dass die Wehr­krei­se (zu­nächst) den Zu­stän­dig­keits­be­reich der Nbv bil­den soll­ten, die nicht im­mer mit sons­ti­gen Ver­wal­tungs­gren­zen über­ein­stimm­ten, dürf­te dar­auf zu­rück­zu­füh­ren sein, dass „die nach 1933 ein­set­zen­de ver­kehrs­wirt­schaft­li­che Ge­setz­ge­bung und vor al­lem die Vor­be­rei­tung der Mo­bil­ma­chun­g“ da­zu führ­te, „daß der Stra­ßen­ver­kehr nach gro­ßräu­mi­ge­ren Ver­wal­tungs­be­zir­ken ver­lang­te. Die Hand­ha­bung des Gü­ter- und Per­so­nen­ver­kehrs­ge­set­zes kann sinn­voll nur bei den­je­ni­gen Be­hör­den statt­fin­den, de­nen auch die Vor­be­rei­tung der Mo­bil­ma­chung ob­lieg­t“.[14] 

Zum Zeit­punkt der Er­rich­tung der Nbv gab es im Reichs­ge­biet zwölf Wehr­krei­se.[15] Am Sitz der Wehr­krei­se (mit ei­ner Aus­nah­me) wur­den als Au­ßen­stel­len des Reichs- und Preu­ßi­schen Ver­kehrs­mi­nis­ters Be­voll­mäch­tig­te für den Nah­ver­kehr er­rich­tet im Wehr­kreis I beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz Ost­preu­ßen in Kö­nigs­berg i.Pr., im Wehr­kreis II beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz Pom­mern in Stet­tin, im Wehr­kreis III beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz Bran­den­burg in Ber­lin, im Wehr­kreis IV beim Säch­si­schen Mi­nis­ter des In­nern in Dres­den, im Wehr­kreis V beim Würt­tem­ber­gi­schen In­nen­mi­nis­ter in Stutt­gart, im Wehr­kreis VI beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz West­fa­len in Müns­ter und beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Düs­sel­dorf, im Wehr­kreis VII beim Baye­ri­schen Staats­mi­nis­ter des In­nern in Mün­chen, im Wehr­kreis VIII beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz (Nie­der-)Schle­si­en in Bres­lau, im Wehr­kreis IX beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz Hes­sen-Nas­sau in Kas­sel, im Wehr­kreis X beim Reichs­statt­hal­ter in Ham­burg – Se­nat –, im Wehr­kreis XI beim Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz Han­no­ver in Han­no­ver, im Wehr­kreis XII beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Wies­ba­den.

 

In der Fol­ge­zeit gab es meh­re­re Än­de­run­gen in der Ein­tei­lung der Wehr­krei­se, die sich teil­wei­se auf den Be­stand der Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on aus­wirk­te. Im Ok­to­ber 1937 wur­den die Wehr­er­satz­be­zir­ke aus dem Wehr­kreis VII (Mün­chen) aus­ge­glie­dert und mit ei­ni­gen Ge­bie­ten aus dem Wehr­kreis V (Stutt­gart) zu ei­nem neu­en Wehr­kreis XIII mit Sitz in Nürn­berg zu­sam­men­ge­fasst. Der neu er­rich­te­te Nbv fir­mier­te zu­nächst als Au­ßen­stel­le des Staats­mi­nis­ters des In­nern in Nürn­berg-Fürth. Mit dem An­schluss Ös­ter­reichs wur­den in den zum 1.4.1938 neu er­rich­te­ten Wehr­krei­sen XVII (Sitz Wien) und XVIII (Sitz Salz­burg) Nbv er­rich­tet für den Wehr­kreis XVII zu­nächst beim Reichs­statt­hal­ter in Ös­ter­reich – Lan­des­re­gie­rung – und für den Wehr­kreis XVIII zu­nächst beim Lan­des­haupt­mann in Salz­burg (ab 1940 bei den Reichs­statt­hal­tern in Wien be­zie­hungs­wei­se Salz­burg). Die im Herbst 1938 an­nek­tier­ten su­de­ten­deut­schen Ge­bie­te wur­den in die Wehr­krei­se VIII (Bres­lau), IV (Dres­den) und XIII (Nürn­berg) ein­ge­glie­dert. Erst im Ju­ni 1944 wur­de beim Reich­statt­hal­ter in Rei­chen­berg ein ei­ge­ner Nbv für den Reichs­gau Su­de­ten­land er­rich­tet. In den im Ok­to­ber 1939 an­ge­glie­der­ten Ge­bie­ten Dan­zig-West­preu­ßen und Wart­he­land wur­den die Wehr­krei­se XX (Dan­zig) und XXI (Po­sen) er­rich­tet, de­ren Nbv je­weils den Reichs­statt­hal­tern in Dan­zig und Po­sen bei­ge­ge­ben wur­den. Im Rah­men der Or­ga­ni­sa­ti­on der Wehr­wirt­schafts­ver­wal­tung wa­ren ei­ni­ge Wehr­krei­se in zwei Wehr­wirt­schafts­be­zir­ke auf­ge­teilt.[16] Für die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on wirk­te sich die­ses in den Wehr­krei­sen V (Stutt­gart) und IX (Kas­sel) aus[17], nach­dem der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter fest­ge­stellt hat­te, in die­sen Wehr­krei­sen sei es „not­wen­dig ge­wor­den, die bis­he­ri­ge Glie­de­rung der Nbv-Be­zir­ke ab­zu­än­dern und bei wei­te­ren Mit­tel­be­hör­den Nbv ein­zu­set­zen“.[18] Beim Nbv Stutt­gart ver­blie­ben aus dem Wehr­kreis V die würt­tem­ber­gi­schen Ge­bie­te und der Re­gie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen (Wehr­wirt­schafts­be­zirk Va), wäh­rend ab Mai 1940 für die ba­di­schen Ge­bie­te (Wehr­wirt­schafts­be­zirk Vb) ein neu­er Nbv beim Ba­di­schen In­nen­mi­nis­ter in Karls­ru­he er­rich­tet wur­de. Im Wehr­kreis IX ver­blie­ben die Ge­bie­te der Pro­vinz Hes­sen-Nas­sau, des Lan­des Hes­sen so­wie die baye­ri­schen, han­nö­ver­schen und west­fä­li­schen Krei­se (Wehr­wirt­schafts­be­zirk IXa) beim Nbv Kas­sel, wäh­rend für das Land Thü­rin­gen, den Re­gie­rungs­be­zirk Er­furt und den Kreis Schmal­kal­den (Wehr­wirt­schafts­be­zirk IXb) ein neu­er Nbv beim Thü­rin­gi­schen in Wei­mar ein­ge­setzt. Über die Ein­set­zung von Nbv in au­ßer­deut­schen Ge­bie­ten und die Neu­ord­nung der in­ner­deut­schen Nbv-Be­zir­ke wird in Ab­schnitt 3 dar­ge­stellt.

Als Au­ßen­stel­len des Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ters bil­de­ten die Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr im Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um ei­nen ei­ge­nen Dienst­be­reich ne­ben bei­spiels­wei­se der Ei­sen­bahn oder den Was­ser­stra­ßen. Ab Mit­te der 1930er Jah­re war für Kraft­ver­kehr und Stra­ßen­ver­kehr (un­ter die­ser Be­zeich­nung spä­tes­tens 1938 nach­ge­wie­sen) ei­ne ei­ge­ne Ab­tei­lung „K“ im Mi­nis­te­ri­um zu­stän­dig. In der Ab­tei­lung K lag die Zu­stän­dig­keit für die Nbv zu­nächst beim Re­fe­rat K 3 (ab 1939 K 9) mit fol­gen­den Ar­beits­ge­bie­ten: Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on; Reichs­leis­tungs­ge­setz; Aus­gleich von Fahr­zeu­gen in­ner­halb des Reichs; Frei­stel­lung von Fahr­zeu­gen ge­gen­über der Wehr­macht und Ver­tei­lung der von ihr an die Wirt­schaft zu­rück­kom­men­den Ver­kehrs­mit­tel; Si­cher­stel­lung des für die Stra­ßen­ver­kehrs­un­ter­neh­men er­for­der­li­chen Per­so­nals; Ein­satz der Stra­ßen­ver­kehrs­mit­tel.[19] Die im Zu­sam­men­hang mit den Nbv Reichs­ver­tei­di­gungs­an­ge­le­gen­hei­ten war zu­nächst ei­ner – al­ler­dings mit der Ab­tei­lung K schon per­so­nell ver­floch­te­nen – ei­gen­stän­di­gen Grup­pe für Reichs­ver­tei­di­gung (LV)[20] über­tra­gen, bis die­se dann der Ab­tei­lung K zu­ge­wie­sen wur­den, in der „Reichs­ver­tei­di­gung und Or­ga­ni­sa­ti­on der Stra­ßen­ver­kehrs­ver­wal­tun­g“ dann ei­ne gleich­na­mi­ge Grup­pe von fünf Re­fe­ra­ten bil­de­ten.[21] Die­se Grup­pe wur­de spä­tes­tens 1943 auf­ge­löst, die wei­ter­hin fünf Re­fe­ra­te un­mit­tel­bar dem Ab­tei­lungs­lei­ter un­ter­stellt.[22] Mit dem Vier­jah­res­plan be­stand zeit­wei­se ei­ne un­mit­tel­ba­re per­so­nel­le Ver­zah­nung mit der Ab­tei­lung K. Der im No­vem­ber 1938 durch den Be­auf­trag­ten für den Vier­jah­res­plan zum Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten für das Kraft­fahr­we­sen (GBK) er­nann­te Oberst[23] Adolf von Schell[24] wur­de am 1.3.1940 „als Un­ter­staats­se­kre­tär mit au­ßer­ge­wöhn­li­chen Voll­mach­ten in das Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um“ ein­trat und zu­gleich Lei­ter der Ab­tei­lung K wur­de[25] und in die­ser Stel­lung bis Mit­te 1942 ver­blieb. Der Be­auf­trag­te für den Vier­jah­res­plan, Mi­nis­ter­prä­si­dent Ge­ne­ral­feld­mar­schall Her­mann Gö­ring (1893-1946), rühm­te die­se Per­so­nal­ent­schei­dung als „ent­schei­den­de[n] Schritt zur ein­heit­li­chen Be­treu­ung und Aus­rich­tung des mo­to­ri­sier­ten Ver­kehrs […], der glei­cher­ma­ßen für Wehr­macht, Wirt­schaft und all­ge­mei­nen Stra­ßen­ver­kehr von Be­deu­tung is­t“.[26] 

3. Innere Organisation, Zuständigkeiten und Personal

Zur in­ne­ren Ver­fas­sung, al­so zur Ge­schäfts­ver­tei­lung bei den Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr, hat, so­weit er­sicht­lich, der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter erst­mals im Ok­to­ber 1939 Be­stim­mun­gen er­las­sen.[27] Nach­dem die Tä­tig­keit der Nbv „nun­mehr auf den Krieg um­ge­stellt ist, er­scheint es zweck­mä­ßig, ei­ne ein­heit­li­che Ver­tei­lung der auf­kom­men­den Ge­schäf­te in­ner­halb Ih­rer Dienst­stel­le vor­zu­neh­men“. Ein bei­ge­füg­ter Mus­ter­ge­schäfts­ver­tei­lungs­plan sah die fol­gen­den Ar­beits­ge­bie­te für die Nbv vor:

  1. All­ge­mei­ne Ver­wal­tung und Kas­sen­an­ge­le­gen­hei­ten
  2. Per­so­nal­ein­satz und -er­satz
  3. Ein­satz der Gü­ter­nah­ver­kehrs­mit­tel (ein­schlie­ß­lich Pfer­de)
  4. Ein­satz der Gü­ter­fern­ver­kehrs­mit­tel (auch für Son­der­auf­ga­ben)
  5. Per­so­nen­ver­kehr
  6. Spe­di­ti­on und La­ge­rei
  7. Ein­satz der Per­so­nen­be­för­de­rungs­mit­tel
  8. Treib­stoff­an­ge­le­gen­hei­ten
  9. An­ge­le­gen­hei­ten für Re­pa­ra­tu­ren und Er­satz­tei­le.

Auf die­sen Vor­ga­ben be­ruh­te der Ge­schäfts­ver­tei­lungs­plan des Nbv Düs­sel­dorf vom 1.1.1940[28]: De­zer­nat I Ver­wal­tung (mit zwei Sach­ge­bie­ten [1, 2]) De­zer­nat II Gü­ter­trans­port (mit drei Sach­ge­bie­ten [3, 4, 6] De­zer­nat III Per­so­nen­be­för­de­rung (mit zwei Sach­ge­bie­ten [5, 7]) De­zer­nat IV Be­triebs­wirt­schaft und -tech­nik (mit zwei Sach­ge­bie­ten [8, 9]) Die­se Auf­tei­lung der Ar­beits­ge­bie­te be­zeich­ne­te der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter be­reits zwei Jah­re spä­ter als „durch die Aus­wei­tung der Auf­ga­ben [der Nbv] über­hol­t“ und er­ließ ei­ne neue Mus­ter­ge­schäfts­ver­tei­lung, die mit elf be­zie­hungs­wei­se ab Früh­jahr 1942 (mit Hin­zu­kom­men der Stra­ßen­bahn­auf­sicht) zwölf Ar­beits­ge­bie­te/De­zer­na­te um­fass­te.[29] Die Ge­schäfts­ver­tei­lung än­der­te sich in der Fol­ge­zeit nur noch un­we­sent­lich, wie der letz­te über­lie­fer­te Ge­schäfts­ver­tei­lungs­plan („vor­läu­fi­ge De­zer­nats­ein­tei­lun­g“) des Nbv Düs­sel­dorf, Stand 22.2.1945, be­legt.[30] De­zer­nat I All­ge­mei­ne Ver­wal­tung, Per­so­nal- und Kas­sen­an­ge­le­gen­hei­ten De­zer­nat II Rechts­an­ge­le­gen­hei­ten, Be­zugs­schein­an­ge­le­gen­hei­ten usw. De­zer­nat III Gü­ter­be­för­de­rung im Nah­ver­kehr De­zer­nat IV Gü­ter­be­för­de­rung im Fern­ver­kehr De­zer­nat V Per­so­nen­ver­kehr De­zer­nat VI All­ge­mei­ne Stra­ßen­bahn­an­ge­le­gen­hei­ten, tech­ni­sche Stra­ßen­bahn­auf­sicht De­zer­nat VII Be­för­de­rungs­ent­gel­te De­zer­nat VIII Fahr­zeug­tech­nik und Um­bau auf hei­mi­sche Kraft­stof­fe De­zer­nat IX Be­triebs­stof­fe, Tank­stel­len De­zer­nat X Per­so­nal­wirt­schaft De­zer­nat XI Si­cher­stel­lung von Ver­kehrs­mit­teln De­zer­nat XII Ver­kehrs­or­ga­ni­sa­ti­on und -pla­nung

Die Durch­füh­rung der Tä­tig­kei­ten der Nbv vor Ort er­folg­te durch die Fahr­ge­mein­schafts­lei­ter. Die­se wa­ren nach­ge­ord­ne­te Dienst­stel­len der Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr (Nbv) und wur­den im Fe­bru­ar 1941 in die un­te­ren Ver­wal­tungs­be­hör­den (Stadt- und Land­krei­se) ein­ge­glie­dert, in Kre­feld bei­spiels­wei­se an das Amt 79 – Wirt­schafts­amt und Er­näh­rungs­amt Abt. B.[31] Das ge­naue Da­tum der Ein­set­zung der Fahr­be­reit­schafts­lei­ter ist nicht be­kannt; im Ok­to­ber 1939 wa­ren Fahr­be­reit­schafts­lei­ter of­fen­bar schon „bei den un­te­ren Ver­wal­tungs­be­hör­den“ ein­ge­setzt.[32] Ei­ne um­fas­sen­de Dienst­an­wei­sung für die Fahr­be­reit­schafts­lei­ter ver­öf­fent­lich­te der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter erst am 10.6.1942.[33] In be­stimm­ten Ge­bie­ten konn­ten meh­re­re Fahr­be­reit­schaf­ten zu ei­ner Grup­pen­fahr­be­reit­schaft zu­sam­men­ge­schlos­sen wer­den.

In den Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ken, in de­nen kei­ne Nbv ein­ge­setzt wa­ren, wa­ren ab Mai 1944 Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter ein­zu­set­zen, de­ren Zu­stän­dig­keits­be­zirk sich auf den je­wei­li­gen Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zirk er­streck­te. Die Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter wa­ren bei der ge­schäfts­füh­ren­den Be­hör­de des Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sars zu be­stel­len und führ­ten ih­re Ge­schäf­te un­ter des­sen Be­zeich­nung mit ei­nem ent­spre­chen­den Zu­satz, Bei­spiel: Der Reich­statt­hal­ter in Ol­den­burg und Bre­men – Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter.[34] Den Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­tern wur­den im Ein­zel­nen die fol­gen­den Auf­ga­ben über­tra­gen[35]:

  • Ein­heit­li­che Aus­rich­tung der Maß­nah­men zur Durch­füh­rung des Stra­ßen­ver­kehrs in sei­nem Be­zirk.
  • Fahr­zeug­aus­gleich bei Trans­port­auf­ga­ben, die über das Leis­tungs­ver­mö­gen ei­ner Grup­pen­fahr­be­reit­schaft oder Fahr­be­reit­schaft hin­aus­ge­hen.
  • Vor­be­rei­tung der Durch­füh­rung von So­fort­hil­fe­maß­nah­men, so­weit sie nicht in das Auf­ga­ben­ge­biet der Par­tei fal­len; hier­zu be­ruft der Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sar [Gau­lei­ter] den Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter als Ver­tre­ter des Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr in den Gau­ein­satz­stab.
  • Lau­fen­de Un­ter­rich­tung des Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sars und des Lei­ters der ge­schäfts­füh­ren­den Be­hör­de des Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sars über die Ver­kehrs­la­ge und über wich­ti­ge Er­eig­nis­se.
  • Son­der­auf­trä­ge des Nbv.

Die Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter üb­ten in­ner­halb ih­res Be­zirks gleich­sam Funk­tio­nen ei­nes Nbv aus, ob­wohl sie in der be­hörd­li­chen Hier­ar­chie dem Nbv un­ter­stellt blie­ben. Die Ein­set­zung der Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter ist letzt­lich als Kon­zes­sio­nen ge­gen­über den Gau­lei­tern als Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­ren zu wer­ten, in de­ren Be­zirk kein Nbv be­stand. Nä­he­re Un­ter­la­gen über die Ein­set­zung der Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ter lie­ßen sich nicht er­mit­teln. Im Rhein­land und in West­fa­len ka­men nur zwei Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ke für die Ein­set­zung ei­nes Be­zirks­fahr­be­reit­schafts­lei­ters in Be­tracht: der Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zirk Köln-Aa­chen (ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de Re­gie­rungs­prä­si­dent Köln) und Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zirk West­fa­len-Süd (ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de Re­gie­rungs­prä­si­dent Arns­berg). Der Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zirk Es­sen hat­te zwar in sei­nem Be­zirk kei­nen Nbv, sei­ne ge­schäfts­füh­ren­de Be­hör­de war aber der Re­gie­rungs­prä­si­dent Düs­sel­dorf, zu­dem war Es­sen Sitz ei­nes be­zirks­über­grei­fen­den Son­der­re­fe­rats Ruhr.

Bei den als Be­voll­mäch­tig­te für den Nah­ver­kehr ein­ge­setz­ten Be­am­ten han­del­te es bis zum Kriegs­aus­bruch 1939 mehr­heit­lich um ei­ne recht ho­mo­ge­ne Be­am­ten­grup­pe.[36] Al­le 1936 als Nbv oder de­ren Stell­ver­tre­ter be­stell­ten Be­am­ten wa­ren zur Dienst­leis­tung bei der je­wei­li­gen Ver­wal­tungs­be­hör­de ab­ge­ord­ne­te Be­am­te des hö­he­ren Diens­tes, ver­ein­zelt auch des ge­ho­be­nen und hö­he­ren Diens­tes der Deut­schen Reichs­bahn (vor al­lem Reichs­bahn­rä­te, Reichs­bahn­as­ses­so­ren). Die meis­ten die­ser Be­am­ten wa­ren et­wa zwi­schen 30 und 40 Jah­re alt und stan­den am Be­ginn ih­rer be­ruf­li­chen Lauf­bahn. So­weit sie sich 1938 da­für ent­schie­den, bei der Or­ga­ni­sa­ti­on der Nbv zu ver­blei­ben, wur­den sie als Re­gie­rungs­bau­rä­te - ver­ein­zelt auch Re­gie­rungs­rä­te - in den un­mit­tel­ba­ren Reichs­dienst über­nom­men. Auch wenn ein­zel­ne Be­am­te bei den Nbv von „un­ge­klär­ten Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten“ (Wal­ter Wetz­ler, Mün­chen) oder gar von ei­nem „Ab­stell­gleis“ (Al­brecht Zahn, Stutt­gart) spra­chen, ha­ben sich of­fen­bar nach der Kon­so­li­die­rung der Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on die be­ruf­li­chen Per­spek­ti­ven ver­bes­sert und da­zu ge­führt, dass als Nbv tä­ti­ge Be­am­te ge­frag­te Spe­zia­lis­ten wur­den, für die ge­eig­ne­ter Nach­wuchs nicht oh­ne wei­te­res ver­füg­bar war. Dies zeigt, dass man­cher Nbv nach an­de­rer Ver­wen­dung wie­der an sei­ne ur­sprüng­li­che Nbv-Dienst­stel­le zu­rück­kehr­te oder ein Nbv im Lau­fe sei­ner Dienst­zeit bei ver­schie­de­nen Nbv zum Ein­satz kam. Wie eng die Per­so­nal­de­cke letzt­lich war, zeigt auch der Ein­satz ein­zel­ner Be­am­ter der Deut­schen Reichs­post, von Funk­tio­nä­ren des NSKK und so­gar ei­nes Kon­sis­to­ri­al­rats bei Dienst­stel­len der Nbv. Nicht zu­letzt war für ei­ni­ge Be­am­te ih­re Nbv-Tä­tig­keit ein Sprung­brett für ih­re wei­te­re Kar­rie­re: Er­win De­ischl (1904-1984)[37] und Walt­her Wetz­ler (1898-1960)[38] wur­den (nebst ei­ni­gen an­de­ren Nbv) spä­ter in das Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um über­nom­men, wo­bei Wetz­ler zu­letzt Mi­nis­te­ri­al­di­rek­tor und Lei­ter der Ab­tei­lung K (Kraft­ver­kehr) wur­de. Auch für Nach­kriegs­kar­rie­ren wa­ren Tä­tig­kei­ten als Nbv nicht un­be­dingt schäd­lich, wie ei­ni­ge Bei­spie­le zei­gen. Der be­reits er­wähn­te Wal­ter Wetz­ler war in der Stra­ßen­ver­kehrs­ver­wal­tung der bri­ti­schen Zo­ne be­zie­hungs­wei­se des Ver­ei­nig­ten Wirt­schafts­ge­bie­tes so­wie im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ver­kehr an lei­ten­der Stel­le tä­tig, spä­ter dann als Prä­si­dent des Ober­prü­fungs­am­tes für die hö­he­ren tech­ni­schen Ver­wal­tungs­be­am­ten. Der Ju­rist Franz Wes­sel (1903-1958), Nbv Ber­lin und Kra­kau, brach­te es nach Tä­tig­keit in der Stra­ßen­ver­kehrs­ver­wal­tung und beim Bun­des­rat bis zum Rich­ter am Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt. Der zeit­wei­li­ge Ham­bur­ger Nbv Hans von Hep­pe (1907-1982)[39] mach­te nach 1945 in der Kul­tus­ver­wal­tung von Nord­rhein-West­fa­len und in Ham­burg Kar­rie­re, die er mit dem Amt des Staats­se­kre­tärs im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wis­sen­schaft­li­che For­schung be­zie­hungs­wei­se für Bil­dung und Wis­sen­schaft (1966-1971) ab­schloss. Zwei der Nbv im Wehr­kreis XIII (Nürn­berg-Fürth), Ot­to Lie­gel (1902-1983)[40] und Karl Pa­rig­ger (ge­bo­ren 1909)[41] wur­den in den 1950er Jah­ren nach­ein­an­der Lei­ter des Kraft­fahr­bun­des­am­tes in Flens­burg.

4. Die Entwicklung der Nbv-Organisation ab 1939/1940

a) An­nek­tier­te und be­setz­te Ge­bie­te 

Der ers­te Nbv, der au­ßer­halb des ei­gent­li­chen Reichs­ge­biets ein­ge­setzt wur­de, war der Mit­te 1939 dem Reichs­pro­tek­tor für Böh­men und Mäh­ren in Prag an­ge­glie­der­te und für das Ge­biet des Pro­tek­to­rats zu­stän­di­ge Nbv. Kurz­le­big wa­ren die Nbv, die bei den Kriegs­vor­be­rei­tun­gen 1938 (et­wa ge­gen­über der Tsche­cho­slo­wa­kei so­wie beim Bau des West­walls) tä­tig wa­ren, eben­so wie die bei den Ar­mee­ober­kom­man­dos oder Mi­li­tär­be­fehls­ha­bern im Po­len­feld­zug bei­ge­ord­ne­ten CdZ-Stä­ben ein­ge­setz­ten Nbv. Letz­te­re wur­den be­reits im Ok­to­ber 1939 als re­gu­lä­re Nbv in den Wehr­krei­sen XX (Dan­zig-West­preu­ßen) und XXI (Wart­he­land) so­wie bei dem Ge­ne­ral­gou­ver­neur für die be­setz­ten pol­ni­schen Ge­bie­te in Kra­kau um­ge­wan­delt. Wei­te­re ein­ge­glie­der­te Ge­bie­te, wie der Re­gie­rungs­be­zirk Zi­chen­au oder Ost­o­ber­schle­si­en ka­men zu den Wehr­krei­sen I und VIII und den in ih­nen er­rich­te­ten Nbv. Wei­te­re kurz­le­bi­ge Nbv-Dienst­stel­len gab es auch 1939/1940 bei den Chefs der Zi­vil­ver­wal­tung im in­ner­deut­schen Ope­ra­ti­ons­ge­biet im Wes­ten, oh­ne dass die­se je­doch spä­ter in re­gu­lä­re Nbv um­ge­wan­delt wur­den.[42] Die ge­nann­ten Chefs der Zi­vil­ver­wal­tun­gen hat­ten im We­sent­li­chen die Auf­ga­be, als Ver­bin­dungs­stel­le zwi­schen den mi­li­tä­ri­schen Be­fehls­ha­bern und den Zi­vil­be­hör­den zu fun­gie­ren, kei­nes­falls aber lau­fen­de Ver­wal­tungs­auf­ga­ben wahr­neh­men.[43] Im Ge­gen­satz hier­zu hat­ten – trotz des glei­chen Na­mens – die Chefs der Zi­vil­ver­wal­tun­gen, die in be­stimm­ten, für ei­ne spä­te­re Ein­glie­de­rung in das Reich vor­ge­se­he­nen Grenz­ge­bie­ten im Wes­ten (El­sass, Loth­rin­gen, Lu­xem­burg), Süd­os­ten (Un­ter­stei­er­mark und Kärn­ten-Krain) und Os­ten (Bia­lys­tok) für die suk­zes­si­ve An­glei­chung an das deut­sche Ver­wal­tungs- und Rechts­sys­tem Sor­ge zu tra­gen.[44] Zu un­mit­tel­bar dem Füh­rer un­ter­ste­hen­den Chefs der Zi­vil­ver­wal­tung wur­den im Wes­ten am 2.8.1940 die Gau­lei­ter be­nach­bar­ter NS­DAP-Gaue er­nannt. Die­se Ge­bie­te soll­ten aus au­ßen­po­li­ti­schen Grün­den zu­nächst nicht völ­ker­recht­lich an­nek­tiert wer­den, die fran­zö­si­sche Re­gie­rung sprach aber zu­tref­fend von ei­ner „an­ne­xi­on dé­gu­i­sée“.[45] Auch wenn die­se CdZ-Ge­bie­te in die Wehr­krei­se V (Stutt­gart) und XII (Wies­ba­den) ein­be­zo­gen wur­den, er­folg­te kei­ne Ein­be­zie­hung in die je­wei­li­gen Nbv-Be­zir­ke. Statt­des­sen wur­den im Herbst 1940 bei den Chefs der Zi­vil­ver­wal­tung im El­sass ein Nbv in Straß­burg (mit dem Nbv Karls­ru­he in Per­so­nal­uni­on ver­bun­den) und in Lu­xem­burg ein Nbv ein­ge­setzt. Ein Nbv für Loth­rin­gen in­des wur­de bei der Be­hör­de des Reichs­kom­mis­sars für die Saar­pfalz mit Sitz in Saar­brü­cken er­rich­tet, der aber nur für Loth­rin­gen zu­stän­dig war. Als nach­ge­ord­ne­te Ein­rich­tun­gen der in den CdZ-Ge­bie­ten ein­ge­setz­ten Nbv wa­ren Fahr­be­reit­schafts­lei­ter ein­ge­setzt: im El­sass bei den Ober­stadt­kom­mis­sa­ren (Ober­bür­ger­meis­tern) in Col­mar, Mül­hau­sen und Straß­burg so­wie bei den Land­kom­mis­sa­ren (Land­rä­te) in Alt­kirch, Erstein, Geb­wei­ler, Ha­genau, Mols­heim, Rap­polts­wei­ler, Schlett­stadt, Thann, Wei­ßen­burg und Za­bern; in Loth­rin­gen beim Stadt­kom­mis­sar (Ober­bür­ger­meis­ter) in Metz und den Land­kom­mis­sa­ren in Di­eden­ho­fen, Saar­burg, Saar­ge­münd, Salz­bur­gen und St. Avold; in Lu­xem­burg in der Stadt Lu­xem­burg und in den Land­krei­sen Esch, Die­kirch und Gre­ven­ma­cher.[46]

Nach dem 14.4.1941 wur­den in  Kärn­ten-Krain und Un­ter­stei­er­mark kei­ne ei­ge­nen Nbv ein­ge­setzt, weil der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter die Ver­wal­tung von An­fang an nach „den im Reich herr­schen­den Grund­sät­zen“ in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu füh­ren hat­te.[47] Kärn­ten-Krain und Un­ter­stei­er­mark ka­men zum Be­zirk des Nbv Salz­burg, al­ler­dings wur­den den Dienst­stel­len der CdZ „Be­auf­trag­te für den Nah­ver­kehr“ bei­ge­ge­ben, de­ren Auf­ga­ben von den Grup­pen­fahr­be­reit­schafts­lei­tern in Graz be­zie­hungs­wei­se Krain­burg wahr­ge­nom­men wur­den. Es be­stan­den fol­gen­de Fahr­be­reit­schafts­lei­ter: in Kärn­ten-Krain in Krain­burg, Rad­manns­dorf, Stein, Un­ter­drau­burg (bil­de­ten die Grup­pen­fahr­be­reit­schaft Krain­burg); in Un­ter­stei­er­mark in Mar­burg-Stadt, Mar­burg-Land, Ober­rad­kers­burg, Pett­au, Cil­li, Tre­fail, Rann (bil­de­ten die Grup­pen­fahr­be­reit­schaft Mar­burg).[48] Eben­falls wur­de für das Ge­biet des am 17.7.1941 ein­ge­setz­ten Chefs der Zi­vil­ver­wal­tung in Bia­lys­tok[49] kein ei­ge­ner Nbv ein­ge­setzt; Bia­lys­tok wur­de vom Nbv in Kö­nigs­berg be­treut.

In Nor­we­gen und den Nie­der­lan­den, wo je­weils ei­ne deut­sche Auf­sichts­ver­wal­tung un­ter ei­nem Reichs­kom­mis­sar ein­ge­setzt war, be­stan­den auch dem Nbv ver­gleich­ba­re Dienst­stel­len, in Nor­we­gen (Sitz Os­lo) Stra­ßen­ver­kehrs­re­fe­rent be­zie­hungs­wei­se Ver­kehrs­ab­tei­lung ge­nannt[50], in den Nie­der­lan­den Nbv mit Sitz in Den Haag, ab 1943 Zeist bei Ut­recht.[51] Bei den Mi­li­tär­ver­wal­tun­gen in Bel­gi­en-Nord­frank­reich, den be­setz­ten fran­zö­si­schen Ge­bie­ten und in Ser­bi­en wa­ren Nbv ein­ge­setzt, teils mit wei­te­ren nach­ge­ord­ne­ten Nbv und/oder Fahr­be­reit­schafts­lei­tern bei den (Ober-)Feld­kom­man­dan­tu­ren und Mi­li­tär­ver­wal­tungs­be­zir­ken. In den be­setz­ten Ost­ge­bie­ten war ei­ne ei­ge­ne (Stra­ßen-)Ver­kehrs­ver­wal­tung mit ei­ner Ge­ne­ral­ver­kehrs­di­rek­ti­on Os­ten in War­schau, Reichs­ver­kehrs­di­rek­tio­nen in Ri­ga, Minsk, Kiew und Dnjepro­pe­trowsk mit nach­ge­ord­ne­ten Reichs-Stra­ßen­ver­kehrs­äm­tern und Reichs-Stra­ßen­ver­kehrs­stel­len.[52]

b) Reichs­ge­biet

Die seit lan­gem an­ge­kün­dig­te Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Be­zir­ke der Wirt­schafts­ver­wal­tung wur­de durch die Ver­ord­nung über die Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sa­re und die Ver­ein­heit­li­chung der Wirt­schafts­ver­wal­tung vom 16.11.1942[53] ver­wirk­licht. Grund­la­ge der neu­en Be­zirks­ein­tei­lung wa­ren die NS­DAP-Par­tei­gaue, die auch zu Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ken und Wirt­schafts­be­zir­ken wur­den und so­mit zu­gleich den Cha­rak­ter staat­li­cher Ver­wal­tungs­be­zir­ke er­hiel­ten. Die neue Ein­tei­lung ori­en­tier­te sich zu­gleich mehr an be­ste­hen­den Ver­wal­tungs­gren­zen als die bis­he­ri­gen Wehr­kreis­gren­zen, da die Par­tei­gaue auf dem Zu­schnitt der Reichs­tags­wahl­krei­se fu­ß­ten. § 12 Abs. 1 der Ver­ord­nung be­stimm­te: „Die ört­li­che Zu­stän­dig­keit der Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr um­fa­ßt ei­nen oder meh­re­re Wirt­schafts­be­zir­ke oder Tei­le von Wirt­schafts­be­zir­ken.“ Nach § 8 Abs. 2 ge­hör­te der Nbv fer­ner dem Ver­tei­di­gungs­aus­schuss des Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sars an. Die Ver­ord­nung trat zwar zum 1.12.1942 in Kraft, die Obers­ten Reichs­be­hör­den wur­den je­doch in § 22 Abs. 1 er­mäch­tigt, auch hier­von ab­wei­chend ei­nen Zeit­punkt zu be­stim­men, zu dem Än­de­run­gen in der ge­biet­li­chen Zu­stän­dig­keit der Äm­ter und Dienst­stel­len ih­res Res­sorts durch­zu­füh­ren wa­ren. Der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter setz­te die für die Nbv er­ge­ben­den Ge­biets- und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Än­de­run­gen erst durch Durch­füh­rungs­an­ord­nung vom 30.3.1943[54] mit Wir­kung vom 1.4.1943 in Kraft. Die ins­ge­samt elf Ar­ron­die­run­gen der Nbv-Be­zir­ke be­tra­fen im We­sent­li­chen die Auf­he­bung von In­kon­gru­en­zen der Wehr­kreis­gren­zen mit den Gren­zen der hö­he­ren Ver­wal­tungs­be­hör­den. So ka­men bei­spiels­wei­se die Stadt- und Land­krei­se der Pro­vinz West­fa­len, die bis­lang den Nbv Düs­sel­dorf und Kas­sel zu­ge­teilt wa­ren, zum Nbv Müns­ter, der sei­ner­seits den Re­gie­rungs­be­zirk Os­na­brück an den Nbv Han­no­ver ab­zu­ge­ben hat­te, des Wei­te­ren wur­den zu Nbv-Be­zir­ken zu­sam­men­ge­fasst das El­sass und Ba­den mit dem Nbv beim Mi­nis­ter des In­nern in Karls­ru­he[55], Loth­rin­gen, das Saar­land und die Pfalz [Saar­pfalz (West­mark)] mit dem Nbv beim Reichs­statt­hal­ter in der West­mark und Chef der Zi­vil­ver­wal­tung in Loth­rin­gen in Saar­brü­cken, Lu­xem­burg und die Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz und Trier mit dem Nbv beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Ko­blenz[56]. Fer­ner be­stimm­te die An­ord­nung, dass, al­ler­dings erst zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt, zu­sätz­li­che Nbv-Dienst­stel­len er­rich­tet wer­den soll­ten beim Ober­prä­si­den­ten in Mag­de­burg für die Re­gie­rungs­be­zir­ke Mag­de­burg, Mer­se­burg und das Land An­halt, beim Ober­prä­si­den­ten in Kat­to­witz für die Pro­vinz Ober­schle­si­en und beim Reichs­statt­hal­ter in Rei­chen­berg für den Reichs­gau Su­de­ten­land. Die Ein­set­zung die­ser Nbv soll­te je­weils ge­son­dert an­ge­zeigt wer­den, bis da­hin wa­ren de­ren Auf­ga­ben in den Re­gie­rungs­be­zir­ken Mag­de­burg, Mer­se­burg und im Land An­halt vom Nbv in Han­no­ver, in der Pro­vinz Ober­schle­si­en vom Nbv in Bres­lau im Su­de­ten­land vom Nbv in Dres­den er­le­digt wor­den. Der Nbv in Rei­chen­berg wur­de durch Rund­er­lass vom 21.6.1944 ein­ge­setzt[57], der Nbv in Kat­to­witz zum 1.2.1945[58]; letz­te­rer hat aber sei­ne Ar­beit of­fen­bar nicht mehr auf­neh­men kön­nen.

5. Die besondere Situation im Wehrkreis VI beziehungsweise in der übrigen Rheinprovinz

a) Wehr­kreis VI

Wie ge­zeigt, war der Wehr­kreis VI der ein­zi­ge Wehr­kreis, in dem von An­fang an zwei Nbv er­rich­tet wur­den für den nord­öst­li­chen Teil beim Ober­prä­si­den­ten in Müns­ter und für den süd­west­li­chen Teil beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Düs­sel­dorf. Der Wehr­kreis VI um­fass­te die Pro­vinz West­fa­len (oh­ne die Krei­se Sie­gen, Witt­gen­stein), die Re­gie­rungs­be­zir­ke Aa­chen, Düs­sel­dorf, Köln, Os­na­brück, das Land Lip­pe und das Land Schaum­burg-Lip­pe (ab 1939 zum Wehr­kreis XI). Zum Be­zirk des Nbv Müns­ter ge­hör­ten der Re­gie­rungs­be­zirk Müns­ter (oh­ne Land­kreis Reck­ling­hau­sen und die Stadt­krei­se Reck­ling­hau­sen, Bot­trop, Glad­beck und Gel­sen­kir­chen-Buer), vom Re­gie­rungs­be­zirk Arns­berg die Krei­se Arns­berg, Me­sche­de, Bri­lon, Soest und Lipp­stadt, die Re­gie­rungs­be­zir­ke Min­den und Os­na­brück, das Land Lip­pe und bis 1939 Schaum­burg-Lip­pe. Der Nbv Düs­sel­dorf war zu­stän­dig für die Re­gie­rungs­be­zir­ke Aa­chen, Düs­sel­dorf und Köln, vom Re­gie­rungs­be­zirk Müns­ter den Land­kreis Reck­ling­hau­sen und die Stadt­krei­se Reck­ling­hau­sen, Bot­trop, Glad­beck und Gel­sen­kir­chen-Buer, vom Re­gie­rungs­be­zirk Arns­berg die Stadt­krei­se Hamm, Lü­nen, Dort­mund, Iser­lohn, Lü­den­scheid, Bo­chum, Wat­ten­scheid, Wit­ten, Her­ne, Cas­trop-Rau­xel, Wan­ne-Ei­ckel, Ha­gen, die Land­krei­se Un­na, Iser­lohn, Ol­pe, Al­te­na, der En­ne­pe-Ruhr-Kreis.

An­lass für die­se recht un­ge­wöhn­li­che, die Gren­zen der hö­he­ren Ver­wal­tungs­be­zir­ke miss­ach­ten­de Ab­gren­zung der Nbv-Be­zir­ke Düs­sel­dorf und Müns­ter war ver­mut­lich die Ab­sicht, „das Ruhr­ge­biet in ver­kehrs­tech­ni­scher Hin­sicht nicht zer­schnei­den zu wol­len“.[59] Dies ist nach­voll­zieh­bar, lässt aber die Fra­ge of­fen, war­um bei der Ab­gren­zung nicht die Gren­zen des Sied­lungs­ver­bands Ruhr­koh­len­be­zirk über­nom­men wur­den, son­dern die­se im Os­ten und Süd­os­ten noch über­schrit­ten wur­den. In je­dem Fall sah spä­tes­tens mit der Ein­füh­rung der Wehr­wirt­schafts­ver­wal­tung im Sep­tem­ber 1939 mit ih­ren Be­zirks­wirt­schafts­äm­tern (Wehr­wirt­schafts­be­zir­ke VIa und VIb), die den her­kömm­li­chen Be­zirks­gren­zen ent­spra­chen, der Ober­prä­si­dent in Müns­ter auch im Hin­blick auf die Gren­zen der Nbv-Be­zir­ke im Wehr­kreis VI Hand­lungs­be­darf und for­der­te den Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten für die Wirt­schaft in Ber­lin am 11. Sep­tem­ber auf, „die rest­li­chen Tei­le der Reg.-Be­zir­ke Müns­ter und Arns­berg dem Nbv Müns­ter zu­zu­le­gen, so­daß sich de­ren Be­zirk mit dem Wehr­wirt­schafts­be­zirk VIa deck­t“. Der Ober­prä­si­dent wies zu­dem dar­auf hin, dass der Schwer­punkt des Nbv Düs­sel­dorf „in dem au­ßer­or­dent­lich ver­kehrs­rei­chen und ver­kehrs­schwie­ri­gen Rhein­lan­d“ lie­ge und die die­sem un­ter­stell­ten „Tei­le der Reg.-Be­zir­ke Müns­ter und Arns­berg all­zu leicht ein An­häng­sel bil­den“.[60] Der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te für die Wirt­schaft, Reichs­wirt­schafts­mi­nis­ter Walt­her Funk (1890-1960), schien die­se An­re­gung zu un­ter­stüt­zen und lei­te­te sie be­für­wor­tend an den Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter wei­ter.[61] Erst nach mehr­ma­li­ger Er­in­ne­rung teil­te der Un­ter­staats­se­kre­tär und Lei­ter der Ab­tei­lung K (Kraft­fahr­we­sen) im Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um, Ge­ne­ral­ma­jor Adolf von Schell (1893-1967), dem Ober­prä­si­den­ten in Müns­ter la­pi­dar mit, dass „z. Zt. Ver­hand­lun­gen über die Neu­ab­gren­zung der Reichs­ver­tei­di­gungs-Kom­mis­sa­re und der Kriegs­wirt­schafts­ver­wal­tun­gen“ in der Schwe­be sei­en und es da­her zweck­mä­ßig sei, die­se in Kür­ze zu er­war­ten­de Neu­ord­nung ab­zu­war­ten, um nicht ge­zwun­gen zu sein, noch­mals neue Ab­gren­zun­gen vor­zu­neh­men“. Mit die­sem Be­scheid gab sich Ober­prä­si­dent Al­fred Mey­er (1891-1945) „einst­wei­len zu­frie­den“[62], zu­mal er be­reits An­fang des Jah­res aus dem Reichs­mi­nis­te­ri­um des In­nern er­fah­ren hat­te, dass man dort ein Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ke in An­griff neh­me und hier­bei ei­ne ein­heit­li­che Zu­sam­men­fas­sung der Be­hör­den der Wirt­schafts­ver­wal­tung „un­ter Ab­ge­hen von den geo­gra­phi­schen Be­rei­chen der Wehr­krei­se“ an­stre­be.[63] Et­wa zeit­gleich wur­den auch im Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um Über­le­gun­gen an­ge­stellt, die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on in ih­rer bis­he­ri­gen Form ab­zu­schaf­fen und ih­re Auf­ga­be so­wie wei­te­re Zu­stän­dig­kei­ten mit­tel­in­stanz­li­chen Son­der­be­hör­den, für die die Be­zeich­nung Stra­ßen­ver­kehrs­di­rek­tio­nen vor­ge­se­hen wa­ren, zu über­tra­gen.[64] 

Ver­an­las­sung für ei­nen wei­te­ren Vor­stoß des Ober­prä­si­den­ten in Müns­ter gab mit­tel­bar erst wie­der ein Be­richt des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Arns­berg vom 12.11.1940[65], der in­so­fern auf­schluss­reich ist, da der Re­gie­rungs­be­zirk Arns­berg auf drei Nbv-Be­zir­ke auf­ge­teilt war, zu den be­reits er­wähn­ten Nbv-Be­zir­ken Müns­ter und Düs­sel­dorf kam noch der Nbv im Wehr­kreis IX beim Ober­prä­si­den­ten in Kas­sel, der für die süd­west­fä­li­schen Land­krei­se Sie­gen und Witt­gen­stein und den Stadt­kreis Sie­gen zu­stän­dig war. Der Re­gie­rungs­prä­si­dent stell­te her­aus, dass die not­wen­di­gen Ver­hand­lun­gen mit bis zu drei Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr sehr um­ständ­lich und auf­wen­dig sei­en „und ein ein­heit­li­ches, gleich­mä­ßi­ges Vor­ge­hen der drei Nah­ver­kehrs­be­voll­mäch­tig­ten in mei­nem Be­zirk selbst bei engs­ter Zu­sam­men­ar­beit nur schwer durch­führ­bar“ sei. Auch sei bei den west­li­chen, zum Nbv-Be­zirk Düs­sel­dorf ge­hö­ren­den Krei­sen der Ein­druck ent­stan­den, „als ob die Zu­tei­lung zum Nbv.-Be­zirk Düs­sel­dorf […] nicht güns­tig sei“, denn das In­ter­es­se die­ses Nbv „gel­te in ers­ter Li­nie dem Rhein­land, wäh­rend der west­fä­li­sche Teil erst an zwei­ter Stel­le ste­he“. Bei ei­ner Zu­ord­nung die­ser Krei­se an den Nbv Müns­ter er­hoff­ten die Krei­se „über den Herrn Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz West­fa­len ei­ne güns­ti­ge­re Be­treu­ung zu er­rei­chen“. Auch hielt der Re­gie­rungs­prä­si­dent al­ter­na­tiv den Ge­dan­ken, für sei­nen Be­zirk „ei­nen be­son­de­ren Nah­ver­kehrs­be­voll­mäch­tig­ten vor­zu­se­hen, [für] durch­aus er­wä­gens­wert. Die Grö­ße und die Be­deu­tung des Be­zirks wür­de ei­ne der­ar­ti­ge Glie­de­rung m. E. oh­ne wei­te­res recht­fer­ti­gen“. Die­sen Vor­schlag griff üb­ri­gens zwei Jah­re spä­ter der da­ma­li­ge Gau­lei­ter des Gaus Süd­west­fa­len, Paul Gies­ler (1895-1945), er­neut auf.[66] An­zu­mer­ken sei noch, dass Ober­prä­si­dent Dr. Mey­er den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Arns­berg im Ju­ni 1940 im Hin­blick auf die Krei­se Sie­gen und Witt­gen­stein „mit mei­ner Ver­tre­tung in An­ge­le­gen­hei­ten des Reichs­ver­tei­di­gungs­kom­mis­sars für den Wehr­kreis IX be­auf­trag­t“ hat­te, ei­ne Re­ge­lung, die der RVK im Wehr­kreis IX, Reichs­statt­hal­ter Fritz Sau­ckel (1894-1946), „für durch­aus zweck­mä­ßig hiel­t“.[67] 

Ab­ge­se­hen von dem er­wähn­ten Be­richt des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Arns­berg gab vor al­lem die (er­geb­nis­lo­se) For­de­rung des Gau­lei­ters We­ser-Ems und Reichs­statt­hal­ters in Ol­den­burg und Bre­men, Karl Rö­ver (1889-1942), nach ei­nem ei­ge­nen Nbv für sei­nen Be­zirk (Gau) An­lass für ei­nen er­neu­ten Vor­stoß des Ober­prä­si­den­ten in Müns­ter beim Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter am 2.12.1940 „auf An­glei­chung der Nbv-Be­zir­ke Müns­ter und Düs­sel­dorf an die Gren­zen der Be­zirks­wirt­schafts­äm­ter“.[68] Der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter ent­geg­ne­te am 27.1.1941, dass die Nbv-Be­zir­ke wei­ter­hin „gro­ße und ge­schlos­se­ne Ver­kehrs­ge­bie­te um­fas­sen“ müss­ten, de­ren Neu­re­ge­lung erst dann er­fol­gen soll­te, „bis die all­ge­mei­ne La­ge es zu­lä­ßt, die­se or­ga­ni­sa­to­ri­schen Fra­gen grund­sätz­lich zu re­geln“.[69] Der Ober­prä­si­dent in Müns­ter blieb je­doch hart­nä­ckig und sprach sich nur we­ni­ge Ta­ge spä­ter ge­gen­über dem Reichs­mi­nis­ter des In­nern da­für aus, „die ge­gen­sei­ti­ge Ab­gren­zung der bei­den Nbv-Be­zir­ke Müns­ter und Düs­sel­dorf so fest­zu­le­gen, daß sie der­je­ni­gen der Wehr­wirt­schafts­be­zir­ke VI a und VI b da­mit der Pro­vinz­gren­ze“ ent­spre­che. Im Hin­blick auf die 1939 er­folg­ten Ab­gren­zung der Wehr­wirt­schafts­be­zir­ke müs­se es „auch mög­lich sein, die an sich doch we­sent­lich ein­fa­che­ren Ar­beits­ge­bie­te der bei­den Nah­ver­kehrs­be­voll­mäch­tig­ten ab­zu­gren­zen“.[70] Mit­te 1942 griff der Ober­prä­si­dent die An­ge­le­gen­heit er­neut auf. An­lass gab ein Be­richt des ihm an­ge­glie­der­ten Lan­des­wirt­schafts­am­tes, in dem des­sen schwie­ri­ge Si­tua­ti­on bei der Zu­sam­men­ar­beit mit bis zu vier für sei­nen Be­zirk zu­stän­di­gen Nbv ge­schil­dert wur­de: die Nbv Düs­sel­dorf, Müns­ter, Kas­sel (für Sie­gen und Witt­gen­stein) und Han­no­ver (für Schaum­burg-Lip­pe).[71] Der Ober­prä­si­dent wand­te sich am 12. Ju­ni[72] an Staats­se­kre­tär Dr. Al­bert Gan­zen­mül­ler (1905-1996) im Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um und gab sei­nen Un­mut bei der in Ber­lin er­kenn­ba­ren Ein­stel­lung zu er­ken­nen, ei­ne Ent­schei­dung so lan­ge zu­rück­zu­stel­len „bis die all­ge­mei­ne La­ge es zu­las­se, die or­ga­ni­sa­to­ri­schen Fra­gen grund­sätz­lich zu re­geln“. Die­se Auf­fas­sung sei „un­ter Be­rück­sich­ti­gung der in­zwi­schen ein­ge­tre­te­nen Ent­wick­lung der Ver­hält­nis­se und in An­be­tracht der vom Füh­rer er­gan­ge­nen An­ord­nun­gen über die Ver­ein­fa­chung der Ver­wal­tung jetzt wohl nicht mehr“ ver­tret­bar. Aber auch die Re­ak­ti­on Gan­zen­mül­lers kam über ei­nen la­pi­da­ren Hin­weis auf die in die­ser Sa­che lau­fen­den „Ver­hand­lun­gen mit den be­tei­lig­ten Obers­ten Reichs­be­hör­den“ nicht hin­aus.[73] Beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Düs­sel­dorf sah man die An­ge­le­gen­heit zeit­wei­se an­ders. Im Rah­men ei­ner Nbv-Kon­fe­renz in Wies­ba­den im Ju­li 1942 hielt der da­ma­li­ge Nbv Düs­sel­dorf, Re­gie­rungs­di­rek­tor Sie­gel, „die Ab­tren­nung der west­fä­li­schen Krei­se von sei­nem Nbv-Be­zirk und ih­re Zu­wei­sung an Nbv-Be­zirk Müns­ter für mög­li­ch“, stand da­mit aber of­fen­bar im Wi­der­spruch zu sei­nem Be­hör­den­lei­ter, Re­gie­rungs­prä­si­dent Wil­helm Bu­randt (1898-1984), der „noch kürz­li­ch“ ge­gen­über dem Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter „die Un­mög­lich­keit ei­ner sol­chen Tei­lun­g“ aus­ge­spro­chen ha­be.[74] Ober­prä­si­dent und Gau­lei­ter Mey­er glaub­te so­gar, hin­ter der Zu­rück­hal­tung auf der Reichs­ebe­ne we­gen der Neu­ord­nung der Nbv-Be­zir­ke vor al­lem im Ruhr­ge­biet „im­mer wie­der die al­ten Plä­ne auf Schaf­fung ei­nes Ruhr­gaus“ zu er­ken­nen.[75] Je­den­falls wur­den die bei­den west­fä­li­schen Gau­lei­ter Mey­er und Gies­ler An­fang 1943 wie­der­holt beim Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter und Reichs­mi­nis­ter des In­nern vor­stel­lig, um die von ih­nen er­wünsch­te Re­ge­lung kei­nes­falls zu ge­fähr­den. Wie be­reits ge­schil­dert, er­folg­te zum 1.4.1943 die An­pas­sung der Nbv-Be­zir­ke an die Reichs­ver­tei­di­gungs­be­zir­ke, wo­mit auch die Ab­gren­zung zwi­schen den Nbv Müns­ter und Düs­sel­dorf künf­tig den re­gu­lä­ren Ver­wal­tungs­gren­zen ent­sprach. Die Über­ga­be der bis­her zum Be­zirk des Nbv Düs­sel­dorf ge­hö­ri­gen Fahr­be­reit­schaf­ten und pri­va­ten Om­ni­bus­un­ter­neh­men er­folg­te am 6.5.1943.[76] 

Ob­wohl die Neu­ab­gren­zung der Nbv-Be­zir­ke von bei­den Be­tei­lig­ten ge­wünscht war, gab es schnell Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen den Nbv Düs­sel­dorf und Müns­ter über die Fe­der­füh­rung in Ver­kehrs­an­ge­le­gen­hei­ten des Ruhr­ge­biets ge­ne­rell, Or­ga­ni­sa­ti­ons­fra­gen des Per­so­nen­ver­kehrs so­wie die tech­ni­sche Auf­sicht über die Stra­ßen­bah­nen. Letz­te­re war in­so­fern pro­ble­ma­tisch, da die Stra­ßen­bah­nen im Ruhr­ge­biet ih­re Net­ze in sou­ve­rä­ner Miss­ach­tung von Ver­wal­tungs­gren­zen (aber nach dem Ver­kehrs­be­darf) an­ge­legt hat­ten, bei­spiels­wei­se er­streck­te sich das Netz der Ves­ti­schen Stra­ßen­bah­nen von Marl bis Ober­hau­sen in ost­west­li­cher und von Dat­teln bis Blan­ken­stein be­zie­hungs­wei­se Dah­l­hau­sen in nord­süd­li­cher Rich­tung. Da wird es we­nig ge­hol­fen ha­ben, dass am 24. Ju­li auch die Stra­ßen­bahn­an­ge­le­gen­hei­ten und die Be­lan­ge des öf­fent­li­chen Per­so­nen­ver­kehrs in den Gau­en West­fa­len-Nord und -Süd, so­weit hier­für noch der Nbv Düs­sel­dorf zu­stän­dig ge­blie­ben war, auf den Nbv Müns­ter über­gin­gen, der ab die­sem Zeit­punkt „für al­le Nbv-An­ge­le­gen­hei­ten in der Pro­vinz West­fa­len und in den Län­dern Lip­pe und Schaum­burg-Lip­pe un­ein­ge­schränkt und aus­schlie­ß­lich zu­stän­di­g“ war.[77] Den­noch be­durf­te es für Fra­gen des Ruhr­ge­biets ei­ner or­ga­ni­sa­to­ri­schen Lö­sung.

Zur Si­cher­stel­lung ei­nes „über­be­zirk­li­chen Aus­gleich[s] in den Nbv-Be­zir­ken Müns­ter und Düs­sel­dor­f“, be­son­ders im Ver­bands­ge­biet des Sied­lungs­ver­ban­des Ruhr­koh­len­be­zirk, er­rich­te­te der Reichs­ver­kehrs­mi­nis­ter am 29.7.1943 ein „Son­der­re­fe­rat Ruhr­ge­bie­t“ mit Sitz in Es­sen.[78] Sitz des Son­der­re­fe­rats war die Reichs­bahn­di­rek­ti­on Es­sen. Das Son­der­re­fe­rat wur­de Mi­nis­te­ri­al­rat En­no Mül­ler vom Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um über­tra­gen, der als frü­he­rer Nbv Düs­sel­dorf mit den ört­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten ver­traut war.

Das Son­der­re­fe­rat hat­te die fol­gen­den Auf­ga­ben:

  1. Be­ar­bei­tung be­zie­hungs­wei­se Mit­be­ar­bei­tung von Ge­samt­ver­kehrs­fra­gen des rhei­nisch-west­fä­li­schen In­dus­trie­ge­biets so­wie zu­sam­men­fas­sen­de Be­hand­lung der die­ses Ge­biet be­tref­fen­den An­ge­le­gen­hei­ten
  2. zwi­schen­be­zirk­li­cher Aus­gleich der Stra­ßen­ver­kehrs­mit­tel und -ein­rich­tun­gen in den Nbv-Be­zir­ken Düs­sel­dorf und Müns­ter so­wie Ver­fü­gung über die aus dem Reichs­aus­gleich die­sem Ge­biet zur Ver­fü­gung ge­stell­ten ma­te­ri­el­len und per­so­nel­len Hilfs­mit­tel
  3. zu­sam­men­fas­sen­de Len­kung der den Grup­pen­be­triebs­lei­tun­gen (der Stra­ßen­bahn- oder Kraf­tom­ni­bus-Be­trie­be) über­tra­ge­nen Auf­ga­ben.
    In die­ser Or­ga­ni­sa­ti­ons­form der bei­den Nbv Düs­sel­dorf und Müns­ter, für die im Hin­blick auf die be­zirks­über­grei­fen­den Be­lan­ge des Ruhr­ge­biets mit dem Son­der­re­fe­rat in Es­sen ei­ne Ko­or­di­nie­rungs- oder Aus­gleichs­stel­le ge­schaf­fen wur­de, schei­nen die Tä­tig­kei­ten der NBV sich in der Fol­ge­zeit mehr oder we­ni­ger pro­blem­los, je­den­falls was den Nie­der­schlag in den Ak­ten be­trifft, ent­wi­ckelt zu ha­ben.

b) Süd­li­che Rhein­pro­vinz

Die süd­li­che Rhein­pro­vinz, al­so die Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz und Trier ge­hör­ten eben­so wie der ol­den­bur­gi­sche Lan­des­teil Bir­ken­feld, das Saar­land, die baye­ri­sche Pfalz, die links­rhei­ni­schen Ge­bie­te des Lan­des Hes­sen zum Wehr­kreis XII und dem Nbv bei dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Wies­ba­den. Zum Wehr­kreis XII ge­hör­ten fer­ner die rechts­rhei­ni­schen Ge­bie­te der hes­si­schen Pro­vinz Star­ken­burg (oh­ne die Krei­se Of­fen­bach, Die­burg und Er­bach), der Re­gie­rungs­be­zirk Wies­ba­den (oh­ne Frank­furt am Main, Wetz­lar, Dill­kreis, Ober­tau­nus­kreis, Krei­se Bie­den­kopf und Usin­gen), aus dem Land Ba­den die Krei­se Mann­heim, Hei­del­berg, Mos­bach und Sins­heim. An die­sem Zu­schnitt än­der­te sich zu­nächst nichts trotz man­cher or­ga­ni­sa­to­ri­scher Än­de­rung in den Fol­ge­jah­ren. Der ol­den­bur­gi­sche Lan­des­teil Bir­ken­feld wur­de 1937 in die Rhein­pro­vinz ein­ge­glie­dert. Die Dienst­stel­le des Reichs­kom­mis­sars für das Saar­land in Saar­brü­cken wur­de durch Ver­ord­nung vom 8.4.1940[79] „für die Dau­er des Krie­ge­s“ mit der für die baye­ri­sche Pfalz zu­stän­di­gen Dienst­stel­le des Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Spey­er wur­de im April 1940 für die Kriegs­dau­er zu ei­ner Be­hör­de zu­sam­men­ge­fasst, an de­ren Spit­ze der Reichs­kom­mis­sar für die Saar­pfalz stand. Die Be­hör­de soll­te ih­ren Sitz in Kai­sers­lau­tern ha­ben, es ver­blieb je­doch fak­tisch bei dem Dienst­sitz in Saar­brü­cken mit Au­ßen­stel­len in Spey­er. Die­ser Dienst­stel­le wur­de im Herbst 1940 der zu­nächst aus­schlie­ß­lich für das CdZ-Ge­biet Loth­rin­gen zu­stän­di­ge Nbv an­ge­glie­dert, weil der Reichs­kom­mis­sar für die Saar­platz, Gau­lei­ter Jo­sef Bürck­el, zu­gleich Chef der  Zi­vil­ver­wal­tung in Loth­rin­gen ge­wor­den war. Zum 1.4.1943 än­der­te sich, wie be­reits er­wähnt, die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on auch im links­rhei­ni­schen Sü­den grund­le­gend. Die Re­gie­rungs­be­zir­ke Ko­blenz und Trier und Lu­xem­burg bil­de­ten ei­nen Nbv-Be­zirk, die ge­schäfts­füh­ren­de Dienst­stel­le war der Re­gie­rungs­prä­si­dent in Ko­blenz. Das ge­sam­te Land Hes­sen und der Re­gie­rungs­be­zirk Wies­ba­den (ab 1944 Pro­vinz Nas­sau) Nbv-Be­zirk Wies­ba­den (beim Re­gie­rungs- be­zie­hungs­wei­se 1944 Ober­prä­si­den­ten in Wies­ba­den). Der Nbv in Saar­brü­cken wur­de fort­an auch für die Saar­pfalz zu­stän­dig.

6. Die weitere Entwicklung der Nbv Düsseldorf und Münster nach 1945

Be­reits wäh­rend des Krie­ges gab es Über­le­gun­gen, die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on nach Kriegs­en­de bei­zu­be­hal­ten und in der Form von Stra­ßen­ver­kehrs­di­rek­tio­nen oder der­glei­chen als Frie­dens­or­ga­ni­sa­ti­on mit er­heb­lich er­wei­ter­ten Kom­pe­ten­zen, et­wa im Stra­ßen­bau, aber auch in der Ver­kehrs­si­che­rung bei­zu­be­hal­ten.[80] Am Bei­spiel der Nbv Düs­sel­dorf und Müns­ter soll ge­zeigt wer­den, wie un­ter­schied­lich die tat­säch­li­che Ent­wick­lung ver­lau­fen konn­te, wenn­gleich be­stimm­te Ele­men­te ei­ner Ver­kehrs­son­der­ver­wal­tung vor­über­ge­hend ein­ge­führt wur­den.

Nach dem Ein­marsch der Ame­ri­ka­ner am­tier­te der Nbv Düs­sel­dorf zu­nächst wei­ter. Ein am 19.5.1945 vom XXII. Corps der US Ar­my vor­ge­leg­ter „Zi­vi­ler Trans­port­plan“[81] be­stimm­te un­ter an­de­rem: „Die bis­he­ri­ge deut­sche Or­ga­ni­sa­ti­on wird in vol­lem Um­fang über­nom­men. Der Nbv ist ver­ant­wort­lich für die Tä­tig­keit, Kon­trol­le, Zu­las­sung und An­wei­sung der La­dun­gen. Der Nbv ist sei­ner­seits wie­der der Mi­li­tär-Re­gie­rung ver­ant­wort­lich. Das Recht der Über­prü­fung der deut­schen Be­rich­te und Fahr­zeu­ge wie auch un­zweck­mä­ßi­ger Ar­bei­ten ver­bleibt un­be­dingt der Mi­li­tär­re­gie­rung.“[82] So in­for­mier­te der seit 1943 am­tie­ren­de Nbv Düs­sel­dorf, Ober­re­gie­rungs­rat Dr. Karl Schmitt, am 26. Mai in ei­ner Rund­ver­fü­gung[83] die Be­hör­den sei­nes Be­zirks, dass die Mi­li­tär­re­gie­rung ihm Voll­macht er­teilt ha­be, „mit ih­rem Ein­ver­neh­men sämt­li­che Maß­nah­men zur Re­ge­lung des Stra­ßen­ver­kehrs in den Re­gie­rungs­be­zir­ken Düs­sel­dorf, Köln und Aa­chen zu er­grei­fen“, und ord­ne­te an, dass die Ar­beits­ge­bie­te der Zu­las­sungs­stel­len, der Fahr­be­reit­schaf­ten und der Treib­stoff­ver­sor­gung zweck­mä­ßi­ger­wei­se in der Hand der Fahr­be­reit­schafts­lei­ter zu­sam­men­zu­le­gen sei­en. Oh­ne er­kenn­ba­ren Grund wur­de Nbv Dr. Schmitt sei­nes Am­tes ent­ho­ben.[84] Zu sei­nem Nach­fol­ger be­stimm­te die ame­ri­ka­ni­sche Mi­li­tär­re­gie­rung Ober­re­gie­rungs­rat Dr. Karl Vor­mann.[85] Die­ser wur­de „zum ak­ti­ven Lei­ter des Nah­ver­kehrs“ in den drei nord­rhei­ni­schen Re­gie­rungs­be­zir­ken er­nannt, fer­ner ver­pflich­tet, „zu ei­nem ge­rech­ten und wirk­sa­men Pro­gramm bei­zu­tra­gen“. Er wur­de „ver­ant­wort­lich für al­le Hand­lun­gen, Er­las­se und Neue­run­gen auf dem Ge­bie­te des deut­schen zi­vi­len Stra­ßen­trans­ports ein­schl. al­ler Stra­ßen­bah­nen und Fuhr­un­ter­neh­men, die für al­li­ier­te mi­li­tä­ri­sche und vor­dring­li­che Zwe­cke be­nö­tigt wer­den“, auch „für al­le Er­leich­te­run­gen des Stra­ßen­trans­ports“. Zu­dem hat­te er „die La­ger mit Treib­stoff, Schmier­öl, Au­to­rei­fen und Er­satz­tei­len“ zu kon­trol­lie­ren und „für ei­ne ge­rech­te Ra­tio­nie­rung des Treib­stoffs Sor­ge zu tra­gen“.

Kurz dar­auf un­ter­rich­te­te der Re­gie­rungs­prä­si­dent die Land­rä­te und Ober­bür­ger­meis­ter als Kreis­po­li­zei­be­hör­den und die Po­li­zei­prä­si­den­ten sei­nes Be­zirks dar­über, dass nach ei­ner An­ord­nung des XXII. Corps „bis zu ei­ner end­gül­ti­gen Re­ge­lung durch die Al­li­ier­te Kon­troll-Kom­mis­si­on die Zu­las­sung von deut­schen Kraft­fahr­zeu­gen durch den Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr er­folg­t“.[86] Als Fol­ge un­ter­stan­den die Kraft­fahr­zeug­zu­las­sungs­stel­len dem Nbv und schie­den aus der Po­li­zei­ver­wal­tung aus. Die ört­li­chen Fahr­be­reit­schafts­lei­ter wur­den zu Lei­tern der Zu­las­sungs­stel­len be­stellt und fir­mier­ten fort­an als „Der Land­rat/Ober­bür­ger­meis­ter – Fahr­be­reit­schafts­lei­ter – Kraft­fahr­zeug­zu­las­sungs­stel­le“. Die üb­ri­gen Be­stim­mun­gen zur Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on soll­ten in Kraft blei­ben, so­fern sie nicht vom Nbv auf­ge­ho­ben, ge­än­dert oder er­gänzt wur­den.

Am 21.6.1945 ging die Mi­li­tär­re­gie­rung auf die Bri­ten über. Den Bri­ten schien die Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on be­kannt zu sein, denn kurz da­nach in­for­mier­te ein bri­ti­scher Trans­port­of­fi­zier, Ma­jor Dow, dar­über, der Nbv sei „ei­ne amt­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on, die auf Be­fehl der 21. Ar­mee­grup­pe wie­der ein­ge­setzt wor­den ist. Die Or­ga­ni­sa­ti­on hat al­le Fahr­be­reit­schaf­ten zu kon­trol­lie­ren.“[87] Im Zu­ge des Auf­baus ei­ner deut­schen zi­vi­len Ver­wal­tung wur­de für den nörd­li­chen Teil der Rhein­pro­vinz, der nun­mehr zur bri­ti­schen Zo­ne ge­hör­te, als obers­te deut­sche Be­hör­de ein Ober­prä­si­dent für die Nord-Rhein­pro­vinz ei­ge­setzt mit Sitz zu­nächst in Bonn, ab 28. Ju­ni in Düs­sel­dorf.[88] Zum Ober­prä­si­den­ten wur­de Dr. Hans Fuchs er­nannt, der be­reits von 1922 bis 1933 das Amt des Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz in­ne ge­habt hat­te. Ei­ne der ers­ten Amts­hand­lun­gen des Ober­prä­si­den­ten war die Ein­glie­de­rung des Nbv Düs­sel­dorf in sei­ne Ab­tei­lung Ver­kehr, zu­gleich wur­de Dr. Vor­mann „zum Lei­ter des Nah­ver­kehrs in den Re­gie­rungs­be­zir­ken Düs­sel­dorf, Köln und Aa­chen“ er­nannt be­zie­hungs­wei­se im Amt be­stä­tigt.[89] Noch am sel­ben Ta­ge un­ter­rich­te­te Dr. Vor­mann – un­ter dem Brief­kopf „Der Ober­prä­si­dent der Nord-Rhein­pro­vinz – Abt. Ver­kehr – Be­voll­mäch­tig­ter für den Nah­ver­kehr“ – hier­über sei­nen bis­he­ri­gen Dienst­vor­ge­setz­ten, den Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Düs­sel­dorf, Edu­ard Strä­ter (1884-1958), und teil­te zu­gleich, schon im To­ne ei­ner vor­ge­setz­ten Be­hör­de (was ja durch­aus zu­traf) mit, hier­mit sei „die bis­he­ri­ge An­glie­de­rung der Dienst­stel­le an den Herrn Re­gie­rungs­prä­si­den­ten hin­fäl­lig ge­wor­den und die un­mit­tel­ba­re Stel­lung un­ter den Herrn Ober­prä­si­den­ten“ voll­zo­gen.[90] Nach ei­ni­gen eher at­mo­sphä­ri­schen Stö­run­gen zwi­schen Re­gie­rungs- und Ober­prä­si­dent er­folg­te die Über­ga­be der Ge­schäf­te dann rei­bungs­los, so dass der Nbv Düs­sel­dorf den nach­ge­ord­ne­ten Be­hör­den sei­ne Be­stel­lung als Dienst­stel­le des neu­en Ober­prä­si­den­ten an­zei­gen konn­te.[91] Die Fahr­be­reit­schafts­lei­ter be­hiel­ten bis auf wei­te­res ih­re Auf­ga­ben und Zu­stän­dig­kei­ten ent­spre­chend der Dienst­an­wei­sung für Fahr­be­reit­schafts­lei­ter vom 10.6.1942.[92] Die Fort­gel­tung die­ser Dienst­an­wei­sung be­stä­tig­te der Nbv Düs­sel­dorf in­di­rekt in ei­nem Schrei­ben an den Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz West­fa­len – Stra­ßen­ver­kehrs­di­rek­ti­on – vom 14.1.1946[93] und führ­te er­gän­zend aus, dass für fach­li­che Wei­sun­gen künf­tig aus­schlie­ß­lich der Nbv zu­stän­dig sei, wäh­rend die Land­rä­te und Ober­bür­ger­meis­ter die Fahr­be­reit­schafts­lei­ter nur noch zu be­auf­sich­ti­gen hat­ten, „da­hin­ge­hend, daß sie die Durch­füh­rung mei­ner sach­li­chen Wei­sun­gen durch die Fahr­be­reit­schafts­lei­ter“ über­wa­chen. Die Mi­li­tär­re­gie­rung er­kann­te im Üb­ri­gen im Stra­ßen­ver­kehr Zu­stän­dig­kei­ten der Land­rä­te und Ober­bür­ger­meis­ter nicht mehr an, sie be­trach­te­te den Nbv mit sei­nen Fahr­be­reit­schafts­lei­tern als ei­ne „selb­stän­di­ge Stra­ßen­ver­kehrs­or­ga­ni­sa­ti­on“. Da­her sei auch be­ab­sich­tigt, „ei­ne Los­lö­sung der Fahr­be­reit­schafts­lei­ter von den Land­rä­ten/Ober­bür­ger­meis­tern vor­zu­neh­men“.

Zu Be­ginn des Jah­res 1946 wur­de durch die bri­ti­sche Mi­li­tär­re­gie­rung als zo­na­le Fach­be­hör­de die Stra­ßen­bau- und Ver­kehrs­ge­ne­ral­di­rek­ti­on in der bri­ti­schen Zo­ne mit Sitz in Bie­le­feld er­rich­tet. Sie über­nahm Auf­ga­ben des frü­he­ren Reichs­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums, Ab­tei­lung Kraft­ver­kehr und Stra­ßen, und des Ge­ne­ral­in­spek­tors für das deut­sche Stra­ßen­we­sen. Ih­re vor­ge­setz­te bri­ti­sche Dienst­stel­le war High­ways Branch der Trans­port Di­vi­si­on der Con­trol Com­mis­si­on for Ger­ma­ny (Bri­tish Ele­ment) in Ham­burg. Ihr Ge­schäfts­be­reich um­fass­te un­ter an­de­rem die Stra­ßen­ver­kehrs­di­rek­tio­nen mit den nach­ge­ord­ne­ten Stel­len: Stra­ßen­ver­kehrs­haupt­äm­ter, Stra­ßen­ver­kehrs­äm­ter und Stra­ßen­bau­äm­ter.[94] Ent­spre­chend die­ser zo­na­len Vor­ga­ben wur­de zum 1.4.1946 auch in der Nord-Rhein­pro­vinz die bis­he­ri­ge Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on um­ge­wan­delt. Obers­te Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de in der Nord-Rhein­pro­vinz wur­de die Stra­ßen­bau- und Ver­kehrs­di­rek­ti­on Düs­sel­dorf. In ihr wur­den die Auf­ga­ben des bis­he­ri­gen Nbv (Stra­ßen­ver­kehr) und der Stra­ßen­ver­wal­tung des Pro­vin­zi­al­ver­ban­des (Stra­ßen­bau) zu­sam­men­ge­fasst. Die bis­her noch be­ste­hen­den Grup­pen­fahr­be­reit­schafts­lei­ter wur­den zu fünf Stra­ßen­ver­kehrs-Haupt­äm­tern in Aa­chen, Düs­sel­dorf, Köln, Kre­feld und Mül­heim an der Ruhr zu­sam­men­ge­fasst. Die bis­he­ri­gen Fahr­be­reit­schaf­ten und Zu­las­sungs­stel­len in den Krei­sen wur­den zu be­son­de­ren Stra­ßen­ver­kehrs­äm­tern und wa­ren aus den Stadt- und Land­krei­sen aus­ge­glie­dert.[95] 

An­ders (und ein­fa­cher) ver­lief die Ent­wick­lung der bis­he­ri­gen Nbv-Or­ga­ni­sa­ti­on in der Pro­vinz West­fa­len. Dort wur­de be­reits am 29.5.1945 durch Er­lass des Ober­prä­si­den­ten ei­ne Stra­ßen­ver­kehrs­di­rek­ti­on (für die Pro­vinz West­fa­len, das Land Lip­pe und bis 1946 auch Schaum­burg-Lip­pe) mit nach­ge­ord­ne­ten kom­mu­na­len Stra­ßen­ver­kehrs­äm­tern in fast al­len Stadt- und Land­krei­sen ein­ge­rich­tet: nur in Her­ford, Iser­lohn, Reck­ling­hau­sen und Sie­gen gab es ge­mein­sa­me Stra­ßen­ver­kehrs­äm­ter für Stadt- und Land­kreis. Die Stra­ßen­ver­kehrs­di­rek­ti­on glie­der­te sich in zwei Ab­tei­lun­gen: Ab­tei­lung Stra­ßen­ver­kehr des bis­he­ri­gen Nbv Müns­ter und Ab­tei­lung Stra­ßen­bau, zu­vor bei der Ver­wal­tung des nicht wei­ter be­ste­hen­den west­fä­li­schen Pro­vin­zi­al­ver­bands. In An­pas­sung an die zo­na­len Vor­ga­ben (und im Hin­blick auf die be­vor­ste­hen­de Bil­dung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len) wur­den zum 1.8.1946 noch fünf Stra­ßen­ver­kehrs-Haupt­äm­ter in Müns­ter, Dort­mund, Arns­berg, Min­den und Det­mold er­rich­tet, am 1.3.1947 ka­men noch Reck­ling­hau­sen und Lü­den­scheid hin­zu.[96] 

Nach der Bil­dung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len im Au­gust 1946 wur­den auf An­ord­nung der Mi­li­tär­re­gie­rung durch Er­lass des Ober­prä­si­den­ten der Pro­vinz West­fa­len vom 5.10.1946 die bei­den pro­vin­zia­len Stra­ßen­bau- und Ver­kehrs­di­rek­tio­nen in Düs­sel­dorf und Müns­ter zur neu­en Stra­ßen­bau- und Ver­kehrs­di­rek­tio­nen in Düs­sel­dorf zu­sam­men­ge­legt. Ihr un­ter­stan­den zwölf Stra­ßen­ver­kehrs-Haupt­äm­ter in Aa­chen, Arns­berg, Det­mold, Dort­mund, Düs­sel­dorf, Köln, Kre­feld, Lü­den­scheid, Min­den, Mül­heim an der Ruhr, Müns­ter und Reck­ling­hau­sen so­wie rund 90 Stra­ßen­ver­kehrs­äm­ter in je­dem Stadt- und Land­kreis, wo­bei die Stra­ßen­ver­kehrs­äm­ter in West­fa­len und Lip­pe im Ver­band der Stadt- und Kreis­ver­wal­tun­gen ver­blie­ben. Im Jah­re 1948 wur­de die Stra­ßen­ver­kehrs­son­der­ver­wal­tung wie­der auf­ge­ho­ben, die Stra­ßen­ver­kehrs­äm­ter im nord­rhei­ni­schen Lan­des­teil wie­der in die Stadt- und Kreis­ver­wal­tun­gen ein­ge­glie­dert, die Stra­ßen­ver­kehrs-Haupt­äm­ter und die Stra­ßen­bau- und Ver­kehrs­di­rek­ti­on auf­ge­löst, ih­re Auf­ga­ben so­weit er­for­der­lich auf die Re­gie­rungs­prä­si­den­ten be­zie­hungs­wei­se die Stra­ßen­ver­kehrs­äm­ter so­wie das Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um über­tra­gen.[97] 

Im Rah­men der Auf­lö­sung der Stra­ßen­son­der­ver­wal­tung in Nord­rhein-West­fa­len er­scheint noch ein­mal der Be­voll­mäch­tig­te für den Nah­ver­kehr: Im Zu­ge der Über­tra­gun­gen von Auf­ga­ben auf die Re­gie­rungs­prä­si­den­ten über­trug der Ver­kehrs­mi­nis­ter durch Rund­er­lass vom 30.10.1948[98] die­sen auch die Auf­ga­ben und Be­fug­nis­se „der Be­voll­mäch­tig­ten für den Nah­ver­kehr im Sin­ne der Ver­ord­nung zur Ein­schrän­kung des Gü­ter­ver­kehrs mit Kraft­fahr­zeu­gen vom 6.12.1939 in Ver­bin­dung mit den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen vom 16.12.1939, und zwar mit der Ma­ßga­be, daß die Ge­neh­mi­gungs­be­fug­nis für ein­zel­ne Fern­be­för­de­run­gen bis auf wei­te­res den Stra­ßen­ver­kehrs­äm­tern als Auf­trags­an­ge­le­gen­heit über­las­sen bleibt.“ Aber auch die Ver­ord­nung von 1939 wur­de 1949 auf­ge­ho­ben.

Quellen

Un­ge­druck­te Quel­len

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Haupt­staats­ar­chiv Stutt­gart (HS­TA Stutt­gart): Be­stand E 151/01 - In­nen­mi­nis­te­ri­um Lan­des­ar­chiv Nord­rhein-West­fa­len (LAV NRW), Abt. Rhein­land (LAV NRW R): Be­stand BR 1021 – Re­gie­rung Düs­sel­dorf, Ver­fas­sung und Ver­wal­tung; Be­stand NW 84 – Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um; Abt. West­fa­len (LAV NRW W): Be­stand Ober­prä­si­di­um OP
Ös­ter­rei­chi­sche Staats­ar­chiv (ÖS­TA), Ar­chiv der Re­pu­blik (ADR): Bürck­el-Ma­te­ri­en
Thü­rin­gi­sches Haupt­staats­ar­chiv (ThürHS­TA), Be­stän­de MdI A 63, RStH

Ge­druck­te Quel­len

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Kre­fel­der Amts­blatt 1941
Kre­fel­der Haus­halts­plan 1941
Mi­nis­te­ri­al­blatt für das Land Nord­rhein-West­fa­len (Mi­nis­te­ri­al­blatt NW) Reichs­ge­setz­blatt (RGBl.) Teil I 1931-1943
Reichs­ver­kehrs­blatt Teil B: Kraft­fahr­we­sen 1939-1945
Ver­ord­nungs­blatt des Chefs der Zi­vil­ver­wal­tung im El­saß 1940-1942 Ver­ord­nungs­blatt für Loth­rin­gen 1940-1942

Literatur

Kur­siv = Kurz­zi­tier­wei­se

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Online

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Lil­la, Joa­chim, Staats­mi­nis­ter, lei­ten­de Ver­wal­tungs­be­am­te und (NS-) Funk­ti­ons­trä­ger in Bay­ern 1918 bis 1945. [On­line]

Karte der Wehrkreise im Jahr 1939 nach der Annexion Österreichs. (Gemeinfrei)

 
Anmerkungen
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Die Bevollmächtigten für den Nahverkehr (Nbv) im „Dritten Reich“ unter besonderer Berücksichtigung der Rheinlande, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-bevollmaechtigten-fuer-den-nahverkehr-nbv-im-dritten-reich-unter-besonderer-beruecksichtigung-der-rheinlande/DE-2086/lido/605dbae6c1bc30.08113731 (abgerufen am 17.01.2025)