Queen Victorias Rheinreise anno 1845 im Spiegel der internationalen Presse
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1. Einleitung
Sie war ein großes Medienereignis, die Deutschland-Reise der englischen Queen Victoria (1819-1901, Regentschaft ab 1837) im Jahre 1845. Überall in der Presse finden sich darüber Meldungen und Berichte, allerdings in unterschiedlicher Ausführlichkeit und Qualität. So bietet unter den deutschen Zeitungen vor allem der „Coblenzer Anzeiger“, der doch am Sitz der zuständigen preußischen Provinzialregierung aus erster Hand hätte informiert sein müssen, nicht immer genaue Angaben. Große Resonanz fand das Ereignis auch in der ausländischen Presse, ebenfalls mit unterschiedlichen Akzenten. Die englischen Journalisten konzentrierten sich vornehmlich auf die Sehenswürdigkeiten und den Landstrich, der schon seit einigen Jahrzehnten große Anziehungskraft auf ihre reiselustigen Landsleute ausübte. Außerdem blickten sie durchaus kritisch auf die dort wohnenden Menschen, die ihrer Ansicht nach manchmal doch ein wenig im Kontrast zur schönen Landschaft standen. Die Franzosen richteten ihren Blick mehr auf das militaristische Gebaren ihres nicht sonderlich geliebten preußischen Nachbarn. Und da damals auch Sachsen, vom rheinischen Preußen aus gesehen, zum „Ausland“ gehörte, ist die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ von Interesse, deren umfangreiche Berichterstattung überdeutlich betont, dass ihr Nachbarland Preußen ein „Militärstaat“ sei. Da die unterschiedlichen Akzente der Berichte aus den einzelnen Texten herauszulesen sind, werden hier vorzugsweise Zitate aus den englischen und französischen Zeitungen in deutscher Übersetzung geboten.
2. Die Vorgeschichte
Here we are in Germany, a very delightful, but quite to me extraordinary feeling. (Da sind wir nun in Deutschland, ein sehr wunderbares, doch ganz besonders für mich außergewöhnliches Gefühl). Mit diesem Satz begann Queen Victoria (1819-1901, Regentschaft ab 1837) in ihrem Tagebuch die Aufzeichnungen über ihre Deutschlandreise vom Sommer 1845, wobei vor allem die Unterstreichungen in diesem Satz deutlich machen, wie sehr sie sich ganz offensichtlich darauf gefreut hatte. Es sollte zwar hauptsächlich eine Reise in die Geburtsstadt Coburg ihres Gatten Franz August Carl Albrecht Emanuel, genannt Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861) und in die Heimat ihrer Mutter Victorine von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786-1861), einer Schwester von Alberts Vater, werden, doch die Hinreise wurde durch eine Einladung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, Regentschaft ab 1840) auch zu einer Art „Staatsbesuch“ in der Preußischen Rheinprovinz. Dazu ist voranzuschicken, dass die englische Königin am 9. November 1841 als zweites Kind einen Thronfolger zur Welt gebracht hatte, den Prince of Wales Albert Edward, genannt Bertie (1841-1910, Regentschaft als Edward VII. ab 1901), zu dessen Taufe auch der preußische König nach London gereist war. Bei dieser Gelegenheit dürfte er die Queen dazu animiert haben, doch einmal das bei ihren englischen Landsleuten so überaus beliebte Rheintal zu besuchen und sich dabei von ihm persönlich dessen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten zeigen zu lassen. Die sprichwörtliche englische Rhein-Begeisterung hatte zu Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen, spätestens nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Waterloo (1815), wobei vor allem von Künstlern, so dem Maler William Turner oder dem Dichter Lord Byron, wesentliche Impulse ausgegangen waren. Dem Tourismus war zudem bald die Tatsache zugutegekommen, dass ab 1818 Dampfschiffe die Überfahrt über den Ärmelkanal erheblich leichter machten, wo hinzu dann der seit 1835 betriebene Ausbau der belgischen Eisenbahn kam, die schließlich 1843 mit der preußischen Strecke so verknüpft wurde, dass es eine durchgehende Verbindung von Antwerpen nach Köln gab. Und auch auf dem Rhein spielte die seit 1824 systematisch betriebene Dampfschifffahrt eine wesentliche Rolle. Diese bequemen Möglichkeiten dürften auch bei der Entscheidung der Queen mitgespielt haben, diese Reise zu unternehmen.
3. Die Anreise
Am Beginn stehe ein Zitat aus einem in Coburg am 25. August quasi als Resümee der „Rheinreise“ geschriebenen Bericht des Pariser „Journal des débats“:
Schon in der Ankündigung der Reise im „Coblenzer Anzeiger“ unter dem Datum „Koburg, 21. Juli“ hatte es geheißen: Victoria wird, wie man hört, bis zu ihrem königlichen Wirthe am Rhein als Königin mit allem königlichen Glanz und Ehrengeleite reisen und als solche bei ihm verweilen, während der Reise zu uns und bei uns aber der Monarchin Incognito auflegen und nur die Gemahlin des Prinzen Albert von Coburg gelten lassen.
Und so hoben „The illustrated London News“ in ihrem Bericht vom Landgang der Queen in Antwerpen denn auch ausdrücklich hervor:
Es war Ihrer Majestät Wunsch, dass jegliches Arrangement in einer möglichst privaten Art durchgeführt werde. Sie reist inkognito [im Original kursiv], soweit dies Königinnen können, befreit von jeglicher öffentlicher Ansprache und so weit als möglich nur mit Ehrengeleit.
Und folgerichtig bemerkte die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ vom Antwerpener Empfangskomitee: Keiner dieser Herren trug auf den ausdrücklichen Wunsch der Königin eine amtliche Uniform.
Trotz des nachdrücklich betont privaten Charakters wäre diese Reise fast zu einer englischen Staatsaffäre geworden, wie in dem zitierten Bericht in „The illustrated London News“ auch zu lesen war:
Auf die rechtliche Schwierigkeit, welche, laut Lord Campbell, die Frage der Abwesenheit des Herrschers von seinem Reich betrifft, ist von Ihrer Majestät auf die wirkungsvollste Weise eine Antwort gegeben worden. Noch während die größten Rechtsgelehrten stritten, ob die Queen reisen dürfe oder nicht – ist sie gefahren; und bevor das ganze Land vertraut war mit all den Argumenten gegen Ihre Majestät, verließ sie England in ein Land außerhalb ihrer Herrschaftsbereiche, es flatterte die königliche Standarte schon auf der Schelde, und der königliche Fuß drückte bereits die Erde Deutschlands.
Die Queen hatte nebst Prinzgemahl und Gefolge am Samstag, 9.8.1845, spätnachmittags nach der Prorogation (Vertagung) des Parlaments, London an Bord der königlichen Dampfyacht Victoria and Albert verlassen, die für die Nacht in der Themse-Mündung vor Anker ging. Am Sonntag, 10. August, erfolgte bei stürmischem und regnerischem Wetter die Überfahrt über den Ärmelkanal und die Weiterfahrt nach Antwerpen. Die raue See hinterließ offenbar so deutliche Spuren bei Prinzgemahl Albert, dass dies noch der preußische König bei der Begrüßung in Aachen bemerkte, wie die „Morning Post“ berichtete:
Seine Majestät machte der Queen Komplimente über ihr gesundes Aussehen nach der ermüdenden Reise und merkte an, dass er denke, sie sei eine bessere Seefahrerin als Prinz Albert, der bleich und ausgezehrt aussähe, als ob er nur krank das Toben heftiger „Boreas“ ertragen könne.
Antwerpen war gegen 18 Uhr erreicht worden, worüber im „Journal des débats“ stand:
Das Militärorchester, aufgestellt am Quai, ließ die Nationalhymne God save the Queen hören. Auf Wunsch der Königin hatten die Batterien ihr Feuer bei der Ankunft des königlichen Schiffes eingestellt.
Natürlich war nicht nur die königliche Yacht Victoria and Albert über den Kanal gedampft, sondern auch deren Tender, die Fairy, die dann später auf dem Rhein zur Verfügung stehen sollte, außerdem noch Schiffe mit dem Gefolge sowie einige „Frachtschiffe“ mit den königlichen Kutschen, die allesamt für die folgende Nacht erst einmal auf der Schelde vor Anker gingen. Erst am Montagmorgen, 11. August, wurde die königliche Gesellschaft an Land gebracht, um per Sonderzug durch Belgien, von Mecheln bis Verviers begleitet vom belgischen Königspaar, nach Köln zu fahren. Über die Vorbereitungen an der Bahnstrecke hatte die „Morning Post“ berichtet:
Die schläfrigen Belgier machten den Eindruck, als ob sie nichts aus ihrer gewohnten Lethargie holen könne. Es gab gestern keinerlei äußeres Zeichen für irgendeine Absicht ihrerseits, sich zu rühren, und alle Aufmerksamkeit war wahrscheinlich nur auf ihren Hafer und ihre Gerste (oder besser auf ihre Pfeifen und ihr Bier) gerichtet anstatt auf unseren Herrscher. Es gab, wie auch immer, einen bemerkenswerten Unterschied beim Übertritt über die preußische Grenze in Herbesthal, jenseits von Verviers. Legionen von Malern und Zimmerleuten waren in den Bahnhöfen pinselnd und hämmernd in jeglicher Art tätig. Die Eisenbahn ist bemalt und dekoriert worden mit einer Vielzahl an Devisen und Ornamenten, deren alle, mehr oder minder, herzliche Anspielungen oder Komplimente an die Queen von Großbritannien entbieten; kleine Bäume und Maien waren die Strecke entlang sowie an den Eingängen der Tunnels aufgepflanzt worden – kurz und gut, keine Mühe war gescheut worden seitens des Königs von Preußen und seiner Untertanen, seinen hohen Gästen Ehrerbietung entgegen zu bringen. Seine Majestät persönlich hat viele der Vorbereitungen überwacht, die jetzt vor sich gehen, und hat aufmunternde Befehle gegeben, damit an keinem Aufwand und keiner Mühe gespart werde, auf dass unser Herrscher mit all dem ihm gebührenden Glanz empfangen werde; und seine Befehle wurden bewundernswert ausgeführt von seinen Untertanen.
Diese etwas unfreundlichen Bemerkungen über die Belgier sind allerdings zu relativieren, denn zumindest die Bahnhöfe waren durchaus geschmückt worden. Und in Verviers wurde es sogar richtig festlich, weil das belgische Königspaar hier den Zug der Queen wieder verließ, um nach Mecheln zurückzufahren. „The illustrated London News“ und auch die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ berichteten von dort:
Auch eine Abtheilung preußisches Militair befand sich hier. Unter vielen anderen Anzeichen der Nähe eines Militairstaates war nicht das geringste eine ächte – Marketenderin mit rundem schwarzen Glanzhut, das volle Fäßchen am Brustriemen, in grüner Uniform, Beinkleidern und Stiefeln, mitten unter den Soldaten und ordengeschmückten Offizieren.
Der preußische Kronprinz Wilhelm (1797-1888, ab 1858 Prinzregent, 1861 König, ab 1871 Kaiser Wilhelm I.) war dem Zug an die preußisch-belgische Grenze bei Herbesthal entgegen gefahren und hatte die Queen und ihr Gefolge bis Aachen begleitet. Im dortigen Bahnhof nahm König Friedrich Wilhelm IV. seine Gäste in Empfang. Anschließend wurden im Dom die Erinnerungsstätten an Karl den Großen besichtigt, danach eine Stadtrundfahrt gemacht und ein „Déjeuner“ eingenommen. Über diese Stadtrundfahrt vermerkte die Leipziger „Illustrirte Zeitung“:
Eine Schar von berittenen und uniformierten Bürgern bildete eine Art freiwilliger Ehrenwache, was die „Morning Post“ allerdings so kommentierte: Die Kutschen wurden eskortiert von einer Truppe des Landadels der Umgebung; viele von ihnen waren auf Klepper gestiegen, die Rotton-row[1] keine Schande bereitet hätten: aber es gab keine berittene Militäreskorte außer den Adjutanten der Majestät. Die Queen ihrerseits hielt in ihrem Tagebuch fest (hier ausnahmsweise auf Englisch zitiert): Some young “Kaufleute” escorted us on horseback, but who could not ride at all. (Einige junge „Kaufleute“, die nun nicht wirklich reiten konnten, eskortierten uns zu Pferd).
4. Umsteigen in Köln
Noch am Nachmittag wurde die Zugfahrt nach Köln fortgesetzt. Über die dortige Ankunft schrieb der „Morning Chronicle“:
Der Bahnhof war farbenfroh durch die Girlanden und Flaggen – die Bahnsteige durch die unterschiedlichen Kleider der Damen und die etwas lustigen Roben der zivilen Funktionäre, die zurechtgestutzt waren in einem hohen Stil amtlichen Dandyismus‘, das heißt mit Röcken und Stehkragen und Manschetten, wie wir sie üblicherweise eher an Honoratioren und Bürgermeistern in Opern zu sehen bekommen als im wirklichen Leben. Wie auch immer, die melodramatische Gesellschaft war komplett zugegen, und hielt tatsächlich nicht wenig auf sich. Es gab leider nicht mehr Zeit für Reden, als höchstens fünf Minuten von dem Zeitpunkt an, da der Zug anhielt, bis die königliche Gesellschaft weitereilte, so schnell als Pferde sie tragen konnten, vom Bahnhof der Rheinischen Eisenbahn zu der, die von Köln nach Bonn geht.
Immerhin konnte der Kölner Oberbürgermeister eine kleine Begrüßungsansprache halten, deren Text in der „Kölnischen Zeitung“ nachzulesen war. Über diesen damals in Köln noch notwendigen Bahnhofswechsel berichteten „The illustrated London News“ mit Bild:
Die königliche Gesellschaft verließ die Eisenbahn zu den privaten Kutschen, die außerhalb der Station aufgestellt waren und sofort zur Haltestelle der Bonner Eisenbahn davonfuhren. Dazu mussten sie durch den größten Teil der Innenstadt von Köln fahren. Dies war ein fröhliches und glänzendes Schauspiel. Die alten Häuser, genauso malerisch wie die von Gent oder Antwerpen, waren mit Girlanden über und über behängt, und, was das beste von allem war, besetzt mit den lächelnden Gesichtern der begeisterten deutschen Mädchen, die, obwohl sie ernst und phlegmatisch aussehen mögen, alle Welt mit ihrem Enthusiasmus übertreffen dürften. Flaggen überspannten die Straßen, so dass diese allesamt erschienen, als ob sie ein großer Bogen wären, und die Glocken läuteten ein fröhliches Klingen von den vielen umstehenden Kirchen. Dichte Menschenmassen säumten den Weg und straften den nationalen Charakter Lügen durch laute und lebendige Hochrufe, mit denen sie die neuen Gäste ihres Souveräns begrüßten. Es liegt etwas Großartiges im deutschen Enthusiasmus. Er ist nicht veranlagt, sich auszubreiten, doch wenn er kommt, so kommt er so tiefgehend, so stark und heftig hervor. Geleitet von dieser besten Armee der Könige fuhren die Souveräne von Preußen und England durch Köln an die Ufer des Rheins, von wo die Bahn nach Bonn abfuhr. In und um die Station breitete sich eine weitere Szene des militärischen Pomps und der Volks-Begeisterung aus, nicht geringer als sie andernorts stattgefunden hatte. Hoch- und Willkommens-Rufe, vermischt mit dem Wirbeln der Trommeln, dem Dröhnen der Kanonen und der martialischen Musik der Kapellen, fügten seinem Strom diese rollende Flut enthusiastischen Willkommens hinzu, welche die Queen von England und ihren Gemahl vom ersten Augenblick an begrüßt hatte, als sie im Territorium des Königs von Preußen angekommen waren.
Als Ergänzung sei zitiert, was in der „Morning Post“ über die Zustände in Köln zu lesen war:
Köln behält, wie auch immer, ihren Ruf als schmutzigste Stadt in Europa, und, wie Coleridge[2] sagt, die „Nymphe, die über Kanäle und Pfühle regiert“, hält dort nie ein Treffen ab. Letzten Abend war das weitberühmte Eau [de Cologne] sicherlich nicht der vorherrschende Duft, und Herkules mag sich selber glücklich geschätzt haben, nicht beauftragt worden zu sein, diesen dreckigen Ort von seinem Mist zu befreien anstelle des Stalls des Augias.
Auch die Queen hielt dazu in ihrem Tagebuch fest: Auf den Plätzen besprühten sie das Straßenpflaster mit Eau de Cologne.
Die kurze Strecke von Köln nach Brühl war schnell zurückgelegt. Hier empfing dann auch die preußische Königin Elisabeth (1801-1873) die Gäste von der Insel. Über die Ankunft berichtete „The Times“:
Die Aufregung und der Enthusiasmus, die Ihrer Majestät Ankunft entgegengebracht wurden, hielten inzwischen weiter an. Der Palast von Brühl, der unmittelbar gegenüber der Station der Köln-Bonner Eisenbahn liegt, bildete, als der Zug mit der königlichen Gesellschaft gestern Abend ankam, die Szenerie für einen Empfang, der so nicht oft selbst Königen geboten wird.
Und der Korrespondent von „The illustrated London News“ hob verwundert hervor:
Es ist höchst bemerkenswert, dass direkt gegenüber dem Schloss die Eisenbahn-Station liegt – ein Beispiel dafür, wie wenig die preußische Royalität und die Aristokratie darüber besorgt sind, ignoriert zu werden – ein Horror für den englischen Adel.
Zur Begrüßung der Queen war ein großes Militärkonzert mit anschließendem Zapfenstreich arrangiert worden, worüber die „Kölnischen Zeitung“ Einzelheiten berichtete:
Während die hohen Herrschaften nun einige Erfrischungen einnahmen, wurde vor dem Schlosse nach der Seite des Bahnhofs hin der Große Zapfenstreich vorbereitet. An demselben nahmen dreizehn Musikchöre und die sämtlichen Tamboure der 15. und 16. Infanterie-Brigade, unter Leitung des Chefs der Musik des Gardecorps, Herrn Wieprecht,[3] Theil. Links vom Schlosse standen die Trompeter des 8. Husaren-, 4. Dragoner-, 5. und 7. Ulanen-Regiments, so wie der 8. Reitenden Artillerie-Brigade; dem Schloss gegenüber die Musik des 16., 25., 28., 29., 35., 38. und 40. Infanterie-Regiments, nebst der 8. Artillerie-Brigade zu Fuß; rechts die Tamboure. Nahe vor der Infanterie-Musik befanden sich die Schlag-Instrumente derselben, und in der Mitte die Direction. Umgeben war das Ganze von mehren Fackelträgern und zahlreichen Militär-Mannschaften. Gegen 9 Uhr begann die Ausführung der Musikstücke, […]. Bei Beginn […] verließen die hinter den Infanterie-Musikchören aufgestellten Fackelträger ihre Plätze und traten in den innern freien Raum, wo sie sich aufstellten, daß sie den Namenszug V bildeten, was besonders vom Schlosse aus gesehen, an dessen Fenstern die hohen Bewohner wiederholt erschienen, eine sehr schöne Wirkung gemacht haben muß. Die einzelnen Musikstücke wurden mit wirklich meisterhafter Präcision ausgeführt und einen ganz eigenthümlichen Eindruck übte die große Masse der Trommeln, welche bei mehren Nummern mitwirkten. An die Harmonie-Musik reihte sich das „Locken zum Zapfenstreich“, die Retraite, der Zapfenstreich selbst von großartigster Wirkung, und den Schluß machte das „Gebet“.
Im entsprechenden Artikel in „The illustrated London News“ war von nicht weniger als 600 Musikern, zusammen gestellt aus 30 Kapellen verschiedener Regimenter zu lesen, was reichlich übertrieben war. Aber auch wenn es „nur“ die Musiker aus acht Militärkapellen waren, so kamen wohl doch an die 600 Mann zusammen, rechnet man die große Zahl an Trommlern und Trompetern sowie weitere fünf Regimenter bzw. Brigaden mit. Der solcherart gebotene militärische Pomp stieß besonders den Franzosen auf, wie dem Brief Jules Janins[4] aus Bonn an den Redakteur des „Journal des débats“ anzumerken ist. Nachdem Janin über das Schloss und dessen Zuckerbäcker-Rokoko-Stil gelästert hatte, schrieb er:
Wenn Sie wissen wollen, warum wir heute Abend dorthin gehen wollen, obwohl die Nacht herabsinkt und der Regen droht; wir wollen dorthin gehen, weil sich unter den Schnörkeln dieser gekreuzten Verzierungen, dieses Balkons aus Koketterie und Geschmeide ein großartiges Konzert vorbereitet, dazu angetan, den alten Kaiser Barbarossa aus seiner Höhle hervorzulocken. Vierhundert Trommler und zweihundert Trompeter werden an diesen Gestaden kämpfen, dass die alten Heroen des alten Germaniens aus ihrem schrecklichen Staub aufwachen werden. Nein! Die Trompete des letzten Gerichts kann nicht im Entferntesten ein großartigeres Getöse erzeugen.
Das trommelte, das tönte mit einem stetig anwachsenden Furor; der Rhein schwieg vor Bewunderung und vor Schreck. Wilde und dennoch liebliche Harmonie, von der man sich keine Vorstellung machen kann, wenn man weiß, was dies für ein Instrument ist, das man eine Trommel nennt, und welches dieses andere Instrument ist, das man eine Trompete nennt! In jedem Augenblick schien es mir, als ob der Schatten des großen Friedrich, gerufen von diesem übernatürlichen Lärm, aus dem Grabe aufsteigen würde, und Kaiser Napoleon ihn besuchen würde im ganzen Pomp seiner Herrlichkeit, zwei große Gespenster, heute erkennbar, der eine wie der andere, in der Menge der königlichen Schatten, an ihrer in den Schlachten getragenen Uniform und an ihrem kleinen Hut.
Sie gehen schließlich fort, und Sie haben schon die Stadt [Bonn] wieder erreicht, doch dies großartige Konzert folgt Ihnen noch immer; Sie tragen es atemlos keuchend in ihrem geplatzten Schädel mit sich, wie man einen Traum, ein Traumbild, einen Alb oder irgendwen aus diesen gigantischen Fabeln, von denen Deutschland erfüllt ist, mit sich trägt. Vierhundert Trommler und zweihundert Trompeter die rollen und klingen wie kein Donner rollt! Schlafen Sie unterdessen, und Sie müssen um jeden Preis schlafen, denn wir sind noch am Montag, dem 11. August, und Sie brauchen all ihre Kräfte für die Zeremonie des nächsten Tages.
Was die Anzahl der Trommler betrifft, übertrieb Janin ganz offensichtlich; die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ zählte jedenfalls „nur“ 156, aber auch die dürften für den beschriebenen Effekt mehr als ausgereicht haben. Die Queen selber notierte nur wenige Worte über dieses militärische Schauspiel in ihr Tagebuch:
[Wir] gingen in einen der Räume, um dem großartigen Zapfenstreich zuzuhören, der vor dem Schloss von 500 Musikern (Militär) geboten wurde – mit Fackeln (Leuchten aus farbigem Glas), was einen wunderbaren Effekt gemacht hat.
5. Beethovenfest in Bonn
Als der Aufenthalt der Queen im Rheinland bekannt geworden war, hatte das Komitee des in Bonn für die Tage vom 10. bis 13. August aus Anlass der Einweihung des Beethoven-Denkmals anberaumten ersten Beethovenfestes alles darangesetzt, dass die Queen diese Feierlichkeiten mit ihrer Gegenwart beehren möge. Dazu war eine eigene Deputation seitens des Comitee’s nach Brühl gefahren, um Sr. Majestät dem König die desfallsige unterthänigste Bitte vorzutragen, wie das „Bonner Wochenblatt“ meldete. So kam es, dass die Zeitpläne beider Ereignisse kurzfristig geändert wurden. Zum einen blieb die Queen länger als geplant in Brühl – darum war sie dann nur noch für zwei Nächte und einen Tag auf Schloss Stolzenfels – und zum anderen wurden in Bonn zwei Veranstaltungen getauscht. Die Enthüllung des Denkmals fand einen Tag später statt als geplant, und die Taufe eines Rheindampfers auf den Namen Beethoven mit einem sich daran anschließenden Ausflug mit Picknick zur Insel Nonnenwerth gab es infolgedessen nicht nach, sondern schon am Tag vor der Einweihung des Denkmals. So konnten der preußische König und die Queen nebst Gefolge am Dienstagvormittag, 12. August, an der Einweihung des Denkmals in Bonn teilnehmen, wozu die „Kölnische Zeitung“ unter anderem bemerkte:
Von ganz außerordentlichem Volksjubel wurden Allerhöchstdieselben begrüßt, wie Sie zu Wagen über den Münsterplatz nach dem gräflich Fürstenberg’schen Palais von der bonn-kölner Eisenbahn fuhren; Kanonen erdonnerten und alle Glocken ließen gleichzeitig Töne der freudigsten Begrüßung und Verehrung erschallen. Bei dem Grafen von Fürstenberg angekommen, wurde den allerhöchsten und höchsten Herrschaften die Stiftungs-Urkunde des Denkmals ehrerbietigst von einer Deputation des Comite’s in zweifacher Ausfertigung auf Pergament (eine bestimmt zur Niederlegung im Monumente selbst, die andere aber für das Archiv der Stadt) zur Unterzeichnung vorgelegt.
Die Queen selbst hielt etwas enttäuscht in ihrem Tagebuch fest:
Wir gingen auf den Balkon, um der Enthüllung von Beethovens Statue zuzusehen, zu dessen Ehren viele große Festlichkeiten stattfanden. Unglücklicherweise bekamen wir, als die Statue unbedeckt war, nur eine Rücken-Ansicht zu sehen.
Im Anschluss an die Feier gab es in Erinnerung an die Bonner Studentenzeit Prinz Alberts 1837-1838 einen Empfang für die Professoren der Universität, und die Queen ließ es sich nicht nehmen, das (heute nicht mehr existierende) Haus am Martinsplatz 62 zu besichtigen, in dem Prinz Albert seinerzeit gewohnt hatte, worüber die „Morning Post“ berichtete:
Ihre Majestät stieg aus und bestand darauf, den Raum gezeigt zu bekommen, den der Prinz früher bewohnt hatte, und sie besichtigte die Wohnung genau und mit dem größten Interesse. Ihre Majestäten, gefolgt von den anderen Kutschen mit den Mitgliedern ihrer ansehnlichen Gefolge und den berühmten Besuchern von Brühl, fuhren dann zum Observatorium, und von dort zur Eisenbahn, mit der sie sofort zum Palast von Brühl starteten, um an einem frühen Dinner um vier Uhr teilzunehmen, damit es ihnen möglich sei, sich nach Köln zu begeben, um die Feuerwerke am Abend zu sehen.
Bei dem hier angesprochenen „frühen Diner“ brachte der preußische König dann folgenden Toast aus, den die „Kölnische Zeitung“ im Wortlaut veröffentlichte:
_„Meine Herren! – „Füllen Sie die Gläser bis an den Rand! „Es gilt einem Klang, der unaussprechlich süß klingt in britischen und deutschen Herzen; er ertönte einst über mühsam errungener Wahlstatt als ein Zeichen gesegneter Waffenbrüderschaft _ [er meint damit Waterloo]. Heute ertönt er nach dreißigjährigem Frieden, einer Frucht der mühsamen Arbeit jener Tage, hier in den deutschen Gauen, an den Ufern des schönen Rheinstromes. Er lautet: VICTORIA! Meine Herren! „Leeren Sie die Gläser bis auf den Grund! „Es gilt Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland! „Es lebe die Königin Victoria und Ihr durchlauchtigster Gemahl!“
Für den Abend des 12. August war in Köln „Rhein in Flammen“ angesetzt, von den königlichen Herrschaften per Schiff besucht, worüber der Korrespondent von „The illustrated London News“ ausführlich berichtete:
Köln zeigt viele Anzeichen davon, dass sie eine streng befestigte Stadt ist; entlang der Rheinfront verläuft eine Mauer, nur unterbrochen von den Fassaden von Häusern oder großen Hotels; zwischen der Mauer und dem Wasser gibt es einen leidlich großen Freiraum, der als Quai dient oder als Werft, wo die Schiffe ihre Ladung löschen. […] Bei dieser Gelegenheit war der Rand des Stadt-Kais, oberhalb und unterhalb der Brücke, auf einer Länge von etwa zwei Meilen von einer Infanterie-Kompanie in Einser-Reihe besetzt; eine gleiche Linie war auf dem gegenüberliegenden, dem Deutzer Ufer des Flusses aufgezogen; […].
Der weiteren Beschreibung ist zu entnehmen, dass mehrere Dampfer flussaufwärts fuhren, um die königlichen Zuschauer abzuholen, dann heißt es: Eine Stunde oder etwas mehr waren vergangen, als ein Salutschuss einer Kanone anzeigte, dass Ihre Majestät an Bord ging, und kurz danach erschien der Dampfer langsam den Fluss herabkommend. Sobald er gegenüber der Stadt ankam, wurden die Soldaten in Reihe befohlen, eine Rakete wurde als Signal hochgeschossen, und in diesem Augenblick begann eine fête de joie auf einer selten vergleichbaren Höhe; sie erstreckte sich über zwei Meilen auf beiden Seiten des Rheins und dauerte mehr als eine halbe Stunde lang, indem die Männer in schneller Folge luden und feuerten; zur gleichen Zeit war der Rhein glänzend beleuchtet von auf Booten abgebrannten Hafen-Feuern mitten auf dem Strom; über dem Turmmarkt schossen Schauer von Raketen empor in bunter Mischung. Während das Schiff weiter abwärts glitt, ging das Feuern weiter; und das dauernde Rattern der Gewehr-Salven, im Wechsel mit Kanonendonner, gab dem Zuschauer einen Eindruck von einem Nacht-Angriff. Als der Dampfer sich der Öffnung der Brücke näherte, wurde die ganze Konstruktion – wenn denn solch eine Brücke aus Booten so genannt werden mag – von einer Reihe von Feuerwerken erleuchtet, die Garben brillanter Funken empor schleuderten wie Fontänen aus Licht, deren glühende Tropfen in hübscher Form herabfielen, um im dunkeln hinab rollenden Fluss gelöscht zu werden. Im gleichen Augenblick barst das Äußere der Kathedrale, deren Türme über die Stadt aufragen, in Licht wie der Dom von St. Peter in der Heiligen Woche, jede Nische, jeder Pfeiler, jede Spitze glühte in der Flut von Licht, und die Wirkung der ganzen Szene war in diesem Augenblick die größte und prächtigste ihrer Art, die wir je erblickten. Das Spiel von Licht und Schatten auf der Masse der gotischen Architektur und den Dächern und Türmen in der Nachbarschaft war richtiggehend magisch.
6. Dombesichtigung in Köln
Am folgenden Mittwoch, 13. August, wurde vormittags das Abschlusskonzert des Bonner Beethovenfestes besucht, ehe am Nachmittag eine Dombesichtigung in Köln anstand, worüber „The Times“ schrieb:
Als die Kathedrale am Dienstag beleuchtet war, war die Wirkung, gesehen vom Fluss aus, beeindruckend und glänzend, doch, gesehen von einem näheren Blickpunkt, war sie ausnehmend wundervoll. Sie war beleuchtet gewesen, nicht bloß mit schlichten, sondern mit farbigen Lichtern, und durch einem kleinen Trick, floss eine einheitliche Farbe über das Gebäude, eine Art pink mit einem Schimmer von hellem orange. Das ganze ausnehmend feine Maßwerk der Architektur wurde so klar hervorgehoben, und das Gebäude sah luftiger und eleganter aus als bei Tage. Es sah aus, als sei es aus sehr dünnen transparenten Steinen gemacht, und leicht in jedem Maße. Die gesamte Wirkung war wunderbar bis ins Extreme.
Als die Queen jetzt um die Kathedrale fuhr, säumte eine große Menschenmenge den Weg. Sie benahm sich mit höchstem Anstand. Sobald die Rundfahrt um das Äußere zu Ende war, verließen Ihre Majestät und die anderen hohen Persönlichkeiten ihre Kutschen und gingen in die Kathedrale. Zu gleicher Zeit wurden die Glocken geläutet, und ihre verschmelzenden Töne, eher tief und zugleich sanfter als die der zartesten Orgel, erzeugten die größte vorstellbare Harmonie. Der Chor der Kathedrale ist bemerkenswert als ein perfektes Beispiel gotischer Architektur überhaupt. Hier gibt es auch den berühmten Schrein der drei Könige von Köln. Alle diese Dinge, und viele mehr, die den Reisenden bekannt sind, und die zahlreichen Einzelheiten, die in den Führer-Büchern zu finden sind, wurden von der königlichen Gesellschaft besichtigt.
Nachdem der Reporter des „Morning Chronicle“ die Teufelslegende des Kölner Doms erzählt hatte, hielt er fest:
_ Nach der Besichtigung des heiligen Gebäudes gingen die Queen und ihr königlicher Gastgeber durch die Stadt. Große Menschenmassen, wirklich, erwarteten ihren Weg. Sie gingen langsam durch das Labyrinth der unvorstellbar engen Straßen, die Köln bilden, gingen vorbei an den zahlreichen alten Kirchen die sie schmücken – [besichtigten] den Schrein, unter anderen, in dem die Gebeine von St. Ursulas elf tausend Jungfrauen liegen – (arme Lady! Eine grauenvolle Familie muss sie zu managen gehabt haben) – und die Kirche, in der der alte Duns Scotus von seiner Wortklauberei ausruht und nicht mehr darüber nachdenkt, herauszufinden, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können.[5] Die königliche Gesellschaft, glaube ich, besuchte auch das Museum mit Gemälden, die hauptsächlich gleichzeitig mit den frühen italienischen Meistern gemalt wurden. Die Gesellschaft kehrte früh am Abend nach Brühl zurück, Köln unter einem Artillerie-Salut der Batterien verlassend._
Dem dritten und letzten Brief Jules Janins für das Pariser „Journal des débats“ ist zu entnehmen, dass die Queen für den Weiterbau des Kölner Doms 520 Pfund Sterling (14.000 Francs) gespendet habe, so dass auch ihr Name in die Liste der Stifter aufgenommen worden sei.
7. Hofkonzert in Schloss Brühl
Wieder in Brühl zurück, gab es ein großes Bankett mit begleitender Tafelmusik, über das die „Morning Post“ ausführlich berichtete. An das Bankett schloss sich ein festliches „Hofkonzert“ an, für das der preußische König die „Crème de la Crème“ der damaligen Opernwelt hatte verpflichten lassen, an der Spitze die „schwedische Nachtigall“, die Sopranistin Jenny Lind (1820-1887). Geboten wurden eine eigens vom preußischen Generalmusikdirektor Giacomo Meyerbeer (1791-1864) zu Ehren der Queen komponierte Kantate für vier Männerstimmen und Chor sowie populäre und aktuelle Opern-Ausschnitte. Wer dabei die Begleitung am Klavier übernahm - auch in den späteren Hofkonzerten von Stolzenfels und Koblenz -, unterlag bislang wilden Spekulationen, bis hin zu der Vermutung, es sei Franz Liszt (1811-1886) gewesen. Der französischen Presse ist jedoch eindeutig zu entnehmen, dass Meyerbeer am Klavier saß, und auch die Queen notierte sich in ihr Tagebuch:
_ Meyerbeer begleitete, und eine schöne Kantate, von Meyerbeer, mir zur Ehre, wurde gesungen von Staudigl, Pischek und anderen sowie dem Chor. Fräulein Lind sang bezaubernd eine Nummer aus Meyerbeers neuer Oper „Das Nachtlager in Schlesien“, auch Frau Viardot sang sehr gut und Liszt spielte._[6]
Diese Mitwirkung hatte für Liszt – er trat zweimal als Solist eigene Stücke auf - sogar ein dramatisches Vorspiel gehabt. Als er nämlich am Ankunftstag der Queen zu deren Begrüßung nach Brühl fahren wollte, wäre er fast verhaftet worden, wie der „Morning Chronicle“ berichtete:
Er wollte nach Brühl gelangen, um die königlichen Persönlichkeiten dort zu treffen; aber die Militärmusik bedingte einen solchen Zustrom, dass es vielen (von denen auch ich einer war) unmöglich war, eine Beförderung durch die Eisenbahn zu erreichen. Als LISZT an die Station kam, wurde ihm bedeutet, dass alle Wagen voll seien und dass keine weiteren Fahrkarten ausgegeben werden könnten. Er rannte augenblicklich aus dem Gebäude und sprang über das Geländer zwischen ihm und den Waggons. Eine Anzahl Studenten riefen seinen Namen und machten Platz zwischen sich, doch als er hineinkam, wurde er festgenommen und herausgestoßen von einer Gruppe Polizisten, die entschlossen waren, ihn ins Gefängnis zu schleppen, doch wurden sie überredet, ihn laufen zu lassen, als sie den magischen Namen LISZT hörten. Seine Reise, wie auch immer, war aber vereitelt, denn ihm war es nicht erlaubt mitzufahren, nachdem er ein Beispiel von solch verwegener Überschreitung der Gesetze gegeben hatte.
8. Rheinfahrt nach Koblenz und Stolzenfels
Der Donnerstag, 14. August, war der Dampferfahrt auf dem Rhein von Bonn nach Koblenz vorbehalten. Dies geschah später als ursprünglich geplant, so dass der „Coblenzer Anzeiger“ am Tage vorher enttäuscht meldete:
So eben vernehmen wir, daß JJ. MM. mit der Königin Viktoria erst am 14. d. hier ankommen und am folgenden Freitag den 15. d. Abends im hiesigen Theater zur Ehre der britischen Majestät die Oper „Norma“ aufgeführt werde. Jenny Lind wird in der Titelrolle auftreten und ist der Direktor Spielberger in Cöln mit der Leitung des Ganzen beauftragt. Zur gehörigen Decoration des Theaters hat man eiligst den Maler Herrn Nolten hierhin berufen.
Zu ihrem Bericht über diese Rheinfahrt der Queen druckten „The illustrated London News“ auf zwei ganzen Seiten je zweispaltig ein PANORAMA OF THE RHINE, eine Karte des Rheinlaufs nebst allen Sehenswürdigkeiten von Köln bis Stolzenfels. Außerdem veröffentlichten sie zwei Stiche, über die es hieß:
Zwei der Stiche auf Seite 124 zeigen besonders interessante Stellen der Rhein-Szenerie, − die „Seven Mountains and the Drachenfels from Godesberg“ und „The Royal Yacht passing the Drachenfels“. Das Dorf Godesberg ist einer der bezauberndsten Plätze für Sommer-Aufenthalte am Rhein; und seine Burg Bergfried [die Godesburg] auf dem Gipfel des Hügels bietet einen der schönsten Ausblicke auf den Fluss. Die Gruppe der Hügel, genannt die Sieben Berge, besteht in Wirklichkeit aus mehr als sieben an der Zahl und bildet den Beginn der schönen Szenerie des Rheins; sie sind die höchsten und wildesten Hügel an seinen Ufern, und sind alle gekrönt von den Ruinen eines alten Turmes, einer Kapelle, oder einer Eremiten-Klause, die viel zu ihrem malerischen Flair beitragen; der höchste, der Owelberg [gemeint ist der Oelberg] ist 1453 Fuß hoch. Der am meisten interessierende der ganzen Gruppe, bezüglich seiner Gestalt und Position, doch mehr noch als durch all dies durch die Verse Byrons, ist der berühmte Drachenfels (Dragon Rock), dessen Klippe schroff vom Ufer aufsteigt, gekrönt von einer Ruine; […] Vom Gipfel des Drachenfels weitet sich der Blick den Rhein abwärts bis Köln, zwanzig Meilen entfernt; aufwärts ist der Rhein versperrt durch Felsen, die, wie auch immer, sehr groß sind; während Bonn und seine Universität, mit alten Burgen, Dörfern und Bauernhäusern den Vordergrund der Landschaft ausfüllen.
Über die Ankunft in Koblenz und Stolzenfels gab „L’Émancipation“ von Brüssel folgenden Bericht:
Die Königin von England ist in Stolzenfels angekommen. Das königliche Schiff Der König, an deren Bord sich Ihre britannische Majestät, der König und die Königin von Preußen, der König von Belgien, Prinz Albert und der Kronprinz von Preußen befanden, ist an Koblenz um vier ein halb Uhr vorbeigefahren. Die ganze Bevölkerung der Stadt und zahlreiche Fremde, die sich in ihren Mauern befanden, hatten sich an die Quais begeben, um dem Spektakel des Empfangs beizuwohnen, den man der Königin von Großbritannien bereitete. Sobald das Dampfschiff in Sichtweite der Stadt kam, etwa eine Viertel (französische) Meile stromabwärts, eröffnete die Festung Ehrenbreistein das Feuer aus allen Rohren. Die umliegenden Forts und die Geschütze vor Ort haben ihnen geantwortet, und diese Detonationen, mit denen sich die Mannschaftsfeuer all der Truppen mischten, die an den Quais, in den Festungen und ganz entlang der Ufer aufgestellt waren, erzeugten ein Konzert, wie das menschliche Ohr selten etwas vergleichbares zu hören bekam. Das war ein Rollen ohne Unterbrechung, dem die angrenzenden Täler mit großartigen Akkorden antworteten. Nachdem das königliche Schiff am Quai von Koblenz angekommen war, wo es für einige Augenblicke festgemacht wurde, hat die Menschenmenge, die die beiden Ufer des Rheins bevölkerten, ihre Hurra-Rufe unter den Donner der Kanonen gemischt, um auch ihrerseits die Herrscherin einer befreundeten Nation zu feiern. Der König, am Bug des königlichen Schiffes mit seinen erlauchten Gästen stehend, hatte sein Taschentuch geschwenkt, und seine Untertanen haben dieses Zeichen verstanden. Nach kurzem Halt vor Koblenz hat das königliche Schiff seine Fahrt nach Stolzenfels fortgesetzt; der Beifall und die Salven haben nicht eher geendigt, bis das Schiff den Bogen umfahren hatte, den der Rhein eine Viertelmeile stromaufwärts von der Stadt macht.
9. Aufenthalt auf Stolzenfels
Über Schloss Stolzenfels berichteten „The illustrated London News“:
Stolzenfels, wo Majestät letzte Nacht ankam, war eine der tausend zerstörten Burgen, mit denen beide Ufer des Rheins übersät sind. Das Schloss liegt drei deutsche Meilen oberhalb von Coblentz. Es wurde vor einigen Jahren für den jetzigen König von Preußen gekauft für eine handelsübliche Summe,[7] und er hat es restauriert – nicht in bestem Geschmack – mit einem enormen Kostenaufwand, und es ist eine gefällige Residenz, doch kleiner als was üblicherweise unter dem Namen eines Schlosses verstanden wird. Es ist wunderschön gelegen auf einer dichtbewaldeten Anhöhe, die sich zum Rhein hinab neigt – andere Hügel, höher als der, auf dem das Schloss steht, erheben sich im Hintergrund. Auf dem gegenüberliegenden Ufer, im Blick von der Terrasse und den Fenstern, sind die Dörfer von Oberlahnstein, Niederlahnstein, Horchheim und Lahneck.
Aus „L’Emancipation“ aus Brüssel erfahren wir:
_ Gestern war großes Diner auf Schloss Stolzenfels. Die Tafel bestand aus dreißig Gedecken. Der Fürst von Metternich zählte zu den Gästen. Dem Diner folgte ein brillantes Konzert, in dem, neben anderen großen Künstlern, sich Fräulein Lind hören ließ, die heute nach Meinung der Kenner die erste Sängerin Deutschlands ist._
Hierzu ist anzumerken, dass der Berichterstatter sich offensichtlich irrte und das Konzert des nächsten Tages meinte. In allen anderen Berichten, vor allem auch im Tagebuch der Queen, ist nicht von einem Konzert zwischen Diner und Feuerwerk die Rede, einmal davon abgesehen, dass der zeitliche Rahmen kaum dafür ausgereicht hätte. In „L’Emancipation“ heißt es dann weiter:
Gegen elf Uhr […] wurde auf ein aus einem der Fenster des Schlosses gegebenes Signal ein mehrteiliges Feuerwerk abgeschossen. Leider hatte der Regen des Nachmittags das Pulver nass gemacht, so dass ein Teil nicht gelang. Aber das hinderte nicht daran, einen hinreißenden Effekt zu erzielen; eine bengalische Beleuchtung der umliegenden Ruinen und Schlösser und der Festung Ehrenbreitstein in der Ferne ahmte eine riesige Feuersbrunst nach. Während der ganzen Zeit, den diese märchenhafte Beleuchtung dauerte, hörte die Kanone nicht auf zu donnern. Die Glocken aller umliegenden Dörfer waren ins Schwingen gebracht, so dass zu dem, das die Szene imposant machte, das Wunderbare noch hinzukam; fünf oder sechs Dampfschiffe hatten eine große Zahl von Einwohnern von Koblenz und neugierige Fremde nach Stolzenfels gebracht, um diesen Augenblick zu genießen. Die Schiffe waren von Koblenz um acht Uhr am Abend abgefahren, doch das Feuerwerk wurde erst um elf Uhr abgeschossen, also mussten sie auf dem Rhein, eingezwängt die einen mit den anderen, und ausgesetzt einem feinen und durchdringenden Regen, mehr als drei Stunden zuwarten, ehe das Signal gegeben wurde; aber das Schauspiel, das sie vor Augen geführt bekamen, hat sie letztlich entschädigt für diese kleine Unannehmlichkeit.
Der Redakteur des „Coblenzer Anzeigers“ hatte etwas genauer gezählt:
Auf sieben Dampfbooten, wovon 1 von Frankfurt und 1 von Mainz gekommen waren, sowie in einer unzählbaren Wagenreihe und zu Fuß war man nach dem Orte der Festlichkeit geströmt, bei welcher die Beleuchtung der so romantisch gelegene Johanniskirche besonders sich auszeichnete.
Einen Tag später berichtete „L’Emancipation“ dann, was ebenfalls dagegen spricht, dass es schon am Vortag ein Konzert gegeben habe:
Man sollte gestern Abend im Theater von Koblenz eine außergewöhnliche Vorstellung aus Anlass der Anwesenheit der Königin von England geben. Diese Vorstellung war organisiert worden von Meyerbeer auf Anordnung des Preußischen Königs; doch Königin Victoria fand sich ein wenig indisponiert, […], und so hat man die Arbeiten eingestellt, die man seit zwei Tagen im Theater-Saal gemacht hat, um ihn so würdig als möglich dem hohen Auditorium, das er empfangen sollte, angemessen zu gestalten. Man kann sich die Enttäuschung derer vorstellen, die eine Einladung zu dieser musikalischen Feierlichkeit erhalten hatten, und die dazu all ihre Vorkehrungen getroffen hatten.
Die Vorstellung wurde ersetzt durch ein Konzert auf Schloss Stolzenfels in Gegenwart der Majestäten und einer sehr kleinen Zahl geladener Gäste. Meyerbeer leitete dieses Konzert, in dem die größten Künstler Deutschlands miteinander wetteiferten, Frau Pauline Garcia und der berühmte belgische Geiger Henri Vieuxtemps.[8]
Der preußische König soll für diese Theateraufführung 30.000 Thaler angewiesen haben, wie die Leipziger „Illustirte Zeitung“ zu melden wusste, wobei sich diese Summe doch wohl eher insgesamt auf alle drei „Hofkonzerte“ bezieht und nicht nur auf diese eine ausgefallene Opernvorstellung beziehungsweise deren Ersatz-Konzert.
In ihr Tagebuch notierte sich die Queen über das Konzert:
_ Nach dem Tee gingen wir in den Speisesaal, wo wir ein schönes Konzert hatten; Meyerbeer begleitete und Fräulein Lind und Frau Viardot sangen und Pischek sang “Die Fahnenwacht”._[9]
In seinem dritten Brief an das „Journal des débats“ gab Jules Janin eine ausführliche Beschreibung von Schloss Stolzenfels und den dortigen Ereignissen, aus der nur der Abschnitt über diesen „gemütlichen Abend“ zitiert sei:
Im Schloss fand ein intimes Fest statt; wenige Leute waren eingeladen zu diesem Fest, wo die Könige, die Königinnen und die Prinzen sich daran erfreuten, nicht mehr zu sein als einfache Sterbliche. Die Männer trugen bürgerliche Kleidung und ohne äußerlichen Schmuck, die Damen waren mit der eleganten Einfachheit junger Frauen gekleidet, die sich von den Zwängen der Etikette erholen. Die Konversation war lebhafter und freier. Der König von Preußen, glücklich über das Wohl seiner Gäste, hatte für jeden ein freundschaftliches Wort. Natürlich war die Musik an diesem Abend willkommen und die Künstler waren die allbekannten.
Auch die Queen hielt diese zwanglose Atmosphäre für so wichtig, dass sie noch zwei Tage später darüber in ihr Tagebuch schrieb:
Ich vergaß zu erwähnen, dass in Brühl alle Gentlemen (König, Prinzen und andere) in Uniform waren, und dass in Stolzenfels alle in Zivil waren.
10. Wetterleiden der Touristen in Koblenz
An diesem Freitag, 15. August, herrschte am Rhein offenbar das übelste Wetter, wenn wir dem Bericht in „The Times“ glauben:
Regen, unaufhörlicher, unabgeschwächter Regen, der seit dem frühen Morgen in Bächen herab rauschte, hat diesen Ort all seiner Romantik beraubt, und enthob die königlichen Gäste des Königs und der Königin jeglichen Ausgangs über den ganzen Tag. Der Rhein sieht aus wie ein schmutziger Abwasserkanal, Stolzenfels ist eine Pfütze, Koblenz ein Misthaufen und all die schönen Schlösser und Klippen und Festungen, die so hell und beeindruckend gestern aussahen, waren jetzt nur undeutlich durch den Nebel zu erkennen, der vom aufgewühlten Fluss aufstieg. Niemand kann sich hinaus rühren weder in Stolzenfels noch in Koblenz, und die Besucher und Reisenden, die, als sie hierher kamen im Vertrauen auf das sprichwörtliche Wetterglück unserer Queen, sind mehr ein Schauspiel des Leidens, als dass man darüber lachen könnte. Jeder der weiß, wie das Leben in einem deutschen Wirtshaus abgeht, selbst bei bestem Wetter, mag die Leiden von mehreren hundert Menschen verstehen, eingepfercht zu sein in Kneipen, in denen niemandem erlaubt ist, sein Wohlbehagen zu finden, und wo er keine andere Beschäftigung hat als zu rauchen, um zu verhindern, dass er erstickt wird von den paffenden und dampfenden Tieren mit langen Pfeifen und ganzen Wäldern aus Schnurrbärten und Bärten um sich herum. Wie diese unglücklichen Menschen schlafen, ist eine unbekannte Angelegenheit, vielleicht sogar für sie selber. Koblenz ist derart bevölkert, dass kein Bett mehr zu bekommen ist. Wer noch zu später Stunde ankam lief in Verzweiflung durch die Straßen, und viele bekamen zu allem Unglück kein Bett mehr und mussten auf Stühlen schlafen. Eine englische Lady schlief sogar in ihrer eigenen Kutsche.
Noch drastischer beschreibt der „Morning Chronicle“ die Situation:
Ich wurde von allen Seiten mit Geschichten überschüttet über beispiellose Leiden von unglücklichen Individuen, die gestern Abend zu spät hier eintrafen, um noch sowohl Betten oder Sofas zu finden. Ein schrecklich von Wanzen zerbissener Herr berichtete heute Morgen im Salon des Hotels, dass er drei Thaler gegeben habe, um auf Stroh in einem Wein-Keller schlafen zu können, und eine englische Dame neben ihm toppte das Abenteuer, indem sie berichtete, dass sie die ganze Nacht eingesperrt in ihrer Kutsche im Hof des Hotels habe ruhen müssen. Andere, so wurde mir berichtet, sind durch die lange regnerische Nacht untröstlich herumgewandert, wie die Geister verstorbener Handelsreisender, vergeblich an die Türen jedes Gasthofes klopfend, um schließlich genötigt zu sein, Obdach unter porte cocheres [Kutscheinfahrten] und anderen gleich ständig zugigen Plätzen zu suchen. Die Hotels leisteten, wahrhaftig, große Arbeit, aber die unglücklichen Kellner, so überrascht aus dem üblichen halb-schläfrigen Zustand des deutschen Kellners herausgerissen, waren so völlig am Ende ihrer Weisheit,− nicht dass sie weit gehen mussten um dahin zu kommen – dass, um einen Bissen oder eine Suppe zu bekommen, es die größte arbeitsmäßige [„job-like“] Ausdauer erforderte, die jemals erbracht wurde, […].
Vorher hatte der Reporter schon berichtet:
Der Morgen begann mit Regen, der Tag ging weiter mit Regen, und er scheint tatsächlich mit Regen enden zu wollen. Ein schwerer grauer Nebel liegt auf den Hügeln; der Rhein, trübe und verfärbt, sieht nach allem aus nur nicht romantisch; und die engen, rinnenlosen Straßen sind überschwemmt von dem ununterbrochenen Niederschlag. Alles sieht erstarrt und deprimiert aus auf den Kais – die durchnässten Flaggen, die gestern so fröhlich flatterten, kleben schlaff um die Masten, und Koblenz erscheint alles in allem hinlänglich miserabel.
Die königliche Gesellschaft bleibt heute ruhig auf dem Schloss von Stolzenfels, um auszuruhen von den Anstrengungen der Reise. Es gibt keine Parade, kein Konzert, obwohl von beiden Vorführungen sehr viel geredet wurde. Vom König wird gesagt, dass er zu einem gut Teil müde sei und dass er, entsprechend dem schlechten Zustand des Wetters, alle Freiluft-Veranstaltungen verbeten habe.
Morgen am frühen Vormittag wird Ihre Majestät auf jeden Fall nach Mainz abreisen, wo sie über Nacht schlafen und vielleicht über Sonntag bleiben wird. Sie wird in Mainz von Prinz Wilhelm von Preußen, dem Gouverneur, empfangen werden und in seiner Residenz verweilen. Am Montagmorgen setzen die königlichen Reisenden ihre Fahrt nach Darmstadt fort, wo der Großherzog dieses gleichnamigen Ortes die Ehrungen erbringen wird. Würzburg wird der nächtliche Rastplatz sein, und eine eines langen Tages Reise wird die Gesellschaft am Dienstag abends nach Coburg bringen.
Nur Prinz Albert raffte sich offenbar aber dann doch zu einer Besichtigung der Festung Ehrenbreitstein auf, wie die Leipziger „Illustirten Zeitung“ meldete.
Zudem sei hier erwähnt, dass für Samstag, 16. August, im ehemaligen kurfürstlichen Schloss von Koblenz ein weiteres, also drittes „Hofkonzert“ angesetzt war. Es fand trotz der schon erfolgten Abreise der Queen auch statt. Es wurden dazu alle die Ehrengäste eingeladen, die tags zuvor über die Absage der Opernvorstellung enttäuscht gewesen sein dürften. In diesem Konzert spielte auch wieder Franz Liszt zwei eigene Stücke; auf Stolzenfels war er mit Sicherheit nicht dabei! Und noch ein zweites Gerücht gilt es auszuräumen: Jenny Lind sollte zwar im Koblenzer Theater die Norma singen, aber in allen drei Hofkonzerten hat sie keinen einzigen Ton aus dieser Oper hören lassen, entgegen der immer wieder zu lesenden Behauptung.[10]
11. Die Weiterfahrt nach Mainz
Die Fahrt der Queen von Stolzenfels nach Mainz erfährt in “The illustrated London News“ eine ausführliche Beschreibung, aus der einige Abschnitte zitiert seien:
Welche Höhe an Zweifeln auch im Geiste des Reisenden, der in Coblentz Halt macht, bestehen mag, ob der Rhein nicht ein wenig – ein klein wenig überbewertet sei – hegt einen Zweifel, der verschwindet, wenn er die Fahrt bis Mainz vollendet hat. […] Ihre Majestät verließ das Schloss Stolzenfels auf der Fairy; und der kleine galante Dampfer spielte seinen Part richtig gut. Sie dampfte an gegen den stetig dahinfließenden Lauf des Rheins; obwohl sie für den Ozean zu Wasser gelassen wurde, konnte sie mit der Kraft eines Flusses wetteifern, wie mächtig er auch sein mochte; sie trug die Standarte von England, als ob sie stolz darauf sei und darüber, dass sie über ihrem Kopf flatterte. Sie pflügte dahin gegen den Strom ohne jede sichtbare Anwendung von Kraft in galantestem Stil und erregte großes Staunen, weil alle Rhein-Dampfer – und das sind sehr gute – von alter Bauart[11] sind. Die königliche Yacht verließ Stolzenfels zwischen elf und zwölf Uhr und kam gegen sechs in Mainz an, eines der besten Rheinschiffe überholend, das zwei Stunden vor ihr abgefahren war; die Geschwindigkeit der Fairy wurde verlangsamt vor allen hauptsächlichen Städten und Dörfern, damit die Leute, die ans Ufer und die Landebrücken herabgeströmt waren, an jedem Punkt Gelegenheit bekamen, Ihre Majestät zu sehen. […] Der Morgen der Einschiffung war alles andere als freundlich; heftiger Regen, Wind, eine außerordentliche Kälte für die Jahreszeit, und ein Himmel so grau und trübe wie der November auf der Themse statt des strahlenden Blau des August auf dem Rhein gaben wenig Aussicht auf ein Vergnügen, doch der Tag erwies sich besser als er versprach; zu Mittag klarte es auf und eine strahlende Sonne trug den einzigartigen Zauber bei, die Szene zu vervollkommnen.
Nach einer keineswegs vollständigen Aufzählung der Sehenswürdigkeiten auf dieser Rhein-Passage ergeht sich der Autor in historischer Betrachtung:
Die Burgen des Rheins sind heute malerische Attraktionen der Szenerie; ruiniert und verfallen, sind sie Relikte einer anderen Epoche, die lange vergangen ist. Aber sie waren einst von schrecklicher Wichtigkeit; sie waren der Sitz von Räuber-Hauptmännern – denn diese können kaum anders genannt werden -, die keine Grenze für ihr gesetzloses Tun hatten aus Mangel an Kraft sie zu bezwingen, und die nur in Schach gehalten wurden durch ihre wechselseitigen Gegner und Feindschaften. Eine der großen Quellen ihrer Einkünfte war der Handel auf dem Rhein; und, zerstörerisch, wie die Tatsachen für alle Romantik sein mögen, die meisten dieser Burgen waren nichts anderes als Zollhäuser – feudale „Maut-stellen“ – an denen schwarzes Porto erhoben wurde von allen den Strom auf- wie abwärts fahrenden Schiffen und der Händler musste „anhalten und abliefern“,[…]. Der Rest der Fahrt war schnell geschafft. Oberhalb Bingen öffnet sich der Fluss, die Berge ziehen sich von den Ufern zurück und sein Bett ist beinahe eine Ebene; und so geht es weiter bis Mainz, wo der Charakter der Szenerie wieder beinahe so platt und uninteressant wird wie im Flachland von Holland.
Der Empfang Ihrer Majestät in Mainz erfolgte in würdiger Form; eine große Formation aus der österreichischen und der preußischen Garnison (weil sie von den Truppen beider Nationen besetzt ist) war unter Waffen; die Quais am Fluss entlang waren bevölkert; sogar die Arbeiter auf der Reihe der im Fluss vertäuten Wassermühlen verließen ihre Arbeit und standen auf den Barkassen, um die „Queen von England“ zu sehen. Es gibt dort keine so großen Forts und Batterien, um ihren Donner zu versenden, wie in Ehrenbreitstein; dennoch wurden einige Kanonen an verschiedenen Punkten abgefeuert; einige hundert Flaggen und Banner flatterten lustig im Wind, die Sonne strahlte hell auf den breiten Fluss, die roten Türme der Kathedrale und die hohen Dächer der Stadt sahen anheimelnd und malerisch aus; und, alles in allem, war die Szenerie eine der schönsten ihrer Art während der königlichen Reise.
Die Fairy fuhr an einen temporären Landungs-Steg, überdacht von einem Baldachin und geschmückt von Flaggen, und nach wenigen Minuten war Ihre Majestät Gast des Prinzen von Preußen in der offiziellen Residenz des Militär-Kommandanten der Stadt. Die Menge der Neugierigen war sehr groß. […] Militärisch wie es ist, hat Mainz auch Sehenswürdigkeiten, die anderer Kunst verbunden sind als der des Krieges; unter diesen sollte der erste Platz dem Denkmal Gutenbergs eingeräumt werden, des Erfinders des Druckens.
Mainz ist sauber und hell entgegen den meisten Städten Deutschlands und macht dem Fürstentum von Hessen-Darmstadt alle Ehre. Neue Gebäude erheben sich in mehreren Stadtteilen und die älteren sind gut restauriert, oder im Begriff es zu werden; dies ist leider auch der Fall beim Turm der Kathedrale, dessen Äußeres von einem Gerüst verdeckt ist. Die Gebäude, alt oder neu, haben einen rötlichen Farbton, weil das Material ein Sandstein dieser Farbe ist. Die Steinmetzarbeit der neueren ist bewundernswert ausgeführt und zeigt, dass die Deutschen noch nicht jene Fertigkeit verlernt haben, die sie zu den besten Kirchenbauern Europas gemacht hat.
In Mainz machte die Queen einen Tag Pause, weil Sonntag war; einzige „Programmpunkte“ waren die Besichtigung des Gutenberg-Denkmals und der Besuch eines Gottesdienstes nach anglikanischem Ritus. Die Weiterfahrt per Kutsche erfolgte über Frankfurt, dessen Bewohner enttäuscht darüber waren, dass die Queen nicht ausstieg, sondern nur den Pferdewechsel abwartete. Übernachtet wurde in Würzburg, von wo es in einer langen Tagesreise nach Coburg weiterging.
Zum Abschluss sei hier nur noch zitiert, was das „Journal des débats“ zu den Kosten der ganzen Geschichte berichtete:
Der Aufenthalt Ihrer britischen Majestät am Rhein, der nur drei Tage dauern sollte, war um drei weitere Tage verlängert worden. Die Königin ist Montag in Brühl angekommen und reist heute [Samstag] von Stolzenfels ab, das waren insgesamt sechs Tage. Sie hat allen Grund zufrieden zu sein mit dem Empfang, der ihr in diesem gastlichen Landstrich bereitet wurde, und zudem mit der ganzen königlichen Art und Weise, mit der sie von ihrem königlichen Verbündeten, dem König von Preußen behandelt wurde. Man hat mehr als eine Million Thaler (rund vier Millionen Francs) berechnet für die Kosten der zu Ehren der britischen Majestät von Friedrich Wilhelm angeordneten Feste, nicht zu rechnen, was alles die Städte Aachen, Köln und Koblenz aufgewandt haben, um den Empfang der mächtigen Verbündeten ihres Herrschers strahlender zu gestalten.
12. Coburg, Gotha und die Rückfahrt
War die Queen am Rhein „Staatsgast“ des preußischen Königs gewesen, so war der anschließende Aufenthalt in Coburg und Gotha ein rein privater Familienbesuch, der dennoch festlich begangen und für zahlreiche Ausflüge in die Umgebung genutzt wurde. Natürlich galt dieser Besuch vornehmlich der Geburtsstadt Prinz Alberts, dessen Geburtstag denn auch am 26. August in Coburg gefeiert wurde.
Die Rückreise wurde dann Anfang September angetreten und führte zunächst per Kutsche nach Frankfurt/Main, wo Prinz Albert u.a. zum „shopping“ auf die Zeil ging. Mit dem Zug ging es dann nach (Wiesbaden-)Biebrich und von dort mit einem „normalen“ Rheindampfer nach Bingen, wo die eigene Dampfyacht Fairy gewartet hatte, auf der es dann weiter rheinabwärts ging, worüber die Queen in ihr Tagebuch notierte:
Wir kamen schnell voran, aber sonderbar ― der Rhein, schön wie er ist, hatte für uns all seinen Reiz verloren. Vor allem, die Begeisterung war vorbei, ― für mich ― lag alles in trauriger Mattheit ― und zudem waren wir vom Thüringerwald verwöhnt ― Stolzenfels sah sehr gut aus, und so auch Ehrenbreitstein ― und dieses schöne Siebengebirge, doch nachdem wir an Bonn vorbei waren, gingen wir in den Salon und saßen beieinander. Albert las mir vor.
Ziel war zunächst (Köln-) Deutz, dann ging es mit einem preußischen Sonderzug von Köln nach Antwerpen, wo die Staats-Yacht Victoria and Albert gewartet hatte und am 7. September zur Überfahrt nach England ablegte.
Quellen
Ungedruckt
Queen Victoria‘s Journal, im Internet unter http-blank://www.queenvirctoriasjournals.org (© Queen Elisabeth II. und © Bodleian Library); Mittlerweile ist Queen Victoria’s Journal nur noch im UK (United Kingdom) einsehbar (unter der angegebenen Adresse) ― M. E. wäre zu kennzeichnen, dass Queen Victoria’s drafts und Princess Beatrice’s copies nur Teile dieser Veröffentlichung sind, keine eigenständigen Dateien. ― Anzumerken ist außerdem, dass es sich bei Queen Victoria’s drafts nicht um das Original-Tagebuch von 1845 handelt, sondern um eine spätere eigenhändige Abschrift durch die Queen, nach Auskunft der Bodleian Library vermutlich für eine geplante aber nicht realisierte Buch-Veröffentlichung.
Queen Victoria’s drafts Band 4, S. 1-90; die Zitate finden sich auf den Seiten 7, 8b, 9b, 12, 17, 23b, 29b.
Princess Beatrice’s copies, S. 54-153. In dieser Übertragung der Tagebücher sind nicht selten die Formulierungen der Queen geändert sowie einzelne Sätze oder sogar ganze Abschnitte ausgelassen worden.
Gedruckt
Meyerbeer, Giacomo, Briefwechsel und Tagebücher, hg. von Heinz und Gudrun Becker, Band 3, Berlin 1975, S. 602, 606, 609-616.
Die Zeitungen
Coblenzer Anzeiger, 23.7.-19.8.1845 (Original in der Stadtbibliothek Koblenz, Film im Stadtarchiv Koblenz)
Kölnische Zeitung, 4.–18.8.1845 (Film in der Landes- und Universitätsbibliothek Bonn)
Bonner Wochenblatt, 2.–16.8.1845 (Film in der Landes- und Universitätsbibliothek Bonn)
Königlich priviligirte Berlinische Zeitung, 15.- 20.8.1845 (Film im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Rheinische Landesbibliothek Koblenz)
Illustrirte Zeitung, Leipzig, Band 5, 30.8.-25.10.1845 (Original im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek Speyer)
Le Constitutionel, Edition de Paris, 15.– 20.8.1845
Journal des débats, Paris, 13.8.- 3.9.1845
La France musicale, Paris, 24.8.1845
L’Èmancipation, Brüssel, 14.-16.8.1845, zitiert im Journal des débats, Paris 19.8.1845 (alle: Bibliothèque Nationale Paris, im Internet unter http-blank://gallica.bnf.fr)
The Times, 11.–18.8.1845
Morning Post, 12.– 23.8.1845
Morning Chronicle, 13.– 20.8.1845
Caledonian Mercury, 18.8.1845 (Kopien aus diesen Zeitungen von der Bodleian Library Oxford)
The illustrated London News, 16.8 – 6.9.1845 (Kopien aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
Literatur
Bellinghausen, Hans, 2000 Jahre Koblenz, Boppard 1973.
Baur, Uwe, Bürgerinitiative Musik. 250 Jahre öffentliches Musikleben in Koblenz, Koblenz 2008.
Heinzelmann, Josef, Präludium ohne Folgen, Der Mittelrhein als musikalische Bühne preußischer Präsenz, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschicht 28 (2002), S. 498-531. - Einige Ungenauigkeiten und Irrtümer Heinzelmanns in seinem Bericht über das Stolzenfelser Konzert konnten aus den Tagebuch-Aufzeichnungen der Queen und aus Jules Janins Berichten im Pariser Journal des débats konkretisiert beziehungsweise korrigiert werden.
Israel, Ulrich/Gebauer, Jürgen, Kriegsschiffe unter Segel und Dampf, Königswinter 2010.
Michael Prinz von Preußen (Hg.), Die Preußen am Rhein, Köln 2011. - Im Bericht über den Besuch Queen Victorias auf S. 113 finden sich die altbekannten Fehler: Die Queen war nur einen Tag und zwei Nächte auf Stolzenfels und Franz Liszt wirkte nicht in dem Hofkonzert mit.
Kurt Tetzeli von Rosador/Mersmann, Arendt, Queen Victoria, München 2000. - Leider ist in dieser Auswahl aus Briefen und Tagebüchern ausgerechnet das Jahr 1845 mit der Deutschland-Reise ausgespart.
- 1: Rotton-row liegt an der Südseite des Londoner Hyde Parks und war angelegt worden als Route de Roi - daher der ins Englische umgebildete Name -, als königlicher Weg vom Kensington Palace zu St. James‘ Palace. Später diente er der nahebei stationierten Kavallerie als Exerzierstrecke, heute ist er eine öffentliche Reitbahn.
- 2: Der Dichter Samuel Taylor Coleridge (1772-1834) gilt als Begründer der englischen Romantik.
- 3: Wilhelm Friedrich Wieprecht (1802-1872), Spross einer renommierten deutschen Instrumentenbauer-Familie, war seit 1829 mit der Reorganisation der Musik verschiedener preußischer Militärkapellen betraut, was dazu führte, dass er schließlich die gesamte preußische Militärmusik von Grund auf reformierte. Berühmt wurde er auch als Organisator und Dirigent so genannter „Monster-Militär-Konzerte“ mit mehreren hundert Mitwirkenden.
- 4: Jules Janin (1804-1874) war ein hochangesehener Pariser Journalist und Literat. Er schrieb für Le Figaro, La Quotidienne und vor allem das Journal des débats, für das er ab 1836 als Bücher- und Theaterkritiker tätig war. Er verfasste außerdem zehn Romane und gab 1858 eine sechsbändige Histoire de la litérature dramatique heraus. 1870 wurde er in die Académie française berufen auf Fauteuil 28. Zur Teilnahme an den Feierlichkeiten für Queen Victoria war er ausdrücklich auf Geheiß des preußischen Königs vom Musikintendanten Friedrich Wilhelm Graf von Redern (1802-1883) eingeladen worden: Ich beeile mich Sie zu benachrichtigen, dass seine Majestät der König mir befohlen hat, Sie zu einzuladen, am 13. August am Hofkonzert teilzunehmen, das in Schloss Brühl um acht ein halb Uhr stattfinden wird (Autograph, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Rheinische Landesbibliothek Koblenz, Signatur H 92/5). Zum Konzert am 16. August im Koblenzer Schloss lud ihn dann Giacomo Meyerbeer ein (Meyerbeer, Briefwechsel, Band 3, S. 617).
- 5: Mit St. Ursula ist die gleichnamige Kölner Kirche gemeint. - Der Theologe und Philosoph Duns Scotus liegt in der Minoritenkirche begraben.
- 6: Die in diesem und den später gegebenen Zitaten aus dem Tagebuch der Queen genannten Sängerinnen und Sänger waren: Jenny Lind (1820-1887), Pauline Viardot-Garcia (1821-1910), Josef Staudigl (1807-1861) und Johann Baptist Pischek (1814-1873). Die erwähnte Oper Meyerbeers heißt korrekterweise „Das Feldlager in Schlesien“.
- 7: Hier irrt der Schreiber, denn Stolzenfels war 1823 dem preußischen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. von der Stadt Koblenz geschenkt worden, der die Ruine 1836-1842 nach Plänen der Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und Johann Claudius von Lassaulx hatte wiederaufbauen lassen.
- 8: Das Konzert fand mit Sicherheit auf dem noch heute auf Schloss Stolzenfels vorhandenen Instrument statt, das 1843 vom Koblenzer Klavierbauer Heinrich Knauss (1802-1872) gefertigt worden war mit eigens zur dortigen Einrichtung passendem Gehäuse und Verzierungen des einheimischen Bildhauers Hermann Eduard Wesché (Vgl. Baur, Bürgerinitiative Musik, Koblenz 2008, S. 146 und die Bilder 36a-c).
- 9: “Die Fahnenwacht“ ist eine Liedkomposition des in Koblenz geborenen Peter Josef (von) Lindpaintner (1791-1856) und war eine Paradenummer des Sängers Johann Baptist Pischeck.
- 10: Giacomo Meyerbeers eigenhändige, für Jules Janin geschriebene Programmaufzeichnung (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Rheinische Landesbibliothek Koblenz, Signatur H 92/5).
- 11: „Alter Bauart“ meint den Antrieb mittels Schaufelrädern, während die Fairy schon einen Propellerantrieb hatte, wie er 1829 von dem Österreicher Joseph Ressel (1793-1857) erfunden worden war.
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Baur, Uwe, Queen Victorias Rheinreise anno 1845 im Spiegel der internationalen Presse, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/queen-victorias-rheinreise-anno-1845-im-spiegel-der-internationalen-presse/DE-2086/lido/57d12cabcf5ef5.70298481 (abgerufen am 01.12.2024)