Die evangelische Gemeinde Trier im Kulturkampf

Wolfgang Schmid (Winningen)
Veröffentlicht am 12.02.2020, zuletzt geändert am 10.08.2020

Karikatur „Zwischen Berlin und Rom“ aus dem Kladderadatsch, 16.5.1875. (public domain)

1. Zum Begriff Kulturkampf

Zum Be­griff des Kul­tur­kamp­fes gibt es un­ter­schied­li­che De­fi­ni­tio­nen. All­ge­mein geht es um die Fra­ge nach der Ab­gren­zung der Ein­fluss­be­rei­che von Kir­che und Staat in der mo­der­nen Ge­sell­schaft. In­wie­weit sind Schu­le und Er­zie­hung, Ge­sund­heits­we­sen und so­zia­le Für­sor­ge staat­li­che Auf­ga­ben oder ei­ne in­ner­kirch­li­che An­ge­le­gen­heit? Ist ei­ne Ehe­schlie­ßung ein kirch­li­cher oder ein welt­li­cher Akt, ist ein Fried­hof ein öf­fent­li­cher Platz, der sämt­li­chen Ver­stor­be­nen zur Ver­fü­gung steht, oder ein ge­weih­ter, ein hei­li­ger Ort, der durch pro­tes­tan­ti­sche Lei­chen ent­weiht wird? Und wenn über ei­ne Zu­ord­nung zum kirch­li­chen oder staat­li­chen Be­reich ent­schie­den ist, wer darf die Spiel­re­geln fest­le­gen? 

Kul­tur­kämp­fe gibt es heu­te noch, nicht nur in is­la­mi­schen Län­dern. Man denkt na­tür­lich in ers­ter Li­nie an Preu­ßen, aber auch in Bay­ern und Ba­den gab es ver­gleich­ba­re Kon­flik­te. Dass das The­ma Kul­tur­kampf noch im be­gin­nen­den 21. Jahr­hun­dert Ak­tua­li­tät be­sitzt, zeigt bei­spiels­wei­se der erst 2006 vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ent­schie­de­ne Pro­zess um den Rechtscha­rak­ter der Ver­ei­nig­ten Hos­pi­ti­en in Trier.

Wich­tig für die Be­griffs­be­stim­mung ist auch der kon­fes­sio­nel­le Blick­win­kel. So ist der Kul­tur­kampf über­wie­gend von ka­tho­li­schen Fach­ge­lehr­ten be­ar­bei­tet wor­den. Pro­tes­tan­ti­sche Au­to­ren hat­ten für ka­tho­li­sche Fröm­mig­keits­for­men wie Wall­fahr­ten und Pro­zes­sio­nen kei­ner­lei Ver­ständ­nis und ta­del­ten den preu­ßi­schen Staat we­gen sei­ner an­geb­li­chen Nach­gie­big­keit ge­gen­über den Rechts­ver­stö­ßen der ul­tra­mon­ta­nen Röm­lin­ge.

Hin­sicht­lich der Chro­no­lo­gie gibt es un­ter­schied­li­che Vor­schlä­ge: Der ei­gent­li­che Kul­tur­kampf dau­er­te nur sie­ben Jah­re, von 1871 bis 1878. Nimmt man die stu­fen­wei­se Zu­rück­nah­me vie­ler Vor­schrif­ten und die Nor­ma­li­sie­rung der Ver­hält­nis­se hin­zu, kommt man auf 15 Jah­re, auf die Zeit von 1871 bis 1886. Al­ler­dings ist eher von ei­nem lang­fris­ti­gen Kon­flikt aus­zu­ge­hen, der mit dem An­fall der Rhein­pro­vinz 1815 an Preu­ßen be­gann. Hier­bei stie­ßen zwei Sys­te­me zu­sam­men: Auf der ei­nen Sei­te der bü­ro­kra­tisch or­ga­ni­sier­te preu­ßi­sche Staat, der al­le Le­bens­be­rei­che kon­trol­lie­ren und re­geln woll­te, zu dem au­ßer­dem ei­ne po­li­tisch-ad­mi­nis­tra­tiv in­te­grier­te evan­ge­li­sche Kir­che ge­hör­te. Auf der an­de­ren Sei­te die nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on neu ge­grün­de­ten rhei­ni­schen Bis­tü­mer, die in der Tra­di­ti­on ab­so­lu­tis­ti­scher Got­tes­staa­ten stan­den: Ju­den und Pro­tes­tan­ten wa­ren nicht zu­ge­las­sen, der Erz­bi­schof war bis zum En­de des Al­ten Reichs gleich­zei­tig Kur­fürst und Lan­des­herr so­wie obers­te Au­to­ri­tät in geist­li­chen wie welt­li­chen Din­gen. 

2. Zum Kulturkampf in Trier

In den Jah­ren nach 1815 ver­such­te der preu­ßi­sche Staat, sei­ne Herr­schaft in der neu­en Rhein­pro­vinz zu eta­blie­ren. Auch die ka­tho­li­sche Kir­che or­ga­ni­sier­te sich nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on neu, wo­bei sich bald kon­ser­va­ti­ve Strö­mun­gen durch­setz­ten, die die Re­for­men der Auf­klä­rungs­zeit zu­rück­dreh­ten. Dann kam es zum Misch­ehen-Streit, der dar­aus re­sul­tie­ren­den In­haf­tie­rung de­s Köl­ner Erz­bi­schof­s Cle­mens Au­gust Dros­te zu Vi­sche­ring 1837 und zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die Be­set­zung des Trie­rer Bi­schofs­stuh­les 1836-1842. Mit dem Re­gie­rungs­an­tritt Kö­nig Fried­richs Wil­helm IV. (Re­gent­schaft 1840-1858, ge­stor­ben 1861) har­mo­ni­sier­ten sich die Ver­hält­nis­se.

Doch der Schein trügt. 1844 fand die er­s­te Wall­fahrt zum Hei­li­gen Rock in preu­ßi­scher Zeit statt. Ei­ne drei­vier­tel Mil­li­on Pil­ger ström­te nach Trier. Der Kir­chen­his­to­ri­ker Ja­kob Marx d. Ä. (1803–1876) deu­te­te sie als „Kreuz­zug der Mas­sen“, als „Völ­ker­wan­de­rung zum Hei­li­gen Ro­ck“. Die mo­der­ne Wis­sen­schaft, na­ment­lich His­to­ri­ker wie Hein­rich von Sy­bel und Phi­lo­lo­gen wie der Ori­en­ta­lis­t Jo­hann Gil­de­meis­ter an der preu­ßi­schen Uni­ver­si­tät Bonn, lie­fen Sturm ge­gen die un­kri­ti­sche Fort­schrei­bung mit­tel­al­ter­li­cher Ge­schichts­kon­struk­tio­nen durch Ja­kob Marx. Auch die mo­der­nen Me­di­zi­ner em­pör­ten sich über die an­geb­li­chen Wun­der­hei­lun­gen.

1849 ver­öf­fent­lich­te Ja­kob Marx ei­nen vor dem Trie­rer Pi­us­ver­ein ge­hal­te­nen Vor­trag über „Die Frei­heit und Un­ab­hän­gig­keit der Kir­che vom Staa­t“, den man ge­ra­de­zu als Kriegs­er­klä­rung an die preu­ßi­sche Re­gie­rung ver­ste­hen kann. 1854 wur­de das Dog­ma der Un­be­fleck­ten Emp­fäng­nis ver­kün­det. Im Kon­text der zu­neh­men­den Ma­ri­en­ver­eh­rung und als rein re­li­giö­ses Glau­bens­be­kennt­nis an­geb­lich voll­kom­men un­po­li­ti­scher Trie­rer Bür­ger wur­de ab 1858 die grö­ß­te Ma­ri­en­säu­le der Rhein­pro­vinz er­rich­tet, die seit­dem den Him­mel über Trier be­herrscht. Die Ein­wei­hung 1864 war ein kir­chen­po­li­ti­sches Gro­ße­reig­nis.

1860 ver­öf­fent­li­che Ja­kob Marx „Ei­ne Denk­schrift zur Wah­rung des Rech­tes der Ka­tho­li­ken zu Trier auf ihr Wohl­tä­tig­keits­ver­mö­gen“, wor­in er den Nach­weis ver­such­te, dass die Ver­ei­nig­ten Hos­pi­ti­en von ka­tho­li­schen Fun­da­to­ren für ihr See­len­heil er­rich­tet wor­den und des­halb nur für ka­tho­li­sche In­sas­sen be­stimmt sei­en. 1864 pu­bli­zier­te Papst Pi­us IX. (Pon­ti­fi­kat 1846-1878) den „Syl­la­bus er­ro­rum“ über die „haupt­säch­li­chen Irr­tü­mer un­se­rer Zeit“, wor­un­ter er ne­ben dem Ra­tio­na­lis­mus, dem So­zia­lis­mus und dem Li­be­ra­lis­mus auch die „freie und un­christ­li­che Wis­sen­schaf­t“ ver­stand, zum Bei­spiel die his­to­ri­sche Quel­len­kri­tik.

Das 1870 ver­kün­de­te Dog­ma der päpst­li­chen Un­fehl­bar­keit führ­te auch bei ka­tho­li­schen Gläu­bi­gen zu Auf­ruhr und Em­pö­rung. 1871 wur­de die Ka­tho­li­sche Ab­tei­lung im Kul­tur­mi­nis­te­ri­um ge­schlos­sen und der Kan­zel­pa­ra­graph er­las­sen. 1872 folg­ten das Schul­auf­sichts­ge­setz und die Aus­wei­sung der Je­sui­ten. Im Ge­gen­zug boy­kot­tier­te der Trie­rer Kle­rus die Fei­er­lich­kei­ten zu Kai­sers Ge­burts­tag am 22. März, und der Krie­ger­ver­ein muss­te am Se­dan-Tag, am 2. Sep­tem­ber, oh­ne die ka­tho­li­schen Ver­ei­ne durch Trier mar­schie­ren. 1873 ka­men die Mai­ge­set­ze. Eben­falls 1873 wur­den die An­zei­ge­pflicht und das Staats­ex­amen für Geist­li­che und 1874 die Zi­vil­ehe ein­ge­führt. Wei­te­re Ge­set­ze re­gle­men­tier­ten das Ver­eins­we­sen und die Pres­se. 1875 ka­men das Brot­korb­ge­setz, das die Sper­rung staat­li­cher Zu­schüs­se er­mög­lich­te, und die Auf­lö­sung der nicht in der Kran­ken­pfle­ge tä­ti­gen Or­den. 

1878 war die hei­ße Pha­se des Kul­tur­kampfs vor­bei. In die­sem Jahr starb der streit­ba­re Papst Pi­us IX., sein Nach­fol­ger wur­de Leo XIII. (Pon­ti­fi­kat 1878-1903), der die An­zei­ge­pflicht der Geist­li­chen an­er­kann­te. Im glei­chen Jahr wur­de der preu­ßi­sche Kul­tus­mi­nis­ter Adal­bert Falk (1827-1900) ab­ge­setzt. Nach der Kir­che sah Reichs­kanz­ler Ot­to von Bis­marck (1815-1898) in den So­zia­lis­ten ei­nen neu­en Feind: 1878 wur­de das Ge­setz ge­gen die ge­mein­ge­fähr­li­chen Be­stre­bun­gen der So­zi­al­de­mo­kra­tie er­las­sen. Bis­marck setz­te hier auf ei­ne Ko­ope­ra­ti­on mit dem Zen­trum. Nach­dem 1888 Kai­ser Wil­helm I. (Re­gent­schaft 1858/1861-1888, ab 1871 Deut­scher Kai­ser) ge­stor­ben und 1890 Bis­marck ent­las­sen wor­den war, be­ru­hig­ten sich die Ver­hält­nis­se. Im neu­en Deut­schen Reich fan­den – so scheint es – va­ter­land­streue Ka­tho­li­ken und Pro­tes­tan­ten so­wie Ju­den zu­sam­men. 

Auf den zwei­ten Blick stellt man je­doch fest, dass die Kon­flik­te be­ste­hen blie­ben, ja noch es­ka­lier­ten: 1886 wur­de der „Evan­ge­li­sche Bund zur Wah­rung der deutsch-pro­tes­tan­ti­schen In­ter­es­sen“ als recht mi­li­tan­te Schutz­ge­mein­schaft ge­grün­det, 1887 fand ein Ka­tho­li­ken­tag in Trier statt, auf dem man den be­en­de­ten Kul­tur­kampf al­len­falls als Waf­fen­still­stand ein­stuf­te und ei­nen grö­ße­ren Ein­fluss auf den Schul­un­ter­richt for­der­te, und 1890 wur­de der „Volks­ver­ein für das ka­tho­li­sche Deutsch­land“ ge­grün­det. Die Wall­fahrt zum Hei­li­gen Rock von 1891 war mit zwei Mil­lio­nen Pil­gern die grö­ß­te, die es je­mals ge­ge­ben hat. Schuld dar­an wa­ren auch die Preu­ßen, denn oh­ne die Ei­sen­bah­nen durch die Ei­fel nach Köln, ent­lang der Mo­sel nach Ko­blenz, an der Saar nach Saar­brü­cken und Metz so­wie nach Lu­xem­burg wä­ren die­se Pil­ger­zah­len nicht mög­lich ge­we­sen.

 

3. Die evangelische Gemeinde in Trier

Be­vor auf die­se Er­eig­nis­se nä­her ein­ge­gan­gen wird, soll zu­nächst ein Blick auf die Trie­rer evan­ge­li­sche Ge­mein­de ge­wor­fen wer­den. Die Quel­len­la­ge ist durch Kriegs­zer­stö­run­gen be­dingt recht un­güns­tig. Die „Er­in­ne­run­gen aus mei­nem viel­be­weg­ten Le­ben“ des Re­gie­rungs­ra­tes Ge­org Ba­ersch (1778-1866) aus dem Jah­re 1857 sind ei­ne span­nen­de Quel­le, eben­so die Au­to­bio­gra­phie „Aus mei­nem Le­ben“ des Hilfs­pre­di­gers Wil­li­bald Bey­schlag (1823-1900) über sei­ne „Trie­rer Kriegs­zei­ten“ (1850-1856). Die­se bie­tet ein an­schau­li­ches Bild vom Trie­rer Ge­mein­de­le­ben, wo­bei zu be­rück­sich­ti­gen ist, dass sie fast ein hal­bes Jahr­hun­dert spä­ter in den Jah­ren 1896-1899 ent­stand, als Bey­schlag längst Theo­lo­gie­pro­fes­sor und wort­ge­wal­ti­ger Wort­füh­rer des Evan­ge­li­schen Bun­des in Hal­le war und an­läss­lich der Wall­fahrt von 1891 man­ches pu­bli­zis­ti­sche Tin­ten­fass nach Trier schleu­der­te. 

Ei­ne wah­re Fund­gru­be sind die Ta­ges­zei­tun­gen, von de­nen Trier um 1900 drei be­saß, und von de­nen zwei nicht nur ei­ne Mor­gen-, son­dern auch ei­ne Abend­aus­ga­be hat­ten: Der 1875 von Ni­ko­laus Koch (1847-1918) und Ni­ko­laus Phil­ip­pi ge­grün­de­te Trie­ri­sche Volks­freund, die 1875 von dem „Press­ka­plan“ Ge­org Fried­rich Das­bach ge­grün­de­te Trie­ri­sche Lan­des­zei­tung, ein Sprach­rohr der ka­tho­li­schen Sei­te, und die ab 1867 bei Edu­ard Lintz (1850-1917) er­schie­ne­ne Trie­rer Zei­tung. Im Rah­men die­ses Bei­tra­ges soll aber ei­ne an­de­re Quel­le her­an­ge­zo­gen wer­den: die Pro­to­kol­le der Ver­hand­lun­gen der Kreis­syn­ode Trier in den Jah­ren 1850 bis 1920. Sie wur­den je­weils als dün­ne, dann im­mer di­cker wer­den­de Hef­te ge­druckt und wer­den in der Evan­ge­li­schen Ar­chiv­stel­le in Bop­pard auf­be­wahrt.

Die Syn­ode um­fass­te im Jah­re 1900 die Ge­mein­den Bern­kas­tel, Bit­burg, Clei­nich, Conz-Kart­haus, Ge­rol­stein-Daun, Hau­sen, Her­mes­keil, Hor­bruch-Hirsch­feld-Crum­men­au, Hot­ten­bach-Stip­shau­sen, Mül­heim, Prüm, Rhau­nen-Sulz­bach, Sen­s­wei­ler-Bruch­wei­ler, Thal­fang, Trier, Vel­denz, Wirsch­wei­ler-Al­len­bach, Witt­lich und Züsch. Dies ent­spricht in et­wa dem heu­ti­gen Kir­chen­kreis mit sei­nen 18 Ge­mein­den. 1881 wird fest­ge­hal­ten, dass die Syn­ode die (Land-)Krei­se Bern­kas­tel, Bit­burg, Daun, Prüm, Trier und Witt­lich um­schlie­ßt. Hier leb­ten 292.445 See­len, da­von 17.439 Evan­ge­li­sche (6 Pro­zent) und 3.000 Ju­den.

Die Stadt Trier wuchs im 19. Jahr­hun­dert von 9.600 (1815) über 17.000 (1847) auf 49.000 Ein­woh­ner (1910). Die evan­ge­li­sche Ge­mein­de ent­wi­ckel­te sich von 161 (1817) über 1.000 (1849) und 3.000 (1885) bis zu 5.000 (1914). Der An­teil der Pro­tes­tan­ten lag bei cir­ca 12 bis 15 Pro­zent. Die Ge­mein­de be­stand aus preu­ßi­schen Be­am­ten, Leh­rern und Ärz­ten, Kauf­leu­ten und Un­ter­neh­mern, aber auch aus ein­fa­chen Ar­bei­tern und Hand­wer­kern. Ein gro­ßes Pro­blem lag dar­in be­grün­det, dass die preu­ßi­schen Be­am­ten häu­fig ver­setzt wur­den, wes­halb ei­ne kon­ti­nu­ier­li­che Ge­mein­de­ar­beit schwie­rig war. Vie­le von ih­nen hei­ra­te­ten ei­ne ka­tho­li­sche Frau, die Misch­ehen wur­den zu ei­nem wei­te­ren Pro­blem. 1859 zähl­te man 168 rein evan­ge­li­sche und 278 ge­misch­te Ehen. Bei die­sen wur­den in 115 die Kin­der evan­ge­lisch und in 136 ka­tho­lisch er­zo­gen. Die evan­ge­li­sche Ge­mein­de be­fürch­te­te des­halb, auf Dau­er aus­zu­ster­ben.

Wie leb­te man da­mals als Pro­tes­tant in der Stadt des Hei­li­gen Rocks? Man ver­hielt sich un­auf­fäl­lig und pass­te sich an. Ei­ner der apo­lo­ge­ti­schen Au­to­ren be­rich­tet, 1891 sei­en wie be­reits 1844 zum Ab­schluss der Wall­fahrt die Häu­ser fest­lich be­leuch­tet wor­den: „Die gan­ze Stadt war ein­ge­taucht in ein Lich­ter­meer. Ka­tho­li­ken wie Ju­den und Pro­tes­tan­ten wa­ren der Auf­for­de­rung nach­ge­kom­men.“ Aber wel­cher Pro­tes­tant hät­te es ge­wagt, sein Haus, an dem je­den Tag zehn­tau­sen­de von Pil­gern vor­bei­s­tröm­ten, nicht zu schmü­cken oder gar ein Lu­ther­bild ins Fens­ter zu stel­len? Noch schlim­mer wa­ren die Pro­zes­sio­nen, zum Bei­spiel am Kar­frei­tag oder die be­rüch­tig­te Dank­pro­zes­si­on für die Ver­trei­bung der Pro­tes­tan­ten und Ket­zer im Jah­re 1559, die im 19. Jahr­hun­dert mit gro­ßem Auf­wand wie­der­be­lebt wur­de. Zu ei­ner or­dent­li­chen Pro­zes­si­on ge­hör­ten Böl­ler­schüs­se und Kes­sel­pau­ken. Wer sei­nen Hut nicht ab­nahm, war sei­nes Le­bens nicht mehr si­cher. Wil­helm Busch (1832-1908) hat in sei­ner "from­men He­le­ne" ein tref­fen­des Bild von der Kol­li­si­on ei­ner Kut­sche und ei­ner Pil­ger­grup­pe ge­zeich­net. Nach der um­fang­rei­chen, wenn­gleich recht pro­ble­ma­ti­schen Stu­die von Vol­ker Speth über die Köl­ner Kir­chen­pro­vinz[1] kann man die Fra­ge, ob pro­tes­tan­ti­sche Be­am­te bei Pro­zes­sio­nen den Hut ab­neh­men oder sonst mit Tät­lich­kei­ten rech­nen müs­sen, mit den ak­tu­el­len Dis­kus­sio­nen um Bur­ka­ver­bo­te in Deutsch­land, Ös­ter­reich und Lu­xem­burg ver­glei­chen.

Willibald Beyschlag, undatiert. (Evangelischer Bund)

 

Man tauch­te als Pro­tes­tant al­so ab, schloss bei den Pro­zes­sio­nen die Fens­ter und glänz­te bei ka­tho­li­schen Fei­er­ta­gen durch Ab­we­sen­heit. Man kann ge­ra­de­zu von ei­ner Wa­gen­burg- oder Get­to-Men­ta­li­tät spre­chen: Es gab ei­ge­ne Kin­der­gär­ten und Schu­len, ei­ge­ne Ver­ei­ne und Zei­tun­gen, ja so­gar ei­ne ei­ge­ne Par­tei. Bil­dungs­ein­rich­tun­gen wa­ren eben­so zwei­ge­teilt wie ka­ri­ta­ti­ve In­sti­tu­tio­nen. Je­de Sei­te bil­de­te ei­ne ei­ge­ne Fest­kul­tur aus. Es ent­stand ein ge­schlos­se­nes evan­ge­li­sches Mi­lieu. Wie weit die­se Spal­tung ging, er­kennt man, wenn man sich die bei­den städ­ti­schen be­zie­hungs­wei­se staat­li­chen Gym­na­si­en an­sieht: Das Fried­rich-Wil­helm-Gym­na­si­um (FWG) war tra­di­tio­nell ei­ne Ka­der­schmie­de für das Pries­ter­se­mi­nar, wäh­rend das Re­al­gym­na­si­um, das heu­ti­ge Max-Planck-Gym­na­si­um (MPG), ei­nen be­mer­kens­wert ho­hen An­teil an pro­tes­tan­ti­schen und jü­di­schen Schü­lern be­saß. Sein Di­rek­tor war Adolf Dron­ke, der 1888 den Ei­fel­ver­ein grün­de­te, ei­ne Ge­gen­grün­dung zu dem ka­tho­lisch ge­präg­ten Trie­rer Bau­ern­ver­ein des Press­ka­plans Ge­org Fried­rich Das­bach von 1884.

4. Konflikte vor und im Kulturkampf im Spiegel der Synodalberichte

Ein zen­tra­les Ver­hand­lungs­the­ma der Syn­ode Trier war das Ver­hält­nis zur ka­tho­li­schen Kir­che. Trotz ei­ner weit­ge­hen­den Tren­nung gab es bei den ka­ri­ta­ti­ven und schu­li­schen Ein­rich­tun­gen, bei den Misch­ehen und der Kin­der­er­zie­hung ei­ne Viel­zahl von Kon­flik­ten. So wird 1864 be­rich­tet, in Bern­kas­tel sei ka­tho­li­schen Kin­dern der Be­such ei­ner von ei­ner evan­ge­li­schen Frau ge­lei­te­ten Näh- und Stick-Schu­le un­ter­sagt wor­den. In Prüm wur­de das 1100-jäh­ri­ge Grün­dungs­ju­bi­lä­um der Ab­tei ge­fei­ert, „bei wel­cher Ge­le­gen­heit ein be­son­de­rer Ab­laß durch Ge­bet für die Aus­rot­tung der Ket­ze­rei zu ge­win­nen ge­we­sen sein sol­l“. „Be­son­ders die Fried­hofs­strei­tig­kei­ten bre­chen im­mer wie­der her­vor.“ In Lü­ne­bach bei Prüm wur­de erst­mals „auf dem dor­ti­gen zum Com­mu­nal-Kirch­hof er­klär­ten Got­tes­acker ein Evan­ge­li­scher be­er­digt, oh­ne dass der Pro­test und die Auf­rei­zun­gen des ka­tho­li­schen Geist­li­chen von Er­folg ge­we­sen wä­ren. Die ka­tho­li­sche Be­völ­ke­rung er­hielt ei­nen vort­heil­haf­ten Ein­druck von der evan­ge­li­schen Kir­che, der ka­tho­li­sche Geist­li­che je­doch be­tritt seit­dem den an­geb­lich ent­weih­ten Kirch­hof nicht mehr.“ 

Mehr­fach ha­be es Über­trit­te von der ei­nen zur an­de­ren Kir­che ge­ge­ben. „In Bern­kas­tel ist ein Ab­trün­ni­ger nach be­zeig­ter Reue wie­der in sei­ne evang. Mut­ter­kir­che auf­ge­nom­men wor­den.“ Wie in ei­nem Hee­res­be­richt wird an­ge­zeigt, dass man ne­ben zwei Ge­win­nen auch vier Ver­lus­te, dar­un­ter „drei männ­li­che Per­so­nen zu Trier“, zu ver­zeich­nen ha­be. 1873 be­rich­ten die Pfar­rer, man ha­be 1871 drei, 1872 zwei und 1873 zwei Per­so­nen ver­lo­ren und im Ge­gen­zug zwei ge­won­nen. In Du­del­dorf sei ein Evan­ge­li­scher auf dem Ster­be­bett kon­ver­tiert. „Die­se Ver­lus­te zei­gen im­mer wie­der, wie groß die Macht auch der Un­fehl­bar­keits-Kir­che noch ist, und wie da­her die grö­ß­te Wach­sam­keit ihr ge­gen­über Noth thut.“ 1885 gibt es sie­ben Über­trit­te, „dar­un­ter ein Ehe­paar mit den Kin­dern, das wäh­rend der Krank­heit des Man­nes reich­lich von der Ge­mein­de un­ter­stützt, ihr den Rü­cken kehr­te, als nach der Wie­der­ge­ne­sung des Man­nes die Ga­ben ein­ge­schränkt wur­den.“

„Sonst ist das Ver­hält­nis zur ka­tho­li­schen Kir­che im Gan­zen ein fried­li­ches, wenn auch Stö­run­gen hier und da im­mer wie­der vor­kom­men“, be­rich­tet die Syn­ode 1869. Bei­spiels­wei­se hät­ten die Span­nun­gen in den Dör­fern Lin­den­schied und Ober­kirn in der Ge­mein­de Hau­sen „bei­na­he zu be­denk­li­chen Ex­zes­sen ge­führ­t“. Durch ei­ne te­le­gra­phi­sche In­ter­ven­ti­on beim Bi­schof konn­te in Stadt­kyll durch­ge­setzt wer­den, dass die mit Un­ter­stüt­zung bei­der Kon­fes­sio­nen fi­nan­zier­ten Glo­cken auch bei der Be­er­di­gung ei­nes evan­ge­li­schen Kin­des ge­läu­tet wer­den durf­ten. In Weins­heim bei Prüm muss­te ein Gen­darm den Zu­gang zum Fried­hof er­zwin­gen, doch da­nach wohn­ten die ka­tho­li­schen Ein­woh­ner der Be­er­di­gung ei­nes evan­ge­li­schen Mit­bür­gers „in al­ler Ru­he“ bei. 

„Fried­hof­se­len­d“ hieß kurz und bün­dig ei­ne Flug­schrift des Evan­ge­li­schen Bun­des von 1911. In der Fried­hofs­fra­ge wur­den rich­tig­ge­hen­de Stell­ver­tre­ter­krie­ge ge­führt. Nach ka­tho­li­schem Ver­ständ­nis war ein Fried­hof ein ge­weih­ter, ein hei­li­ger Ort, der An­ge­hö­ri­gen der ka­tho­li­schen Kir­che vor­be­hal­ten war. Selbst­mör­der, Hin­ge­rich­te­te und Ex­kom­mu­ni­zier­te wur­den da­ge­gen in ei­nem ab­ge­le­ge­nen Win­kel be­stat­tet. Pro­tes­tan­ten, die hier be­er­digt wer­den soll­ten, fühl­ten sich dis­kri­mi­niert und ver­lang­ten ein Be­gräb­nis in der Rei­he ih­rer ver­stor­be­nen Mit­glie­der oder ei­nen ei­ge­nen be­zie­hungs­wei­se we­nigs­tens ei­nen ab­ge­teil­ten Fried­hof. Hat­te die Ge­mein­de ei­nen streit­ba­ren Pfar­rer – und sol­che An­läs­se wa­ren im Kul­tur­kampf nicht un­will­kom­men –, dann konn­te die­ser die Gläu­bi­gen mo­bi­li­sie­ren, um die Be­er­di­gung zu ver­hin­dern. Die­se führ­te näm­lich zu ei­ner Ent­wei­hung des Fried­hofs, auf dem man kei­ne Be­er­di­gun­gen mehr vor­neh­men konn­te, bis er neu ge­weiht wor­den war. Er­schwe­rend kam hin­zu, dass Be­er­di­gun­gen öf­fent­li­che und kirch­li­che Ak­te wa­ren, die un­ter Be­tei­li­gung gro­ßer Tei­le der Be­völ­ke­rung und ei­nes evan­ge­li­schen Pfar­rers durch­ge­führt wur­den. 

Trotz des Kul­tur­kamp­fes scheint es in den 1870er Jah­ren et­was ru­hi­ger ge­wor­den zu sein. 1883 wird je­doch in der Kreis­syn­ode be­rich­tet: „Was schlie­ß­lich die Stel­lung zur ka­tho­li­schen Kir­che und zu an­de­ren re­li­giö­sen Ge­mein­schaf­ten be­triff­t“ – da­mit sind die „Is­rae­li­ten“ und die Alt­ka­tho­li­sche Kir­che ge­meint – „so sind Kla­ge ge­gen ers­te­re laut ge­wor­den in dem Vi­ka­ri­at Bern­cas­tel, wo bei der An­le­gung ei­nes evang. Kirch­hofs in Graach sich dar­in ei­ne Ge­häs­sig­keit zeig­te, dass man den­sel­ben un­mit­tel­bar an den un­ge­weih­ten Teil des kath. Kirch­hofs gren­zen ließ.“ 

5. Weitere Konflikte nach dem Kulturkampf

Als die hei­ße Pha­se des Kul­tur­kamp­fes 1884 im Grun­de vor­bei war, wird das „Ver­hält­niß zwi­schen Kir­che und Schu­le“ als „freund­li­ch“ be­zeich­net. Bei der Ein­füh­rung von Schu­l­an­d­ach­ten in Trier gä­be es Fort­schrit­te, aus­ge­nom­men die hö­he­re Töch­ter­schu­le. Är­ger­lich sei al­ler­dings, dass die Mehr­zahl der Kin­der aus Misch­ehen ka­tho­lisch ge­tauft wür­de.

Die Kon­flik­te setz­ten sich 1885 fort. Die Ein­füh­rung von An­dach­ten in der städ­ti­schen hö­he­ren Töch­ter­schu­le stieß auf sol­che Schwie­rig­kei­ten, dass das Pres­by­te­ri­um sei­nen Plan auf­gab. Die evan­ge­li­schen Kin­der der Vor­or­te be­such­ten die städ­ti­sche evan­ge­li­sche Schu­le. Da ih­re Zahl so wuchs, dass ei­ne neue Klas­se mit ei­nem ei­ge­nen Leh­rer er­for­der­lich wur­de, ver­such­te die Stadt, die­se Kos­ten zu spa­ren, in­dem sie die Schü­ler den ka­tho­li­schen Schu­len der Vor­or­te zu­wies. Mit der lo­bend er­wähn­ten Mit­hil­fe der Ei­sen­bahn-Ver­wal­tung ge­lang es, evan­ge­li­sche Schu­len in Kart­haus, Konz und Merz­lich ein­zu­rich­ten.

Wei­ter be­fass­te sich die Syn­ode 1885 mit den vier Kin­dern ei­ner evan­ge­li­schen Wit­we. Ihr ver­stor­be­ner Mann „hat­te, wahr­schein­lich in ei­nem Zu­stand von Geis­tes­stö­rung, die den Un­glück­li­chen bald dar­auf zum Selbst­mord trieb, dem kath. Geist­li­chen er­klärt, sein Wil­le sei, dass die Kin­der ka­tho­lisch wer­den sol­len“. Der Pfar­rer streng­te dar­auf­hin ei­nen Pro­zess ge­gen die Wit­we an, weil die­se sich wei­ger­te, ih­re Kin­der auf ei­ne ka­tho­li­sche Schu­le zu schi­cken. Die Frau wur­de ver­ur­teilt, gab aber nicht klein bei. Ein drit­ter Fall be­trifft ei­nen Kna­ben aus ei­ner Misch­ehe, der nach dem Wunsch sei­nes Va­ters evan­ge­lisch er­zo­gen wur­de. Nach dem Tod der Mut­ter, die den Wunsch re­spek­tiert hat­te, wur­de der Jun­ge von sei­nem Vor­mund auf ei­ne ka­tho­li­sche Schu­le ge­schickt. Das Vor­mund­schafts­ge­richt ent­schied, dass er auf dem Gym­na­si­um den evan­ge­li­schen Re­li­gi­ons­un­ter­richt be­su­chen dür­fe.

Adolf Dronke, um 1890, Porträtfoto. (Eifelverein - Hauptgeschäftsstelle und Eifelbibliothek)

 

In den 1890er Jah­ren, als der Kul­tur­kampf ei­gent­lich schon vor­bei war, spitz­te sich die Si­tua­ti­on noch ein­mal zu. Ur­sa­che war die Wall­fahrt zum Hei­li­gen Rock von 1891, die fast zwei Mil­lio­nen Pil­ger mo­bi­li­sier­te. Zu­dem stat­te­ten fast al­le deut­schen Bi­schö­fe Trier ei­nen Be­such ab, was den Ein­druck ei­nes ge­schlos­se­nen Auf­tre­tens des ka­tho­li­schen La­gers noch­mals un­ter­strich. Vie­le evan­ge­li­sche Zeit­ge­nos­sen emp­fan­den dies als ei­ne „Sie­ges­pa­ra­de“ der ka­tho­li­schen Kir­che ge­gen­über dem preu­ßi­schen Staat. Auch pu­bli­zis­tisch schlug die Wall­fahrt ho­he Wel­len. Wie be­reits 1844 wur­de über die Echt­heit der Re­li­quie, die durch phi­lo­lo­gi­sche und ar­chäo­lo­gi­sche Me­tho­den so­wie durch Ge­bets­er­hö­run­gen und Wun­der­hei­lun­gen be­wie­sen wer­den soll­te, ge­strit­ten.

Zu den be­lieb­tes­ten Waf­fen im Kul­tur­kampf ge­hör­te der Pro­zess. Hier lie­ßen sich al­le Be­schul­di­gun­gen und Recht­fer­ti­gun­gen pu­bli­kums­wirk­sam vor­tra­gen, die Pres­se be­rich­te­te aus­führ­lich dar­über, und selbst der Ver­lie­rer ging als Sie­ger her­vor, da er als Mär­ty­rer für ei­ne gu­te Sa­che ge­fei­ert wur­de. Oft­mals klag­te man über meh­re­re In­stan­zen. Und so ist das letz­te The­ma 1893: „Der Pro­zeß Bi­schof [Mi­cha­el Fe­lix] Ko­rum ge­gen stud. theol. [Wil­helm] Reichard und Ver­le­ger Emil Son­nen­burg in Trier.“ 

Erinnerung an die Heilig-Rock-Wallfahrten 1844 und 1891, Original in der Library of Congress, Washington D.C.

 

Ur­sa­che war die an­onym ver­öf­fent­lich­te Schrift „Die Rock­fahrt nach Trier un­ter der Ära Ko­rum. Ge­schich­te der Wall­fahrt von 1891, kri­tisch be­leuch­tet von ei­nem nicht cle­ri­ka­len Trie­rer Au­gen­zeu­gen.“ Ver­fas­ser war der evan­ge­li­sche, aus Trier stam­men­de Theo­lo­gie­stu­dent Wil­helm Reichard (1871-1951). We­gen der „in ei­ner Bro­schü­re … ge­üb­ten Cha­rak­te­ri­sie­rung des Bi­schofs und Kri­tik an der rö­mi­schen Re­li­qui­en-Ver­eh­run­g“ wur­de Reichard zu sechs und Kro­nen­burg zu drei Wo­chen Ge­fäng­nis ver­ur­teilt. Nach­dem ei­ne Ap­pel­la­ti­on an das Reichs­ge­richt ab­ge­wie­sen wor­den war, er­mög­lich­te ein Gna­den­ge­such an den Kai­ser ei­ne Re­du­zie­rung auf acht Ta­ge Fes­tungs­haft in Eh­ren­breit­stein (heu­te Stadt Ko­blenz) für Reichard be­zie­hungs­wei­se 100 Mark Geld­stra­fe für Kro­nen­burg. Aus Bey­schlags Me­moi­ren wird er­sicht­lich, dass man bei ei­ner Fes­tungs­haft tags­über Ur­laub auf Eh­ren­wort be­kam. So streng war die Stra­fe dem­nach nicht, und ein Ge­fäng­nis­auf­ent­halt we­gen ei­ner sol­chen Ge­schich­te hat, so­weit es be­ur­teilt wer­den kann, bei kei­nem der be­straf­ten Geist­li­chen die spä­te­re kirch­li­che Lauf­bahn be­ein­träch­tigt. Wil­li­bald Bey­schlag selbst griff in meh­re­ren Ar­ti­keln und Bro­schü­ren in den Jah­ren 1891 bis 1893 Bi­schof Ko­rum an, der den Dog­ma­tik­pro­fes­sor Pe­ter Ei­nig (1852-1908) mit ei­ner Ant­wort be­auf­trag­te. Auch die­se Streit­schrif­ten er­ziel­ten ho­he Auf­la­gen. Ei­nig ver­öf­fent­lich­te sei­ne Bei­trä­ge 1894 in Buch­form und er­klär­te sich zum Sie­ger, was die evan­ge­li­sche Sei­te na­tür­lich voll­kom­men an­ders sah.

1893 kam es zu ei­nem of­fe­nen Kon­flikt zwi­schen dem Bi­schof und dem evan­ge­li­schen Pres­by­te­ri­um, das ei­ne „drin­gen­de Bit­te um Bei­hül­fe zur Er­bau­ung ei­nes evan­ge­li­schen Kran­ken­hau­ses“ ver­öf­fent­licht hat­te. Be­grün­det wur­de dies mit stän­di­gen Mis­sio­nie­rungs­ver­su­chen durch die Bor­ro­mäe­rin­nen und der Be­hin­de­rung der evan­ge­li­schen Seel­sor­ge in den Trie­rer Kran­ken­häu­sern. Der Bi­schof wehr­te sich ent­schie­den ge­gen die­se Vor­wür­fe und ver­öf­fent­lich­te sechs Stel­lung­nah­men ka­tho­li­scher Kran­ken­häu­ser, die zwi­schen den Zei­len durch­aus er­ken­nen las­sen, dass die Be­schwer­den des Pres­by­te­ri­ums nicht ganz un­be­rech­tigt wa­ren. 1893 wur­de in Trier das evan­ge­li­sche Eli­sa­beth­kran­ken­haus ge­grün­det, in Ko­blenz war sol­ches be­reits 1844, in Bonn 1854 ge­sche­hen.

Des Wei­te­ren er­reg­te der „Fall Stö­ck“ die Ge­mü­ter. An­ton Stöck (1840-1920) war Rek­tor der Ver­ei­nig­ten Hos­pi­ti­en und Vor­mund ei­nes aus ei­ner Misch­ehe stam­men­den Mäd­chens. Stöck nahm das Kind, um des­sen See­len­heil zu ret­ten, in das ka­tho­li­sche Wai­sen­haus der Hos­pi­ti­en auf und brach­te es dann im be­nach­bar­ten Lu­xem­burg vor dem Zu­griff des pro­tes­tan­ti­schen Pres­by­te­ri­ums in Si­cher­heit. Nach­dem ein Pro­zess mit ei­nem Frei­spruch ge­en­det hat­te, nahm sich der Evan­ge­li­sche Bund pu­bli­zis­tisch und po­li­tisch der Af­fä­re an, und nach ei­nem wei­te­ren Pro­zess wan­der­te der als Mär­ty­rer ge­fei­er­te Stöck 1895 ins Ge­fäng­nis, wo ihn al­ler­dings der Kai­ser noch am glei­chen Tag be­gna­dig­te. 

Im Zu­sam­men­hang mit dem Fall Stöck muss er­wähnt wer­den, dass 1889 die Ka­pu­zi­ner das „se­ra­phi­sche Lie­bes­wer­k“ un­ter an­de­rem zur Ret­tung ar­mer Kin­der­see­len aus Misch­ehen grün­de­ten. In ei­nem 1918 an pro­mi­nen­ter Stel­le ver­öf­fent­li­chen Rück­blick stell­te man fest, der „re­li­giö­se Erb­fein­d“ müs­se be­kämpft wer­den, denn das Rhein­land sei in den letz­ten 25 Jah­ren „ver­pro­tes­tan­ti­sier­t“ wor­den: Man wür­de stets pro­tes­tan­ti­sche Be­am­te und Of­fi­zie­re hier­her ver­set­zen, so dass die hei­rats­fä­hi­gen Töch­ter der rei­chen ka­tho­li­schen Fa­mi­li­en nur noch an­ders­gläu­bi­ge Ehe­part­ner fän­den, die sie dann da­zu zwän­gen, ih­re Nach­kom­men evan­ge­lisch zu er­zie­hen. 110.000 Kin­der wür­de man so je­des Jahr an den „Pro­tes­tan­tis­mus“ ver­lie­ren. 

Es lässt sich al­so fest­hal­ten, dass nach dem Kul­tur­kampf die Wall­fahrt von 1891 zu neu­en Span­nun­gen zwi­schen den Kon­fes­sio­nen führ­te. Spä­tes­tens 1895 wird das Ver­hält­nis dann we­sent­lich ent­spann­ter. Zu­min­dest auf den ers­ten Blick. Al­ler­dings fehlt in den Ver­hand­lun­gen je­de Nach­richt über den Trie­rer Schul­streit, der sei­nen Hö­he­punkt 1903 er­reich­te. Im Kul­tur­kampf war die Mäd­chen­schu­le der Ur­su­li­nen ge­schlos­sen wor­den. Als Er­satz wur­de ei­ne städ­ti­sche hö­he­re Mäd­chen­schu­le ein­ge­rich­tet. Es gab ei­ne viel­be­such­te Pro­test­ver­samm­lung, ei­ne Ein­ga­be ans Kul­tus­mi­nis­te­ri­um und zahl­rei­che Ar­ti­kel in der Lan­des­zei­tung, die sich ge­gen die neue städ­ti­sche Schu­le rich­te­ten.

Das Bis­tum lehn­te die Si­mul­t­an­schu­le ab und ent­sand­te des­halb auch kei­nen Leh­rer für den Re­li­gi­ons­un­ter­richt. 1903 ver­öf­fent­lich­te die Frank­fur­ter Zei­tung ei­nen Ar­ti­kel, wo­nach der streit­ba­re Bi­schof Ko­rum die­je­ni­gen El­tern, die ih­re Kin­der auf die­se Schu­le schick­ten, mit der Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on be­droht ha­ben soll. Dar­auf ant­wor­te­te Ko­rum 1902 in ei­ner um­fang­rei­chen Schrift „Un­er­bau­li­ches aus der Diö­ze­se Trier. Dar­le­gung der Ver­hält­nis­se hö­he­rer Töch­ter­schu­len …“, in der er sei­ne ab­leh­nen­de Hal­tung ge­gen­über der Si­mul­t­an­schu­le be­grün­de­te und de­ren un­pa­ri­tä­ti­sche Ver­hält­nis­se dar­leg­te. Zu­dem sei 1888 die Ur­su­li­nen­schu­le neu ge­grün­det wor­den und hät­te re­gen Zu­spruch er­fah­ren. Au­ßer­dem wür­den die El­tern der Kin­der nicht ex­kom­mu­ni­ziert, sie könn­ten nur die Ab­so­lu­ti­on der Beich­te nicht er­lan­gen. Als sich der Bi­schof in Rom auf­hielt, ver­las der Trie­rer Kle­rus ei­ne Kan­zel­er­klä­rung zur Schul­fra­ge. Die­se lös­te ei­nen Sturm der Ent­rüs­tung aus, be­schäf­tig­te das preu­ßi­sche Ab­ge­ord­ne­ten­haus und sorg­te für ei­ne In­ter­ven­ti­on des Reichs­kanz­lers beim Hei­li­gen Stuhl. Bi­schof Ko­rum bot sei­nen Rück­tritt an, ru­der­te aber dann zu­rück und ge­stat­te­te den Re­li­gi­ons­un­ter­richt an der ab 1913 Au­gus­te-Vik­to­ria-Gym­na­si­um (AVG) ge­nann­ten An­stalt. 

6. Konflikte um ein Lutherfestspiel 1892 in Trier

Ein wei­te­rer Kon­flikt soll ab­schlie­ßend et­was aus­führ­li­cher be­trach­tet wer­den. In der Fest­schrift des Evan­ge­li­schen Bür­ger­ver­eins von 1935 und dar­auf auf­bau­end in der Fest­schrift von Ge­org Cy­rus (1901-1993) von 1971 wird bei­läu­fig er­wähnt, 1892 ha­be der Evan­ge­li­sche Bür­ger­ver­ein beim Stadt­rat den An­trag ge­stellt, den Kauf­haus­saal für ei­ne Auf­füh­rung des Lu­ther­fest­spiels von Hans Her­rig (1845-1892) zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Stadt­rat ha­be dies nach ei­ner stür­mi­schen Sit­zung ab­ge­lehnt.

Be­vor je­doch auf das Trie­rer Er­eig­nis nä­her ein­ge­gan­gen wird, soll ein Blick auf das Lu­ther­ju­bi­lä­um von 1883 ge­wor­fen wer­den. Der 400. Ge­burts­tag des Re­for­ma­tors war et­was Be­son­de­res. Kai­ser Wil­helm I. ord­ne­te an, dass in al­len evan­ge­li­schen Kir­chen und Schu­len ei­ne Lu­ther­fei­er statt­zu­fin­den ha­be. Über­all gab es Fest­got­tes­diens­te, Volks­ver­samm­lun­gen, his­to­ri­sche Um­zü­ge und Fa­ckel­zü­ge. Be­son­ders her­vor­zu­he­ben ist die of­fi­zi­el­le Fei­er in der Schloss­kir­che und auf dem Markt­platz Wit­ten­berg, an der ne­ben 10.000 Be­su­chern 1.000 Pfar­rer teil­nah­men. Als Mu­se­um wur­de die Lu­ther­hal­le er­öff­net, der Ver­ein für Re­for­ma­ti­ons­ge­schich­te ge­grün­det und die Wei­ma­rer Lu­ther­aus­ga­be be­gon­nen. Al­lein zwölf Lu­ther­fest­spie­le wur­den in die­sem Jahr auf­ge­führt.

Was war die Ur­sa­che die­ser Lu­ther­be­geis­te­rung? Im We­sent­li­chen sind zwei Wur­zeln zu nen­nen: die Reichs­grün­dung von 1871 und der Kul­tur­kampf. Es wur­de ei­ne Kon­ti­nui­täts­li­nie von 1517 zu 1871 ge­zo­gen und vom mit­tel­al­ter­li­chen zum neu­en Kai­ser­reich. Ein pro­tes­tan­ti­sches, deut­sches Kai­ser­tum ver­stand sich als Nach­fol­ger der mit­tel­al­ter­li­chen Im­pe­ra­to­ren und sah nicht nur in Frank­reich, son­dern vor al­lem in Rom den his­to­ri­schen Erb­feind. „Nach Ca­nos­sa ge­hen wir nich­t“ rief Bis­marck 1872 in den Reichs­tag. Zu der po­li­ti­schen kam die re­li­giö­se Di­men­si­on: Die­ses Reich ver­stand sich als pro­tes­tan­ti­sches Reich. Die recht ge­wag­te Ge­schichts­kon­struk­ti­on fand ih­ren Nie­der­schlag in ei­ner wah­ren Denk­mal­in­fla­ti­on, in zahl­lo­sen Bis­marck­säu­len, Lu­ther- und Kai­ser-Wil­helm-Denk­mä­lern, aber auch in der Ent­ste­hung ei­ner pro­tes­tan­ti­schen Fest­kul­tur, die sich mit Kai­ser- und Lu­ther­fei­ern von den Papst­fei­ern und Heil­gen­fes­ten der Ka­tho­li­ken ab­grenz­te. Die­se Fei­ern fan­den nicht nur in ge­schlos­se­nen Räu­men statt, his­to­ri­sche Fest­zü­ge und Fa­ckel­zü­ge, die Emp­fän­ge von An­ge­hö­ri­gen des Kai­ser­hau­ses be­setz­ten auch die öf­fent­li­chen Räu­me, die Häu­ser wur­den ge­schmückt und Eh­ren­pfor­ten er­rich­tet. Die po­li­ti­schen Fes­te wa­ren so ei­ne Ant­wort auf die höchst um­strit­te­nen Pro­zes­sio­nen und Wall­fahr­ten der ka­tho­li­schen Sei­te.

In die­sen Kon­text ge­hört auch das Lu­ther­fest­spiel von Hans Her­rig. Die­ser war ein mä­ßig be­gab­ter Schrift­stel­ler und Jour­na­list, der en­ge Be­zie­hun­gen zu Ri­chard Wag­ner (1813-1883) hat­te und ab 1879 ei­ne Rei­he von his­to­ri­schen Thea­ter­stü­cken ver­fass­te. Nach Kai­ser Fried­rich Rot­bart 1880 folg­ten 1885 Kon­ra­din und 1885 Mar­tin Lu­ther – sein grö­ß­ter Er­folg –, wo­hin­ge­gen die Zeit­ge­nos­sen das 1889 in Worms ur­auf­ge­führ­te His­to­ri­en­stück „Drei Jahr­hun­der­te am Rhein“ um­tauf­ten in „Drei Jahr­hun­der­te Lan­ge­wei­le am Rhein“. Her­rig zähl­te zu der Thea­ter­re­form­be­we­gung. Er woll­te ei­ne Volks­büh­ne, die ei­nem brei­ten Pu­bli­kum his­to­ri­sche Bil­dung ver­mit­tel­te. Er ent­schied sich für ei­ne ku­lis­sen­lo­se, von ei­nem Vor­hang ver­hüll­te Büh­ne, die aus ei­ner Vor­der- und ei­ner Hin­ter­büh­ne be­stand. Die zahl­rei­chen Schau­spie­ler wa­ren über­wie­gend Lai­en. Der Chor nahm auf der Or­gel­em­po­re Platz, die Cho­rä­le „Ei­ne fes­te Burg ist un­ser Got­t“ und „Nun dan­ket al­le Got­t“ soll­te das Pu­bli­kum mit­sin­gen. Das Lu­ther­fest­spiel be­stand aus sie­ben Sze­nen und war – nach dem Vo­tiv­bild von Goe­thes Faust – in vier­fü­ßi­gen Jam­ben ab­ge­fasst.

Im Kon­text der Lu­ther­fei­ern von 1883 wur­de das Lu­ther­schau­spiel ein gro­ßer Er­folg; es wur­de in vie­len Städ­ten auf­ge­führt. In Han­no­ver ver­glich man es mit Pas­si­ons­spie­len und Got­tes­diens­ten. Man er­rich­te­te in Holz­bau­wei­se ei­ne Hal­le für 2.000 Zu­schau­er und 300 bis 400 Dar­stel­ler. Zu 20 Vor­stel­lun­gen ka­men 40.0000 Be­su­cher. Gan­ze Schul­klas­sen brach­te man mit Son­der­zü­gen in die Stadt. In Je­na sprach man von ei­nem pro­tes­tan­ti­schen Ober­am­mer­gau. Kri­ti­ker be­män­gel­ten den klein­bür­ger­li­chen Di­let­tan­tis­mus der Dar­stel­ler und die Ge­schäf­te­ma­che­rei der Ver­an­stal­ter. An­de­re spra­chen von ei­nem Büh­nen­weih­spiel, wel­ches das hei­li­ge evan­ge­li­sche Reich deut­scher Na­ti­on ver­herr­lich­te, das die Spur Got­tes in der Ge­schich­te von 1517 bis 1871 ver­deut­lich­te.

In Worms war die Ur­auf­füh­rung in der Drei­fal­tig­keits­kir­che au­ßer­or­dent­lich er­folg­reich. Dass Lu­ther hier auf dem Reichs­tag sei­ne be­rühm­ten Wor­te „Hier ste­he ich und kann nicht an­der­s“ ge­spro­chen hat­te, mach­te die Stadt am Rhein zu ei­nem na­tio­na­len Ge­dächt­ni­sort ers­ten Ran­ges. Be­reits 1868 hat­te man hier ein Lu­ther­denk­mal er­rich­tet. Nach dem Er­folg des Lu­ther­fest­spiels nahm man den Bau ei­nes auf sol­che Stü­cke zu­ge­schnit­te­nen städ­ti­schen Volks- und Stadt­thea­ters in An­griff. Vor­bild war das 1876 er­öff­ne­te Bay­reu­ther Fest­spiel­haus. Be­reits 1889 wur­de die Worm­ser Büh­ne in An­we­sen­heit Kai­ser Wil­helms II. (Re­gent­schaft 1888-1918) ein­ge­weiht, und zwar mit dem be­reits ge­nann­ten Schau­spiel „Drei Jahr­hun­der­te am Rhein“ von Hans Her­rig. Glück­li­cher­wei­se gibt es im Stadt­ar­chiv Worms ei­ne gan­ze Rei­he von Fo­tos aus der Zeit um 1900, so dass man sich in et­wa vor­stel­len kann, wie das Her­rig'sche Büh­nen­weih­spiel in Trier aus­ge­se­hen ha­ben könn­te - wenn es denn auf­ge­führt wor­den wä­re. Die Pro­to­kol­le des Trie­rer Stadt­ra­tes er­ge­ben, dass sich der Stadt­rat am 20.7. und am 3.8.1892 mit der An­ge­le­gen­heit be­fasst hat. Die Trie­ri­sche Zei­tung und die Trie­ri­sche Lan­des­zei­tung druck­ten je­weils am fol­gen­den Tag aus­führ­li­che Zu­sam­men­fas­sun­gen, wohl ste­no­gra­fi­sche Mit­schrif­ten der Ver­hand­lun­gen ab.

In der Sit­zung vom 20. Ju­li wur­de als Ta­ges­ord­nungs­punkt 857 ein Schrei­ben des Vor­stan­des des Evan­ge­li­schen Bür­ger­ver­eins vom 16. Mai be­han­delt, der den obe­ren Kauf­haus­saal mie­ten woll­te, um hier am 17. No­vem­ber und an drei wei­te­ren Aben­den das Lu­ther­fest­spiel von Hans Her­rig auf­zu­füh­ren. Die Auf­füh­rung rich­te sich le­dig­lich an evan­ge­li­sche Krei­se. Ei­ne De­ko­ra­ti­on sei nicht er­for­der­lich, der Raum wer­de nicht be­schä­digt, die Bau­de­pu­ta­ti­on ha­be den An­trag be­für­wor­tet. Der Stadt­ver­ord­ne­te Rechts­an­walt Mül­ler – er ge­hör­te wohl zum Zen­trum– rech­ne­te vor, dass in dem Saal Platz für 800 Men­schen sei und dass an vier Aben­den 3.000 Zu­schau­er kom­men könn­ten. Da die evan­ge­li­sche Ge­mein­de gar nicht so vie­le Mit­glie­der hät­te, wür­de sich die Auf­füh­rung auch an die ka­tho­li­schen Mit­bür­ger wen­den, auf die es „ver­let­zend und er­bit­ternd wir­ken könn­te.“ Der kon­fes­sio­nel­le Frie­de in der Stadt sei ge­fähr­det, den man bis­her trotz des Kul­tur­kamp­fes be­wahrt ha­be. In ei­ner vor­be­rei­ten­den Be­spre­chung ha­be man sich das Werk an­ge­se­hen und fest­ge­stellt, es wür­de ei­ne „Ver­höh­nung und Ent­stel­lung der ka­tho­li­schen Ab­lass­leh­re“ dar­stel­len.

Das Stück ent­hal­te näm­lich ei­nen Dia­log zwi­schen zwei Stu­den­ten, von de­nen der ei­ne sün­di­gen darf, weil er reich ist und ein „Ab­la­ßzett­lein“ kau­fen kann. Ein wei­te­res ha­be er für sei­nen Va­ter im Fe­ge­feu­er er­wor­ben. Der ar­me Stu­dent ist ganz trau­rig dar­über, dass er nicht sün­di­gen kann. Man er­kennt den Zwie­spalt: Ein er­folg­rei­ches Volks­thea­ter muss­te po­pu­lä­re Vor­ur­tei­le be­die­nen, und da ge­hör­te der Satz „So­bald das Geld im Kas­ten klingt / Die See­le in den Him­mel spring­t“ ge­nau­so da­zu wie das „Hier ste­he ich und kann nicht an­ders …“ oder die Ham­mer­schlä­ge von Wit­ten­berg. Ob der be­kann­te Tetzel­satz his­to­risch ist oder im Ein­klang mit der zeit­ge­nös­si­schen be­zie­hungs­wei­se mo­der­nen Ab­lass­leh­re steht, ist da­bei zweit­ran­gig. Das sah man na­tür­lich auf pro­tes­tan­ti­scher Sei­te an­ders.

In Köln wur­de das Lu­ther­fest­spiel 1889 auf­ge­führt, und zwar im gro­ßen Saal der Le­se­ge­sell­schaft. „Zehn Mal wur­de das Bild des ge­wal­ti­gen Got­tes­man­nes und sei­nes Wer­kes den Zu­schau­ern ver­ge­gen­wär­tig­t“ hei­ßt es in der Fest­schrift zur 100-Jahr­fei­er der evan­ge­li­schen Ge­mein­de 1902. „Die Dar­stel­lung bot kei­ne Hand­ha­be zur Ent­fa­chung kon­fes­sio­nel­len Ha­ders. Wir wol­len uns als Evan­ge­li­sche er­freu­en an der Hel­den­ge­stalt des Re­for­ma­tors und wir er­rei­chen un­se­re Ab­sicht.“

Der Trie­rer Rechts­an­walt Mül­ler aber klag­te, auch die Aus­sa­gen zum Papst­tum und zum Zö­li­bat in dem Büh­nen­stück sei­en falsch. Der kon­fes­sio­nel­le Frie­den in der Stadt sei ge­fähr­det, wenn man den Pro­tes­tan­ten so un­wah­re Din­ge über ih­re ka­tho­li­schen Mit­bür­ger und dann noch in ei­ner ver­let­zen­den Form er­zäh­len wür­de, es sei ei­ne „Ver­het­zung der Kon­fes­sio­nen“. Des­halb sei ei­ne Auf­füh­rung in ei­nem städ­ti­schen Lo­kal ab­zu­leh­nen.

An­de­re Stadt­ver­ord­ne­ter klag­ten, das Stück nicht zu ken­nen. Man ha­be dem Bür­ger­ver­ein den Kauf­haus­saal auch schon für Re­for­ma­ti­ons­fes­te über­las­sen, oh­ne dass es Pro­ble­me ge­ge­ben hät­te. Ein an­de­res Ar­gu­ment war, dass das Buch in ganz Deutsch­land kur­sie­re und nicht ver­bo­ten wor­den sei. Schlie­ß­lich ei­nig­te man sich dar­auf, das Werk in Au­gen­schein zu neh­men und es mit dem ka­tho­li­schen Ka­te­chis­mus und ei­nem Lehr­buch der Welt­ge­schich­te zu ver­glei­chen, um so­mit fest­zu­stel­len, ob es den re­li­giö­sen Frie­den in der Stadt ge­fähr­de. Mit 25 ge­gen drei Stim­men wur­de ei­ne Ent­schei­dung ver­tagt.

Am 3. Au­gust wur­de die Dis­kus­si­on un­ter Punkt 880 fort­ge­setzt. In­zwi­schen war ein wei­te­res Schrei­ben des Evan­ge­li­schen Bür­ger­ver­eins ein­ge­trof­fen, wo­nach das Lu­ther­fest­spiel auch in an­de­ren Städ­ten des Rhein­lan­des auf­ge­führt wor­den sei, et­wa in Kre­feld o­der Bonn. Der Ver­ein sei in der letz­ten Sit­zung mehr­fach an­ge­grif­fen wor­den und bit­te um „ge­neig­ten Schutz ge­gen wie­der­hol­te Be­schul­di­gun­g“, er wol­le kei­nes­falls „het­zen oder ver­let­zen“; die Be­schul­di­gun­gen von Rechts­an­walt Mül­ler be­ruh­ten auf ei­nem Irr­tum. Die­ser er­griff so­gleich das Wort und zi­tier­te ei­nen Ar­ti­kel aus der Saar- und Mo­sel-Zei­tung, wo­nach das Stück in Bonn vier­mal beim Evan­ge­li­schen Ver­ein und zwei­mal in der städ­ti­schen Beet­ho­ven­hal­le auf­ge­führt wor­den sei. In Kre­feld hät­te man da­für die Stadt­hal­le ge­nutzt. Mül­ler hat­te sich je­doch te­le­gra­phisch er­kun­digt und fest­ge­stellt, das Lu­ther­fest­spiel sei in Bonn über­haupt nicht und in Kre­feld in der Stadt­hal­le, die aber kei­ne städ­ti­sche Ein­rich­tung sei, auf­ge­führt wor­den.

In der an­schlie­ßen­den Dis­kus­si­on wur­de fest­ge­stellt, dass fünf Mit­glie­der des Stadt­ra­tes noch kei­ne Ge­le­gen­heit hat­ten, das Buch zu le­sen. In An­be­tracht des kon­tro­ver­sen Echos in der Pres­se woll­ten ei­ni­ge den Ta­ges­ord­nungs­punkt noch­mals ver­ta­gen, um das Werk gründ­lich zu stu­die­ren. Ein an­de­rer Vor­schlag lau­te­te, das Stück oh­ne die Sze­ne mit dem Ab­lass­han­del auf­zu­füh­ren. Das Kern­pro­blem war je­doch die Fra­ge, ob man für so ein „Kampf­spiel“ ein „städ­ti­sches Lo­kal“ ver­mie­ten kön­ne. Nach ei­ner er­reg­ten De­bat­te wur­de schlie­ß­lich mit 17 ge­gen sechs Stim­men be­schlos­sen, dem Bür­ger­ver­ein den Saal nicht zur Ver­fü­gung zu stel­len.

Lei­der konn­ten die kom­mu­nal­po­li­ti­schen Hin­ter­grün­de die­ser De­bat­te bis­her noch nicht ge­nau­er auf­ge­klärt wer­den. Aber of­fen­sicht­lich fühl­ten sich die ka­tho­li­schen Mit­glie­der des Stadt­rats pro­vo­ziert, an­de­re woll­ten ei­nen of­fe­nen Pro­test – der nach den Le­ser­brie­fen zu be­fürch­ten war – ver­mei­den. In je­dem Fall soll­te der kon­fes­sio­nel­le Frie­den ge­schützt wer­den, der nach der Wall­fahrt von 1891, dem Reichard-Pro­zess, der Stöck-Af­fä­re und den Tur­bu­len­zen um das Kran­ken­haus durch­aus brü­chig war. Dies wird frei­lich in der De­bat­te mit kei­nem Satz er­wähnt. Auch wis­sen wir we­nig über den Evan­ge­li­schen Bür­ger­ver­ein. Die Fest­schrift von 1935 schreibt dem Vor­sit­zen­den, dem Se­mi­nar­leh­rer Lietzau, den „küh­nen Plan“ zu. Al­ler­dings ha­be das Pro­vin­zi­al­schul­kol­le­gi­um ihm na­he­ge­legt, „um des kon­fes­sio­nel­len Frie­den Wil­lens den Vor­sitz nie­der­zu­le­gen“. Zu sei­nem Nach­fol­ger ha­be man des­halb ei­nen Fa­bri­kan­ten ge­wählt, al­so kei­nen Staats­be­diens­te­ten. Erst 1908 wur­den ein­zel­ne Sze­nen aus dem Fest­spiel in Trier auf­ge­führt.

Bes­ser las­sen sich die Kon­flik­te in den Kom­men­ta­ren und Le­ser­brief­spal­ten der Zei­tun­gen fas­sen. Kon­tra­hen­ten wa­ren der Press­ka­plan Das­bach von der Trie­ri­schen Lan­des­zei­tung und der aus der Reichard-Af­fä­re be­kann­te Ver­le­ger Son­nen­burg von der Saar-Mo­sel-Zei­tung. Die­ser schrieb, die Pro­tes­tan­ten in Trier sei­en es ge­wohnt, sich al­les ge­fal­len las­sen zu müs­sen. „Schon die Er­wäh­nung Lu­thers ist ei­ne Be­lei­di­gung ei­nes je­den äch­ten Ul­tra­mon­ta­nen.“ Mit „un­flä­thigs­ten Schmä­hun­gen ge­gen Lu­ther“ wür­de man ar­bei­ten und mit „Stin­käp­feln“ wer­fen. Ein Jahr nach der höchst um­strit­te­nen Aus­stel­lung des Hei­li­gen Rocks wür­de man sich ernst­haft trau­en, über „Un­duld­sam­keit und An­ma­ßun­g“ zu kla­gen. Die evan­ge­li­sche Ge­mein­de wol­le sich nur „an der Hel­den­ge­stalt Dr. Mar­tin Lu­thers er­bau­en“. Der Stadt­rat ha­be kein Recht, sich in die „in­terns­ten An­ge­le­gen­hei­ten“ des Bür­ger­ver­eins ein­zu­mi­schen und ei­nem „steu­er­zah­len­den Bür­ger“ den Zu­gang zu ei­ner kom­mu­na­len Ein­rich­tung zu ver­bie­ten. Was die ka­tho­li­schen Ver­ei­ne in die­sen Räu­men trie­ben, wür­de auch nicht kon­trol­liert.

Wei­te­re „Stin­käp­fel“ warf die ka­tho­li­sche Lan­des­zei­tung zu­rück. Die­se hat­te sich in der (ka­tho­li­schen) Pres­se kun­dig ge­macht und war auf ver­nich­ten­de Ur­tei­le (ka­tho­li­scher) Kri­ti­ker des Lu­ther­fest­spiels ge­sto­ßen: un­be­hol­fen, Mit­leid er­re­gend, di­let­tan­tisch, ei­ne Ge­schmacks­ver­wir­rung, „in vol­lem Wi­der­spruch mit der ge­schicht­li­chen Wahr­heit“, ein „Hetz­spiel ge­gen die Ka­tho­li­ken“. Und: „Ge­bil­de­te Pro­tes­tan­ten ver­lie­ßen schon nach der ers­ten Pau­se das Lo­kal.“ Aus­führ­lich wird noch ein­mal die Ab­lass­sze­ne er­ör­tert – „ei­ne un­ge­heu­er­li­che Be­schimp­fung der ka­tho­li­schen Leh­re“. Dann kommt man zu dem Er­geb­nis: „Das Her­rig’sche Lu­ther­fest­piel ist nicht nur ei­ne Ver­herr­li­chung der Ge­schichts­lü­ge, son­dern auch ei­ne un­ver­ant­wort­li­che Be­schimp­fung von Leh­ren der ka­tho­li­schen Kir­che.“ Noch nicht ein­mal die Pro­tes­tan­ten selbst hät­ten die Ba­si­li­ka für die­ses „Hetz­spiel“ zur Ver­fü­gung ge­stellt und ein Ver­gleich mit der Hei­lig-Rock-Wall­fahrt sei voll­kom­men un­an­ge­mes­sen, da die­se ei­ne „rein in­ner-ka­tho­li­sche Sa­che sei“.

Der Bei­trag zeigt, dass es im 19. Jahr­hun­dert rich­tig­ge­hen­de Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten ge­ge­ben hat. Vie­le Trie­rer wer­den lan­ge ge­hofft ha­ben, die Preu­ßen wür­den wie­der ver­schwin­den und der Kur­fürst oder we­nigs­tens Na­po­le­on kä­me wie­der. Als Pfar­rer Wil­li­bald Bey­schlag 1850 or­di­niert wur­de, sag­te ihm ein ka­tho­li­scher Amts­bru­der: „es schei­ne wirk­lich, daß die Pro­tes­tan­ten sich hier fest­set­zen woll­ten“. Das war im 35. Jahr der preu­ßi­schen Herr­schaft. 

Quellen

Ver­hand­lun­gen der Kreis-Syn­ode Trier Jahr­gän­ge 1849-1920 (Ar­chiv der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land, Evan­ge­li­sche Ar­chiv­stel­le Bop­pard)

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Online

125 Jah­re Worm­ser Fest­haus. Aus­stel­lung des Stadt­ar­chivs Worms zu­sam­men mit der Spar­kas­se Worms-Al­zey-Ried. [on­line

Bischof Michael Felix Korum, undatiert. (Bistumsarchiv Trier, Fotoarchiv Bischöfe und Weihbischöfe)

 
Zitationshinweis

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Schmid, Wolfgang, Die evangelische Gemeinde Trier im Kulturkampf, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-evangelische-gemeinde-trier-im-kulturkampf/DE-2086/lido/5e44050da21ee7.97771745 (abgerufen am 14.01.2025)