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Im Frühjahr 1798 richteten die Franzosen auf dem von ihnen seit 1794 eroberten linksrheinischen Territorium in dem Landstrich zwischen Kleve im Norden und Gemünd im Süden das Roerdepartement ein (weniger gebräuchlich: Rurdepartement). Es war benannt nach dem im Hohen Venn südwestlich von Monschau entspringenden Fluss Roer (Rur) und umfasste hauptsächlich vormals kurkölnisches, jülicher und preußisches Gebiet. Daneben zählten dazu die freien Reichsstädte Aachen und Köln und zahlreiche kleinere reichsunmittelbare kirchliche und weltliche Herrschaften. Mit dem Frieden von Lunéville wurde das Departement 1801 völkerrechtlich an Frankreich abgetreten und 1808 um das rechtsrheinisch gelegene Wesel erweitert. Hauptort des Departements war Aachen (Aix-la-Chapelle).
Das Departement mit 590.632 Bewohnern (1804) war zunächst in 40 und zuletzt in 41 Kantone in den vier Arrondissements Aachen, Kleve, Köln und Krefeld eingeteilt:
Aachen (Aix-la-Chapelle): Aachen, Burtscheid (Borcette), Düren, Eschweiler, Froitzheim, Geilenkirchen, Gemünd, Heinsberg, Linnich, Monschau (Montjoie), Sittard.
Kleve (Clèves): Geldern (Gueldres), Goch, Horst, Kalkar, Kleve, Kranenburg, Wankum, Wesel, Xanten.
Köln (Cologne): Bergheim, Brühl, Dormagen, Elsen, Jülich, Kerpen, Köln, Lechenich, Weiden, Zülpich.
Krefeld (Créveld): Bracht, Erkelenz, Kempen, Krefeld, Moers, Neersen, Neuss, Odenkirchen, Rheinberg, Uerdingen, Viersen.
Das Roerdepartement war durch seinen Bevölkerungsreichtum und seine wirtschaftliche Stärke eines der bedeutendsten Departements des napoleonischen Frankreich. Nach einer zeitgenössischen Beschreibung von 1809 war das Departement gekennzeichnet durch seinen Waldreichtum und den Überfluss an Weideland. Es hob sich vornehmlich durch Kornproduktion, durch Eisenminen, den Kohlenreichtum und die Mineralquellen hervor. Die zahlreichen Schmieden, Hüttenwerke, Öfen, Kanonengießereien, Baumwollspinnereien, Leinen-, Samt-, Eisendraht-, Messing-, Nadel- und Stecknadelmanufakturen, Lohgerbereien, Kesselschmieden, Glashütten und Papiermühlen fanden gleichfalls besondere Erwähnung.
Durch den Wiener Kongress (1814/1815) fiel der größte Teil des Roerdepartements an die preußische Monarchie. 1815/1816 wurden von Preußen für die vormaligen französischen Gebiete die Provinzen Niederrhein und Jülich-Kleve-Berg geschaffen. Die Mehrzahl der Kantone des Roerdepartements gingen in diesen beiden preußischen Oberpräsidialbezirken auf und wurden den Regierungen zu Aachen und Trier (Provinz Niederrhein) beziehungsweise Düsseldorf, Köln und Kleve (Provinz Jülich-Kleve-Berg) unterstellt. Die beiden Oberpräsidialbezirke wurden 1822 zur preußischen Rheinprovinz mit Sitz in Koblenz vereint.
Heute liegen die vormaligen Kantonshauptorte des Roerdepartements im Bundesland Nordrhein-Westfalen in Deutschland.
Quellen
Les départements de l'Empire Français en 1809 d'après le Dictionnaire géographique portatif, par François-Léopold Vosgien [i.e. Jean-Baptiste Ladvocat], Nouvelle Édition Lyon, Paris 1809.
Literatur
Feldmann, Irene, Die französische Verwaltung im Departement Roer: Gliederung und Arbeitsweise 1798-1814, in: Laux, Eberhard (Hg.), Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte seit 1700, Stuttgart 1998, S. 65-83 .
Gerlach, Birgit (Hg.), Reise im Jahre 1813 und 1814 durch das Land zwischen Maas und Rhein: ergänzt durch Noten; mit einer geografischen Karte. Von Jean Charles François le Baron de Ladoucette. Übersetzt von Ina Saffran und Birgit Gerlach, Mönchengladbach 2009.
Graumann, Sabine, Französische Verwaltung am Niederrhein. Das Roerdepartement 1798-1814, Essen 1990.
Kraus, Thomas R., Auf dem Weg in die Moderne. Aachen in französischer Zeit - 1792/93, 1794-1814. Handbuch-Katalog zur Ausstellung im „Krönungssaal" des Aachener Rathauses vom 14. Januar bis zum 5. März 1995, Aachen 1994
Schieder, Wolfgang (Hg.), Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803-1813: Edition des Datenmaterials der zu veräußernden Nationalgüter, Teil 5, 1.2: Roer-Departement, Boppard/Rhein 1991.
Veltzke, Veit, Napoleon in Wesel, 1811: Zur Inszenierung eines Kaiserbesuches zwischen imperialer und lokaler Interessenpolitik, in: Warthuysen, Günter (Hg.): Wesel und der untere Niederrhein: Beiträge zur rheinischen Geschichte, Wesel 2006, S. 161-178.
Quellen
Dorsch, Anton-Joseph, Statistique du département de la Roer, Cologne an XII (1804) (Informationsangebot des Digitalisierungsprojektes Gallica der Französischen Nationalbibliothek. Dokument in französicher Sprache). [Online]
Redlich, Otto R., Denkschrift des Maire Johann Hermann Westermann zu Wesel dem Kaiser Napoleon I. bei seinem Aufenthalt daselbst am 1. November 1811 überreicht, in: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins (7) 1893, S. 301-304. (Digitale Ausgabe auf der Website der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf). [Online]
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Graumann, Sabine, Roerdepartement, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/roerdepartement-/DE-2086/lido/57d1184bc2edd4.39615379 (abgerufen am 10.12.2024)