Rheinischer Städteatlas Neuss. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde

Vogelschauplan Neuss von Osten, vor 1586, Kupferstich von Peter Pannensmit aus dem Städtebuch von Georg Brain und Franz Hogenberg, Bd. IV, Bl. 23, Köln 1590. (Stadtarchiv Neuss)

3.1 Grundherrschaft

Über die grund­herr­li­chen Ver­hält­nis­se in Neuss im Früh­mit­tel­al­ter ist we­nig be­kannt. Reichs­be­sitz dürf­ten Grund und Bo­den des rö­mi­schen Mi­li­tär­la­gers (I 2) und sei­ner Um­ge­bung, vor al­lem der Zi­vil­sied­lung, ge­we­sen sein. Auf Reichs­be­sitz deu­tet die von Kö­nig Lud­wig dem Jün­ge­ren 877 ge­währ­te Zoll­be­frei­ung in Neuss (I 3; III 2 Zoll) hin. Die Aus­fer­ti­gung von Kö­nigs­ur­kun­den im 11. Jahr­hun­dert in Neuss (I 3) ist von der äl­te­ren For­schung als In­diz für Reichs­be­sitz ge­deu­tet wor­den (Tü­cking, Neuss, S. 12); doch könn­ten die Kö­ni­ge dort auch als „Kost­gän­ger“ des Erz­bi­schofs ge­weilt ha­ben (Wi­spling­hoff I, S. 42). Da­ne­ben ist frü­her erz­bi­schöf­li­cher Be­sitz an­zu­neh­men; nach Auf­zeich­nun­gen von En­de des 11./An­fang des 12. Jahr­hun­dert soll Bi­schof Ku­ni­bert ei­nem der Köl­ner Lu­pus­brü­der Ein­künf­te aus ei­nem Hof in Neuss an­ge­wie­sen ha­ben (REK I 46). Auch Adels­gut dürf­te es in Neuss ge­ge­ben ha­ben (Wi­spling­hoff I, S. 27-41).

Kölner Erzstift

1021 be­fand sich Neuss wahr­schein­lich in Köl­ner Be­sitz, als Erz­bi­schof He­ri­bert kurz vor sei­nem Tod dort die letz­te Ölung emp­fing (I 3). Die Erz­bi­schö­fe be­sa­ßen dort ei­ne öf­ter von ih­nen als Re­si­denz be­nutz­te cu­ria (vgl. ins­ge­samt II 1 Burg). Sie wur­de im Volks­mund nach ei­ner da­vor be­find­li­chen Trep­pe Trap­pen­gut ge­nannt (an­te pa­la­ci­um no­strum nus­si­en­se, quod vul­ga­ri­ter di­ci­tur su­per Trap­pam) (REK III 2852). Auf dem Are­al die­ses Saal­ho­fes la­gen au­ßer dem Pa­las und der Ni­ko­laus­ka­pel­le (IV 4) Hö­fe, Stäl­le, Scheu­nen und Gär­ten von Bür­gern (vgl. Brandts, Fal­ken­stein 166), die den Trap­pen­zins zu ent­rich­ten hat­ten. 7 Häu­ser am Freit­hof (heu­te Müns­ter­platz) ent­rich­te­ten 1543 den Fahr­zins. Ei­ne hal­la und neu be­bau­te Haus­plät­ze schenk­te der Erz­bi­schof 1211 der Stadt (II 5 Ge­bäu­de; III 3). Um­fang­rei­cher war der Be­sitz des Erz­bi­schofs im Burg­bann. Er lag bei den Hö­fen Kal­den­berg, Bald­hof und Fet­sche­rei. Es han­del­te sich teils um Zins-, teils um Le­hen­gü­ter, von de­nen ein gro­ßer Teil vor dem 14. Jahr­hun­dert ver­kauft wor­den ist und teil­wei­se an die Neus­ser Kla­ris­sen und die Köl­ner Jo­han­ni­ter ge­lang­te. Die Köl­ner Kla­ris­sen er­war­ben den dem Erz­bi­schof zins­pflich­ti­gen Neu­hof an der Krur. (1450) wur­den die zins­pflich­ti­gen Hö­fe Smyt­ten und Bot­tel­rye par­zel­liert (Tü­cking, Neuss, S. 29; Lau, S. 11*-14*). Dem Erz­bi­schof stand die hö­he­re Ge­richts­bar­keit (III 1 Ge­richts­herr­schaft) so­wie die Vog­tei über das Quirin­stift (Lau, S. 4*f.; Kott­je, S. 27) zu. Er er­hob den Markt­zoll, spä­ter das Stand­geld (Lau, S. 3*, 13*f.). Als Lan­des­herr be­saß er das Fähr­recht (I 1 Ver­kehrs­an­bin­dung), das Müh­len­recht (V 4 Müh­len), den Land­zoll so­wie den Rhein­zoll (III 2 Zoll). Nach ei­ner Auf­zeich­nung aus der Mit­te des 15. Jahr­hun­derts ver­füg­ten die Erz­bi­schö­fe in Neuss über Ein­künf­te aus ei­ner ehe­ma­li­gen Vil­li­ka­ti­on von ca. 1000 Mg (K. Flink, Weis­tum u. Stadt­recht. In: Ge­schicht­li­che Lan­des­kun­de d. Rhein­lan­de. Ge­org Dro­ege z. Ge­den­ken, 1994, S. 261).

Stift St. Quirin

Der ur­sprüng­lich be­deu­ten­de Grund­be­sitz des Stifts in Stadt und Burg­bann Neuss lässt sich nicht mehr voll­stän­dig nach­wei­sen. Der Haupt­hof der Äb­tis­sin, der im Wes­ten der Stadt jen­seits des Mark­tes zwi­schen der Ober­stra­ße und der Stra­ße Hin­der­ho­fen lag, ist schon früh par­zel­liert wor­den (Lau, S. 4*). Schon vor 1195 be­saß die Äb­tis­sin ei­ne Müh­le an der Erft (I 3V 4 Müh­len). 1582 flos­sen Stift und Äb­tis­sin Zin­sen von 79 Häu­sern in der Stadt zu, 1663 wa­ren es nur noch 37. Im Burg­bann be­zog das Stift 1582 von 125 Gär­ten ei­nen Pacht­zins (Lau, S. 14*f.). 1486 schenk­te Wil­helm Graf zur Dyck den Stifts­ka­no­ni­kern ei­nen Hof, seit­dem Ka­no­ni­chen­hof ge­nannt (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 35; vgl. Ta­fel 2, Ur­auf­nah­me). 1802 be­saß das Stift au­ßer den Klos­ter­ge­bäu­den 2 Häu­ser in der Stadt so­wie im Burg­bann Äcker und Gär­ten im Schätz­wert von 23.861 Francs (W. Klom­pen, Die Sä­ku­la­ri­sa­ti­on im Ar­ron­dis­se­ment Kre­feld 1794-1814, 1962, S. 56)

Oberkloster

Erz­bi­schof Adolf I. ver­lieh 1195 dem Klos­ter die Fi­sche­rei in der Erft von der Müh­le der Äb­tis­sin bis zum Rhein, au­ßer­dem be­stä­tig­te er ei­nen mit Zu­stim­mung Erz­bi­schof Phil­ipps von Heins­berg im be­nach­bar­ten Wald an­ge­leg­ten Hof, den spä­ter so ge­nann­ten Nix­hof (REK II 1393; I 3). 1802 ver­füg­te das Klos­ter im Burg­bann über 2 Hö­fe, Land, Gär­ten und Wie­sen im Schätz­wert von 55.766 Francs (Klom­pen, S. 55)

Abtei Gnadental

1280 schenk­te Erz­bi­schof Sieg­fried von Wes­ter­burg dem Klos­ter den Rott­zehn­ten von 9 Man­sen, ca. 270 Mg Land, in der Pfar­re Neuss, den Her­mann von Kot­hau­sen dem Erz­bi­schof über­tra­gen hat­te (REK III 2852). 1296 wur­den dem Klos­ter jähr­li­che Ein­künf­te von 15 Mark von Neus­ser Häu­sern über­tra­gen (LAV NRW R N Gna­den­tal Urk 5). 1424 er­hielt es ein Gut auf dem Ha­cken­berg bei Neuss (ebd. Urk 45) so­wie seit der 2. Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts Me­mo­ri­en­stif­tun­gen von Neus­ser Bür­ge­rin­nen und Bür­gern (Wi­spling­hoff IV, S. 202). 1802 ver­füg­te die Ab­tei au­ßer den Klos­ter­ge­bäu­den im Burg­bann dort nur noch über Land und Wald im Schätz­wert von 5.920 Francs (Klom­pen, S. 57). Fun­da­men­te der Klos­ter­ge­bäu­de wur­den nach 1996 frei­ge­legt (S. Sau­er, Zur rö­mi­schen u. klös­ter­li­chen Ver­gan­gen­heit v Gut Gna­den­tal. In: Jb f. d. Rhein-Kr. N 2006, S. 16-23)

Klarissenkloster

Nach Er­wer­bun­gen von Ro­de- und Acker­land im Burg­bann kauf­te das Klos­ter dort 1424 den Bald­hof (Tü­cking, Ur­kun­den 126-128); 1427 stif­te­te Ja­kob von Gohr gen. Vor­man 24 Mg Acker­land bei dem Hof Kal­den­berg (Kam­berg) für ei­ne Vi­karstel­le am Ka­tha­ri­nen­al­tar (ebd. 132). 1302 und 1315 er­warb das Klos­ter das Fahr­recht über den Rhein nach Düs­sel­dorf und Hamm (ebd., S. 83 f.; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 226-228). 1802 be­saß es au­ßer dem Hof Kam­berg Land im Burg­bann im Schätz­wert von 45.325 Francs (Klom­pen, S. 53)

Kloster St. Michaelsberg

Seit 1413 er­warb das Klos­ter Im­mo­bi­li­en. Da­ne­ben flos­sen ihm Ver­mächt­nis­se zu, dar­un­ter 1425 7 Mg Land vor dem Rhein­tor. 1802 be­saß das Klos­ter ein Haus in der Stadt so­wie Gär­ten und 28 ½ Mg Land im Burg­bann (Wi­spling­hoff IV, S. 264-267; Klom­pen, S. 52)

Sebastianuskonvent

Au­ßer 2 Häu­sern in der Stadt ge­hör­ten dem Klos­ter 1802 in Neuss 15 Mg Land und 13 Gär­ten im Schätz­wert von 5.993 Francs (Klom­pen, S. 51)

Sepulchrinerinnen

1802 ge­hör­ten ih­nen 6 Mg Land so­wie 2 Gär­ten. Schätz­wert 5110 (Klom­pen, S. 53)

Abtei Kamp

Die Ab­tei be­saß in Neuss den an der Ecke Brück­stra­ße/Trank­gas­se ge­le­ge­nen Kam­per­hof, der ver­mut­lich im 12 Jahr­hun­dert er­wor­ben wur­de. Der Bau ei­ner Ka­pel­le er­folg­te vor 1295 (REK III 3454). Von 1316 an ist der Er­werb von Häu­sern und Er­bren­ten in Neuss be­legt. 1802 wur­de der Wert des Ho­fes auf 15.000 Francs ge­schätzt (G. Eckertz, Fon­tes ad­huc in­e­di­ti rer­um rhen­a­rum. Nie­der­rhei­ni­sche Chro­ni­ken II, 1864, S. 333; M. Dicks, Die Ab­tei Camp am Nie­der­rhein, 1913, S. 84, 88, 185f., 238, 265, 296, 316, 387, 445, 466, 616)

Prämonstratenserinnen in Meer

Das Klos­ter be­saß in der Neu­gas­se (spä­ter Spul­gas­se) ei­ne Ku­rie, in die vor 1300 ei­ne Neus­se­rin als con­ver­sa auf­ge­nom­men wur­de. 1525 und 1543 durch 2 Häu­ser und ei­nen Gar­ten er­wei­tert, 1586 zer­stört, spä­ter wie­der her­ge­stellt und er­wei­tert (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 186-188; K. Ems­bach, Der Mee­rer­hof, Stadt­hof d. Klos­ters Meer in Neuss. In: Klos­ter Meer, 2003, S. 42-49)

Abtei Knechtsteden

Die Ab­tei er­warb nach 1134 Gü­ter im Burg­bann (Tü­cking, Neuss, S. 16), nach 1381 2 Häu­ser am Ober­tor (F. Eh­len, Die Prä­mons­tra­ten­ser-Ab­tei Knecht­ste­den. Ge­schich­te u. Ur­kun­den­buch, 1904, S. 127, 129). 1717 kauf­te sie die Fet­sche­rei von dem Jo­han­ni­ter­or­den für 2.100 Ta­ler, 1802 ge­hör­te ihr 1 Hof mit 190 Mg Land (Tü­cking, Neuss, S. 30; Klom­pen, S. 150)

Sonstige Grundherren

Über we­ni­ger be­deut­sa­men Grund­be­sitz ver­füg­ten 1802 fol­gen­de aus­wär­ti­ge geist­li­che In­sti­tu­tio­nen im Burg­bann: St. Kla­ra, Köln, Stift Ma­ria ad Gra­dus, Köln, Klos­ter Her­ren­leich­nam, Köln, Klos­ter En­gel­tal, Bonn, Ka­no­nie Lin­ders, Vi­ca­rie Neu­en­hau­sen, Stifts­ka­pi­tel Düs­sel­dorf (Klom­pen, S. 149f.)

3. 1 Gerichtsherrschaft

3. 1 Schöffengericht

Ge­richts­herr war nach der frü­hes­ten Quel­len­über­lie­fe­rung der Erz­bi­schof von Köln. Er scheint die Vog­tei­rech­te in Neuss (ad­vo­ca­tia Nus­si­en­sis, REK II 1268 = ca. 1185) in­ne­ge­habt zu ha­ben. Die Auf­ga­ben des Vog­tei­ge­richts könn­te all­mäh­lich das Schöf­fen­ge­richt über­nom­men ha­ben, wäh­rend der Schult­heiß die Stel­lung des Vog­tes er­hielt (so Kott­je, S. 26-30; vgl. auch REK III 2452). Ob­wohl erst die Ur­kun­de von 1259 (III 3) von sca­bi­ni et ci­ves uni­ver­si Nus­si­en­ses (Lau, S. 45) spricht, dürf­te das Ge­richt spä­tes­tens um die Mit­te des 11. Jahr­hun­derts mit sei­ner Zu­stän­dig­keit für Stadt und Burg­bann exis­tiert ha­ben (Wi­spling­hoff I, S. 520). 1259 wur­de sein Selbst­er­gän­zungs­recht be­stä­tigt. Die Zahl der Mit­glie­der be­trug zu­nächst 12, seit 1310 14 (REK IV 513). 1771 ge­lang es dem Rat, ih­re Zahl, die schon län­ger we­sent­lich ge­rin­ger ge­we­sen war, auf 5 fest­zu­schrei­ben (StaN B.01.01 Rat 1771-1780, S. 40f.)

Zu­stän­dig war das Ge­richt für Zi­vil- und Straf­sa­chen. Ge­gen die Kon­kur­renz der No­ta­re bei der Er­stel­lung von Tes­ta­men­ten such­te das ho­ge ge­richt van Neuss sich 1473 und 1475 durch Ver­fü­gun­gen des Dom­ka­pi­tels und Kai­ser Fried­richs III. zu schüt­zen (Lau, S. 145, 155; III 3). Es tag­te un­ter dem Vor­sitz des Schult­hei­ßen (Lau I 4). Ei­ne wohl aus dem 16. Jahr­hun­dert stam­men­de Schöf­fen­ord­nung ent­hielt Ver­fah­rens­vor­schrif­ten, die un­ter an­de­rem die Be­ein­flus­sung der Ur­teils­fin­dung durch ver­wandt­schaft­li­che Be­zie­hun­gen der Schöf­fen zu un­ter­bin­den such­ten (Lau I 5). Das Ge­richt ur­teil­te nach Köl­ner Recht.

Seit An­fang des 16. Jahr­hun­derts war das Hoch­ge­richt Köln Ap­pel­la­ti­ons­in­stanz (ebd., S. 5* f.). Die Po­li­zei­ord­nung von 1590 (III 3) setz­te an die Stel­le des Schult­hei­ßen ei­nen Vogt mit ähn­li­chen Be­fug­nis­sen (Lau I 7, bes. S. 29-31). Ge­gen die 1605 er­las­se­ne Ge­richts­ord­nung, die die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen der Po­li­zei­ord­nung spe­zi­fi­zier­te (III 3), rief die Stadt das Reichs­kam­mer­ge­richt an. Ein ab­schlie­ßen­des Ur­teil er­ging nie. Ge­stützt auf ei­ne 1615 von Kai­ser Mat­thi­as er­hal­te­ne Be­stä­ti­gung ih­rer Pri­vi­le­gi­en (III 3) ge­lang es der Stadt, den Ein­fluss des Vog­tes auf die Kri­mi­nal­ge­richts­bar­keit wie­der zu­rück zu drän­gen (Tü­cking, Neuss, S. 231-234). Erst 1729 bü­ß­te sie ih­ren An­spruch auf die Ab­ur­tei­lung von Schwer­ver­bre­chern ein (Lau, S. 51*; Wi­spling­hoff I, S. 532)

Oberhof Neuss

Die meis­ten Städ­te des Nie­der­stifts hat­ten nach Neuss Kon­sul­ta­ti­on, spä­ter auch Ap­pel­la­ti­on (Lau, S. 5*-7*)
1228 Ju­li 14 ver­leiht Erz­bi­schof Hein­rich I. den Ree­ser Bür­gern die Frei­heit und die Rech­te, die die Neus­ser von al­ters her er­langt ha­ben (REK III 660). 1240 be­stimmt Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den den Rechts­zug der Stadt Rees nach Köln oder nach Neuss (ebd. 980)
1228 Ju­li 15 ver­leiht Erz­bi­schof Hein­rich I. den Xan­te­ner Bür­gern die Rech­te der Neus­ser (ebd. 661). Im Weis­tum von 1389 be­zeich­nen die Xan­te­ner Schöf­fen den Neus­ser Schöf­fen­stuhl als ihr Haupt, wo sie ih­re Ur­tei­le ho­len (ebd. IX 1778)
Rechts­be­fra­gung der Stadt Rees bei dem Ge­richt Neus­s as an der stat vain Reyss ge­boir­li­che hoift von 1462 (Lau II 94); Rechts­wei­sun­gen der Stadt Neuss für Xan­ten und Rees aus dem 15. Jahr­hun­dert (ebd. I 2 so­wie ebd. II 125 für Xan­ten, vgl H. Ha­wicks, Mit­tel­al­ter­li­che Recht­spre­chung in Xan­ten. Die Neus­ser Schöf­fen­sprü­che im Pri­vi­le­gi­en­buch d. Stadt Xan­ten, 2004)
1233 Fe­bru­ar ver­leiht Erz­bi­schof Hein­rich I. den Bür­gern von Rhein­berg die Frei­heit und die Rech­te, die die Bür­ger von Neuss seit al­ters be­sit­zen (REK III 769; Tü­cking, Neuss, S. 349; Rhein. Städ­teat­las VII Nr. 40: Rhein­berg, 1982)
Nach den Neus­ser Schöf­fen­pro­to­kol­len des 16. Jahr­hun­derts hat­ten ih­ren Ober­hof in Neuss au­ßer­dem die kur­k­öl­ni­schen Städ­te Kem­pen und Uer­din­gen so­wie die Or­te Oden­kir­chen, Oedt und Glehn, bis in die 1660er Jah­re auch Mo­ers und Kre­feld (Lau, S. 7*; UB Kre­feld IV 5446, 6167; M. Wens­ky, Mo­ers im Mit­tel­al­ter (900-1500). In: Dies. (Hg.), Mo­ers. Ge­schich­te d. Stadt v. d. Früh­zeit bis z. Ge­gen­wart, Bd. 1, 2000, S. 97; Rhein. Städ­teat­las III Nr. 19: Uer­din­gen, 1976; Rhein. Städ­teat­las VI Nr. 32: Oden­kir­chen, 2. Aufl. 1996)

Topographische Karte Neuss von 1843-45 im Verhältnis 1 : 25.000, Zusammensetzung der Blätter 4705 Willich, 4706 Düsseldorf, 4805 Korschenbroich und 4806 Neuss der Preuß. Kartenaufnahme 1836-50 (Uraufnahme). (Landesvermessungsamt NRW)

 

Hofesgerichte

Das erz­bi­schöf­li­che Ho­fes­ge­richt, zu­stän­dig für die Hin­ter­sas­sen des Erz­bis­tums, tag­te vor oder in der Ku­rie auf dem Freit­hof (heu­te Müns­ter­platz) in der Re­gel un­ter dem Vor­sitz des Schult­hei­ßen. Das für die Hin­ter­sas­sen der Äb­tis­sin zu­stän­di­ge Ho­fes­ge­richt ver­han­del­te un­ter dem Vor­sitz des Schult­hei­ßen der Äb­tis­sin. 1479 tag­te es up eyn ste­de gnant de ro­de Moe­len by dem put­te hyn­der lan­ger­beyns huys­se ge­le­gen in der Nä­he der Gas­se Hin­der Ho­ven (Kott­je, S. 31 Anm. 160; Lau, S. 10*; vor 1586 Gas­se Ach­ter Hau­en,Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg)

Bürgermeistergericht

1473 Ers­te Er­wäh­nung in ei­ner auf Bit­ten der Bür­ger aus­ge­stell­ten Ur­kun­de des Dom­ka­pi­tels, die den Bür­ger­meis­tern er­laubt, die Bür­ger in be­stimm­ten Zi­vil­strei­tig­kei­ten zu ver­ei­di­gen. Im glei­chen Jahr si­chert ih­nen ein Pri­vi­leg Kai­ser Fried­richs III. die Ge­richts­bar­keit in al­len welt­li­chen Sa­chen aus­ge­nom­men Er­b­an­ge­le­gen­hei­ten zu (Lau, S. 145, 148; III 3).
1590 ver­fügt die Po­li­zei­ord­nung die Auf­he­bung des auch in Straf­sa­chen tä­ti­gen Ge­richts. 1593 wird sie rück­gän­gig ge­macht (Wi­spling­hoff I, S. 531). Die Ge­richts­ord­nung von 1605 (III 1 Schöf­fen­ge­richt) be­grenz­te die Gül­tig­keit sei­ner An­ord­nun­gen in Vor­mund­schafts­sa­chen auf die Stadt Neuss (Tü­cking, Neuss, S. 121, 232f.). Die Po­li­zei­ord­nung von 1790 schränk­te sei­ne Kom­pe­tenz er­heb­lich ein (Lau, S. 341f.)

3. 1 Sendgericht

Im Erz­bis­tum Köln ist das bi­schöf­li­che Send­ge­richt, das in Neuss dem Dom­de­kan als Ar­ch­idia­kon un­ter­stand, spä­tes­tens im 14. Jahr­hun­dert fak­tisch auf die Pas­to­ren, die in Neuss in der Re­gel zu­gleich De­ka­ne wa­ren (IV 4 Bis­tums- und De­ka­nats­zu­ge­hö­rig­keit), über­ge­gan­gen (Jans­sen II 2, S. 133; Mo­li­tor, S. 295). Schon im Spät­mit­tel­al­ter scheint sich die Funk­ti­on des Pas­tors (Pleb­ans) auf das Le­sen ei­ner Mes­se und ei­ne er­mah­nen­de An­spra­che be­schränkt zu ha­ben, wäh­rend dem Bür­ger­meis­ter – un­ter­stützt von den Send­schöf­fen – die Auf­ga­be zu­fiel, die or­de­nung des hil­gen se­endz zo ver­wae­ren ind die dai­rin­ne ge­w­ro­egt wer­den zo strai­fen, dat die stat bi irer fri­jheit bli­ve (Lau, S. 162; vgl. Wi­spling­hoff IV, S. 26-28). Noch 1618 muss­te der Rat al­ler­dings an­er­ken­nen, dass der Send im Na­men des Köl­ner Dom­de­kans als Ar­ch­idia­kon ge­hal­ten wer­de. Das Send­ge­richt tag­te zu­nächst in der Ma­ri­en­ka­pel­le, seit dem spä­ten 15. Jahr­hun­dert an­schei­nend in der Stifts­kir­che. Send­ter­min war der Diens­tag nach dem Sonn­tag Re­mi­nis­ce­re (StaN B.01. 03, 1493 fol. 63; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 61, 127-130, 353—357; Lau, S. 10*f.; Fran­zen, S. 280; vgl. auch Mo­li­tor, S. 330)

Vogelschauplan Neuss von Osten, vor 1586, Kupferstich von Peter Pannensmit aus dem Städtebuch von Georg Brain und Franz Hogenberg, Bd. IV, Bl. 23, Köln 1590. (Stadtarchiv Neuss)

 

3. 1 Friedens-, Amtsgericht

1798 Ein­rich­tung ei­nes Frie­dens­ge­richts für den Kan­ton Neuss (Graumann, S. 153-155)
1821 wird ein zum Land­ge­richts­be­zirk Düs­sel­dorf ge­hö­ren­des neu­es Frie­dens­ge­richt in Neuss ein­ge­rich­tet (Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 406)
1879 er­hält Neuss ein auf der Reichs­ge­setz­ge­bung be­ru­hen­des Amts­ge­richt in­ner­halb des Land­ge­richts­be­zirks Düs­sel­dorf (ebd., S. 436f.). Seit 1894 be­fin­det es sich auf der Brei­te Stra­ße (vgl. Ta­fel 9-11, Stadt­plä­ne nach 1909, 1925 u. 1957; Ta­fel 1.1, DGK). 1985 wird das Ge­bäu­de des Qui­ri­nus-Gym­na­si­ums über­nom­men (www.ag-neuss.nrw.de)
1927 er­hält Neuss ein Ar­beits­ge­richt. 1974 wer­den ihm Dor­ma­gen, Ka­arst, Kor­schen­broich, Meer­busch und Neuss zu­ge­wie­sen (vgl. ins­ges. Strauch, Rhein. Ge­rich­te, 2007, S. 380f.)

3. 1 Stadtrecht, Stadtrechtsüberlieferung

Ei­ne Ko­di­fi­zie­rung des Neus­ser Stadt­rechts hat an­ders als et­wa in Kal­kar oder in Kle­ve nicht statt­ge­fun­den (Rhein. Städ­teat­las XIV Nr. 76: Kal­kar, 2001). Greif­bar wird es in der Stadt ver­lie­he­nen kö­nig­li­chen und lan­des­herr­li­chen Pri­vi­le­gi­en und An­ord­nun­gen (III 3), in Wei­stü­mern (III 1), in Wei­sun­gen Neus­ser Rechts für die Städ­te Rees und Xan­ten (III 1 Ober­hof) so­wie in ei­ner Auf­zeich­nung un­ter dem Ti­tel Sta­tu­ta und al­te ge­präu­che der stat ind ge­richtz in Neuss aus dem 15. Jahr­hun­dert (Lau I 3). Hin­zu kom­men eben­falls meist ab­schrift­lich über­lie­fer­te Ge­richts­ord­nun­gen aus dem 16. Jahr­hun­dert (ebd. 5, 6), von den Amt­leu­ten (d. h. Rats­her­ren) be­schlos­se­ne Sta­tu­ten über den Rats­gang von 1382 (ebd. II 73), ein hier­über ab­ge­schlos­se­ner Ver­trag zwi­schen Schöf­fen und Rat von 1383 (ebd. 74) so­wie die Dienst­ver­pflich­tung des neu ge­wähl­ten Rats­bür­ger­meis­ters von (1480) (ebd. 117)

3. 1 Weistümer

(1340) Weis­tum über den Burg­bann und den durch Schult­heiß, Schöf­fen und Rat am Ge­schwo­re­nen Mon­tag durch­zu­füh­ren­den Um­ritt. Über­lie­fert in 3 ver­schie­de­nen Re­dak­tio­nen, in der von An­fang des 16. Jahr­hun­derts als ach­ten be­zeich­net (Lau I 1; Tü­cking, Neuss, S. 337-339)
1435 Weis­tum der Neus­ser Schöf­fen über die Rech­te des Erz­bis­tums in Neuss (Lau II 79)
1589 Weis­tum über die Gren­ze des Burg­banns mit dem Her­zog­tum Berg (StaN B.02.01 III B 1; Tü­cking, Neuss, S. 110)
Vgl. hier­zu auch III 1 Stadt­recht

3. 1 Amtsträger und Bedienstete

1074 mi­nis­te­ria­les nos­tri, qui in eo­dem opi­do Nu­sci­en­si er­unt ma­nen­tes (vgl. Wi­spling­hoff IV, S. 119; I 3)
1074 nos­ter ad­vo­ca­tus Nus­si­en­sis opi­di (I 3)
1138 pro­cu­ra­tor de Nussia (I 3)
1143 mi­nis­te­ria­les s. Pe­tri: Her­rar­dus de Nussia (vgl. U. Rit­zer­feld, Das Köl­ner Erz­stift im 12. Jahr­hun­dert, 1994, S. 136f.; I 3)
1180 He­ri­man­nus the­lo­nea­ri­us (UB Köln I 94; vgl. F. Lau, Die erz­bi­schöf­li­chen Be­am­ten in d. Stadt Köln wäh­rend d. zwölf­ten Jahr­hun­derts, phil. Diss. Bonn 1891, S. 80f.)
1223 sca­bi­ni (REK 404)
1223 Theo­de­ri­cus scul­te­tus (L. Schmitz, Ein Ar­chi­vin­ven­tar d. Ober­klos­ters zu Neuss. In: AHVN 70, 1901, S. 7)
1255 the­lo­nii scrip­tor (NrhUB II 423)
1275 iu­di­ces, sca­bi­ni, con­si­li­um et ci­ves uni­ver­si Nus­si­en­ses (UB Köln III 115; hier­zu Lau, S. 18* Anm. 2)
1281 of­fi­cia­ti et the­lo­nea­rii (E. Lie­se­gang, Recht u. Ver­fas­sung v. Rees. In: WDZ Erg.heft 6, 1890, Nr. 12 = REK III 2869)
1326 of­fi­cia­tus atrii Nus­si­en­sis (UB Al­ten­berg I 640 = REK IV 1564)
1341 pre­co [He­rold, Ge­richts­bo­te] opi­di et do­mi­ni … ar­chie­pi­sco­pi Co­lo­ni­en­sis (Lau II 42)
1590 un­se­rem voigt (Lau I 7; III 3)

3. 2 Markt

Jahrmärkte

1339 erst­ma­li­ge Er­wäh­nung von 3 Neus­ser Markt­ta­gen am Wal­bur­gis­tag (1. Mai), am Jo­han­nis­tag (24. Ju­ni) und am Re­mi­gius­tag (1. Ok­to­ber) (Lau, S. 65, 69, 71). Die­se Jahr­märk­te dürf­ten je­doch we­sent­lich äl­ter sein (ebd., S. 113*)
Vor 1419 Er­wäh­nung des Jahr­markts am Bar­tho­lo­mäus­tag (24. Au­gust) (ebd., S. 113*f.)
1475 ver­leiht Kai­ser Fried­rich III. der Stadt ei­nen 5. Jahr­markt am Mar­tins­tag (11. No­vem­ber) (III 3). Nach 1586 scheint die­ser für län­ge­re Zeit in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten zu sein (Wi­spling­hoff I, S. 364)
Ab 1801 fin­den zu­nächst 4, spä­ter wie­der 5 Jahr- oder Kram­märk­te (1. Mai, 24. Ju­ni, 24. Au­gust, 1. Ok­to­ber, 11. No­vem­ber) statt (LAV NRW R Dep. Mo­ers II fol. 6; An­nuai­re du Dé­par­te­ment de la Roër, pour l’an­née 1813; Wi­spling­hoff II, S. 72)
Heu­te fin­den Jahr­märk­te statt am 1. Mitt­woch im April (April­markt), am 1. Ar­beits­tag nach dem 1. Mai (Mai­markt), am 24. Ju­ni (Jo­han­nis­markt), am 25. Ju­li (Ja­ko­bus­markt), am 2. Diens­tag im Ok­to­ber (Ok­to­ber­markt), am 11. No­vem­ber (Mar­ti­ni­markt) (www.neuss.de/bür­ger­ser­vice Fest­set­zung Märk­te 32/032 HdO)

Wochen- und andere Märkte

1211 Vieh­markt (fo­rum pe­co­rum) (vgl. auch Lau, S. 179*; II 5 Plät­ze)
1449 ver­leiht Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers der Stadt ei­nen Wo­chen­markt von Mitt­woch bis Don­ners­tag (III 3)
1627 Kur­fürst Fer­di­nand ver­leiht der Stadt 2 Wo­chen­märk­te an Mitt­woch und Frei­tag auf dem Freit­hof (Fried­hof) (III 3)
Vor 1813 rich­tet die fran­zö­si­sche Ver­wal­tung ei­nen Frucht­markt ein (Neuss im Wan­del, S. 406, 421). Nach der Markt­ord­nung von 1829 fin­det er diens­tags und frei­tags auf dem Markt­platz statt (LHAK 403/11602)
1820 Neu­ein­rich­tung von Weid- und Schlacht­vieh­märk­ten, die wö­chent­lich zwi­schen Ju­li und De­zem­ber zu­nächst auf dem Vieh­markt (heu­te Neu­markt) (II 5 Plät­ze), ab 1895 am Hes­sen­tor, dann am neu­en Schlacht­hof (II 5 Ge­bäu­de) statt­fin­den (Tü­cking, Neuss, S. 319; En­gels, S. 134-136)
1821 Ver­le­gung des Düs­sel­dor­fer Pfer­de­mark­tes nach Neuss (ebd., S. 136). 1908 wer­den als Da­ten für die Pfer­de­märk­te der 10. März, 5. Sep­tem­ber und 11. No­vem­ber ge­nannt ((LAV NRW R Reg. Düs­sel­dorf 45765))
1897 Ge­neh­mi­gung ei­nes Zucht- und Milch­vieh­mark­tes (En­gels, S. 135f.)
Seit dem 19. Jahr­hun­dert gibt es Wo­chen­märk­te an al­len Wo­chen­ta­gen. Ge­gen­wär­tig fin­den Wo­chen­märk­te mon­tags bis frei­tags auf dem Markt, sams­tags auf dem Müns­ter­platz, diens­tags und don­ners­tags auf dem Ber­li­ner Platz, frei­tags auf der Ot­to-Wels-Stra­ße (La­den­zen­trum) und auf dem Les­sing­platz, don­ners­tags auf der Eus­kir­che­ner Stra­ße (Park­platz) statt (www.neuss.de/bür­ger­ser­vice Fest­set­zung Märk­te 32/032 HdO)

3. 2 Zoll

Markt- und Rheinzoll

877 be­freit Kö­nig Lud­wig III. der Jün­ge­re das Klos­ter Wer­den von der Ab­ga­be jeg­li­chen Zolls in Neuss (ab om­ni vec­tiga­li­um ex­qui­si­tio­ne … in Neuss_) _(zur Deu­tung von vec­tigal als „vor­nehm­lich markt­be­zo­ge­ne Ab­ga­be“ F. Pfeif­fer, Tran­sit­zöl­le 1000-1500 <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft VII/10>, 2000, S. 70; Pfeif­fer, Tran­sit­zöl­le, S. 33f.; I 3)
1138 ge­währt Erz­bi­schof Ar­nold I. den Brü­dern des Ma­ri­en­stifts zu Be­ten­bur (Bed­bur) für ihr Schiff Frei­heit vom Zoll (tri­bu­tum) vor Neuss und Frei­heit von der Markt­ab­ga­be (the­lo­ne­um) für die Stifts­be­dürf­nis­se (I 3).
1145 be­freit Kö­nig Kon­rad I. die Kai­sers­wer­t­her un­ter an­de­rem vom Zoll in Neuss (I 3).
1147 be­freit Erz­bi­schof Ar­nold I. die Ab­tei Eg­mont von je­dem Zoll un­ter an­de­rem zu Neuss (I 3).
1169 be­freit Erz­bi­schof Phil­ipp von Heins­berg das Klos­ter in Meer vom Schiff- und Markt­zoll in Neuss (a the­lo­nio … Nus­sie tam na­va­li quam fo­ren­si) (I 3)
1181 be­freit der­sel­be Erz­bi­schof die Kir­che von Cor­vey für ih­ren Wein vom Zoll zu Neuss (the­lo­ne­um Nus­si­en­se) (WUB II 408 = REK II 1168)
1186 be­freit der­sel­be Erz­bi­schof die Kir­che von Lis­born vom Zoll zu Neuss (WUB II 463 = REK II 1266)
1186 ver­leiht der­sel­be Erz­bi­schof Graf Ot­to von Gel­dern 50 Mark Köl­ner Den­a­re aus dem Zoll zu Neuss (REK II 1268)
1193/1205 teilt Erz­bi­schof Adolf I. s­ei­nen Zöll­nern in Neuss mit, dass er den Kir­chen zu Cap­pen­berg und We­sel [Obern­dorf bei We­sel] den Zoll von Wein, Le­bens­mit­teln und an­de­ren Gü­tern er­las­sen hat (WUB III 7; REK II 1674))
1194 Kai­ser Hein­rich VI. be­stä­tigt den Kauf­leu­ten von Kai­sers­werth ih­re Zoll­frei­heit un­ter an­de­rem in Neuss (REK II 1479; I 3)
1225 ver­fügt der Elekt Hein­rich I. Zoll­be­frei­ung für die Schif­fe von Klos­ter Kamp zu Neuss (REK III 577; M. Dicks, Die Ab­tei Camp am Nie­der­rhein, 1913, S. 130)
1236 weist Erz­bi­schof Hein­rich I. Her­zog Hein­rich von Loth­rin­gen 3.000 Mark köl­nisch auf den hal­ben Neus­ser Zoll an (REK III 846)
1239 ge­stat­tet Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den dem Klos­ter Al­ten­berg, ein Schiff Wein ei­ge­nen Wachs­tums zoll­frei an Neuss vor­bei zu füh­ren (ebd. 970)
1241 be­freit der­sel­be Erz­bi­schof die Bür­ger von Rees vom Neus­ser Zoll (ebd. 1009)
1243 ver­leiht der­sel­be Erz­bi­schof Lu­pert von Swans­bu­le auf ei­ne be­stimm­te Zeit ei­nen An­teil von 6 Den­a­ren von je­dem an Neuss vor­bei­fah­ren­den und mehr als 6 Den­a­re zah­len­den Schiff (ebd. 1095)
1244 gibt der­sel­be Erz­bi­schof Ot­to von Wi­ckero­de ei­ne Jah­res­ren­te von 5 Mark auf den Neus­ser Zoll (ebd. 1150)
1248 be­freit der­sel­be Erz­bi­schof die Köl­ner Schöf­fen und Bür­ger vom Land- und Was­ser­zoll bei Neuss (ebd. 1398; Kuske I 20; 1262 Be­stä­ti­gung durch Eb En­gel­bert II. (REK III 2210), er­neut 1263 (ebd. 2261), 1265 (ebd. 2320, 2337, 2342) und 1271 (ebd. 2438))
1256 über­weist Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den Theo­de­rich von Myl­len­donck ei­ne Jah­res­ren­te von 100 Mark auf den Neus­ser Zoll (ebd. 1878), 1263 ei­ne Ren­te von 20 Mark (ebd. 2252)
1259 be­lehnt der­sel­be Erz­bi­schof Wil­helm von Al­te­na mit ei­ner Ren­te von 20 Mark auf den Neus­ser Zoll (ebd. 2077)
1271 weist Erz­bi­schof En­gel­bert II. Ger­nand, Burg­graf von Kai­sers­werth, 235 Mark auf den hal­ben Neus­ser Zoll an (ebd. 2464; vgl. auch ebd. 3027)
1274 weist der­sel­be Erz­bi­schof Ger­lach von Myl­len­donck ei­ne Ren­te von 182 Mark 10 Sol. auf den 3. Teil des Neus­ser Zolls an (ebd. 2543)
1280 be­stä­tigt Erz­bi­schof Sieg­fried Her­mann von Ko­thu­sens An­spruch auf Ren­ten­zah­lung aus dem Neus­ser Zoll (ebd. 2855, vgl. auch ebd. 3242, 3799)
1280 be­stä­tigt ein Schieds­spruch An­sprü­che des Köl­ner Dom­ka­pi­tels an den Erz­bi­schof aus dem Neus­ser Zoll (ebd. 2864, 2987; vgl. auch ebd. 3027)
1287 ver­fügt Erz­bi­schof Sieg­fried, dass die Duis­bur­ger Kauf­leu­te in Neuss nicht mehr Zoll be­zah­len, als sie frü­her ent­rich­tet ha­ben (UB Duis­burg I 99; vgl. II 78; REK III 3112)
1289 ver­pfän­det der­sel­be Erz­bi­schof dem Dom­ka­pi­tel für die bei der Ein­lö­sung der Burg Kai­sers­werth aus­ge­ge­be­nen 1.900 Mark den Neus­ser Zoll (ebd. 3224, 3225)
1291 weist der­sel­be Erz­bi­schof Burg­graf Ra­bo­do von Oden­kir­chen ei­ne Ren­te aus dem Neus­ser Zoll an (ebd. 3336)
1298 be­stä­tigt Kö­nig Al­brecht Erz­bi­schof Wik­bold und der Köl­ner Kir­che un­ter an­de­rem den Be­sitz des Neus­ser Zolls. (ebd. 3604; Er­neue­rung 1310 durch Kö­nig Hein­rich VII., REK IV 535, 1314 durch Kö­nig Fried­rich II., ebd. 886, 1346 durch Kö­nig Jo­hann von Böh­men, ebd. V 1330, 1355 durch Kai­ser Karl IV., ebd. VI 675)
1299 be­lehnt Erz­bi­schof Wik­bold Graf Diet­rich, Sohn Graf Diet­richs VII. von Kle­ve, mit ei­ner Ren­te aus dem Neus­ser Zoll (ebd. III 3661, 3663, 3699)
1301 be­stä­tigt Kö­nig Al­brecht die Zoll­frei­heit der Köl­ner Bür­ger un­ter an­de­rem in Neuss mit Straf­an­dro­hung ge­gen wi­der­recht­li­che Er­he­ber (ebd. 3794; Kuske I 53, vgl. auch ebd. 55)
1302 muss Erz­bi­schof Wik­bold auf die Er­hö­hung der Zoll­sät­ze in Neuss ver­zich­ten. Die Neus­ser Bür­ger sol­len ver­pflich­tet wer­den, ei­ne Er­hö­hung nicht zu­zu­las­sen (III 3).
1303 weist der­sel­be Erz­bi­schof Lu­dolf von Di­cke ei­ne Ent­schä­di­gungs­zah­lung un­ter an­de­rem auf den Neus­ser Zoll an (REK III 3943)
1323 weist Erz­bi­schof Hein­rich II. den Köl­ner Bür­gern 933 Mark köl­nisch auf die Zöl­le zu Neuss und Rhein­berg an (REK IV 1364)
1344 ver­leih­t Erz­bi­schof Wal­ram s­ei­nem Bru­der Mark­graf Wil­helm von Jü­lich das Recht, Ein­künf­te im Wert von 10.000 klei­nen köl­ni­schen Gul­den am Neus­ser Zoll er­he­ben zu las­sen (REK V 1137, 1138; vgl. wei­ter ebd. 1172, 1545, VI 907)
1344 ver­spricht der­sel­be Erz­bi­schof dem Dom­ka­pi­tel die Zoll­ein­nah­men un­ter an­de­rem in Neuss zur Schul­den­til­gung zu ver­wen­den (REK V 1168)
1344 ver­pfän­det der­sel­be Erz­bi­schof dem Dom­ka­pi­tel den Neus­ser Zoll mit Aus­nah­me der An­wei­sun­gen an den Mark­gra­fen von Jü­lich und den Gra­fen von Kle­ve (s. o. zu 1299 und 1344 so­wie REK VI 1135, 1267; ebd. V 1172; Be­stä­ti­gung 1350 durch Eb Wil­helm, ebd. VI 66, 1363 durch Elekt Adolf, ebd. VII 42, 1364 Eb En­gel­bert v d Mark, ebd. 170, 1367 durch Ko­ad­ju­tor Ku­no, ebd. 585, 678, 1368 ebd. 826)
1363 be­lehnt Elekt Adolf Gott­schalk von Ors­beck mit Ren­ten von 10 Mark aus dem Neus­ser Zoll (REK VII 45), Diet­rich von der Leit­hen mit 10 Mark Jah­res­ein­künf­ten aus dem Neus­ser Zoll (ebd. 53)
1363 ge­währt der­sel­be Elekt Schöf­fen, Rats­man­nen und Bür­gern von Rees Ver­güns­ti­gun­gen für ih­re rhein­ab­wärts nach Rees ge­führ­ten Wei­ne (ebd. 64)
1364 be­lehnt der­sel­be Elekt Rut­ger von Vol­me­rich­eim mit ei­ner Ren­te von 20 Flo­re­nen aus dem Neus­ser Zoll (REK VII 95; eben­so 1371 Erz­bi­schof Fried­rich, ebd. VIII 147)
1364 weist Erz­bi­schof En­gel­bert von der Mark Adolf von der Mark ei­ne Jah­res­ren­te von 5.000 al­ten Gold­schil­den auf den Neus­ser Zoll an (REK VII 143)
1364 Jo­hann vten Ven­na be­kun­det, dass der­sel­be Erz­bi­schof ihm ei­ne Ren­te aus dem Neus­ser Zoll an­ge­wie­sen hat (ebd. 203)
1366 be­kun­det Guyo Ha­gen von Glin­de, dass der­sel­be Erz­bi­schof ihn mit ei­ner Ren­te von 20 Gold­schil­den aus dem Neus­ser Zoll be­lehnt hat. (ebd. 467)
1370 be­kun­det Ad­mi­nis­tra­tor Ku­no, dem Zim­mer­mann Wil­helm Keu­tyn von Mo­ers 6 Mark Köl­ner Pa­ga­ments aus dem Neus­ser Zoll an­ge­wie­sen zu ha­ben (ebd. 1047)
1371 liegt das Haus des Zöll­ners (teo­lo­nii Nus­si­en­sis) am Ju­den­steg (Brandts, Fal­ken­stein 302; II 5 Stra­ßen)
1371 weis­t Erz­bi­schof Fried­rich s­ei­nem neu­en Lehns­mann Ger­hard von Vell­rath ei­ne Ren­te von 20 Mark Köl­ner Pa­ga­ments aus dem Neus­ser Zoll an (REK VIII 294)**
1372** be­lehnt der­sel­be Erz­bi­schof Rit­ter Wer­ner von Swal­men mit 25 al­ten Mou­to­nen aus dem Neus­ser Zoll (ebd. 592)
1372 Au­gust ver­legt der­sel­be Erz­bi­schof den Neus­ser Zoll nach Zons (ebd. 717; Be­stä­ti­gung 1376 durch Kö­nig Wen­zel, ebd. 1462; XII 1580, 1414 durch Kö­nig Si­gis­mund, REK XII 1094)
1373 Schieds­spruch Erz­bi­schof Ku­nos von Trier (III 3), nach dem die Stadt Neuss kei­nen An­spruch auf Zoll­frei­heit am Zoll zu Zons hat (REK VIII 907)
1377 er­kennt der Schieds­spruch Ul­richs von Vinstin­gen Stadt und Bür­gern von Neuss Zoll­frei­heit zu in dem Ma­ße as doe der zoll zu Neuss lach (Lau II 71; REK VIII 1597; III 3)

Landzoll

1203 legt Erz­bi­schof Adolf I. den Satz fest, den Kauf­leu­te aus Di­nant, die den Weg über Neuss wäh­len, dem Köl­ner Land­z­öll­ner zu ent­rich­ten ha­ben (UB Köln II 5; vgl. Pfeif­fer, Tran­sit­zöl­le, S. 250f.)
Vor 1259 hat Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den den Neus­ser Bür­gern ei­nen zeit­wei­li­gen Zoll von Wa­gen (quod­dam de bi­gis seu cur­ri­bus tem­po­ra­le theo­lo­ne­um) ver­lie­hen, von dem er das Stift St. Qui­rin be­freit (III 3).
1455 ver­pfän­det Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers der Stadt Neuss die Hälf­te des Neus­ser Land­zolls, die bis da­hin die Bür­ge­rin Gre­te Kemp­gyns in Pfand­be­sitz hat­te. Für die Er­he­bung der Ab­ga­ben be­stellt die Stadt ei­nen Zöll­ner (III 3).
1496 er­neu­ert Erz­bi­schof Ru­precht die Ver­pfän­dung und ver­pfän­det der Stadt auch die an­de­re Hälf­te des Land­zolls. Der Erz­bi­schof über­nimmt die Be­zah­lung des Zöll­ners (Zu den wech­seln­den fi­nan­zi­el­len Er­trä­gen und der La­ge der Neus­ser Zoll­stät­ten Lau, S. 149*-152*; Tü­cking, Neuss, S. 214f.; Wi­spling­hoff I, S. 636-642; III 3)

Zollverwaltungsstellen in Neuss seit dem 19. Jahrhundert

1798 rich­tet die fran­zö­si­sche Be­sat­zungs­macht ein Haupt­bü­ro (Bu­reau prin­ci­pal) der Zoll­ver­wal­tung ein (Graumann, S. 126f.)
1819 Ein­rich­tung des Haupt­steu­er­amts, seit 1908 als Haupt­zoll­amt be­zeich­net. 1912 Sitz am Ma­ri­en­kirch­platz (Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 378; En­gels, S. 185). 1933 auf­ge­ho­ben (H. Ro­meyk, Ver­wal­tungs- u. Be­hör­den­ge­schich­te d. Rhein­pro­vinz 1914-1945, 1985, S. 389). 1908 Zoll­amt am Ha­fen (Ab­fer­ti­gungs­stel­le), 1936 Er­wei­te­rungs­bau, 1954 neu­es Zoll­amt bis 1973. Das heu­ti­ge Zoll­amt Neuss an der Duis­bur­ger Stra­ße ge­hört zum Haupt­zoll­amt Kre­feld (www.neuss.de)

3. 2 Münze

Ein nach 1131 ge­präg­ter De­nar (schwe­rer Pfen­nig) hat als Vor­der­sei­ten­um­schrift den Na­men des hei­li­gen Qui­ri­nus (S·QVI­RI). Das Rück­sei­ten­bild ent­spricht den Köl­ner Prä­gun­gen Erz­bi­schof Bru­nos II. (1131-37). Dies deu­tet auf die Exis­tenz ei­ner ur­kund­lich nicht be­leg­ten Münz­stät­te in Neuss hin (W. Hä­ver­nick, Die Mün­zen v. Köln, 1935, S. 177). Nach Man­fred van Rey (Ein­füh­rung in d. Münz­ge­schich­te d. Mit­tel­al­ters, 1983, S. 65, 82, 94f., 133f.) han­del­te es sich um ei­ne „Ne­ben­münz­stät­te“ Kölns (Zur mög­li­chen Exis­tenz ei­ner Münz­stät­te in ka­ro­lin­gi­scher Zeit vgl. A. En­gel/R. Serr­u­re, Traité de nu­mis­ma­tique du Mo­yen Age, Bd. 1, 1964, S. 201; kri­tisch Kott­je, S. 33f.; vgl. auch Huck, Neuss I, S. 5)
1352 ver­leiht Kai­ser Karl IV. Erz­bi­schof Wil­helm das Recht, in Neuss ei­ne Münz­stät­te zu er­rich­ten. 1359 lässt der Erz­bi­schof das Pri­vi­leg im Reichs­re­gis­ter wie­der lö­schen (NrhUB III 591)
1475 Sep­tem­ber 2 ver­leiht Kai­ser Fried­rich III. Neuss das Recht, gol­de­ne und sil­ber­ne Mün­zen bis hin­ab zu ei­nem hal­ben Mör­chen (1 Pfen­nig) un­der irer stat wap­pen schla­gen zu las­sen (III 3). Ein Münz­meis­ter ist seit 1479 nach­weis­bar (Lau, S. 146* Anm. 7). 2 Ward­ei­ne, meist Rats­her­ren, über­wach­ten die Prä­gun­gen. Präg­te man zu­nächst klei­ne­re Wer­te, so wur­den seit 1539 auch gan­ze, hal­be und vier­tel Ta­ler her­ge­stellt. Ob­wohl den Neus­ser Prä­gun­gen ge­le­gent­lich Min­der­wer­tig­keit vor­ge­wor­fen wur­de, konn­te die Stadt ihr Münz­re­gal bis 1583, dem Be­ginn der Truch­ses­schen Wir­ren, aus­üben. Bei der Er­obe­rung der Stadt 1586 wur­de die zwi­schen Markt und al­tem Fried­hof ge­le­ge­ne Mün­ze (II 5 Ge­bäu­de) zer­stört (Tü­cking, Neuss, S. 363). Ver­su­che, das Münz­recht wie­der aus­zu­üben, schei­ter­ten end­gül­tig in der 2. Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts (Wi­spling­hoff I, S. 643-645; A. Noss, Die Mün­zen d. Städ­te Köln u. Neuss 1474-1794, T. 2, 1926, S. 3-45; Huck, Neuss I, S. 184-190)

3. 2 Bede

1222 setzt Erz­bi­schof En­gel­bert I. die jähr­lich fäl­li­ge Be­de der Stadt Neuss auf 40 Mark fest (III 3).
1259 ge­neh­migt Erz­bi­schof Kon­rad, dass die jähr­li­che Be­de nur mit Zu­stim­mung der Stadt er­höht wer­den kann (III 3).
1323 ge­stat­tet Erz­bi­schof Hein­rich II. Schöf­fen und Rats­her­ren, Zwangs­maß­nah­men ge­gen säu­mi­ge Bür­ger bei der Er­he­bung ihm zu­ge­sag­ten Gel­des an­zu­wen­den (III 3).
1365 quit­tiert Erz­bi­schof En­gel­bert III. der Stadt die Zah­lung der seit 11 Jah­ren rück­stän­di­gen Be­de (Lau II 64)
1373 ver­pflich­tet der Schieds­spruch Erz­bi­schof Ku­nos von Trier und des Köl­ner Dom­ka­pi­tels die Stadt zur Zah­lung der seit 2 Jah­ren rück­stän­di­gen Be­de, die auch in Zu­kunft zu ent­rich­ten ist (ebd. 70 Nr. 15)
1435 er­legt Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers paf­fen ind lei­en, kris­ten ind Jo­eden … ind ouch al­le si­ne ste­de ei­ne all­ge­mei­ne Steu­er auf, ge­gen die sich die Neus­ser un­ter Be­ru­fung auf ihr al­tes Recht zu wi­der­set­zen su­chen (Die Chro­ni­ken d. deut­schen Städ­te vom 14. bis ins 16. Jahr­hun­dert, Bd. 13, 1876, S. 171 (Zi­tat); Bd. 14, 1877, S. 774f.)
1446 ver­kauft der­sel­be Erz­bi­schof die jähr­lich am 17. Ja­nu­ar fäl­li­ge Be­de für 400 Gul­den an ei­nen Neus­ser Schöf­fen, of­fen­bar ei­nen Stroh­mann der Stadt (Lau II 84, S. 26* Anm. 4; III 3)
1454 ge­währt Neuss dem­sel­ben Erz­bi­schof van gunst ind frunt­schaft und nit van rech­te ei­ne Geld­steu­er in un­be­kann­ter Hö­he und er­hält da­für ei­ne Be­stä­ti­gung sei­ner Pri­vi­le­gi­en (ebd. II 86)
Zu den Leis­tun­gen der Stadt Neuss nach den Steu­er­ma­tri­keln vgl. III 9

3. 2 Akzise

Wie an­de­re kur­k­öl­ni­sche Städ­te er­hob Neuss Ak­zi­sen. Ein­schlä­gi­ge Pri­vi­le­gi­en sind al­ler­dings nicht über­lie­fert. Der Zeit­punkt der Ein­füh­rung ist des­halb nicht zu er­mit­teln. Nach den Stadt­rech­nun­gen wur­den die zahl­rei­chen Ak­zi­sen er­ho­ben von Nah­rungs­mit­teln, vom Hand­werk und vom Han­del. 1543 brach­ten sie ins­ge­samt 364 fl., 1793 216 Rtl. ein (Lau, S. 128*-142*)
(1330) Er­wäh­nung der Wein­ak­zi­se (ebd. II 28)
1357 ver­pach­tet der Rat die Brau­ak­zi­se an 8 Brau­er (ebd. 55, vgl. auch ebd. 57)
1373 wirft Erz­bi­schof Fried­rich III. der Stadt vor, Ak­zi­se oh­ne sei­ne Zu­stim­mung zu er­he­ben (ebd. 68; REK VIII 850)
1436 er­mög­licht der Schieds­spruch des Dom­ka­pi­tels der Stadt (III 3), zur Auf­brin­gung der ihr auf­er­leg­ten Stra­fe von 10.000 Gul­den ei­ne zeit­lich be­fris­te­te Ak­zi­se zu er­he­ben (Lau II 80)
1513 ver­wirft der Schieds­spruch Erz­bi­schof Phil­ipps (III 3) die For­de­rung der Ge­mein­de nach Ab­schaf­fung der Ak­zi­se und be­stimmt, dat die ac­ci­si­en, wie van al­ders und bis an­her … oich vort­an al­so bli­ve und up­ge­ha­ven wer­de (ebd. 131 Art. 2)
1596 er­lässt der Rat ei­ne neue Ak­zi­se­ord­nung, wie es 1590 die Re­for­mier­te Po­li­zei-Ord­nung ver­langt hat­te (ebd. I 7 Ar­ti­kel XIII § 2; II 192; er­neu­er­te Ord­nung 1634, ebd. 209; 1669, ebd. 232; 1681, ebd. 236; 1747 Re­gle­ment für die Ak­zi­se­meis­ter ebd. 246)
1790 ver­langt die Kur­fürst­li­che Po­li­zei­ord­nung, auf Ver­min­de­rung und Auf­he­bung der sehr dru­cken­den Ac­cise … Be­dacht zu neh­men und ei­nen neu­en Ta­rif zu er­ar­bei­ten, der die un­ent­behr­lichs­te Le­bens-Be­dürf­nis­se, wie auch die Hand­lungs-Ar­ti­kel so we­nig wie mög­lich be­las­te (ebd. 249 §§ 112, 116)

3. 3 Stadtrechtsverleihung, Privilegierungen

Wie an­de­re rhei­ni­sche Städ­te „mit rö­mer­zeit­li­cher Wur­zel“ be­saß Neuss kein „ge­setz­tes“, son­dern „ge­wach­se­nes Stadt­rech­t“ (K. Flink, Weis­tum u. Stadt­recht. In: Ge­schicht­li­che Lan­des­kun­de d. Rhein­lan­de. Ge­org Dro­ege z. Ge­den­ken, 1994, S. 264; vgl. III 1 Stadt­recht). Über den Zeit­raum der Stadt­wer­dung lässt sich dar­um nur die Fest­stel­lung tref­fen, dass Neuss „um 1200 … Stadt im vol­len Sinn des Wor­tes“ ist (E. En­nen, Rhei­ni­sches Städ­te­we­sen bis 1250 , 1982, S. 8)<ge­schichtl. 1="" at­las="" bei­heft="" der="" i="" rhein­lan­de,="">. 1190 wird Neuss erst­mals als ci­vi­tas be­zeich­net (I 3). Die­se leb­te nach Köl­ner Recht, das in „Fol­ge­pri­vi­le­gi­en“ be­stä­tigt und wei­ter­ge­bil­det wur­de (Wi­spling­hoff I, S. 48; Flink, Weis­tum u. Stadt­recht, S. 259, 280). Ins­ge­samt wur­den bis 1794 un­ter Ein­schluss der Pri­vi­le­gi­en­be­stä­ti­gun­gen mehr als 80 kö­nig­li­che und lan­des­herr­li­che Pri­vi­le­gi­en und An­ord­nun­gen er­mit­telt (K. Flink, Ahr­wei­ler un­ter d. Krumm­stab d. Für­stäb­te v. Prüm u. d. Erz­bi­schö­fe v. Köln. In: Quel­len z. Ge­schich­te d. Stadt Ahr­wei­ler, Bd. 2, 2003, S. 506-770, hier S. 511, 518-550). Im Fol­gen­den wer­den die für die Stadt­rechts­ent­wick­lung wich­ti­ge­ren Pri­vi­le­gi­en und An­ord­nun­gen auf­ge­lis­tet:</ge­schichtl.>

1190 M­ärz 25 be­freit Kö­nig Hein­rich VI. un­ter an­de­rem die Bür­ger der ci­vi­tas Neuss für ih­re ei­ge­nen Wa­ren von dem Zoll zu Kai­sers­werth (NrhUB I 524; UB Duis­burg I 19; REK II 1351; III 2 Zoll; III 2 Zoll)
1193 be­stimmt Kai­ser Hein­rich VI., dass un­ter an­de­rem die Bür­ger von Neuss in Bop­pard nur den al­ten Zoll zu ent­rich­ten ha­ben (REK II 1449; NrhUB I 539). Be­stä­ti­gung 1215 [1216] durch Kö­nig Fried­rich II. (REK II 49; HUB I 137), 1224 [1225] durch Kö­nig Hein­rich VII. (NrhUB II 111; HUB I 186), 1257 durch Kö­nig Ri­chard (UB Duis­burg I 57; vgl. ins­ge­samt III 2 Zoll)
1211 schenkt Erz­bi­schof Diet­rich I. der Stadt Neuss ei­ne über­bau­te Haus­statt (area … in­e­di­fi­ca­ta) ge­nannt hal­la mit ei­nem an­lie­gen­den Käm­mer­chen (cum ca­me­ru­la ad­ja­cen­te) so­wie be­bau­te Haus­plät­ze am Vieh­markt (Lau II 3; REK III 89; II 5 Plät­ze; II 5 Ge­bäu­de)
1222 be­freit Erz­bi­schof En­gel­bert I. die Neus­ser Bür­ger ge­gen ei­ne jähr­li­che Be­de (an­nu­um ser­vi­ti­um) von 40 Mark von jeg­li­cher Ab­ga­be (Lau II 5; REK III 374; III 2 Be­de)
1248 ver­ord­net Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den, dass die Or­te que vul­ga­ri­ter ge­meyn­de apel­lan­tur im Bruch bei Ka­arst un­ge­teilt blei­ben sol­len (Lau II 7; REK III 1405). In ei­ner wei­te­ren Ur­kun­de von 1248 ge­stat­tet er Schöf­fen und Bür­gern von Neuss, dass sie die Ge­mein­de­wei­de bei Neuss, Bü­de­rich und Ka­arst un­ge­hin­dert [mit]be­nut­zen dür­fen (Lau II 8; REK III 1407). 1335 spricht Erz­bi­schof Wal­ram der Stadt Neuss die Mit­be­nut­zung der Bütt­ger Ge­mein­de­wei­de zu (Lau II 35; REK V 347, 348).
1255 er­laubt Erz­bi­schof Kon­rad sca­bi­ni et ci­ves Nus­si­en­ses, das von ihm am Rhein er­bau­te Kas­tell zu zer­stö­ren und ver­spricht, oh­ne Zu­stim­mung der Bür­ger kei­ne Be­fes­ti­gung in der Stadt oder im Burg­bann zu er­rich­ten. Er ge­stat­tet, die durch An­san­dung wach­sen­de In­sel zwi­schen Rhein und Erft, die die Stadt vom Rhein ab­zu­schnei­den droht, ab­zu­tra­gen. Er si­chert den Bür­gern Frei­heit von et­wa neu ein­zu­rich­ten­den Zöl­len zu und be­stä­tigt ih­re Frei­hei­ten und gu­ten Ge­wohn­hei­ten (Lau II 9; REK III 1822; III 2 Zoll)
Vor 1259 hat Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den den Neus­ser Bür­gern ei­nen zeit­wei­li­gen Zoll von Wa­gen (quod­dam de bi­gis seu cur­ri­bus tem­po­ra­le theo­lo­ne­um) ver­lie­hen, von dem er das Stift St. Qui­rin be­freit (REK III 2005; Lau II 11; III 2 Zoll)
1259 Mai 23 be­stä­tigt Erz­bi­schof Kon­rad den Schöf­fen ihr al­tes Recht (an­ti­quam et hac­te­nus ob­ser­va­t­am bo­nam con­su­etu­di­nem) der Selbst­er­gän­zung. Er er­laubt die Wahl von 12 oder 14 of­fi­cia­ti … qui ampt­man vul­ga­ri­ter ap­pel­lan­tur. Ver­mut­lich sind da­mit die seit 1255 be­zeug­ten Rats­her­ren (con­su­les) ge­meint (vgl. Lau II 10, 17, 22, 31, 62). Va­kant wer­den­de Stel­len sol­len durch Wahl der uni­ver­si­tas opi­di Nus­si­en­sis, nec­non of­fi­cia­les be­setzt wer­den. Städ­ti­sche Steu­ern sol­len ge­recht auf Arm und Reich ver­teilt wer­den. Der Er­lass von Sta­tu­ten (ei­nyn­gen et ku­er) soll ge­mein­sam durch Schult­heiß, Schöf­fen, Amt­leu­te und Bür­ger­meis­ter (ma­gis­tri ci­vi­um) er­fol­gen. Die jähr­li­che Be­de von 40 Mark kann nur mit Zu­stim­mung der Stadt er­höht wer­den (ebd. 12; REK III 2056; III 1 Ge­richts­herr­schaft; III 2 Be­de)
1270 Die in StaN B.01.08 Pri­vi­le­gi­en­buch I fol. 69 und in StaN B.01.10 Ko­pi­ar III fol. 93f. ab­schrift­lich über­lie­fer­te Ur­kun­de (Lau II 13), nach der Kö­nig Erich Glip­ping von Dä­ne­mark den Neus­sern völ­li­ge Zoll­frei­heit ver­lie­hen ha­be, ist als Fäl­schung er­wie­sen wor­den (J. Huck, Ei­ne an­geb­li­che Ur­kun­de d. Kö­nigs v. Dä­ne­mark f. Neuss v. 1270. In: AHVN 197, 1994, S. 63-71)
1282 be­stä­tigt Kö­nig Ru­dolf I. ein auf Bit­ten ei­nes Neus­ser Bür­gers er­gan­ge­nes Ur­teil des Fürs­ten­rats, nach dem kein geist­li­cher Fürst, der ei­ner Stadt das Non-Evo­ka­ti­ons­recht ver­lie­hen ha­be, ei­nen Bür­ger die­ser Stadt oh­ne vor­he­ri­gen [kö­nig­li­chen] Rich­ter­spruch au­ßer­halb der Stadt vor Ge­richt la­den dür­fe (Lau II 14)
1285 be­stä­tigt Erz­bi­schof Sieg­fried den Neus­ser Bür­gern (opi­da­ni) ih­re Pri­vi­le­gi­en (ebd. 15; REK III 3076)
1302 muss Erz­bi­schof Wik­bold auf die Er­hö­hung der Zoll­sät­ze in Neuss ver­zich­ten. Die Neus­ser Bür­ger wer­den ver­pflich­tet, ei­ne Er­hö­hung nicht zu­zu­las­sen (REK III 3876; vgl. 3822; IV 535; III 2 Zoll)
1310 Mai 22 setzt Erz­bi­schof Hein­rich II. die Zahl der Schöf­fen und der Rats­her­ren (con­su­les, qui ampt­man vul­ga­ri­ter ap­pel­lan­tur) auf je 14 fest. Neu Ge­wähl­te sol­len vom Eb be­stä­tigt wer­den und ihm und der Köl­ner Kir­che den Treu­eid leis­ten (Lau II 19; REK IV 513). 1326 be­auf­tragt Erz­bi­schof Hein­rich II. den Amt­mann zu Hülch­rath und Schult­heiß zu Neuss, in sei­nem Na­men die neu ge­wähl­ten Rats­her­ren zu be­stä­ti­gen (Lau II 24; REK IV 1594; III 6)
1320 ge­neh­migt der­sel­be Erz­bi­schof die Ver­le­gung des Hos­pi­tals (Lau II 22; REK IV 1160; IV 6 Hos­pi­tal)
1323 ge­stat­tet der­sel­be Erz­bi­schof Schöf­fen und Kon­suln, Zwangs­maß­nah­men ge­gen Bür­ger an­zu­wen­den, die sich der Be­tei­li­gung an der Zah­lung von für ihn be­stimm­ten Ab­ga­ben wi­der­set­zen und ver­spricht sei­ne Un­ter­stüt­zung (Lau II 23; REK IV 1401; III 2 Be­de)
1328 ge­währt der­sel­be Erz­bi­schof den Neus­ser Bür­gern für ih­re ei­ge­nen Wa­ren Zoll­frei­heit in Bonn (Lau II 26; REK IV 1721)
1335 hebt Erz­bi­schof Wal­ram ein städ­ti­sches Sta­tut auf, nach dem kein Wein­zap­fer Wein aus 2 Fäs­sern gleich­zei­tig zap­fen, 2 Schank­stel­len be­sit­zen und ei­nen an­de­ren Wein­zap­fer auf­for­dern durf­te, den Aus­schank so lan­ge ein­zu­stel­len, bis er selbst sei­nen Wein ver­kauft hat­te (REK V 319; StaN A.01 Urk 7; vgl. Lau II 34)
1340 ent­schei­det der­sel­be in ei­nem Streit zwi­schen Schöf­fen und Rats­man­nen, die sich auf ih­re Pri­vi­le­gi­en be­ru­fen hat­ten, und der Äb­tis­sin und dem Kon­vent von St. Qui­rin, dass dem Stift das Recht zu­steht, sei­ne Wei­ne un­ter Be­ach­tung erz­bi­schöf­li­cher Sta­tu­ten (REK IV 1262; V 173) zu ver­kau­fen (ebd. 706; Lau II 39)
1364 be­stä­tigt Erz­bi­schof En­gel­bert sei­nen opi­da­ni Nus­si­en­ses al­le gu­ten Ge­wohn­hei­ten, Rech­te und Pri­vi­le­gi­en (REK VII 151). 1367 glei­che Pri­vi­le­gi­en­be­stä­ti­gung durch Ko­ad­ju­tor Ku­no (ebd. 591)
1373 ent­schei­den Erz­bi­schof Ku­no von Trier und das Köl­ner Dom­ka­pi­tel als Schieds­rich­ter über Strei­tig­kei­ten zwi­schen Erz­bi­schof Fried­rich von Saar­wer­den und der Stadt Neuss über die von den Par­tei­en be­an­spruch­ten Rech­te bzw. Pri­vi­le­gi­en (Lau II 70; REK VIII 907). 1377 er­neu­ter Schieds­spruch Ul­richs Herrn zu Vinstin­gen mit dem Ziel, die Par­tei­en gänz­lich mit­ein­an­der zu ver­söh­nen (Lau II 71; REK VIII 1597)
1415 be­stä­tigt Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers die städ­ti­schen Pri­vi­le­gi­en (Lau II 77), 1463 er­neu­ert durch Elekt Ru­precht (ebd. 95)
1436 un­ter­sagt ein Schieds­spruch von Be­voll­mäch­tig­ten des Dom­ka­pi­tels, der Ed­len, Rit­ter und Städ­te des Erz­stifts un­ter an­de­re­m al­le ver­bunt­nis­se ind gelof­nis­se, eyn­che bur­ger off bur­ge­re mit den an­dern an­ge­gan­gen ind ge­da­in het­ten bo­ven alt her­ko­men, ind al­len gaf­fe­len byn­nen Neuss (Lau II 80)
1441 ver­ord­net Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers, dass Lie­gen­schaf­ten, die durch Schen­kung an Geist­li­che kom­men, bin­nen Jah­res­frist an Lai­en zu ver­kau­fen sind (ebd. 82). 1473 er­neu­ert das Dom­ka­pi­tel die­se Be­stim­mun­gen und er­wei­tert sie um An­ord­nun­gen ge­gen Ein­grif­fe der geist­li­chen Ge­richts­bar­keit und ge­gen die Er­rich­tung von Tes­ta­men­ten vor No­ta­ren un­ter Um­ge­hung des Schöf­fen­ge­richts (ebd. 98).
1445 Ju­ni 11 ver­erb­pach­tet Erz­bi­schof Diet­rich die erz­stif­ti­schen Müh­len bei Neuss mit den zu­ge­hö­ri­gen Län­de­rei­en an die Stadt (V 4 Müh­len). Am 16. Ju­ni ver­kauft er ihr den Zins von 125 fl. für 2.000 fl. (Lau II 83)
1446 Ver­kauf der Neus­ser Be­de an ei­nen Schöf­fen, of­fen­bar ein von der Stadt be­stell­ter Stroh­mann (ebd. 84, S. 26* Anm. 4; III 2 Be­de)
1449 ver­leiht Erz­bi­schof Diet­rich der Stadt ei­nen Wo­chen­markt von Mitt­woch bis Don­ners­tag (Lau II 85; III 2 Markt)
1454 be­stä­tigt der­sel­be Erz­bi­schof als Dank für ei­ne Geld­steu­er die Pri­vi­le­gi­en und Frei­hei­ten der Stadt (Lau II 86)
1455 ver­pfän­det der­sel­be Erz­bi­schof der Stadt Neuss die Hälf­te des Neus­ser Land­zolls, die bis da­hin die Bür­ge­rin Gre­te Kemp­gyns in Pfand­be­sitz hat­te. Für die Er­he­bung der Ab­ga­ben be­stellt die Stadt ei­nen Zöll­ner (ebd. 88; StaN 01.10 Ko­pi­ar I fol. 20f.; III 2 Zoll). 1469 er­neu­ert Erz­bi­schof Ru­precht die­se Ver­pfän­dung und ver­pfän­det der Stadt auch die an­de­re Hälf­te des Land­zolls so­wie 200 fl. aus den Schatz­ren­ten und Ge­fäl­len des Am­tes Linn (Lau II 97)
1456 gibt der­sel­be Erz­bi­schof der Stadt die Er­laub­nis, Was­ser aus der Erft in die Krur und dann in den Stadt­gra­ben ab­zu­lei­ten (ebd. 89; I 1 Ver­kehrs­an­bin­dung)
1457 ver­ord­net der­sel­be Erz­bi­schof, dass ne­ben den 6 auf Le­bens­zeit be­stell­ten Rats­her­ren 8 wei­te­re auf ein Jahr neu ge­wählt wer­den sol­len. Die jähr­li­che Rech­nungs­ab­la­ge von Ak­zi­se­meis­ter und Bau­meis­ter soll vor Bür­ger­meis­tern, Schöf­fen und Rat so­wie ei­nem Aus­schuss von 12 Bür­gern er­fol­gen, die da­zu von den Bür­ger­meist[ern, Schöf­fen,] Rat und ge­my­nen bur­ge­ren ge­wählt wer­den (Lau II 90; III 6)
1460 M­ärz 23 er­lässt der­sel­be Erz­bi­schof ei­ne neue Ord­nung, nach der Bür­ger­meis­ter, Schöf­fen und Rat so­wie ein Aus­schuss von 48 von der Ge­mein­de ge­wähl­ten Bür­gern ver­ein­bart ha­ben, das Pri­vi­leg von 1457 zu­rück­zu­ge­ben. Die Ord­nung sieht 14 le­bens­läng­lich am­tie­ren­de Rats­leu­te vor. Die sich selbst er­gän­zen­den Schöf­fen blei­ben Mit­glie­der des Rats. We­gen Tod oder Un­taug­lich­keit aus­schei­den­de Rats­her­ren wer­den durch Wahl ei­nes vier­und­zwan­zig­köp­fi­gen Aus­schus­ses der Ge­mein­de er­setzt. Die neu Ge­wähl­ten schwö­ren vor dem Erz­bi­schof oder sei­nen Kom­mis­sa­ren so­wie vor Schöf­fen, Rat und Ge­mein­de, die Rech­te des Erz­bi­schofs und die Frei­hei­ten der Stadt Neuss be­wah­ren zu hel­fen. Die Bür­ger- und Ak­zi­se­meis­ter wer­den jähr­lich durch Schöf­fen und Rat so­wie ei­ne glei­che An­zahl von Ge­mein­de­ver­tre­tern er­ko­ren (ebd. 91; III 6)
1469 er­neu­ert Erz­bi­schof Ru­precht die Ver­pfän­dung des hal­ben Land­zolls und ver­pfän­det der Stadt auch die an­de­re Hälf­te. Der Erz­bi­schof über­nimmt die Be­zah­lung des Zöll­ners (Lau II 97; StaN 01.10 Ko­pi­ar I fol. 47-50)
1475 Sep­tem­ber 2 ver­leiht Kais Fried­rich III. der Stadt we­gen ih­res Wi­der­stands ge­gen die bur­gun­di­sche Be­la­ge­rung und der da­bei er­lit­te­nen Schä­den ei­ne Rei­he von Pri­vi­le­gi­en, „wie sie in die­ser Fül­le und Gleich­zei­tig­keit wohl kei­ner an­de­ren Stadt zu Teil ge­wor­den sin­d“ (Lau, S. 29*). Au­ßer der Be­stä­ti­gung al­ler frü­he­ren Pri­vi­le­gi­en er­hält sie un­ter an­de­rem das Recht, den Rhein wie­der an die Stadt zu lei­ten (I 1 Ver­kehrs­an­bin­dung), ei­nen An­teil an der Zol­ler­he­bung in Bonn, Zons und Rhein­berg, Zoll­frei­heit an al­len Rhein­zöl­len für 100 Fu­der Wein jähr­lich, Be­frei­ung von al­len Er­hö­hun­gen der Was­ser­zöl­le, Frei­heit von La­dun­gen der Fehm­ge­rich­te, ei­nen 5. Jahr­markt (III 2 Markt), ein neu­es (?) Wap­pen (III 5 Wap­pen), das Recht, mit ro­tem Wachs zu sie­geln (III 5 Sie­gel), das Münz­recht (III 2 Mün­ze) so­wie die Vor­rech­te ei­ner Han­se­stadt (Lau II 100-105; III 6 Han­se­zu­ge­hö­rig­keit). Mit Aus­nah­me des Pri­vi­legs über die Be­frei­ung von der Er­hö­hung der Was­ser­zöl­le (ebd. 104) lässt sich die Stadt die­se Pri­vi­le­gi­en 1476 April 20 von dem päpst­li­chen Le­ga­ten Alex­an­der be­stä­ti­gen (ebd. 107-111). 1477 Ju­li 31 päpst­li­che Be­stä­ti­gung der Pri­vi­le­gi­en Kai­ser Fried­richs III. (ebd. 114)
1475 Ok­to­ber 9 be­stä­tigt Kai­ser Fried­rich III. die Rech­te der Schöf­fen und be­stimmt, dass beim Aus­schei­den ei­nes Schult­hei­ßen ei­ner der äl­tes­ten Schöf­fen des­sen Amt über­neh­men soll (ebd. 106; Tü­cking, Neuss, S. 358-360; III 6)
1477 schlie­ßt die Stadt mit dem Stifts­gu­ber­na­tor Her­mann von Hes­sen ei­nen Ver­trag, nach dem die Zoll­frei­heit der Bür­ger am Zoll zu Linz auf ca. 600 oberl. Rhei­ni­sche fl. jähr­lich be­grenzt wird (Lau II 112; III 2 Zoll)
1477 stimmt das Dom­ka­pi­tel der Ver­pfän­dung des Schult­hei­ßen­amts zu Neuss an den Neus­ser Schöf­fen Hein­rich Ky­ver zu (Lau II 115)
1480 be­stä­tigt der Elekt Her­mann die Pri­vi­le­gi­en der Stadt ein­schlie­ß­lich der von Kai­ser Fried­rich III. ver­lie­he­nen (ebd. 116). 1509 Be­stä­ti­gung durch Erz­bi­schof Phil­ipp (ebd. 130), 1515 durch den Elek­ten Her­mann (ebd. 133), 1547 durch Erz­bi­schof Adolf von Schaum­burg (ebd. 166)
1513 ver­kün­det Erz­bi­schof Phil­ipp ei­nen Schieds­spruch, der die in die­sem Jahr aus­ge­bro­che­nen Strei­tig­kei­ten zwi­schen Ge­mein­de und Rat be­en­det. Ei­nen die Ord­nung von 1460 ver­än­dern­den er­zwun­ge­nen Ver­bund­brief muss die Ge­mein­de dem Erz­bi­schof aus­lie­fern. Die al­te Ord­nung wird bis auf das Wein­geld von 50 fl. wie­der her­ge­stellt (ebd. 131; III 6)
1546 be­en­det ein Re­zess Erz­bi­schof Her­manns von Wied die Strei­tig­kei­ten zwi­schen den zum Pro­tes­tan­tis­mus nei­gen­den Vier­und­zwan­zi­gern und dem Rat. Er sagt die Ent­sen­dung von neu­gläu­bi­gen Prä­di­kan­ten zu, ver­stärkt den Ein­fluss der Vier­und­zwan­zi­ger auf die Fi­nan­zen, de­ren Ver­wal­tung trans­pa­ren­ter wer­den soll (Lau II 162; III 6; IV 9)
1557 be­en­det ein Re­zess Erz­bi­schof An­tons von Schaum­burg die Strei­tig­kei­ten zwi­schen dem Rat und den Vier­und­zwan­zi­gern. Die Stadt wird er­mahnt, am ka­tho­li­schen Glau­ben fest­zu­hal­ten (Lau II 171; III 6; IV 9)
1568 be­stä­tigt der Elek­t Sa­len­tin die Pri­vi­le­gi­en der Stadt (Lau II 180).
1590 er­lässt Kur­fürs­t Ernst ei­ne Re­for­mier­te Po­li­zei-Ord­nung, die in 20 Ab­schnit­ten Ver­fas­sung, Ver­wal­tung und Ge­richts­we­sen zu­guns­ten des Lan­des­herrn ver­än­dert. An die Stel­le des Schult­hei­ßen tritt als erz­bi­schöf­li­cher Be­am­ter der Vogt, dem um­fas­sen­de Mit­wir­kungs- und Kon­troll­rech­te über­tra­gen wer­den. So soll er an al­len Rats­sit­zun­gen teil­neh­men und dort die ers­te Stim­me ha­ben. Neu­bür­ger, die der ka­tho­li­schen Kon­fes­si­on an­ge­hö­ren müs­sen, dür­fen nur mit sei­ner Zu­stim­mung auf­ge­nom­men wer­den. Die Zahl der Ge­meins­leu­te (Vier­und­zwan­zi­ger) wird auf 16 re­du­ziert. Im letz­ten Ab­schnitt wird ei­ne Rei­he von Pri­vi­le­gi­en be­stä­tigt, un­ter an­de­rem die Zoll­frei­heit der Bür­ger zu Zons, die 5 Jahr­märk­te und der Wo­chen­markt, das Münz­recht so­wie das Recht, den Rhein wie­der an die Stadt zu lei­ten (Lau I 7). Der Auf­stand des Pe­ter Lo­er, dem die Ver­trei­bung der kur­fürst­li­chen Be­sat­zung ge­lang, führ­te 1593 zur fak­ti­schen Au­ßer­kraft­set­zung der Po­li­zei­ord­nung. Der Vogt wur­de aus der Stadt­ver­wal­tung ge­drängt, die ihm aus­ge­lie­fer­ten Stadt­pri­vi­le­gi­en muss­te er her­aus­ge­ben. 1597 wur­de die Zahl der Ge­meins­leu­te wie­der auf 24 er­höht (ebd., S. 40*; III 6)
1605 er­lässt Kur­fürst Ernst ei­ne neue Ge­richts­ord­nung, die von der Stadt am Reichs­kam­mer­ge­richt an­ge­foch­ten wird (LAV NRW R Kk II 2281; Tü­cking, Neuss, S. 121-123; III 1 Ge­richt­herr­schaft)
1615 be­stä­tigt Kai­ser Mat­thi­as die von Kai­ser Fried­rich III. er­teil­ten Pri­vi­le­gi­en be­tref­fend der Schöf­fen­wahl (Lau II 106), das Wap­pen (ebd. 101), das Münz­recht (ebd. 105) und den Rhein­bau (ebd. 100) mit dem Zu­satz So vil sy de­ro in ru­hi­gem Her­kom­men ha­ben und im Be­sitz seind (ebd. 202). 1674 Be­stä­ti­gung durch Kai­ser Leo­pold I. (ebd. 234), 1710 durch Kai­ser Jo­seph I. (ebd. 240), 1713 durch Kai­ser Karl VI. (LAV NRW R Kk II 2275 fol. 76-88v; StaN A.01 Urk. 680)
1627 ver­leiht Kur­fürs­t Fer­di­nand der Stadt 2 Wo­chen­märk­te (Lau II 207; III 2 Markt)
1652 be­stä­tigt Kur­fürs­t Max Hein­rich Bür­ger­meis­tern, Schöf­fen, Rat und Ge­mein­de al­le ih­re Pri­vi­le­gi­en, Frei­hei­ten, Rech­ten, auch gu­te löb­li­che Ge­won­hei­ten, al­te Her­kom­men, Brie­fe und Sie­ge­len, wie sie die bis auf die­sen Tag recht­mes­sig er­langt und her­ge­bracht ha­ben (ebd. 227)
1777 ver­ord­net Kur­fürs­t Ma­xi­mi­li­an Fried­rich, dass die noch vor­han­de­nen 5 Schöf­fen und 5 Rats­her­ren sich in den Äm­tern von Bür­ger­meis­ter und Rent­meis­ter ab­wech­seln sol­len. Mit der Ein­füh­rung des „Tur­nus“ war die jähr­li­che Wahl die­ser Amts­trä­ger ab­ge­schafft (StaN B.01.01 Rat 1771-1780, S. 256-258; III 6)
1787 er­lässt Kur­fürs­t Max Franz ei­ne Ver­ord­nung be­tref­fend der Stimm­fä­hig­keit der Bür­ger­meis­ter (R. Bett­gen­häu­ser, Stadt­ar­chiv zu N, in: AHVN 74, 1897, S. 231 Nr. 22)
1790 Ju­li 7 er­lässt der­sel­be Kur­fürst ei­ne um­fang­rei­che Po­li­zei­ord­nung zwecks Ver­bes­se­rung der städ­ti­schen Oeko­no­mie und Po­li­zei-Ver­wal­tung. Sie hebt den 1777 ein­ge­führ­ten Tur­nus auf und über­trägt die jähr­li­che Wahl der Bür­ger­meis­ter der ge­mei­nen Bür­ger­schaft, die auch die le­bens­läng­lich am­tie­ren­den Rent­meis­ter wäh­len soll. Sie trifft Be­stim­mun­gen über Zahl, Auf­ga­ben und Be­zah­lung der Amts­trä­ger so­wie über das Fi­nanz­ge­ba­ren der Stadt, die ei­ner straf­fen lan­des­herr­li­chen Auf­sicht un­ter­stellt wird (Lau II 249; vgl. auch Löh­rer, S. 387-391; III 6)
1798 rich­tet die fran­zö­si­sche Be­sat­zungs­macht die Kan­tons­mu­ni­zi­pa­li­tät Neuss ein, de­ren Ge­schäf­te im Haupt­ort Neuss ein Agent und ein Ad­junkt be­sor­gen. Die al­te Stadt­ver­fas­sung ist da­mit auf­ge­ho­ben (S. Graumann, Neuss un­ter fran­zö­si­scher Ver­wal­tung. In: Licht u. Schat­ten. Die Fran­zo­sen in Neuss 1794 bis 1814, 1994, S. 10f.)
1800 Ein­füh­rung der Mai­rie­ver­fas­sung mit ei­nem Mai­re (seit 1814 Bür­ger­meis­ter) und 2 Ad­junk­ten (seit 1814 Bei­ge­ord­ne­ten) so­wie ei­nem Mu­ni­zi­pal­rat (seit 1814 Stadt­rat) (ebd., S. 12)
1845/46 Ein­füh­rung der Rhei­ni­schen Ge­mein­de­ord­nung, an de­ren Stel­le 1850 die preu­ßi­sche Ge­mein­de­ord­nung, 1856 die Rhei­ni­sche Städ­te­ord­nung tritt (Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 278-287; R. Schütz, Von d. fran­zö­si­schen Mu­ni­zi­pal­ver­fas­sung z. Rhei­ni­schen Städ­te­ord­nung v. 1856. In: M. Wens­ky <Hg.>, Preu­ßen u. d. rhei­ni­schen Städ­te, 1994, S. 54-68)
1934 Ja­nu­ar 1 In­kraft­tre­ten des die kom­mu­na­len Ver­tre­tungs­or­ga­ne als Be­schluss­gre­mi­en be­sei­ti­gen­den preu­ßi­schen Ge­mein­de­ver­fas­sungs­ge­set­zes von 1933, an des­sen Stel­le 1935 die Deut­sche Ge­mein­de­ord­nung tritt (W. R. Krab­be, Die Ten­denz .z. au­to­ri­tä­ren Kom­mu­nal­ver­fas­sung: Preu­ßen, Deutsch­land u. d. Rhein­land 1920-1935. In: Ebd., S. 89-91; Wel­fens, S. 5f.)

3. 4 Stadtgericht (Bannmeile, Außenbürger)

Zum Stadt­ge­richt vgl. III 1 Ge­richts­herr­schaft

3. 4 Burgbann

Über die mit­tel­al­ter­li­chen Gren­zen des Burg­banns (1323 Bur­bann <Brandts, Fal­ken­stein 63> = 1324 Berch­ban­num <ebd. 67> = 1356 Bau­r­bann (ebd. 220)) un­ter­rich­tet ein Weis­tum aus der Zeit <1340> (III 1 Wei­stü­mer). Im Os­ten und Sü­den war der Burg­bann durch Rhein und Erft, im Nor­den durch ei­ne in ost­west­li­cher Rich­tung vom Rhein nach Neus­ser­furth, im Wes­ten durch ei­ne von dort nach Süd­os­ten ver­lau­fen­de Li­nie, die ca. 1 km ober­halb von Se­li­kum die Erft er­reich­te, be­grenzt. Die­se war durch ver­schie­den­far­bi­ge Stei­ne mar­kiert und durch He­cken oder „Land­weh­ren“ ge­si­chert so­wie an den Durch­gän­gen mit Schlag­bäu­men ver­se­hen. 1377 war die Stadt ver­pflich­tet wor­den, auf ih­re Kos­ten in­ner­halb von 3 Jah­ren bin­nen de­me bur­ban­ne van Nuys­se eyne gracht gra­ven ind eyne lant­wer er­rich­ten zu las­sen (Lau II 71 §6; REK VIII 1597; vgl. III 3). Durch die Ver­la­ge­rung des Rheins nach Os­ten und Nor­den er­ga­ben sich lang­wie­ri­ge Grenz­strei­tig­kei­ten mit Jü­lich-Berg. 1575 und 1657 ei­nig­te man sich auf ei­nen Grenz­ver­lauf, nach dem der Stadt Neuss das Wei­de­land (Wei­de oder Wait, Hamm­wei­de und Ham­feld) zwi­schen Erft und ei­nem al­ten Rhein­arm, dem Sie­pen oder „ber­gi­schen Gra­ben“, dem Her­zog­tum Berg die neu ent­stan­de­nen Wei­de­stü­cke Schan­dert und Ty­pers zu­stan­den (Tü­cking, Neuss, S. 95, 153f., 187, 194-197, 339f. Kar­te nach S. 194). Die seit dem 18. Jahr­hun­dert ent­stan­de­ne Heerd­ter In­sel wird seit dem 19. Jahr­hun­dert als Öl­gangs­in­sel be­zeich­net. Sie ist seit un­ge­fähr 1900 mit dem Ufer ver­bun­den (Stra­ßer, S. 137, 143f.). Seit 2004 wird ih­re Re­na­tu­rie­rung be­trie­ben.

Seit Aan­fang des 14. Jahr­hun­derts be­stand der Burg­bann fast ganz aus Wei­den, Gär­ten und Acker­land. Die dort er­mit­tel­ten Hö­fe ge­hör­ten geist­li­chen oder welt­li­chen Be­sit­zern (V 2). Die Be­woh­ner wa­ren steu­er­pflich­tig, be­sa­ßen aber nicht das Bür­ger­recht. Sie wa­ren un­sers Nus­si­schen Bur­bans Un­dert­ha­nen (Lau, S. 288; P. Sten­mans, Der Burg­bann. Die Land­wirt­schaft im al­ten Neuss, 1996, Kar­te S. 19)

3. 5 Siegel

1245 1. Gro­ßes Stadt­sie­gel erst­mals als Ab­druck über­lie­fert (Di­ede­rich, Städ­te­sie­gel, S. 301)
1460 ver­ein­ba­ren Rat und Ge­mein­de der stat grois­se se­gel un­ter ge­mein­sa­mem Ver­schluss in ei­ner Kis­te auf­zu­be­wah­ren (III 6 Vier­und­zwan­zi­ger):
1475 ver­leiht Kai­ser Fried­rich III. der Stadt das Recht, mit ro­tem wachs zu ver­si­geln (III 3).
1590 be­stimmt die Po­li­zei­ord­nung, auf dem Gro­ßen Sie­gel rechts ne­ben das Bild des hl. Qui­rin un­sers erz­stifts wapen zu set­zen (Lau I 7 Ab­schn. IX 6). Die An­ord­nung wird nicht um­ge­setzt.

1. Großes Stadtsiegel

Bild: In der Mit­te ei­nes über 2 mehr­ge­schos­si­gen Tür­men sich er­he­ben­den Ar­chi­tek­tur­rah­mens, der mit ver­schie­den­ar­ti­gen Türm­chen be­setzt und un­ten durch ei­ne Mau­er mit Türm­chen und Zin­nen ge­schlos­sen ist, steht der hl. Qui­rin in rit­ter­li­cher Rüs­tung mit ei­ner Fah­nen­lan­ze in der Rech­ten. Mit der Lin­ken stützt er sich auf ei­nen Wap­pen­schild mit ei­nem stei­gen­den Lö­wen. Der als S(AN)C(TVS)/QVI­RINVS be­zeich­ne­te Hei­li­ge steht auf ei­nem sich win­den­den Dra­chen. Auf der rech­ten und lin­ken Sei­te des Ar­chi­tek­tur­rah­mens be­fin­det sich ein Storch oder Rei­her.
Um­schrift: + NVS­SI­A·­SANC­TE·­CO­LO­NI­EN­SIS·ECCLE­SI­E·­FI­DE­LIS FI­LI­A·
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 26 Nr. 1; An­fer­ti­gung nach Köl­ner Vor­bild wohl (1200) im Zu­sam­men­hang mit der Stadt­wer­dung; Di­ede­rich, Städ­te­sie­gel, S. 300-304; III 3)

Gegensiegel zum 1. Großen Stadtsiegel

Bild: Schild mit dem Köl­ner Stifts­kreuz
Um­schrift: + ORA·­PRO·­NO­BIS·­Sanc­te·QVI­RI­NE
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 26 Nr. 2; 1255 erst­mals als Ab­druck über­lie­fert, ebd., S. 73)

2. Großes Stadtsiegel

Bild und Um­schrift schlie­ßen sich eng an das äl­te­re Sie­gel an. Ab­wei­chend hier­von fehlt der Dra­che, und der Lö­wen­schild ist durch das Köl­ner Stifts­kreuz er­setzt
(ebd. Ta­fel 26 Nr. 4; Ent­ste­hungs­zeit um 1600, nach­dem das 1. Sie­gel in den Wir­ren von 1585/86 an­schei­nend ver­lo­ren ge­gan­gen war, ebd., S. 73)

1. Siegel ad causas

Bild: Ste­hen­de Fi­gur des hl. Qui­rin un­ter ei­nem Bal­da­chin mit ei­ner Lan­ze in der Rech­ten, de­ren Schaft in dem auf­ge­sperr­ten Ra­chen ei­nes Lind­wurms steht. Die Lin­ke stützt sich auf ei­nen Lö­wen­schild. Rechts und ober­halb der Fi­gur die Wor­te SanC­tus QVI­RINVS und links an den Bal­da­chin an­schlie­ßend die ge­zinn­te Stadt­mau­er.
Um­schrift: + Si­gil­lum CI­VI­TA­TIS NVS­SI­EN­SIS MI­NUS AD CAU­SAS
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 27 Nr. 1 = 1351 Mai 13; ebd., S. 73)

2. Siegel ad causas

Bild und Um­schrift schlie­ßen sich eng an Nr. 1 an
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 27 Nr. 2 = 1423 Au­gust 24; ebd., S. 74)

3. Siegel ad causas

Bild und Um­schrift schlie­ßen sich eng an Nr. 1 an
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 27 Nr. 3 = E XVI. Jh.; ebd., S. 74)

Sekretsiegel

Bild: St. Qui­rin in Rit­ter­rüs­tung. In der Lin­ken hält er die Fah­ne mit 9 Ku­geln, die Rech­te stützt sich auf ei­nen Schild mit dem Köl­ner Stifts­kreuz
Um­schrift: SI­GIL­Lum CI­VI­TA­TIS NO­VE­SI­EN­SIS
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 27 Nr. 4 = 1657 Ju­li 7; ebd., S. 74)

1. Schöffensiegel

Bild: Schild mit dem Köl­ner Stifts­kreuz, dar­über Brust­bild des hl. Pe­trus
Um­schrift: SI­GIL­Lum SCHABI­N­O­rum IV­DI­Cii NO­VE­SI­EN­Sis
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 27 Nr. 5 = 1632 Mai 27; ebd., S. 74)

2. Schöffensiegel

Bild: wie Schöf­fen­sie­gel Nr. 1
Um­schrift: SI­GIL­Lum SCA­BI­NA­LE IV­DI­Cii NO­VE­SI­EN­Sis An­nO 1647
(Rhein. Sie­gel III Ta­fel 27 Nr. 6; Ori­gi­nals­tem­pel im Cle­mens-Sels-Mu­se­um Neuss)

1. Siegel der Mairie Neuss

Sie­gel­feld: Mai­rie de Neuss – R. F.
Um­schrift: AR­RON­DIS­SE­MENT DE CREVELD DE­PAR­TE­MENT DE LA RO­ER
(Wi­spling­hoff II, S. 27 Abb. 5; 1801-04)

2. Siegel der Mairie Neuss

Sie­gel­feld: MAI­RIE DE NEUSS DEPT DE LA RO­ER
Um­schrift: AR­RON­DIS­SE­MENT DE CREVELD
(ebd. Abb. 6; 1805)

3. Siegel der Mairie Neuss

Sie­gel­feld: Fran­zö­si­scher Kai­se­r­ad­ler mit Kro­ne
Um­schrift: MAI­RIE DE NEUSS. 3E. AR­RONDT. (RO­ER.)
(ebd. Abb. 7; 1806-13)

Siegel des Bürgermeisteramts Neuss

Sie­gel­feld: Der preu­ßi­sche Ad­ler mit Zep­ter und Schwert
Um­schrift: KÖN:PREUSS:BÜR­GER­MEIS­TER­AMT NEUSS
(En­gels, S. 193 Abb. 36; ab 1815)

Siegel der Stadt Neuss

Bild: Wie al­tes Stadt­wap­pen (III 5 Wap­pen)
Um­schrift: SIE­GEL DER STADT NEUSS

3. 5 Wappen

1475 hat Kai­ser Fried­rich III. den­sel­ben von Newss die­se nach­ge­schri­ben wapen und clei­net, mit na­men ein swart­z­gen schil­de, dar­in­ne ei­nen gul­den ad­ler mit tzwain haub­ten und aus­ge­prai­ten flu­geln, aus­z­ges­la­gen zun­gen und oben auf dem schil­de ein gul­den kei­ser­li­che cro­ne, wie dan die in mit­te diss ge­gen­wur­ti­gen … briefs ge­ma­let und mit far­ben ei­gent­li­cher aus­ge­stri­chen sind, von ne­wes gne­di­clich ver­li­hen und ge­ge­ben (Lau II 101, nach Kop ca. 1480 oh­ne das ver­lie­he­ne Ad­ler-Wap­pen. Die­ses ist über­lie­fert im Ko­pi­ar III der Stadt Neuss von 1637 <StaN B.01.10 Ko­pi­ar III fol. 12-16>; ab­ge­bil­det bei R. Na­gel, Zu Ur­sprung u. Über­lie­fe­rung d. Neus­ser Stadt­wap­pens. In: Neus­ser Jb 1987, S. 27-29, Abb. 1; hier die The­se, dass ein städ­ti­sches Wap­pen vor 1475 nicht exis­tiert hat. In Ko­pi­ar III ist auch das heu­te noch ge­bräuch­li­che Wap­pen mit ge­spal­te­nem Schild ab­ge­bil­det, das ver­mut­lich 2. Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts ent­stan­den ist, so H. Horst­mann, Das Neus­ser Stadt­wap­pen. In: Neus­ser Jb 1958, S. 24-35). Vor­ne be­fin­det sich ein rot be­wehr­ter und –ge­zungter gol­de­ner Dop­pel­ad­ler, hin­ten ein durch­ge­hen­des sil­ber­nes Kreuz. Auf dem Schild ei­ne gol­de­ne Kai­ser­kro­ne (Na­gel, Wap­pen­buch, S. 89). Als Schild­hal­ter be­geg­nen schon 1637 2 Lö­wen.
1597 fer­tigt der Stein­metz Wol­ter zum Ab­schluss der Bau­ar­bei­ten am Nie­der­tor ein Wap­pen an (Wi­spling­hoff I, S. 658)
1821 wird das auf Holz ge­mal­te Stadt­wap­pen am Rat­haus an­ge­bracht. Das al­te in Stein aus­ge­haue­ne Wap­pen war un­ter der fran­zö­si­schen Herr­schaft ent­fernt wor­den (E. Wi­spling­hoff, Das Neus­ser Stadt­wap­pen im 19. Jahr­hun­dert. In: Neus­ser Jb 1993, S. 33f.; Abb. des heu­te ver­wen­de­ten Wap­pens un­ter www.neuss.de/neuss/stadt­por­trait)

3. 6 Gemeinde, Bürgermeister und Rat

1255 Ja­nu­ar 31 sca­bi­ni et ci­ves (III 3)
1255 Mai 23 sca­bi­ni, con­su­les ac uni­ver­si ci­ves op­pi­di Nus­si­en­sis (III 6 Städ­te­ver­trä­ge)
1259 of­fi­cia­ti … qui ampt­man vul­ga­ri­ter ap­pel­lan­tur; uni­ver­si­tas opi­di Nus­si­en­sis; ma­gis­tri ci­vi­um Nus­si­en­si­um (III 3)
1293 sca­bi­ni, … con­su­les … ac ce­te­ri opi­da­ni Nus­si­en­ses (III 6 Städ­te­ver­trä­ge)
1310 con­su­les, qui ampt­man vul­ga­ri­ter ap­pel­lan­tur (III 3)
1334 sca­bi­ni et con­su­les Nus­si­en­ses (Lau II 31)
1335 schef­fe­ne, rait ind bur­ge­re van Nusse ge­meyne (ebd. 35)
1366 neh­men die Ge­schwo­re­nen des Land­frie­dens zwi­schen Maas und Rhein die be­schei­den lu­de, bur­ger­meis­te­re, schef­fe­ne, raid ind ge­meyn bur­ge­re der stat van Neuss in ih­ren Bund auf (ebd. 65)
1381 neh­men bur­ger­mes­te­re, schef­fe­ne ind rait ge­men­li­chen der stat van Neuss Her­mann von Goch zu ih­rem Mit­bür­ger (me­de­bur­ge­re) an (ebd. 72)
1441 trifft Erz­bi­schof Diet­rich Be­stim­mun­gen über die Schen­kung von Lie­gen­schaf­ten an Geist­li­che, um die ihn ma­gis­tri ci­vi­um, sca­bi­ni, con­su­les et com­mu­ni­tas opi­di … Nus­si­en­sis ge­be­ten ha­ben (ebd. 82)
1456 ver­pflich­ten sich bur­ger­meis­te­re, schef­fe­ne, rait ind gant­ze ge­meyn­de zur Ein­hal­tung der Be­din­gun­gen für die Ab­lei­tung der Erft (III 3)

Seit dem spä­ten 16. Jahr­hun­dert ur­kun­de­te das Stadt­re­gi­ment meist un­ter dem Ti­tel bur­ger­meis­te­re, schef­fen ind rait der stat Neuss. Die Bür­ger­auf­nah­me war Sa­che der Bür­ger­meis­ter, vor de­nen ein Treu­eid (Wort­laut um 1637, Lau II 216) ab­zu­le­gen und de­nen ein Nach­weis über die Zah­lung des Bür­ger­gel­des vor­zu­le­gen war. 1561 be­trug es 6 Ta­ler für Frem­de und 3 Ta­ler für Ein­hei­mi­sche, 1790 20 bzw. 5 Rtl. En­de des 15. Jahr­hun­derts muss­te der Be­wer­ber vor der Ver­ei­di­gung ver­si­chern, dass er nicht leib­ei­gen sei, kei­nen Tot­schlag ver­übt ha­be und sich nicht in un­ge­sühn­ter Feh­de be­fin­de (ebd. 117, 176, 249 § 100). Der Ein­tritt in ei­ne Zunft setz­te in der Re­gel den Er­werb des Bür­ger­rechts vor­aus.
1790 trifft die Po­li­zei­ord­nung Be­stim­mun­gen über den Stadt­rath zu Neuss_._ Das Raths­per­so­na­le be­steht aus fünf kur­fürst­li­chen Schef­fen und fünf bür­ger­li­chen Raths­ver­wand­ten (Lau II 249)

3. 6 Rat

Der Rat (con­su­les), seit 1255 be­legt (Lau II 10), dürf­te schon in der 1. Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts ne­ben das zu­nächst die Stadt al­lein im Auf­trag des Erz­bi­schofs lei­ten­de Schöf­fen­kol­le­gi­um ge­tre­ten sein. 1259 be­stä­tig­te Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den des­sen Selbst­er­gän­zungs­recht und ge­stat­te­te die Be­set­zung frei wer­den­der Rats­her­ren­stel­len durch Wahl der Ge­mein­de und der Rats­her­ren (of­fi­cia­les) (III 3). Sca­bi­ni et con­su­les, spä­ter bur­ger­mes­te­re, schef­fe­ne ind rait (Lau II 72) war die Be­zeich­nung der obers­ten Stadt­be­hör­de. Die Zahl der Schöf­fen und Rats­her­ren setz­te Erz­bi­schof Hein­rich II. 1310 auf je 14 fest (III 3), 1677 wur­de sie auf je 10 re­du­ziert, 1771 auf je 5 (Lau, S. 48*-50*; StaN B.01.01 Rat 1771-1780, S. 40). Be­stä­ti­gung und Amts­ein­füh­rung neu ge­wähl­ter Schöf­fen und Rats­män­ner er­folg­te im Auf­trag des Lan­des­herrn durch den Amt­mann von Hülch­rath (Lau II 19, 24). Die Äm­ter wur­den auf Le­bens­zeit ver­lie­hen. Für ih­re eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit stand den Rats­mit­glie­dern erst seit 1790 ein fes­tes Ge­halt zu, vor­her hat­ten sie nur An­spruch auf Prä­senz­gel­der und Auf­wands­ent­schä­di­gun­gen (Wi­spling­hoff I, S. 571-574). Zu den städ­ti­schen Äm­tern (pu­bli­ca of­fi­cia) soll­te nur zu­ge­las­sen wer­den, wer in hie­si­ger Stat oder Bour­bahn … be­gu­tet und erb­lich pos­ses­sio­nirt war (Lau II 231 § 2). Mit Mit­glie­dern des Rats wur­den die städ­ti­schen Be­am­ten­stel­len be­setzt: die Kir­chen- oder Kirch­meis­ter wa­ren zu­stän­dig für die Er­hal­tung kirch­li­cher Bau­ten und die Er­hal­tung des Grund­be­sit­zes der Pfar­rei so­wie für das Spend­häus­chen (IV 6); für die Be­auf­sich­ti­gung der Ar­men­pfle­ge­ein­rich­tun­gen wur­den Pro­vi­so­ren ein­ge­setzt (Lau, S. 56*; Laux, S. 106f.). Nach ei­nem Rats­be­schluss von 1346 (Lau II 48) fan­den wö­chent­lich am Frei­tag durch den Stadt­bo­ten an­ge­sag­te Sit­zun­gen im Rat­haus statt. Für un­ent­schul­dig­tes Fern­blei­ben wa­ren Stra­fen vor­ge­se­hen. Die Rats­gangs­ta­tu­ten von 1382 und 1383 (ebd. 73, 74) ent­hiel­ten kei­ne Be­stim­mun­gen über Zahl und Zeit­punkt der Sit­zun­gen, zu de­nen durch die Äl­tes­ten der Schöf­fen und der Rats­her­ren, in de­ren Ab­we­sen­heit auch durch die Bür­ger- und Ak­zi­se­meis­ter dass Ge­bot er­ging. Sie tra­fen des Wei­te­ren Re­ge­lun­gen für die Bei­le­gung von Kon­flik­ten zwi­schen Rats­mit­glie­dern. In der Neu­zeit fan­den 1 oder 2 Rats­sit­zun­gen in der Wo­che statt (ebd., S. 55*). Die Kom­pe­tenz des Rats er­streck­te sich auf al­les, „was nur ir­gend­wie in das Blick­feld der Stadt ge­rie­t“ (Wi­spling­hoff I, S. 571). Da er sich in der Re­gel aus Fa­mi­li­en der Ober­schicht re­kru­tier­te, rief sei­ne Amts­füh­rung nicht sel­ten Kri­tik und Wi­der­stand der ge­mei­nen Bür­ger­schaft her­vor, die schlie­ß­lich im 15. Jahr­hun­dert An­teil an der Stadt­re­gie­rung er­hielt.

3. 6 Die Vierundzwanziger oder Gemeindsfreunde

Nach­dem Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers 1457 ei­ne Be­tei­li­gung von 12 Bür­gern an der jähr­li­chen Rech­nungs­ab­la­ge vor­ge­schrie­ben hat­te, er­ließ er 1460 März 23 ei­ne neue Ord­nung, die die Wahl von 24 Bür­gern aus den Kirch­spie­len vor­sah. Sie soll­ten künf­tig die Rats­her­ren wäh­len und wa­ren mit glei­cher Stim­men­zahl wie Schöf­fen und Rats­män­ner an der Wahl der Bür­ger- und Ak­zi­se­meis­ter zu be­tei­li­gen (III 3). 1460 Ok­to­ber 10 ka­men Bür­ger­meis­ter, Schöf­fen und Rat mit den Vier­und­zwan­zi­gern über­ein, dass die Ge­mein­de aus je­dem Kirch­spiel (III 6 Ein­tei­lung der Stadt) 4 ih­rer Mit­glie­der wäh­len soll­te. Die Vier­und­zwan­zi­ger soll­ten mit Schöf­fen und Rat bei je­der Rech­nungs­le­gung so­wie bei al­len Ver­pach­tun­gen und Ver­käu­fen von städ­ti­schen Gü­tern zu­ge­gen sein. Sie soll­ten Be­schwer­den der Ge­mein­de bei Schöf­fen und Rat vor­brin­gen. Das gro­ße Stadt­sie­gel (III 5), al­le Pri­vi­le­gi­en und Erb­brie­fe wa­ren in ei­ner Kis­te auf­zu­be­wah­ren, zu der Schöf­fen, Rat und Vier­und­zwan­zi­ger je 2 Schlüs­sel ha­ben soll­ten (Lau II 92). Die Po­li­zei­ord­nung von 1590 re­du­zier­te die Zahl der dort ge­meins­leu­te ge­nann­ten Vier­und­zwan­zi­ger auf 16 (Lau I 7 Art. V), 1597 wur­de sie wie­der auf 24 er­höht (ebd., S. 40*). 1667 wer­den sie als Ge­meinds­freun­de, in der Po­li­zei­ord­nung von 1790, die ih­re Zahl auf 8 fi­xier­te, als Ge­mein­heits-Freun­de be­zeich­net (ebd. II 231 § 12, 249 § 93). Hier­nach muss­ten jähr­lich 4 or­dent­li­che Vor­ste­her-Ta­ge statt­fin­den. Bei den Wah­len soll­ten au­ßer den bis da­hin vor­herr­schen­den Bier­brau­ern und Bä­ckern auch An­ge­hö­ri­ge an­de­rer Zünf­te be­rück­sich­tigt wer­den (ebd. § 94-99), ein Hin­weis dar­auf, dass die Ge­meinds­freun­de über­wie­gend „dem ver­mö­gen­de­ren Teil der Bür­ger­schaft an­ge­hör­ten“ (Wi­spling­hoff I, S. 583), was sie je­doch nicht dar­an hin­der­te, im­mer wie­der Kri­tik an der Po­li­tik des Ra­tes zu üben und Kon­flik­te mit ihm aus­zu­tra­gen.

3. 6 Die Bürgermeister

Bür­ger­meis­ter wer­den zu­erst 1259 er­wähnt (III 6 Ge­mein­de, Bür­ger­meis­ter und Rat). Seit spä­tes­tens 1339 wur­de je 1 Bür­ger­meis­ter aus den Schöf­fen und den Rats­her­ren ge­wählt (Lau II 37, 49). Glei­ches gilt für die üb­ri­gen Äm­ter, die mit Mit­glie­dern des Rats zu be­set­zen wa­ren (ebd., S. 55*). Wahl­tag war in der Re­gel der 25. Ja­nu­ar, seit 1696 der Mitt­woch vor Lae­ta­re (4. Fas­ten­sonn­tag). Die Bür­ger­meis­ter ver­tra­ten die Stadt nach au­ßen und in­nen, hat­ten viel­fäl­ti­ge po­li­zei­li­che und ju­ris­dik­tio­nel­le Be­fug­nis­se (Wi­spling­hoff I, S. 586f.)

3. 6 Die Rentmeister

1339 wird erst­mals ein dem Rats­bür­ger­meis­ter bei­ge­ge­be­ner Rent­meis­ter (red­di­ta­ri­us) er­wähnt (Lau II 37). Im 15. Jahr­hun­dert scheint das Amt mit dem der seit 1335 er­wähn­ten Ak­zi­se­meis­ter (ma­gis­tri as­sis­siar­um) (ebd. 33) ver­schmol­zen zu sein, die aus Schöf­fen- und Rats­her­ren­kol­le­gi­um zu­gleich mit den Bür­ger­meis­tern ge­wählt wur­den. Seit An­fang des 16. Jahr­hun­derts wer­den die Ak­zi­se­meis­ter (zi­jss­meis­ter) als Rent­meis­ter be­zeich­net. Sie be­zo­gen ein fes­tes Ge­halt (ebd., S. 61*f.)

3. 6 Städtische Bedienstete

1242 Hein­ri­cus no­ta­ri­us ci­vi­um (NrhUB II 273). 1355 ver­leiht die Stadt ma­gis­tro Jo­han­ni, nos­tro protho­no­ta­rio ein Haus an der Rhein­pfor­te (Lau II 53; vgl. auch ebd. III 8); (1480) stat­schri­ver (ebd. 117). 1554 wird dem Stadt­se­kre­tär oder Stadt­schrei­ber die Füh­rung der Rent­kam­mer­ge­schäf­te ent­zo­gen und dem Tür­wär­ter (s. u.) über­tra­gen (ebd., S. 99f.).
(1330) nun­ci­us ci­vi­ta­tis (ebd. II 28), 1346 nun­ci­us opi­di (ebd. 48). Das Rats­gangs­ta­tut von 1382 spricht von un­sen ge­schwo­ren bot­ten (ebd. II 73 § 10). 1493-1583 be­schäf­tig­te die Stadt 2, im 17. Jahr­hun­dert nur noch 1 Bo­ten (ebd., S. 99
)
1389 Er­wäh­nung von mo­dia­to­res (Müd­der), die vor al­lem für das Korn­mes­sen zu­stän­dig sind (ebd., S. 116*, 145*; II 140)
1400 Er­wäh­nung ei­nes kra­en­meis­ters (LAV NRW R Kk II 2337 fol. 11). Seit dem 16. Jahr­hun­dert be­schäf­tig­te die Stadt au­ßer­dem ei­nen Kra­nen­schrei­ber (Lau, S. 143*).
1400/01 Er­wäh­nung der stat pi­pe­ren van Neuss (M. Mihm/A. Mihm, Mit­tel­al­ter­li­che Stadt­rech­nun­gen im his­to­ri­schen Pro­zess. Die äl­tes­te Duis­bur­ger Über­lie­fe­rung (1348-1449), Bd. 1, 2007, S. 306; vgl. auch Wi­spling­hoff I, S. 240)
1457 ver­ord­net Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers, dass jähr­lich neue bu­we­meis­te­re zu wäh­len sei­en (Lau II 90). Ihr Eid ver­pflich­te­te sie zur Über­wa­chung be­stimm­ter Bau­ten und tech­ni­scher Ein­rich­tun­gen (ebd. 165).
1496 ver­pflich­tet sich Erz­bi­schof Ru­precht, den für die Er­he­bung des Land­zolls zu­stän­di­gen städ­ti­schen Zöll­ner zu be­sol­den (ebd. II 97, S. 149*; III 2 Zoll)
1475 erst­ma­li­ge Er­wäh­nung des auf dem Turm von St. Qui­rin woh­nen­den _wech­ter_s (Wier­straet, S. 46f., 52f.; Tü­cking, Neuss, S. 68, 231). 1493 Er­wäh­nung ei­nes to­ern­ble­ser (StaN B.01.03, 1493 fol. 52). 1509 wer­den 2 Turm­wäch­ter be­sol­det (Lau, S. 104*), 1716 Er­set­zung durch 2 Nacht­wäch­ter (StaN B. 01.01 Rat 1714-1724 fol. 70v-71)
1479 Er­wäh­nung ei­nes Münz­meis­ters (Lau, S. 146* Anm. 7)
(1480) Er­wäh­nung des bur­ger­meis­ter­knecht (ebd. 117, sein Eid ebd. 158). Seit der 2. Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts bur­ger­meis­ter­die­ner (ebd. 183), stat­die­ner (ebd. 186). Seit dem 16. Jahr­hun­dert wer­den meist 3 Die­ner be­schäf­tigt, die ne­ben Dienst­leis­tun­gen für die Bür­ger­meis­ter auch po­li­zei­li­che Auf­ga­ben über­neh­men (ebd., S. 103f.)
(1520) win­rue­der (Wein­rö­der) (ebd. II 194 § 9)
1526 Er­wäh­nung ei­nes do­ere­wer­ter (ebd. 135 § 5), 1541 doir­wech­ter (ebd. 158) = 1579 du­er­wech­ter (ebd. 186) = 1790 an­de­rer Stadt­schrei­ber (ebd. 249 § 84). Der al­te Ti­tel des Tür­wär­ters war seit (1750) ver­schwun­den (ebd., S. 102
Anm. 2)
1539 Eid des den Fracht­ver­kehr re­geln­den städ­ti­schen Be­stät­ters (ebd. II 154). Seit spä­tes­tens 1373 er­hebt die Stadt ein ihr vom Erz­bi­schof strei­tig ge­mach­tes Be­sta­de­gelt (ebd. 68 § 11, ebd., S. 144*)
1546 In­struk­ti­on und Fest­set­zung des Ge­halts der Stadt­spiel­leu­te (ebd. II 164)
1792/93 be­sol­det die Stadt fol­gen­de Be­diens­te­te: 1 Stadt­se­kre­tär, 1 Stadt­schrei­ber, 2 Ärz­te, 1 Tri­vi­al­schul­rek­tor, 1 Schreib­meis­ter, 2 Deut­sche Schul­meis­ter, 1 Stadt­küs­ter, 1 Bau­in­spek­tor, 1 Stadtac­ci­ß­meis­ter, 1 Bür­ger­wacht­meis­ter, 1 Rent­kam­mer­die­ner, 2 Stadt­die­ner, 6 Pfört­ner an den Stadt­to­ren, 1 Ka­min­fe­ger, 2 Heb­am­men, 2 Bür­gert­am­bu­re, 2 Nacht­wäch­ter, 1 Ar­men­jä­ger (StaN B.01.03, 1792/93 fol. 51v-53)

3. 6 Einteilung der Stadt

Die Ein­tei­lung der Stadt in 6 Kirch­spie­le, die als Wahl­be­zir­ke der Vier­und­zwan­zi­ger die­nen soll­ten, wird 1460 erst­mals er­wähnt, dürf­te aber äl­ter sein, denn das Stift St. Qui­rin zähl­te das Rein­port­zen Kirspell zum Bann­be­zirk sei­ner 1195 zu­erst er­wähn­ten Müh­le an der Erft (LAV NRW R N St. Qui­rin Akt 25 fol. 10). Ih­re Na­men lei­te­ten sich ab von den 5 mit­tel­al­ter­li­chen Stadt­to­ren und vom Ju­den­steg (Lau, S. 366f; II 5 Stra­ßen). Im 17. Jahr­hun­dert wer­den sie als Quar­tie­re be­zeich­net. 1698 wird ih­re Zahl auf 4 re­du­ziert, nun­mehr be­zeich­net nach den 4 Haupt­stra­ßen, Ober-, Nie­der-, Rhein- und Zoll­stra­ße (StaN B.01.01 Rat 1692-1703 fol. 190v; Tü­cking, Neuss, S. 198 Anm. 608). Die Kirch­spie­le stell­ten für den Wacht­dienst von Haupt­leu­ten be­feh­lig­te Auf­ge­bo­te, die in Rot­ten un­ter ei­nem Ge­frei­ten ein­ge­teilt wa­ren. Nach der Wacht­ord­nung von 1608 hat­te je­des Kirch­spiel oder Quar­tier 2 Ta­ge und Näch­te hin­ter­ein­an­der Dienst zu tun. Je ei­ne Rot­te be­wach­te die Stadt­to­re, je­weils hal­be Rot­ten be­setz­ten an­de­re wich­ti­ge Punk­te, vor al­lem das Rat­haus (Wi­spling­hoff I, S. 562; Lau II 210).

Die Nach­bar­schaf­ten, die seit dem spä­ten 15. Jahr­hun­dert nach­weis­bar sind, nah­men un­ter­schied­li­che welt­li­che und re­li­giö­se Auf­ga­ben wahr; im 19. Jahr­hun­dert or­ga­ni­sier­ten sie in der Kar­ne­vals­zeit die Mas­ken­um­zü­ge. Vor al­lem aber wa­ren sie zu­stän­dig für die Un­ter­hal­tung der 1340 erst­mals er­wähn­ten Püt­ze. Sie wähl­ten ei­nen Vor­stand, der über Re­pa­ra­tu­ren be­fand und für die Ein­zie­hung der Gel­der von den Haus­ei­gen­tü­mern sorg­te (J. Huck/A. Ca­pras­se, Was­ser f. Neuss v. d. Rö­mer­zeit bis z. Ge­gen­wart, 1982, S. 6-12; En­gels, S. 346; II 2 Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen)

3. 6 Städteverträge

1255 Schöf­fen, Rats­her­ren und die Neus­ser Bür­ger (sca­bi­ni, con­su­les et uni­ver­si ci­ves op­pi­di Nus­si­en­sis) sind von den Köl­ner Bür­gern in den all­ge­mei­nen Land­frie­den (Rhei­ni­scher Städ­te­bund) auf­ge­nom­men wor­den, den sie 10 Jah­re ein­hal­ten wer­den (Lau II 10)
1293 ver­ein­bart die Stadt Neuss ver­trag­lich mit der Stadt Ko­blenz, dass die Bür­ger bei­der Städ­te nur für ei­ge­ne Schul­den, nicht je­doch für die ih­rer Mit­bür­ger haft­bar ge­macht wer­den sol­len (ebd. 17)
1360 ver­stän­di­gen sich Neuss und die Stadt Ro­er­mond über die wech­sel­sei­ti­ge Be­güns­ti­gung (ge­ley­de) ih­rer Bür­ger (ebd. 58)
1485 Ei­ni­gung mit der Stadt Köln un­ter an­de­rem über die Neuss vom Kai­ser am Köl­ner Zoll ver­lie­he­nen Pri­vi­le­gi­en (Be­schlüs­se d. Ra­tes d. Stadt Köln 1320-1550, Bd. 1, 1990, S. 395f.)

3. 6 Hansezugehörigkeit

1475 Sep­tem­ber 2 sagt Kai­ser Fried­rich den Neus­sern zu, das sij al­le und ig­lich ere, wir­de, vor­teil, recht und ge­rech­tik­eit der Han­sz ha­ben, … die an­de­re stet­te von der Han­sz in dem heil­gen reich von uns … ha­ben (III 3). Ei­ne Zu­ge­hö­rig­keit der Stadt Neuss zur Han­se kann dar­aus nicht ab­ge­lei­tet wer­den (Kuske, Ei­gen­art, S. 102f.; Huck, Neuss II, S. 300-309)

3. 7 Bruderschaften

vgl. III 7 Zünf­te und III 8 Wehr­we­sen
1302 stif­ten 9 Pries­ter die Lieb­frau­en­bru­der­schaft der ar­men Kle­ri­ker an der Ma­ri­en­ka­pel­le, die den ihr an­ge­hö­ren­den Geist­li­chen und Lai­en ein fei­er­li­ches Be­gräb­nis ge­währ­leis­ten soll. 1311 Be­stä­ti­gung der Sta­tu­ten durch Erz­bi­schof Hein­rich II. (REK IV 601). 1595 über­trägt Kur­fürs­t Ernst ihr be­trächt­li­ches Ver­mö­gen den Je­sui­ten (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 64f., 331-334; Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 20; Wi­spling­hoff IV, S. 35f.; Gil­liam, S. 122; Rem­men, Bru­der­schaf­ten, S. 69-99)
1415 grün­den die Neus­ser (Arm­brust-)Schüt­zen ei­ne Se­bas­tia­nus­bru­der­schaft, die 1420 von Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers be­stä­tigt wird. 1620 ver­ei­nigt sie sich mit der vor 1456 ins Le­ben ge­ru­fe­nen Se­bas­tia­nus­bru­der­schaft der jun­gen (Büch­sen-)Schüt­zen (StaN A.01 Urk 23; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 124, 245, 349-352; Wi­spling­hoff IV, S. 37f.; J. Lan­ge, Neus­ser Schüt­zen­we­sen, Bd. 1, 1991, S. 60-65; Rem­men, Bru­der­schaf­ten, S. 99-124). Die äl­tes­te, seit 1496 be­zeug­te Schieß­bahn lag ent­lang der Stadt­mau­er zwi­schen Zoll­tor und Wind­müh­len­turm (Tü­cking, Neuß, S. 200-204; Lan­ge, Schüt­zen­we­sen, S. 90-92). Nach zeit­wei­li­gem Ver­bot des Schüt­zen­we­sens durch die fran­zö­si­sche Be­sat­zung wird 1801 am Qui­ri­nus­müns­ter die ma­ria­ni­sche Jung­ge­sel­len­so­da­li­tät ge­grün­det, die 1823 ei­ne Vo­gel­schüt­zen-Ge­sell­schaft, seit 1836 als Neu­ßer Bür­ger-Schüt­zen-Ge­sell­schaft oder Bür­ger-Schüt­zen-Ver­ein be­zeich­net, ins Le­ben ruft. Die Se­bas­tia­nus­bru­der­schaft von 1415 wird 1802/04 als Schei­ben­schüt­zen­ge­sell­schaft un­ter dem Pa­tro­nat des hl. Ja­ko­bus er­neu­ert. Schüt­zen­fest am Sonn­tag nach Bar­tho­lo­mä­us (J. Lan­ge, Bür­ger u. Bür­gers­söh­ne, 175 Jah­re Neus­ser Bür­ger-Schüt­zen-Ver­ein 1823-1998, 1998, bes. S. 7-101).
1424 ers­te Er­wäh­nung der viel­leicht schon im 14. Jahr­hun­dert ge­grün­de­ten Lieb­frau­en­bru­der­schaft an der Ober­t­or­ka­pel­le (LAV NRW R N Gna­den­tal Urk 45; Wi­spling­hoff IV, S. 39-42; IV 4)
1426 be­steht an der Ni­ko­laus­ka­pel­le ei­ne Bru­der­schaft die­ses Na­mens. Sie wird spä­ter an den Ni­ko­laus­al­tar in der Stifts­kir­che über­tra­gen. Kur­fürs­t Fer­di­nand löst sie 1616 zu­guns­ten der Je­sui­ten auf (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 123f.; Wi­spling­hoff IV, S. 46)
1470 wird erst­mals die An­to­ni­us­bru­der­schaft an der Ma­ri­en­ka­pel­le er­wähnt. Sie wird 1616 zu­guns­ten der Je­sui­ten auf­ge­löst (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 124; Wi­spling­hoff IV, S. 46)
1489 ers­te Er­wäh­nung der wohl nach 1480 ge­grün­de­ten An­nab­ru­der­schaft an der An­n­aka­pel­le in St. Qui­rin. 1616 löst Ku­fürst Fer­di­nand sie zu­guns­ten der Je­sui­ten auf (Wi­spling­hoff IV, S. 42-44)
1495 wird die Mat­thi­as­bru­der­schaft an St. Qui­rin erst­mals er­wähnt. Im 18. Jahr­hun­dert or­ga­ni­siert sie die Neus­ser Wall­fahr­ten nach St. Mat­thi­as in Trier. 1787 Be­stä­ti­gung durch Papst Pi­us VI. (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 125, 348f.; Wi­spling­hoff IV, S. 47; Rem­men, Bru­der­schaf­ten, S. 139f.)
1496 wird die Qui­ri­nus­bru­der­schaft erst­mals in ei­nem vom Rat er­las­se­nen Al­mo­sen­bitt­brief zum Wie­der­auf­bau des durch Blitz­schlag schwer be­schä­dig­ten Tur­mes von St. Qui­rin er­wähnt (StaN B.01.05 Schöf­fen­buch I, S. 386f.). 1563 hebt der Rat sie auf. Ih­re Ren­ten ver­wen­det er zur Be­sol­dung des Rek­tors der La­tein­schu­le und des deut­schen Schul­meis­ters. Au­ßer­dem wer­den ge­nannt die Bru­der­schaf­ten zum hl. Kreuz, zur hl. An­na, zum hl. Ja­kob, zum hl. Se­bas­ti­an, zum hl. An­to­ni­us, zum hl. Ni­ko­laus, zum hl. Mat­thi­as, zum hl. Jo­seph und zum hl. Ur­ban (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 37, 348; Rem­men, Bru­der­schaf­ten, S. 134-152)
1505 4 Bru­der­meis­ter und 9 Brü­der der St. Eli­gius- oder St. Loy­gen­bru­der­schaft, der über­wie­gend Hand­wer­ker me­tall­ver­ar­bei­ten­der Ge­wer­be an­ge­hö­ren, ver­le­gen den Sitz der Bru­der­schaft aus der Ni­ko­laus­ka­pel­le an den Bar­tho­lo­mäus­al­tar der Mi­no­ri­ten­kir­che (Lau, S. 73*; Wi­spling­hoff IV, S. 44)
1502-07 wer­den in Tes­ta­men­ten ei­ne An­nab­ru­der­schaft, ei­ne Ka­tha­ri­nen­bru­der­schaft so­wie ei­ne Se­ver­us­bru­der­schaft an der Mi­no­ri­ten­kir­che er­wähnt (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 214; Wi­spling­hoff IV, S. 44-46, 212)
1617 grün­den die Je­sui­ten, de­nen die Kur­fürs­ten die Ren­ten ver­schie­de­ner Bru­der­schaf­ten über­tra­gen hat­ten, die Mut­ter­got­tes­so­da­li­tät der Schü­ler (Lit­te­rae An­nuae, S. 21). 1618 fol­gen ei­ne So­da­li­tät für Geist­li­che und Bür­ger so­wie für le­di­ge Frau­en, 1623 für ver­hei­ra­te­te Frau­en, 1686 die So­da­li­tät des To­des­kamp­fes Chris­ti (ebd., S. 24, 42, 51, 98, 203). Nach der Auf­he­bung des Je­sui­ten­or­dens ge­hen die­se Bru­der­schaf­ten wohl ein; nur die To­des­angst­bru­der­schaft wird zu­nächst von ei­nem Geist­li­chen an der Je­sui­ten­kir­che wei­ter­ge­führt, 1783 nach de­ren Ab­riss an die Fran­zis­ka­ner­kir­che ver­legt. 1802 geht sie ein (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 124f.; Wi­spling­hoff IV, S 305f.)
1624 grün­den die Fran­zis­ka­ner­ober­van­ten die Bru­der­schaft vom Gür­tel des hl. Franz, 1654 folgt die Bru­der­schaft der Un­be­fleck­ten Emp­fäng­nis Ma­ri­ens (Wi­spling­hoff IV, S. 285, 289)

Die Auf­he­bung des Je­sui­ten­or­dens und die Auf­lö­sung der mit den Bru­der­schaf­ten zum Teil eng ver­bun­de­nen Zünf­te über­leb­ten im 19. Jahr­hun­dert nur die - heu­te nicht mehr be­ste­hen­de - Mat­thi­as­bru­der­schaft als kirch­li­cher Ver­ein zur Pfle­ge der Wall­fahrt nach Trier so­wie die Se­bas­tia­nus- bzw. seit 1802/04 die Ja­ko­bus­bru­der­schaft als Schüt­zen­ge­sell­schaf­ten.

3. 7 Zünfte

1339 sca­bi­ni et con­su­les Nus­si­en­ses ha­ben cum uni­ver­si­ta­te de of­fi­cio bra­xa­to­rum (Brau­er­amt) Nus­si­en­si­um den Bier­preis fest­ge­setzt (LAV NRW R Kk II 2270 Rats­me­mo­ri­al­buch fol. 5; Lau II 38). 1595 und 1649 er­neu­ern Bür­ger­meis­ter, Schöf­fen und Rat den (ver­lo­re­nen) Amts­brief der Brau­er (ebd. 191, 226; vgl. Tü­cking, Neuss, S. 248f.)
(1339/41) Der Rat be­schlie­ßt de con­sen­su com­mu­nis of­fi­cii tex­to­rum (Wol­len­amt), die Her­stel­lung un­vor­schrifts­mä­ßi­gen oder ver­bo­te­nen Tu­ches mit Stra­fe zu be­le­gen (LAV NRW R Kk II 2270 Rats­me­mo­ri­al­buch fol. 6 un­da­tiert, zwi­schen Ein­trä­gen von 1339 und 1341; Lau II 40; vgl. Böm­mels, S. 91f.). Der ers­te er­hal­te­ne Amts­brief für das Wol­len­amt stammt von 1498 (Lau II 124), 1620 er­neu­ert (ebd. 205).
1351 be­schlie­ßt der Rat, dass die pis­to­res Nus­si­en­ses (Neus­ser Bä­cker) die Mal­t­er­we­cken nicht teu­rer als er­laubt ver­kau­fen dür­fen. Ein Amt wird nicht aus­drück­lich ge­nannt, sei­ne Exis­tenz ist aber wahr­schein­lich (ebd., S. 79*; II 52). 1545 wird 13 Bä­ckern vom Rat die Aus­übung ih­res Ge­wer­bes un­ter­sagt. Die Bä­cker lö­sen dar­auf­hin ihr Amt auf. 1579 er­hal­ten sie vom Rat ei­nen neu­en Amts­brief, 1592 und 1626 er­neu­ert (ebd., S. 79*f.; II 186; Tü­cking, Neuss, S. 247f.)
1424 Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers und Bür­ger­meis­ter Eber­hard Kö­nig ver­lei­hen den Schnei­dern nach twist ind ir­rin­gen un­der dem schro­eder­am­te (Schnei­der­amt) in Neuss ei­nen Amts­brief, er­neu­ert 1575 (Lau II 78, 183)
1440 Amts­brief des Rats für die Wein­schrö­der, der ih­re Zahl auf 12 fest­setzt (ebd., S. 92*; II 81)
1461 Amts­brief des Rats für die Lei­nen­we­ber (ebd. 93), er­neu­ert 1549, 1594, 1627, 1716, 1792 (ebd. 167, 189, 208, 241, 250)
1487 Amts­brief des Rats für die zu ei­ner Zunft ver­ei­nig­ten stein­met­zer, zim­mer­lu­de, lei­en­de­cker [Dach­de­cker] und se­gens­nider [Sä­gen­schnei­der] (ebd. 118). 1489 er­hal­ten die Pflug­ma­cher und Ra­de­ma­cher die Er­laub­nis, sich dem Amt an­zu­schlie­ßen (ebd. 119); 1579 wird der Amts­brief er­neu­ert für die vier gros­sen am­ter, als meu­rer, zim­mer­leut, lei­de­cker und ra­der­me­cher (ebd. 184)
1493 ers­te Er­wäh­nung der Äm­ter der Schu­ma­cher und Lö­her, der Flei­scher, der Krä­mer, der Pel­zer so­wie der Ku­chen­bä­cker, de­ren Amt wohl im 17. Jahr­hun­dert ein­ge­gan­gen ist (ebd., S. 72*, 80*f.)
1495 gibt der Rat den zu ei­nem Amt zu­sam­men­ge­schlos­se­nen Sack­trä­gern ei­ne Ord­nung, er­neu­ert 1562 und 1594 (ebd. II 122, 177)
1496 ver­leiht der Rat den Tuch­sche­rern ei­nen Amts­brief, 1603 er­neu­ert. Im 17. Jahr­hun­dert scheint das Amt ein­ge­gan­gen zu sein (ebd., S. 76*; II 123, 197)
1502 wird die Bru­der­schaft St. Cris­pi­ni et Cris­pi­nia­ni er­wähnt, die wohl mit dem in der Stadt­rech­nung von 1493 ge­nann­ten Amt der Schuh­ma­cher und Lö­her gleich­zu­set­zen ist. 1626 er­hal­ten die­se ei­nen neu­en Amts­brief, nach dem die Amts­ge­nos­sen am St. Cris­pi­nus­tag der Mes­se bei­zu­woh­nen ha­ben (ebd., S. 72*, 84*; II 206; Wi­spling­hoff IV, S. 32)
1506 er­hal­ten die Fass­bin­der vom Rat ei­nen Amts­brief. Nach dem 1554 ver­lie­he­nen Amts­brief ge­hö­ren dem Amt auch die Wein­zap­fer an (Lau II 127, 170)
1509 er­hält das schon 1493 be­zeug­te Krä­mer­amt ei­nen Amts­brief, er­neu­ert 1595 (ebd., S. 72*; II 128, 190)
1509 Amts­brief der snit­zeler (Schrei­ner), er­neu­ert 1597 und 1732 (ebd. 129, 193, 245)
(1520) er­teilt der Rat dem Wein­amt mit des­sen Zu­stim­mung ei­ne Ord­nung (ebd. 134)
1531 sind die Gold­schmie­de, Gla­ser, Ma­ler und Kan­ne­gie­ßer in ei­nem Amt ver­ei­nigt. Nach dem Amts­brief von (1568) (ebd. 178) bil­den nur noch die Gold­schmie­de und Kan­ne­gie­ßer ei­ne Zunft. Sie scheint im 17. Jahr­hun­dert ein­ge­gan­gen zu sein (ebd., S. 74f.; Tü­cking, Neuss, S. 267f.)
1554 Er­wäh­nung des Fisch­amts, 1590 sei­ner Amts­meis­ter (Lau, S. 91
)
1550 ers­te Er­wäh­nung des Bar­bier­amts. 1673 er­hal­ten die Wund­ärz­te ei­nen Amts­brief (ebd., S. 86*; II 233)
1568 Amts­brief für das Flei­scher­amt, er­neu­ert 1598. Die be­reits in der Stadt­rech­nung von 1493 ge­nann­te Zunft scheint in der 2. Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts auf­ge­löst wor­den zu sein (ebd., S. 72*, 79*; II 179, 195)
1570 Amts­brief für die Gla­ser, Ma­ler, Bild­schnei­der und Wap­pen­sti­cker (ebd. 181)
1570 Amts­brief für die Hut­ma­cher, die sich schon 1561 ver­geb­lich um die Ein­rich­tung ei­nes Am­tes be­müht hat­ten. Die Zunft geht in der 2. Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts ein (ebd., S. 85*; II 182)
1582 Amts­brief für die Ge­wand­schnei­der, die et­li­che jair zo­ruck­her son­der amtz­breif und ord­nung ge­we­sen (ebd. II 187)
1584 er­hal­ten die Po­sa­men­tie­rer ei­nen (nicht er­hal­te­nen) Amts­brief, ge­gen den die Krä­mer Ein­wän­de er­he­ben. Die Zunft scheint An­fang des 17. Jahr­hun­derts er­lo­schen zu sein (ebd., S. 77*)
1592 er­hal­ten die Schmie­de ei­nen neu­en Amts­brief. Dem Amt sind in­kor­po­riert die Schlos­ser, Huf­schmie­de, Büch­sen­schmie­de, Waf­fen- und Beilschmie­de, Na­gel­schmie­de, Kes­sel­schlä­ger, Mes­ser­schmie­de, Bohr­ma­cher, Sporn­ma­cher, Win­den­ma­cher und Schwert­fe­ger (ebd. II 188)
1592 wer­den Amts­meis­ter der Fett­men­ger ein­ge­setzt (ebd., S. 90f.)
1595 kla­gen die Sei­ler, ihr Amt dro­he durch aus­wär­ti­ge Kon­kur­ren­ten ver­nich­ti­get zu wer­den. Wie lan­ge das Amt be­stand, ist nicht be­kannt (ebd., S. 93
)
1597 er­neu­ern die Äm­ter der Schnitz­ler und Zim­mer­leu­te ei­nen Ver­gleich über die Ab­gren­zung ih­rer Ar­beits­be­rei­che (ebd. II 194)
1602 Neu­er Amts­brief für die Kürsch­ner, Bunt­wir­ker und Wei­ß­ger­ber. Die Zunft der Pel­zer, die zu­erst in der Stadt­rech­nung von 1493 er­wähnt wird, geht im 17. Jahr­hun­dert ein (ebd., S. 72*, 85*f.; II 196)
1766 Amts­brief für die von den Schuh­ma­chern ab­ge­son­der­ten Rot­gerber (Tü­cking, Neuss, S. 256)
1785 wer­den in der Stadt­rech­nung noch 14 Zünf­te, die Äm­ter der Lei­nen­we­ber, Woll­we­ber, Schrei­ner, Krä­mer, Brau­er, Fass­bin­der, Schmie­de, Rot­ge­ber, Mau­rer mit den Zim­mer­leu­ten, Lei­en­de­ckern und Ra­der­ma­chern, Bä­cker, Bar­bie­re, Schus­ter, Schnei­der und Gla­ser ge­nannt (StaN B.01.03, 1785; Lau, S. 94*)
1798 Re­gie­rungs­kom­mis­sar Rud­ler ord­net am 26. März die Auf­he­bung der Zünf­te in den 4 rhei­ni­schen De­par­te­ments an (Han­sen IV, S. 635f.)

3. 7 Wirtschaftsorganisationen seit dem 19. Jahrhundert

Handelskammern

1860 be­an­tra­gen Kauf­leu­te die Ein­rich­tung ei­ner Han­dels­kam­mer. Sie wird am 18. März 1861 ge­neh­migt und geht 1930 in der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer Glad­bach-Rhe­ydt-Neuss auf, 1942 auf­ge­löst.
1945 Neu­grün­dung der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer Neuss
1977 Zu­sam­men­schluss der Kam­mern von Kre­feld, Mön­chen­glad­bach und Neuss zur In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer Mitt­le­rer Nie­der­rhein (N. Böm­mels, 90 Jah­re In­dus­trie- u. Han­dels­kam­mer zu Neuß, 1951; 200 Jah­re IHK Mitt­le­rer Nie­der­rhein, 2004)

Innungen

1884 grün­den 23 Flei­scher­meis­ter die ers­te freie In­nung in Neuss. 1912 er­rich­ten die Stell­ma­cher ei­ne Zwangs­in­nung.
1925 gibt es 11 Zwangs- und 7 freie so­wie 4 ge­misch­te In­nun­gen für Stadt und Land. Ge­gen­wär­tig ge­hö­ren der Kreis­hand­wer­ker­schaft Kreis Neuss 18 In­nun­gen an (J. Lan­ge, 75 Jah­re freie Flei­scher-In­nung Neuss/Rhein. 1884-1959, 1959; VB 1913-1924, S. 48f.; www.kreis­hand­wer­ker­schaft-neuss.de)

Gewerkschaften

1890 wird ein Fach­ver­ein der Fei­len­hau­er und ver­wand­ter Be­rufs­ge­nos­sen ge­grün­det. 1891 wird er Ver­wal­tungs­stel­le des Deut­schen Me­tall­ar­bei­ter­ver­ban­des (R. Kie­fer, So­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Ar­bei­ter­be­we­gung in d. Stadt Neuss vom So­zia­lis­ten­ge­setz bis zum Ers­ten Welt­krieg, 1982, S. 50f.)
1900 Grün­dung ei­nes ka­tho­li­schen Ar­bei­ter­ver­eins
Bis 1914 ent­ste­hen in Neuss christ­li­che Ge­werk­schaf­ten bzw. Ar­bei­ter­ver­ei­ne mit et­wa 1.700, freie Ge­werk­schaf­ten mit et­wa 438 Mit­glie­dern so­wie

3. 8 Wehrwesen (Schützen)

Zu den Schüt­zen­bru­der­schaf­ten vgl. III 7 Bru­der­schaf­ten
1205 setzt Neuss Bo­gen­schüt­zen ge­gen das Heer Kö­nig Phil­ipps von Schwa­ben ein (Chro­ni­ca Re­gia Co­lo­ni­en­sis, ed. G. Waitz, 1880, S. 178)
1217/19 neh­men Neus­ser Kämp­fer am Kreuz­zug teil (ebd., S. 342, 345)
1363 wird erst­mals die Ver­pflich­tung der Bür­ger er­wähnt, ei­nen Har­nisch zu be­sit­zen (Lau, S. 96*; II 59 § 3). 1415 ste­hen bei der Hul­di­gung für Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers auf der ei­nen Sei­te der Ober­stra­ße die Bür­ger in ie­ren har­ne­schen, auf der an­de­ren de schut­zen (ebd., S. 113). Zunft­brie­fe des 16. und frü­hen 17. Jahr­hun­dert er­wäh­nen die Ver­pflich­tung neu­er Meis­ter, ei­ne Hel­le­bar­de oder Mus­ke­te zu stel­len (ebd. Re­gis­ter s. u. Hel­le­bar­den, Mus­ke­ten). Für die Be­schaf­fung von Ka­no­nen und Schie­ß­pul­ver ist die Stadt zu­stän­dig (Wi­spling­hoff I, S. 563; J. Lan­ge, Neus­ser Schüt­zen­we­sen, Bd. 1, 1991, S. 143-148)
(1370) Ent­wurf ei­nes Bünd­nis­ver­tra­ges mit der Stadt Köln, der Neuss zur Stel­lung von 100 Mann und 25 Schüt­zen ver­pflich­tet (ebd., S. 33-35; Lau, S. 98*)
1373 be­kräf­tigt der Schieds­spruch Erz­bi­schof Ku­nos von Trier und des Köl­ner Dom­ka­pi­tels die Ver­pflich­tung der Stadt, dem Erz­bi­schof Hee­res­fol­ge zu leis­ten (Lau, S. 23f.; III 3)
1419 sagt Neuss der Stadt Köln als ei­ner Geg­ne­rin des Erz­bi­schof die Feh­de an (Lau, S. 96
mit Anm. 1)
1759 muss Neuss 4 Mann für das kur­k­öl­ni­sche Kon­tin­gent der Reichs­ar­mee aus­rüs­ten (Tü­cking, Neuss, S. 205)

3. 9 Stellung im Territorium

Das rö­mi­sche Neuss ge­hör­te zur ci­vi­tas Agrip­pi­nen­si­um. Dem Gau Nie­ven­heim an der un­te­ren Erft scheint Neuss nicht an­ge­hört zu ha­ben (Tü­cking, Neuss, S. 11; Th. Bau­er, Die mit­tel­al­ter­li­chen Gaue <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft IV/9>, 2000, S. 41). Die 877 von Kö­nig Lud­wig III. dem Klos­ter Wer­den ge­währ­te Zoll­be­frei­ung in Neuss (I 3; III 2 Zoll) deu­tet auf die Exis­tenz von Reichs­gut in die­sem Raum hin. Bis 1021 ge­lang­te die­ses an die dort wohl schon be­gü­ter­ten Erz­bi­schof von Köln und ge­hör­te da­mit zum rhei­ni­schen Du­kat der seit Erz­bi­schof Phil­ipp von Heins­berg so be­zeich­ne­ten ter­ra Co­lo­ni­en­sis (O. En­gels in: Ho­hes Mit­tel­al­ter, 1983 <Rhei­ni­sche Ge­schich­te I 3>, S. 226; W. Jans­sen, Ei­ne Ver­ein­ba­rung über d. Bi­schofs­wahl zwi­schen d. Köl­ner Dom­ka­pi­tel u. d. Land­stän­den aus d. Zeit d. Erz­bi­schofs Diet­rich v. Mo­ers. In: Stu­di­en z. 15. Jahr­hun­dert. FS f. E. Meu­then, Bd. 2, 1994, S. 996; vgl. auch REK II 502, 1286). Da die Erz­bi­schö­fe ih­re Lan­des­ho­heit in Neuss nicht voll durch­set­zen konn­ten, wur­de die Stadt nicht Sitz ei­nes Amt­man­nes. Auch die Ein­grif­fe des Hülch­ra­ther Amt­man­nes, der im 14. und 15. Jahr­hun­dert zeit­wei­se zu­gleich Neus­ser Schult­heiß war, blie­ben be­grenzt (H. Au­bin, Die Wei­stü­mer d. Kur­fürs­ten­tums Köln I: Amt Hülch­rath, 1913, S. 9 Anm. 1, 331 f.; W. Jans­sen, Zur Ver­wal­tung d. Köl­ner Erz­stifts un­ter Erz­bi­schof Wal­ram v. Jü­lich <1332-1349>. In: Aus Köl­ni­scher u. rhei­ni­scher Ge­schich­te. Fest­ga­be Ar­nold Gütt­sches, 1969, S. 33f.; ders., Stadt u. Stadt­herr am Nie­der­rhein im spä­te­ren Mit­tel­al­ter. In: RhVjbl 42, 1978, S. 199f.; Lau, S. 9*, 23*, 42*)

1242 bürgt Neuss ne­ben an­de­ren Städ­ten für die Ein­hal­tung der Frie­dens­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Erz­bi­schof Kon­rad und dem Gra­fen von Jü­lich (REK III 1056)
1263 Mit­be­sie­ge­lung des Frie­dens­schlus­ses zwi­schen Erz­bi­schof En­gel­bert II. und der Stadt Köln durch die Stadt Neuss (ebd. 2276; vgl. auch UB Köln II 462; NrhUB II 550)
1302 wer­den die Bür­ger von Bonn, Rhein­berg, Neuss und An­der­nach ver­pflich­tet, die Ein­hal­tung der Zoll­be­stim­mun­gen im Frie­dens­schluss zwi­schen Erz­bi­schof Wik­bold und Kö­nig Al­brecht I. zu über­wa­chen. Auf­he­bung die­ser Be­stim­mun­gen 1308 (REK III 3876; IV 380)
1329 Mit­be­sie­ge­lung des Frie­dens­ver­tra­ges zwi­schen Erz­bi­schof Hein­rich II. und der Stadt Köln durch die Städ­te An­der­nach, Bonn und Neuss (REK IV 1838)
1344 Sie­ge­lan­kün­di­gung van ge­bo­de uns her­ren van Col­ne der Städ­te An­der­nach, Bonn, Neuss und Rhein­berg für den Schul­den­re­ge­lungs­ver­trag zwi­schen Erz­bi­schof Wal­ram und dem Dom­ka­pi­tel (REK V 1168; vgl. auch ebd. 1172)
1345 Sie­gel­bürg­schaft der Städ­te An­der­nach, Ahr­wei­ler, Bonn, Neuss, Kem­pen und Rhein­berg für die Ver­pfän­dung des Rhein­ber­ger Zolls an das Dom­ka­pi­tel (ebd. 1213)
1351 Mit­be­sie­ge­lung des von Erz­bi­schof Wil­helm, Her­zog Jo­hann III. von Bra­bant, des­sen Sohn so­wie den Städ­ten Köln und Aa­chen für das Ge­biet zwi­schen Maas und Rhein ver­ein­bar­ten Land­frie­dens durch die dar­um ge­be­te­nen Städ­te An­der­nach, Bonn, Neuss und Rhein­berg (REK VI 166)
1362 be­kun­den Graf Ger­hard von Vir­ne­burg und sein Bru­der Adolf, dass die Städ­te An­der­nach, Bonn und Neuss ver­spro­chen ha­ben, auf die Sei­te ih­res Bru­ders Jo­hann zu tre­ten, wenn die­ser von der Mehr­heit des Dom­ka­pi­tels zum Erz­bi­schof ge­wählt wird (REK VII 3)
1362/63 land­stän­di­sche Ei­nung der Städ­te An­der­nach, Bonn, Neuss, Ahr­wei­ler und Linz zur ge­gen­sei­ti­gen Hil­fe (ebd. 340)
1365 tritt Erz­bi­schof En­gel­bert III. der nie­der­rhei­ni­schen Land­frie­dens­ei­nung von 1364 bei. Sie­ge­lan­kün­di­gung der Städ­te Bonn, Neuss, Ahr­wei­ler, Rhein­bach, Rhein­berg, Kem­pen, Uer­din­gen, Brühl und Le­che­nich (ebd. 317)
1366 ver­pflich­tet sich die Stadt Neuss, den Land­frie­den zwi­schen Maas und Rhein ein­zu­hal­ten (Lau II 65; REK VII 480)
1369 Sie­ge­lan­kün­di­gung der Städ­te Bonn und Neuss für ei­ne Ab­ma­chung über den Ver­kauf der Graf­schaft Arns­berg an das Erz­stift Köln (REK VII 927)
1392 be­schwö­ren die Städ­te Rhein­berg, Uer­din­gen, Linn, Kem­pen, Neuss, Zons, Brühl, Le­che­nich, Zül­pich, Bonn, Ahr­wei­ler, Rhein­bach, Linz und An­der­nach das Bünd­nis Erz­bi­schof Fried­richs mit Graf Adolf von Kle­ve (REK X 181)
1411 kün­digt Neuss Mit­be­sie­ge­lung des Frie­dens zwi­schen Erz­bi­schof Fried­rich und Her­zog Adolf von Berg an (REK XII 370)
1423 ga­ran­tie­ren zahl­rei­che Städ­te, un­ter ih­nen Neuss, ei­nen ver­bunt zwi­schen Kur­k­öln und Jü­lich-Berg (LAV NRW R Kk Urk 1645)
1424 be­sie­geln Neuss und Bonn ei­ne Schuld­ver­pflich­tung Erz­bi­schof Diet­richs von Mo­ers (G. Rott­hoff <Be­arb.>, Ur­kun­den­buch d. Stadt u. d. Am­tes Uer­din­gen, 1968, Nr. 384)
1444 bür­gen Bonn, An­der­nach, Neuss, Linz, Ahr­wei­ler und Rhein­bach für ei­ne für Erz­bi­schof Diet­rich von der Stadt Köln ver­kauf­te Jah­res­ren­te (Quel­len z. Ge­schich­te d. Stadt Ahr­wei­ler 856-1812, Bd. 1, 1998, 655, 733)
1450 Mit­be­sie­ge­lung des Bünd­nis­ses zwi­schen Erz­bi­schof Diet­rich, Her­zog Ger­hard von Jü­lich-Berg und Ger­hard Graf von Lo­en durch die kur­k­öl­ni­schen Städ­te An­der­nach, Bonn, Neuss, Linz, Ahr­wei­ler, Rhein­berg, Kem­pen, Rhein­bach, Zül­pich Le­che­nich, Brühl und Uer­din­gen (J. Han­sen, West­fa­len u. Rhein­land im 15. Jahr­hun­dert, Bd. 2, 1890, Nr. 30)
1463 März 16 ei­ni­gen sich das Dom­ka­pi­tel und 13 kur­k­öl­ni­sche Städ­te, dar­un­ter an 3. Stel­le Neuss, dar­auf, dass je­der neu zu wäh­len­de Erz­bi­schof be­stimm­te, im ein­zel­nen auf­ge­führ­te Punk­te, die ei­ne Art kur­k­öl­ni­sches Land­grund­ge­setz dar­stel­len, be­schwö­ren soll. Am 26. März 1463 tre­ten Edel­man­nen und Rit­ter­schaft die­ser Ver­ei­ni­gung bei (Er­b­lan­des­ver­ei­ni­gung) (G. Rott­hoff <Be­arb.>, Ur­kun­den­buch d. Stadt u. d. Am­tes Uer­din­gen, 1968, Nr. 452; NrhUB IV 325; G. Dro­ege, Ver­fas­sung u. Wirt­schaft in Kur­k­öln un­ter Diet­rich v. Mo­ers 1414-1463, 1957, S. 100-108; W. Jans­sen, Ei­ne land­stän­di­sche Ei­nung kur­k­öl­ni­scher Städ­te aus d. Jah­ren 1362/63. In: Die Stadt in d. eu­ro­päi­schen Ge­schich­te. FS Edith En­nen, 1972, S. 400f.)

Im Städ­te­kol­le­gi­um der land­stän­di­schen Ver­tre­tung des rhei­ni­schen Erz­stifts, zu der sich ca­pi­tell, edel­man­ne, rit­ter­schaft und ste­de 1463 ver­ei­nig­ten, führ­te Neuss das Di­rek­to­ri­um für das Nie­der­stift. Es ent­sand­te 3 De­pu­tier­te zu den Land­ta­gen (F. Wal­ter, Das Erz­stift u. d. Reichs­stadt Cöln, 1886, S. 73f.; K. Es­sers, Zur Ge­schich­te d. kur­k­öl­ni­schen Land­ta­ge im Zeit­al­ter d. fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on <1790-1797>, 1909, S. 13f.; K. Rup­pert, Die Land­stän­de d. Erz­stifts Köln in d. frü­hen Neu­zeit. In: AHVN 174, 1972, S. 65)

Nach den für das 16. Jahr­hun­dert er­hal­te­nen Steu­er­an­schlä­gen zahl­te Neuss un­ter den kur­k­öl­ni­schen Städ­ten die höchs­ten Steu­ern. Nach 1586 sank sei­ne Steu­er­leis­tung er­heb­lich ab. Es ran­gier­te nun meist hin­ter Bonn (vgl. zum Jah­re 1670 LAV NRW R Kk II 1135 fol. 113, 151; Wi­pling­hoff I, S. 177-182)

1467 bit­tet der ge­wähl­te Erz­bi­schof Ru­precht un­ter an­de­rem die Stadt Neuss zur Mit­be­sie­ge­lung sei­nes Bünd­nis­ses mit Her­zog Adolf von Gel­dern (NrhUB IV 334)
1470 ge­lo­ben die Städ­te An­der­nach, Linz, Bonn, Ahr­wei­ler, Neuss, Kem­pen, Linn und Uer­din­gen, nichts ge­gen die Ver­pfän­dung von Rhein­berg durch den Erz­bi­schof zu un­ter­neh­men (Quel­len z. Ge­schich­te d. Stadt Ahr­wei­ler, 856-1812, Bd. 1, 1998, S. 218, Nr. 749)
1473 be­schlie­ßen ca­pit­tell, edel­man­ne, rit­ter­schafft, ste­de, __[dar­un­ter Neuss], ind ge­meyne lant­schaft dem vom Dom­ka­pi­tel ge­wähl­ten Stifts­ver­we­ser Land­graf Her­mann von Hes­sen ge­hor­sam zu sein (NrhUB IV 363). Im glei­chen Jahr schlie­ßen Her­mann von Hes­sen, das Dom­ka­pi­tel, die Rit­ter­schaft so­wie ste­de und lant­schafft des stiffts Col­ne ein hun­dert­jäh­ri­ges Bünd­nis mit der Stadt Köln (ebd. 366)
1508 Edel­her­ren, Rit­ter­schaft und Städ­te des Erz­stifts Köln er­klä­ren, kei­ne neu­en Steu­ern wie Schatz oder Be­de be­wil­li­gen zu wol­len (ebd. 496)
1794 Kan­ton Neuss im aus Kur­k­öln und Stadt Köln ge­bil­de­ten Be­zirk (Ar­ron­dis­se­ment) (Han­sen III, S. 325f.)
1798 Haupt­ort des Kan­ton Neuss im Ar­ron­dis­se­ment Kre­feld des Ro­er­de­par­te­ment (ebd. IV 694)
1800 Mai­rie im Ar­ron­dis­se­ment Kre­feld (I 7)
1814 Bür­ger­meis­te­rei im Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ment Nie­der- und Mit­tel­rhein
1816 Bür­ger­meis­te­rei im Kreis Neuss (Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 251f.), Reg.-Bez. Düs­sel­dorf
1913 Stadt­kreis Neuss (ebd.)
1975 Kreis Neuss, seit 2003 Rhein-Kreis Neuss
Zur kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung vgl. I 7

Deutsche Grundkarte Neuss von 2000/07 im Verhältnis 1 : 5.000, Zusammensetzung der Blätter Neuss (2007), Neuss Hafen (2000), Neuss Nordwest (2007) und Neuss Krankenhaus (2007). (Katasteramt Neuss)

Plan der Stadt Neuss am Rhein um 1909 im Verhältnis 1 : 7.500, Verkleinerung, Originalmaßstab 1 : 5.000. (Stadtarchiv Neuss)

Übersichtsplan der Stadt Neuss am Rhein von 1925 im Verhältnis 1 : 10.000, angefertigt durch das Stadtvermessungsamt Neuss, Vermessungsdirektor Schweitzer. (Stadtarchiv Neuss)

Stadtplan Neuss von 1957 im Verhältnis 1 : 15.000, Vermessungs- und Planungsamt Neuß. (Stadtarchiv Neuss)

 
Zitationshinweis

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Müller, Klaus, Rheinischer Städteatlas Neuss. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-neuss.-teil-3-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5c890984db88c6.22686811 (abgerufen am 10.12.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Neuss, bearbeitet von Klaus Müller (Lieferung XVIII, Nr. 94, 2010)